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Urbane Mobilität: Gestaltung von Brücken in eine erstrebenswerte Zukunft PDF

86 Pages·2019·15.361 MB·German
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Gestaltung von Brücken in eine erstrebenswerte Zukunft am Beispiel urbaner Mobilität Masterarbeit Tim J. Peters Fachhochschule Interface Design Potsdam 2018 / 2019 2 Urbane Mobilität Gestaltung von Brücken in eine erstrebenswerte Zukunft Abschlussarbeit Design M.A. Schwerpunkt Interface Design Betreut durch Prof. Nils Krüger, Prof. Reto Wettach, Prof. Dr. Frank Heidmann Fachhochschule Potsdam 2018 / 2019 4 Abstract 79 Fahrrad- und Kleinstmobilität Einführung 82 Virtuelle Mobilität 10 Terminologie und Eingrenzung 84 Setzungen entwickeln 11 Konventionen 86 Wünschenswerter Verkehr 11 Terminologie 87 Gewichtete Intermodalität 14 Eingrenzung 88 Der Weg dahin 15 Glossar 89 Rahmenbedingungen 16 Geschichte der Mobilität in Städten 92 Handlungsfelder 17 Ausgangslage der Neuzeit 99 Cluster 17 Erste Motorisierung 100 Convenience / Smartness 19 Verdichtung 102 Qualität der Übergänge 21 Massenmobilisierung 104 Nutzung der Räume 23 Motorisierter Individualverkehr (MiV) 28 Autozentrierte Verkehrspolitik Entwurf 29 Alternative Ansätze 116 Zusammenfassung 32 Stellenwert individueller Mobilität 118 Schlaglichter 34 Feld im Wandel 119 Mobilitätstationen 35 Ökonomie und Wachstum 126 Intermodal Business Area 43 Ökologie 132 Convenience / Flexibilität 46 Technologie 138 Ausblick 49 Bewusstseinswandel 139 Reflexion der eigene Arbeit 53 Fazit 140 Betreibermodell 141 Übertragung Hauptteil 142 Prinzipien 62 Alternativen und wünschenswerter Verkehr 63 Dekarbonisierung 144 Danksagung 68 Car Sharing 146 Anhang und Literatur 69 Autonomes Fahren 147 Abbildungsverzeichnis 71 On-Demand Mobilität 150 Anhang 74 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 156 Literaturverzeichnis 78 Intermodale Mobilität 166 Eigenständigkeitserklärung 6 7 Die urbane Mobilität europäischer Städte ist begreift Mobilität mehr denn je als grundsätzli- maßgeblich um den Autoverkehr herum auf- ches Ziel anstatt sie allein mit einem Objekt wie gebaut. Wohl nur wenige andere Erfindungen dem Auto zu verknüpfen. hatten einen so prägenden Einfluss auf das Erscheinungsbild der Städte wie die des Auto- Viele dieser Entwicklungen im Bereich urbaner mobils. Historisch sind die Erfindung des Autos Mobilität zeichnen das Bild eines nachhalti- und die Massenmotorisierung dabei eng ver- geren Verkehrs, der mit weniger gesellschaft- knüpft mit Wachstum, individueller Freiheit lichen Kosten und einer effizienteren Nutzung Abstract und Wohlstand in der westlichen Welt. von Ressourcen auskommt. Gleichzeitig beginnt der autozentrierte Ver- Gleichzeitig erreicht der Wandel im Mobili- kehr, sich mit seinen Begleiterscheinungen zu- tätsverhalten noch längst nicht alle Milieus, nehmend selbst in Frage zu stellen. Der Auto- Einkommens- und Altersgruppen. Neben den verkehr trägt mit seiner Dispersionswirkung zu jungen liberalen Städter*innen, für die es heute immer mehr Verkehr bei. Stadtraum wird heute tendenziell normal ist, kein eigenes Auto mehr durch riesige Straßen förmlich zerteilt. Auch zu besitzen, existiert eine konservative Elite, kann die unökonomische Platznutzung des für die das Auto nach wie vor ein Statussymbol T Autos, beispielsweise in Form riesigen Flächen- darstellt. Grade diese Zielgruppe ist es, die den EI B bedarfs für das Parken, durchaus hinterfragt größten ökologischen Fußabdruck hinterlässt A R B A S werden. und zusätzlich tendenziell einen Vorbildcharak- T R R E A ST Zunehmende Bedeutung gewinnen außerdem ter einnimmt. C A die zahlreichen, mit