ebook img

VON DEN VERSCHIEDENEN BEDEUTUNGEN DES WORTES ZWECKMÄSSIGKEIT IN DER KRITIK DER URTEILSKRAFT PDF

13 Pages·1958·1.947 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview VON DEN VERSCHIEDENEN BEDEUTUNGEN DES WORTES ZWECKMÄSSIGKEIT IN DER KRITIK DER URTEILSKRAFT

VON DEN VERSCHIEDENEN BEDEUTUNGEN DES WORTES ZWECKMÄSSIGKEIT IN DER KRITIK DER URTEILSKRAFT von Giorgio Tonelli, Pisa /* / " . ' . · I. Vorwort Der Begriff „Zweckmäßigkeit" ist bekanntlich, unter den wichtigsten, abef aoidi den schwersten der Kritik der Urteilskraft1), da seine ver- schiedenen speziellen Bedeutungen im Laufe des Vortrages nicht beständig gehalten werden. Verschiedene Versuche sind in der Vergangenheit ge- macht worden, um ihren Gebrauch zu einem kohärenten allgemeinen Schema zurückzuführen. Aber auch der letzte und ernstere, der Versuch Marc-Wogiaus 2) gerät aus der Abstraktheit seiner historischen Einstellung f in manche Ungereimtheiten und Dunkelheiten. Es ist von uns schon anderswo dargestellt worden3), wie der Text der Kritik der Urteilskraft eine schwierige und kontrastreiche Entstehung gehatot habe, wie die ver- schiedenen Änderungen des allgemeinen Entwurfes im Laufe der Redaktion es'zeigen —; Änderungen, deren tiefe Spüren in der Terminologie und in der eigentlichen Struktur des Werkes geblieben sind. Es ist also ein nicht nur unhistorischer, sondern auch nutzloser Versuch, eine künstliche Zus-ammenstimmung zru schaffen, wo wir es mit Lehren, die in ver- schiedenen Zeiten und -unter verschiedenen Standpunkten entstanden sind, zu tun haben. Die einzige annehmbare Weise, die. Frage anzugehen, ist eine Geschichte der Entwicklung der verschiedenen Begriffe und der Termini, in denen sie 'a/usgedrückt -werden, zu »entwerfen, wobei das Hauptproblem nicht die Zusammenstimmung, sondern die Entwicklung ist. Wir werden diesen Versuch für den Terminus Zweckmäßigkeit unter- nehmen, und zwar mit Beschränkung auf die rein terminologische Frage- stellung. Anderswo hoffen wir eine historische Interpretation dieser philo- logisch bestimmten data anbieten zu können4). !) Die Kritik der Urteilskraft wird aus der (!«*) Originalausgabe zitiert. Die.Ersfe Einleitung aus der Ausgabe Lehmanns iiri XX. Band der Preußischen Akademie Ausgabe. Die übrigen Werke Kants aus der Preußischen Akademie Ausgabe, wenn andere Angaben fehlen. 2) S. K. Marc-Wogau, Vier Stadien zu Kants Kritik der Urteilskraft, Uppsala- Leipzig, 1938, wo (S. 69, Anm.) die vorhergehenden Versuche zitiert werden. .3) In unserem Aufsätze: La formazione del testo della Kritik der Urteils- kraft. Revue Internationale de Philosophie, Bruxelles, Okt. 1954. 4) In einer Monographie, die wir über die Kritik der Urteilskraft vorbereiten. 154 Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated Download Date | 1/26/15 11:35 PM Die Reihenfolge der Redaktion der verschiedenen Teile der Kritik der Urteilskraft ist, wie wir früher dargelegt haben ), die folgende ge- wesen: 1) Analytik des Schönen? 