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Vergessene Kriege PDF

182 Pages·2012·2.42 MB·German
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Ng Paper 08 n u l A k c i Rw t n FE e g Ai t l Sa h h c a n „Vergessene Kriege“ – d n u g Konflikte abseits der n u t s öffentlichen ü r b A Aufmerksamkeit , g n u h c Analysen und Perspektiven s r o f s einer jungen n e d e ForscherInnengeneration i r F r ü f e r e i p a p s t i e b r A r e g n i n i a l h c S Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) Paul Riener, Moritz Moser, Thomas Roithner (Hrsg.) SAFRAN 08 Schlaininger Arbeitspapiere für Friedensforschung, Abrüstung und nachhaltige Entwicklung Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung Paul Riener, Moritz Moser, Thomas Roithner (Hrsg.) „VERGESSENE KRIEGE“ Konflikte abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Analysen und Perspektiven einer jungen ForscherInnengeneration 1 SAFRAN Schlaininger Arbeitspapiere für Friedensforschung, Abrüstung und nachhaltige Entwicklung Diese Forschungsreihe des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) soll jungen, noch wenig bekannten WissenschafterInnen die Möglichkeit geben, ihre Forschungsarbeiten zu unterschiedlichen Fragen der internationalen Beziehungen, der Friedensforschung, der Abrüstung und der nachhaltigen Entwicklung zu veröffentlichen. Diese Arbeiten wurden u.a. im Rahmen von Praktika in Wien oder bei den JungforscherInnenworkshops im Rahmen der Schlaininger Sommerakademien erarbeitet. Diese in der Reihe veröffentlichten Beiträge widerspiegeln die Sicht der AutorInnen und müssen nicht mit der Meinung der Herausgeber übereinstimmen. Redaktion: Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) Außenstelle Wien, Thomas Roithner Margaretenstraße 166, 1050 Wien Tel. 0043 – (0)1 – 79 69 959, Fax 0043 – (0)1 – 79 65 711 e-mail: [email protected] © 2012, ÖSFK Burg Schlaining Rochusplatz 1, A – 7461 Stadtschlaining Tel. 0043 (0)33 55 – 2498, Fax 0043 (0)33 55 – 2662 e-mail: [email protected], Web: http://www.aspr.ac.at © Coverlayout: Doris Engelmeier Lektorat: Moritz Moser, Maximilian Lakitsch Layout: Moritz Moser ISBN: 978-3-900630-29-4 ÖSFK/Paul Riener/Moritz Moser/Thomas Roithner (Hrsg.): „Vergessene Kriege“ – Konflikte abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Analysen und Perspektiven einer jungen ForscherInnengeneration, SAFRAN. Schlaininger Arbeitspapiere für Friedensforschung, Abrüstung und nachhaltige Entwicklung, Paper Nr. 08, Wien/Stadtschlaining, August 2012 (abrufbar unter: http://www.aspr.ac.at/sak2010/safran08.pdf). Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne schriftliche Zustimmung des Herausgebers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. Key words: vergessene Kriege, Konflikt, Gewalt, Herero, Völkermord, Darfur, Algerien, Tschetschenien, Peru, UN‐Sicherheitsrat, Ethnonationalismus, Sudan, Kolumbien, Bergkarabach, land grab 2 Inhaltsverzeichnis Vorwort ...................................................................................................................... 5 Christian Wlaschütz Aufarbeitung der Vergangen-heit inmitten des Konflikts? Wahrheit, Entschädigung und Versöhnung in Kolumbien. .................................................... 7 Georg Leitner Die „vergessenen Kriege“ in Südossetien und Abchasien – Historische Hintergründe, Konfliktursachen und Lösungsperspektiven .............................. 16 Philipp Brugner Über die Bedeutung von Ethnonationalismus im Tschetschenien-Krieg: Die Konstruktion einer tschetschenischen Identität und die Tradition der Rebellion als Einflussfaktoren auf den Krieg. ....................................................................... 34 Iris O’Rourke Herero: Vergessener Völkermord? Diskurse um Genozid, Terror und Restitution ............................................................................................................... 49 Philip Thom Der Wandel der Resolutions-praxis im UN-Sicherheitsrat .................................. 59 Sonja Schrei Sri Lanka und der Versuch, einen Konflikt dem Vergessen zu entreißen ......... 