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Virgo Eva - Virgo Maria. Neue Untersuchungen über die Lehre von der Jungfrauschaft und der Ehe Mariens in der ältesten Kirche PDF

116 Pages·1937·3.723 MB·German
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ARBEITEN ZUR KIRCHENGESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON EMANUEL HIRSCH UND HANS LIETZMANN 25 Virgo Eva — Virgo Maria Neue Untersuchungen über die Lehre von der Jungfrauschaft und der Ehe Mariens in der ältesten Kirche Von Hugo Koch BERLIN UND LEIPZIG 1937 VERLAG WALTER DE GRUYTER & GO. Archiv-Nr. 32 02 37 Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W35 Printed in Germany Vorwort Die Frage, die im Folgenden nochmals untersucht wird, ist wesentlich eine Frage wissenschaftlicher Methode. Be- kanntlich wird im Syllabus und im Antimodernisteneid Pius' X. der Satz verworfen, daß die Schriften der Kirchenväter nur nach den Grundsätzen der Wissenschaft, unter Außeracht- lassung jeder kirchlichen Autorität, und mit derselben Urteils- freiheit zu erklären seien, mit der man irgendwelche profanen Denkmäler zu erforschen pflegt. Im Verlauf unserer Unter- suchungen aber wird sich zeigen, daß sogar kirchliche Schrift- steller nach verschiedenen Maßstäben gedeutet werden, und beispielsweise die Sprache eines Irenäus nach anderen Grund- sätzen gewertet wird, als die eines Tertullian, auch wo dessen Montanismus schlechterdings keine Rolle spielte oder sogar eine andere Anschauung nahelegte. Der Gegenstand dieser Untersuchungen scheint fernab zu liegen von den Fragen, die uns heute im neuen Deutschland in Wissenschaft und Leben beschäftigen. Und doch ist dies nicht der Fall. Die römische Kirche stellt ihren Gläubigen als Vorbild christlichen Familienlebens die »heilige Familie von Nazareth« vor Augen, also ein Ehepaar, das nach kirchlichem Dogma mit Rücksicht auf die jungfräuliche Geburt Jesu und aus Gründen höherer Sittlichkeit auf Verwirklichung der Ehe und damit auf Kindersegen freiwillig verzichtet hat. Das Ergebnis unserer Untersuchungen aber ist, daß die geschicht- liche Familie von Nazareth eine kinderreiche Handwerker- familie war, und daß die Erinnerung an diese Tatsache in der ältesten Kirche trotz frühzeitig einsetzender asketischer Be- strebungen noch fortlebte, bis gewalttätige Kirchenväter diese Vorstellung zur Ketzerei stempelten und durch kirchliche Maßnahmen verdrängten. München im Oktober 1937 Hugo Koch. 1* Inhaltsübersicht. Einleitung. Meine Schrift Adhuc virgo 1929 und ihre Auf- nahme 7—8 I. Die Jungfrauschaft Mariens bei Tertullian . . 8—17 ι. Tertullian nimmt eine wirkliche Ehe Josefs und Mariens nach der Geburt Jesu an. a) De pudicitia 6, 16 S. 10. b) De carne Christi 17 S. iof. c) De monogamia 8 S. Ii f. d) De virginibus velandis 4·—6 S. 12—14. e) Ad- versus Marcionem IV, 19 S. 14 f. 2. Die Bedeutung dieser Anschauung Tertullians S. i6f. II. Die Jungfrauschaft Mariens bei Irenäus . . . 17—60 ι. Irenäus bekundet dieselbe Anschauung, und er ist die Quelle Tertullians. a) Adversus haereses III, 21, 10 S. 17—20. b) adv. haer. III, 22, 4 und V, 19, 1 S. 20—24. c) Epideixis 32. S. 25. 2. Eine grundsätzliche Er- wägung S. 26. 3. adhuc und virgo Maria bei Tertullian 5. 26—29. 4. adhuc, virgo Maria und andere Wen- dungen bei Irenäus S. 29—33. 5. adhuc bei andern Schriftstellern S. 33 f. 6. Die Tragweite dieser Fest- stellungen, Folgewidrigkeit der gegnerischen Behaup- tungen S. 34—36. 7. Die angebliche virginitas in partu bei Irenäus S. 37—46. a) adv. haer. IV, 33, 11. Maria und die Kirche bei Irenäus und Tertullian S. 37—43. b) Epideixis 54 S. 43—46. 