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Verben, Ereignisse und das Lexikon. (Linguistische Arbeiten, 414) PDF

184 Pages·2000·23.41 MB·German
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Preview Verben, Ereignisse und das Lexikon. (Linguistische Arbeiten, 414)

Stefan Engelberg Verben, Ereignisse und das Lexikon Max Niemeyer Verlag Tübingen 2 0 00 Inhalt Vorwort VIII hs- - 1 Einleitung 1 1.1 Was tun (in der lexikalischen Semantik)? 1 1.1.1 Theorien 1 1.1.2 Phänomene 5 1.1.3 Zu dieser Arbeit 9 1.2 Vier Kontroversen 12 1.2.1 Syntaktische vs. semantische Begründungen 12 1.2.2 Dekompositionen vs. Bedeutungspostulate 17 1.2.3 Lexikalisches vs. enzyklopädisches Wissen 22 1.2.4 Kognitive vs. referentielle Semantik 26 2 Ereignisstruktur 31 2.1 Ereignisstrukturen - die Theorie 31 2.1.1 Abriß einer Theorie lexikalischer Ereignisstrukturen 31 2.1.2 Andere lexikalisch-semantische Ereignisstrukturtheorien 35 2.2 Ereignisstrukturen - die Daten 48 2.2.1 Zugriff auf Teilereignisse 48 2.2.2 Nachzustände 54 2.2.3 Durativität und Punktualität 63 2.2.4 Temporale und semantische Relationen 78 3 Argumentstruktur 85 3.1 Prädikat-Argument-Strukturen 85 3.1.1 Thematische Argumente 85 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme 3.1.2 Argumente, Modifikatoren und Teilereignisse 97 Engelberg, Stefan: Verben, Ereignisse und das Lexikon / Stefan Engelberg. - Tübingen : Niemeyer, 2000 3.1.3 Ereignisargumente 100 (Linguistische Arbeiten ; 414) 3.2 Syntaktische und semantische Valenz 105 Zugl.: Wuppertal, Univ., Diss., 1998 3.2.1 Semantische Grundlagen und Notationen 105 3.2.2 Argumente und Valenz 115 ISBN 3-484-30414-6 ISSN 0344-6727 3.2.3 Argumentstruktur und Valenz: Einige problematische Fälle 121 © Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2000 3.3 Argumente und adverbiale Modifikation 128 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der 3.3.1 Lokal- und Temporaladverbiale 128 engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das 3.3.2 Komitativadverbiale 131 gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. 3.3.3 Instrumentaladverbiale und Passiv 137 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. 3.3.4 Die Modifikation impliziter Argumente 142 Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt 3.3.5 Das Verb im Lexikon (Teil I) 151 Einband: Industriebuchbinderei Nadele, Nehren VII VI 304 4 Semantische Relationen 156 7 Ereignisverben 7.1 Ereignisargumente im Lexikon und im Satz 330044 4.1 Thematische Rollen 156 304 4.1.1 Das semantische Problem mit thematischen Rollen 156 7.1.1 Was sind Ereignisse? 309 7.1.2 Die Bindung von Ereignisargumenten 309 4.1.2 Thematische Rollen und Ereignisse 162 4.1.3 Thematische Rollen und Argumenttheorien 173 7.2 Ereignisstruktursemantik ^19 4.1.4 Neo-davidsonische Theorien aus lexikalischer Sicht 180 7.2.1 Teilereignisse 7.2.2 Relationen zwischen Teilereignissen ^" 4.2 "Sentience", "Volition" und andere semantische Relationen 190 4.2.1 Thematische Rollen als Prototypen 190 7.2.3 Das Verb im Lexikon (Teil III) 3 34 4.2.2 "Sentience" 193 337 4.2.3 Kontrolle, freier Wille und das unpersönliche Passiv 198 Literatur 4.2.4 Das Verb im Lexikon (Teil II) 210 351 Register 5 Ereignisontologie 215 Sachregister 5.1 Vorüberlegungen zur Ereignisontologie 215 356 Verbregister 5.1.1 Grundannahmen für ontologisches Argumentieren in natürlichsprachlichen Semantiken 215 5.1.2 Die Fragen hinter der Frage, was Ereignisse sind 217 5.1.3 Zum ontologischen Begründungsbedarf 220 5.1.4 Zum epistemologischen Begründungsbedarf. 225 5.2 Feinkörnige vs. grobkörnige Ereignisauffassungen 230 5.2.1 Ereignisse und das Körnigkeitsproblem 230 5.2.2 Feinkörnige Ereignisauffassungen 232 5.2.3 Grobkörnige Ereignisauffassungen 241 5.3 Ereignisse als abstrakte Partikularia 247 5.3.1 Ereignisse und Welten 247 5.3.2 Ereignisse und Räume 252 5.3.3 Ereignisse und Veränderungen 259 6 Ereigniswahrnehmung 264 6.1 Wahrnehmungspsychologische Positionen zu Ereignissen 264 6.1.1 Fragestellungen der Psychologie zur Ereigniswahrnehmung 264 6.1.2 Psychologie der Bewegungswahrnehmung und Vektoranalysen proximaler Stimuli (Johansson) 267 6.1.3 Ökologische Wahrnehmungspsychologie und transformationeile Invarianten (Gibson, Shaw) 272 6.2 Ereignisontologische Probleme und die Ereigniswahrnehmung 280 6.2.1 Die Frage der Abhängigkeit eines Ereignisses von einem Gegenstand.... 280 6.2.2 Die Frage der Körnigkeit eines Ereignisses 282 6.2.3 Die Frage nach dem Ereignisort 284 6.3 Ereignissemantische Probleme und die Ereigniswahrnehmung 288 6.3.1 Sensorische Verben als Kausativa 288 6.3.2 Zweibewegungsverben 294 6.3.3 Punktuelle Verben 299 Einleitung Vorwort 1 1 Was tun (in der lexikalischen Semantik)? Die vorliegende Arbeit ist die überarbeitete Fassung meiner Doktorarbeit, die von Joachim Jacobs und Gisa Rauh begutachtet wurde und im Wintersemester 1998 vom Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Bergischen Universität Gesamthochschule Wup­ pertal angenommen worden ist. Die Arbeit ist im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 11.1 Theorien 282 "Theorie des Lexikons" im Teilprojekt "Valenz im Lexikon" entstanden. Sie wurde von Joachim Jacobs betreut. Einleitende Worte. