Dissertation Vertrauen und Globale Chartas Eine Sicht der ökonomischen Ethik Anne Burkhardt E-Mail: [email protected] Abstract: Der Prozess der Globalisierung hat zu einem enormen Anstieg globaler wirtschaftlicher Interdependenzen und entsprechender Interaktionsmöglichkeiten geführt. Gleichzeitig ist die globale Rahmenordnung als defizitär zu charakterisieren und es stellt sich die Frage nach der Vertrauensbasis globaler wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Dissertation den Beitrag Globaler Chartas zur Stabilisierung des Vertrauensverhältnisses von (Welt-) Gesellschaftsmitgliedern und transnationalen Unternehmen. Die Forschungsarbeit verfolgt hierbei zwei Ziele: Erstens die systematische Verortung des Konzepts Vertrauen im Drei-Ebenen-Paradigma der ökonomischen Ethik sowie zweitens die Entwicklung einer Heuristik zur Gestaltung bzw. Weiterentwicklung Globaler Chartas in der Praxis. Die entwickelte Heuristik wird anhand von drei Globalen Chartas beispielhaft illustriert. Zu diesen zählen der UN Global Compact, das Manifest Globales Wirtschaftsethos sowie die Caux Round Table Prinzipien. Vertrauen und Globale Chartas Eine Sicht der ökonomischen Ethik Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. oec.) an der HHL Leipzig Graduate School of Management vorgelegt von Anne Burkhardt (geb. Aufhaus) Leipzig, am 02. April 2015 Erstgutachter: Prof. Dr. Andreas Suchanek HHL Leipzig Graduate School of Management Dr. Werner Jackstädt-Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensethik Zweitgutachter: Prof. Dr. Joachim Wiemeyer Ruhr-Universität Bochum Lehrstuhl für christliche Gesellschaftslehre INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS ........................................................................................ II ABBILDUNGEN ....................................................................................................VI ABKÜRZUNGEN ..................................................................................................VII 1 Einleitung ...................................................................................................... 1 1.1 Problemexposition .................................................................................. 1 1.2 Theoretischer Zugriff .............................................................................. 9 1.3 Zielsetzung und Vorgehensweise ......................................................... 11 2 Grundlegende Axiome der ökonomischen Ethik ......................................... 16 2.1 Der Grundkonflikt zwischen Gewinn und Moral .................................... 17 2.2 Die erweiterte Goldene Regel ............................................................... 22 2.3 Unternehmensverantwortung aus Sicht der ökonomischen Ethik ......... 26 3 Vertrauen als Grundlage gelingender Kooperation .................................... 30 3.1 Der Vertrauensprozess ......................................................................... 30 3.1.1 Vertrauen des Vertrauensgebers ..................................................... 32 3.1.1.1 Spezifisches Vertrauen .............................................................. 32 3.1.1.2 Generalisiertes Vertrauen .......................................................... 36 3.1.2 Vertrauenswürdigkeit des Vertrauensnehmers ................................ 39 II 3.1.3 Von Vertrauenswürdigkeit und Vertrauen zu Kooperation ............... 44 3.2 Vertrauen im Drei-Ebenen-Paradigma ................................................. 50 3.2.1 Akteure im Drei-Ebenen-Paradigma ................................................ 51 3.2.2 Das Drei-Ebenen-Paradigma ........................................................... 53 3.2.2.1 Spielzüge ................................................................................... 55 3.2.2.2 Spielregeln ................................................................................. 69 3.2.2.3 Spielverständnis ........................................................................ 75 3.2.2.3.1 Begriffsbestimmung ............................................................. 75 3.2.2.3.2 Funktionen ........................................................................... 81 3.2.3 Relevante Inkonsistenzen ................................................................ 86 3.3 Investitionsheuristik .............................................................................. 89 3.4 Synopsis ............................................................................................... 93 4 Globale Chartas als Investition in den Faktor Vertrauen ............................ 96 4.1 Begriffsbestimmung „Globale Chartas“ als Initiativen der Global Governance .......................................................................................... 97 4.2 Bedingungen der Globalität ................................................................ 100 4.2.1 Moderne Strukturbedingungen von Interaktionen .......................... 103 4.2.2 Defizitäre globale Rahmenordnung ............................................... 107 4.2.3 Globaler (Werte-, Normen- und Motivations-) Pluralismus ............. 111 III 4.3 Ansatzpunkte Globaler Chartas im Vertrauensprozess ...................... 114 4.3.1 Globale Chartas als (Meta-) Signal auf Spielzugebene? ............... 115 4.3.2 Globale Chartas als Institution auf Spielregelebene? .................... 126 4.3.3 Globale Chartas als Investition in ein gemeinsames Spielverständnis?........................................................................... 132 4.4 Heuristik zur Gestaltung Globaler Chartas ......................................... 144 4.5 Synopsis ............................................................................................. 147 5 Illustration der Heuristik ............................................................................ 149 5.1 Der United Nations Global Compact ................................................... 151 5.1.1 Zum Bekanntheitsgrad des UNGC................................................. 154 5.1.2 Zum Selbstverständnis des UNGC ................................................ 157 5.1.3 Zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit des UNGC ....................... 160 5.1.4 Zum Angebot an belastbaren Orientierungspunkten des UNGC ... 