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Von der Bildung zur Medienbildung PDF

331 Pages·2016·3.453 MB·German
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Medienbildung und Gesellschaft Band 31 Herausgegeben von J. Fromme, Magdeburg, Deutschland W. Marotzki, Magdeburg, Deutschland N. Meder, Essen, Deutschland D. M. Meister, Paderborn, Deutschland U. Sander, Bielefeld, Deutschland Dan Verständig • Jens Holze Ralf Biermann (Hrsg.) Von der Bildung zur Medienbildung Festschrift für Winfried Marotzki Herausgeber Dan Verständig Jens Holze Ralf Biermann Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland Medienbildung und Gesellschaft ISBN 978-3-658-10006-3 ISBN 978-3-658-10007-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-10007-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Stefanie Laux, Stefanie Loyal Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Dan Verständig, Jens Holze und Ralf Biermann Teil 1 Qualitative Sozialforschung, Bildung und Biographie Fremde und Fremdes forschend verstehen. Herausforderungen qualitativer Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Barbara Friebertshäuser Metaphern und Zahlen in der Triangulationsdebatte oder: Vom Zählen der Interpretierenden und Interpretieren der Zählenden . . . . . . 43 Burkhard Schäff er Der Film als Gegenstand von Produkt- und Rezeptionsanalyse und die Potentiale der Aneignung und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Ralf Bohnsack und Alexander Geimer Zum Verhältnis von Bildungstheorie und bildungsbiographischer empirischer Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Heide von Felden Teil 2 Bildung und Bildungstheorie Hegels Bildungstheorie und die bildungstheoretische Biografi eforschung. Traditionslinien und Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Lothar Wigger VI Inhalt Die Halbierung des Gleichheitsdiskurses. Anmerkungen zur Bildungstheorie ..................................................... 131 Alfred Schäfer Ist jede Transformation als Bildungsprozess zu begreifen? Zur Frage der Normativität des Konzepts transformatorischer Bildungsprozesse ..... 149 Hans-Christoph Koller Bildung und transformative learning. Eine Parallelaktion mit Konvergenzpotentialen .............................................. 163 Arnd-Michael Nohl Philosophische Grundlegung von Bildung als einem komplexen Relationengefüge .................................................... 179 Norbert Meder Bildung – ein Versuch über ihren Versuch .............................. 211 Werner Sesink Teil 3 Medien, Medialität und Bildung Zur bildungstheoretischen Relevanz netzwerktheoretischer Diskurse ...... 231 Benjamin Jörissen Medienbildung im Kontext digitaler Personenprofile .................... 257 Stefan Iske Von Weltenwanderern und Filmfreaks. Eine flanierende Zeitreise in bewegten Bildern und persönlichen Anekdoten ....................... 281 Peter Zorn Medienbildung aus einer Berufs- und Professionsperspektive: Welche Chancen haben „Medienbildner/innen“ auf dem Arbeitsmarkt? ........... 297 Johannes Fromme und Ralf Biermann Informationen zu den Autorinnen und Autoren ......................... 331 Einleitung Dan Verständig, Jens Holze und Ralf Biermann Der Titel dieses Sammelbandes „Von der Bildung zur Medienbildung“ vereint unterschiedliche Ideen. Zum einen wird mit diesem Band auf die traditionsrei- chen Entwicklungslinien in den verschiedenen Diskursen der Bildungsforschung aufmerksam gemacht. Zum anderen sind alle Th emen des Bandes mit den For- schungsschwerpunkten von Winfried Marotzki verbunden. Ihm ist dieser Band anlässlich seiner Pensionierung als Festschrift gewidmet, wenngleich es sich nicht um eine klassische Festschrift handelt, da die Beiträge nicht nur als rückblickende Würdigung die Arbeiten von Winfried Marotzki abschließend in den Blick neh- men, sondern zugleich auch unterschiedliche Anschlüsse, Weiterentwicklungen und Ausblicke auf die dargelegten Forschungsschwerpunkte thematisiert werden. Eine Festschrift ist ein schwieriges Unterfangen, wenn es darum geht das überaus produktive Werken eines Wissenschaft lers wie Winfried Marotzki zu würdigen. Sein jahrzehntelanges Wirken in vielen Th emengebieten macht es zu einer beson- deren Herausforderung all die zahlreichen Weggefährten seiner Laufb ahn für das Verfassen eines Beitrags zu gewinnen und dabei die vielen Facetten und Bezüge seiner inhaltlichen Bandbreite zu berücksichtigen. Es ist ganz klar, dass dieser Band sich nur auf einen Ausschnitt dessen beziehen kann, was Winfried Marotz- ki in seiner wissenschaft lichen Laufb ahn beschäft igt hat. Allein die 24 Jahre des unermüdlichen Arbeitens in Magdeburg haben