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der lexikalischen Repräsentation von Verben und der Frage, welche Rolle Ereignisargumente in solchen Repräsentationen Ihm möchte ich ganz herzlich danken für seine Unterstützung, seine Kritik und den Frei­ raum, den er mir gelassen hat Auch die folgenden Personen haben durch Diskussionen, spielen können. Bevor ich in Kapitel 1.1.3 im Einzelnen auf die Zielsetzungen und den Begutachtungen, Korrekturlesen und andere Formen der Unterstützung zum Entstehen Aufbau der Arbeit eingehe, möchte ich einige Überlegungen zur lexikalischen Semantik dieser Arbeit beigetragen: Jennifer R. Austin, Kerstin Blume, Daniele Clement, Regine vorausschicken, die zeigen sollen, aus welcher Position heraus diese Arbeit geschrieben Eckardt, Inge Engelberg, Rudolf Engelberg, Andreas Epping, Ulla Erkens, Silvia Gregarek, ist. Ich werde in diesem Kapitel zunächst eine Einschätzung der Entwicklung und des Dagmar Haumann, Ingrid Kaufmann, Lothar Lemnitzer, Gisa Rauh, Susanne Uhmann. gegenwärtigen Stands der lexikalischen Semantik versuchen, um dann in Kapitel 1.1.2 Heinz Vater, Thomas in der Weide und die Kollegen und Kolleginnen aus dem SFB 282 einen Überblick über die verschiedenen Typen von Phänomenen zu geben, mit denen sich "Theorie des Lexikons". die Semantik von Verben auseinanderzusetzen hat. Zum Ende der 70er Jahre haben Edith Ein Experiment (Verbsemantik in den 70er Jahren): Moravcsik und Jessica Wirth als Herausgeberinnen eines Buches mit dem Titel "Current Approaches to Syntax" ein Korpus von siebzehn Sätzen zusammengestellt, die verschie­ dene erklärungsbedürftige syntaktische Phänomene repräsentierten (Moravcsik / Wirth 1980:392). Diese Sätze wurden Vertretern verschiedener syntaktischer Theorien von der "Montague Grammar" über die "Functional Grammar" bis hin zur "Role and Reference Grammar" zur Analyse vorgelegt und die Ergebnisse in dem erwähnten Band veröffent­ licht. Das Beispielkorpus spiegelte unwidersprochen einen Kerndatenbestand syntaktischer Theorien wider (Passivierung, w/z-Positionen, Dative Shift, Raising-Verben, etc.), und abgesehen davon, daß jede dieser Theorien bestimmte Phänomene überzeugender als an­ dere erklären konnte, bestand doch über die Art der in syntaktischen Theorien zu erklä­ renden Daten weitgehender Konsens. Ein ähnliches Unterfangen im Bereich der lexikalischen Semantik hätte vermutlich zur damaligen Zeit - und würde wohl weitgehend auch heute noch - auf Ratlosigkeit bezüg­ lich der Frage stoßen müssen, wie denn ein solches Korpus für die lexikalische Semantik aussehen sollte, das man Vertretern verschiedener Theorien vorlegen könnte. Prototypen- semantiker hätten zur Bedeutung von und wenig sagen können, während for­ nicht oder male Semantikerinnen das semantische Verhältnis zwischen und als Vogel, A m s el Pinguin uninteressant für die Theoriebildung erachtet hätten. Wortfeldsemantiker hätten Daten zum Argumentlinking vermutlich genauso ratlos gegenübergestanden, wie Vertreterinnen der generativen Semantik oder der Thetarollentheorie der Frage nach der Bedeutung von Farbwörtern. Dies sagt dabei weniger etwas über die Qualität der einzelnen Theorien aus, als vielmehr etwas über die lexikalische Semantik als eine Teildisziplin der Linguistik: Die verschiedenen Theorien haben offenbar ganz verschiedene Gegenstandsbereiche, aufgeteilt nach den untersuchten semantischen Eigenschaften, den untersuchten Wortarten und der Anbindung an syntaktische Theorien, und sind insofern zum größten Teil nicht vergleichbar. Was sie verbindet, ist bestenfalls die vortheoretische Idee, es mit der Bedeu­ tung von Wörtern zu tun zu haben. 3 Richtet man den Blick im Besonderen auf die Verbsemantik ausgangs der 70er Jahre, (c) to predict the regularities found to hold between the syntactic distribution and behavior of lexical items and their meaning. I will call this the "linking" problem; so ist auch dort unter den verschiedenen Ansätzen die Diskrepanz in der theoretischen (d) to correctly account for such phenomena of "semantic markedness" as the relative order of Orientierung und den betrachteten Daten erheblich. In der generativen Semantik (Katz, acquisition of vocabulary, the relative frequency of lexicalization of the various lexicalizable McCawley, u.a.) und der Montague-Grammatik war die Suche nach der Verbbedeutung in meanings across languages, etc. (Carter 797,5/1988:139) ganz unterschiedlicher Weise in die Frage eingebettet, wie das Verhältnis zwischen der Innerhalb der Verbsemantik im Besonderen haben sich in den 80er Jahren zwei Richtun­ syntaktischen Struktur von Sätzen und ihrer Bedeutung zu erklären ist. Die Kasustheorie gen etabliert, die beide in Dowtys (1979) "Word Meaning and Montague Grammar" einen (Fillmore) und andere Thetarollenansätze beschäftigten sich mit semantischen Kategori- wichtigen Ausgangspunkt hatten: zum einen formalsemantische Arbeiten v.a. zur aspek- sierungen von Verbargumenten und der Frage, wie diese in die Syntax abgebildet werden, tuellen Bedeutung von Verben und zum anderen lexikalisch-dekompositionelle Arbeiten während die Valenztheorie (Heibig, Schumacher, u.a.) mit dem Problem befaßt war, wel­ zu Linking-Phänomenen. che operationalen Verfahren zur Distribution von Verben in bestimmten Konstruktionen Dowty bemängelte in seiner Arbeit, in der lexikalische Dekompositionen in eine uns zeigen können, was überhaupt Argumente eines Verbs sind. Im Rahmen verbsemanti­ Montague-Grammatik integriert werden, die Beschränkung des lexikalischen Interesses scher Fragestellungen entstanden schließlich auch erste merkmalsemantisch orientierte der formalen Semantik auf die sogenannten logischen Wörter, also Konjunktionen, Nega­ Ansätze zur Aspektkomposition, die wesentlich an den von Vendler ins Bewußtsein der modernen Linguistik gebrachten Aspekt- und Adverbialphänomenen orientiert sind, wäh­ tions- und andere Funktionswörter:2 rend parallel dazu die traditionelle Aktionsartforschung an Verbklassifikationen arbeitete, [...] I have tried to dispel the misconception widely held by philosophers that all the interesting die sich stark an Wortbildungsdaten orientierten.1 and important problems of natural language semantics have to do with so-called logical words Dieser Vielfalt an Theorien im Bereich der Bedeutung von Verben liegt eine Hetero- and with compositional semantics rather than with word semantics, as well as with the more basic misconception that it is possible even to separate these two kind of problems. (Dowty genität der verschiedenen Ansätze sowohl hinsichtlich der Fragestellungen und Problem­ 1979:v) orientierung (syntaktisch, satzsemantisch, aspektuell, argumentstrukturell) als auch hin­ sichtlich der herangezogenen Daten (Argumentrealisierung, syntaktische Distribution, Die formale, satzsemantisch orientierte Bedeutungslehre hat seitdem verstärkt den Beitrag Wortbildung, Aspektformen, Distribution hinsichtlich