8. ττρωτότοκοί bei Irenäus und die Anschauung Jouassards S. 46—60. a) adv. haer. III, 16, 3 u. 4 S. 47·—52. b) adv. haer. III, 18, 7 S. 50—53. c) adv. haer. III, 22, 4 S. 53f. d) adv. haer. IV, 21, 3 S. 54f. e) adv. haer. V, 19, 1 S. 55. f) Epi- deixis 38 S. 56L Das Ergebnis und die Streitart Jouas- sards S. 56—60. III. Die dogmengeschichtliche Entwicklung . . .. 60—91 χ. Tertullian und Irenäus als fester Punkt S. 60—62. 2. Ignatius von Antiochien S.62Í. 3. Justin S. 63f. 4. Melito von Sardes S. 64 f. 5. Das Symbolum S. 65. 6. Die sog. Epistola apostolorum S. 65 f. 7. Die Πράξεις Παύλου S. 66f. 8. Klemens von Alexandrien und 6 Orígenes S. 67—72. 9. Cyprian von Karthago S. 72I 10. Die ps.-cyprianische Schrift De singularitate cleri- corum S. 73f. il. Ps.-Klemens De virginitate S. 74—77. 12. Aphraat S. 77f. 13. Hilarius von Poitiers und Athanasius S. 79—81. 14. Firmicus Maternus S. 81. 15. Viktorin von Pettau, Helvidius, Jovinian, Apolli- naris S. 82—84. 16. Die Deutung von Mt. 1, 25 in ältester Zeit und ihre Tragweite S. 84 f. 17. Hieronymus, Epiphanius, Ambrosius und Siricius S. 85—87. 18. Die Jungfrauengeburt und die Ehe Josefs und Mariens S. 87—91. Die Stufen der Entwicklung S. 91. Anhänge 92—114 Anhang 1 (zu S. 37·—-43). Die Kirche als jungfräuliche Mutter, und Maria ihr Vorbild S. 92—94. Anhang 2 (zu S. 69). Eine umstrittene Stelle bei Am- brosius (Epos, in Luc. II, 5Öf.) S. 95—97. Anhang 3 (zu S. 85). Literarische Zusammenhänge bei den Kirchenvätern des 4. Jahrhunderts S. 97! Anhang 4 (zu S. 87). Gottessohnschaft Jesu und Zeu- gung (oder Schöpfung) durch den hl. Geist S. 98—102. Anhang 5 (zu S. 57!). Πρωτότοκο; in der jüdischen Grabschrift von Teil el Yekudieh und Luk. 2,7 S. 102—106. Anhang 6 (zu S. 83). Zur Schrift von R. Bot ζ über die Jungfrauschaft Mariens 1935. S. 106—114. 1. Zu Mt. ι, 25 S. 107—110. 2. Zu Luk. ι, 34 S. 110. 3. Die Kreuzesszene S. iiof. 4. Zu Mk. 3, 2of. 31 fï. S. in— 113. 5. Die Brüder Jesu in der Geschichte S. ii3f . Nachträge 115 Einleitung Es ist immer schon aufgefallen, und man konnte es sich bei der auf protestantischer wie auf katholischer Seite vorherr- schenden Anschauung über die Entwicklung der Lehre von der Jungfräulichkeit Märiens nicht recht erklären, daß an der Wende des zweiten Jahrhunderts ein Mann wie Tertullian noch einen vollen ehelichen Verkehr Josefs und Mariens nach der Geburt Jesu als etwas Gegebenes angenommen hat. Nun habe ich in meiner Abhandlung »Adhuc virgo : Mariens Jung- frauschaft und Ehe in der altkirchlichen Überlieferung bis zum Ende des 4. Jahrhunderts« (Beiträge zur historischen Theologie 2. Tübingen 1929)1 nachzuweisen gesucht, daß der Afrikaner mit dieser Vorstellung in jener Zeit nicht allein stehe, daß vielmehr kein Geringerer als Irenäus, der »Vater der katholischen Dogmatik«, dieselbe Ansicht durchblicken lasse, und Tertullian sie gerade von ihm übernommen habe. Von diesem Gesichtspunkt aus zeichnete ich dann ein anderes Bild von der ältesten »mariologischen« Überlieferung, als man es sonst zu finden gewohnt ist, und ich führte diese Über- lieferung auf einschlägige Schriftstellen der Evangelien (Mt. I, 25. Mk. 3, 31 ff. 6, 3ff. u. Par.) und ihre sinngemäße Deu- tung zurück. Auf protestantischer Seite haben meine Darlegungen, soviel ich sehe, keinen Widerspruch gefunden. Daß dies auch auf katholischer Seite der Fall sein werde, konnte ich nicht er- warten. Erfreulicherweise haben aber auch die katholischen Theologen, zum Teil mit sichtlicher Anstrengung, diese für sie so heikle und an zarte Empfindungen rührende Frage fast durchweg in ruhiger und sachlicher Weise