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Vorarbeiten zur Geschichte Israels, Heft 1: Die vorexilischen Gesetze Israels. Im Zusammenhang seiner kulturgeschichtlichen Entwicklung PDF

156 Pages·1928·10.525 MB·German
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DIE VOREXILISCHEN GESETZE ISRAELS IM ZUSAMMENHANG SEINER KULTURGESCHICHTLICHEN ENTWICKLUNG VORARBEITEN ZUR GESCHICHTE ISRAELS. HEFT 1 VON A B R AM M E N ES BERLIN 1928 VERLAG VON ALFRED TÖPELMANN IN GIESSEN BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FUß DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT 50 Alle Rechte, inabesondere das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Printed in Gennany. DEM ANDENKEN HUGO GRESSMANNS GEWIDMET Yorwort. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme der altisraelitischen Geschichte sind von der bisherigen Forschung ganz stiefmütterlich be- handelt worden. Dem Alttestamentler fehlt zumeist das Interesse für diese dem theologischen Gesichtskreise ganz fernliegenden Probleme, den Volkswirtschaftlern hingegen, die sich mit der altisraelitischen Ge- schichte befaßt haben, fehlte das notwendige philologische Rüstzeug, um hier selbständig vorgehen zu können. Das Beste, was überhaupt bisher zu diesen Fragen gesagt worden ist, gehört der Feder von ED. HEYES. Ihm gebührt auch das Verdienst, das Hauptproblem der altisraelitischen Geschichte, die levitisch-prophetische Bewegung und ihren Zusammenhang mit der großen sozialen Krise des neunten Jahr- hunderts, zuerst richtig erkannt und gewürdigt zu haben. Die Arbeit von MAX WEBEB hingegen „Das antike Judentum" enthält zwar eine Fülle äußerst wertvoller Anregungen und Gedanken, bewegt sich aber immer noch in den alten Bahnen und hat insbesondere die eigenartige soziale und wirtschaftliche Struktur des alten Israel völlig verkannt. Sonst sind keine Arbeiten zu verzeichnen, die unser Wissen auf diesem dunklen aber äußerst wichtigen Gebiete der altisraelitischen Geschichte auch nur einigermaßen gefördert hätten. Nicht einmal die großen sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen der letzten Jahre haben den Blick der Gelehrten auf diese Probleme zu lenken vermocht. Auch heute noch sind es fast ausnahmslos Außenseiter, die sich mit diesen Fragen beschäftigen und daher tragen auch alle derartigen Arbeiten durchaus kompilatorischen Charakter. Statt dessen hat sich in den letzten Jahren eine Bewegung breit gemacht, die in dem Rufe „Los von Wellhausen" das Heil unserer Wissenschaft erblickt; dieser Richtung haben sich in jüngster Zeit sogar Gelehrte von Ruf und Rang wie W. STAERK und M. LÖHB angeschlossen. Nun soll keineswegs behauptet werden, daß WELLHAUSEN gar nicht revisionsbedürftig sei. Was aber unserer Wissenschaft heute nottut, ist nicht die Rückkehr zu vorwellhausiani- schen Auffassungen, sondern die Fortführung der durch die wellhausiani- sche Schule erfolgreich begonnenen Arbeit und ihre Ergänzung durch eine sozialpolitische Analyse der alttestamentlichen Quellen. Der Fehler WELLHAUSENS bestand nicht darin, daß er mit der Tradition zu radikal gebrochen hat, sondern umgekehrt darin, daß auch er noch der alten Tradition viel zu viel Tribut gezahlt hat. VI Vorwort. Man beruft eich neuerdings vielfach auf den Kodex Hammurabi sowie auf die assyrischen und hethitischen Gesetze. Aber das Vorhandensein alter Gesetzessammlungen in Babylonien und Assyrien läßt über die Entstehungszeit der Gesetze des Pentateuch ebensowenig Schlüsse zu, •wie PLATO und AEISTOTELES für die Entstehungszeit der Philosophie der Renaissanceperiode. Auch