Adverbklassen) zugrunde. Einen auch von Bedeutungen nicht-logischer Wörter in kompositionellen Prozessen berücksich­ wirklichen Theorienpluralismus, wie ihn das von Wirth / Moravcsik durchgeführte Expe­ tigt. Es konnten dadurch im Bereich der Verbsemantik, v.a. in Theorien zur Aspektkom­ riment in der Syntax voraussetzte, gab es in der lexikalischen Semantik der 70er Jahre position und zur adverbialen Modifikation von Verben, wichtige Ergebnisse erzielt wer­ nicht, wohl auch nicht innerhalb des mit der Verbbedeutung befaßten Bereichs, denn den. Die allgemeine Vorstellung von dem, was eine lexikalisch-semantische Repräsenta­ Theorienkonkurrenz kann sich nur auf der Basis vergleichbarer Forschungsziele und eines tion in der formalen Semantik leisten soll, läßt sich dabei so formulieren: zumindest in den Grundzügen gleichen, implizit vorausgesetzten Datenkorpus entwickeln. What words mean is a matter of the systematic effects they have on the semantic and pragmatic properties of (utterances of) sentences containing them, properties like entailments, presuppo­ Aus­ Aspektualitätsphänomene - Linkingphänomene (Verbsemantik in den 80er Jahren): sitions, incompatibility, and perhaps some kinds of implicatures. [....] That is, word meanings gangs der 70er Jahre formuliert Carter ein Programm für die lexikalische Semantik im must be able to provide an appropriate finite base for an adequate recursive theory of indefinitely Allgemeinen, dessen Umsetzung man in Grundzügen wohl auch den meisten gegenwärti­ many sentential meanings. (Chierchia / McConnell-Ginet 1990:349) gen lexikalisch-semantischen Theorien als Ziel unterstellen kann. Daneben haben sich seit der Wiederbelebung und "Lexikalisierung" generativ-semanti­ I assume here that a semantic theory should be aimed at the following goals, among others: scher Ideen durch Dowty (1979) eine Reihe von lexikalisch-dekompositionellen Ansätzen (a) to make available a descriptive apparatus - semantic representations, rules of inference, entwickelt, um Linkingphänomene, also die Abbildung von lexikalisch-semantischen auf meaning postulates, or what have you - that will make it possible to account for entailment syntaktische Strukturen, zu erklären. Auf diesem Gebiet lösten sie ältere thetarollenorien- relations among sentences, relations of synonymy and partial synonymy, and all other logical relations and properties, in the most elegant way; tierte Ansätze, die erst im Rahmen von Protötypentheorien Anfang der 90er Jahre wieder (b) to provide for an explanatory account of the limitations on possible meanings of words, ins Blickfeld gerieten, weitgehend ab. Das lexikalisch-semantische Programm eines de- morphemes, grammatical affixes, particles, etc. I will call this the problem of "possible words" kompositionellen Ansatzes formuliert Levin für das MIT Lexicon Project: for short; Attaining the goals of the Lexicon Project ideally requires developing a representation of those aspects of the meaning of a lexical item which characterize a native speaker's knowledge of its Darüber hinaus waren und sind natürlich auch andere Theorien, zumindest partiell, mit der Bedeutung von Verben befaßt, wie etwa die Theorie semantischer Netze (z.B. Quillian), "frame"-basierte Theorien (z.B. Minsky), die Wortfeldtheorie und die Prototypentheorie. Eine Reihe von Theorien ist seitdem dazugekommen, v.a. die kognitive Semantik (Lakoff, Lang­ Ähnliche Ansichten wurden zu dieser Zeit auch von anderen formalen Semantikern geäußert, acker) und dekompositionsbasierte Semantiken wie die konzeptuelle Semantik (Jackendoff), z.B. Cresswell (1979:171): "[...] it has seemed to me for some time now that logicians can no die Zwei-Ebenen-Semantik (Bierwisch, Lang) mit der darin entstandenen Lexikalischen De- longer be content with merely preposing general frameworks and discussing the so-called kompositionsgrammatik (Wunderlich) und andere dekompositionelle Ansätze (z.B. Levin, 'logical words' of a natural language but must actually dirty their hands and try to support the Rappaport). framework by showing, in as much detail as they can, how particular words behave within it." 4 5 argument structure and detennine the syntactic expression of its arguments. This necessitates beruhen, über das in seinen Kernbereichen implizit Einigkeit besteht.8 Damit sind zumin­ establishing the relation of this level of representation to existing levels.3 (Levin 1985:4) dest innerhalb der Verbsemantik Bedingungen erfüllt, die es erlauben, von der lexikali­ schen Semantik als einer eigenständigen linguistischen Disziplin zu sprechen. Diskrepan­ Dabei wurde für diese Variante einer lexikalisch-semantischen Dekompositionstheorie zen bestehen weniger in der Frage, welche Art von Daten von einer allgemeinen Theorie postuliert, daß man von zwei Typen lexikalischer Semantik ausgehen muß: eine will die zur Verbbedeutung zu erklären sind, als vielmehr darin, mit welcher Art von Theorien Abbildung von semantischen auf syntaktische Strukturen erklären, und die andere legt den dies zu geschehen hat. Insbesondere unterscheiden sich gegenwärtige Ansätze darin, ob Schwerpunkt auf semantische Interpretation, indem sie solche Dinge explizit macht wie und in welchem Maße sie ihre Theorie im Rahmen einer Prädikatenlogik formulieren, Synonymie, Antonymie, Paraphrase, pragmatische und logische Inferenzen Beide An­ darin ob sie verschiedene Repräsentationsebenen im Lexikon annehmen, und schließlich sätze, so wurde von Rappaport (1985:137) angenommen, bieten für die Zielsetzungen des nicht zuletzt darin, ob und welchen Bezug sie auf kognitive Strukturen als Vermittlungs- jeweils anderen kaum Lösungen instanz zwischen Sprache und Welt nehmen. Ich komme in Kapitel 1.2 darauf noch zu Zu den formalsemantischen Arbeiten dieser Periode ist zu sagen, daß sie durchweg sprechen, will im nächsten Kapitel aber zunächst versuchen, ein Datenkorpus für die nicht von empirischen lexikalischen Untersuchungen ausgingen und dadurch letztlich den Verbsemantik zu beschreiben. Eindruck hervorriefen, eine geringe Zahl analysierter Verben