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Vor der Revolution geflohen: Exil im literarischen Diskurs nach 1789 PDF

256 Pages·1997·6.649 MB·German
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Regino Köthe Vor der Revolution geflohen Regina KÖlhe Vor der Revolution geflohen Exil im literarischen Diskurs nach 1789 Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Klaus Siebenhaar ~ Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - ClP-Einheitsoufnahme Köthe, Regina: Vor der Revolution geflohen: Exil im literarischen Diskurs nach 1789 / Regina Köthe. Mit einem Geleitw. von Klaus Sieben haar. - Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 1997 IDUV : literaturwissenschaft) Zugi.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1996 D 188 © Springer Fachmedien Wiesbaden 1997 Ursprünglich erschienen bei Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden 1997. Lektorat: Claudia Splittgerber Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzu I.ässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektron ischen Systemen. Satz und Layout: Frank Odening Gedruckt auf chlorarm gebleichtem und säurefreiem Papier ISBN 978-3-8244-4212-6 ISBN 978-3-663-09119-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-09119-6 Emigration und Existenz Die Exilforschung hat in den letzten Jahren ihr Explorationsgebiet in histori scher wie literaturästhetischer Hinsicht erheblich erweitert und neue Schwer punkte sowohl im Hinblick auf transdisziplinäre als auch komparatistische Fragestellungen gesetzt. Die kulturgeschichtliche Aufarbeitung verschiedener Exilsituationen seit der Antike mit ihren mentalitätsspezifischen und lebens weltlichen Implikationen (Exil als Lebensform), die Analyse des ästhetischen Diskurses im Kontext der unterschiedlichsten soziopolitischen Rahmenbedin gungen (Exil als Schreibstrategie und poetische Ausdrucksform) sowie die Untersuchung der differenten kommunikationstheoretischen und -geschicht lichen Bedingungsfaktoren konnten seit Ende der achtziger Jahre der durch einseitige weltanschauliche wie literaturpolitische Fixierungen festgefahrenen Exilforschung neue Impulse verleihen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Arbeit zur »Emigration als Thema in der deutschen literatur und die Exillite ratur nach 1789« von Regina Köthe zu würdigen, versucht sie doch, ein bis her vernachlässigtes Kapitel in der Geschichte des literarischen Exils aufzu hellen und zu dokumentieren: Ganz unpräteniös wird der Frage nachgegan gen, wie sich in den ausgewählten Texten - gleichsam multiperspektivisch aus dem Blickwinkel der Betroffenen, der französischen Flüchtlinge also, wie der deutschen Beobachter - die historische Erfahrung der Französischen Revolu tion niederschlägt. Neben der breiten, gründlich erschlossenen Material- und Quellenbasis sind es die Epochensignaturen in den weltanschaulichen, menta litätsgeschichtlichen und poetologischen Feldern, die das konkrete Interpreta tionsraster bilden und so auch eine kleine Kulturgeschichte um 1800 in Zei ten von Emigration und Exil entstehen lassen. Aus der detailgenauen Rekon struktion der literarischen Handlungen erwächst eine ganzheitliche Betrach tungsweise zu Existenz- und Schreib formen des Exils. Daß dabei ein ver nachlässigter Aspekt der Rezeptionsgeschichte der Französischen Revolution erstmals zusammenhängend und in interkulturellem Diskurs Frankreich - Deutschland aufgearbeitet wird, versteht sich sozusagen von selbst. »Geschichte unter wechselndem Blick« zu untersuchen (Eberhard Läm mert) - dieser notwendigen Selbstverpflichtung, nicht nur der historischen Exilforschung, wird Regina Köthes Studie vollauf gerecht, und schon deshalb wünsche ich ihr ebenso kundige wie sensible Leser, die diesen Mehrwert an Erkenntnis geschichtlicher Einsicht zu nutzen wissen. Klaus Siebenhaar v Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im SS 1996 als Dissertation am Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin eingereicht und anerkannt. Zu dan ken habe ich vor allem meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. Klaus Siebenhaar, dessen Anregungen und Unterstützung mir eine wertvolle Hilfe waren. Eben so bedanke ich mich bei Prof. Dr. Hermann Haarmann, der mich ermutigte, in der Exilforschung neue Wege zu gehen und in fachlichen Diskussionen mir wichtige Hinweise gab. Bei den Recherchen waren mir besonders die Mitarbeiter der Bibliotheque Nationale de Paris und der Staats bibliothek Berlin behilflich, auch ihnen gebührt mein Dank. Eine großartige Unterstützung waren meine Kollegen und Freunden, mit denen ich immer wieder fachliche Fragen diskutiert habe und die mir auch in technischen Fragen behilflich gewesen sind. Regina Köthe VII Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Methodischer Ansatz .................................... 