Verbände und Interessengruppen in den Ländern der Europäischen Union Werner Reutter (Hrsg.) Verbände und Interessen- gruppen in den Ländern der Europäischen Union 2., aktualisierte und erweiterte Auflage Herausgeber Linz, Österreich Werner Reutter Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland Bernhard Schmidt Voestalpine Langenhagen, Deutschland ISBN 978-3-531-19182-9 ISBN 978-3-531-19183-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-19183-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandabbildung: emeraldphoto / fotolia.com Einbandentwurf: KünkelLopka GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-vs.de Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Einleitung Werner Reutter .................................................................................................... 11 Belgien Marc Hooghe ........................................................................................................ 55 Bulgarien Katia Hristova-Valtcheva ..................................................................................... 75 Dänemark Peter Munk Christiansen, Asbjørn Sonne Nørgaard und Niels Chr. Sidenius ..................................................................................... 101 Deutschland Werner Reutter .................................................................................................. 129 Estland Axel Reetz und Werner Reutter ........................................................................ 165 Finnland Pertti Lappalainen und Martti Siisiäinen ......................................................... 179 Frankreich Eckhard Heidling, Arnaud Mias und Marc Milet ............................................ 211 Griechenland Kostas A. Lavdas und Efthalia Chatzigianni ..................................................... 247 Großbritannien Jürgen Plöhn ...................................................................................................... 275 Irland Jürgen Elvert ...................................................................................................... 317 5 6 ● Inhaltsverzeichnis Italien Marco Trentini und Massimo Angelo Zanetti .................................................. 345 Lettland Axel Reetz und Werner Reutter ........................................................................ 371 Litauen Werner Reutter .................................................................................................. 393 Luxemburg Michael Schroen ................................................................................................. 417 Malta Anita Bestler ...................................................................................................... 445 Niederlande Ralf Kleinfeld ...................................................................................................... 477 Österreich Ferdinand Karlhofer ........................................................................................... 521 Polen Claudia-Yvette Matthes ..................................................................................... 551 Portugal Ulrike Gröner ..................................................................................................... 583 Rumänien Aron Buzogány .................................................................................................. 615 Schweden Norbert Götz ...................................................................................................... 641 Slowakei Monika Čambáliková .......................................................................................... 671 Slowenien Igor Lukšič .......................................................................................................... 699 Spanien Sören Brinkmann ............................................................................................... 723 Inhaltsverzeichnis ● 7 Tschechische Republik Zdenka Mansfeldová .......................................................................................... 753 Ungarn Werner Reutter und Hendrik Träger ................................................................. 783 Zypern Andreas Stergiou ............................................................................................... 