würde die ganze lexikalische Breite unterschiedlicher Verbbedeutungen abdecken.4 Dekompositionelle Ansätze haben demgegenüber zwar ansatzweise die ganze Breite von verschiedenen Bedeutungsklassen von Verben und die Abhängigkeit verbsyntaktischer Konstruktionsmöglichkeiten von 1.1.2 Phänomene verbalen Bedeutungen aufgedeckt,5 dagegen wurde der Zusammenhang zwischen der Adäquatheit lexikalisch-semantischer Repräsentationen und deren Verarbeitbarkeit in Ein Datenkorpus für die Verbsemantik: Es ist hier natürlich nicht der Ort, das im letzten satzsemantischen Prozessen in vielen dieser Ansätze weitgehend ignoriert. Kapitel geschilderte Experiment von Moravcsik und Wirth für die Verbsemantik zu wie­ derholen. Ich will aber doch versuchen, den Bestand von Daten zu umreißen, mit dem eine Theorienpluralismus (Verbsemantik in den 90er Jahren): Bis in die ausgehenden 80er lexikalisch-semantische Theorie sich meines Erachtens auseinanderzusetzen hat. Im Fol­ Jahre liefen die Forschungsstränge der aspektorientierten formalen lexikalischen Verb­ genden stelle ich daher fünf Bereiche von Daten vor, von denen ich denke, daß sie den semantik und der linkingorientierten, meist dekompositionellen lexikalischen Verbseman­ Kerndatenbestand einer lexikalisch-semantischen Theorie von Verben ausmachen. Ich tik weitgehend unverbunden nebeneinanderher. Erst dann begannen sich die beiden For­ werde die fünf Phänomenbereiche kurz beschreiben und jeweils angeben, welche Phäno­ schungsrichtungen einander zuzuwenden. Die Berücksichtung aspektueller Daten in Lin- mene aus diesen Bereichen ich wo in dieser Arbeit behandele. Damit verbindet sich auch kingtheorien wie etwa in Tenny (1987, 1988), van Voorst (1988) oder Grimshaw (1990), der Anspruch, daß die in dieser Arbeit entwickelten theoretischen Vorstellungen prinzi­ die Entstehung neuer Theorien wie der Ereignisstrukturtheorie Pustejovskys (1988, 1991) piell gute Erkärungen für Phänomene aus diesen fünf Bereichen bereithalten.9 und die Erweiterung dekompositioneller Theorien wie der lexikalischen Dekompositions­ theorie (Wunderlich 1992, 1996) und z.T auch der konzeptuellen Semantik Jackendoffs Semantik-Syntax-Abbildung: Das Problem der Semantik-Syntax-Abbildung ("Linking") (1983/1995, 1996) um ereignisbezogene Notationen sind Kennzeichen dieser Entwick­ besteht darin, zu erklären, welche semantischen Eigenschaften eines Verbs wie z.B. bas lung.6 teln in (la) dafür verantwortlich sind, daß sein eines Argument im Aktivsatz als Subjekt erscheint und sein anderes als direktes Objekt, und welche möglicherweise universellen Im Rahmen dieser Veränderungen sind mittlerweile innerhalb der Verbsemantik kon­ kurrierende, vergleichbare Theorien entstanden,7 die auf einem größeren Datenkorpus Pustejovskys (1991) Ereignisstrukturtheorie und der von ihm selbst vertretenen Lexikalischen Etwas umfassender wird die Aufgabe der dekompositionellen Ebene der Semantik weiter hin­ Dekompositionsgrammatik. ten in Levins programmatischem Papier formuliert: "Ideally, the decomposition should provide Natürlich wird es kein einmal fixiertes unveränderliches Datenkorpus für lexikalisch-semanti­ a basis for predicting and explaining properties of lexical items such as systematic and sche Theorien geben. Aber das gilt natürlich auch für die eingangs erwähnten syntaktischen accidental gaps in the distribution of possible predicates, as well as regularities in the ex­ Theorien: Im Bestand der Daten, um deren Erklärung verschiedene Theorien konkurrieren, pression and distribution of arguments and adjuncts." (Levin 1985:54) herrscht immer eine gewisse Fluktuation, die z.B. darauf zurückzuführen ist, daß unklar ist, ob Solche empirischen Vorarbeiten zur Aspektkomposition sind erst später (z.B. von Mori / Löb- ein Phänomen wie etwa Passivierung syntaktisch oder lexikalisch behandelt werden soll, oder ner / Micha 1992) vorgenommen worden und haben dadurch die Adäquatheit bestehender for­ darauf, daß bestimmte Phänomene, wie etwa Fokus oder Adjunktsyntax, erst im Laufe der Zeit maler Theorien zur Aspektkomposition in Frage gestellt. verstärkt ins theoretische Blickfeld geraten. Auch soll nicht übersehen werden, daß Theorien Vgl. dazu v.a. die umfangreiche empirische Arbeit von Levin (1993). nicht nur von bestimmten Datenkorpora ausgehen, sondern sich ihren Datenbestand aus ihrer spezifischen Erklärungskraft heraus auch selbst erst erschließen. Zu einem gegebenen Zeit­ Diese Einschätzung ist natürlich stark auf die Verbsemantik bezogen; es ist darüber hinaus punkt liegt einer Theorie aber doch meist ein mehr oder weniger fester Datenbestand zugrunde. auch eine verstärkte Berücksichtigung der Nominal- und Adverbsemantik zu konstatieren, Zumindest zwei Typen von Daten, an deren Relevanz für die Beurteilung der Adäquatheit einer ebenso wie z.B. Versuche, den Aspekt der Bedeutungserweiterungen, Typ- und Sortenverschie­ verbsemantischen Theorie ich keinen Zweifel habe, sind in dieser Aufstellung wie auch in der bungen im lexikalischen Bereich zu behandeln (z.B. Pustejovsky 1995, Dölling 1992). vorliegenden Arbeit kaum berücksichtigt: das eine sind Daten aus dem Spracherwerb, das an­ Wunderlich (1996) unternimmt einen solchen Vergleich hinsichtlich verschiedener verbseman­ dere Daten aus dem Sprach-, insbesondere dem Bedeutungswandel. tischer Theorien, nämlich der von Jackendoff (1996) entwickelten "conceptual semantics", 6 7 Prinzipien dem zugrundeliegen. So wird in allen Sprachen, in denen es eine Entsprechung • ö/w-Progressiv (z.B. am Arbeiten sein) (Kap. 2.2.3); für basteln gibt und eine Unterscheidung, die vergleichbar ist mit der zwischen Subjekt • Zustandspassiv mit sein (Kap. 2.2.2); und direktem Objekt bzw. Nominativ-NP und Akkusativ-NP im Deutschen, das dem Kla­ • Zustandspassiv mit bleiben (Kap. 2.2.4); vierlehrer entsprechende Argument als Subjekt / Nominativ-NP realisiert und das dem , Wahl des Perfektauxiliars (Kap. 2.2.2); Notenständer entsprechende als direktes Objekt / Akkusativ-NP. In keiner Sprache wird • Auftreten eines Verbs als attributives Partizip (Kap. 