unsere europäischen Nationen haben von der griechisch-römischen Kultur mindestens ebensoviel geerbt •wie die Israeliten von den alten Babyloniern und Ägyptern. Trotzdem bedurfte es eines Jahrtausends, bis wir an die alte griechische Kultur anschließen konnten. Daher ist es auch Pflicht des Alttestamentlers, in erster Linie die innere politische und kulturelle Entwicklung des israelitischen Volkes und die Besonderheiten seiner sozialen und wirt- schaftlichen Struktur zu beachten. Damit soll indessen einer isolierten Betrachtung der israelitischen Geschichte keineswegs das Wort geredet werden; aber das Licht kommt nicht nur vom Osten, sondern die Ge- schichte des demokratischen Griechenlands ist weit mehr geeignet, das Dunkel der israelitischen Gcschichte aufzuhellen, als die Geschichte der ihren sozialen und politischen Verhältnissen nach ganz anders gearteten altorientalischen Kulturstaaten. Die vorliegende Arbeit eröffnet eine Reihe von Untersuchungen zur alttestamentlichen Literatur, die den Zweck haben, Kultur und Religion des israelitischen Volkes im Lichte seiner sozialen und wirt- schaftlichen Entwicklung zu betrachten. Ich habe nicht ohne Absicht mit der Analyse der Gesetzessammlungen begonnen, weil hier die Not- wendigkeit einer zusammenhängenden Behandlung klar vor Augen liegt. Das nächste Heft, das die Erzählungen des Hexateuch behandelt, wird voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres dem Drucke übergeben werden können. Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimrat Professor EDUAKD MEYEB für vielfache Anregung und Förderung an dieser Stelle meinen innigsten Dank auszusprechen. Dem Andenken des leider so frühzeitig dahingeschiedenen HUGO GBESSMANN, dem ich als Lehrer und Menschen außerordentlich viel verdanke und der vorliegende Arbeit in die „Beihefte" aufgenommen hat, ist dies Buch gewidmet Be- sonderen Dank schulde ich ferner der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft" für die Bewilligung einer Druckuntersützung und dem jetzigen Herausgeber der „Beihefte" Herrn Prof. JOH. HEMPEL für Rat und Hilfe während der Drucklegung. Berlin, den 12. Mai 1928. Abram Menes. Inhalt. Seite Vorwort V— VI Priester und Leviten 1— 19 Dag Bnndesbuch 20— 45 Der Dekalog 46— 62 Das Deuteronomium 63—141 Die Entstehnngszeit des Deuteronomiums 53— 77 Die Analyse der deuteronomischen Gesetze (12—26) 78—127 Die sozialen Bestimmungen 78— 87 Der Staat und seine Organe 88— 96 Die Zentralisation des Kultus 97—108 Die Kriegsgesetze 109—113 Die religiös-kultischen Vorschriften 114—116 Straf-, Zivil- und Familienrecht 117—125 Der Rahmen des Deuteronomiums 126—141 Stellenregister . . . 142 Priester und Leviten. Die Priester werden von den meisten Forschern als die Träger der Rechtsprechung in Israel angesehen; sie gelten darum auch als die Verfasser der Gesetzessammlungen des Pentateuchs. Es empfiehlt sich daher, den folgenden Untersuchungen über die vorexilischen Ge- setzessammlungen einige Bemerkungen über Priester und Leviten und ihr Verhältnis zueinander vorauszuschicken. Der Pc scheidet das Kultuspersonal in höhere und niedere Tempel- diener, die ersteren, denen allein das Recht des Opferns zusteht, werden Kohanim, die letzteren dagegen, die nur den niederen Tempeldienst versehen, Leviten genannt. Nun ist längst erkannt, daß dieser Unter- schied erst jüngeren Ursprungs ist, die vorexilische Zeit kennt ihn jedenfalls noch nicht. Diese Degradierung eines Teiles der Priester- schaft zu niederen Tempeldienern wird mit Recht auf die deuterono- mische Reform zurückgeführt, die die Landheiligtümer