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Vom lokalen Korporatismus zum europaweiten Wohlfahrtsmarkt: Der Wandel der Governance sozialer Dienste und zugrundeliegende Strategien PDF

296 Pages·2015·2.371 MB·German
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Sozialpolitik und Sozialstaat Herausgegeben von A. Evers, Gießen, Deutschland R. G. Heinze, Bochum, Deutschland S. Leibfried, Bremen, Deutschland L. Leisering, Bielefeld, Deutschland T. Olk, Halle-Wittenberg, Deutschland I. Ostner, Göttingen, Deutschland Tim Eyßell Vom lokalen Korporatis- mus zum europaweiten Wohlfahrtsmarkt Der Wandel der Governance sozialer Dienste und zugrundeliegende Strategien Tim Eyßell Gießen, Deutschland Gießener Dissertation im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Justus- Liebig-Universität, 2014 Sozialpolitik und Sozialstaat ISBN 978-3-658-08887-3 ISBN 978-3-658-08888-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-08888-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Die korporatistische Governance sozialer Dienste 17 2.1 Die historische Entwicklung des Verhältnisses von öffentlichen und freien Trägern bei der Erbringung sozialer Dienste 17 2.2 Der Korporatismus sozialer Dienste 28 2.3 Gründe für die Abkehr vom Korporatismus 32 3 Dimensionen des Strukturwandels der Governance sozialer Dienste 37 3.1 Ökonomisierung: Neue Steuerungsmodelle und Ausweitung des Trägerspektrums 38 3.2 Vermarktlichung: Wettbewerb um den Markt durch Trägerauswahlverfahren? 44 4 Theorien 51 4.1 Kooperation verschiedener Akteure in unterschiedlichen sozialen Settings 51 4.1.1 Governance 51 VI Inhaltsverzeichnis 4.1.2 Wohlfahrtspluralismus 63 4.1.3 Einbettung 68 4.2 Korporatismus versus Auftraggeber-Auftragnehmer- Verhältnis 75 4.2.1 Korporatismus 75 4.2.2 Prinzipal-Agent-Theorie 79 4.2.3 Stewardship-Theorie 83 4.3 Verschiedene Handlungslogiken im Wohlfahrtspluralismus 87 4.3.1 Vermarktlichung 87 4.3.2 Zivilgesellschaft 91 4.3.3 Daseinsvorsorge 97 4.3.4 Gewährleistungsstaat 99 4.4 Kommunale Sozialpolitik im Mehrebenensystem 102 4.4.1 Europäisierung 102 4.4.2 Compliance 114 4.4.3 Institutioneller Isomorphismus 115 4.5 Relevante Erklärungsfaktoren staatlichen Handelns 120 4.5.1 Verwaltung 120 4.5.2 Legitimation durch Verfahren 125 4.5.3 Professionen 128 4.5.4 Demokratie 132 5 Methodik 135 5.1 Experteninterviews 135 5.2 Dokumentenanalyse 141 6 Europäisierung der Governance sozialer Dienste? Handlungsspielräume kommunaler Sozialpolitik im europäischen Binnenmarkt 145 6.1 Die Europäische Union und die Governance sozialer Dienste 146 6.2 Die EU-Binnenmarktregulierung 147 Inhaltsverzeichnis VII 6.2.1 Der EU-Binnenmarkt und Dienste im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse 148 6.2.2 Das Binnenmarktrecht und soziale Dienste 152 6.2.3 Voraussetzungen für die Anwendbarkeit des EU- Wettbewerbsrechts 155 6.2.4 Das Beihilferecht der EU 158 6.2.5 Das Vergaberecht der EU 166 6.3 Die Governance sozialer Dienste in verschiedenen EU- Mitgliedsländern 170 6.4 Die rechtliche Kontroverse über die Anwendbarkeit des Vergaberechts im Rahmen des Sozialrechts 177 6.5 Der Spielraum der Kommunen 180 6.6 Der Forschungsstand zu möglichen Folgen der EU-Politiken 182 7 Reaktionsweisen der Kommunen 189 7.1 Die kommunalen Reaktionen auf das EU-Beihilferecht 189 7.1.1 Traditionelle Zuwendungsfinanzierung 190 7.1.2 Zuwendungsverträge - mehr Planungssicherheit und detailliertere Regelung 194 7.1.3 Rückstellungen – Anreiz oder Fehlsteuerung? 