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Von Bolzano zu Husserl: Eine Untersuchung über den Ursprung der phänomenologischen Bedeutungslehre PDF

212 Pages·1996·8.17 MB·German
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VON BOLZANO ZU HUSSERL PHAENOMENOLOGICA REUlE GEGRUNDET VON H.L. VA N BREDA UNO PUBLIZIERT UNTER SCHIRMHERRSCHAFT DER HUSSERL-ARCHIVE 139 C.BEYER VON BOLZANO ZU HUSSERL Eine Untersuchung fiber den Ursprung der phanomenologischen Bedeutungslehre Redaktionskomitee: Direktor: R. Bernet (Husserl-Archief, Leuven) Sekretiir: J. Taminiaux (Centre d' etudes phenomenologiques, Louvain-Ia-Neuve) Mitglieder: S. Usseling (Husserl Archief, Leuven), H. Leonardy (Centre d' etudes phenomenologiques, Louvain-Ia Neuve), U. Melle (Husserl-Archief, Leuven), B. Stevens (Centre d' etudes phenomenologiques, Louvain-Ia-Neuve) Wissenschaftlicher Beirat: R. Bernasconi (Memphis State University), D. Carr (Emory University, Atlanta), E.S. Casey (State University of New York at Stony Brook), R. Cobb-Stevens (Boston College), J.F. Courtine (Archives-Husserl, Paris), F. Dastur (Universite de Paris XII), K. Dusing (Husserl-Archiv, Koln), J. Hart (Indiana University, Bloomington), K. Held (Bergische Universitat Wuppertal), D. Janicaud (Universite de Nice), K.E. Kaehler (Husserl-Archiv, Koln), D. Lohmar (Husserl-Archiv, Koln), W.R. McKenna (Miami University, Oxford, USA), J.N. Mohanty (Temple University, Philadelphia), E.W. Orth (Universitat Trier), B. Rang (Husserl-Archiv Freiburg LBr.), P. Ricoeur (Paris), K. Schuhmann (University of Utrecht), C. Sini (Universita degli Studi di Milano), R. Sokolowski (Catholic University of America, Washington D.C.), E. Stroker (Universitat Koln), B. Waldenfels (Ruhr-Universitat, Bochum) CHRISTIAN BEYER Universitiit Hamburg, Philosophisches Seminar VON BOLZANO ZU HUSSERL Eine Untersuchung fiber den Ursprung der phanomenologischen Bedeutungslehre KLUWER ACADEMIC PUBLISHERS DORDRECHT I BOSTON I LONDON A C.I.P. Catalogue record for this book is available from the Library of Congress. ISBN-13: 978-94-010-7257-1 e-ISBN-13: 978-94-009-1691-3 DOl: 10.1007/978-94-009-1691-3 Published by Kluwer Academic Publishers, P.O. Box 17. 3300 AA Dordrecht. The Netherlands. Kluwer Academic Publishers incorporates the publishing programmes of D. Reidel. Martinus Nijhoff. Dr W. Junk and MfP Press. Sold and distributed in the U.S.A. and Canada by Kluwer Academic Publishers, 101 Philip Drive, Norwell. MA 02061. U.S.A. In all other countries. sold and distributed by Kluwer Academic Publishers Group, P.O. Box 322. 3300 AH Dordrecht. The Netherlands. Lay-out: Heiko C. Dobrick Printed on acid-free paper All Rights Reserved © 1996 Kluwer Academic Publishers Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1996 No part of the material protected by this copyright notice may be reproduced or utilized in any form or by any means. electronic or mechanical. including photocopying. recording or by any information storage and retrieval system. without written permission from the copyright owner. VOLKER BEYER, dem geliebten Bruder, und J E A N LEV lEN, dem verehrten Freund, zum Gedachtnis Meinen Eltem und GroBe Item in dankbarer Verehrung gewidmet Inhaltsverzeichnis lnhaltsverzeichnis ...................................................................................................... 1 Einieitung ................................................................................................................... 3 Erstes Kapitel. Die Phiinomenoiogie der logischen Erlebnisse ......................................................... 7 1.0 Einieitung ....................................................................................................... 7 I . i . Die drei thematischen Dimensionen der reinen Logik ............................... 14 1.2. Erkenntnis und Logik (Searle, Husserl) ...................................................... 41 Zweites Kapitel. Boizano pur: Die wesentlichen Unterscheidungen .................................................. 53 2.0 Einieitung ..................................................................................................... 53 2 Inhaltsverzeichnis 2.1 Vorbegriffe ................................................................................................... 57 2.1.1 Satz an sich .......................................................................................... 57 2.1.2 Vorstellung an sich .............................................................................. 