Hans Immler· Yom Wert der Natur Hans Immler Wert der Natur VODl Zur olwlogischen Reform von Wirtschaft und GeseUschaft Natur in der 6lwnomischen Theorie Teil3 2. Auflage Westdeutscher Verlag 2. Auflage, 1990 Der Westdeutsche VerJag ist ein Unternehmen cler Verlagsgruppe Bertelsmann International. Aile Rechte vorbehalten © 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des VerJags unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter BUrkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-12056-0 ISBN 978-3-322-94170-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94170-1 Inhalt Einleitung ...................................................... 9 1. Natur und Okonomie -Ein schwieriges Verhaltnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.1. Menschliche Arbeit und auBennenschliche Natur bilden die Einheit der Okonomie.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.2. Warum man nach Natur fragen muB, urn zu erfahren, was Okonomie ist ............................................ 20 1.3. Yom Begreifen der Natur zum Naturbegriff .................. 24 1.3.1. NaturundWissen ............................... .... 26 1.3.2. Wenn Technik Natur macht -Versuch einer Definition. . . . . 28 2. Was ist Okonomie? ........................................... 31 2.1. Okonomie "ohne Natur" und "mit Natur" ..................... 31 2.2. Der Ursprung der Okonomie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.3. Chrematistisches oder oikonomisches Leitprinzip? ............ 39 2.3 .1. Das chrematistische Prinzip ........................... 40 2.3.2. Das oikonomische Prinzip ............................ 41 2.3.3. Die Balance zwischen Oikonomia und Chrematistik als ReJormansatz ...................................... 44 2.4. Okologie statt Okonomie? ................................. 45 2.5. Was ist Okonomie? - Versuch einer Antwort, die der Natur gerecht wird ............................................. 47 3. Evolution und okonomische Produktionsweise ............... . . . . . 49 3.1. Hart Natur auf, wo Produktion beginnt? ..................... 50 3.2. Biologische und sozialOkonomische Evolution ................ 52 3.3. Die Wirkungen der Produktionsweise auf die Evolution . . . . . . . . 55 3.3 .1. Okonomisches und soziales Verhalten .................. 57 3.3.2. Urteile, Werte, Leitideen .............................. 58 3.3.3. Materielle Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.4. Die Evolution wird zum Produkt der Okonomie. . . . . .. . . . . . . . . 61 3.5. Der kritische Pfad der Evolution. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 6 Inhalt 4. Die Trennung des Menschen von der Natur Zum verlorengegangenen Zusammenhang von Zivilisation und Naturproze8 .•.•.•.••••...................•••................ 69 4.1. Technologische Revolution versus sozialokologische Evolution - Zum Problem der Basisannahmen gesellschaftlicher Entwicklung.............................. 72 4.1.1. Das Konzept der technologischen Revolution und seine Kritik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.1.2. Das Konzept der sozialOkologischen Evolution ........... 89 4.2. Das Palliolithikum und seine Wirtschaftsweise ........... . . . . . 96 4.2.1. Was uns archiiologische Funde sagen konnen ............ 99 4.2.2. Wirtschaftsweise und Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 4.2.3. Warum uns die paliiolithische Okonomie auch heute noch interessieren sollte .............................. 117 4.3. Produktion als Transfonnation der Natur - Vom Neolithikum bis zum Ende der traditionalen Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 4.3.1. Okonomie als Naturtransformation .................... 119 4.3.2. Das Neolithikum und seine Foigen ................ . . . . . 124 4.3.3. Oikos und Urbs -Zwei Formen des Verhaltens zur Natur . . . 130 4.3.4. Erzeugung einer humanen Natur -Die Renaissance ....... 142 4.3.5. Das Ende der traditionalen Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 4.4. Produktion als Revolutionierung der Naturkrlifte, aber als Negation der Natur - Die Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 4.4.1. 1st die Industriegesellschaft eine Arbeitsgesellschaft oder eine Naturgesellschaft? .............................. 148 4.4.2. Was heijJt Revolutionierung der Naturkriifte? . . . . . . . . . . . . . 