68 Martin R. Kurray Aktuelle und zukünftige Konflikte durch Investitionen in Land in Sub-Sahara Afrika: Strukturelle Rahmenbedingungen, Konfliktlinien und Regelungsmöglichkeiten ....................................................................................... 76 Johanna Edthofer Frauen im algerischen Bürgerkrieg: die „vergessenen Akteurinnen“ in einem „vergessenen Gewaltkonflikt“? Eine gendersensible Analyse .......................... 94 Johanna Damböck Die Politisierung humanitärer Interventionen – Interessensanalyse militärisch intervenierender Staaten untersucht am Fallbeispiel Darfur ............................ 111 Jakob Gurschler Säuberungen ......................................................................................................... 126 Sonja Schilling Multidimensionale Süd-Süd-Konflikte im Sudan – Konstruktion und Dekonstruktion ethnischer Kausalität rezenter Konfliktherde ......................... 137 Nora Ramirez Castillo „Vergessene Opfer“ – Der Folgeprozess der peruanischen Kommission für Wahrheit und Versöhnung und der Kampf um die Erinnerung ........................ 151 3 Moritz Moser Der Konflikt um Bergkarabach ............................................................................ 163 4 Vorwort Während manche Kriege und bewaffnete Konflikte, wie jene im Irak, in Afghanistan oder in Israel-Palästina beinahe täglich in der Öffentlichkeit präsent sind, bleiben andere, wie die in Kolumbien, in Sri Lanka, im Kaukasus, in Algerien oder im Sudan meist abseits der medialen Aufmerksamkeit. Die 27. Internationale Sommerakademie des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) vom 4. bis 9. Juli 2010 beschäftigte sich mit diesen „vergessenen Kriegen“, die sich häufig als Duell um Ökonomie, Medien und Politik gleichsam zwischen Schatten und Licht abspielen. Zur der Beantwortung der Frage, welche Faktoren die Publizität von und das Interesse an Kriegen und Konflikten maßgeblich beeinflussen, widmeten sich die Betrachtungen vor allem der Rolle der verschiedenen Medien, der internationalen Politik und der Wirtschaft. Mit diesem Themenbereich beschäftigte sich auch der Jungforscher- und Jungforscherinnenworkshop, der alljährlich im Rahmen der Sommerakademie stattfindet. Sowohl der Workshop, als auch die SAFRAN-Publikationsreihe im Rahmen der Sommerakademie versuchen bewusst junge, noch unbekannte Forscherinnen und Forscher zu fördern und diesen die Möglichkeit zu geben, ihre friedenspolitischen Gedanken und Konzepte in einem außeruniversitärem Kontext zu präsentieren, zu diskutieren und schließlich auch zu publizieren. Unter der Leitung der Politikwissenschafter Paul Riener und Moritz Moser diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die einzelnen Konflikte und ihre Gemeinsamkeiten. Die jeweiligen Themen, die sich in diesem Sammelband als Artikel wiederfinden, wurden von den Autoren und Autorinnen zunächst im Workshop präsentiert und erläutert. Anschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, den Vortragenden Fragen zu stellen und mit ihnen zu diskutierten. Die Vielzahl der Themen und Zugänge, die sich bereits in den Referaten zeigte, spiegelt sich auch in den einzelnen Beiträgen wieder. Christian Wlaschütz beschäftigt sich in seinem Artikel mit der Aufarbeitung der Vergangenheit inmitten des kolumbianischen Bürgerkrieges und geht dabei auf staatliche und private Initiativen zur Förderung von Wahrheit, Entschädigung und Versöhnung in Kolumbien ein. Georg Leitner beschäftigt sich mit den „vergessenen Kriege“ in abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien. Er beleuchtet dabei sowohl die historischen Hintergründe, als auch die Konfliktursachen und Lösungsperspektiven. In Philipp Brugners Beitrag über die Bedeutung von Ethnonationalismus im Tschetschenien-Krieg liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf der Rolle konstruierter Identitäten und der Tradition der Rebellion als Einflussfaktoren auf den Krieg. Iris O’Rourke wiederum beschäftigt sich mit dem vergessenen Völkermord an den Herero, einem