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Vaterschaft aus der Sicht von Vätern: Subjektive Vaterschaftskonzepte und die soziale Praxis der Vaterschaft PDF

480 Pages·2004·15.813 MB·German
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201 Forschung Soziologie Micheal Matzner Vaterschaft aus der Sicht von Vätern Subjektive Vaterschaftskonzepte und die soziale Praxis der Vaterschaft Michael Matzner Vaterschaft aus der Sicht van Vătern Vaterschaft aus der Sicht van Vătern III SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH - 1 + -111 ag VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN Bibliografische lnformation Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da ten sind im Internet Uber <http:// dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage Mărz 2004 Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2004 Ursprunglich erschienen bei VS Verlag fUr Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004 Lektorat: Barbara Budrich-Esser 1 Verena Grupp www.vs-verlag.de Das Werk einschlieBiich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des verlags unzulăssig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr vervielfăltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wăren und daher von jedermann benutzt werden dUrften. umschlaggestaltung: KUnkeiLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf săurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN 978-3-8100-4087-9 ISBN 978-3-663-11713-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11713-1 Inhalt Einleitung ...... .... .. .. .. ......................... ...... .... .... ........... ...... .................. .. 9 I. Forschungsstand ............................................................. . 13 1. Oberblick liber die Văterforschung ................................... . 13 2. Forschungsansătze zur Erklărung văterlicher Beteiligung . 18 3. Erweiterte Vaterschaftskonzepte ....................................... . 28 4. Văterzentrierte Văterforschung ......................................... . 31 5. Schlussfolgerungen ........................................................... . 37 Il. Subjektive Vaterschaftskonzepte und văterliche Beteiligung - Einzeluntersuchung der wichtigsten Determin an ten .... 39 1. Die Personlichkeit des Mannes und die Sozialisation zum Vater .......................................................................... . 39 1.1. Soziobiologische Theorien zur Person des Vaters ............ . 39 1.2. Psychologische Theorien zur geschlechtlichen Sozialisation ...................................................................... . 43 1.3. Soziologische Theorien zur geschlechtlichen Sozialisation ...................................................................... . 53 1.4. Schlussfolgerungen ........................................................... . 61 1.5. Die Bedeutung der Vatererfahrungen fur die Entstehung des subjektiven Vaterschaftskonzeptes ............................. . 64 2. Die soziale Lage und das Milieu des Vaters ..................... . 67 2.1. Văter mit eher geringer oder mittlerer beruflicher Qualifikation ................................................... . 70 2.2. Văter mit gehobener berut1icher Qualifikation ................. . 76 2.3. Schlussfolgerungen ........................................................... . 82 5 3. Die Partnerin und Mutter der Kinder ................................. 87 3.1. Erkenntnisse der Soziobiologie .......................................... 88 3.2. Erkenntnisse der Psychologie ............................................ 91 3.3. Soziokulturelle Einflilsse ................................................... 93 3.4. Mutterschaft zu Beginn des 21. Jahrhundcrts .................... 99 3.5. Schlussfolgerungen ............................................................ 108 4. Die Kinder .. ........ ........... ...... ............. ........ ... .... .. .. .... ... ....... 11 O 5. Die Berufstătigkeit und gesellschaftlichc .\rbeitsteilung ... 116 5.1. Die Bedeutung des Berufes fur Văter ................................ 