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Verbundene Lebensläufe: Partnerwahl und Arbeitsteilung zwischen neuen Ressourcenverhältnissen und traditionellen Geschlechterrollen PDF

259 Pages·2010·1.23 MB·German
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Florian Schulz Verbundene Lebensläufe VS RESEARCH Life Course Research Herausgegeben von Prof. Dr. Steffen Hillmert, Universität Tübingen Florian Schulz Verbundene Lebensläufe Partnerwahl und Arbeitsteilung zwischen neuen Ressourcen- verhältnissen und traditionellen Geschlechterrollen Mit einem Geleitwort von Steffen Hillmert VS RESEARCH Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Universität Bamberg, 2010 1. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010 Lektorat: Verena Metzger / Dr. Tatjana Rollnik-Manke VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesond ere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-17455-6 Geleitwort Soziale Ungleichheiten finden öffentliche Aufmerksamkeit, jedoch zumeist in Form der Diskussion über aggregierte Verteilungen und plakative Gesamtbe- schreibungen der Gesellschaft. Ausgeblendet bleiben in diesen Fällen die not- wendigeninstitutionellenSchnittstellenundsozialenProzesse,überwelchediese Ungleichheitenerst hergestelltund reproduziertwerden. Auch sozialer Wandel zeigt sich häufig zuerst in diesen „Mikroprozessen“ des sozialen Lebens. Die EntstehungvonPartnerschaftenundFamilienundihrFunktionierenimAlltag– zentraleThemensowohlderFamilienforschungals auchderSozialstrukturana- lyse–sindsolcheelementarenProzesse.DieArbeitvonFlorianSchulzverbindet diesebeidenThemenkomplexeundunterziehtsieeinerdetaillierten,prozessori- entiertenempirischenAnalyse. ImerstenTeildiesesBuchesstehtdieFormationvonPartnerschaftenimMit- telpunkt.WieentstehenPaarbeziehungen?Wiekommtesinsbesonderezumim- merwiederbeobachtetenPhänomenderHomogamie,alsoderGleichartigkeitder PartnerimHinblickaufwichtigeMerkmale–insbesonderedasBildungsniveau? Die Antwort der bisherigen Forschung darauf lautet, dass sowohl individuelle Präferenzenals auch die vorhandenen„Gelegenheitsstrukturen“,also insbeson- deredieArtunddieAnzahlderkonkretverfügbarenpotenziellenPartner,hierfür eine Rolle spielen. Dies ist bislang jedoch oft nur eine theoretische Annahme. Die vorliegendeUntersuchunggehteinenentscheidendenSchrittweiter, indem sie nicht nur die Ergebnisse der Partnerwahl empirisch analysiert, sondern den ProzessderPartnerwahlselbst.MöglichwirddiesdurchdeninnovativenRück- griffaufDaten einesOnline-PortalsfürPartnersuchende.DieAnalysenkönnen nachweisen,dassamModellderHomogamieorientierteindividuellePräferenzen vonAnfanganeinenentscheidendenEinflussaufdieBildungvonPartnerschaf- tenhaben. Der zweite großeTeil der Arbeit beschäftigtsich mit der Arbeitsteilung im Haushalt,alsogleichsammiteinerPhase,welchesichaneineerfolgreichePaar- bildunganschließt.Auchhiergehtesim Sinneeiner dynamischenAnalyseum dieBeobachtungvonVeränderungenimVerlaufderPaarbeziehung.Eszeigtsich dabei,dassdieVerteilungderHausarbeitzunehmendzuLastenderFrauengeht, insbesondere nach der Geburt von Kindern. Allerdings sind diese traditionel- 6 Geleitwort lenGeschlechterrollenbeihochgebildeten,bildungshomogamenPaarenweniger