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Virus Y und andere Stories PDF

119 Pages·2010·0.56 MB·German
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Terra Nova 120 Randall Garrett Virus Y und andere Stories Inhalt: Virus Y (What’s eating you?) Die geheimnisvolle Stadt (Dead giveaway) Ursprung der Menschheit (No connections) Virus Y »Den ewig unveränderlichen Mond« nannten sie ihn. Gewiß, in mancher Hinsicht mochte das stimmen. Wenn man ihn mit bloßem Auge von der Erde aus betrachtete, sah er aus wie in den letzten fünfzig Millionen Jahren auch. Aber mit einem einigermaßen guten Teleskop erkannte man hier und da kleine Flecken und Tupfen, die eine Änderung verrieten. Man mußte wissen, in welcher Richtung sie lagen, aber es war nicht sonderlich schwer, die Gebäude aufzuspüren, die der Mensch bei seiner Eroberung der Sterne errichtet hatte. Da waren beispielsweise die Atomwerke; sie hatten das Problem zur Beseitigung des Atom-Mülls gelöst. Den Mondkratern war es egal, ob man sie auffüllte oder nicht, und es gab weder Wasser noch Luft, um das Zeug zu verbreiten. Dann waren noch die großen interplanetarischen Raumhäfen da, und auf der Seite, die der Erde abgewandt war, befanden sich die beiden Mondobservatorien. Aber für die Öffentlichkeit gab es ein Bauwerk, das viel geheimnisvoller und umstrittener war: die Quarantänestation der Interstellaren Forschungs– und Kolonisierungsgemeinschaft. Sie beherbergte Männer und Frauen, die ihre körperliche und geistige Gesundheit riskiert hatten, um neue Planeten für die Menschheit aufzusuchen und zu erforschen Männer und Frauen, die nun in Einzelhaft saßen. Einige von ihnen hatten mehr als fünf Jahre keinen direkten Kontakt mehr mit anderen Menschen gehabt. Alex Zavacki gehörte zu ihnen. Er hatte sich vor vier Jahren mit einem Kuß von seiner Verlobten verabschiedet. Und seit drei Jahren befand er sich nun in einer versiegelten Wohnung der Quarantänestation. Er hatte weitere zwei Jahre vor sich. Während er eine Liste von Neologismen studierte, die er auf Purvis, einem der ältesten kolonisierten Planeten, aufgezeichnet hatte, wurde ihm zum ersten Male klar, daß sich der Mann von der Straße stärker als gewöhnlich für die QSIFK- Station interessierte. Zavacki war Linguist, und kein schlechter. Er wußte, daß ein Job auf ihn wartete, und er hatte sechs Jahre seines Lebens geopfert, um ihn durchzuführen. wartete, und er hatte sechs Jahre seines Lebens geopfert, um ihn durchzuführen. In den acht Jahrzehnten, die seit Errichtung der ersten Kolonie vergangen waren, hatte sich die englische Sprache nach mindestens zwanzig Richtungen hin entwickelt, und Zavacki wollte die Abweichungen festhalten und studieren. Die Notizen waren vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Er ging sie sorgfältig durch, übertrug hin und wieder Bemerkungen von einem Blatt auf ein anderes, überprüfte Begriffsbedeutungen, -aussprachen und -wurzeln, und hatte seine behagliche Umgebung vollständig vergessen. Es war eines von hundert ähnlichen Apartments gut beleuchtet, bequem, beinahe luxuriös. Es sollte einem Menschen die Einsamkeit so leicht wie möglich machen. Ein leises Ping! Ping! kam vom Solidiphon. Zavacki sah stirnrunzelnd auf. Herrgott, sind das Störenfriede, dachte er mürrisch, als er auf die Kontaktplatte drückte. Würden sie es niemals lernen, daß er bei der Arbeit nicht gern unterbrochen wurde? Die Wand hinter dem Schreibtisch verschwand, und die schwerfällige Gestalt von Abteilungschef Baedecker saß ihm plötzlich gegenüber. Das runde Gesicht wirkte äußerst besorgt. Bevor er etwas sagen konnte, meinte Zavacki: »Deck, wenn du deine Wehwehchen bei mir abladen willst, dann kannst du gleich wieder verschwinden. Ich höre sie mir gern nach Feierabend an, aber nicht jetzt. Schließlich bin ich weder Psychologe noch Beantworter eines Kummerkastens.« »Es geht um ernste Dinge«, sagte Baedecker in seinem dunklen Bariton. »Und wenn du nicht höflich sein kannst, halte lieber gleich den Mund. Du willst wohl, daß ich dich hinauswerfe?« Zavacki grinste. »O lala! Diese Drohung dringt bis in die tiefste Tiefe meines reuevollen Gemüts. Meinetwegen ich höre zu.