117 5.2. Das berufliche Engagement von Familiendtem ................ 122 5.3. Warum sind Văter die Hauptemăhrer ihrcr Familien? ....... 124 5.4. Die Beeinflussung der familialen Arbeitstcilung durchden"VaterStaat" ..................................................... 129 5.5. Schlussfolgerungen ............................................................ 131 6. Soziokulturelle Einflilsse ................................................... 133 ·6 .1. Vaterbilder und Vaterfunktionen bis zum 19. Jahrhundert. 134 6.2. Der V ater als Berufs-und Verstandesmensch ... ....... ..... ..... 141 6.3. Vaterbilder und Vaterfunktionen in der ersten Hălfte des 20. Jahrhunderts ........................................................... 144 6.4. Vaterbilder und Vaterfunktionen in der zweiten Hălfte des 20. Jahrhunderts ........................................................... 147 6.5. Schlussfo1gerungen ............................................................ 154 7. Subjektive Vaterschaftskonzepte und văterliche Beteiligung- ein heuristisches Model! .. ........................ ......... ......... ........ 157 III. Empirische Untersuchung Vaterschaft aus der Sicht von Vătern ............................ 170 1. Methodisches Vorgehen ....................... .... .. ............. ........... 170 1.1. Fragestellung und sensibilisierendes Konzept a1s Ausgang. Das Verhă1tnis von Theorie, Methode und Forschungsprozess ............................................................. 170 1.2. Mănner- und Văterforschung als qualitativc Forschung .... 171 1.3. Forschungsfragen ............................................................... 172 1.4. Grundannahmen und Merkrnale qualitativcr Forschung .... 174 1.5. Entscheidung fUr eine rekonstruktiv-interprctative Vorgehensweise ................................................................. 176 1.6. Entscheidung fUr das Basisdesign und das ,Problemzentrierte Interview' ............................................. 178 6 1.7. Die Zusammenstellung und Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe ......................................................... 184 1.8. Datenanalyse und Dateninterpretation ............................... 191 !.9. Vom Einzelfall zum Typus ................................................ 198 1.1 O. Geltungs- und Gi.itekriterien ............................................... 200 2. Einzelfallanalysen .............................................................. 202 2.1. Matthias Hertel .................................................................. 202 2.2. Dr. Hermann Kleist ............................................................ 242 2.3. Klaus Golombek ................................................................ 282 2.4. Karl Arendt . .. ................... .... .. .. .. ..... .. .. .. ....... .. ....... .. ......... .. 314 3. Typologie subjektiver Vaterschaftskonzepte ..................... 339 3.!. Der traditionelle Emăhrer .................................................. 339 3.2. Der moderne Emăhrer ....................................................... 352 3.3. Der ganzheitliche V ater ..................................................... 382 3.4. Der familienzentrierte V ater .............................................. 425 4. Subjektive Vaterschaftskonzepte und văterliche Beteiligung-ein Bei trag zur Entwicklung einer Sozialisationstheorie der Vaterschaft ........................ 436 5. Ausblick ............................................................................. 447 Anlagen .......................................... ....................... ............. 450 Literatur ............................................................................. 