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Verkehr und Umwelt: Beiträge zum 2. Mainzer Umweltsymposium 1991 PDF

106 Pages·1992·3.085 MB·German
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Preview Verkehr und Umwelt: Beiträge zum 2. Mainzer Umweltsymposium 1991

Bartmann / John Verkehr und Umwelt Hermann Bartmann / Klaus Dieter John (Hrsg.) Verkehr und Umwelt Beitdige zum 2. Mainzer Umweltsymposium 1991 GABLER Prof. Dr. Hennann Bartmann und Dr. Klaus Dieter John lehren Volkswirtschaftslehre an der Universitat Mainz. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Verkehr und Umwelt : Beitrage zum 2. Mainzer Umweltsymposium 1991 / Hermann Bartrnann ; Klaus Dieter John (Hrsg.). -Wiesbaden : Gabler, 1992 ISBN-13: 978-3-409-16012-4 e-ISBN-13 :978-3-322-84363-0 DOl: 10.1007/978-3-322-84363-0 NE: Bartrnann, Hermann [Hrsg.:]; Mainzer Umweltsymposium <02, 1991> Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1992 Lektorat: Barbara Marks Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fUr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilrnungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Hochste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Auslieferung unserer BUcher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie Polyathylen besteht aus organi schen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freiset zen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB so1che Namen irn Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dUrften. ISBN- 13: 978-3 -409-160 12-4 Vorwort Das Mainzer Umweltsymposium will ein Forum fur die Diskussion aktueller umweltpolitischer Fragestellungen aus tikonomischer Perspektive sein. Es wird von Univ.-Prof. Dr. H. Bartmann und Univ.-Doz. Dr. K.D. John in Zusammen arbeit mit dem Umweltzentrum der Universitat Mainz veranstaltet. Die Ergeb nisse des 2. Mainzer Umweltsymposiums werden im vorliegenden Tagungsband zusammengefaBt. Er enthalt -mit einer Ausnahme -die uberarbeiteten Referate sowie die Zusammenfassungen der Diskussionsbeitrage. Die Zusammenfassungen der Diskussionsbeitrage wurden von Dipl.-Hdl. B. Hedderich, Dipl.-Vw. A. Ftiller und Dipl.-Vw. H. Borchers erstellt, bei denen wir uns dafiir ganz herzlich bedanken. Fur organisatorische und finanzielle Unter stutzung danken wir dem Umweltzentrum der Universitat Mainz und der Lan deszentrale fur Umweltaufklarung Rheinland-Pfalz. Hermann Bartmann Klaus Dieter John v Inhalt Einleitung Von Hermann Bartmann und Klaus Dieter John .... . . . . . . . . . . . . . . . .. 1 Von der Umweltpolitik zur tikologischen Wirtschaftspolitik Von Hans Christoph Binswanger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9 Entwicklung des Verkehrswesens und der Verkehrspolitik Von Winfried Wolf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 27 Die Zukunft des Automobils aus Sicht von Allgemeinem Deutschen Automobil-Club (ADAC) und Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) Von Hermann Bartmann und Klaus Dieter John .................... 51 Die sieben Sackgassen der Verkehrspolitik Von Dieter Seifried .......................................... 63 Anhang: Kosten des motorisierten Individualverkehrs Von Hermann Bartmann .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 93 Autorenverzeichnis ........................................ 