809 Interessenvermittlung in der Europäischen Union Rainer Eising ..................................................................................................... 837 Autorinnen und Autoren ................................................................................. 861 Vorwort Assoziationen und Vereine sind konstitutive Elemente für die Herausbildung der bürgerlichen Gesellschaft. Ebenso besitzen Verbände und Interessenorganisationen – zumindest in westlichen Demokratien – unverzichtbare Funktionen für die Ag- gregation und Repräsentation von Interessen gegenüber dem politisch-administra- tiven Entscheidungssystem, und sie spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung und Legitimation politischer Programme. Trotz dieser allgemein anerkannten Be- deutung von Interessenorganisationen liegt bisher keine Publikation vor, in der Verbände und Verbändesysteme der Länder Westeuropas vorgestellt und analy- siert werden. Der vorliegende Band will diese Lücke schließen. Er versammelt Beiträge über die Entstehung, die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand von Verbänden und Verbändesystemen in 18 Ländern Westeuropas. Ergänzt werden diese Länderberichte durch eine Betrachtung des Verbändesystems auf der Ebene der Europäischen Union und durch eine einleitende Darstellung, in der die wich- tigsten theoretischen Diskussionslinien der Verbandsforschung rekapituliert und auf ihren empirischen Erklärungsgehalt überprüft werden. Dass Assoziationen, Vereine und Verbände – mit Anfängen, die in einigen Ländern bereits im 18. Jahrhundert liegen - zu den bevorzugten Formen gesell- schaftlicher Selbstorganisation zählen, dass Verbände in allen westlichen Demokra- tien inzwischen unverzichtbar geworden sind, indem sie wichtige Vermittlungs-, Integrations- und Legitimationsleistungen für die Gesellschaft und das politische System erbringen, stellen wichtige Gemeinsamkeiten der Systeme funktionaler Interessenvermittlung dar, die bei aller Unterschiedlichkeit und nationaler Eigen- tümlichkeit, die die Länderbeiträge deutlich machen, nicht übersehen werden soll- ten. Gleichzeitig bilden diese Gemeinsamkeiten den konzeptionellen Rahmen für die Analyse der Verbändesysteme. Wieweit Entwicklungs-, Struktur- und Funkti- onsparallelitäten durch eine spezifische nationalstaatliche Ausformung gestaltet und somit unterschieden sind, sind weitere Leitfragen, die der Konzeption des Bandes unterliegen und für deren Beantwortung die einzelnen Beiträge reichhalti- ge Informationen und Anhaltspunkte bieten. Dabei kommt man nicht umhin, im- mer auch die Frage mitzubedenken, ob die nationalen Voraussetzungen bestehen oder sich herausbilden, die für die Entwicklung eines europäischen Verbändesys- tems unerlässlich scheinen. Für die Länderbeiträge war den Autorinnen und Autoren eine einheitliche Struktur an die Hand gegeben worden, nach denen die Artikel aufgebaut werden sollten. Ausgehend von einer Skizze über die Entstehung und Entwicklung des Verbändesystems sollten die rechtlichen Grundlagen für die Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit geklärt sowie die Grundstrukturen des Verbändesystems und der Interessenorganisationen erläutert werden. In zwei weiteren Abschnitten sollte eine nach Handlungsfeldern differenzierte Verbandstypologie dargestellt und 9 10 ● Vorwort schließlich die Beziehung (Repräsentation, Einflussnahmen usf.) der Verbände zum politischen System geklärt werden. Bestehende Forschungsdesiderate, die nationale Spezifik der Verbändesysteme und die Notwendigkeit, Schwerpunkte bei der Darstellung zu setzen, schlossen allerdings von vornherein aus, dieses Ana- lyseraster schematisch auf die einzelnen Verbändesysteme anzuwenden. Es stand den Autorinnen und Autoren daher frei, inwieweit sie den Vorgaben entsprechen wollten oder einen eigenen Zugang für die Untersuchung des jeweiligen nationa- len Systems funktionaler Interessenvermittlung wählten. Neben vielen wichtigen Informationen über die jeweils kennzeichnenden Be- dingungen, Ausprägungen und Probleme der nationalen Verbändesysteme ver- weist die Summe der Einzelbeiträge nicht zuletzt auf den Facettenreichtum der (west-)europäischen Verbändelandschaften. Die Vielgestaltigkeit und Heterogeni- tät dürften