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Versicherungsaufsicht und Wettbewerb: Überlegungen zu einem wettbewerbsorientierten Konzept der staatlichen Beaufsichtigung PDF

201 Pages·1991·8.965 MB·German
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Sven Heinrich Versicherungsaufsicht und Wettbewerb Schriftenreihe "Versicherung und Risikoforschung" des Instituts für betriebswirtschaftliche Risikoforschung und Versicherungs wirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität, München Herausgegeben von Prof. Dr. Elmar Helten Band 1 Sven Heinrich Versicherungsaufsicht und Wettbewerb Überlegungen zu einem wettbewerbsorientierten Konzept der staatlichen Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmen In der BundesrepublIk Deutschland GABLER CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Heinrlc:h, Sven: Versicherungsaufsicht und Wettbewerb: Überlegungen zu einem wettbewerbsorientierten Konzept der staatlichen Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland I Sven Heinrich. - Wiesbaden: Gabler, 1991 (Schriftenreihe Versicherung und Risikoforschung : Bd. 1) Zug!. : Mannheim, Univ., Diss., 1988 ISBN 978-3-409-18804-3 ISBN 978-3-322-88048-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-88048-2 NE:GT Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann © Gabler Verlag, Wiesbaden 1991 Lektorat: Hans-Ulrich Bauer Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfllltigungen, Übersetzungen, Mikroverfllmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Dieses Buch wurde auf säurefreiem und chlorarm gebleichtem Papier gedruckt. Satz: Publishing 2000, Angela Fromm, Idstein ISBN 978-3-409-18804-3 Vorwort des Herausgebers Die Verwirklichung eines einheitlichen europäischen Marktes setzt die Integration der nationalen Versicherungsmärkte voraus. Da jedoch die Auffassungen über Marktwirtschaft und Wettbewerb, insbesondere über die Ausgestaltung einer sozia len Marktwirtschaft mit Verbraucherschutz verschieden sind, haben sich in den ein zelnen europäischen Ländern unterschiedlich intensive Aufsichtssysteme für die Versicherungswirtschaft entwickelt. In Deutschland unterliegen die Versicherungsunternehmen dem relativ strengen Sy stem der materiellen Staatsaufsicht, dessen Durchflihrung beim Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen liegt. Dieses System wird grundlegend in Frage ge stellt. Dabei begrüßen die einen jede Reduzierung der Aufgaben des Bundesauf sichtsamtes, weil es den Wettbewerb durch überzogene Regulierungen beschränke, die anderen befürchten einen erheblichen Verlust an Verbraucherschutz, der auf Versicherungsmärkten mehr als auf anderen Märkten erforderlich sei. In der vorliegenden Arbeit werden zunächst die Grundlagen der Wettbewerbstheo rie aufgearbeitet und diese auf die besonderen Verhältnisse der Versicherungs märkte angewandt. Es zeigt sich dabei, daß es nicht, wie oft behauptet, um eine Ent scheidung zwischen Wettbewerb oder Aufsicht geht. Vielmehr stellt eine am Wett bewerb orientierte Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmen einen wichtigen Bestandteil der Wettbewerbsordnung auf diesen Märkten dar. Sie fördert die Wirk samkeit des Wettbewerbs auf den Versicherungsmärkten und gewährleistet den Schutz der Verbraucher. Die Arbeit wurde im November 1988 abgeschlossen. Die inzwischen eingetretene Entwicklung läßt befürchten, daß die durch verschiedene Maßnahmen der Europäi schen Gemeinschaft angestrebte Intensivierung des Wettbewerbs auf den Versiche rungsmärkten letztlich nicht erreicht wird, weil die zentrale Rolle der Aufsicht für die Wirksamkeit von Wettbewerb auf Versicherungsmärkten nicht gesehen wird. München, im Februar 1991 Elmar Helten V Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1. Zum Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten in der Bundesrepublik: Deutschland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2. Soziale Marktwirtschaft als nonnative Entscheidung. . . . . . . . . . . . . . 