ebook img

Von der nationalen zur internationalen Literatur: Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration (Amsterdamer Beitrage zur Neueren Germanistik) PDF

369 Pages·2009·2.37 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Von der nationalen zur internationalen Literatur: Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration (Amsterdamer Beitrage zur Neueren Germanistik)

Von der nationalen zur internationalen Literatur Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration A B 69 9 m s t e rd A m e r e i t r ä g e 0 g 0 z u r n e u e re n e r m A n i s t i k 2 Herausgegeben von Norbert Otto Eke Martha B. Helfer Gerhard P. Knapp Gerd Labroisse Von der nationalen zur internationalen Literatur Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration Herausgegeben von Helmut Schmitz Amsterdam - New York, NY 2009 Die 1972 gegründete Reihe erscheint seit 1977 in zwangloser Folge in der Form von Thema-Bänden mit jeweils verantwortlichem Herausgeber. Reihen-Herausgeber: Prof. Dr. Norbert Otto Eke Universität Paderborn Fakultät für Kulturwissenschaften, Warburger Str. 100, D - 33098 Paderborn, Deutschland, E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Martha B. Helfer Rutgers University 172 College Avenue, New Brunswick, NJ 08901 Tel.: (732) 932-7201, Fax: (732) 932-1111, E-mail: [email protected] Prof. Dr. Gerhard P. Knapp University of Utah Dept. of Languages & Literature, 255 S. Central Campus Dr. Rm. 1400 Salt Lake City, UT 84112, USA E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Gerd Labroisse Sylter Str. 13A, 14199 Berlin, Deutschland Tel./Fax: (49)30 89724235 E-Mail: [email protected] Cover Image: Pieter Brueghel d. Ä. ‘Der Turmbau zu Babel’. © Kunsthistorisches Museum, Wien All titles in the Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik (from 1999 onwards) are available online: See www.rodopi.nl Electronic access is included in print subscriptions. The paper on which this book is printed meets the requirements of “ISO 9706:1994, Information and documentation - Paper for documents - Requirements for permanence”. ISBN: 978-90-420-2582-0 ©Editions Rodopi B.V., Amsterdam – New York, NY 2009 Printed in The Netherlands Inhaltsverzeichnis Helmut Schmitz:Einleitung: Von der nationalen zur internationalen 7 Literatur I. Historisches 17 Jürgen Joachimsthaler:“Undeutsche” Bücher: Zur Geschichte 19 interkultureller Literatur in Deutschland II. Begriffliches 41 Karl Esselborn:Neue Zugänge zur inter/transkulturellen 43 deutschsprachigen Literatur Volker C.Dörr:‘Third Space’vs. Diaspora. Topologien transkul- 59 tureller Literatur Alexandra Lübcke:Enträumlichungen und Erinnerungstopographien: 77 Transnationale deutschsprachige Literaturen als historiographisches Erzählen III. Deutsch-türkische Literatur und Film 99 Sandra Vlasta:Das Ende des ‘Dazwischen’– Ausbildung von 101 Identitäten in Texten von Imran Ayata, Yadé Kara und Feridun Zaimog˘lu Karin E.Yes¸ilada:‘Nette Türkinnen von nebenan’– Die neue 117 deutsch-türkische Harmlosigkeit als literarischer Trend Margaret Littler:Profane und religiöse Intensitäten: Die islamische 143 Kultur im Werk von Emine Sevgi Özdamar und Feridun Zaimog˘lu Jim Jordan:Orientalismus, umgepolt? Zum Gebrauch des Exotismus 155 und des Fantastischen in Werken der Diaspora-Literatur Maha El Hissy:Transnationaler Grenzverkehr in Fatih Akins Gegen 169 die Wandund Auf der anderen Seite IV. Ost- und Südosteuropa 187 Boris Previs˘ic´:Poetik der Marginalität: Balkan Turngefällig? 