150 4.4.3. Industrie -Der bisher gescheiterte Versuch, die Natur zu vermenschlichen .................................... 157 4.4.4. Superindustrialisierung -Die Entstehung eines technologischen Riesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 4.4.5. Die Negation der Industrie oder der unaufhaltsame Aufstieg der Natur ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 4.5. Die Rtickkehr des Menschen in die Natur .... . . .... ... ... .... 175 4.5.1. Die Humanisierung der Natur als vierte Phase der mensch lichen Naturgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 4.5.2. Die Evolution des Menschen befindet sich an einem kritischen Punkt, aber sie ist nicht zu Ende . . . . . . . . . . . . . . . 183 Inhalt 7 5. Theoretische Grundlagen einer okologischen Produktionsweise 187 5.1. "Kann sich die modeme Gesellschaft auf okologische Gefahrdungen einstellen?" ................................. 187 5.1.1. Natur als Umwelt oder als Innenwelt des Systems. . . . . . . . . 191 5.1.2. Der schwierige Weg, Natur in System zu iibeifiihren . . . . . . . . 197 5.1.3. Weniger oder mehr Handlungskompetenz iiber Natur? ..... 198 5.2. Produzierende und produzierte Natur . . . . ..... . . . . . . . . . . . . . . 199 5.2 .1. Die industrielle Okonomie hat einen verkiirzten Produktionsbegriff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 5.2.2. Natur als Einheit von Produktivitiit und Produkt . . . . . . . . . . 202 5.2.3. Das Erkenntnisproblem .............................. 208 5.2.4. Von der Erkenntnis der Materie zur Okonomie der Natur . . . 221 5.3. Kann die Erzeugung der Natur der Sinn menschlicher Okonomie sein? . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 6. Die okologische Reform der Industriegesellschaften ............... 225 6.1. Nur die Natur produziert Wert - Die okologischen Mangel der okonomischen Werttheorien............................ 226 6.1.1. Das Wertp roblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 6.1.2. Wie wird Natur zu Wert? -Theorie der Wertentstehung ..... 228 6.1.3. Okonomische Formen, in denen Natur zu Wert wird . . . .. .. 237 6.1.4. Wem gehOrt das Naturgeschenk? -Entstehung und Verteilung des Nettoprodukts .......................... 245 6.2. Die ZerstOrung der Natur durch Produktion von Wert - Zur Notwendigkeit einer physischen Okonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 6.2 .1. Der Widerspruch zwischen physischer und wertmiifJiger Reproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 6.2.2. Leben wir von der Substanz? -Die Produktion von Werteinkommen durch Zerstorung von Naturvermogen .... 265 6.2.3. Die Notwendigkeit einer okologischen Okonomie ......... 270 6.3. Politik flir die Natur - Zur Durchsetzbarkeit einer okologischen Okonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 6.3.1. Wieviel Wert gehort der Natur? -Aspekte der wertmiifJigen Reproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 6.3.2. Wieviel Qualitiit braucht die Natur? -Aspekte der physischen Reproduktion ............................. 278 6.3.3. Der okologische Konsument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 8 Inhalt 6.3.4. Der okologische Produzent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 6.3.5. Was konnen Staat und Gesellschaftfiir die Natur tun? - Programmatische Skizze zur okologischen Reform ........ 295 6.3.6. Homo oecologicus -ein altruistischer Egoist Zum Wandel eines okonomischen Leitbildes . . . . . . . . . . . . . 313 6.4. Kapitalismus, Sozialismus und Natur ........................ 322 6.4.1. Warum das Ende der Naturausbeutung auch das Ende des Widerspruchs von Kapitalismus und Sozialismus bedeutet ........................................... 324 6.4.2. Wenn Kapital und Zins aus der Natur kommen, ist der Kapitalismus okologisch reformierbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 6.4.3. Auch die sozialistische Gesellschaft ist okologisch reformierbar, aber was ist Sozialismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 6.4.4. Der unendliche Weg zur Versohnung von Mensch und Natur ............................................. 