2.2.2); sich also ein Verb wie in der Bedeutung von "basteln' finden, in denen die Ar­ • Unpersönliches Passiv (Kap. 4.2.3). tastebeln gumentrealisierung genau andersherum erfolgt (lb). Verben unterliegen bestimmten Vorkommensbeschränkun­ Vorkommensbeschränkungen: (1) a. der Klavierlehrer bastelt einen Notenständer gen hinsichtlich ihrer Argumente (Selektionsrestriktionen) und hinsichtlich der Modifi- b. *ein Notenständer tastebelt den Klavierlehrer katoren, mit denen sie auftreten (Modifikationsrestriktionen).10 Die Selektionsrestriktio­ nen bezüglich der Argumente des Verbs betreffen kategoriale Eigenschaften der Indivi­ In engem Zusammenhang mit dem allgemeinen Linking-Problem - und in vielen Theo­ duen, für die Argumentvariablen stehen. So können etwa an der Objektstelle von trinken rien gar nicht davon unterschieden - steht die Frage, warum manche Verben bestimmte nur Ausdrücke auftreten, die flüssige Entitäten bezeichnen, etc.: Valenzerweiterungen (2 und 3), Valenzreduktionen (4) und Valenzalternanzen (5 und 6) zulassen, während andere das nicht tun. (9) a. sie trank Milch b. *sie trank Fisch (2) a. sie zerbricht die Friedenspfeife vs. die Friedenspfeife zerbricht (10) a. sie heiratete den Omithologen b. sie zerstört die Friedenspfeife vs. *die Friedenspfeife zerstört b. *sie heiratete den Tisch (3) a. er kocht eine Suppe vs. er kocht ihr eine Suppe (11) a. der Wind wehte über die Ebene b. er ißt eine Suppe vs. *er ißt ihr eine Suppe b. *das Flugzeug wehte über die Ebene (4) a. sie ißt Reibeplätzchen vs. sie ißt b. sie verzehrt Reibeplätzchen vs. *sie verzehrt Ausdrücke, die Verben oder Verbalphrasen modifizieren, sind oft auf Verben bzw. VPs (5) a. er füllt Wasser in das Glas vs. er füllt das Glas mit Wasser bestimmter Bedeutung beschränkt. Solche Modifikationsrestriktionen betreffen kategoriale b. er gießt Wasser in das Glas vs. "er gießt das Glas mit Wasser Eigenschaften von Verben:11 (6) a. sie schreibt einen Roman vs. sie schreibt an einem Roman (12) a. das Eis schmolz in zwanzig Minuten b. sie verfaßt einen Roman vs. *sie verfaßt an einem Roman b. *das Eis schmeckte in zwanzig Minuten In dieser Arbeit werde ich auf folgende Phänomene aus dem Bereich der Semantik-Syn (13) a. er putzte sorgfältig tax-Abbildung eingehen: b. * er fiel sorgfältig • aw-Konstruktion (z.B. (Kap. 2.2.3); (14) a. die Bombe fing an zu ticken an einem H a us bauen) • Agens beim (z.B. (Kap. 2.2.4); b. *die Bombe fing an zu explodieren bleiben-Passiv das H a us blieb von ihnen besetzt) • Valenzalternanz bei Geräuschverben (Kap. 6.3.1); In dieser Arbeit werde ich auf folgende Phänomene aus dem Bereich der Vorkommens­ • Argumente im unpersönlichen Passiv (Kap. 4.2.3); beschränkungen eingehen: • allgemeine Bemerkungen zum Linking (Kap. 4.2.4). • Zeitspannenadverbiale (z.B. (Kap. 2.2.3, 2.2.4); in drei Stunden) Verben treten in verschiedenen grammatische • Komitativadverbiale (Kap. 3.3.2); Grammatisch-kategoriale Restriktionen: Kategorien auf: Tempus, Aspekt, Modus, Genus Verbi, Person, Numerus, etc. Aufgrun • Lokaladverbiale (Kap. 5.3.2); ihrer lexikalischen Bedeutung können viele Verben nicht in allen Ausprägungen diese • Prospektivadverbiale (z.B./i/r (Kap. 2.2.4); drei Stunden) grammatischen Kategorien auftreten. Viele Verben unterliegen z.B. Restriktionen hin • Zeitpunktadverbiale (z.B. (Kap. 2.2.3); um drei Uhr) sichtlich ihres Vorkommens in bestimmten Aspektformen (7) oder Genus-Verbi-Forme (8): Es handelt sich bei Selektions- und Modifikationsrestriktionen natürlich um genau das gleiche (7) a. he was eating it Phänomen. Modifkationsrestriktionen sind die Selektionsrestriktionen, die etwa ein Adverb b. *he was knowing it dem verbalen Ereignisargument auferlegt, das es modifiziert. Die unterschiedlichen Bezeich­ nungen spiegeln lediglich die verbsemantische Perspektive wieder, aus der diese Phänomene (8) a. der Omithologe wurde von ihr geküßt hier betrachtet werden. b. *der Omithologe wurde von ihr gekannt Hierzu gehören auch solche Eigenschaften, die bestimmte Wortbildungsprozesse restringieren. In dieser Arbeit werde ich auf folgende Phänomene aus dem Bereich der grammatisch- Wortbildungsmorpheme, die an Verben affigieren, selegieren gewöhnlich bestimmte Sorten von Verben (z.B. Tänzer vs. 'Sterber). Auf Wortbildungsphänomene werde ich in dieser Arbeit al­ kategorialen Restriktionen eingehen: lerdings nicht eingehen. 8 9 • Instrumentaladverbiale (Kap. 3.3 3); nymie, Hyperonymie und Meronymie.12 Interlexematische Relationen zwischen Verben • Zeitdaueradverbiale (z.B. drei Stunden lang) (Kap. 2.2.3); werden außerhalb von Arbeiten wie Cruse (1986), die sich auschließlich mit interlexema- • Selektionsrestriktionen bei Geräuschverben und anderen Kausativa (Kap. 6.3.1, 7.2.2); üschen Relationen beschäftigen, in anderen - va. dekompositionellen und ereignisstruk- • Einbettung unter aspektuelle Verben (z.B. anfangen zu lachen) (Kap. 2.2.2, 2.2.3). turbasierten - verbsemantischen Arbeiten kaum behandelt. Nicht eigentlich interlexematische Relationen stellen die Beziehungen dar, die durch Interpretationsbeschränkungen: Aus der Verbbedeutung ergeben sich oftmals eine Reihe das Begriffspaar Polysemie / Homonymie bezeichnet werden, also die Frage nach der Art systematischer Beschränkungen hinsichtlich der Interpretation der Ausdrücke, in denen und Anzahl der Lesarten, die ein Wort hat, bzw. der Art und Anzahl gleichlautender, aber das Verb auftritt. So sind, abhängig von der Verbbedeutung, unterschiedliche Implikatio­ semantisch unterschiedlicher Wörter. Diese Beziehungen werden aber traditionell im nen mit einer bestimmten grammatischen Kategorie verknüpft. Nur in (15a), nicht aber in Zusammenhang mit interlexematischen Relationen behandelt. Man könnte die Polysemie (15b), folgt aus einem Satz im Progressiv der entsprechende Satz in der einfachen Ver­ diesen als 'wrralexematische Beziehung' gegenüberstellen. Polysemie geht oft auf syste­ gangenheitsform: matische, durch die Verbbedeutung gesteuerte Valenzveränderungsprozesse zurück. (15) a. [the guy was dancing —* the guy danced] In dieser