189 Aigi Heero:Zwischen Ost und West: Orte in der deutschsprachigen 205 transkulturellen Literatur Christoph Meurer:“Ihr seid anders und wir auch”: Inter- und 227 transkulturelle Russlandbilder bei Wladimir Kaminer Michaela Haberkorn:Treibeisund Weltensammler: Konzepte nomadi- 243 scher Identität in den Romanen von Libus˘e Moníková und Ilija Trojanow 6 Terry Albrecht:Erzählerische und sprachliche Nähe. Bilder 263 interkultureller Erfahrungen in den Texten von Terézia Mora und Yoko Tawada Ernst Grabovszki:Österreich als literarischer Erfahrungsraum 275 zugewanderter Autorinnen und Autoren V. Deutsch-jüdische Literatur im europäischen Raum 293 Hans-Joachim Hahn:‘Europa’als neuer ‘jüdischer Raum’? – Diana 295 Pintos Thesen und Vladimir Vertlibs Romane Katrin Molnár:“Die bessere Welt war immer anderswo”. Literarische 311 Heimatkonstruktionen bei Jakob Hessing, Chaim Noll, Wladimir Kaminer und Vladimir Vertlib im Kontext von Alija, jüdischer Diaspora und säkularer Migration Heinz-Peter Preußer:Europäische Phantasmen des Juden: Shylock, 337 Nathan, Ahasver Autoren 359 Helmut Schmitz Einleitung: Von der nationalen zur internationalen Literatur Die internationalen gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und demographischen Entwicklungen der lezten Jahrzehnte haben aus Deutschland längst eine Einwanderungsgesellschaft von zunehmender ethnischer und kul- tureller Heterogenität gemacht. “Jeder 4. Bürger ist Migrant”, berichtete der STERNim Mai 2007 und gab die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund mit 15.3 Millionen bzw. 18.6% an.1 Damit ist Deutschland wohl das Land mit dem größten Migrantenanteil in Europa.2Mit dem zunehmenden Wandel der deutschen Gesellschaft zu einer globalisierten, polykulturellen Kultur gibt es in den letzten Jahren im literarischen und akademischen Betrieb eine zunehmende Sensibilisierung für den Beitrag von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zur Gegenwartsliteratur, deren Muttersprache nicht oder nicht nur deutsch ist und die nach Deutschland immi- griert oder Kinder bzw. Enkel von Immigranten sind. Die Schwierigkeiten bei der Formulierung dieses Satzes lassen bereits einiges von den Beschreibungsproblemen ahnen, die die Fachgermanistik angesichts dieses hybriden und vielgestaltigen Phänomens hat. Dies fängt schon bei der Begriffsbestimmung an. Über die lange Zeit als Stiefkind der Akademie behandelte ‘Gastarbeiterliteratur’3 zur ‘Ausländerliteratur’,4 ‘Migrantenliteratur’und ‘Migrationsliteratur’,5hat sich seit den 1990er Jahren der Begriff der ‘interkulturellen’ Literatur eingebürgert, ein Begriffswandel, 1STERN vom 4. 5. 2007. (cid:1)http://www.stern.de/politik/deutschland/:Deutschland- Heimat-15-Millionen-Migranten/588398.html(cid:2)(26. 8. 2008). 2Laut der Zahlen für “Foreign population as a percentage of the total populationî des Migration Policy Institute, liegt Deutschland mit 8.9% Ausländeranteil (2002) weit vor z.B. Großbritannien (5.5%, 2002) oder Frankreich (5.6%, 1999). (cid:1)http://www. migrationinformation.org/datahub/comparative.cfm(cid:2)(26. 8. 2008). Der Unterschied zu den Zahlen im STERN ergibt sich daraus, dass dort die aus Osteuropa eingewan- derten deutschstämmigen ‘Aussiedler’ sowie eingebürgerte Migranten mitgezählt werden. 3Vgl. Franko Biondi und Rafik Schami: Literatur der Betroffenheit. Bemerkungen zur Gastarbeiterliteratur. In: Zu Hause in der Fremde. Hg. von Christian Schaffernicht. Fischerhude: Atelier im Bauernhaus 1981 und Reinbek: Rowohlt 1984. Dort: S. 136–150. 4Vgl. Eine nicht nur deutsche Literatur. Zur Standortbestimmung der “Ausländerliteratur”.Hg. von Irmgard Ackermann und Harald Weinrich. München: Piper 1986. 5Vgl. Heidi Rösch: Migrationsliteratur im interkulturellen Kontext. Frankfurt/M.: Verlag für interkulturelle Kommunikation 1992. 8 der auch die sich verändernde Situation von Migranten der ‘ersten’ und ‘zweiten’ Generation reflektiert. Diese interkulturelle Literatur wird mittler- weile akademisch begrüßt als eine Herausforderung an Konzepte homogener nationaler Identitäten, als Form des Schreibens nach der Auflösung von festen nationalen Kulturbegriffen nach dem Ende der ost/westlichen Machtblöcke, als Literatur jenseits eines bürgerlichen Literaturbegriffs mit seinem Hintergrund in Nationalismus und Imperialismus, als Literatur, die die Gegensätze von ‘Fremd’und ‘Eigen’, Einheimischem und Fremden unterläuft, als eine Literatur der Hybridität und der Patchwork-Identitäten, die sowohl den Gegebenheiten der Globalisierung angemessener sei als auch der multikulturellen Situation in Deutschland selbst. Eine Literatur also, die zum einen die Illusion einer homogenen kulturellen Identität als auch nicht-bipolare und hierarchische Begegnungen mit dem Fremden erfahrbar macht, die Fremdheit artikuliert und die Festschreibung von Fremdheit unterläuft. Eine Literatur, die sich längst von den Ursprüngen in der ‘Gastarbeiter-’ oder ‘Betroffenheits’-Literatur der 1980er Jahre emanzipiert hat und selbstbewusst ihren Platz in der deutschen Gegenwartsliteratur reklamiert. Diese fordere den deutschen Leser deswegen heraus, so Michael Hofmann in seiner umfassenden Einführung Interkulturelle Literaturwissenschaft, weil sie ihm etwas abverlange, das ihm immer noch schwerfalle: “eine Begegnung mit dem Anderen und eine Reflexion über das, was er als deutsche Literatur und deutsche Identität begreift”.6 An Hofmanns erhellender Einführung werden verschiedene begriffliche Probleme deutlich. Denn der Begriff des Interkulturellen, mit dem hier, wie auch andernorts operiert wird, ist gleichzeitig zu weit und zu eng gefasst. Einerseits ist letzlich jede Literatur ‘interkulturell’, “oder sie ist keine”, etwas, das sowohl Hofmann als auch Thomas Bleicher als Fazit ihrer Betrachtungen anführen.7Dabei mag man sich denn fragen, worin genau der Unterschied bzw. das Gemeinsame zwischen z.B. Günter Grass und Emine Sevgi Özdamar, Terézia Mora oder Feridun Zaimog˘lu besteht. Andererseits fungiert die 6Michael Hofmann: Interkulturelle Literaturwissenschaft. Eine Einführung. Paderborn: Fink/UTB 2006. S. 201. Auch in ders.: Die Vielfalt des Hybriden. Zafer Senocak als Lyriker, Essyaist und Romancier. In: Literatur und Migration. Text (cid:3) Kritik Sonderband IX/2006. Hg. von Heinz-Ludwig Arnold. München: edition text (cid:3)kritik 2006. S. 47–58. Hier: S. 47. Auch Leslie A. Adelson begreift das Aushandeln “von neuen Werte[n] und Einstellungen gegenüber einer im Wandel begriffenen Welt” als “Kulturarbeit” der transnationalen AutorInnen. Vgl. Adelson: Against Between – Ein Manifest gegen das Dazwischen. In: Literatur und Migration. S. 36–44. Hier: S. 37. 7Vgl. Thomas Bleicher: Das Exil der Anderen – und die eigene Kultur. In: Literatur der Migration. Hg. von Nasrin Amirsedghi und Thomas Bleicher. Mainz: Donata Kinzelbach 1997. S. 74–87. Hier: S. 75. Siehe auch Michel Hofmann: “Hybrid und interkulturell ist insofern per definitionem jeder (heute) geschriebene Text”. Hofmann: Die Vielfalt des Hybriden [wie Anm. 6]. S. 49. 9 deutsch-türkische Literatur in interkulturellen Ansätzen häufig als modell- haftes Paradigma der Kultur einer Einwanderungsgesellschaft, in etwa analog der postkolonialen Situation in Großbritannien, Frankreich, USA oder Kanada,8 wobei die spezifisch deutsche Situation darin besteht, dass die gesellschaftliche Entwicklung der der Literatur hinterherhinkt. Die Paradigmatisierung deutsch- türkischer Literatur lässt allerdings migrierte Schrifsteller wie Terézia Mora, Yoko Tawada oder Ilja Trojanow, die keiner größeren Migrationsgemeinschaft angehören und z.B. von Hofmann nicht erwähnt werden, außen vor.9 Ein ähnliches Problem gibt es mit nahezu sämtlichen Begriffen, die derzeit für eine Literatur, die nicht von Schriftstellern primär ethnisch deutscher Herkunft verfasst wird – ‘Migrantenliteratur’, ‘Migrationsliteratur’, ‘diasporisches Schreiben’, ‘trans-’oder ‘interkulturelle Literatur’, – Begriffe, um die es in den letzten Jahren rege Auseinandersetzungen gab. Auf diese will ich hier nicht näher eingehen, möchte aber einige Punkte aufgreifen, die mir bei der Zusammenstellung dieses Bandes wesentlich erschienen. Zum einen, dass diese Literatur den begrifflichen Rahmen der herkömmlichen germanistischen Literaturwissenschaft in Frage stellt, da sie sich weder aus außerliterarischen und biographischen Phänomenen wie dem an sich schon heterogenen der Migration, noch aus rein ästhetischen, formalen oder thematischen Aspekten wie der Schilderung multikultureller Erfahrung erschöpfend herleiten lässt.10 Während ‘Migrationsliteratur’eindeutig über den in ihr verhandelten Erfahrungsgehalt der Migration definiert wird,11 trifft das auf den Begriff ‘interkulturelle Literatur’ bereits nicht mehr zu.12 Spiegelt sich in dieser Begriffserweiterung eine verän- derte Situation von Gesellschaft und Literatur im Zeitalter von Globalisierung mehr als vierzig Jahre nach der ersten Immigrationswelle der Bundesrepublik, so 8Vgl z.B. Leslie A. Adelson, die darauf verweist, dass der interkulturelle Kontakt nicht zwischen den Kulturen, sondern “innerhalbder deutschen Kultur” stattfindet. Adelson: Against Between [wie Anm. 6]. Hier: S. 39. Vgl. auch Petra Fachinger: Zur Vergleichbarkeit der deutschen mit der amerikanischen und der englischsprachig- kanadischen Migrantenliteratur. In: Literatur der Migration[wie Anm. 7]. S. 49–59. 9Leslie A. Adelsons Begriff des Turkish Turn, zum Beispiel, erhebt die deutsch- türkische Literatur in den Rang eines Paradigmas. Vgl. Adelson: The Turkish Turn in Contemporary German Literature. Toward a New Critical Grammar of Migration. New York – Basingstoke: Palgrave MacMillan 2005. 10Vgl. z.B. Rösch, die die “Migrationsliteratur” von der “MigrantInnenliteratur” abgrenzt. Während sie erstere durch ihre Bestimmtheit durch den Gegenstand und die “interkulturelle Literaturgestaltung” definiert sieht, bleibt “MigrantInnenliteratur” durch biographische Merkmale und Bikulturalität bestimmt. Rösch [wie Anm. 5]. S. 34–35. 11So definiert Rösch “Migrationsliteratur” als “Literatur, die sich mit dem Gegenstand der Migration befasst”. Rösch [wie Anm. 5]. S. 33. 12Vgl. Bleicher [wie Anm. 7]: “Migrationsthematik? Nein, darin erschöpft sich interkulturelle Literatur sicherlich nicht”. S. 76.

Description:
Seit ungef?hr zwei Jahrzehnten gibt es in der deutschen Kulturlandschaft, im literarischen und akademischen Betrieb eine zunehmende Sensibilisierung f?r den Beitrag von Schriftstellern und Schriftstellerinnen zur Gegenwartsliteratur, deren Muttersprache nicht, oder nicht nur, deutsch ist und die nac
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.