166 5.1.5 Zur Ermöglichung der lokalen Interpretation der UNGC Prinzipien ....................................................................................... 170 5.2 Das Manifest Globales Wirtschaftsethos ............................................ 173 5.2.1 Zum Bekanntheitsgrad des Manifest Globales Wirtschaftsethos ... 177 5.2.2 Zum Selbstverständnis des Manifest Globales Wirtschaftsethos ... 178 5.2.3 Zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit des Manifest Globales Wirtschaftsethos ............................................................................ 180 IV 5.2.4 Zum Angebot an belastbaren Orientierungspunkten des Manifest Globales Wirtschaftsethos ............................................................. 181 5.2.5 Zur Ermöglichung der lokalen Interpretation des Manifest Globales Wirtschaftsethos ............................................................................ 185 5.3 Die Caux Round Table Prinzipien für verantwortungsvolle Unternehmen ...................................................................................... 186 5.3.1 Zum Bekanntheitsgrad der Caux Round Table Prinzipien ............. 189 5.3.2 Zum Selbstverständnis der Caux Round Table Prinzipien ............. 190 5.3.3 Zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit der Caux Round Table Prinzipien ....................................................................................... 192 5.3.4 Zum Angebot an belastbaren Orientierungspunkten der Caux Round Table Prinzipien ............................................................................. 192 5.3.5 Zur Ermöglichung der lokalen Interpretation der Caux Round Table Prinzipien ....................................................................................... 195 5.4 Synopsis ............................................................................................. 196 6 Schlussbemerkung ................................................................................... 201 LITERATURVERZEICHNIS...................................................................................IX VERSICHERUNG AN EIDES STATT ............................................................... XLIV V ABBILDUNGEN Abbildung 1: Der praktische Syllogismus.. ............................................................ 24 Abbildung 2: Der Zusammenhang empirischer (Handlungs-) Bedingungen und Handlungsfolgen ....................................................................... 26 Abbildung 3: Der Vertrauensprozess .................................................................... 48 Abbildung 4: Das Drei-Ebenen-Paradigma ........................................................... 54 Abbildung 5: Das klassische Vertrauensspiel ....................................................... 56 Abbildung 6: Das erweiterte Vertrauensspiel. ....................................................... 59 Abbildung 7: Das Gefangenendilemma ................................................................ 66 Abbildung 8: Der praktische Syllogismus auf Spielverständnisebene angewandt auf das Vertrauensverhältnis zwischen (Welt-) Gesellschaftsmitgliedern und transnationalen Unternehmen ......... 135 Abbildung 9: Zusammenfassung der Illustration der heuristischen Hinweise ..... 197 VI ABKÜRZUNGEN AA Anne Aufhaus Anm. Anmerkung BRIC Brasilien, Russland, Indien, China bspw. beispielsweise bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise Ceres Investors and Environmentalists for Sustainable Prosperity (früher: Coalition for Environmentally Responsible Economies) COP Communication on Progress CRT Caux Round Table CSR Corporate Social Responsibility d.h. das heißt ebd. ebenda et al. et alii, und andere FSC Forest Stewardship Council ggf. gegebenenfalls GRI Global Reporting Initiative Hg. Herausgeber H.i.O. Hervorhebung im Original H.v.m. Hervorhebung von mir ILO International Labour Organization insb. insbesondere ISO International Organization for Standardization IWF International Monetary Fund MoU Memorandum of Understanding MSC Marine Stewardship Council NGO Non governmental organization o.D. ohne Datum OECD Organization for Economic Cooperation and Development VII o.g. oben genannt S. Seite s. siehe s.o. siehe oben SAI Social Accountability International UN United Nations UNDP United Nations Development Programme UNEP United Nations Environment Programme UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization UNGC United Nations Global Compact UNICEF United Nations International Children’s Emergency Fund UNODC United Nations Office on Drugs and Crime u.U. unter Umständen u.v.m. und vieles mehr v.a. vor allem VG Vertrauensgeber vgl. vergleiche VN Vertrauensnehmer WEIT Weltethos-Institut WTO World Trade Organization z.B. zum Beispiel VIII 1 Einleitung “[T]rust is the very fabric which holds our society together” (Caldwell und Clapham 2003, S. 350). Skandale und globale Krisen der Vergangenheit haben das Vertrauensverhältnis zwischen (Welt-) Gesellschaftsmitgliedern und international oder global agierenden Unternehmen beeinträchtigt. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Dissertation der Frage nach, welchen Beitrag Globale Chartas wie der UN Global Compact (UNGC), das Manifest Globales Wirtschaftsethos oder die Caux Round Table Prinzipien sinnvollerweise zur Stärkung dieses Vertrauensverhältnisses leisten können. Abschnitt 1.1 detailliert diese Fragestellung im Rahmen einer Problemexposition. Die methodische Weichenstellung zur Bearbeitung der Fragestellung wird in Abschnitt 1.2 dargestellt, während Abschnitt 1.3 die Zielsetzung der Dissertation verdeutlicht und die Vorgehensweise skizziert. 1.1 Problemexposition Weltweit interagieren (Welt-) Gesellschaftsmitglieder mit transnationalen Unternehmen in ihren Rollen als Arbeitnehmer, Kunden, Investoren, Bürger, Politiker, Journalisten, NGO-Vertreter etc. Vertrauen als Fundament der Gesellschaft spielt in all diesen Kooperationen eine elementare Rolle: So vertrauen Arbeitnehmer bspw. darauf, dass Unternehmen ihre Arbeitskraft nicht ausnutzen, Konsumenten darauf, dass die angebotenen Produkte nicht gesundheitsschädigend sind und Bürger darauf, dass Unternehmen die Menschenrechte einhalten u.v.m.1. Gesellschaftliches Vertrauen ist somit 1 In diesem Zusammenhang sei auf die Stakeholdertheorie verwiesen, die die Beziehungen zwischen Unternehmen und all ihren Anspruchsgruppen in den Mittelpunkt ihrer Analyse stellt. 1
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