2) Deduktion der reinen ästhetischen Urteile; 3) Dialektik der ästhetischen Urteilskraft; 4) Erste Einleitung'; 5) Analytik des Erhabenen; 6) Kritik der teleologisdien Urteilskraft; 7j [Zweite] Einleitung und Vorrede. Wir werden also in unserer Analyse dieser Ordnung folgen. II. Analytik des Schönen Zweckmäßigkeit wird ein erstes Mal (§ 32) .als „die Kausalität eines B e - griff s in Ansehung seines Objekts... (forma finalis)" definiert. Es folgt ohne weiteres die Definition der Z weckmäßig kei t ohne Zweck. (S. 33): „sofern wir die Ursachen dieser Form nicht in einein Willen setzen, aber doch die Erklärung ihrer Möglichkeit nur, indem wir sie von einem Willen ableiten, uns begreiflich machen können. Nun haben wir das, was wir beobachten, nicht immer nötig durch Vernunft (seiner Möglichkeit nach) einzusehen. Also können wir eine Zweckmäßigkeit der Form nach, auch ohne daß wir ihr einen Zweck (als die Materie des nexus finalis) zum Grunde legen, wenigstens beobachten umd an Gegenständen, wie wohl nicht .anders als durch Reflexion, bemerken". Es ist eben die Zweckmäßig- keit, wie man sie in der Schönheit findet. Die Zweckmäßigkeit der Form nach wird dann (S. 35) zur Form der Zweckmäßigkeit, -und mit der sub- jektiven Zweckmäßigkeit identifiziert. Für die letztere finden wir eine Definition' (S. 45), nach der sie „das Formale in der Vorstellung eines Dinges, d. i. die Zusammenstimmung des Mannigfaltigen zu Einem (unbe- stimmt, was es sein solle)" list; sie wird (S. 44) formale Zweckmäßigkeit oder Zweckmäßigkeit ohne Zweck genannt. Ihr wird eine objektive Zweck- mäßigkeit entgegengesetzt: „Die objektive Zweckmäßigkeit ist entwe- der die äußere, d. i. die Nützlichkeit, oder die innere, d. i. die Voll- kommenheit des Gegenstandes." Und (S. 45): „Die objektive Zweck- mäßigkeit zu beurteilen, bedürfen wir jederzeit den Begriff eines Zwecks und (wenn jene Zweckmäßigkeit nicht eine äußere [Nützlichkeit], sondern eine innere sein soll) den Begriff eines inneren Zwecks, der den Grund der inneren Möglichkeit des Gegenstandes enthalte. So wie nur Zweck über- haupt dasjenige ist, dessen Begriff als der Grund der Möglichkeit des Gegenstandes selbst «angesehen werden kann, so wird, um. sich eine ob- jektive Zweckmäßigkeit an einem Dinge vorzustellen, der Begriff von diesem, was es für ein Dingseinsolle, vorangehen; und die Zu- sammenstimmung des Mannigfaltigen in demselben zu diesem Begriffe ... ist die qualitative Vollkommenheit eines Dinges." S. 46 heißt es dann: „Eine formale objektive Zweckmäßigkeit aber ohne Zweck, d. L die bloße Form einer Vollkommenheit (ohne alle Materie und Begriff von dem, wozu zusammengestimmt wird, wenn es auch bloß die Idee einer Gesetzmäßigkeit überhaupt wäre) sich, vorzu- stellen, ist ein wahrer Widerspruch." * , 5) Vgl. La formazione del testo della Kritik der Urteilskraft. Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated 155 Download Date | 1/26/15 11:35 PM Die Schönheit wird als lormale subjektive Zweckmäßigkeit definiert. Die /iängende Schönheit enthält aber eine innere Zweckmäßigkeit oder Vollkommenheit (die natürlich, mit ihrem ästhetischen Wert nichts zu tun hat), denn sie „setzt einen Begriff vom Zwecke, welcher bestimmt, was das Ding sein soll, voraus" (SS. 49/50). Kant bestimmt sie (S. 55) als objektive Zweckmäßigkeit. III. Vergleichung mit dem früheren Gebrauch Bevor wir eine Zusammenstellung der Terminologie der Analytik des Schönen wagen, wollen wir auf einige besondere Anwendungen des Ter- minus Zweckmäßigkeit im