196 7.1.4 Alternative Finanzierungsformen sozialer Dienste 197 7.1.5 Wirkungen des EU-Beihilferechts auf die Finanzierungsform sozialer Dienste 199 7.2 Die kommunalen Reaktionen auf das EU-Vergaberecht 202 7.2.1 Bilateraler Korporatismus 203 7.2.2 Multilateraler Korporatismus 207 7.2.3 Partizipativer Korporatismus 208 7.2.4 Interessenbekundungsverfahren – Zwischen Markt und Korporatismus 209 7.2.5 Freestyle-Ausschreibungen 212 7.2.6 Vergaberechtliche Ausschreibungen 216 7.3 Zentrale Faktoren bei der Wahl des Trägerauswahl- verfahrens 221 VIII Inhaltsverzeichnis 7.3.1 Externe Einflussfaktoren 221 7.3.2 Interne Einflussfaktoren 224 8 Fazit 241 9 Literaturverzeichnis 271 1 Einleitung Steigender Bedarf an sozialen Diensten Dem Wandel des Verhältnisses zwischen den Kommunen als Auftragge- bern sozialer Dienste und den freien Trägern als Erbringern dieser Diens- te liegen verschiedene Faktoren zugrunde. Neben veränderten wirt- schaftspolitischen Ansichten spielen gesellschaftliche Entwicklungen eine wesentliche Rolle. Sie spiegeln sich in gewandelten Bedarfen wider. Während der letzten Jahrzehnte stieg die Nachfrage nach sozialen Diensten deutlich und kontinuierlich an. Die zunehmende Erwerbsquote von Frauen begründet ein Abnehmen sowohl der privaten Pflege von älteren Angehörigen als auch der Betreuung der Kinder in der Familie (Bäcker et al. 2008, S. 520f). Fortschreitend werden diese Aufgaben von der privaten in die öffentliche Verantwortung verlagert. Darüber hinaus verursachte die lange hohe Arbeitslosigkeit große Bedarfe an öffentlich erbrachten sozialen Diensten. Aber auch in anderen Bereichen, wie in der Jugendhilfe, insbesondere bei den Hilfen zur Erziehung, wuchs die Nachfrage in den letzten Jahren erheblich (Dahme 2011, S. 122). Die größte, aktuell zu bewältigende Bedarfszunahme entstand durch die Ausweitung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung auf die Ein- bis Dreijährigen zum ersten August 2013 (Riedel 2009, S. 13; Kinderför- derungsgesetz Art. 7; 8 und 10). Darüber hinaus wuchsen die Bedarfe durch die Ausweitung der Ganztagsbetreuung von Kindern. Parallel zur Veränderung und Ausweitung des Bedarfs an sozialen Diensten wurden die tradierten korporatistischen Strukturen der Zusam- T. Eyßell, Vom lokalen Korporatismus zum europaweiten Wohlfahrtsmarkt, Sozialpolitik und Sozialstaat, DOI 10.1007/978-3-658-08888-0_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 2 Einleitung menarbeit von Kommunen und freien Trägern mancherorts umorgani- siert. Sie erschienen einigen kommunalen Akteuren nicht mehr geeignet, um dem steigenden und veränderten Bedarf angemessen gerecht wer- den zu können. So erforderte die Ausweitung des Angebots Anpassun- gen der unterschiedlichen Formen und Arbeitsteilungen seiner Organisa- tion, Finanzierung und Erbringung. Der massive Ausbau des Angebots in der Kindertagesbetreuung setzte sogar vielfach die Gründung neuer Ein- richtungen voraus. Wie in den meisten anderen Dienstleistungsbereichen tragen die Kommunen hier die Verantwortung, kompetente Partner für die Dienstleistungserbringung zu finden. Ihnen obliegt die Aufgabe, ein dafür geeignetes Auswahlverfahren zu bestimmen. Viele Kommunen rückten dabei von den traditionellen verhandlungsbasierten Verfahren ab und nutzen neue Auswahlverfahren, die vielfach Wettbewerbselemente auf- weisen. Die eigentliche Organisation und Gestaltung der Erbringung so- zialer Dienste wird so primär in die Hände von freien Trägern gegeben. In einigen Fällen übernehmen Kommunen auch selber die Trägerschaft von Einrichtungen. Diesem Zusammenspiel von Kommunen und freien Trä- gern liegt in Deutschland eine lange Tradition zugrunde. Das zentrale Element des lokalen Miteinanders von Kommunen und freien Trägern sind die Trägerauswahlverfahren. In ihnen spiegeln sich die mitunter sehr unterschiedlichen Ausprägungen des lokalen Wohl- fahrtspluralismus wider. Einige Kommunen werden von exklusiven Netz- werken dominiert, in anderen Kommunen bestehen wettbewerbliche oder auch partizipative Arrangements. Bisher liegen keine systematischen Untersuchungen der Verfahren zur Trägerauswahl vor. Weder die traditionellen korporatistischen noch die wettbewerbsorientierten oder sonstige alternative Verfahren wurden in ihren Eigenschaften und strategischen Hintergründen vertiefend analy- siert. Diese Lücke wird mit der vorliegenden Arbeit geschlossen.

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