abgeschafft und den ganzen Kultus in Jerusalem zentralisiert hatte. Die Priester der Heiligtümer, die seitdem als illegitim galten, konnten sich demselben Schicksal nicht entziehen; auch sie wurden fortan als des eigentlichen Jahvedienstes unwürdig und nur des niederen Tempeldienstes fähig be- trachtet. Es ist bekannt, daß noch das Deuteronomium die Gleich- berechtigung der Landpriester fordert; die jerusalemischen Priester haben aber trotz der eindeutigen Bestimmung des Deuteronomiums ihre Wünsche durchgesetzt Bei Ezechiel scheint dieser Tatbestand noch ganz deutlich hindurch. Es wäre aber verfehlt aus diesem Grunde mit den meisten Porschern anzunehmen, daß die vordeuteronomische Zeit überhaupt keinen Unterschied zwischen Leviten und Priestern kannte. "Weiß doch auch die jahvistische Schicht von Kämpfen zwischen Priestern und Leviten oder, was dasselbe ist, zwischen Aharon und Mose zu erzählen, wie Ex 32 und Num 12 zeigen. Es ist das Verdienst von ED. METEB, daß er die Verschiedenheit der Leviten von den Priestern richtig er- kannt und auf ihre große Bedeutung für die Geschichte der israeliti- schen Religion hingewiesen hat In einigen wesentlichen Punkten jedoch Beihefte z. ZAW 50 1 2 Priester und Leviten. kann ich ihm nicht folgen, insbesondere was den Ursprung der Leviten betrifft und, was damit aufs engste zusammenhängt, in der Meinung, daß die jahvistische Bewegung, die im Levitismus ihren höchsten Ausdruck fand, ihren Ursprung im Süden hatte und erst von dorther in Nord- israel eingedrungen sei. Man ist vielmehr berechtigt, das Gegenteil zu vermuten; denn die ersten Propheten Elia, Arnos und Hosea, treten uns in Nordisrael entgegen. Priester wie Leviten leiten sich beide vom Stamme Levi ab, der nach alter Tradition von Hause aus mit dem Priesterberuf nichts zu tun hatte und erst später zu einem geistlichen Stamm geworden ist. Eine solche Umwandlung eines ursprünglich weltlichen Stammes in einen geistlichen ist aber ganz unwahrscheinlich; daran können auch die Erklärungen der Modernen, die diesen Übergang als Folge der Katastrophe bei Sichern (Gen 34) plausibel zu machen versuchen — ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit dieser Sichemgeschichte selbst — nichts Wesentliches ändern. Es fragt sich deshalb: liegen uns wirk- lich authentische Zeugnisse für diese Auffassung von dem ursprünglich weltlichen Charakter der Leviten vor? Als älteste Nachricht über die Leviten wird mit Recht der Levi- spruch im Jakobsegen Gen 49, 5—7 angesehen. Dieser soll, nach der Meinung der meisten Gelehrten, den weltlichen Stamm Levi im Auge gehabt haben; denn von den geistlichen Aufgaben der Leviten ist hier noch keine Rede. Der Levispruch lautet: Simeon und Levi die Brüder, Werkzeug des Frevels sind ihre 1 In ihren Rat komme nicht meine Seele, Zu ihrer Versammlung geselle sich nicht mein Herz, Denn in ihrem Zorn haben sie Männer gemordet Und in ihrem Mutwillen Stiere verstümmelt. Verflucht sei ihr Zorn, daß er so heftig, Und ihr Grimm, daß er so grausam ist. Ich will sie verteilen in Jakob Und zerstreuen in Israel. Seit altersher wird dieser Spruch mit Gen 34, der Sichemgeschichte, wo ebenfalls von Simeon und Levi die Rede ist, in Zusammenhang gebracht; Jakob verflucht seine Söhne deswegen, weil sie Sichern frevelhafterweise getötet haben. Man glaubt sogar diesen Spruch ge- schichtlich deuten zu können. Simeon und Levi seien später der Rache der Kanaanäer verfallen, wodurch ihr Stammverband zerschlagen und 1 Die Bedeutung von orrn-oe ist unklar, vgl. die Kommentare.

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