Felix Hansen Wachsamkeit in der industriellen Beschaffung GABLER RESEARCH Felix Hansen Wachsamkeit in der industriellen Beschaffung Dimensionen, Determinanten und Konsequenzen Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Friedhelm Bliemel RESEARCH Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Technische Universität Kaiserslautern 2009 D 386 1. Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten © Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009 Lektorat: Claudia Jeske | Britta Göhrisch-Radmacher Gabler ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-1845-1 Geleitwort Um sich in B2B-Marketing den Beziehungsstatus als aktiver Lieferant zu sei- nen Kunden zu erhalten, muss das Unternehmen einen Vergleich zu Wettbe- werbern aushalten. Solange ein Lieferant mit seinen Angeboten und Leistun- gen vom Kunden als besser angesehen wird, er also einen wahrgenommenen komparativen Konkurrenten-Vorteil besitzt, erhält ihm dieses seinen Liefersta- tus. Aber sobald Kunden bessere Angebote entdecken und Vergleiche anstel- len, schwindet der Vorteil und ihre Lieferantenstellung wird instabil. So ist das Bessere des Guten Feind. Felix Hansen verfolgt in seinen Untersuchungen wesentliche Aspekte dieser intuitiven Grundlogik des Wettbewerbs. Seine Grundfrage lautet, wie beschaf- fende Unternehmen bessere Anbieteralternativen entdecken und welche Fol- gen ein solcher Entdeckungsprozess für Geschäftsbeziehungen birgt. Er argu- mentiert, dass Wachsamkeit gegenüber attraktiveren Anbieteralternativen ein für Unternehmen grundlegendes Phänomen sein muss, während es zu erwarten ist, dass Wachsamkeit je nach Umständen unterschiedlich ausgeprägt ist. Seine Überlegungen führen zu den folgenden Forschungsfragen: (cid:2) Wie kann das Konstrukt der Wachsamkeit aus der Entrepreneurship- Forschung in den Kontext des B2B-Marketings übertragen und ge- messen werden? (cid:2) Was bestimmt die Intensität von Wachsamkeit? (cid:2) Welche Folgen ergeben sich aus der Wachsamkeit für bestehende Ge- schäftsbeziehungen? Mit der Beantwortung der Fragen stößt der Autor in eine Forschungslücke, weil die Literatur zum Beziehungsmarketing bislang meist „das Gute“ einer Beziehung thematisiert ohne „das Bessere“ außerhalb der Beziehung zu beach- V(cid:44)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Geleitwort ten. Damit sind Aussagen in der bisherigen Literatur unvollständig, weil sie die erwähnte Wettbewerbslogik nicht einbezogen haben. In Hansens Arbeit werden Ansätze aus der Literatur zum Unternehmertum, zum organisationalen Lernen und zur sozialen Austauschtheorie mit Erkennt- nissen aus Einkäuferinterviews zu einem Gesamtmodell schlüssig zusammen- geführt. Das Modell wird anschließend empirisch mittels einer Online- Befragung überprüft. Die Ergebnisse bieten interessante und nutzenstiftende Erkenntnisse: Wachsamkeit führt zu Wissen über den Anbietermarkt. Dieses Wissen wird in bestehende Beziehungen als Machtfaktor eingebracht. Anbie- ter, die sich wachsamen Kunden gegenüber sehen, müssen sich so stetig dem Markt anpassen, um in bevorzugter Lieferantenposition zu bleiben. Insgesamt lassen sich mit dem Konstrukt der Wachsamkeit Dynamiken in Geschäftsbe- ziehungen besser erklären. Die vorliegende Dissertation bereichert den wissenschaftlichen Dialog und bietet zudem Praktikern strategische Hinweise. Ich wünsche der Arbeit daher eine weite Verbreitung in Wissenschaft und Praxis. Prof. Dr. Friedhelm Bliemel Vorwort Als ich als an den Lehrstuhl für Marketing der TU Kaiserslautern kam, begann ich mich tiefgehend mit dem B2B-Beziehungsmarketing zu befassen. Eine Frage, die sich mir stellte war: Führt Liebe - d.h. Vertrauen, Commitment, Loyalität etc. - in bestehenden Partnerschaften zwischen zwei Unternehmen zur Blindheit? Ob, wie, unter welchen Umständen bzw. mit welchen Folgen Unternehmen mit attraktiveren Lieferanten „flirteten“, schien unerforscht. Der Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist, dass Unternehmen in Abhän- gigkeit verschiedener Faktoren gegenüber alternativen Produktanbietern wachsam sind und aus dieser Wachsamkeit Marktwissen gedeiht, welches wiederum einen Effekt auf bestehende Geschäftsbeziehungen hat. Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Kaiserslautern im April 2009 als Dissertation ange- nommen. Mein besonderer Dank bei der Entstehung der Arbeit gebührt mei- nem Doktorvater Prof. Dr. Friedhelm Bliemel. Seine Anregungen und wertvol- len Hinweise haben wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. In be- sonderer Weise bedanke ich mich für die großen Freiräume und Entfaltungs- möglichkeiten, die meinen Kollegen und mir unter Prof. Bliemel zuteil wur- den. Prof. Dr. Stefan Roth danke ich herzlich für seinen Einsatz als Zweitgut- achter und die stets offene Tür auch nach meiner aktiven Zeit als wissenschaft- licher Mitarbeiter. Meine Zeit am Lehrstuhl war äußerst lehrreich und prägend. Mein Dank gilt ferner dem gesamten Team des Marketinglehrstuhls – allen voran meinen Vorgängern, Nachfolgern und damaligen Kollegen: PD Dr. Ge- org Fassott und Dr. Jörg Henseler standen mir stets mit ihrem profunden Wis- sen in Marketing- und Methodikfragen zur Seite. Dr. Stefan Worm, Dipl.