vorhergehenden Jahrzehnt einen Blick wer- fen (d. i. in Beziehung zu den Begriffen von Schönheit und Organismus), und das besonders in dem Aufsatze über den Gebrauch der teleologischen Principien in der Philosophie, der wahrscheinlich in derselben Zeit wie die ersten Paragraphen der Analytik des Schönen entstanden ist. In % einem Kolleg, das aus den Jahren 1779—1784 stammt 6), liest man (S. 286): Hängt die Schönheit immer mit dem Zweckmäßigen . zusammen? Die r/ Sinne urteilen gar nicht über die Dinge, und was den Sinnen gefällt, gefällt oft der Vernunft nicht. Soviel, ist gewiß, alles Schöne muß eine Beziehung aufs Gute haben, z. B. die gute Bildung eines Menschen be- ruht darauf, daß das Verhältnis der Teile so beschaffen sei, daß sie nützlich oder wenigstens der Nutzbarkeit nicht entgegengesetzt sei." Also: „die Sinne hier aiuf das Zweckmäßige sehen. Ohne die mindeste Beziehung auf Nutzen können wir keine Schönheit finden, wenigstens darf sie ihm nicht widerstreiten." Die Beziehung zwischen Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit ist hier schon klar; aber die subjektiv zweckmäßige Struktur der Schönheit ist noch nicht erreicht. Der Aufsatz über den Gebrauch... bietet oms jedoch weit reichere Ansätze. In VIII, 166 wird eine Zweckmäßigkeit der menschlichen Rassen erwähnt (die man schon in den Aufsätzen zu diesem Thema antreffen kann), .und eine zweckmäßige Betrachtung der gegenseitigen Nützlich- keitsbeziehung der lebendigen Wesen wird zum „höheren /Standpunkt der Erklärung dieser Natureinrichtungen" gemacht (VIII, 169). Noch wich- tiger ist die folgende Stelle (VIII, .181/2): „Nun ist der Begriff eines organisierten Wesens dieser: dlaß es ein materielles Wesen sei, welches nur durch die Beziehung alles dessen, was in ihm enthalten ist, aufein- ander ials Zweck und Mittel möglich ist... Eine Grandkraft, durch die eine Organisation gewirkt würde, muß »also «als eine nach Zwecken wir- kende Ursache gediacht werden, und zwar so, daß diese Zwecke der Mög- lichkeit der Wirkung zum Grunde gelegt werden müssen." Wir kennen aber -aus der Erfahrung, fährt Kant fort, solche Kräfte wie Verstand und Wille nur in uns selbst, die Kunstwerke (d.i. Pro- dukte der menschlichen Kunst im allgemeinen, und nicht nur der s c h ö - 6) Kant's Menschenkunde oder philosophische Anthropologie, her. v. F. Chr. Starke, Lpz. 183l1, 18382; wir zitieren aus der 2. Ausgabe. 156 Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated Download Date | 1/26/15 11:35 PM n e n Kunst) aus einer Idee, Zweck genannt, hervorbringen zu können. „Un- abhängig von aller Erfahrung aber sollen wir uns keine neue Grundkraft erdenken, dergleichen doch diejenige sein würde, die in einem Wesen zweckmäßig wirkte, ohne doch den Bestimmungsgrund in einer I d e e zu haben. Also ist der Begriff von dem Vermögen eines Wesens laus sich selbst zweckmäßig, aber ohne Zweck und Absicht, die in ihm oder seiner Ursache lägen, zu wirken — als eine besondere Grundkraft, von der die Erfahrung kein Beispiel gibt —* völlig «erdichtet und leer, d. i. ohne die mindeste Gewährleistung, daß ihr überhaupt irgend ein Objekt correspondieren könne." Wir können uns also die Ursache der organisierten Wesen nur als jein intelligibles Wesen vorstellen. Und Kant schließt daher (ibid.): „Zwecke hiaben eine gerade Beziehung aiuf die Vernunft, sie mag nun fremde, oder unsere eigene sein.11 Die angeführten Zitate widersprechen, alles in allem, nicht der in der Kritik der Urteilskraft (S. 33) angegebenen Definition der Zweckmäßig- \keit ohne Zweck (um so weniger, wenn wir die Stelle S. 46 hinzuziehen). !!