zwar auch als Hürde für den europäischen Integrationsprozess anzuse- hen sein, indem sie einer gesellschaftlichen Interessenrepräsentation auf der Ebene der Europäischen Union zunächst enge Grenzen setzen; sie können aber auch als eine wichtige Ressource für die Wahrnehmung und Vertretung lokaler, regionaler und nationaler gesellschaftlicher Interessen betrachtet werden, deren Berücksichti- gung eine eminent wichtige Voraussetzung für eine langfristig konfliktarme und legitimationsstarke europäische Integration sein wird. Nicht versäumt werden soll an dieser Stelle den Autorinnen und Autoren zu danken, die mit ihren Beiträgen und ihrer Kooperationsbereitschaft diesen Band erst möglich gemacht haben. Berlin und Bonn, im November 2000 Werner Reutter Peter Rütters Vorwort zur zweiten Auflage Die Zweitauflage dieses Sammelbandes folgt in der editorischen Konzeption der Erstauflage. Wieder sollten Grundinformationen über Verbände und Verbands- landschaften der Mitgliedsländer der Europäischen Union bereitgestellt werden, wobei stets die der Interessengruppenforschung unterlegte Frage mitschwingt, welche Leistungen Verbände für das Funktionieren von Demokratien erbringen. Im Gegensatz zur Erstauflage „beschränkt“ sich die Zweitauflage auf die Mit- gliedsländer der Europäischen Union. Die „Beschränkung“ bedeutete in diesem Fall eine Erweiterung. Zwar finden sich in dem Band keine Beiträge mehr über die Schweiz und Norwegen, dafür enthält die Zweitauflage Aufsätze über Zypern und über die neu in die EU aufgenommenen Mitgliedsländer aus Osteuropa. Peter Rütters hat an der Zweitauflage auf eigenen Wunsch nicht mehr mitge- wirkt. Dennoch gilt ihm sowie Dieter Segert ebenso wie allen Autoren und Auto- rinnen mein Dank. Berlin, im Oktober 2011 Werner Reutter Einleitung Vergleichende Interessengruppen- und Verbändeforschung Werner Reutter Seit Alexis de Tocqueville (1986/1835: 287 ff.) im Assoziationswesen eine Ursache für die Stärke der amerikanischen Demokratie erkannte, sind solche Dimensionen zivilgesellschaftlichen Engagements Gegenstand sozialwissenschaftlicher Reflexi- on.1 Die dritte Welle der Demokratisierung in den 1970er und 1980er Jahren und der Umbruch in Osteuropa nach 1989 haben Tocquevilles hellsichtige Beobachtun- gen bestätigt und erneut gezeigt, dass sich in Verbänden und Vereinen bürgerliche Freiheitsrechte und politische Partizipationsansprüche manifestieren und diese zur Stabilität und Konsolidierung von Demokratien beitragen können (Sandschneider 1999; Putnam 1995; Putnam et al. 1992; Zimmer 1996; Anheier et al. 1997; Co- hen/Rogers 1995). Die vergleichende Interessengruppenforschung schließt an diese Themenstellungen an. Sie beschäftigt sich mit den Voraussetzungen funktionaler Interessenvermittlung ebenso wie sie die inner- und zwischenverbandlichen Struk- turen untersucht, um den Beitrag privater Interessenregierungen für gesellschaftli- che Integration und staatliche Steuerungsfähigkeit zu erschließen. Über den politikwissenschaftlichen Vergleich von Verbänden und Interessen- gruppen existieren allerdings divergierende Auffassungen. Nicht wenige erkennen lediglich „bescheidene Ansätze eines echten Vergleichs“ in der Interessengruppen- forschung (Beyme/Helms 2004: 197, Fn 4). Zurückgeführt wird dies auf ein „Syn- drom relativ ungünstiger Bedingungen“ in diesem Bereich sozialwissenschaftlicher Forschung wie: die schwierige Identifikation funktionaler Äquivalenz bei den Un- tersuchungseinheiten, die geringe oder nicht existierende Systemqualität dieses intermediären Sektors sowie das Fehlen eines „dominante[n] inhaltliche[n] Kristal- lisationskern[es]“ (Alemann/Weßels 1997: 12; vgl. auch: Reif 1997: 186f.; Kropp 2003). Zu diesen methodischen und in den einschlägigen Studien häufig kaum reflektierten Aspekten kommen Defizite bei der Datenlage und bei der Operationa- 1 Die weiteren Ausführungen schließen an die Einleitung der Erstauflage an, nehmen aber auch andernorts bereits veröffentlichte Überlegungen – z.T. wörtlich – auf, vgl. Reutter 2001, 2005; Reutter/Rütters 2007, 2008. 11 W. Reutter (Hrsg.), Verbände und Interessengruppen in den Ländern der Europäischen Union, DOI 10.1007/978-3-531-19183-6_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012
Description: