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Von der Entstehung des Geldes zur Sicherung der Währung: Die Theorien von Bernhard Laum und Wilhelm Gerloff zur Genese des Geldes PDF

510 Pages·2015·4.239 MB·German
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Von der Entstehung des Geldes zur Sicherung der Währung Felix Brandl Von der Entstehung des Geldes zur Sicherung der Währung Die Theorien von Bernhard Laum und Wilhelm Gerloff zur Genese des Geldes Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dres. h.c. Bertram Schefold Felix Brandl Frankfurt a.M., Deutschland Dissertation, Goethe-Universität Frankfurt a.M., Deutschland, 2014 ISBN 978-3-658-07865-2 ISBN 978-3-658-07866-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-07866-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Geleitwort Als Erben der schottischen Aufklärung kennen wir das berühmte Zi- tatausAdamFergusons„Anessayonthehistoryofcivilsociety“ (8th Edition, Part Third, Section II): „Every step and every movement of the multitude, even in what are termed enlightened ages, are made with equal blindness to the future and nations stumble upon establis- hments which are indeed the result of human action, but not the exe- cution of any human design.“ Zu den Institutionen, die nach der Art einer spontanen Ordnung aus dunklen Ursprüngen entstanden sind und sich seither ständig weiterentwickelt und verzweigt haben, gehört das Geldwesen, dessen Anfänge wir meist mit der Entstehung der Münze verbinden und das sich über Wechselverkehr, Noten, Giralgeld unter Entstehung von Münzprägestätten, Zentralbanken und inter- nationalen Organisationen ständig fortentwickelt. Wir wissen nicht, was künftig daraus wird; die Institutionen, die wir heute schaffen, können morgen Prosperität bedeuten oder in die Krise führen. Selbst in aufgeklärten Zeitaltern sei es nicht anders, schrieb Ferguson; die Blindheit bliebe dieselbe. Marx glaubte dagegen, mit der materialis- tischen Geschichtsauffassung die Menschheit zur Bewusstheit führen zu können. Die Augen waren den Menschen verhüllt durch Interessen und Ideologien; die Aufdeckung und Entfaltung der Logik dieser In- teressenwürdedieMöglichkeitzueinerfreienGestaltungderZukunft eröffnen. So wie Marx es sich dachte, ist es nicht gekommen, aber die Aufga- be, die Genese der Institutionen zu verstehen, ist uns geblieben, und wenn wir die Zukunft nicht zu gestalten vermögen, dürfen wir doch wenigstens hoffen, den Weg der Geschichte nachvollziehen zu können. Dasstelltsichdannfreilichoftalskaumwenigerschwierigundbeifeh- lenden Quellen als unmöglich heraus. Das Geld leiten die meisten aus einem als ursprünglich angenommenen Tauschbedürfnis ab. Andere haben es mit der Saldierung von Schuldverhältnissen und dem Staat alsdersichregelndenInstanzinVerbindunggebracht.Indenintellek- VI Geleitwort tuell so fruchtbaren 20er Jahren hat an der noch jungen Frankfurter Universität, die noch nicht den Namen Goethes trug, ein Privatdo- zent, Bernhard Laum, es gewagt, dem Geld einen religiösen Ursprung zuzuschreiben. Wie viele in anderen Zusammenhängen verließ er sich auf einen realen Gehalt der homerischen Dichtungen. Es fiel ihm auf, welche Faszination die Reichtümer der homerischen Adelsgesellschaft ausüben, wie sie getauscht werden als Geschenke und Ehrengaben, und wie es ein Bedürfnis gibt, den Wert des Dargebrachten verglei- chend zu preisen. Besonders Rinder wurden als Maßstab herangezo- gen. Aber Rinder konnten kaum Tauschmittel sein, und von Geld ist im Mythos nicht die Rede. In einer komplexen Argumentation suchte Laum zu zeigen, dass die Mittel des monetären Tauschs zuerst eine andere Funktion gehabt haben mussten, dass sie aus Zuteilungen bei Opferritualen hervorgingen und dass die Bratspieße (Oboloi), an de- nen das Opferfleisch gereicht wurde, aus Auszeichnungen allmählich zu Tauschmitteln wurden. Laum meinte, einen ähnlichen Ursprung des Geldes aus der reli- giösen Sphäre auch bei anderen Kulturen feststellen zu können. Der als Ökonom bedeutendere Wilhelm Gerloff, Finanzwissenschaftler in Frankfurt,RektorderUniversität,wareinstandhafterGegnerdesNa- tionalsozialismusundzogsichimKonfliktmitdenMachthabern1933 aus dem Amt