336 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Einleitung Alles ware einfach, wenn wir wtiBten, was Natur ist. Aber wir wissen es nicht und werden es nie vollstlindig wissen, weil wir weder ihr Schopfer noch eins mit ihr sind. Aber wir sind ein Teil von ihr, sind aus ihr hervorgegangen und gestalten sie durch unser tligliches Leben. Weil wir in ihren Zusammenhang eingebunden sind, mtissen wir sie verstehen, wenn wir uns verstehen wollen. Unsere Praxis ist der unendliche Versuch, die Natur zu erkennen, urn zu tiberleben, und uns unseres moglichen Scheitems bewuBt zu sein. Wir leben heute in einer ebenso spannenden wie kritischen Phase der menschlichen Naturgeschichte, weil wir - als Industrie - erstmals die Natur total in den Griff nehmen, ohne sie vollstlindig begreifen zu konnen. Dieser Augen blick bedeutet eine Zlisur, weil flir alle menschliche Zukunft die Potentiale des Fortschritts mit denen der okologischen Gefahrdung wie Zwillinge zusammenge horen werden. Zur vorrangigen Aufgabe wird es daher, uns bewuBt zu werden, was die gesellschaftliche Praxis mit der Natur macht, und zu bestimmen, was sie mit ihr machen dart. Wir stehen am Beginn eines umfassenden Umbaus des industriellen Gebliu des, in dem wir leben und arbeiten. Wir und unsere Gesellschaften haben eine januskopfige Naturkrise zu bewliltigen, die uns den Weg versperrt und ohne deren Losung es kein Weiterkommen gibt. Ais positive Krise verweist sie auf die groBen Potenzen an produktiven Krliften, die eine kluge Okonomie aus den ver borgenen Reichttimem der Natur noch erschlieBen kann. Trotz aller Unkenrufe bietet uns die produzierende Natur immer noch ein Reich der Freiheit an, wenn wir uns strikt an die physischen Bedingungen dieser Freiheit halten. Ais negative Krise droht sie uns all ihre materielle Gewalt an, wenn wir die menschliche Frei heit tiber die Natur stellen. Die groBtmogliche Unfreiheit flir das menschliche Leben erzeugt jene tiberhebliche Freiheit, die sich als Beherrscherin der Natur wlihnt und dadurch das Abhlingige als unabhangig, das Unabhangige als abhan gig setzt. Damit wird das Problem aufgeworfen, urn das es in der vorliegenden Arbeit geht. Das industrielle BewuBtsein hat die Natur an den Rand der Gesellschaft gedrangt, ja sie auBerhalb von sich gesetzt, obwohl die industrielle Wirklichkeit sie und ihre produktiven Krlifte wie keine andere Wirtschaftsweise nutzt. So kommt es zu einer tiefen Spaltung. Auf der einen Seite tliuschen wir uns tiber die wirkliche Bedeutung der Natur flir unser individuelles und gesellschaftliches Leben, weil wir sie auBerhalb von Produktion, Industrie und Okonomie, d.h. letztlich auBerhalb von uns suchen. Natur erscheint als jene Sphare, die von den 10 Einleitung Menschen und ihrer Arbeit unberiihrt sein solI und daher vor ihnen geschtitzt werden muB. Auf der anderen Seite aber zeigt die Realitat das genaue Gegen teil. Die Industrie hat die Natur zur entscheidenden Kraft der wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklung geformt. Die Natur ist nicht bloBe Lieferantin von Rohstoffen, sie ist das Zentrum der gesellschaftlichen Re produktion. Alles, was wir konsumieren, produziert die Natur. Alles, was wir produzieren, konsumiert die Natur. Es gibt nicht zweierlei Materie, wobei die eine der Gesellschaft, die andere der Natur angehOrt. Die Natur ist die einzige und umfassende Produktivitat, die aIle Produktivitaten umschlieBt, insbesondere auch jene, die wir von ihr abspalten und in einen Gegensatz zu ihr stellen. Wenn wir die Formen der Produktion und Konsumtion von Reichtum und Wert verste hen wollen, dann mussen wir die Natur in den Mittelpunkt aller Okonomie stellen. Sie ist die wirkliche Erzeugerin aller Produkte und Produktivitaten. Was ist zu tun? Die ganze Anstrengung der Industriegesellschaften muB dem Ziel dienen, die bisher Geleugnete und Gepltinderte bewuBt herzustellen. Die gesellschaftliche Kraft und die menschliche Intelligenz mussen darauf ausgerich tet werden, statt im Verzehr des produzierenden Naturvermogens jetzt in seiner Erhaltung und humanen Gestaltung die wirkliche Produktion von Reichtum zu erkennen. Wir konnen und mussen einsehen, daB das vermeintliche Materialla ger, das wir industriell und mit technologischer Raffinesse ausraumen, unsere eigene W ohnung, ja unser eigener Korper ist. Wir soli ten aufhoren, unsere eigene physische Verarmung als Erzeugung sozialen Reichtums zu deklarieren, und statt des sen beginnen, uns selbst und unseren physischen Gesellschaftskor per wieder zu Kraften kommen zu lassen. * Der auBere AnlaB zum Entstehen dieses Buches liegt fast zwanzig Jahre zuriick. Nach AbschluB