starkausgeprägt. Beide Themenblöcke – Partnerwahl und Arbeitsteilung im Haushalt – sind inhaltlichmiteinanderverbunden:DasBildungsniveauder(potenziellen)Partner undinsbesonderedasPhänomenderBildungshomogamiespieltbeibeidenPro- zessen eineentscheidendeRolle.InderlangfristigzubeobachtendenBildungs- expansionsiehtderAutordennaucheinenAnsatzpunktfüreinemöglicheMo- dernisierungderGeschlechterverhältnisse.Diesstehtnatürlichunterzusätzlichen Annahmenundwürde stabile Bildungseffekteauch unterverändertenRahmen- bedingungenvoraussetzen;injedemFallaberzeigtsicheinmalmehrdiegroße BedeutungvonBildungalsdiezentraleVariablesozialerUngleichheitinderGe- genwart. DieAnalysendervorliegendenStudiebasierendabeinotwendigerweiseauf unterschiedlichenUntersuchungspopulationenundsindauchindiesemSinneals exemplarisch zu verstehen. Beim Vorliegen einer integrierten Datenbasis kann zukünftige Forschung noch genauer die Zusammenhänge zwischen den Pro- zessen von Familienbildung und innerfamilialen Strukturen und die langfristi- gen Auswirkungenvon Bildungsprozessenanalysieren. Die Studie von Florian SchulzhathierzuwichtigeVorarbeitengeleistet. Neben der aufschlussreichen Analyse der beiden Thematiken Partnerwahl undArbeitsteilungvermitteltdieseArbeitauchsystematischeEinsichtenfürdie Lebensverlaufsforschunginsgesamt.SieistdasdritteBuch,welchesinderReihe LifeCourseResearchvonVSRESEARCH veröffentlichtwird,undeszeichnet dieForschungsarbeitendieserReiheaus,dasssieempirischeMethodenderdyna- mischenLebensverlaufsanalyseanwendenundweiterentwickeln.DieArbeitvon Florian Schulz ist darüberhinausein gutes Beispiel für eine Sozialstrukturana- lyse, welche überdieBeobachtungindividuellerMerkmalsverläufehinausgeht unddynamischesozialeBeziehungenzuihremGegenstandmacht. IndiesemSinnewünscheichdiesemBuchvieleinteressierteLeserinnenund Leser. SteffenHillmert Vorwort AbgesehenvonmehrerenstilistischenÄnderungen,einigenAnpassungenanden sich ständig verändernden Forschungsstand und wenigen komplett verschobe- nenTextbausteinenistdasvorliegendeBuchidentischmitmeinerDissertations- schrift,dieimNovember2009vonderFakultätfürSozial-undWirtschaftswis- senschaftenanderUniversitätBambergangenommenwurde.DieArbeitentstand im Rahmen der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Pro- jekte„ProzessederPartnerwahlbeiOnline-Kontaktbörsen“und„Innerfamiliale ArbeitsteilungalsProzess“,beideunterLeitungvonProf.Dr.Hans-PeterBloss- feld (UniversitätBamberg)und Dr. Marina Rupp (ifb Bamberg).Für die damit verbundenefinanzielle und institutionelle Förderungmeiner Halbtagsstelle und dieserPublikationmöchteichmichvielmalsbedanken. Meinem Dank, den ich vielen wohlwollendenMenschen für Ihre Hilfe und UnterstützungbeimeinerArbeitgerneentgegenbringenmöchte,kannichsicher- lichambestenimpersönlichenGesprächAusdruckverleihen.Dennochmagich es nicht versäumen, einige dieser für mich geradezu unverzichtbarenPersonen hier an dieser Stelle zu nennen – ohne sie wäre die Arbeit in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen: Hans-Peter Blossfeld; Gerhard Schulze; Johan- nesSchwarze;meineaktuellenundehemaligenKolleg/innenundHilfskräfteam Lehrstuhl für Soziologie I und am ifb Bamberg, stellvertretend seien genannt DanielaGrunow,JanSkopekundChristopherSchmidt;AnnaDechantundAnja Hedrich;sowieSteffenHillmert. Unbestritten unersetzlich sind für mich indessen – neben meinem privaten Umfeld,verstehtsich!