109 VII Einleitung Von Hermann Bartmann und Klaus Dieter John Universitat Mainz Das 2. Mainzer Umweltsymposium war dem Generalthema "Verkehr und Um welt" gewidmet. Verkehr und Umwelt stehen in einem besonderen Spannungs verhaltnis. Wahrend in vielen anderen Bereichen ein Riickgang der Umweltbela stungen zu beobachten ist oder sich zumindestens andeutet, gilt dies fiir den Ver kehrsbereich nicht. Vor dem Hintergrund der Entwicklung zur Europaischen Wirtschafts- und Wah rungsunion, der Wiedervereinigung und des Wandels in Osteuropa hat sich deutlicher noch als zuvor gezeigt, daB sich die Verkehrspolitik mit jahrzehnte langen Fehlentscheidungen in eine Sackgasse manovriert hat. Der Verkehrs infarkt ist allenthalben zu beobachten und die okologischen Belastungen durch den Verkehr, insbesondere durch den motorisierten Individualverkehr, nehmen ungebrochen zu. Die FernverkehrsstraBen sind in den letzten J ahrzehnten immer weiter ausgebaut worden. Abhilfe hat das indes nicht gebracht: Die Staus sind nicht kiirzer, sondern liinger geworden. Das Aufkommen an innerdeutschen, innereuropaischen und interkontinentalen Fliigen ist immer groBer geworden. Die Flugwege sind derart iiberlastet, daB piinktliche An-und Abfliige nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme darstellen. Einzig bei dem vergleichsweise umweltfreundlichen Verkehrstrager Bahn ist eine solch stiirmische Expansion nicht zu verzeichnen. Das Schienennetz wurde nicht aus-, sondern abgebaut. Die Verkehrsleistungen im Giiter- und Personenverkehr sind iiber die letzten Jahrzehnte in etwa konstant geblieben. Wegen der ausge pragten Zunahme im gesamten Verkehrsbereich bedeutet dies einen deutlichen Riickgang des Anteils des Schienenverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen. Die so skizzierten MiBstande werden zwar immer wieder beklagt, doch schon an der Ursachenanalyse scheiden sich die Geister. Ziel des 2. Mainzer Umweltsym posiums war es daher, ein Forum fiir Wissenschaftler, Praktiker und andere mit dem Verkehrs- und Umweltproblem befaBte Personen zu schaffen, auf dem diese ihre Gedanken austauschen, die Ursachen fiir die gegenwiirtige Lage diskutieren und mogliche Losungswege aufzeigen konnen. Referenten des Symposiums waren Hans Christoph Binswanger (Hochschule St. Gallen), Achim Diekmann (Verband der Deutschen Automobilindustrie, Frankfurt), Dieter Seifried (Oko-Institut Freiburg) und Winfried Wolf (Koln). Binswanger begriindet in seinem breit angelegten Referat, warum die traditionel Ie Umweltpolitik nicht ausreicht, um eine Aussohnung zwischen Okonomie und Okologie herbeizufiihren, warum vielmehr der Ubergang zu einer okologischen Wirtschaftspolitik notwendig ist. Entsprechend dem Generalthema des Sym posiums erlautert er seine Gedanken vor dem Hintergrund der gegenwiirtigen und einer zukiinftig erforderlichen Verkehrspolitik. Wolf greift in seinem Beitrag einige der Uberlegungen Binswangers aufund vertieft sie. 1m Mittelpunkt seiner 3 Ausfiihrungen steht der Versuch, die Ursachen aufzuzeigen, die fiir die gegen wartige, nach Wolfs Ansicht fehlgeleitete, Verkehrspolitik. verantwortlich sind. Er sieht diese Ursachen vor aHem in einer politisch und gesellschaftlich bedingten, unreflektierten Forderung des Automobils bei gleichzeitiger Benachteiligung anderer, weniger umweltschadlicher Verkehrstrager, namentlich der Bahn. Gegen diese Sichtweise wandte sich in pointierter Form der Vortrag Diekmanns. 1m Zentrum seiner Ausfiihrungen standen u.a. die Thesen, daB das Automobil in der Vergangenheit keineswegs gegeniiber anderen Verkehrstragern bevorteilt worden sei, daB die externen Kosten des Automobilverkehrs viel geringer als immer wieder behauptet und iiberdies bereits weitestgehend internalisiert worden seien und daB schlieBlich die Umweltschadlichkeit des Autos auch deswe gen iiberbewertet werde, weil in Zukunft mit einer Sattigung in Hinblick auf das Transportaufkommen zu rechnen sei. Eine systematische Kritik der von Diek mann befiirworteten "technologischen Losungen" des Verkehrs- und Umwelt problems, die weitgehend den yom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) und yom Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) vorgeschla genen entsprechen, steht im Mittelpunkt der Uberlegungen Seifrieds. Er bezeich net diese Vorschlage als Sackgassen der Verkehrspolitik, denen er alternative Strategien gegeniiberstellt, die nach seiner Auffassung zu einem tatsachlich okologisch vertraglichen Verkehrssystem ruhren. Leider stand der Vortrag Diekmanns nicht fiir einen Abdruck in diesem Tagungs band zur Verfiigung. Ohne die von Diekmann vertretenen Positionen bleiben jedoch viele der Diskussionsbeitrage unverstandlich, und der fiir unterschiedliche Standpunkte offene Charakter des Symposiums wird verdeckt. Daher haben sich die Herausgeber entschlossen, in einem erganzenden Beitrag die Sichtweise von ADAC und VDA wiederzugeben, die in den meisten Punkten mit der in Diek manns Vortrag vertretenen Auffassung iibereinstimmt. * Binswanger eroffnet seine Uberlegungen mit der Feststellung, daB zwar sowohl auf EG-Ebene als auch auf nationaler Ebene die Berucksichtigung von Um weltbelangen immer wieder gefordert wird, eine erfolgreiche Umsetzung dieser Forderung jedoch praktisch nirgendwo erkennbar wird. Verkehr, vor allem der Automobilverkehr, fiihrt zu UmweItbelastungen in vielfaltiger Form. Und das Verkehrsaufkommen nimmt weItweit standig zu. Die drohenden katastrophalen UmweItauswirkungen lassen sich nach Binswangers Auffassung durch eine nachsorgende Politik der Emissionskontrolle nicht verhindern. Erforderlich ist vielmehr eine grundsatzliche Umorientierung hin zu einer okologischen Wirt schaftspolitik. 4 Das zentrale Problem der gegenwartigen Wirtschaftsweise besteht fur Bins wanger darin, daB sie letztlich auch heute noch so tut, als ob die Natur in einem unbeschadigten okologischen Kreislauf Ressourcen beschafft und Entsorgungs leistungen erbringt, so wie es friiher einmal der Fall war. Wei! dieses Bild aber an der Realitat vorbeigeht, kam und kommt es zu massiven Umweltbeeintrachti gungen. Die fehlende Einsicht in die wahre Dimension des Problems verleitete zum Glauben, daB eine reparierende spezielle Politik, die Umweltpolitik, aus reicht. Diese Sichtweise ist heute nicht mehr vertretbar. Vielmehr muB der Umweltschutzgedanke in die Wirtschaftsweise integriert werden. Es muB nicht generell auf okonomisches Wachstum verzichtet werden, aber dieses Wachstum darfnicht mit steigendem Ressourcen-, Boden-und Umweltverbrauch verbunden sein. Diese allgemeinen Uberlegungen gelten auch und gerade fiir das Verkehrswesen. Binswanger nennt drei Postulate, deren ErfUllung nach seiner Ansicht unver zichtbar fur eine umweltkonforme Verkehrs-und Wirtschaftspolitik sind. Erstens kann nicht mehr die freie Wahl des Verkehrstragers gewahrleistet werden; vielmehr muB der jeweils umweltfreundlichste Verkehrstrager gefdrdert werden. Zweitens muB an die Stelle eines Ausbaus der Verkehrskapazitaten ein Abbau der in unserer Gesellschaft betrachtlichen Mobilitatszwange treten. Drittens muss en die externen Kosten des Verkehrs durch eine entsprechende Abgabe internalisiert werden, urn so die Lenkungsfunktion des Preismechanismus herzustellen. * Wolf geht in seinem Beitrag von einer Analyse der derzeitigen Verkehrspolitik aus und skizziert darauf aufbauend eine sehr finstere Zukunft, die er mit dem Schlagwort des "Alptraums von einer totalen Autogesellschaft" charakterisiert. Es sind vor allem funf Punkte, die ihn zu seiner dunklen Vision bewegen. Er stens sieht er in fast allen Parteien die verkehrspolitischen Vorstellungen durch den Vorrang des Automobils gepragt. Eine