6 1.1. Roman als »Spiegel der Welt« .......................... 6 1.2. Literatur zur Emigration .............................. 9 1.3. Schriftsteller im Exil nach 1789 ........................ 14 2. Exil während der Französischen Revolution ................... 17 2.1. Einführung - Historischer und historiographischer Überblick . . . 17 2.2. Deutschland als Aufnahmeland ........................ 20 2.3. Emigration wird zum Exil - Die politisch-soziale Dimension der Auswanderung ........................ 24 3. August Lafontaine -Ein Bestseller zum Exil ................... 27 3.1. KJara du Plessis und KJairant (1794) - Zur zeitgenössischen Rezeption ....................................... 27 3.2. Privates Schicksal und epochales Ereignis ................. 33 3·3· Die Perspektive des Mitleids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3-4. Liebesintrige und Revolution .......................... 41 3.5. Theater als Handlungs- und Strukturelement des Romans ..... 46 3.6. Der Revolutionär und die Verbannte .................... 52 3.6. I. Emigration bedeutet Trennung ........................ 52 3.6.2. Klara - Empfindsamer Seelenadel ...................... 54 3.6.3. Klairant - Ein bürgerlicher Held ....................... 56 3.7. Exil - Die Grenzen einer Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.7. I. Bürger oder Edelmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.7.2. Vaterland oder Liebe ............................... 63 3.7-3- Der Krieg als tragischer Höhepunkt ..................... 65 3.8. Resümee - Eine politische Familien- und Liebesgeschichte ..... 67 IX 4. Johann Wolfgang von Goethe -Aus deutscher Sicht ............ 70 4.1. Ein Stück »Unterhaltungsliteratur«? - Zur Forschung ........ 7° 4.2. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (179) und die Publikation in den Horen ....................... 72 4.2.1. Die Zusammenarbeit von Goethe und Schiller in den Horen ... 72 4.2.2. Gegen den »Parteigeist« - heißt das unpolitisch sein? ......... 78 4+ Eine Novelle über Flüchtlinge ......................... 8 I 4+ 1. Der Verlust der Beobachterposition ..................... 8 I 4.3.2. Die Rahmenhandlung als Konzept von »Gesprächskultur« und Geselligkeit ................................... 87 4.3+ Der »politische Diskurs« als Störung .................... 89 4-4. Die Konstituierung einer »Gesprächsgesellschaft« ........... 93 4. ) . Der Rückgriff auf die französische Salonkultur ............. 9) 4.6. Resümee - Die Gattung Novelle und das Exil ............. 101 5. Isabelle de Charriere -Die Beobachterin .................... 103 ).1. Eine Kosmopolitin in der Schweiz ..................... 103 ).2. Die Perspektive einer »femme de lettres« ................ 10) ) .2.1. Eine Schriftstellerin greift ein ........................ 10) ) .2.2. Exkurs: Eine Emigrantenkomödie aus der Schweiz ......... 107 ) .2+ Zwischen Publizistik und Literatur - Lettres trouvees dans la neige (1794) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I 14 ).3. Zwischen den Fronten - Brieft aus den Papieren einiger Emigrirten (1794) .................................. II7 H.1. Zur Publikation in den Friedens-Präliminarien .............. 117 ).3.2. Fundstücke - Briefe als fiktive Dokumente ............... 120 ).3.3. Zur Funktion der Empfindsamkeit ..................... 123 ).3-4. Die Kritik am Adel und die Etablierung der »Tugend des Herzens« ............................. 128 ).3.). Die Sicht des empfindsamen Jakobiners ................. 13 2 ).3.6. Exil - Isolation und Anpassung ....................... 136 ) ·4. Liebe und Freundschaft als soziale Konstanten ............ 139 x 6. Stephanie de Genlis -Eine Literatin in der Fremde ............. 143 6.1. Eine Revolutionsanhängerin geht ins Exil ................ 143 6.2. Exil und Öffentlichkeit ............................. 149 6.2.1. Ein historischer Roman wird zum Skandal - Les Chevaliers du Cygne (179) ......................... 149 6.2.2. Emigration, Heimat, Nation - Pricis de ma conduite (1796) ..... 1)4 6+ Politik und Erziehung - Les petits emigris (1798) ............ 