66 2.2 Subjektive Vorstellung und Vorstellungsstoff.. ........................................... 72 2.2.1 Subjektive Vorstellung ........................................................................ 72 2.2.2 Eine Begriffsbestimmung und die Frage nach ihrer Funktion ............ 90 2.2.3 Verhaltnis zwischen subjektiver Vorstellung, zugehoriger Vorstellung an sich und Vorstellungsobjekt.. .............................................. 95 2.3 Urteil und Urteilsstoff. ............................................................................... 116 Drittes Kapitel. Bolzano, Lotze, Husser!: Die Spezies-Konzeption der Bedeutung ....................... 131 3.1 Lotzes Ideenlehre ....................................................................................... 131 3.2 Husserls Spezies-Konzeption der Bedeutung ............................................ 153 3.3 Ausblick: Indexikalitat und noematisches X. ............................................ l72 Literatur ................................................................................................................. 187 Index .................................................................................................................... 193 Hdujig verwendete Abkurzungen: LU = Husserl, E., Logische Untersuchungen (vgl. Literaturverz.) LUI = _no, Erster Band (Prolegomena zur reinen Logik) LUll = _no, Zweiter Band,l.Teil WL = Bolzano, 8., Wissenschaftslehre (vgl. Literaturverz.) 3 Einleitung Die phanomenologische Bedeutungslehre hat ihre erste und bislang uberzeugend ste systematische Ausarbeitung in Edmund Husserls 'Logischen Untersuchungen' (1900/01) erfahren. Wie der Titel des Werkes es anzeigt, interessiert sich Husserl flir die Bedeutungen sprachlicher Zeichen vor allem aus der Perspektive eines (philosophischen) Logikers. Die vorliegende Arbeit handelt vom systematischen und historischen Ursprung der phanomenologischen Bedeutungslehre, insofern sie flir die Philosophie der "reinen Logik" Husserlscher Pragung relevant ist. In den 'Logischen Untersuchungen' bettet Husserl die Lehre von den Bedeutungen sprachlicher Zeichen (insoweit diese fur die reine Logik in Betracht kommen) in eine allgemeine Theorie der logischen Erlebnisse ein. Er vertritt also offenbar die These, daB sprachliche Bedeutung prinzipiell etwas mit dem Phanomenbereich 'BewuBtsein' zu tun hat. 1ch werde im ersten Kapitel meiner Abhandlung erortern, was es mit Husserls Phanomenologie der logischen Erlebnisse auf sich hat; gleich zeitig werde ich nachzuweisen versuchen, daB die Beschaftigung mit der Entstehung und den konzeptuellen Grundlagen dieser philosophischen Disziplin gerade heute -in einer Zeit, in der vieles auf eine Synthese der beiden einstmals als unvereinbar geltenden Hauptstromungen der Philosophie unseres ausgehenden lahrhunderts hindeutet -von besonderer Wiehtigkeit ist. Was die historischen Wurzeln der phanomenologischen Bedeutungslehre anlangt, so verlasse ich mich im wesentlichen auf Husserls diesbemgliche Selbsteinschat zung. Dies urn so mehr, als Husserl seinen (in den lahren nach Erscheinen der er sten Auflage der 'Untersuchungen' zahlreich vorhandenen) Kritikern und auch sich selbst gegeniiber ausflihrlich Rechenschaft tiber die wichtigsten Inspirationsquellen seiner logico-philosophischen Auffassungen abgelegt hat - nieht zuletzt in der Absicht, auf diese Weise moglichst viele wirkliche oder mogliche MiBver standnisse seiner Lehre auszuraumen bzw. abzuwenden. In dieser Beziehung weist Husser! nun wiederholt mit Nachdruck auf die besondere Bedeutung der 'Wissen schaftslehre' Bernard Bolzanos (1837) und der (groBen) 'Logik' R. Hermann Lotzes (1874) flir die Entwick(e)lung der in den 'Logischen Untersuchungen' entfalteten Bedeutungslehre hin. So hebt er in einem Anhang zu dem Older Idee der reinen Lo gik" gewidmeten Paragraphen 61 der 'Prolegomena zur reinen Logik' ausdrticklich hervor, daB "die vorliegenden logischen Untersuchungen ... entscheidende AnstoBe von BOLZANO -und auBerdem von LOTZE -empfangen haben" (LU I, S.227)'. I Auf die Bedeutung Bolzanos fur Husserls Konzeptionen hat in jiingerer Zeit D. Follesdal 4 Einleitung Besonders aufschluBreich sind in dieser Hinsicht jedoch zwei weniger bekannte Texte Husserls: erstens eine Rezension, die er 1903 fUr die 'Zeitschrift fUr Psycho logie und Physiologie der Sinnesorgane' geschrieben hat, und zweitens ein 1939 im ersten Band der niederlandischen 'Tijdschrift voor Philosoph ie' verOffentliehter Entwurf einer 'Vorrede' zu den 'Logischen Untersuchungen' aus dem Jahre 1913. In der erwiihnten Rezension schreibt Husserl: "Was ... meine Begriffe von den 'idealen' Bedeutungen, den idealen Vorstellungs- und Urteilsinhalten anbelangt, so kommen sie ... nicht ursprtinglich aus Bolzanos, sondem aus Lotzes Logik. Besonders des sen urn die Interpretation der Platonischen Ideenlehre sich gruppie rende Gedankemeihen haben tief auf mich eingewirkt. Erst die innere Verarbeitung dieser ... Gedanken Lotzes gab mir den SchItisseI zu de[n] fremdartigen ... Konzeptionen Bolzanos und zu den Schatzen seiner Wissenschaftslehre" (Husserliana XXII, S.156). Der Verfasser der 'Logischen Untersuchungen' hat seine Bedeutungslehre demnach keineswegs schlicht und unmodifiziert aus Bolzanos 'Wissenschaftslehre' tiber nommen, sondem er hat Bolzano vielmehr via Lotze interpretiert und reformuliert. Die Rede von den "idealen Vorstellungs- und Urteilsinhalten" deutet darauf hin, daB Husser! hier vor allem an die ersten zwei Bande von Bolzanos vierbandigem Hauptwerk denkt, die in die beiden Abteilungen 'Fundamentallehre' und 'Elementarlehre' zerfallen und in denen Bolzano die moglichen Bedeutungsgehalte ("Stoffe") psychischer Urteile - die "Satze an sieh" - sowie deren mogliche Bestandteile - die "Vorstellungen an sieh" -behandelt. Husserls Beschreibung sei ner philosophischen Entwicklung weg vom mathematisierenden Psychologismus und hin zum bedeutungstheoretischen Platonismus (die sich zwischen 1886 und 1895 vollzog) in dem genannten Entwurf einer 'Vorrede' bestatigt diese Vermu tung. Was den EintluB Lotzes betrifft, so schreibt Husserl im selben Entwurf: "Die voll bewuBte und radikale Umwendung [d.h. die Abkehr vom Psychologismus] und den mit ihr gegebenen 'Platonism us' verdanke ich dem Studium der Logik Lotzes" (Entwurf, S.128). Dessen "geniale Interpretation der platonischen Ideenlehre" im Forts.v.S.3 hingewiesen: Dreyfus 1982, S.35f, 53. Vgl. bereits FallesdaI1972, S.418. Einleitung 5 zweiten Kapitel des dritten Buches der 'Logik' (§§ 313-321, Oberschrift: "Die Ide enwelt") habe ihm "ein erstes groBes Licht" aufgesteckt und "aile weiteren Studi en" bestimmt (a.a.O., S.129). Zu diesen Studien gehort nun insbesondere auch die ausftihrliche Lektiire der 'Wissenschaftslehre', auf die Husserl schon frUh aufgrund einiger Hinweise bei den Mathematikem Stolz und Cantor sowie "durch eine Aus einandersetzung Brentanos (in seinen Vorlesungen)" mit Bolzanos 'Paradoxien des Unendlichen' aufmerksam geworden war (ibid.). Die in den ersten beiden Banden der 'Wissenschaftslehre' entfalteten Oberlegungen zur Urteils- und Vorstellungslehre "missdeutete" er jedoch nach eigener Ein schatzung zunachst "a Is metaphysische Abstrusitaten". Doch dann schlug der Blitz des Hermann Lotze ein: "Nun ging es mir ... mit einem Male, zunachst fur die traditionell-lo gische Sphiire, auf, dass Bolzanos Wissenschaftslehre in ihren beiden ersten Bdnden unter den Titeln einer Lehre von den Vorstellungen an sich und Satzen an sich als ein erster Versuch einer geschlossenen Darstellung des Gebietes rein idealer Doktrinen anzusehen sei, dass also hier schon ein vollstandiger Entwurf einer 'reinen' Logik vorliege. Begreiflicherweise bot mir diese Erkenntnis eine ungeheure Hilfe: Schritt fUr Schritt konnte ich zugleich an den Bolzanoschen Darstel lungen die 'platonische' Interpretation bewahren, die Bolzano selbst freilich feme lag" (a.a.O., S.129f; meine Herv.). Wir konnen dieser Passage ers/ens entnehmen, daB Husserl in der Tat die ersten beiden Bande der 'Wissenschaftslehre' fur die Uedenfalls mit Blick auf seine eige nen Forschungsziele) bedeutendsten hieW Zweitens lehrt uns der textuelle Kon text, in dem dieser Passus steht, daB Husserl sich die in diesen beiden Banden aus gebreitete Lehre von den "Vorstellungen an sich und Satzen an sich" auf dem 'Umwege' tiber Lotze zueigen gemacht hat. Und wir entnehmen der zitierten Pas sage drittens den Hinweis, daB Husserl seine auf diesem Wege herausgearbeitete "'platonische' Interpretation" der Bolzanoschen Begriffsbildungen flir eine Modifikation derselben hielt: Bolzano selbst hatte diese Interpretation, so Husserl, 2 Vgl. H. Spiegelberg (Hrsg.), Zwei Briefe von E. Husserl an F. Brentano tiber Logik. In: Grazer Philosophische Studien 6 (1978), S.6.

Description:
This book contains a detailed study of the historical and systematical origin of Edmund Husserl's views on meaning as manifested in his most influential Logical Investigations (1900-01) and Ideas (1913), relating them both to Bernard Bolzano's theory of the relationship between logical experiences a
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