(Nichtsdestoweniger kann die Weise, wie die Frage in über den Ge- brauch ... dargebracht ist, nicht die Annahme widerlegen, daß die übrigen Formeln oind Unterscheidungen, die wir in der Analytik des Schönen an- treffen, in der Zeit, als Kant diese Abhandlung schrieb, noch nicht ent- wickelt worden waren. Das zwingt uns zu dem Schluß, daß die Unterscheidungen, die wir in der Analytik des Schönen antreffen, keine Anwendung einer schon vor- ausgegebenen Einstellung waren, sondern daß sie spontan im Fortgang der Analytik des Schönen erzeuigt worden sind. Und als solche sollen sie betrachtet und eingeordnet werden. Unter diesen Voraussetzungen versuchen wir ein Schema anzugeben: Schema I Zweckmäßigkeit ohne Zwedc, oder der Form nach, oder Form der Zweck- mäßigkeit, oder subjektive Zweckmäßigkeit, oder formale Zweckmäßig- keit (vage Schönheit) entgegengesetzt zw. äußere = Nützlichkeit Objektive Zwedonäßigkeit (objek- tiver Zweck = Materie des nexus Jinalis) unterteilt in innere = qualitative Vollkom- menheit Derartig ist die innere Zweckmäßigkeit oder Vollkommenheit der 'an- hängenden Schönheit, man könnte auch die „organisiertenWesen" in über den ' Gebrauch... dazurechnen. Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated Download Date | 1/26/15 11:35 PM 157 IV. Deduktion und Dialektik Schreiten wir nun zur Deduktion fort, mit momentaner Auslassung des späteren § 30, so finden wir das Geschmacksurteil (S. 134),»als „für jeder- mann geltende subjektive Zweckmäßigkeit" definiert. S. 144 bringt uns eine „wechselseitige subjektive Zweckmäßigkeit (der Erkenntnisvermö- gen)", deren „Form in einer gegebenen Vorstellung" die Schönheit des Objekts ausmacht. Nach S. 150 besteht dieselbe in der „bloßen Beurteilung seiner (= eines Gegenstandes) Form". S. 170 wird die Natursdiönheit Zweckmäßigkeit ohne Zweck genannt, und dasselbe gilt S. 179 für die schöne Kunst, die eigentlich, wie S. 180 beigefügt wird, absichtlich ist, nämlich das Werk eines auf einen Zweck gerichteten Verstandes ist. Um schöne Kunst zu sein, «soll sie .aber unabsichtlich erscheinen, nämlich den schönen Naturprodukten ähnlich sein. Diese letzteren aber (als anhängende Schönheit, wie Kant sie in der Analytik des Schönen mannte) können in Bezug zu .ihrer, materialen Zweckmäßigkeit (der bloßen Form entgegenge- setzt) betrachtet werden, das heißt: „vorher einen Begriff davon zu haben, was der Gegenstand für ein Ding sein solle". Ein solches Urteil betrifft J| die Vollkommenheit des Gegenstandes. In der Dialektik findet man wieder das Geschmacksurteil auf der sub- jektiven Zweckmäßigkeit begründet (iS. 236). S. 247/8 unterscheidet Kant 1. den Realism der (subjektiven) Zweckmäßigkeit, d. L einen „wirklichen (absichtlichen) Zweck der Natur", der kein objektiver sein kann, von 2. dem Idealism der (subjektiven) Zweckmäßigkeit, „-eine ohne Zweck, von selbst und zufälligerweise sich hervortuende