160 6.3.1. Emigrantengruppen und »Parteigeist« ................... 160 6.3.2. Die richtige Erziehung ............................. 16) 6.3+ Eugene - Verlassen und betrogen ...................... 168 6.3.4. MeIanie - Politisieren ist gefährlich ..................... 170 6.3.). Ulrike de Zurlach - Die Folgen einer demokratisch-jakobinischen Erziehung .................. 172 6.3.6. Comtesse de Lucre - Die Entwicklung zur Bürgerin ........ 174 6.3.7. Mme de Palmene - Innere Emigration .................. 178 6.4. Selbstbehauptung im Exil ........................... 181 6.4.1. Rehabilitationsversuch der Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 6-4.2. Stephanie de Genlis und die Berliner Salonkultur .......... 182 6.4.3. Ein Reiseführer für Flüchtlinge - Le Manue! du vqyageur (1799) .. 18) 7. Senac de Meilhan -Der Royalist .......................... 191 7. I. Der Amtsadel geht ins Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 7.2. Ein Roman aus dem Exil - L'Emigri (1797) .............. 194 7.2.1. Zur Entstehung und zur Gattung ..................... 194 7.2.2. Roman und Geschichte ............................. 199 7.2.3. Solidarität und Mitgefühl - Zwei deutsche Frauenfiguren ..... 201 7+ Französische Revolution und Exil ..................... 204 7.3.1. Personalisierte Kritik . . . . . . . . . . . . ................... 204 7.3.2. Exil und Konterrevolution .......................... 207 7.3+ Gewalt der Revolution ............................. 210 7.4. Exil als soziales und politisches Phänomen ............... 21) 7.4.1. Auf der Flucht ................................... 21) 7.4.2. Zur sozialen Situation - Armut im Exil ................. 218 7.). Resümee - Der Rückblick im Roman ................... 221 Resümee ............................................. 223 Bibliographie .......................................... 229 XI Einleitung Wie wird in einer Zeit, in der Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit zen trale Themen in Europa sind, mit den Rechten von Flüchtlingen umgegan gen? Wie nimmt sich die deutsche Literatur dieses Gegenstandes an, welche Typologie des Exils läßt sich für den Zeitraum von 1789 bis 1800 entwickeln? Die Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution in der deutschen Literatur ist auch eine mit dem Gegenstand Exil. Sie ist wieder ins Gedächtnis der heutigen Literaturgeschichte zu rufen und als ein Aspekt der Kulturge schichte des europäischen Exils anzuerkennen, an dem Deutschland mittelbar Anteil nimmt. Zum historischen Verständnis über den Umgang mit Flüchtlin gen in Deutschland gehört ebenso diese kurze Phase nach 1789, der wenige Jahrzehnte später die Emigration deutscher Schriftsteller des Vormärz nach Frankreich, vor allem nach Paris, folgt. Auch wenn Jean-Noel Jeanneney anläßlich des Bicentenaire der Französi schen Revolution 1989 schreibt, eine Errungenschaft der Revolution für Frankreich sei »die Ablehnung gesellschaftlichen Ausschlusses, sei es aus reli giösen, rassischen oder anderen Gründen«l, so gehört die Verbannung als eine Form der Ausgrenzung von Menschen jedoch zu den Erscheinungen, die die Revolution begleiten und mit denen Deutschland durch die Flüchtlinge konfrontiert ist. »Die Revolution hat ganz das Anziehende eines Romans«2 - und die Emi gration ebenso, könnte man hinzufügen. Gerade der Roman wird als literari sche Gattung im 1 8. Jahrhundert für die Darstellung der Zeitgeschichte genutzt, und so ist das Exil eines der Motive der Französischen Revolution, das in der deutschen Erzählliteratur aufgegriffen wird. Das Verhältnis von Geschichte und Literatur drückt sich darin aus, daß sowohl historiographische wie fiktionale Texte imaginativer Kompositionsele mente bedürfen, weil, wie Eberhard Lämmert feststellt, »erst ein Mindestmaß an Imagination eine zusammenhängende Darstellung von vergangenen Zuständen und erst recht von Handlungen möglich macht«.3 Zitiert aus dem Informationsblatt des Institut Franfais Berlin anläßlich des Bicentenaire, Berlin 1989, [ohne Seitenangaben]. 2 Johann Wilhelm von Archenholz, »Betrachtungen über den gegenwärtigen Krieg, über Frie drich den Großen über Kriegsthaten«, in: Minerva 7 (1793), S. 199. 3 Eberhard Lämmert, »Geschichte unter wechselndem Blick«, in: Hartmut Eggert/Ulrich Profitlich/Klaus R. Scherpe (Hgg.), Geschichte als Literatur. Formen und Grenzen der Repräsenta tion, Stuttgart 1990, S. 415-423, S. 416.

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