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Verfassungsschutzbericht 2009 PDF

444 Pages·2012·4.14 MB·German
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Bundesministerium des Innern Verfassungsschutzbericht 2009 Impressum Herausgeber: Bundesministerium des Innern Alt Moabit 101 D 10559 Berlin Redaktion: Bundesamt für Verfassungsschutz Bildnachweis: dpa Druck: Silber Druck oHG, Niestetal Der Verfassungsschutzbericht 2009 ist auch über das Internet abrufbar, unter: www.bmi.bund.deoder www.verfassungsschutz.de ISSN: 0177-0357 2. Auflage 2013 (Änderungen im Kap. "Rechtsextremismus" gemäß Urteil des BVerwG vom 26. Juni 2013, Az.: 6C4.12) Rede von Bundesminister Dr. Thomas de Maizière, MdB, aus Anlass der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2009 am 21. Juni 2010 in Berlin Der Verfassungsschutzbericht des Jahres 2009 informiert über Art und Umfang verfassungsfeindlicher Entwicklungen, sowie über Organisationen und Gruppierungen, die sich aktiv gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung richten. Ein neuer Schwerpunkt ist die Abwehr von Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland: Deutschland ist heute in erheblichem Maße Ziel der Aufklärung fremder Nachrichtendienste. Neben den klassischen Aufklä- rungszielen Politik und Militär nimmt die Spionage in den Be- reichen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung stark zu. Als attraktives Ziel für Spionageaktivitäten gilt Deutschland, weil viele der hier ansässigen Unternehmen über Spitzentechnologie mit Weltmarktführung verfügen – gerade auch im Mittelstand. Mit der Zunahme des Datenaustausches in Entwicklung, Pro- duktion und Forschung steigt das Risiko, ausspioniert zu werden. Dabei wird von einigen Staaten verstärkt eine internetgebun- dene Aufklärung betrieben. Die aktuell gefährlichste Bedrohung stellen elektronische Angriffe aus dem Ausland auf Netzwerke sowie Computersysteme deutscher Wirtschaftsunternehmen und öffentlicher Stellen dar. Auch der „Faktor Mensch“ spielt nach wie vor eine erhebliche Rolle bei den Ausforschungsbemühungen dieser Staaten. Oft- mals werden so genannte Non-Professionals – das sind zum 3 REDE BUNDESINNENMINISTER DE MAIZIÈRE Beispiel sich vorübergehend in Deutschland aufhaltende Stu- denten, Praktikanten oder Professoren ihres Landes – zum Zwecke nachrichtendienstlicher Ausforschung instrumentali- siert. Um an die gewünschten Informationen zu kommen, halten sich Nachrichtendienste getarnt in Deutschland auf. Sie nutzen dazu offizielle Vertretungen, also Botschaften und Generalkonsulate, aber auch halboffizielle Dependancen wie Presseagenturen und Fluggesellschaften. Die Bundesregierung hat als wichtigste Maßnahme gegen Wirt- schaftsspionage den „Ressortkreis Wirtschaftsschutz“ unter Vor- sitz des BMI eingerichtet. Erstmalig wirken alle Sicherheitsbe- hörden (BfV, BKA, BND, BSI) mit den für den Wirtschaftsschutz relevanten Ministerien (AA, BK, BMWi, BMVg und BMI=Vorsitz) zusammen. Der Ressortkreis bündelt die Erkenntnisse der Bun- desregierung im Bereich der Wirtschaftsspionage und fördert den Dialog zwischen den Sicherheitsbehörden und der Wirt- schaft. Die Effizienz dieser Maßnahmen wird zu einem wesentlichen Teil von der Bereitschaft konstruktiver Mitwirkung der Unterneh- men mitbestimmt. Gerade in kleinen und mittelständischen Un- ternehmen besteht oftmals noch kein ausgeprägtes Gefahren- bewusstsein. Dringend müssen technologisch innovative mit- telständische