- Wirtsch.-Ing. David Zitzlsperger und Dipl.-Wirtsch.-Ing. Thomas Robbert danke ich für die anregenden Diskussionen und die kollegiale Unterstützung in VIII Vorwort allen Lebenslagen. Ein Dank für wertvolle gedankliche Anstöße gilt auch dem Team um Prof. Dr. Michael Beverland vom Royal Melbourne Institute of Technology, an dem ich ein halbes Jahr mit großzügiger Förderung des DAAD verbringen durfte. Mein tiefer Dank gilt meiner Familie. Meinen Eltern bin ich für ihre uneinge- schränkte Förderung meiner Ausbildung und ihre liebevolle Unterstützung in allen Lebensphasen ungemein dankbar. Felix Hansen Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung............................................................................................1 1.1 Forschungsmotivation...................................................................1 1.2 Zielsetzung....................................................................................4 1.3 Aufbau der Arbeit.........................................................................6 2 Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen......................................9 2.1 Forschungskonzeption der Arbeit.................................................9 2.1.1 Theoretischer Pluralismus.............................................................9 2.1.2 Deduktive und induktive Methoden zur Erkenntnisgewinnung.................................................................10 2.2 Bedeutung des Begriffs der Wachsamkeit..................................13 2.2.1 Grundlegendes Begriffsverständnis............................................13 2.2.2 Abgrenzung von Wachsamkeit zu verwandten Konzepten.........17 2.2.2.1 Abgrenzung zur fokussierten Suche.............................17 2.2.2.2 Abgrenzung zum Opportunismus.................................20 2.3 Bedeutung der Beschaffungsfunktion in Unternehmen..............23 3 Theoretischer Bezugsrahmen............................................................27 3.1 Entrepreneurship-Forschung.......................................................27 3.1.1 Unternehmertum als Gegenstand wirtschaftswissenschaftlicher Betrachtungen.............................27 3.1.2 Ausgewählte Konzepte in der Entrepreneurship-Forschung......31 3.1.2.1 Cantillon als Begründer der Entrepreneurship- Forschung......................................................................32 3.1.2.2 Schumpeter und Kirzner als Vertreter der Marktprozesstheorie......................................................34 3.1.2.3 Knight als Vertreter der Chicagoer Schule..................38 X Inhaltsverzeichnis 3.1.3 Bedeutung des Unternehmertums für die organisationale Beschaffung.................................................................................39 3.2 Theorien des Lernens..................................................................41 3.2.1 Individuelles Lernen....................................................................42 3.2.2 Organisationales Lernen..............................................................44 3.2.2.1 Grundlagen organisationalen Lernens...........................44 3.2.2.2 Exploration und Exploitation........................................48 3.2.2.3 Exploration in der Beschaffung....................................51 3.3 Austauschtheorie.........................................................................52 3.3.1 Grundlagen der Austauschtheorie................................................52 3.3.2 Ausgewählte Konzepte und ihre Bedeutung für das B-to- B-Marketing................................................................................54 3.3.2.1 Interaktion als Austausch.............................................54 3.3.2.2 Alternativen als Referenzstandards für Austauschbeziehungen...................................................55 3.3.2.2 Macht in Austauschbeziehungen...................................60 4 Modellentwicklung............................................................................65 4.1 Methodische Grundlagen und Ablauf der qualitativen Studie.....65 4.1.1 Definition und Kennzeichen qualitativer Forschung...................65 4.1.2 Verbindung qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden...................................................................67 4.1.3 Qualitative Studie im Rahmen der Modellentwicklung...............71 4.1.3.1 Erhebungsmethode........................................................71 4.1.3.2 Datengrundlage.............................................................72 4.1.3.3 Ablauf der Interviews....................................................74 4.1.3.4 Auswertungsverfahren..................................................76 4.1.3.5 Gütebeurteilung............................................................78 4.2 Konzeptualisierung von Wachsamkeit.........................................81