2 1.3. Problemstellung und Aufbau der Arbeit ......................5 2. Wettbewerbstheoretische Grundlagen . ........................7 2.1. Stand der Wettbewerbstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 2.1.1. Wettbewerbstheorie als nonnatives Konzept ...............7 2.1.2. Wohlfahrtsökonomische und systemtheoretische Ansätze ....... 8 2.1.3. Weiterführende wettbewerbstheoretische Überlegungen ....... 14 2.2. Wettbewerb als System wechselseitiger Rückkoppelung ........... 16 2.2.1. Systemtheoretische Elemente in der bisherigen Wettbewerbstheorie ............................ .16 2.2.2. Austauschprozesse ............................. 18 2.2.3. Grundlagen der Steuerungsfähigkeit ................... 21 2.2.4. Eine Wettbewerbsnorm .......................... 23 2.3. Wettbewerbsbeschränkungen ........................... 27 2.3.1. Systematisierung von Wettbewerbsbeschränkungen ..........2 7 2.3.2. Kooperative und autonome Wettbewerbsbeschränkungen . . . . . . 32 2.3.2.1. Horizontal-wettbewerbsbeschränkende Verhaltensweisen ......................... 32 2.3.2.2. Vertika1-wettbewerbsbeschränkende Verhaltensweisen ......................... 35 2.3.2.3. Konglomerate Interdependenzen. . . . . . . . . . . . . . . . 38 2.3.3. Evolutionäre Wettbewerbsbeschränkungen .............. ,41 2.3.4. Infonnationelle Wettbewerbsbeschränkungen . . . . . . . . . . . . . 46 2.3.5. Einordnung von externen Effekten, natürlichem Monopol und ruinöser Konkurrenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 2.4. Wettbewerbspolitischer Ausblick ........................ .49 VII 3. Die Notwendigkeit einer Versicherungsaufsicht .................. 54 3.1. Abgrenzung von Versicherungsmärkten ..................... 54 3.2. Die Frage der Besonderheiten auf Versicherungsmärkten ...........5 9 3.2.1. Die Produktion von Versicherungsschutz ................ 59 3.2.2. Die Entgeltbestimmung .......................... 61 3.2.3. Die versicherungstechnische Unbestimmtheitsrelation. . . . . . . . 64 3.2.4. Konsequenzen für den Wettbewerbsprozeß ...............6 4 3.3. Die klassischen Begründungen für wettbewerbliehe Ausnahmebereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 3.3.1. Natürliches Monopol auf dem Versicherungsmarkt? ......... 67 3.3.2. Ruinöse Konkurrenz auf dem Versicherungsmarkt? . . . . . . . . ..6 8 3.3.3. Externe Effekte auf dem Versicherungsmarkt? .............7 1 3.4. Zielsetzungen einer Versicherungsaufsicht. .................. 72 3.4.1. Staatliche Aufsicht als Lösungsmöglichkeit .............. .72 3.4.2. Ziele des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen .... 77 3.4.3. Interpretation der Aufsichtsziele aus wettbewerblicher Sicht. . . . .78 4. Wettbewerbsorientierte Versicherungsaufsicht .................. 83 4.1. Formale Aufsicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.1.1. Marktzugangskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .83 4. 1. 1. 1. Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb ................. 83 4.1.1.2. Niederlassungsfreiheit und Dienstleistungsfreiheit . . . . . . 87 4.1.1.3. Grundsatz der Spartentrennung . . . . . . . . . . . . . . . .. 88 4.1.2. Marktaustrittskontrolle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .91 4.1.2.1. Der Konkurs von Versicherungsunternehmen und die dauernde Erfüllbarkeit der Versicherungsverträge. . . . 91 4.1.2.2. Solvabilitätskontrolle und Publizitätsvorschriften . . . . . . 97 4.2. Materielle Aufsicht ................................ 104 4.2.1. Preiskontrolle ............................... .104 4.2. 1. 1. Freiheit der Preisbildung und Solvabilitätskontrolle .... 104 4.2. 1.2. Angemessenheit der Prämien ................. 113 4.2.1.3. Prämienanpassungsverfahren und Mißbrauchsaufsicht . . .115 4.2.2. Produktkontrolle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .119 4.2.2.1. Freiheit der Produktgestaltung und Markttransparenz. . . 119 4.2.2.2. Ein Drei-Märkte-Modell der Bedingungsaufsicht ...... 