Unternehmen für die Tatsache sensibilisiert wer- den, dass sie wesentliche Zielgruppe der Spionage sind. Umfassender Know-how-Schutz muss endlich auf die Ebene des Topmanagements transportiert werden – Informationsschutz ist „Chefsache“! Neben der Spionageabwehr bleiben die Bekämpfung des Extre- mismus und des islamistischen Terrorismus wesentliche Aufga- ben des Verfassungsschutzes. Seit dem vergangenen Jahr haben „al-Qaida“ und ihr naheste- hende islamistisch-terroristische Organisationen in ihrem „glo- balen Jihad“ offensiv deutschlandbezogene Propaganda betrie- ben. 4 REDE BUNDESINNENMINISTER DE MAIZIÈRE In bisher nicht gekannter Weise wurde im Internet eine dichte Abfolge von Audio- und Videobotschaften verbreitet, speziell auch aus Anlass der Wahl zum 17. Deutschen Bundestag. Darin drohte man Deutschland vor allem wegen der Beteiligung an der ISAF-Mission in Afghanistan. Der Verfassungsschutz arbeitet weiterhin intensiv daran, deutschlandbezogene Aktivitäten der „al-Qaida“ und naheste- hender Organisationen aufzuklären. Rekrutierungen in Deutschland oder Reisebewegungen aus Deutschland in die Ter- rorcamps im afghanischen Umfeld werden beobachtet: Den Bundessicherheitsbehörden liegen derzeit Informationen zu mehr als 200 Personen mit Deutschlandhintergrund vor, die seit Beginn der neunziger Jahre eine paramilitärische Ausbil- dung erhalten haben sollen bzw. eine solche beabsichtigen. Seit Anfang 2009 ist zu beobachten, dass sich Reisen aus Deutschland in Ausbildungslager häufen. Im vergangenen Jahr haben sich mehr als 30 junge Menschen nach Afghanistan oder Pakistan ab- gesetzt. Der vorliegende Verfassungsschutzbericht gibt auch Auskunft über islamistische Gruppierungen in Deutschland, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Prinzipien unserer Verfassungsordnung außer Geltung zu setzen: Sie propagieren ein „schariakonformes“ Leben und verbinden damit extremistische Inhalte. Ziel ist eine islamistische Ordnung, die insbesondere mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau, der Religionsfreiheit und dem Demokratieprinzip unver- einbar ist. Solche Bestrebungen müssen ernst genommen werden. Die mit- gliedsstärkste Organisation dieses Spektrums, die „Islamische Gemeinschaft Millî Görüş“, zählt in Deutschland 29.000 Perso- nen. Ein besonderer Tätigkeitsschwerpunkt des Bundesamtes für Ver- fassungsschutz ist die Beobachtung des Rechtsextremismus. Staat und Gesellschaft müssen den Rechtsextremismus in allen seinen Ausprägungen ächten und entschlossen bekämpfen. 5 REDE BUNDESINNENMINISTER DE MAIZIÈRE Hinsichtlich des rechtsextremistischen Personenpotenzials war im Jahr 2009 erneut ein Rückgang zu verzeichnen. Die Mitglie- derzahlen in den rechtsextremistischen Parteien sind rückläu- fig. So konnte die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD) im Wahljahr 2009 nicht mehr an ihre Erfolge aus dem Jahr 2004 anknüpfen. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäu- schen, dass die Bedeutung und Etablierung der NPD, insbeson- dere auf kommunaler Ebene in den ostdeutschen Bundeslän- dern, weiter anhält. Keine Entwarnung kann ich auch beim gewaltbereiten Rechts- extremismus geben. Zwar hat sich die Zahl der so genannten Skinheads verringert. Ein Rückgang der Gewaltbereitschaft ist jedoch nicht zu verzeichnen: Die rechte Gewalt hat heute ein an- deres Gesicht. Es sind die „Autonomen Nationalisten“, die in der gewaltbereiten Szene heute besonders hervortreten. Vor allem