Spuren in ganz unterschiedlichen Bereichen hinterlassen. Sie fi nden sich wieder in der Institution der Otto-von-Gue- ricke-Universität, in zahlreichen Publikationen als Bezüge und Referenzen sowie bei Kollegen, Mitarbeitern und Studierenden, deren Denken durch die Ideen und Diskussionen mit Winfried Marotzki beeinfl usst wurden. „Von der Bildung zur Medienbildung“ beschreibt in dieser Weise also zunächst die grundlegende Linie, der sich Winfried Marotzki gewidmet hat und versteht sich dabei als eine Metapher für sein wissenschaft liches Lebenswerk. Sein Wirken und seinen Einfl uss kann man grob in drei große Bereiche unterteilen: Die qualitative Sozialforschung – im Speziellen die erziehungswissenschaft liche Biographieforschung – die strukturale D. Verständig et al. (Hrsg.), Von der Bildung zur Medienbildung, Medienbildung und Gesellschaft 31, DOI 10.1007/978-3-658-10007-0_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 2 Dan Verständig, Jens Holze und Ralf Biermann Bildungstheorie sowie daran anschließend die Entwicklung des Magdeburger Modells der Strukturalen Medienbildung. Qualitative Sozialforschung, Bildung und Biographie Es ist nicht zuletzt dem großen Engagement von Winfried Marotzki zu verdanken, dass die Etablierung qualitativer Verfahren in der deutschen Forschungslandschaft in dieser Weise stattfand und gesichert werden konnte. Hervorzuheben sind hierbei vor allem die Arbeiten, die sich in den Überschneidungsgebieten von Bildungs- und Biographieforschung befinden und sich im spezifischen Erkenntnisinteresse einer erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung verorten, deren Bemühung es ist, Lebensgeschichten unter dem Fokus von Lern- und Bildungsgeschichten zu rekonstruieren (vgl. Marotzki 1990, Schulze 1995). Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Betrachtung von subjektiven Formen der Verarbeitung gesellschaftlicher und milieuspezifischer Erfahrungsprozesse. Ausgehend davon, dass die Infragestellung des und die Abkehr vom Normalen und Alltäglichen häufig Krisen erzeugen, lassen sich dann spezifische Biographisierungsprozesse (vgl. Schütz & Luckmann 1984) beschreiben. Somit wird der gesteigerten Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Sinn- welten und den damit verbundenen Möglichkeiten der individuellen Lebensführung und Werterhaltung Rechnung getragen. Subjektivität wird aus dieser Perspektive nicht nur als bloßes Resultat gesellschaftlicher Intersubjektivität verstanden, son- dern als deren Bedingung (vgl. Marotzki 2000). Hierdurch wird eine Grundlegung entwickelt, die einerseits für die Qualitative Biographieforschung relevant ist und zum anderen das Verständnis von Bildung nach Winfried Marotzki manifestiert. Es ist daher nur folgerichtig, dass sich der Schwerpunkt der Biographieforschung auch in diesem Band wiederfindet und von den AutorInnen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Die weitreichenden methodischen und methodologi- schen Bemühungen, dies auch empirisch zu begründen, tragen ihre Früchte nicht nur in den zahlreichen Publikationen (vgl. Marotzki 1983, 1995, 1998a, 1999, 2000), sondern ebenso in der Etablierung und langjährigen Tradition des deutschlandweit bekannten Magdeburger Methodenworkshops1, der vor 17 Jahren von Winfried Marotzki mitbegründet wurde. Die weitreichenden und produktiven Bestrebungen im Rahmen der Qualitativen Sozialforschung lassen sich zugleich zu einem weiteren Schwerpunkt zusammenfassen, sie überschneiden sich einerseits mit konkreten Fragen, die sich im Rahmen der Biographieforschung ergeben. Es werden ande- 1 siehe hierzu auch http://www.zsm.ovgu.de Einleitung 3 rerseits jedoch auch neue Fragestellungen, vor allem hinsichtlich methodischer und methodologischer Problemstellungen deutlich. So hat Winfried Marotzki schon sehr früh die Potenziale der „neuen Medien“ insbesondere des Internet (vgl. Marotzki 1998b) erkannt und es zum Gegenstand seiner Forschungen erhoben. Das Internet als Kulturraum zu verstehen und zu beforschen erfordert eine klare Strukturierung im methodischen Vorgehen, aber auch eine reflexive Offenhaltung gegenüber den digitalen sozialen Räumen. Im Rahmen der frühen Internetforschung hat er einen methodischen Ansatz entwickelt, um sich dem Internet aus Sicht der qualitativen Forschung zu nähern und Sinnstrukturen erfassbar zu machen. Mit der Online-Ethnographie (vgl. Marotzki 2003) wird eine Methode zur Verfügung gestellt, die es ermöglicht, die Strukturen der digitalen Räume sowie die kulturel- len Praktiken in Online-Communities zu untersuchen. Die empirischen Arbeiten erstrecken sich jedoch auch über andere Medienstrukturen und es kommen daher ebenfalls