« Baedecker fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte die Schweißtropfen weg, die im Scheinwerferlicht glänzten. Er war aufgeschwemmt, aufgedunsen, fett und wirkte wie eine riesige Gummipuppe, die man so weit wie möglich aufgeblasen hatte. »Hast du die Reden des Delegierten O’Dowd gelesen oder gar gehört?« Zavacki zog die dichten, schwarzen Brauen zusammen. »Nein. Die Nachrichten von der Erde interessieren mich nicht. Weshalb?« »Das ist es ja«, sagte Baedecker mit einem schweren Seufzer. »Hier kümmert sich jeder nur um sein eigenes Projekt. O’Dowd will dafür sorgen, daß die Forschungsgesetze abgeändert werden.« »Was hat das mit meinen Sprachstudien zu tun?« Zavacki schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. »Wenn du einen Moment lang still bist, erkläre ich es dir. O’Dowd nörgelt jetzt seit mehr als einem Monat an unserer Quarantänestation herum. Wir haben Presseberichte herausgegeben, um ihm entgegen zuarbeiten, aber niemand nimmt sie mehr ernst, sobald O’Dowd sie durchgehechelt hat. Vor kurzem behauptete er, daß die Menschen hier, gegen ihren Willen eingesperrt würden. Sie seien arme, unterdrückte Helden, die alles für die Menschheit geopfert hätten und nun dafür leiden müßten.« Zavacki lachte leise. »Und was sagt er nun?« »Nun, wir konterten mit einer Art Interview. Wir sagten, daß die meisten Forscher hier vollkommen zufrieden seien und sich bei ihrer Arbeit wohlfühlten. Eine Zeitlang redete er um den Brei herum, aber nun stellt er unsere Jungs so hin, als säßen sie hier faul herum und bekämen ein dickes Gehalt dafür auf Kosten der Steuerzahler und so fort.« Zavacki schüttelte den Kopf., Ich hätte dir gleich verraten können, daß das nicht der richtige Weg ist.« »Wahrscheinlich«, erwiderte Baedecker. »Und deshalb komme ich jetzt auch zu dir. Ich habe noch ein paar Presseartikel ausgearbeitet. Vielleicht könntest du sie so umformen, daß sie auf die breite Öffentlichkeit wirken. Du verstehst, was ich meine?« »Ganz genau«, erklärte Zavacki. »Aber du hast dich an den falschen Mann gewandt. Du brauchst keinen Sprachwissenschaftler, sondern einen Psychologen.« * Baedecker schloß die Augen und preßte die Lippen zusammen. Einen Moment lang sagte er gar nichts. Dann fuhr er mit langsamen, abgemessenen Sätzen fort. »Jetzt hör mir genau zu, Alexander Dubois Zavacki. Ich bin zufällig Abteilungschef und ständiger Aufsichtsbeamter der Mondbasis. Ich poche nicht gern darauf, aber du zwingst mich dazu.« Seine Augen öffneten sich wieder, und Zavacki entdeckte ein hartes Glitzern in ihnen. »Die QSIFK ist seit dreißig Jahren mein Lebensinhalt, und sie soll es weitere dreißig oder vierzig Jahre bleiben, bis ich so alt bin, daß ich nicht mehr klar denken kann, oder bis mich die Arbeit langweilt. Im Moment ist keines von beiden der Fall, und ich werde nicht stillsitzen und zusehen, wie ein Schwätzer namens Daniel O’Dowd mir meine Arbeit zunichte macht. Ich werde jede verfügbare Waffe einsetzen, um gegen ihn anzukämpfen und du bist im Augenblick meine stärkste Waffe.« Zavacki wartete ruhig. Baedecker meinte das, was er sagte, offensichtlich ernst. Und trotz seiner gewaltigen Fettmassen hatte er gute Aussichten, älter als hundert Jahre zu werden. Auf der Erde hätte sein Gewicht wahrscheinlich bald zu einem schwachen Herz geführt, aber hier auf dem Mond machte es kaum etwas aus. »Und komme mir nicht wieder mit dem Unsinn, daß das hier eine Sache für Psychologen sei«, fuhr Baedecker fort. »Massenpsychologie ist eine Kunst, keine Wissenschaft, und du beherrschst sie.« Er schloß wieder die Augen. »Am 18. November 2084 fand im Linguistik-Institut des Berliner Polytechnikums eine Demonstration statt, ein Aufstand der Studenten gegen eine geplante Machtübernahme des Professorenausschusses. Die Rädelsführer der Demonstration wurden exmatrikuliert, aber später wieder aufgenommen. Und der Professorenausschuß gab nach. Eines erfuhr dieser Ausschuß nie: Der Mann, der die Fäden der Demonstration Eines erfuhr dieser Ausschuß nie: Der Mann, der die Fäden der Demonstration in der Hand hielt, hieß Alex Zavacki.