Arbeit werde ich auf folgende Phänomene aus dem Bereich der interlexemati- b. —\the ice was melting —* the ice melted] schen Relationen eingehen: • Antonymie und Hyponymie in Ereignisstrukturen (Kap. 2.2.1); Die Verbbedeutung legt auch fest, in welcher Weise wir die Phrasen interpretieren, die in • Allgemeine Anmerkungen zu Polysemie und Homonymie (Kap. 3.3.5). Argumentpositionen des Verbs auftreten. So ist es abhängig von der Bedeutung des jewei­ ligen Verbs, ob wir den Subjektreferenten als Agens verstehen, wie in (16a), oder nicht wie in (16b): 1.1.3 Zu dieser Arbeit (16) a. der Klempner joggt im Wald b. der Klempner stirbt im Wald Unzufriedenheit: Am Beginn meiner Beschäftigung mit verbsemantischen Fragestellungen stand eine Handvoll syntaktischer und semantischer Phänomene, deren Erklärung voraus­ Schließlich gehören auch solche Phänomene in den Bereich der Interpretationsbeschrän­ setzte, daß bestimmte semantische Eigenschaften von Verben lexikalisch repräsentiert kungen, die darin bestehen, daß Verben im Skopus anderer Ausdrücke abhängig von ihrer sind. Diese Phänomene, von denen einige in Kapitel 2.2 noch vorgestellt werden, schienen Bedeutung Ambiguitäten hervorrufen können. So kann she killed him im Skopus von an der Schnittstelle der Bereiche zu liegen, die üblicherweise von Aktionsart- und almost die beiden Bedeutungen in (17b) und (17c) annehmen, während almost im Kontext Aspekttheorien einerseits und thetarollensemantischen oder dekompositionellen Theorien von she teased him keine vergleichbare Ambiguität erzeugt. andererseits behandelt werden. Für die Repräsentation der relevanten Verbeigenschaften (17) a. she almost killed him erwiesen sich aber die aspektuell-aktionsartlichen klassifikatorischen Ansätze als zu grob, b. 'sie tat fast etwas, daß ihn getötet hätte' während die dekompositionellen Ansätze verschiedene ereignisinterne temporale Struktu­ c. 'sie tat etwas, daß ihn fast getötet hätte' ren nicht genügend berücksichtigten. Ein Überblick über die verschiedenen Phänomenbereiche, von denen ich denke, daß In dieser Arbeit werde ich auf folgende Phänomene aus dem Bereich der Interpretations­ eine verbsemantische Theorie sie behandeln können sollte (s. Kap. 1.1.2), führte dann zu beschränkungen eingehen: der Annahme, daß eine integrierte Behandlung der verschiedenen Phänomene am ehesten • Kausativ-Inchoativ-Implikation im Progressiv (Kap. 2.2.4); in einem ereignisstrukturbasierten Ansatz möglich ist. Insofern als die ersten ereignis- • Implikationen von Verben im Zustandspassiv (Kap. 2.2.2, 2.2.4); strukturellen Theorien, wie sie in der Folge von Pustejovskys (1988, 1991) Arbeiten ent­ • durch schaffen /gelingen ausgelöste Ambiguitäten (Kap. 2.2.2); standen, sich für die Behandlung mancher Phänomene nur als eingeschränkt tauglich • Skopusambiguitäten bei Adverbialen (Kap. 2.2.1); erwiesen haben (s. Kap. 2.1.2), liegt der erste Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit in • Interpretation valenzreduzierter Verbvarianten (Kap. 3.2.2, 3.3.4); dem Bestreben, eine den in Kapitel 2.2 vorgestellten Daten angemessene Theorie zur • verbabhängige Beschränkungen der Partizipinterpretation (Kap. 2.2.2); Repräsentation der Verbbedeutung zu entwickeln. • Zugriff von Adverbien auf die interne Struktur der Wortbedeutung (Kap. 2.2.1, 3.1.2, 6.3.1,6.3.3, 7.2.1); Mehr Unzufriedenheit: Es ist auffällig, daß Theorien zur Bedeutung von Verben einen • Zustandsveränderungen und die Interpretation des Progressivs (Kap. 2.2.2); sehr unterschiedlichen Grad an Explizitheit erreicht haben. Während etwa im Rahmen • Indirekte vs. direkte Verursachung (Kap. 7.2.2). von Theorien zur Aspektkomposition durch formallogische Explikationen bestimmter Interlexematische Relationen: Interlexematische Relationen sind semantische Beziehun­ Diese Relationen werden meist als semantische Relationen oder "lexical relations" (Cruse gen zwischen einzelnen Lexemen wie Synonymie, Antonymie, Komplementarität, Hypo- 1986) bezeichnet. Ich verwende hier den Terminus 'interlexematische Relationen', in Anleh­ nung an "interlexical relations" in Pustejovsky (1995:23ff), um diese Relationen von themati­ schen und ähnlichen semantischen Relationen zu unterscheiden. 10 11 Eigenschaften von Verben eine Reihe von Phänomenen erfolgreich behandelt werde wie deren Referenten an Ereignissen partizipieren. Der dritte Themenbereich wird konnten, bleiben andere Theorien zur Verbsemantik in ihren Begrifflichkeiten eine schließlich in den Kapiteln 5 und 6 und dem Beginn von Kapitel 7 behandelt. Er konsti­ weitgehenden Intuitionismus verhaftet. Nun liegt es vielleicht in der Natur der Sache, d' tuiert sich in Überlegungen dazu, wie ontologische und wahrnehmungspsychologische sich bestimmte zeitliche oder Teil-Ganzes-Strukturen, die in Aspektualitätstheorien ein Theorien zur Klärung des Ereignisverständnisses und der damit verbundenen linguisti­ Rolle spielen, in Logiksprachen besser analysieren lassen als Begriffe wie 'Agens', 'Ereig schen Probleme beitragen können.13 nis', 'Verursachung' oder 'Affiziertheit', wie sie in rollentheoretischen oder dekompositi Zu Kapitel 1 und 2: In den verbleibenden Teilen des ersten Kapitels werden einige allge­ nellen Ansätzen auftreten. Die Vagheit dieser Begriffe bleibt aber gerade deshalb un* meine Überlegungen zu lexikalisch-semantischen Theorien angestellt. Ich werde dabei für friedigend, da solche oder ähnliche begriffliche Größen bei der Erklärung verschiedene weitgehend nicht-dekompositionelle, prädikatenlogische Repräsentationen auf einer einzi­ syntaktischer und semantischer Phänomene unzweifelhaft eine Rolle spielen. Damit ei gen Repräsentationsebene plädieren, ebenso wie dafür, daß ontologische und kognitions- hergehend werden in Theorien des letzteren Typs Aspekte der kompositioneilen semanti psychologische Überlegungen zur Begründung der Repräsentationen beitragen müssen sehen Verarbeitung lexikalischer Repräsentationen oft nicht berücksichtigt. In der Unzu (Kap. 1.2). friedenheit mit der mangelnden semantischen Explizitheit vieler Begriffe und Strukture