457 7 Einleitung Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Familienvăter. Die Beteiligung von Vătern an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder sowie ihr Engagement innerhalb der Familie hat in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt betrachtet zugenommen. Diese Verănderungen im Handeln eines Teils der Văter korrespondieren mit gewandelten Einstellungen vieler Văter zu den Bereichen Vaterschaft und Familie. Gerade junge Văter haben oft den Wunsch, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung ihrer Kinder zu spielen. Allerdings existiert bei manchen von ihnen ein grof3er Unterschied zwischen Anspruch und Realităt was das Engagement als V ater betrifft. In dieser Arbeit erforsche ich, welche Konzepte von Vaterschaft Familienvăter entwickeln und wie sich deren Realisierung in der sozialen Praxis aus ihrer Perspektive darstellt. Wie mochten Mănner als Văter handeln und wie gestaltet sich ihre Vaterschaft aus ihrer subjektiven Wahrnehmung heraus tatsăchlich? Welche Faktoren nehmen Einfluss auf die Văter, wenn sie bestimmte Vorstellungen liber ihre Vaterschaft entwickeln und welche Faktoren beeinflussen den Prozess der Realisierung dieser Vorstellungen? lch mochte vor allem die Bedingungen erforschen, die es Mănnern ermoglichen oder erschweren, aktive Văter zu sein. Dadurch soli es gelingen, die gerade bei deutschen Vătern vergleichsweise hăufig festzustellenden Diskrepanzen zwischen dem subjektiven Vaterschaftskonzept und der Praxis als Vater verstehen und erklăren zu konnen (vgl. Nickel-Quaiser-Pohl 200 l ). In den vergangenen Jahrzehnten wurde sich hauptsăchlich datlir interes siert, welchen Einfluss Văter auf die Personlichkeitsentwicklung ihrer Kinder haben. Mittlerweile wird von niemanden mehr bestritten, dass Văter grund sătzlich eine sehr grof3e und positive Bedeutung flir ihre Kinder haben kon nen, ganz besonders dann, wenn sie prăsente Văter sind (vgl. z.B. Fthenakis 1988, 1999, Lamb 1995, !997a, Pleck 1997, Petri 2002). lnfolgedessen gelangen neue Fragen in die Diskussion. Welche Selbst konzepte entwickeln Mănner als Văter? Welche Umstănde begilnstigen oder behindern eine aktive Vaterschaft? Was bedeutet die Vaterschaft tUr die Sozialisation von Mănnern? Welche sozialen Konstellationen von Vaterschaft existieren innerhalb "vollstăndiger" Familien und wie wirken sie sich auf 9 Vater, Mutter und Kind jeweils aus? Alle diese Fragen sind nicht nur im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbeantwortet.1 In zunehmendem Maf3e werden die moglichen Gefahren einer "vaterlosen Geseilschaft" oder einer "Vaterabwesenheit" hinsichtlich der Entwicklung unserer Kinder und damit auch unserer Zukunft thematisiert (vgl. z.B. Blankenhom 1995, Overbeck 1994b, Petri 2002, Popenoe 1996). Der "neue Vater" wird zum Hoffnungstrăger von Psychologinnen, Sozialwissen schaftlem und Frauenpolitikerinnen. Die "Idee des strukturgebenden Vaters" (Grieser 1998: 260) gelangt in die Diskussion. Von einem prăsenten und engagierten Vater erhofft man sich eine gelingende Personlichkeits entwicklung der Kinder, besonders bei Jungen. Eine aktive Vaterschaft wird als eine wirksame Vorbeugung zur Vermeidung problematischer Lebenswege von Kindem angesehen. Geflihlskălte, mangelnde Empathie und Ftirsorge flir Mitmenschen, Tabuverletzungen und Grenzilberschreitungen sowie Erosions tendenzen in manchen Familien konnten durch im positiven Sinne starke Văter manchmal vielleicht verhindert werden. Desweiteren erkennen nicht nur Frauen- und Familienpolitikerinnen, dass Frauen- und Familienpolitik zur Geschlechter- und damit auch zur Mănner­ politik werden muss, wenn es darum geht, Chancengleichheit und Ge schlechterdemokratie zu verwirklichen. Als wesentliche Strategie zur Durch setzung des frauenpolitischen Ziels der Vereinbarkeit von Familie und Beruf flir Mtitter wird die Po1itik einer "Văteraktivierung" forciert (vgl. Erler 2001, Sauerbom 2001) - in Deutschland bisher jedoch noch weitgehend auf einer symbolischen Ebene.2 Wenn das Ziei einer umfassenden Văteraktivierung erreicht werden soli, milssen wir uns vor allem auch darilber bewusst werden, was Văter se1bst mit ihrer Vaterschaft verbinden und we1che Faktoren aus ihrer subjektiven Perspektive heraus ein aktives Vatersein fdrdem oder behindem (vgl. McKee 1982). Im ersten Teil erhălt der Leser einen Oberblick liber die Themenbereiche Văterforschung im Allgemeinen, Forschungsansătze zur Erklărung văterlicher Beteiligung, erweiterte