130 4.2.2.3. Genehmigungsverfahren und Mißbrauchsaufsicht ..... .138 4.3. Rahmenbedingungen und unterstützende Maßnahmen ............ 144 4.3.1. Die Rolle von Informationsmärkten und Verbraucheraufldärung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 VIII 4.3.2. Die Rolle von Verbänden der Versicherungswirtschaft und der Versicherungsnehmer ........................ 150 4.3.3. Wettbewerbsaufsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ....... 152 4.3.4. Konkurssicherungsfonds als Alternative? ............... 154 s. Zusammenfassung und Ausblick ........................... 161 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .169 Autorenverzeichnis .................................. 185 Stichwortverzeichnis .................................. 191 IX "Unter den notwendigen Ämtern ist die FÜTsorgejür den Markt das erste. Da mijfJ ein Amt bestehen, das die A~icht über die Gesch4fte und die Ordnung fiJhrt." Aristoteles "Alles fließt. " HerakJit 1. Einleitung 1.1. Zum Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten in der Bundesrepublik Deutschland Die Rolle des Wettbewerbs auf Versicherungsmärkten ist umstritten.l Die Versi cherungsmärkte in der Bundesrepublik Deutschland und fast allen anderen Ländern der Welt werden staatlich beaufsichtigt. Rund 70 % des deutschen Versicherungs marktes, gemessen an den Bruttoprämieneinnahmen, unterliegen einer Preiskon trolle durch das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen in Berlin oder sind Teil noch bestehender Monopolrechte öffentlich-rechtlicher Versicherungs an stalten.2 Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen sind weitgehend vereinheit licht.3 Eine Vielzahl weiterer aufsichtsrechtlicher Bestimmungen engt den Verhal tensspielraum der Versicherungsunternehmen ein. § 102 des Gesetzes gegen Wett bewerbsbeschränkungen nimmt die Versicherungswirtschaft von einzelnen Rege lungen dieses Gesetzes aus. Diese starke Regulierung und wettbewerbliehe Sonderstellung der deutschen Versi cherungswirtschaft ist immer wieder von verschiedenen Seiten kritisiert worden.4 Teilweise wird der Versicherungsaufsicht extreme Wettbewerbsfeindlichkeit vor geworfen.s Verbraucherschützer fordern dagegen eher mehr Aufsicht.6 Nach der in der Versicherungs wirtschaft vorhemchenden Meinung soll der gegenwärtige Zu- Siehe z.B. die Diskussion zu diesem Thema auf der Jahrestagung des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft am 6. März 1985 in Bern, veröffentlicht in: ZVersWiss 1985, S. 169 -266 2 Lebensversicherung ca. 42 %, Krankenversicherung ca. 12 %, Kraftfahrzeug-Haftpflicht versicherung ca. 12 % sowie teilweise die Unfallversicherung mit ca. 4 %. Anteil des Monopolgeschltfts (Gebäude-Feuerversicherung) ca. 1 %. Quellen: GB BA V 1986, Tab. 040, 45201,45207; Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (Hrsg.), Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 1988, Karlsruhe 1988, Tab. 11; eigene Berechnungen. Siehe auch Famy, D., Die Versicherungswirtschaft im Wettbewerbskonzept der Marktwirtschaft, in: ZVersWiss 1979, S. 61 3 Vgl. Angerer, A., Grundlinien der Versicherungsaufsicht, Karlsruhe 1985, S. 18 4 Zuletzt von der Monopolkommission, siehe Siebentes Hauptgutachten der Monopolkommission 1986/87 vom 19.7.1988, Bundestags-Drucksache 11(l.677, insb. Kap. VI, S. 233 ff; kritisch dazu Starke, O.-E., Umfassende Deregulierung in Versicherungswirtschaft und Versicherungsaufsicht gefordert, in: VW 18/1988, S. 1236 ff und Büchner, G., Ohne staatliche Prävention droht die Entdeckung des Wettbewerbs zum russischen Roulett zu geraten, in HB Nr. 217 v. 10.11.1988, S.B 3 5 So Finsinger, J., Eine positive Theorie der Regulierung, dargestellt am Beispiel der Geschichte des Kraftverkehrsversicherungsmarktes, in: Neumann, M. (Hrsg.): Ansprüche, Eigentums- und Verfügungsrechte, Berlin 1984, S. 459 f 6 Vgl. Hippel, E. v., Verbraucherschutz, 3. Aufl., Tübingen 1986,230 f

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