zurück. Er führte Laums Untersuchungen, gestützt auf ethnologische Berichte über die verschiedensten Kulturen in Arbeiten weiter, die er in innerer Emigration während der nationalsozialisti- schen Herrschaft verfasste und, nachdem er nach dem Krieg wieder eingesetzt worden war, im Alter ergänzte. In seinen Händen wurden die Begriffe der Geldentstehungslehre zu Kategorien, die auch auf das moderne Geld angewandt werden konnten. Er sprach nicht nur von einer Kaufkraft des Geldes, sondern auch von einer Kaufmacht. Nach seiner liberalen Vorstellung ist das Geld ein Mittel individueller Ent- faltung, das allen gleichmäßig zur Verfügung stehen sollte, aber die Verfügungsmacht über Geld wurde oft willkürlich beschränkt, wenn beispielsweise der Landkauf dem Adel vorbehalten blieb. Das Buch Brandls ist als Dissertation im Rahmen des Graduier- tenkollegs „Wert und Äquivalent“ an der Johann Wolfgang Goethe- Universität entstanden. Es behandelt die Theorien Laums und Ger- loffs in ihrem Entstehungszusammenhang und ist damit ein Beitrag zur Geschichte der Frankfurter Universität, die im Jahr der Vollen- Geleitwort VII dung dieses Buchs hundert Jahre alt geworden ist. Die von den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts geprägten Schicksale der beiden Wissenschaftler werden nachgezeichnet – Laums Weg von der Al- ten Geschichte zur Ökonomie, ein heute merkwürdiger, aber damals nichtganzungewöhnlicherWerdegang,undGerloffsglänzendere,aber durchdiePolitikgebrocheneKarriere.SelbstwederAlthistorikernoch Ethnologe hat Felix-Richard Brandl es doch verstanden, die Theorien – man möchte angesichts des Gegenstandes fast sagen: theoriegelei- teten Visionen – der beiden Protagonisten darzustellen und die Ar- gumente auf ihre logische Stichhaltigkeit und historische Geltung zu überprüfen. Er hat dazu die erstaunlich umfangreiche Sekundärlite- ratur, also insbesondere die althistorischen Kritiker Laums und die ethnologischen Kritiker Gerloffs, umfassend ausgewertet. Schließlich hat er als Praktiker der Geldpolitik und Angehöriger der Deutschen Bundesbank Gerloffs Ideen der Kaufmacht des Geldes weitergeführt und gezeigt, dass die wirtschaftspolitischen Antworten auf die noch nichtüberwundeneWirtschaftskriseteilweiseimSinneGerloffsalsbe- denklicheBeschränkungenderKaufmachtverstandenwerdenkönnen, dass es aber zu den Aufgaben der Geldpolitik gehört, die Kaufmacht des Geldes als eine Institution der liberalen Wirtschaftsordnung zu sichern und dass es eine Verkürzung der Aufgabenstellung bedeutet, wenn die Zentralbank sich nur am Geldwert orientiert. Überschreitet allerdingsdieZentralbankihrMandat,dieInflationniedrigzuhalten, stelltsichdasProblemihrerKontrolleunddemokratischenLegitimie- rung;auchdaraufgehtdasBuchein.EsistinseinerMehrschichtigkeit ein ungewöhnliches Werk, dabei klar und nüchtern, sorgfältig in der Bearbeitung der Quellen, und so kann man dem Leser einen Erkennt- nisgewinn auf all den angesprochenen Gebieten versprechen. Bertram Schefold Vorwort Die vorliegende, in den Wirtschaftswissenschaften verortete Arbeit, wurde im Rahmen des DFG geförderten Frankfurter Graduierten- kollegs „Wert und Äquivalent“ erstellt und aus Mitteln der Goethe- Universitätbzw.soweitesdiePublikationangeht,derDFGfinanziert. Das von Archäologen und Ethnologen getragene Kolleg widmet sich derEntstehung,ZirkulationundTransformationvonWertenundlegt dabei einen Schwerpunkt auf die Bedeutung kultureller und gesell- schaftlicher Einflüsse sowie auf die Genese von Werten im Bereich der materiellenKultur.DaFragennachBestimmungundZirkulationvon WertenunweigerlichauchaufökonomischeFragestellungenverweisen, wurden die bestehenden Verbindungen der federführenden Fachbe- reiche zu den Wirtschaftswissenschaften genutzt, um eine besonders breiteinterdisziplinäreDiskussionimKollegzuermöglichen.Vordem HintergrunddesnahendenhundertjährigenBestehensderUniversität verbanden sich dort die Forschungsschwerpunkte des Graduiertenkol- legs mit einem universitätsgeschichtlichen Forschungsinteresse. Aus dieser Motivations- und Interessenkonstellation ging schließlich das mit der vorliegenden Arbeit bearbeitete Projekt hervor. AlsmirdasProjektvorgeschlagenwurde,erschiendieMaßgabeden