geführt. Dabei ist ihnen Hr. Abt Capelle von Mont César bei Löwen — übrigens neben J. Garçon der einzige meiner Gegner, der die für die bisherige Anschauung erwachsenen Schwierigkeiten voll emp- 8 funden hat — mit gutem Beispiel vorangegangen1. Mir selbst lag gewiß nicht daran, den guten Irenaus um jeden Preis mit einer, später von der Kirche zur Irrlehre gestempelten An- schauung zu belasten. So habe ich denn auch die mir gemachten Einwände und vorgetragenen Gegengründe eingehend geprüft. Warum ich sie aber nicht als stichhaltig anerkennen kann, soll im Folgenden dargelegt werden. Dabei werden, wie ich glaube, auch neue Gesichtspunkte und Erkenntnisse gewonnen werden und meine Ergebnisse sichern. I. Die Jungfrauschaft Mariens bei Tertullian. ι. Den Ausgangspunkt der Untersuchung muß stets Tertul- lian bilden, da über seine Auffassung überhaupt kein Zweifel bestehen kann. In der Tat haben auch meine Gegner, mit Ausnahme von D. C. Lambot (Rev. Benéd. 40, 1930, S. 181) und dem Koptisten L. Th. Lefort (Rev. d'hist. eccl. 29, 1930, 1) B. Capelle, »Adhuc virgo« chez Saint Irenée, in den Recherches de Théologie ancienne et médiévale 2 (1930) S. 388—395. Ferner: F. Κ. Lukman, Sv. Irenei o Marijen devistou (S. Irenaei de virginitate Mariae sententia), »Bogoslowni Vestnik« 10 (1930) S. 105—120 (mir bekannt aus der Besprechung Dom Capelles in den Rech, de Théol. anc. etméd. 3 (1931) Nr. 1, Bulletin Nr. 521). O. Bardenhewer, Zur Mario- logie des hl. Irenäus, Ztschr. f. kath. Theol. 55 (1931) S. 600—604. Jo. Garçon, La Mariologie de Saint Irenée. Thèse de Doctorat présentée à la Faculté de Théologie de Lyon, Lyon 1932, bes. Chap. III. S. 61—81 (die Schrift ist nicht im Buchhandel erschienen, sondern vom Ver- fasser zu beziehen). G. Jouassard, »Le premier-né de la Vierge« chez St. Irenée et St. Hippolyte, Revue des Sciences Religieuses 12 (1932) S. 509—532 und 13 (1933) S. 25—37. Die Tübinger katholisch-theo- logische Doktordissertation von P. R. Botz, Die Jungfrauschaft Märiens im Neuen Testament und in der nachapostolischen Zeit (1935) behandelt von nachbiblischen Schriftstellern nur noch Ignatius von Antiochien und befaßt sich mit meiner Untersuchung nur S. 3 A. 3 u. 6 wegen Mt. ι, 18—25. Andere Entgegnungen erfolgten im Rahmen eingehenderer Anzeigen meiner Schrift, wie von A. Eberle in der Theol. Revue 29 (1930) Sp. 153—155, von L. Th. Lefort in der Revue d'hist. eccl. 26 (1930) S. 679—682, von Fr. Mitzka S. J. in der Ztschr. f. kath. Theol. 55 (1931 ) S. 136—139. Eine unrühmliche Ausnahme von der oben ge- rühmten Sachlichkeit macht, neben Jouassard, wieder einmal der Pariser Jesuit A. d'Alès in den Rech, de Science Relig. 19 (1929) S. 534, vgl. meine Gegenbemerkungen in der Theol. Litztg. 55 (1930) Sp. 466! 9 S. 679f.), keine Zweifel hierüber mehr geäußert, wie das sonst nicht selten geschehen ist, wenn sie auch der Tragweite seiner Anschauung nicht gerecht geworden sind. Lambot findet die von mir aus Tertullian wie die aus Irenaus angeführten Stellen ,peu décisifs'. Lefort aber möchte die Aussagen des Afrikaners durch eine allgemeine Erwägung verharmlosen. Es sei zwar, sagt er, nicht seine Absicht, den Tertullian »weißzu- waschen«. »Aber ein Philologe, der ein wenig ernsthaft mit Tertullian gelebt hat, wird schwerlich zugeben, daß der ver- wirrende Afrikaner, dessen Stil manchmal bis zur Dunkelheit abgebrochen und gedrängt ist, seine Ausdrücke in christolo- gischen Äußerungen derart abgewogen und überdacht habe, um zu vermeiden, daß man später ihnen etwas Anstößiges entnehmen könnte bezüglich einer Mariologie, womit er sich vielleicht niemals beschäftigte.