Volk in Namibia, das durch die deutsche Kolonialpolitik beinahe ausgerottet worden wäre. Der Artikel geht dabei vor allem auf die Diskurse um Genozid, Terror und Restitution ein. Philip Thom geht in seiner Analyse auf den Wandel der Resolutionspraxis im UN- Sicherheitsrat ein und beleuchtet dabei sowohl die sich verändernde rechtliche Interpretation der UN-Charta als auch verschiedene Fallbeispiele internationaler Interventionspolitik. Sonja Schrei beschreibt, wie der Bürgerkrieg in Sri Lanka weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit stattfinden konnte und wie die mediale Berichterstattung 5 während der „heißen Phase“ des Konfliktes gezielt unterdrückt wurde. Sie präsentiert dabei Lösungsansätze, wie der Konflikt dem Vergessen entrissen werden könnte. Der Beitrag von Martin R. Kurray dreht sich um das Phänomen des sogenannten „land grabbing“, konkret um die aktuellen und zukünftige Konflikte durch Investitionen in Ackerland in Sub-Sahara Afrika. Dabei werden die strukturellen Rahmenbedingungen, Konfliktlinien und Regelungsmöglichkeiten im Hinblick auf die großflächige Aneignung von Agrarland durch Industrie- in Schwellenländern beleuchtet. Johanna Edthofer beschäftigt sich mit der Rolle der Frauen im algerischen Bürgerkrieg und geht auf deren Stellung in einer männlich dominierten muslimischen Mehrheitsgesellschaft ein. Dabei stellt sie unter anderem die Frage, ob es sich bei den algerischen Frauen um die „vergessenen Akteurinnen“ in einem „vergessenen Gewaltkonflikt“ handelt. Johanna Damböck geht in ihrer Arbeit auf die Politisierung humanitärer Interventionen ein und nimmt dabei eine Interessensanalyse militärisch intervenierender Staaten vor. Als Fallbeispiel dient hierzu der Konflikt in der sudanesischen Provinz Darfur. Jakob Gurschler berichtet über die russische Säuberungspolitik im Tschetschenienkonflikt, die dabei angewendete Methodik der Gewalt und das Verschwinden verschiedener Oppositioneller. Das kritische Augenmerk liegt dabei auch auf dem Umgang der russischen Regierung mit der Pressefreiheit. Sonja Schillings Beitrag behandelt die multidimensionalen Süd-Süd-Konflikte im Sudan und geht insbesondere auf Konstruktion und Dekonstruktion ethnischer Kausalität rezenter Konfliktherde ein. Sie beschäftigt sich dabei sowohl mit den verschiedenen Definitionsansätzen ethnischer Identität, als auch mit deren Rolle in den gegenständlichen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen. Nora Ramirez Castillo widmet sich den vergessenen Betroffenen des peruanischen Bürgerkrieges sowie dem Folgeprozess der peruanischen Kommission für Wahrheit und Versöhnung. Als wesentliches Element der Konfliktaufarbeitung präsentiert sie dabei den Kampf um die Erinnerung an die Opfer der Verbrechen. Moritz Moser beleuchtet abschließend den Konflikt um Bergkarabach, dessen Ursachen und die Gründe für sein Andauern. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Rolle der Welt- und Lokalmächte im Konflikt und der Bedeutung der armenisch- aserbaidschanischen Geschichte und von Vorurteilen. August 2012 Paul Riener, Moritz Moser, Thomas Roithner Für die Herausgeber 6 Aufarbeitung der Vergangen- für seinen unerbittlichen Kurs gegen die FARC. Während seiner Amtszeit hatte er mit den heit inmitten des Konflikts? sogenannten Convivir Selbstverteidigungs- Wahrheit, Entschädigung und gruppen eingerichtet, die für viele Versöhnung in Kolumbien. BeobachterInnen die Vorläufer der berüch- tigten AUC (Autodefensas Unidas de Colombia, Vereinte Selbstverteidigungs- Christian Wlaschütz gruppen Kolumbiens) waren.1 Die AUC, die sich 1997 zusammengeschlossen hatten, sind für die meisten Massaker und Verbrechen 1. Einleitung gegen die Menschlichkeit verantwortlich.2 Mit dieser Vorgeschichte erschien Uribe vielen 1964 ist das Jahr, in dem offiziell der KolumbianerInnen als der geeignete Mann zur bewaffnete interne Konflikt in Kolumbien Wiederherstellung staatlicher Autorität und zur begann. In diesem Jahr formierten sich die wirkungsvollen Bekämpfung der Guerrilla. Er beiden Guerrillabewegungen FARC (Fuerzas wurde