zweckmäßige Übereinstim- mung zu dem Bedürfnis der Urteilskraft". Wie das auch für die ächöne Kunst gelte, wird S. 253 dargestellt, da diese „nicht als ein Produkt des Verstandes und der Wissenschaft, sondern des Genies betrachtet werden muß, und also durch ästhetische Ideen, welche von Vernunftideen be- stimmter Zwecke wes-entlidi.unterschieden sind, ihre Regel bekomme". Das Vorhergehende stellen wir in folgendem Schema zusammen: *S ehe m a II Zweckmäßigkeit ohne Zweck, subjektive Zweckmäßigkeit i Realism (Schöne Kunst, schöne Natur) . \ Idealism Materiale Zweckmäßigkeit (Vollkommenheit des schönen Naturgegenstan- des als negative Bedingung seiner Schönheit). V. Erste Einleitung In der -ersten Einleitung wird die Sache erheblich verwickelter. Ex novo wird! Zweckmäßigkeit der Natur zum Behuf unseres Vermögens (XX, 201) eingeführt, die ifcald als formale Zweckmäßigkeit definiert wird, die weder eine theoretische Erkenntnis, (noch ein praktisches Prinzip, aber ein Prinzip zur Nachforschung der Natur ist (XX, 203). — XX, 214 wird die „zweckmäßige Anordnung der Natur in einem System" als Technik der Natur definiert, \ · . 158 Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated Download Date | 1/26/15 11:35 PM die ein Begriff der reflektierenden Urteilskraft und nicht der Vernunft· ist (XX, 216): „Dadfurch werden aber diese Formen (der Spezifikation der Natur) selbst nicht zweckmäßig gedacht, sondern nur das Verhältnis der- selben zueinander.. / Diese ist eine logische Zweckmäßigkeit. XX, 217 wird die logische Zweckmäßigkeit einer realen Zweckmäßigkeit der Natur- produkte entgegengesetzt, die darin besteht, „einzelne Dinge in der Form von Systemen hervorzubringen'1 (d. i. nicht als bloße Aggregate). Es han- delt sich um eine absolute Zweckmäßigkeit der Naturformen, oder um diejenige äußere Gestalt oder auch den inneren Bau derselben, die so be- schaffen sind, daß ihrer Möglichkeit eine Idee von derselben in unserer Urteilskraft zum Grunde gelegt werden miuß" (d. i. technisch und nicht mechanisch). Der Zusammenhang erweist sich daran, daß Kant unter Natur- formen nicht nur die Organismen, sondern die Naturschönheit im allge- meinen versteht (Kristallbildungen, allerlei Gestalt der Blumen und auch den inneren Bau der Gewächse und Tiere). XX, 221 kommt die Unterscheidung zwischen der subjektiven Zweck- mäßigkeit der Form eines Gegenstandes („dazu gar kein bestimmter Be- griff vom Objekte erfordert noch erzeugt wird"), die dem ästhetischen Urteil entspricht, und der objektiven Zweckmäßigkeit, nun aber als die Form eines Gegenstandes, die dem teleologischen Urteil entspricht. Es wird beigefügt (XX, 228), daß die objektive Zweckmäßigkeit hauptsächlich f den organisierten Wesen eigen, „material .gedacht11 wird und notwendig „den Begriff eines Zwecks der Natur (eines wirklichen oder ihr angedich- teten)J< bei sich führt, „in Beziehung auf welchen wir den Dingen auch Vollkommenheit beilegen". Die objektive Zweckmäßigkeit wird der Voll- kommenheit gleichgestellt, dagegen hat die subjektive Zweckmäßigkeit mit der Vollkommenheit nichts zu tun. Es wird weiter (XX, 232), eine ior- * male Technik der Natur von einer realen, nämlidi von „ihrer Zweck- mäßigkeit nach Begriffen11 unterschieden; und XX, 233 