« »Eine gesunde philologische Methode«, sagt er weiter mit Bezug auf Tertullian und Ire- näus, »fordert, daß man von einem Text genau das abliest, was sein Verfasser hat hineinlegen wollen, und sie läßt nicht zu, daß man seinen Worten und seinen Ausdrücken eine Be- deutung beilege, die sie in einem anderen Zusammenhang, einer anderen Umwelt, einem andern Zeitabschnitt haben könnten. « Nun wird diese Grundsätze an sich niemand bestreiten, der von philologischer Methode eine Ahnung hat. Aber bei ihrer Anwendung auf den einzelnen Fall werden sich doch immer wieder Meinungsverschiedenheiten einstellen, und auf keinen Fall dürfen sie für einen Schriftsteller zum Freibrief werden, der ihm gestattet, sich in seinen Äußerungen nach Belieben gehen zu lassen, ohne daß man ihn jemals beim Worte nehmen dürfte. Was Tertullian besonders betrifft, so hat bekanntlich schon Vincenz von Lerinum erkannt, daß bei ihm häufig in einem einzigen Wort eine ganze sententia steckt, und man hat darum ein Recht und eine Pflicht, gerade bei ihm sorgfältig auf die Wahl seiner Worte zu achten, um ihren oft so ge- dankenschweren Sinn voll zu erfassen. Daß er sich aber mit mariologischen Gedanken niemals befaßt habe, wird man in Hinblick auf de carne Christi 7 einerseits, de carne Chr. 20, adv. Marc. II, 4 und sein Verhältnis zu Irenäus anderer- 10 seits nicht behaupten können1. Um nun jeden Einwand aus- zuschalten, sollen die einschlägigen Stellen nochmals in ihrem Zusammenhang geprüft und aus dem Sprachgebrauch Ter- tullians beleuchtet werden. a) In einer Darlegung über den Unterschied zwischen dem unerlösten und dem erlösten Menschen schreibt Tertullian De pud. 6, 16 (S. 29, 1. Preuschen2): At ubi sermo dei descendit in carnem ne nuptiis quidem resi gnat am et sermo caro factus est ne nuptiis quidem resig- nanda etc. Hier bildet der Leib Jesu, der durch die Ehe nicht (niemals) »entsiegelt» werden sollte, deutlich eine Steigerung gegenüber dem Leibe seiner Mutter, der beim Herabsteigen des Logos (noch) nicht durch die Ehe »entsiegelt« war, und so schließt der Satz in sich den Gedanken, daß der Leib Mariens nach- her durch die Ehe entsiegelt wurde2. b) Damit stimmt eine bisher allgemein übersehene Stelle in de carne Chr. 17 (II, 453 f. Oehler) überein, wo Tertullian ausführt, daß Christus nove, d. h. von einer Jungfrau, habe geboren werden müssen, um so eine neue, geistige Geburt einzuleiten, daß aber dieses neue Geschehnis, wie immer, in einem alten vorgebildet worden sei: Virgo erat adhuc terra, nondum opere compressa, non- dum sementi sub act a; ex ea hominem factum accipimus a Deo in animam vivam (Gen. 2, 7). Igitur si primus Adam ita traditur, merito sequens vel novissimus Adam, ut apostolus dixit (I Cor. 15, 45f.), proinde de terra, id est carne nondum gene- r at io ni resignata, in spiritum vivificantem a Deo est prolatus. Siehe Adhuc virgo S. 13. Es ist schade, daß der ausgezeichnete Koptist Lefort seine überlegene Kenntnis Tertullians, soviel ich sehe, ganz für sich behalten und nicht auch seine minderbemittelten Zeit- genossen daran hat άφθόυως teilnehmen lassen. 2) Zu resignare in diesem Sinne vgl. de virg. vel. 5 (I, 889 Oehler) : cum virginitatem resignasset, c. 11 (I, 900); de carne Chr. 17 (II, 454 Oehler) : nondum generationi resignata, c. 23 (II, 462) ; de res. earn. 39 (S. 81, 20 Kroymann), adv. Marc. IV, 10 (S. 445> Kroymann). Das Gegenteil ist obsignare, ad uxor. I, 6 (I, 677 Oehler) : carnem suam obsignant, de cultu fem. II, 9 (I, 727 Oehl.) : se spadonatui obsignant (cod. Agob. ; al. : adsignant).

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