im Mai 2002 mit 53 Prozent aller Armadas Revolucionarias de Colombia, Stimmen bereits im ersten Wahlgang gewählt Bewaffnete Revolutionsarmee Kolumbiens) und begann mit seiner Politik der und ELN (Ejército de Liberación Nacional, „demokratischen Sicherheit“ seine sicherheits- Nationale Befreiungsarmee). Andere Ver- politischen Vorstellungen umzusetzen. Die sionen sprechen von einem „ewigen“ Konflikt staatliche Autorität müsse im ganzen Terri- seit Kolumbiens Unabhängigkeit im Jahr 1810 torium spürbar sein, was verstärkte militärische oder seit zumindest 1948, als der populäre Anstrengungen zur Bekämpfung illegaler Politiker Jorge Eliecer Gaitán umgebracht Gruppen notwendig machte. Der Hauptfeind wurde, was die Zeit der „Gewalt“ (La Violencia) war von Anfang an die FARC. Auf der anderen mit zehntausenden Toten einleitete. Seite begann er Verhandlungen mit den AUC Jedenfalls handelt es sich um einen über deren Demobilisierung. langandauernden Konflikt mit Millionen von Toten, Verschwundenen, Vertriebenen, Gefol- Diese Gruppen mit ihrem brutalen Vorgehen terten, Entführten und Misshandelten. Kaum gegen die Zivilbevölkerung – nach dem Motto eine Familie ist von den verschie-densten „dem Fisch Guerrilla das Wasser entziehen“ – Formen der Gewalt verschont geblieben. Die wurden zunehmend zum Problem für den Akteure sind der Staat, verschiedenste Staat. Dabei ging es weniger um unter- Guerrillagruppen, von denen die beiden schiedliche Interessen als vielmehr um genannten die größten sind, paramilitärische internationale Kritik an der Milde des Staates Gruppen und Drogenmafias, wobei zwischen gegenüber diesen paramilitärischen Einheiten diesen Kategorien durchaus auch sowie um deren intensive Verquickung mit Überschneidungen stattfinden. dem Drogenhandel. 2002 war in Kolumbien sicherlich ein 3. Der Demobilisierungsprozess der Schlüsseljahr. Damals zerbrach die Hoffnung Paramilitärs auf eine friedliche Beilegung des Konflikts zwischen Staat und der FARC, der vom Die Verhandlungen mit den AUC, nach ihrem damaligen Präsidenten Andrés Pastrana sogar Ort auch Ralito-Prozess genannt, gestalteten eine entmilitarisierte Zone in der Größe der sich sehr intransparent. Einerseits wurde klar, Schweiz als Verhandlungsort zugestanden dass die AUC eine Machtfülle angehäuft wurde. Während die Guerrilla dieses Privileg haben, die ihr eine starke Position verschaffte; als Anbauort für Koka und Aufbewahrungsort andererseits vertraute die Zivilgesellschaft der für Entführte nutzte, fand die Regierung Regierung Uribe auf Grund der Vergangenheit keinerleich Strategie, welche die 1998 des Präsidenten nicht. Daher war es nicht begonnenen Verhandlungen zu einem erfolg- reichen Ende hätte führen können. 2. Die Präsidentschaft Álvaro Uribe Vélez 1 Mehr über die Convivir vgl.: Romero, Mauricio (2003): Paramilitares y Autodefensas. 1982-2003 (Bogotá), S. 194 ff. In dieser verfahrenen Situation setzte sich die Überzeugung durch, dass der Konflikt nur 2 Eine empfehlenswerte Zusammenfassung der militärisch beendet werden könne. Der Geschichte der Paramilitärs findet sich in: Garzón, Juan Carlos (2005): La Complejidad paramilitar: Una ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Aproximación estratégica. In: Rangel, Alfredo (ed., 2005): Antioquia (1994-97), Álvaro Uribe, war bekannt El Poder paramilitar (Bogotá), S. 47-136. 7 verwunderlich, dass der gesamte Prozess, Schuldverstrickung ausführlich darzulegen besonders aber die Frage nach der Bestrafung haben. Am Ende soll der Strafrahmen der wichtigsten Vertreter der Paramilitärs, festgelegt werden, der sich bei vollständiger äußerst umstritten war; von Beginn an Aussage im verminderten Rahmen bewegt. verminderte die Abgeschiedenheit der Außerdem wird definiert, wie die Verhandlungen die Legitimität des KandidatInnen ihre Opfer zu entschädigen Ergebnisses. haben. Ab 2003 vollzog sich dann der eigentliche Abschließend muss hinzugefügt werden, dass Demobilisierungsprozess der AUC, wobei in der Demobilisierungsprozess von Anfang an in öffentlichen und formellen Akten die Waffen seiner Effizienz