–MarinaRupp,HaraldRostundAnnikaJabsen.Einein- fachesDankeklingtansiegerichtetnachsowenig,meintaberdochsoviel. Die Arbeitist Franz Schulz gewidmet,deres wohl nichtwirklich geglaubt, trotz allem jedoch bis zuletzt lauthals angezweifelt hätte, dass ich diese Arbeit jemalsbeende. FlorianSchulz Inhaltsverzeichnis 1 EinleitungundFragestellungen 11 2 KonzeptionellerRahmenderStudie 23 3 TheoretischeErklärungsansätze 45 3.1 ProzessederPartnerwahl 46 3.1.1 Familienökonomie 46 3.1.2 Austauschtheorie 51 3.1.3 DieBedeutungdesKontextes 57 3.1.4 EinErklärungsmodellderPartnerwahl 60 3.1.5 GeschlechtsspezifischeHypothesenderPartnerwahl 64 3.2 ArbeitsteilungimHaushaltalsProzess 71 3.2.1 RessourcenbasierteErklärungsansätze 71 3.2.2 ErklärungüberNormen,InstitutionenundIdentitäten 87 4 EmpirischeUntersuchungen 107 4.1 ProzessederPartnerwahlaufInternetkontaktbörsen 108 4.1.1 DasInternetalsHeiratsmarkt 109 4.1.2 StandderForschung 129 4.1.3 Daten,MethodenundVariablen 136 4.1.4 KontaktierungsprozesseaufInternetkontaktbörsen 148 4.1.5 ZusammenfassungderErgebnisse 173 4.2 AufteilungderHausarbeitimEheverlauf 175 4.2.1 KonzeptionelleÜberlegungen 175 4.2.2 Standder(Längsschnitt-)Forschung 180 4.2.3 Daten,MethodenundVariablen 183 4.2.4 ArbeitsteilungzuBeginnundimVerlaufderEhe 193 4.2.5 ZusammenfassungderErgebnisse 222 5 Zusammenfassung,DiskussionundAusblick 225 A Tabellenanhang 239 Literaturverzeichnis 247 1 Einleitung und Fragestellungen DiesoziologischeLebenslaufforschunghatinvielerleiHinsichtzumVerständnis derProduktionundReproduktionsozialerUngleichheitenimgesellschaftlichen SpannungsfeldvonneuenRessourcenverhältnissenundtraditionellenGeschlech- terrollenbeigetragen.DiePartnerwahlunddieArbeitsteilunginPaarhaushalten sindzweivonvielenBeispielen,anhanddererdieseEntwicklungenunddieTen- denzen des sozialen Wandels einer Gesellschaft besondersgut beobachtetwer- den können. Zu beiden Forschungsfeldern leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag,indemsieklassischeFragenaufgreiftundauseinemneuenBlickwinkel untersucht. ProzessederPartnerwahl In der Partnerwahl- und Heiratsmarktforschung nimmt die Frage ‚wer heiratet wen?‘ eine zentrale Rolle ein, wenn es darum geht, die eingangsangesproche- nen Zusammenhänge zu untersuchen (Blossfeld 2009a). So hat die empirische Längsschnittstudie von Blossfeld & Timm (2003) gezeigt, dass die Bildungs- homogamie, also die Gründung von Paarbeziehungenund Ehen, in denen bei- dePartnerähnlicheBildungsressourcenhaben,invielenLändernin denletzten Jahrenzugenommenhat.AusungleichheitstheoretischerPerspektiveistdasBil- dungsniveauderAkteurevonbesondererBedeutungfürdenHomogamieprozess, daeswiekaumeinanderesMerkmaldiesozialenChancenderMenscheninmo- dernen Gesellschaften strukturiert. Bildung ist heute mehr denn je die zentrale DeterminantederindividuellenArbeitsmarkt-,Karriere-undEinkommenschan- cen, und bestimmt darüber hinaus die sozialen und kulturellen Ressourcen der Individuen.Bildungshomogamieführtdazu,dassdie Menschenihreähnlichen, guten