Vaterschaftskonzepte sowie Konzepte einer văterzen­ trierten Văterforschung. Aus der Reflexion des Forschungsstandes heraus werden in den folgen den sechs Kapiteln des zweiten Teils die Hauptdeterminanten subjektiver Vaterschaftskonzepte und der Praxis als Vater dargestellt und analysiert. "In summary, we may note that very few family researchers ha ve tumed their thinidng and studies to the most simple and yet most profound questions of what it means to be a father and a husband in a given society. Because the referents to fatherhood in cvcn one socicty are so many and diverse, we ought to be as interested in the variability of meanings as in the median or some other indicator of central tendency .... We do not have even good descriptive studies of what fathers actually do in their tamilies, because researchers typically are not present in homes when fathers are." (Lewis 1986) 2 Zum Beispiel die Kampagne Mehr Spielraum for Văter des Bundesministeriums ftir Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 10 Dabei handelt es sich um die Personlichkeit des Mannes und die Sozialisation zum Vater, die soziale Lage und das Milieu des Vaters, die Partnerin und Mutter der Kinder, die Kinder, die Berufstătigkeit und gesellschaftliche Arbeitsteilung sowie die soziokulturellen Eint1lisse auf die Vaterschaft. Im siebten Kapitel entwickle ich auf der Basis dieser Erkenntnisse ein heuristisches Modell, das Model! des subjektiven Vaterschaftskonzeptes und der văterlichen Beteiligung. Dieses Modell umfasst das subjektive Vater schaftskonzept sowie dessen Realisierung inForm der văterlichen Beteiligung und soli es mir erleichtem zu erforschen, welche Handlungsorientierungen in Form von Uberzeugungen, Auffassungen und Einstellungen Mănner hin sichtlich ihrer Vaterschaft entwickeln und wie sich deren Realisierung in der Praxis aus der Perspektive der Văter darstellt. Im ersten Kapitel des dritten Teils beschreibe ich mein methodisches Vorgehen im Zuge meiner darauf folgenden empirischen Studie Vaterschaft aus der Sicht van Vătern. In dieser Untersuchung erforsche ich die sub jektiven Vorstellungen von 24 Mănnem liber das Leben und Handeln als Familienvater. Mir geht es um die Identifizierung von Auffassungen, Einstel lungen, Geflihlen und Normen hinsichtlich der Auslibung von Vaterschaft. Aul3erdem erforsche ich, wiederum aus der subjektiven Wahmehmung der Mănner heraus, deren Engagement als Vater. Aus der Perspektive von Familienvătem gewinne ich damit Informationen liber ihr Handeln als Vater sowie die Handlungsbedingungen und Erfahrungen. Durch einen Vergleich der subjektiven Vaterschaftskonzepte mit der subjektiv wahrgenommenen văterlichen Beteiligung mochte ich inner- und aul3erfamiliale, personale, soziale und strukturelle Eint1ussfaktoren sowie Interaktionen und Mechanismen erkennen, die Eint1uss auf die Realisierung eines subjektiven Vaterschaftskonzeptes nehmen. Welche Faktoren beglin stigen oder behindern die Realisierung des Vaterschaftskonzeptes aus der Perspektive der Familienvăter? Ich bewege mich damit vor allem auf der Mikroebene von Vaterschaft in Form ihrer individuellen Ausprăgung. Ich interessiere mich fiir Mikrodimen sionen der Vaterschaft im Kontext der Familie, die allerdings nur unter Ein beziehung der Makrodimension der sozialen Umwelt gedeutet und erklărt werden konnen. Mir geht es um die Bedeutungen und Merkmale der Vater schaft im Alltag, um Erfahrungen und Gefiihle, W erthaltungen und Motive, Interaktionen sowie Aushandlungen und Arrangements der Văter mit Dritten, um subjektiv wahrgenommene Erwartungen und Verhaltensweisen der Kin der, der Mlitter und der sozialen Umwelt. Ich mochte etwas liber verschiedene Gestaltungsmuster von Vaterschaft erfahren und kreative Leistungen von Vătem erkennen. Wie gestalten Mănner Vaterschaft? Ist die Praxis der Vater schaft eher ein Produkt gegebener Verhăltnisse oder Resultat eigenen Handelns? Es werden spezifische Formen der Eigenleistungen und Verant wortungslibemahme der Văter herausgearbeitet und die subjektiven und Il

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