angezweifelt wurde. So gab es übergeben wurden. Den Anfang machte der vor allem von zivilgesellschaftlicher Seite Bloque Cacique Nutibara, eine Gruppe in große Kritik daran, dass die AUC in den Tagen Medellín, die von Don Berna befehligt wurde. vor ihrer Abrüstung noch vor allem arme Das darauf folgende Reintegrations-programm Jugendliche angeheuert hätten, um sich zu der Stadt gilt als national einzigartig und „demobilisieren“ und so in den Genuss der vorbildhaft. Aber schon damals wurde deutlich, monatlichen staatlichen Förderungszahlungen dass den ehemaligen Bewaffneten weit mehr zu kommen, während wirkliche Paramilitärs Aufmerksamkeit geschenkt wurde als ihren weiterhin ihren illegalen Aktivitäten Opfern, was in weiterer Folge zu heftigen nachgingen. Die Zahl der tatsächlich dem Auseinandersetzungen führen sollte. Unter Krieg entrissenen Akteure sei demnach bei anderem erhielten die Demobilisierten eine weitem niedriger.3 monatliche Zahlung sowie Ausbildungs- programme, während die Opfer, die oft Tür an 4. „Transitional Justice“ als Tür wohnen, vorerst keinerlei Entschädigungen Diskussionsrahmen bekamen. Der englische Begriff „transitional justice“ Lange Zeit war auch der legale Rahmen dieser beinhaltet die beiden Aspekte, die für die Demobilisierung unklar: Wie sollten Aufarbeitung der Vergangenheit wesentlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind, nämlich „Gerechtigkeit“ und geahndet werden? Durch welche „Rechtssprechung“. Daher bevorzuge ich ihn Mechanismen ließen sich die international auch gegenüber einer eventuellen deutschen verbrieften Rechte der Opfer auf Wahrheit, Übersetzung, die diesen Dimensionen nicht Reparation und Gerechtigkeit garantieren? Der gerecht werden kann. ursprüngliche Vorschlag einer de facto „Transitional justice“ birgt aber auch eine Amnestie ließ sich wegen des internationalen zeitliche Perspektive, eben einen Übergang Protests nicht umsetzen. Erst im Juni 2005 von einer als negativ bewerteten wurde schließlich das Gesetz 975/2005 Vergangenheit in Richtung einer möglichst erlassen, das sogenannte Gesetz positiven Zukunft. Dieser Schritt, vergangene „Gerechtigkeit und Frieden“ (Justicia y Paz). Verbrechen, Übel und Gewalt aufzuarbeiten, Danach sollten jene, die sich Kriegsverbrechen sei notwendig, um die Gesellschaft, die unter oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit bewaffnetem Konflikt und/oder Diktatur gelitten zuschulden kommen ließen, einem speziellen hat, zukunftsfähig zu machen. Die Existenz Verfahren stellen, das Strafminderung im eines solchen klar erkennbaren qualitativen Austausch gegen die volle Wahrheit und die Übergangs rechtfertige auch spezielle Entschädigung der Opfer zuerkannte. Die Verfahren und Mechanismen, die festgelegten fünf bis acht Jahre Gefängnis für normalerweise keine Anwendung finden; Massaker, Verstümmelungen und dergleichen Strafminderungen für schwere Verbrechen, erschienen vielen Gegnern des Gesetzes als nicht-juristische Instrumente der Wahrheits- zu mild; die Regierung verteidigte das Gesetz aber als international beispielhaft. Rund 3000 der 31000 demobilisierten Paramilitärs bewarben sich um die Behandlung ihrer Fälle im Rahmen des Gesetzes Justicia y 3 Zum Demobilisierungsprozess vgl. u.a.: International Paz, da sie sich schwerer Verbrechen schuldig Crisis Group (2003): Colombia: Negotiating with the gemacht hatten; der Rest wurde durch ein rein Paramilitaries. Latin American Report No.5 (Bogotá); administratives Prozedere ins Zivilleben (2004): Demobilising the Paramilitaries in Colombia: An überführt. Seitdem nehmen diese rund 10 Achievable Goal? Latin American Report No. 8 (Bogotá); weiters die Berichte der MAPP/OEA, der Prozent der Demobilisierten an einem Beobachtungsmission der Demobilisierung der Verfahren teil, das mit den Versiones libres, Organisation der Amerikanischen Staaten: also den freiwilligen Aussagen der http://www.mapp-oea.org/index.php?option= KandidatInnen beginnt, in denen sie ihre com_content&view=article&id=22&Itemid=74. 8

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