setzt Kant die for- male Zweckmäßigkeit (der empirischen Naturgesetze und der Schönheit) der teleologischen Zweckmäßigkeit entgegen. Wieder XX, 234 wird die formale Zweckmäßigkeit (oder figurliche Zweckmäßigkeit, auch Technik) der (plastischen oder) organischen Zweckmäßigkeit (oder Technik) entgegen- gestellt. XX, 235 wird die Zweckmäßigkeit der Natur in natürlich (spontan) und absichtlich (worüber man aber keine Urteile fällen darf) unterschieden. Endlich finden wir XX, ,248 eine subjektiv beurteilte Zweckmäßigkeit, den empirischen ästhetischen Urteilen eigen (Annehmlichkeit), und weiter eine subjektive Zweckmäßigkeit, den apriorischen ästhetischen Urteilen eigen; ihnen wird eine objektive Zweckmäßigkeit oder „Gesetzmäßigkeit der Dinge der Natur als Naturzwecke11 entgegengestellt. XX, 249/50 schreibt Kant: „Allein, man kann alle Zweckmäßig- keit, sie mag subjektiv oder objektiv sein, in innere und rela- tive einteilen, davon die erstere in der Vorstellung des Gegenstandes an sidi, die Zwecke bloß im zufälligen Gebrauche derselben ge- gründet ist/ Die vier Termini, die der zweifachen Didiotomie entsprechen, sind: Schönheit, Erhabenheit, Vollkommenheit und Nützlichkeit. Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated 159 Download Date | 1/26/15 11:35 PM Der Gebrauch der Terminologie ist in der ersten Einleitung so schwan- kend, daß es unmöglich, ist, ihn in ein einziges Schema zu (bringen. Es kommen wenigstens vier Schemata heraus; deren vergleichende Analyse wir im Schlußwort angeben wollen. . , S c h -e m a III formale, logische Zweckmäßigkeit (Technik der Natur als Aggregat) entgegengesetzt zu: reale, absolute Zweckmäßigkeit (Technik der Natur -als System) (Naturschönheit, Organismus) i Schem-a IV Subjektive Zweckmäßigkeit der Form eines Gegenstandes (Schönheit) Objektive Zweckmäßigkeit der Form eines Gegenstandes (material gedacht) (Vollkommenheit) S chema V Formale Zweckmäßigkeit (Technik) der Natur Natürlich (Empirische Naturgesetze, die Schönheit . wird -aoich figürliche Zweckmäßigkeit genannt) Reale Technik der Natur, teleologische Zweckmäßigkeit Absichtlich , (plastisch, organisch) Schema VI empirisch = Annehmlichkeit innere = Schönheit Subjektive Zweckmäßigkeit < a priori relative = Erhabenheit innere = Vollkommenheit Objektive Zweckmäßigkeit relative = Nützlichkeit VI. Analytik des Erhabenen Mit Auslassung des späteren § 23 finden wir ein erstes Mal den be- treff eitlen - Terminus S. 79/80. Die Erhabenheit, als Bewegung des Gemüts definiert, ist subjektiv zweckmäßig; als mathematisch wird sie auf das Erkenntnisvermögen bezogen, «als dynamisch auf das Begehrungsvermögen. S. 83 wird das Erhabene als „Bewußtsein, einer subjektiven Zweck- mäßigkeit (für einen gewissen Gebrauch unserer Erkenntniskräfte in der Größenschätzung)" definiert. Im Erhabenen. (S. 90) gibt es keine Zweck- 160 Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated Download Date | 1/26/15 11:35 PM mäßigkeit der Form des Gegenstandes. Die subjektive Zweckmäßigkeit, wie man sie dort findet, besteht darin, daß „Einbildungskraft undVernunf t hier durch ihren Widerstand subjektive Zweckmäßigkeit hervorbringen" (S. 99). Der erhabene Gegenstand ist subjektiv zweckwidrig, objektiv aber zweck- mäßig als zur