iihnlich starke Alternativposition fehlt dagegen. Die ohnehin zu verzeichnende Fehlentwicklung wird zweitens dadurch massiv verstarkt, daB in den neuen Bundeslandern die Verkehrsstruktur der der alten Bundeslander angepaBt werden solI. Dies wiirde, so Wolf, u.a. bedeuten, daB sich in den neuen Bundeslandern der PKW-Bestand innerhalb von vier Jahren verdoppeln wird. Indizien fiir diese Entwicklung sieht Wolf etwa im Verkehrsplanungs-Beschleunigungsgesetz und in Aussagen des Bundesverkehrs ministers. Wahrend also der Trend zur Automobilgesellschaft gefdrdert wird, werden gleichzeitig - und das ist Wolfs dritter Punkt - die deutschen Bahnen behindert. Dies gilt fiir den vergleichsweise langsamen Auf- und Ausbau des Schienennetzes in den neuen Bundeslandern, dies gilt aber auch fiir die verfehlte Bahnpolitik in den alten Bundeslandern. In seinem vierten Punkt weist Wolf auf 5 die okologischen Folgen der Autogesellschaft hin. SchlieBlich geht Wolfauch noch auf die Auswirkungen der Autogesellschaft auf das Alltagsleben ein. Hier thema tisiert er die vielen Unfalltoten und -verletzten, die Opfer des StraBenverkehrs sind. Er thematisiert aber auch die vielfaltigen Formen der Alltagsaggression, die mit der Autogesellschaft verbunden sind. Seiner diisteren Vision von der totalen Autogesellschaft setzt Wolf vier Pro grammpunkte entgegen, mit der sich nach seiner Ansicht vielleicht doch noch eine humane, okologisch vertragliche Transportorganisation erreichen laBt. 1m ersten Punkt begriindet er die N otwendigkeit nach einer Verkiirzung der Ver kehrswege im Alltagsleben. Damit ist eine Politik gemeint, die auf eine Integra tion von Wohn-, Lebens- und Arbeitsbereich abzielt. Dies schafR die Voraus setzung fur Wolfs zweiten Programmpunkt, namlich eine Politik der Verlagerung des Verkehrs yom Auto auf das Fahrrad oder die FiiBe. Verkehr, der nicht auf die FiiBe oder das Fahrrad verlagert werden kann, solI - dritter Pro gramm punkt - durch ein effizientes und preisgiinstiges offentliches Verkehrssystem iibernommen werden. Soweit es sich dabei urn Fernverkehr handelt, solI dieser -vierter Programmpunkt - auf die Schiene verlagert werden. * Eine den von Binswanger und Wolfvertretenen Uberlegungen in vielen Aspekten entgegengesetzte Position vertrat Diekmann in seinem Referat. So bezweifelte er u.a., daB die in verschiedenen Studien errechneten sozialen Kosten des Verkehrs tatsachlich in dem ausgewiesenen Umfang entstehen. Dabei wiirde insbesondere regelmaBig auBer acht gelassen, daB ohne den motorisierten Individualverkehr der umfassende W ohlstandsanstieg der letzten J ahrzehnte nicht moglich gewesen sei. Ein sozialer Nutzen in entsprechender Hohe miisse daher dem StraBenver kehr zugerechnet werden. Bei Berucksichtigung dieses und anderer Argumente ergabe sich kein Nutzendefizit, sondern ein NutzeniiberschuB. Fiir weitere Bela stungen der Autofahrer fehle daher jede Basis. Die Befiirchtung, daB die Verkehrs- und die mit ihnen verbundenen Umwelt probleme in Zukunft ein katastrophales AusmaB erreichen, hielt Diekmann schon deswegen fur realitatsfremd, weil sich seiner Ansicht nach aus Verkehrsstudien und -prognosen eine Sattigungstendenz im Verkehrsaufkommen ableiten laBt. Von einem dauerhaften, vielleicht sogar exponentiellen Wachstum konne keine Rede sein. Diekmann bestritt nicht, daB es Verkehrsprobleme auf allen Ebenen gibt. Sie lieBen sich jedoch durch den Ausbau des Wegenetzes und intelligente verkehrs technische MaBnahmen losen. Hierzu gehorten etwa die Verfliissigung des Verkehrs durch Verkehrsleitsysteme und die engere Kooperation der verschiede- 6

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