« Baedeckers Augen sahen ihn an, kleine Punkte in dem großen, runden Gesicht. »Und dann in Omaha, im Jahre 2091…« Zavacki hob beide Hände. »Bitte, Deck! Ich ergebe mich. Erspare mir das. Ich weiß, daß ich ein mißratener Jüngling war.« »Na schön. Wirst du dir jetzt die Presseveröffentlichungen ansehen und versuchen, sie möglichst wirksam zu gestalten?« »Schicke sie her, Deck. Ich werde sehen, was sich machen läßt. Und wenn du die Reden von O’Dowd hast, kannst du sie gleich mitschicken. Sorge dafür, daß sie mit Datum versehen sind, damit ich sie richtig einordnen kann.« Baedecker nickte und unterbrach die Verbindung. Die Wand wurde wieder zur Wand, als die Leinster-Projektoren verlöschten. Minuten später spuckte das Reproduktionsgerät auf Zavackis Schreibtisch Faksimiles der Presseveröffentlichungen Baedeckers und die Reden O’Dowds aus. Eine Stunde später starrte Alex Zavacki aus dem großen Fenster seines Apartments und betrachtete den Stein des Anstoßes. Auf einer Kuppel in der Ferne stand in großen schwarzen Blockbuchstaben: MOND- QUARANTÄNESTATION, und darunter, in kleineren Buchstaben: Fünfjahres- Abteilung. Hinter dem Gebäude ragten die schlanken Spitzen der interstellaren Schiffe zum Himmel. Es gab nicht viele davon. Bis jetzt befanden sich nur eine Handvoll in Betrieb, und sie waren kostbar und sehr teuer. Die Interplanetarische Konstruktionsgesellschaft von Nordamerika stellte sie her wie auch die Flotten der interplanetarischen Boote, die zur Venus und zum Mars flogen. Über all dem hing die schimmernde Scheibe der Erde, größer und heller als jeder Erntemond, und vergoß ihr Licht über die Landschaft. Schön und imposant. Aber für einen Mann, der fünf Jahre hier verbringen mußte, die ödeste Gegend, die man sich vorstellen konnte. Zavacki dachte an die anderen, die in der Abteilung eingeschlossen waren. Raoul Jackson, der merkwürdige, einsame Mann mit der scheckigen Haut sie war teils weiß, teils braun —, der sein eigenes Gesicht nicht ausstehen konnte. Er war so. auf die Welt gekommen, und er haßte sich darum. Er verbrachte seine Zeit damit, eine perfekte Waffe zu konstruieren gegen fremde Lebewesen, wie er sagte, aber wie Zavacki ahnte, um seinen Haß gegen die ganze Menschheit auf irgendeine Weise loszuwerden. Dann waren Jack Wessier und seine Frau da, das einzige Paar in der Isolierstation. Sie hatten das Forschungsjahr gemeinsam verbracht und waren dann gemeinsam in Quarantäne gegangen. Und sie hatten keine Zeit verschwendet. In den vergangenen vier Jahren hatten sie drei Töchter in die Welt gesetzt, entzückende Mädchen. Und er dachte an Jennifer. An die sanfte, warme, schöne Jennifer. War es falsch gewesen, sie auf der Erde zurückzulassen, als er seine verrückte Reise in die Galaxis antrat? Man verlangte viel von einer Braut, wenn man sie sechs Jahre warten ließ. Wenn er zurückkam, war sie siebenundzwanzig. Wäre es besser gewesen, wenn sie ihn begleitet hätte? Er schüttelte den Kopf. Jennifer Sterling war nicht Lana Wessier. Jen war kein Feigling, und sie war auch nicht schwach, aber die Forschungsarbeit auf einem rauhen, unbewohnten Planeten war einfach nichts für sie. Nein. Die sechs Jahre mußten ertragen werden. Sie hatten nie davon gesprochen, einander freizugeben. Aber Zavacki hatte einfach gehen müssen. Man hatte ihm seinen Planeten zugewiesen, und er hatte die ihm zugeteilte Arbeit erledigt, um Zugang zu den Aufzeichnungen der neunzehn Kolonien zu erhalten. Sein Thema behandelte eine einmalige Situation, und es war fast jedes Opfer wert. Aber nicht Jen. Einige der Forscher kehrten niemals zurück, und so hatte man die Einmann- Boote mit automatischen Umkehrsteuerungen ausgerüstet. Wenn ein Forscher innerhalb der vereinbarten Zeit nicht zu seinem Schiff zurückkehrte, flog das Schiff ohne ihn zurück ins Sonnensystem und brachte die Aufzeichnungen mit, die er gemacht hatte. Jeder Forscher hatte ein Funkgerät bei sich, das dauernd mit dem Schiff verbunden war. Das Mikrophon nahm jedes Wort auf und gab es weiter.

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