Im zweiten Kapitel werde ich eine Theorie zur Verbbedeutung vorstellen, die davon in verbsemantischen Repräsentationen liegt der zweite Ausgangspunkt dieser Arbeit. ausgeht, daß die Bedeutungen von Verben als Ereignisstrukturen repräsentiert sind. Das Die Aufgabe: Ich werde in dieser Arbeit eine Theorie zur Repräsentation der Verbbedeu heißt, daß Verben Ereignisse bezeichnen, die aus miteinander über verschiedene Relatio­ tung entwickeln, die darauf basiert, daß Verben auf komplexe, intern strukturierte Ereig nen verknüpften Teilereignissen verschiedener Sorten bestehen, wobei diese Teilereignisse nisse referieren. Die Bedeutungsrepräsentation eines Verbs - so die Grundidee dieser Ar wiederum über semantische Relationen mit den Ereignispartizipanten verbunden sind. beit - besteht im Wesentlichen in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur. Diese An Verschiedene verwandte Theorien werden präsentiert und mit dem vorgestellten Ansatz nähme werde ich durch Daten, die den verschiedenen in Kapitel 1.1.2 angegebenen Phä: verglichen (Kap. 2.1). Der zweite Teil des Kapitels besteht in einer umfangreichen Dar­ nomenbereichen entstammen, empirisch motivieren. stellung verschiedener semantischer und syntaktischer Phänomene, deren Erklärung auf Die Ereignisstrukturen sollen weiterhin in eine Rahmentheorie zur Repräsentation d die in den Ereignisstrukturen repräsentierten semantischen Eigenschaften zurückgreift Argumentstruktur und Valenz von Verben eingebettet werden. Ein vordringliches Zi (Kap. 2.2). besteht auch darin, den semantischen Gehalt der in den Ereignisstrukturen verwendete Zu Kapitel 3 und 4: Im dritten Kapitel wird die Argumentstruktur von Verben untersucht. Prädikate und Relationen möglichst präzise zu bestimmen. Insbesondere wird versuch Es werden Kriterien zur Unterscheidung von thematischen Argumenten und Angaben den für die Arbeit zentralen Ereignisbegriff im Rahmen von linguistischen, ontologische entwickelt und die Gründe für die Einführung von Ereignisargumenten in die Argument­ und wahrnehmungspsychologischen Überlegungen zu fundieren. Darüber hinaus so struktur von Verben dargelegt (Kap. 3.1). Darauf folgend wird der semantische Apparat zumindest ausschnittsweise gezeigt werden, daß die angenommenen semantischen Rep~' zur lexikalischen Repräsentation und Verarbeitung von Verbbedeutungen vorgestellt, sentationen von Verben auch deren kompositionelle semantische Verarbeitung, etwa i ebenso wie die Grundprinzipien der syntaktischen und semantischen Repräsentation der Zusammenhang mit adverbialen Modifikationsprozessen, unterstützen. Verbvalenz, wobei der Schwerpunkt auf der lexikalischen Darstellung von Fakultativität Dabei bedingt es die Anlage der Arbeit, daß nicht alle zur Motivation der Ereigni liegt. Dabei werden ereignisbasierte Analysen zu einigen notorisch schwierigen Valenz­ Strukturtheorie herangezogenen Phänomene in gleicher Ausführlichkeit diskutiert werde phänomenen vorgestellt (Kap. 3.2). Der letzte Teil des dritten Kapitels ist einigen Typen können. Während einige Phänomene einer detaillierteren Analyse unterzogen werde adverbialer Modifikation gewidmet, insbesondere der Frage, wie die Modifikation impli­ genehmigt der Umfang dieser Arbeit bei anderen Phänomenen nur eine kursorische B ziter Argumente zu erklären ist (Kap. 3.3). sprechung. Das vierte Kapitel hat semantische Relationen zum Inhalt. Ausgangspunkt sind die Der Aufbau: Die Arbeit geht im Rahmen eines Vorschlags zur Repräsentation der Ve Probleme mit traditionellen Theorien thematischer Rollen und der Versuch, diese Rollen bedeutung als Ereignisstruktur der Frage nach, welche grundlegende Rolle Ereignisse ! semantisch zu fundieren. Das Zusammenspiel verschiedener Beschränkungen bei der semantischen Repräsentationen von Verben spielen können. Der Weg zur Beantwortun dieser Frage führt dabei durch drei umfangreichere Themenbereiche: Anmerkungen zum formalen Aufbau der Arbeit: Jedes Unterkapitel ab Kapitel 2 schließt mit • Themenbereich I: die Struktur von Ereignissen; einer kurzen Zusammenfassung ab. Darüber hinaus werden in den drei Kapiteln 3.3.5, 4.2.4 • Themenbereich II: die Beziehung zwischen Ereignissen und Ereignispartizipanten; und 7.2.3 mit dem Titel "Das Verb im Lexikon" (Teil I, H, DJ) die wichtigsten in den jeweils • Themenbereich III: das Wesen von Ereignissen. vorausgehenden Kapiteln gemachten Annahmen zur Repräsentation von Verben zusammen­ Dem ersten Themenbereich sind das Kapitel 2 und der größte Teil des Kapitels 7 gewi gefaßt und an lexikalischen Beispieleinträgen illustriert. Wichtige Grundannahmen, Prinzipien und Definitionen werden im Laufe der Arbeit unter P-l bis P-18 zusammengefaßt; lexikalische met, in denen die oben angesprochene Theorie zur Repräsentation von Verbbedeutunge Einträge ergänzen die Diskussion zur Repräsentation von Verben. Die Grundprinzipien (P-l, entwickelt wird. Die anderen Kapitel beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten diese P-2, etc.), lexikalischen Einträge (Lex. 1, Lex. 2, etc.), und Abbildungen (Abb. 1, Abb. 2, etc.) Grundidee, wobei die Kapitel 3 und 4 den zweiten der obigen Themenbereiche abdecke sind dabei durchlaufend nummeriert, lediglich die Beispielsätze und Fußnoten werden kapitel­ indem sie sich mit der Frage befassen, was Argumente und was Modifikatoren sind un weise durchnummeriert. 