Methoden der Bild- und Filmanalyse zur Anwendung. Bildung und Bildungstheorie Die systematische Auseinandersetzung mit dem Bildungsbegriff erweist sich mindestens in zweierlei Hinsicht als unabdingbar: Erstens dient die theoretische Reflexion darüber, was Bildung ist und welche Implikationen sich für ein spezi- fisches Verständnis von Bildung ergeben, der Selbstbestimmung. Dies lässt sich nicht zuletzt auf eine historische Begründungsfigur zurückführen: so haben die Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts mit dem Bildungsbegriff unter an- derem das dichotome Verhältnis von Ideal und Wirklichkeit diagnostiziert und auf unterschiedlichen Ebenen problematisiert. Bildung als Ideal gedacht erfordert die Entwicklung der ganzen Person und kann sich nicht auf einzelne spezifische Fertigkeiten des Individuums beschränken. Zweitens stellen bildungstheoretische Überlegungen eine Notwendigkeit für bildungspraktische Fragestellungen dar. Bildung ist kein Luxusgut oder das Privileg von wenigen, Bildung ist sowohl eine individuelle als auch gesellschaftliche Notwendigkeit und muss demzufolge auch im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse betrachtet werden. Mit seiner Habilitationsschrift aus dem Jahr 1990 legte Winfried Marotzki seinen Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie vor, die Bildung u. a. unter Berücksich- tigung von Gregory Batesons (1981) Lerntheorie als komplexen Lernprozess von „Konstruktionsprinzipien der Weltaufordnung“ (Marotzki 1990: 40) beschreibt und damit im Bildungsprozess die Transformation des Selbst- und Weltverhältnisses sieht. Auf dieser Ebene, so argumentiert Marotzki auch im Anschluss an Dilthey, 4 Dan Verständig, Jens Holze und Ralf Biermann ist der Bildungsbegriff nicht inhaltlich bestimmt sondern muss strukturtheoretisch gefasst werden (ebd.: 42). Damit ist eine Abkehr von traditionellen Sichtweisen in der Erziehungswissenschaft begründet worden. Vor dem Hintergrund immer komple- xer werdender Gesellschaften sind nach Marotzki auch zunehmend „höherstufige Lernebenen gefordert“ (ebd.: 47). Daraus ergibt sich bei ihm folgendes Resümee: „Aktiviert man die Perspektive, Bildungsprozesse als Transformation des Selbstbe- zuges zu sehen, dann bedeutet das, daß das Subjekt in die Lage versetzt wird, den augenblicklichen Modus der Weltaufordnung als einen unter möglichen anderen zu sehen. Das ist nur möglich, wenn das Subjekt über die Prämissen der eigenen Wel- taufordnung und mögliche andere ver- fügt, wenn es in diesem Sinne die Flexibilität gesteigert hat. Es tritt der Effekt ein, den Hegel so oft beschrieben hat, nämlich die Erfahrung des einzelnen, daß er selbst es ist, der die Modi der Weltaufordnung zu ändern in der Lage sich findet.“ (ebd.: 48, Hervorh. im Original) Bildungstheoretische Überlegungen und empirische Anschlussfähigkeit sind dabei keine Ausschlussfaktoren, sondern stehen in einem engen Wechselverhältnis, wie sich abermals in verschiedenen Projektarbeiten und der daraus resultierenden Verschränkung von Bildungstheorie und Biographieforschung zeigt. Das in diesem Rahmen entwickelte Bildungsverständnis kann als zeitgemäße Reformulierung von Bildungsprozessen gelesen werden, die gesellschaftliche Umbrüche und Mo- dernisierungsprozesse mit ihren vielschichtigen Konsequenzen berücksichtigt. Die zentralen Begriffe, die Marotzkis Bildungsbegriff charakterisieren sind Orientierung als Umgang mit Kontingenz in komplexen und komplexer werdenden Gesellschaften sowie Flexibilisierung und Reflexivität als Voraussetzung für Bildungsprozesse und den Umgang mit Tentativität2. Als Prozess, der in dieser Weise über das Lernen hinausgeht, ist der Begriff der Bildung auch von einem Verständnis als kanonisches Wissen im Sinne von „gebildet sein“ abgegrenzt. Wie auch die unterschiedlichen Beiträge des Bandes aufzeigen, stellt diese Position mittlerweile einen bedeutenden Bezugspunkt im pädagogischen Diskurs dar und kann außerdem als notwendige Voraussetzung für die spätere Erweiterung hin zu medialen Phänomenen verstanden werden. Der Titel des Bandes trägt insofern also noch eine Bedeutung, soll er doch eine aktuelle Entwicklung, mindestens aber eine signifikante Tendenz, innerhalb der Bildungsforschung hervorheben. Bildung im Anschluss an Wilhelm von Humboldt fand schon immer im Kontext zeitgenössi- scher Medien statt. Erst der Buchdruck machte die modernen Bildungssysteme der 2 In Anlehnung an Rainer Kokemohr wird Tentativität als spezifischer Modus des Selbst- und Fremdverstehens gefasst, der sich auf die Erfahrung und den Umgang mit Kontingenz, Unbestimmtheit und Unbekanntem bezieht.

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