Größenschätzung erforderlich (S. 118); während die Zweck- mäßigkeit in bezug auf die Empfindung (Vergnügen oder Schmerz) nicht bloß formal ist. Es wird endlich die ästhetische Zweckmäßigkeit (S. 119 als „Gesetz- mäßigkeit der Urteilskraft in ihrer Freiheit" definiert) von jener -unter- schieden, die man in den Ideologischen Urteilen betrachtet (teleologische Zweckmäßigkeit). Man soll, schreibt Kant, es vermeiden/ als Beispiele rein ästhetischer Urteile Gegenstände auszuwählen, die den Begriff eines Zwecks, schon voraussetzen; „denn alsdann würde «es entweder teleologische oder sich auf bloße Empfindung eines Gegenstandes (Vergnügen oder Schmerz) gründende, mithin im ersteren Falle nicht ästhetische, im zweiten nicht bloße formale Zweckmäßigkeit sein/ Daraus können wir also auf das folgende Schema schließen: Schema VII nicht bloß formale = Vergnügen oder Schmerz ästhetische Zweckmäßigkeit 'Zweckmäßigkeit der Form des Gegen- (subjektive standes = Schönheit Zweckmäßigkeit) Subjektiv bloß formale keine Zweckmäßigkeit der zweckwidrig Form des Gegenstandes . = Erhabenheit Der Gegenstand ist < Objektiv zweckmäßig (zur Größen- teleologische Zweckmäßigkeit I Schätzung) Ziehen wir endlich die §§ 23 und 30 in Betracht, entweder zwischen der Analytik des Erhabenen und der Kritik der teleologischen Urteils- kraft, oder gleichzeitig mit der letzteren geschrieben. S. 76 erscheint das Erhabene zweckwidrig, während das Sdiöne im Gegenteil Zweckmäßigkeit der Form ist; S. 78 fügt Kant hinzu, „daß er (der Begriff des Erhabenen) nichts Zweckmäßiges in der Natur selbst, .sondern nur in dem möglichen Gebrauche ihrer Anschauungen um eine von der Natur ganz unab- hängige Zweckmäßigkeit in uns selbst fühlbar zu machen, anzeige". Es ist aber „bloßer Anhang zur ästhetischen Beurteilung der Zweckmäßigkeit der Natur". Endlich wird S. 131 geäußert, daß in der Schönheit „die^Zwedcmäßig- keit,.. alsdann dodi im Objekte und seiner Gestalt ihren Gnind" hat? Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated 161 Download Date | 1/26/15 11:35 PM die Teleologie wird S. 132 objektive Zweckmäßigkeit genannt, und das Er- habene die subjektive Zweckmäßigkeit der gegebenen Vorstellung, wobei aber der Gegenstand unzweckmäßig ist. Diese Bestimmungen scheinen also mit dem Schema V vollkommen zu- sammenzustimmen. VII. Kritik der teleologischen Urteilskraft Die Kritik der teleologischen Urteilskraft beginnt mit der Erwähnung (S. 267) der subjektiven Zweckmäßigkeit der Natur, sowohl in ihren be- sonderen Gesetzen wie für die Ästhetik; dieser wird die objektive Zweck- mäßigkeit (S. 268) entgegengesetzt. Das Schöne erscheint (S. 270) wieder als formale subjektive Zweckmäßigkeit. Eine wichtige Neuigkeit kommt aber hier vor, nämlich die Zweckmäßigkeit der geometrischen Figuren (und des mathematischen Verfahrens), die intellektuelle Zweckmäßigkeit genannt wird, objektiv aiber „bloß formale (nicht reale), d. i. als Zweckmäßigkeit ohne daß doch ein Zweck ihr zum Grunde zu legen, mit- hin Teleologie dazu nötig wäre" (S. 274). Im Gegenteil, in einem Produkt der menschlichen ^Kunst findet man eine empirische Zweckmäßigkeit, die „real von dem Begriffe eines Zwecks abhängig ist" (S. 275; z. B. die An- lage eines Gartens). Solcher objektiven