meines Studiums als Wirtschaftsingenieur an der Technischen Universitat Berlin begann ich, mich mit dem Vergleich von Wirtschafts- und Ge sellschaftssystemen zu beschaftigen. Hierzu gehOrte eine intensive Auseinander setzung mit der "Wertfrage", denn der theoretische Kern der Systemunterschiede liegt in der diametral entgegengesetzten Erklarung des wirtschaftlichen und ge sellschaftlichen Werts. Dazu kam, daB nach den Studentenunruhen von 1968 an den Hochschulen eine spannende und fruchtbare Debatte uber die Perspektiven gesellschaftlicher Entwicklung einsetzte, die ebenfalls zu starken Teilen auf neue Fragen der Entstehung und Verteilung des Werts einging. In diesem Zusammen hang kam es fUr mich in einem wirtschaftspolitischen Seminar uber die Wert theorie zu einem nachhaltig wirkenden Ereignis. In den Diskussionen standen sich mit absoluter UnversohnIichkeit marktwirtschaftliche und marxistische Posi tionen gegenuber. Wahrend die einen die Entstehung des wirtschaftlichen Werts durch die Tatigkeit der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden erkIar- Einleitung 11 ten, erkannten die anderen in der Lehre der aile in tauschwertbildenden Arbeit die einzig m6gliche Grundlage fUr die Analyse der 6konomisch-gesellschaftli chen Bewegungsgesetze. Mich tiberzeugte die Marxsche Kritik an der Wertbil dung durch den Produktionsfaktor Kapital vollstiindig, da weder die Praxis noch die Theorie einen einzigen empirischen Beweis liefern konnten, daB das Kapital in ahnlicher Weise wie die menschliche Arbeit wirtschaftliche Gtiter und Werte neu zu erzeugen in der Lage ist. Kapital hat noch niemand an Baumen wachsen sehen, auch kann es sich nicht in irgendwelchen Banktresoren selbst vermehren. Wo Kapital sich vermehrt, verkntipft es sich offensichtlich mit physischen Pro duktivitaten einschlieBlich der menschlichen Arbeit, die es zu organisieren und anzueignen versteht. Das Geheimnis der Wertbildung liegt demnach in der phy sischen Sphlire. Dem Kapital kommt die Flihigkeit zu, physische Produktivitaten zu saen, zu ernten und sie schlieBlich durch Warentausch zu mehr Wert zu machen. Soweit bin ich ganz der Marxschen Kritik der kapitalistischen Wertver hliltnisse gefolgt. Mit ihrer Konsequenz, daB alle Wertsubstanz nur auf menschli che Arbeit zurUckzuftihren sei, tat ich mich aber schwer. 1m Zusammenhang mit Arbeiten tiber die Fruchtbarkeit in der Landwirtschaft war ich der physiokrati schen Theorie mit ihrer Kernthese von der einzig produktiven Natur begegnet. Trotz der veralteten feudalistischen Fassung der physiokratischen Werttheorie verstlirkte sich der Eindruck, daB die Lehre von der einzig produktiven Arbeit und jene von der einzig produktiven Natur in einem komplementliren Verhliltnis zueinander stehen. In der Leugnung der Natur als wertproduzierende Kraft schien ein ganz entscheidender Mangel der marxistischen Theorie und Praxis zu liegen. Ais ich aber den Versuch machte, eine Beteiligung der Natur an der Wertproduktion zur Diskussion zu stellen, erhielt ich von marktwirtschaftlicher wie marxistischer Seite eine geharnischte Kritik. Seit damals gilt mein wissen schaftliches Interesse dem Problem der Wertbildung durch die NatuT. Als ein erstes Resultat erschienen die Teile 1 und 2 des Projekts "Natur in der 6konomischen Theorie"l, in denen dargestellt wurde, welche Standpunkte zur Frage der Wertbildung durch die Natur von den unterschiedlichen Theorien ver treten wurden. Hiermit nun lege ich Teil 3 VOT. Darin wird aufgezeigt, wie wichtig die Mitwirkung der Natur bei der Entstehung der wirtschaftlichen Produkte und Werte tatsachlich ist, wie wenig wir uns dessen bewuBt sind und wie der Natur durch eine 6kologische Reform von Wirtschaft und Gesellschaft Geltung ver schafft werden kann. Allerdings muB ich an dieser Stelle schon einschrlinkend sagen, daB in diesem Buch kein praktisches Programm zur 6kologischen Reform vorgestellt wird, vielmehr die theoretischen V oraussetzungen dazu erarbeitet werden sollen. Sosehr angesichts der 6kologischen Konflikte der Ruf nach raschen Handlungsanweisungen gerechtfertigt erscheint, sosehr muB vor kurz sichtigem Aktionismus gewarnt werden. Demgegentiber solI hier gezeigt werden, 1 H. Immler, Natur in der iikonomischen Theorie, Teil I: Vorklassik -Klassik -Marx, Teil 2: Phy siokratie - Herrschaft der Natur, Westdeutscher Verlag, Opladen 1985