oder schlechten, soziokulturellen und ökonomischen Ressourcen im Zu- gedesPartnerwahl-undHeiratsprozesseskumulieren.Darausresultiertlangfris- tig eine zunehmendeDifferenzierung sozialer Chancen zwischen Familien und Haushalten und damit eine Vergrößerung sozialer Ungleichheit (Mayer 1977). GleichzeitigwirdjedochdieUngleichheitzwischendenEhegatteninnerhalbder Haushaltereduziert,wasaufgrundderähnlichenRessourcenausstattungderEhe- 12 EinleitungundFragestellungen gattenneueMöglichkeitendesZusammenlebensundderAlltagsgestaltungjen- seitstraditionellerGeschlechterrolleneröffnet(Mühlingetal.2006). IndereinschlägigenLiteraturwerdenfürdenAnstiegderBildungshomoga- mievielewichtigeGründeangeführt(füreineZusammenfassungderwichtigsten Argumentevgl.z.B. Blossfeld2009a).SohabensichimZugederBildungsex- pansion die Bildungsverläufe im Lebenslauf für alle verlängert und zwischen MännernundFrauenzunehmendangeglichen.Damitsind zuallererstdie struk- turellen Chancen für Frauen und Männer im heiratsfähigenAlter gestiegen, im Bildungssystem auf ähnlich gebildete Personen zu treffen, mit denen sie dann PaarbeziehungeneingehenunddiesenachVerlassendesBildungssystemsforma- lisieren.DarüberhinaushatderAnstiegweiblicherErwerbsbeteiligungdieRolle der Frauen in der Gesellschaft deutlich verändert. Insbesondere ist die Bedeu- tungweiblicherBildungundErwerbstätigkeitimPartnerwahlprozessnachhaltig gewachsen. Während die Bildung, der Erwerbsstatus und das Einkommen der MännerseitjeherwichtigestatusdefinierendeRessourcenderFamiliedarstellen, erhöhtsichimÜbergangvomModelldesmännlichenAlleinverdienershinzum Doppelverdienermodelldie BedeutungdesEinkommensder Frauen,so dasses inzwischen einen immer wichtigeren Beitrag zur Bestimmung des Lebensstan- dardsderFamiliedarstellt.Esistdeshalbbeispielsweisezuerwarten,dassjunge Männer über die Kohortenhinweg am Heiratsmarktzunehmendzugunstenbil- dungshomogamer Beziehungen vom traditionellen Muster der Partnerwahl im SinnedesmännlichenHaupternährermodellsabweichen.Dasdeutetschließlich daraufhin,dassdiebeobachtetenPartnerwahl-undHeiratsmusterauchzueinem wesentlichen Anteil durch Homophilie erklärt werden können, also durch die NeigungvonAkteuren,sichverstärktmitsozialstrukturellähnlichpositionierten, in diesemFallähnlichgebildetenMenschenzusammenzufinden(vgl.Blossfeld &Timm2003:341). ObwohldiestrukturellenundintentionalenBegründungs-undErklärungszu- sammenhängederPartnerwahlplausibelundinzwischenguterforschtsind(vgl. für aktuelle Überblicke z.B. Blossfeld 2009a, Kalmijn 1998), bleibt an dieser StelledieFrageoffen,wiestrukturelleOpportunitätenundindividuelleKalküle beiderPartnerwahlzusammenhängen:IstdasAusmaßderBildungshomogamie also weitgehend über die Struktur des Bildungssystems vermittelt, mithin eher eine institutionell präformierte Erscheinung? Oder werden bildungshomogame StrukturenaufderEbenedesHeiratsmarktesvielmehrdurchspezifischeMecha- nismenintentionalerWahlhandlungenaufderEbenederIndividuen,alsodurch Homophilie(Lazarsfeld&Merton1954)hervorgebracht? WährendeineUntersuchungdiesesZusammenspielsinderbisherigenempi- rischen Partnerwahlforschungkaum möglich war, ist mit dem Aufkommender

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