BlickaufzweibereitsbestimmteForscherderFrankfurterUniversität zu richten, die sich in interdisziplinärer Weise mit dem Thema Geld beschäftigt hatten – und damit freilich ein Feld bearbeiteten, das nä- heran„WertundÄquivalent“ nichtseinkönnte–zunächsteinengend. Die Betrachtung von Bernhard Laum und Wilhelm Gerloff mag, ge- messenanderBedeutungandererGeldtheoretikerundderBedeutung ihrer Beiträge für die Geldtheorie, ihren Anlass in für die Geldtheorie kontingenten Gründen gefunden haben. Es zeigte sich jedoch, dass zumindest in Gerloffs Arbeiten Denkansätze zu finden sind, die an- schlussfähig an moderne Fragen der Geldtheorie und -politik sind. Ein erweiterter zeitlicher Rahmen ermöglichte es mir, diese Ansätze herauszustellen und auszuarbeiten, um so diese Anschlussfähigkeit in X Vorwort einem dritten, vergleichsweise theoretischen Teil der Arbeit plausibel zu machen. Bezüglich des in dem Projekt angelegten biographischen Interes- ses an den im Mittelpunkt stehenden Forschern, rückte die Ausar- beitung des akademischen Wirkens von Bernhard Laum (sowohl in Frankfurt als auch darüber hinaus) schnell in den Mittelpunkt der Forschung. Interessierte Nachfragen zur Biographie Bernhard Laums aus verschiedensten Fachrichtungen, die auf unterschiedlichen Konfe- renzen an mich gerichtet wurden, bestärkten mich in der Motivation, die diesbezügliche Arbeit stets weiter voranzutreiben. Mein besonderer Dank gilt meinem Betreuer Prof. Dr. Dres. h.c. Bertram Schefold, der mir stets mit Rat und Anregungen zur Seite stand und dessen Vorlesungen mir bereits während meines Studiums in Frankfurt Orientierung innerhalb der Volkswirtschaftslehre gaben und für mein Bild der Wirtschaftswissenschaften prägend waren. Ausdrücklich danken möchte ich an dieser Stelle auch der Tochter BernhardLaums,FrauMarie-LuiseDittrich,diekeineMühenscheute inverschiedenenWinkelnihresHausesausüberJahrzehnteunberühr- tenKisten,denNachlassihresVaterszusammenzusuchenundihnmir fürmeineArbeitzurVerfügungzustellen.EbensogiltmeinDankden Mitarbeitern der in Anspruch genommenen Archive, wobei an erster StelledasUniversitätsarchivFrankfurtzunennenist,diemirmitRat undTathalfen,michindiezunächstfremdeArbeitsweiseeinzufinden. Schließlich ist der Deutschen Bundesbank und den dort maßgebli- chen Personen zu danken, die so freundlich und flexibel waren, mich für die Dauer meines Forschungsvorhabens vom Dienst freizustellen. Die in dieser Arbeit enthaltenen Ergebnisse spiegeln jedoch die per- sönliche Position des Autors und stehen nicht notwendig in Verbin- dung zur geschäfts- oder geldpolitischen Position der Deutschen Bun- desbank oder ihrer Mitarbeiter. Felix Brandl Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und Annäherung an frühe geldtheoretische Überlegungen in Frankfurt 1 1.1 Was ist Geld? Die Hauptfragen der Geldtheorie . . . . 1 1.2 Die Frankfurter Universität . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.2.1 Hintergrund und Gründung . . . . . . . . . . . 13 1.2.2 Die Fünfte Fakultät . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.3 Aufbau der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.3.1 Bernhard Laum – „Heiliges Geld“ . . . . . . . . 18 1.3.2 Wilhelm Gerloff – Zur Entstehung und Entwicklung des Geldes . . . . . . . . . . . . . 22 1.3.3 Die „Kaufmacht“ des Geldes in der Geldpolitik und -theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2 Stand der geldtheoretischen Diskussion zu Beginn des 20. Jahrhunderts 31 2.1 Die zwei Hauptlinien der Diskussion . . . . . . . . . . 33 2.2 Eine Einteilung katallaktischer Geldtheorien . . . . . . 36 2.2.1 Originärwerttheorien des Geldes . . . . . . . . 38 2.2.2 Carl Mengers Theorie der Marktgängigkeit. . . 42 2.2.3 Derivativtheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 2.3 Akatallaktische Geldtheorien am Beispiel der staatlichen Theorie von Knapp . . . . . . . . . . . . . 56 I Bernhard Laum – „Heiliges Geld“ 69 3 Bernhard Laum – Vita und Werdegang 71 3.1 Vita . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 3.2 Laums akademischer Werdegang . . . . . . . . . . . . 72 3.2.1 Bernhard Laum an der Universität Frankfurt . 72

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