Jugendliche erliegen der Anziehungskraft der „Auto- nomen Nationalisten“ und werden so an die rechtsextremisti- sche Szene und ihre Ideologie herangeführt. Rechtsextremisti- sche Musik, die mittlerweile unterschiedliche Stilrichtungen umfasst, hat für den Bestand der gewaltbereiten rechtsextre - mist ischen Szene eine herausragende Bedeutung. Um Jugendli- che zu erreichen, ist die Szene auch im Internet sehr präsent. Die jüngsten Entwicklungen im Bereich des Linksextremismus geben besonderen Anlass zur Sorge. Es ist längst nicht mehr so, dass sich die Aktivisten dieser Szene nur gegen tatsächliche oder vermeintliche rechtsextremistische Strukturen wenden. Heute wenden sie sich gegen unsere frei- heitliche demokratische Grundordnung. Dies belegen auch unsere Zahlen: Im Jahr 2009 war erneut ein leichter Anstieg der Anzahl gewaltbereiter Personen aus dem linksextremen Spektrum auf jetzt etwa 6.600 zu verzeichnen. Die Mehrheit davon, bis zu 6.100 Personen, entstammt der autono- men Szene. 6 REDE BUNDESINNENMINISTER DE MAIZIÈRE Bedeutsamer als die absolute Zahl gewaltbereiter Personen ist allerdings, dass die Zahl der Gewalttaten mit linksextremisti- schem Hintergrund im vergangenen Jahr erheblich gestiegen ist: (cid:2) Im Jahr 2009 wurden ca. 1.100 linksextremistische Gewaltta- ten registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es noch 700. (cid:2) Im vergangenen Jahr waren sieben linksextremistische Tö- tungsversuche zu verzeichnen, von denen sich allein vier gegen Polizeibeamte richteten. (cid:2) Nahezu verdoppelt hat sich dabei die Zahl der Brandstiftun- gen. (cid:2) Die Zahl der linksextremistischen Körperverletzungsdelikte ist um knapp 40% angestiegen. Werden im Zusammenhang mit politischen Protesten Strafta- ten begangen, handelt es sich nicht um eine Form der politischen Auseinandersetzung, sondern um inakzeptable kriminelle Handlungen. Diesem rücksichtslosen und verwerflichen Vorge- hen der Gewalttäter werden wir mit aller Entschlossenheit ent- gegentreten. Das Bundesamt für Verfassungsschutz wird das im Bereich der autonomen Szene noch vorhandene Dunkelfeld verstärkt auf- klären. Dabei werden insbesondere Leitfiguren zu identifizieren und Formen der Zusammenarbeit zu untersuchen sein. Je besser es dem Verfassungsschutz gelingt, der gewaltbereiten linksex- tremistischen Szene ein Gesicht zu geben, desto zielgerichteter kann die Polizei mit ihren Maßnahmen reagieren. Auch in einer Bund-Länder-Projektgruppe, in der unter Feder- führung des Bundeskriminalamtes durch Vertreter einiger Lan- deskriminalämter derzeit ein „polizeilicher Maßnahmenkatalog und Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung der politisch motivierten Kriminalität –links“ entwickelt werden, arbeitet das Bundesamt für Verfassungsschutz mit. 7 REDE BUNDESINNENMINISTER DE MAIZIÈRE Der professionellen und umsichtigen Arbeit unserer Sicher- heitsbehörden verdanken wir beachtliche Erfolge bei der Be- kämpfung des Extremismus in Deutschland. Wir werden Angriffen auf unsere freiheitliche demokratische Grundordnung entschlossen entgegentreten und die notwen- digen Maßnahmen kontinuierlich ergreifen, um den Schutz vor diesen Angriffen weiter nachhaltig zu verbessern. Die Arbeitsfähigkeit des Verfassungsschutzverbundes wird nicht zuletzt durch die Neukonzeption des Nachrichtendienstlichen Informationssystems (NADIS) verbessert und auf eine neue tech- nische Stufe gestellt. Der vorliegende Bericht zeigt, wie wichtig die Arbeit des