12 13 Zuordnung von thematischen Rollen zu Argumenten einerseits und verschiedener ereig en die Bedeutung von Lexemen repräsentiert werden muß, und in Kapitel 1.2.2 auf die n nisbasierter Argumenttheorien andererseits steht dabei im Mittelpunkt des ersten Teils Frage, in welcher Form solche Repräsentationen erfolgen sollten In Kapitel 1.2.3 soll (Kap. 4.1). Der zweite Teil befaßt sich mit Theorien, die thematische Rollen als prototypi überlegt werden, ob und gegebenfalls wie sich semantisches von enzyklopädischem Wis sche Bündel semantischer Relationen zwischen Ereignissen und Ereignispartizipanten sen trennen läßt und abschließend in Kapitel 1.2.4, in welcher Weise lexikalisch-semanti auffassen. Dabei werde ich besonders der Frage nachgehen, wie man solchen semanti sche Theorien die kognitive Vermitteltheit von Sprache zu berücksichtigen haben. schen Relationen eine möglichst präzise Deutung geben kann (Kap. 4.2). Erste Kontroverse (Wieviele Ebenen braucht die lexikalische Semantik?): Es ist in Kapitel Zu Kapitel 5 und 6: Das fünfte und das sechste Kapitel befassen sich mit der Frage, was 1 1.2 bereits angesprochen worden, daß viele syntaktische Konstruktionen durch semanti Ereignisse sind, und zwar zunächst aus philosophisch-ontologischer und dann aus wahr sche Eigenschaften von Verben lizenziert werden. Nun halten verschiedene lexikalisch- nehmungspsychologischer Sicht. Zunächst werde ich einige grundlegende Überlegungen semantische Theorien eine eigene Repräsentationsebene für eben genau solche inhaltli zu ontologischem Argumentieren anstellen, insbesondere werde ich für die Notwendigkeit i chen Aspekte von Verben bereit, die syntaktisch relevant sind. So arbeiten etwa Linguisten ontologischer Überlegungen in semantischen Arbeiten plädieren und die Relevanz des! und Linguistinnen aus dem Umfeld von Levin und dem MIT Lexicon Project im Rahmen Zusammenhangs zwischen ontologischen und epistemologischen Fragen für die Semantik einer Theorie, in der eine Argumentstruktur um eine dekompositionelle "Lexical Con- hervorheben (Kap. 5.1). Im zweiten Teil werden dann verschiedene Auffassungen von ceptual Structure" (LCS) ergänzt wird, die die syntaktisch relevanten Aspekte der Verb Ereignissen vorgestellt und kritisiert, die Ereignisse teils eher als propositions- teils eher bedeutung kodiert (Levin / Rappaport Hovav 1994:47). Ein zweites Beispiel ist die als gegenstandsähnliche Entitaten auffassen (Kap. 5.2). Zum Abschluß des Kapitels werde "Lexical Decomposition Grammar", die von Wunderlich und anderen auf der Basis der ich noch einmal Ereignisauffassungen im Zusammenhang mit möglichen Welten, mit] Zwei-Ebenen-Semantik entwickelt wird. Hier werden eine dekompositionelle semantische Raum, Zeit und Veränderungen betrachten (Kap. 5.3). | Form und eine konzeptuelle Struktur unterschieden, sowie eine Ereignisstruktur, die z.T. Zu Beginn des sechsten Kapitels wird eine Einführung in Theorien zur Ereigniswahr-j aus der semantischen Form abgeleitet ist. Für die Semantische Form (SF) gilt: "[...] only nehmung gegeben (Kap. 6.1). Die sich daraus ergebenden wahmehmungspsychologischenl those aspects of meaning that are relevant for syntactic properlies should be captured in Erkenntnisse über Ereignisse werden daran anschließend unter Bezugnahme auf die on-J SF." (Wunderlich 1996:170) tologischen Fragestellungen diskutiert (Kap. 6.2). Abschließend werden auf der Basis der! Ich will an dieser Stelle auf Einzelheiten dieser Theorien nicht eingehen. Das Folgende aus den wahrnehmungs- und kognitionspsychologischen Untersuchungen gewonnenen! ist insofern auch nicht als konkrete Kritik an einer dieser Theorien zu verstehen; es sind Zeit- und Ereignisbegriffe verschiedene linguistische Phänomene im Bereich von kausati-1 drei eher allgemeine Probleme, die mir mit Theorien verbunden scheinen, die eine eigene ven Geräuschverben, Bewegungsverben und punktuellen Verben untersucht (Kap. 6.3). 1 syntaxrelevante Semantikebene annehmen: Zu Kapitel 7: Das letzte Kapitel stellt unter anderem ein Resümee der Arbeit dar. Diel • Inwieweit ist die repräsentationeile Trennung von syntaktisch relevanten und syntak wichtigsten Fragen zu Ereignissen und ereignisstrukturellen Repräsentationen werden hierl tisch irrelevanten Bedeutungseigenschaften von Lexemen motiviert? noch einmal aufgegriffen. Zu Beginn des Kapitels wird die Frage nach dem Wesen von! • Inwieweit läßt sich syntaktisch Relevantes von semantisch Relevantem überhaupt un Ereignissen dahingehend beantwortet, daß Ereignisse als Exemplifizierungen von Verän-J terscheiden, und was gilt eigentlich als syntaktisches Phänomen? vonl derungen zu verstehen sind. Daran anschließend wird ein Vorschlag zur Bindung • Inwieweit laufen Theorien mit einer syntaxrelevanten Semantikebene Gefahr, zirkulär Ereignisargumenten gemacht und mit anderen Ansätzen verglichen (Kap. 7.1). Abschlie-I zu argumentieren? ßend wird die eingangs der Arbeit präsentierte Theorie zu Ereignisstrukturen als lexikali-1 Die Trennung von Repräsentationsebenen: Das erste Problem betrifft die Behauptung, daß sehen Repräsentationen auf der Basis der im Laufe der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse! solche inhaltlichen Eigenschaften von Lexemen, die syntaktische Konsequenzen haben, präzisiert. Dazu werden die verwendeten semantischen Notationen definiert und verschie-I tatsächlich durch eine eigene Repräsentationsebene von anderen inhaltlichen Eigenschaf dene Beschränkungen über den Aufbau von Ereignisstrukturen formuliert (Kap. 7.2). I ten getrennt sind. Natürlich lassen sich semantische Eigenschaften nach allen möglichen Kriterien klassifizieren, etwa danach ob sie morphologische Konsequenzen haben, ob sie mit pragmatischen Faktoren interagieren und eben auch danach, ob sie syntaktisch rele vant sind. Insofern es sich aber in den angeführten Theorien nicht um eine bloße Klassifi 1.2 Vier Kontroversen kation, sondern um eine repräsentationelle Trennung innerhalb der semantischen Theorie handelt, muß die Frage nach der Relevanz dieser Trennung als eine empirische Frage aufgefaßt werden und nicht als definitorische Festlegung. Es sollte also gute Gründe, und 1.2.1 Syntaktische vs. semantische Begründungen zwar - da es sich um eine semantische Theorie handelt - gute semantische Gründe dafür geben, zwei Arten von Bedeutungseigenschaften zu unterscheiden. Ich will an dieser Einleitung: Bevor ich in Kapitel 2 die theoretischen Grundideen dieser Arbeit präsentiere, Stelle auf diese Frage nicht weiter eingehen. Sie würde, um den genannten Theorien ge- werde ich im Folgenden zu vier zentralen Kontroversen in der lexikalischen Semantik) Stellung nehmen. In diesem Kapitel werde ich auf die Frage eingehen, auf wievielen Ebe-

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