Zweckmäßigkeit, intellektuell nach Begriffen, (auch relative Vollkommenheit) der geometrischen Figuren, setzt sich auch die bloß subjektive Zweckmäßigkeit der Schönheit entgegen (S. 278). Die objektive und materiale Zweckmäßigkeit (S. 279/80), nämlich die eigentliche Teleologie, ist dagegen entweder Zweck oder Mittel zum zweckmäßigen Gebrauche »anderer Ursachen, d. i. Nutzbarkeit, Zuträglich- keit, bloß relative und äußere genannt, die kein absolutes teleologisdies Urteil rechtfertigt (S. 283). Gegen solche äußere Zweckmäßigkeit stellt man die innere Naturvoll- kommenheit der organisierten Wesen. (S. 294), die aber auch von jener Art Zweckmäßigkeit, die ein mechanisches Produkt der meinschlichen Kunst (Beispiel der Uhr S. 292) strukturiert, unterschieden wird; eine nähere ; Analogie findet sie doch im Leben (Analogon des Lebens), nämlich in einem Begriffe, der nicht aus dem Zusammenhange erklärbar ist, und den wir anderswo klarzustellen versuchen werden. Eine präzise Bestimmung des Begriffes Zweckmäßigkeit zur Unterschei- dung ihrer verschiedenen Arten wird aber nicht angegeben, so daß man sie nicht durchgängig in ein Schema einordnen kann. S. 298/9 findet man wieder die Unterscheidung zwischen der äußeren Zweckmäßigkeit und dem, was wir „seiner inneren Form halber als Natur- zwedc beurteilen". Anderswo behauptet Kant (S. 303), daß tauch die Natur- schönheit als subjektive Zweckmäßigkeit der Natur betrachtet werden könnte, und S. 306 wird die technische Zweckmäßigkeit der geometrischen Figuren erwähnt. Es wird nun S. 322/3 der Idealism bzw. Realism der Zweckmäßigkeit, entweder als absichtliche oder unabsichtliche, besprochen. Der Unterschied 162 Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated Download Date | 1/26/15 11:35 PM zwischen der inneren und äußeren Zweckmäßigkeit wird ein letztes Mal S. 379 erwähnt. Von S. 295 ab wird der Terminus Zweckmäßigkeit all- mählich durch Teleologie ersetzt. , Von einer inneren Zweckmäßigkeit eines organisierten Wesens spricht Kant noch S. 371? und S. 427 wird die Moralität zur inneren Zweckbestim- mung des Menschen. Wir stellen das Ganze, wie bisher, in ein Schema zusammen. Schema VIII Besondere Naturgesetze Subjektive Zweckmäßigkeit Ästhetik: Schönheit = Formale, bloß subjektive Zweckmäßigkeit intellektuelle nach Begriffen, bloß formale (nicht reale) technische Zweckmäßigkeit ohne Zweck, relative Voll- kommenheit = geometrische Figuren Objektive , empirische, reale Zweckmäßigkeit = Produkte der Zweckmäßigkeit menschlichen Kunst , ' bloß relative, äußere Zweck- Tdealism mäßigkeit = Nutzbarkeit, unabsichtlich Zuträglichkeit materiale innere* Zweckmäßigkeit * — Naturvollkommenheit der Realism organisierten Wesen absichtlich Produkte der menschlichen Kunst auf innerer Zweckmäßigkeit begründet * Ihre Analoga Das Leben Innere Zweckbestimmung des Menschen = Moralität. VIIL Zweite Einleitung Selten begegnen wir in der zweiten Einleitung dem betreffenden Ter- minus. S. XXVIII liest man: „Weil nun der Begriff von einepn Objekt, so- fern er zugleich den Grund der Wirklichkeit dieses Objekts enthält, der Brought to you by | Universitätsbibliothek Tübingen Authenticated 163 Download Date | 1/26/15 11:35 PM

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.