Bun- desamtes für Verfassungsschutz für die Sicherheit unserer Bür- ger und für die Sicherheit unseres Landes ist. Deutschland ist und bleibt eine wehrhafte Demokratie – wehr- haft gegen alle Feinde der Freiheit. Dr. Thomas de Maizière Bundesminister des Innern 8 Inhaltsverzeichnis Strukturdaten I. Strukturdaten gemäß § 16 Abs. 2Bundesverfassungsschutzgesetz 15 1. Bundesamt für Verfassungsschutz 15 2. Militärischer Abschirmdienst 15 II. Weitere Strukturdaten 15 Verfassungsschutz und Demokratie I. Verfassungsschutz im Grundgesetz 18 II. Verfassungsschutzbehörden – Aufgaben und Befugnisse 19 III. Kontrolle des Verfassungsschutzes 22 IV. Verfassungsschutzbericht 23 V. Verfassungsschutz durch Aufklärung 25 VI. Übersicht über Verbotsmaßnahmen des BMI im Zeitraum von Januar 1990 bis Dezember 2009 (in chronologischer Reihenfolge) 29 Politisch motivierte Kriminalität (PMK) I. Definitionssystem PMK 35 II. Politisch motivierte Straftaten 36 III. Politisch motivierte Straftaten mit extremistischem Hintergrund in den einzelnen Phänomenbereichen 37 1. Politisch rechts motivierte Straftaten mit extremistischem Hintergrund 37 1.1 Überblick 37 1.2 Zielrichtungen der politisch rechts motivierten Gewalttaten mit extremistischem Hintergrund 39 1.2.1 Politisch rechts motivierte Gewalttaten mit extremistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund 40 1.2.2 Politisch rechts motivierte Straftaten mit extremistischem und antisemitischem Hintergrund 40 1.2.3 Gewalttaten von Rechtsextremisten gegen Linksextremisten oder vermeintliche Linksextremisten 41 1.3 Verteilung der Gewalttaten auf die Länder 41 2. Politisch links motivierte Straftaten mit extremistischem Hintergrund 44 2.1 Überblick 44 9 INHALTSVERZEICHNIS 2.2 Zielrichtungen der politisch links motivierten Gewalttaten mit extremistischem Hintergrund 45 2.2.1 Gewalttaten von Linksextremisten gegen Rechtsextremisten oder vermeintliche Rechtsextremisten 47 2.3 Verteilung der Gewalttaten auf die Länder 47 3. Straftaten mit extremistischem Hintergrund aus dem Bereich „Politisch motivierte Ausländerkriminalität“ 50 3.1 Überblick 50 3.2 Verteilung der Gewalttaten auf die Länder 52 Rechtsextremismus I. Überblick 54 1. Ideologie 54 2. Entwicklungen im Rechtsextremismus 55 3. Organisationen und Personenpotenzial 57 4. Periodische Publikationen 59 5. Rechtsextremistische Aktivitäten im Internet 59 6. Rechtsextremistische Kundgebungen 61 II. Gewaltbereite Rechtsextremisten 63 1. Personenpotenzial 63 2. Rechtsterrorismus 63 3. Subkulturell geprägte Rechtsextremisten, insbesondere Skinheads 64 III. Neonazismus 66 IV. Parteien 73 1. „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD) 73 1.1 Ideologische Merkmale und strategische Ansätze 73 1.2 Organisation und Entwicklung 88 1.3 „Junge Nationaldemokraten“ (JN) 98 2. „Deutsche Volksunion“ (DVU) –Die Neue Rechte 101 2.1 Zielsetzung und Methode 102 2.2 Organisation und Entwicklung 106 V. Rechtsextremistische Musik 109 1. Rechtsextremistische Musikveranstaltungen 110 2. Rechtsextremistische Bands und Liedermacher 112 3. Rechtsextremistische Musikvertriebe 115 VI. Intellektualisierungsbestrebungen im Rechtsextremismus 117 VII. Antisemitische Agitation 121 VIII. Revisionismus 130 10

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„Antichrist“, „Satanic Order“ oder „Holocaust on Heaven, Holo- caust on Earth“. ändern.“ („Freewinds“, Ausgabe 73, 2009, S. 12). Von besonderer
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