dem Autoverkehr verbun- T M denen, Emissionen und der Ressourcenver- brauch eines Geräts, das in seiner Lebenszeit Diese Arbeit sieht Design als möglichen Schlüs- 95% der Zeit ungenutzt bleibt. sel zur Etablierung gesellschaftlich erstre- benswerterer Mobilitätsformen. Dabei wird Aktuell zeichnen sich Hinweise auf einen be- der Ansatz einer Erweiterung des von Nutzer- vorstehenden Wandel der städtischen Mobili- bedürfnissen getriebenen Designs (User-Led tät ab. Mit dem Elektroauto steht eine neue An- Design) um die Bedürfnisse einer Gesellschaft triebstechnologie an der Schwelle zur weiteren verfolgt (Human Centered Design). Methoden, Verbreitung. die die Benutzbarkeit erstrebenswerter Mo- Die Entwicklung der Informations- und Kom- bilitätsformen steigern, wie zum Beispiel der munikationstechnik hat in Verbindung mit in- Aufbau von mehr Convenience und Abbau von novativen Geschäftsmodellen zu neuen Mobi- Friktion, können dann als Mittel dienen, eine litätsservices und neuartigen Nutzungsformen gesellschaftliche Vision voranzutreiben. von Fahrzeugen geführt. Auch scheint sich ein Bewusstseinswandel bei Anstelle einer großen, möglichst vollständigen, einer jungen Generation abzuzeichnen. Diese Zukunftsvision, sucht diese Arbeit hierbei ein 01 8 9 System kleiner Lösungsbausteine erstrebens- werter Mobilität in Städten zu schaffen. Diese kleinen, leichter umsetzbaren Lösungen sollen als Brücken in eine präferierte Zukunft dienen, indem sie einen bestimmten Teil dieser Zukunft heute schon wahrscheinlicher machen. Exemplarisch wird dies im Rahmen der Arbeit an einem intermodalen Mobilitätsservice ge- zeigt, der einen nachhaltigeren Ersatz zum Dienstwagen darstellen soll. In drei Schlaglichtern wird genauer betrachtet, wie der gesamte Prozess intermodaler Mobili- tät, für die Zielgruppe der „Business-People“, vereinfacht werden kann. Dabei wird beleuch- tet, wie Wechselprozesse in der intermodalen Mobilität über dezentrale Mobilitätsstationen T angenehmer gestaltet werden können. Auch EI B wird ein Schlaglicht auf die Umgestaltung der A R B A S verschiedenen Räume im Mobilitätsprozess zur T R R E A ST Sekundärnutzung geworfen, hier am Beispiel C A der Nutzung von Zuginnenräumen als Arbeits- T M ort. So soll die Zeitwahrnehmung im Transport- prozess beeinflusst werden. Die Schlaglichter sind dabei eingebettet in ein System gewichteter, intermodaler Mobilität. Ins- besondere solche Nutzen werden gezogen, die erst durch den systemischen Ansatz entstehen. Die so entstehende Lösung bildet sowohl eine Diskussionsgrundlage über erstrebenswerte Mobilität, als auch verschiedene, vergleichs- weise einfach umsetzbare Teillösungen, die eine angestrebte Zukunft der Mobilität in Städ- ten wahrscheinlicher machen sollen. Einführung Eine Einführung in das Thema der städtischen Personenmobilität, soll zunächst einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung dieser Mobilitätsform geben. Hieraus wird insbesondere ein Fokus auf die besondere Stellung des mo- torisierten Individualverkehrs (MiV) erklärt. Dabei werden sowohl angestrebte als auch unbeabsichtigte Auswirkugen der starken Autozentrierung westlicher Verkehrspolitik besprochen. Auch werden Faktoren beleuchtet, die die starke emotionale Komponente heutigen Verkehrs verdeutlichen. Im weiteren Verlauf werden aber auch Veränderungen im städtischen Mobili- tätsverhalten aufgezeigt. Dies soll die Grundlage für eine thematische Öffnung gegenüber möglichen Alternativen und damit einer Schaffung von Setzungen für diese Arbeit ereitstellen. 02 03 04 05 Terminologie Geschichte und Ein- der Mobilität Feld im Fazit und grenzung in Städten Wandel Verweise Seite 10 Seite 16 Seite 34 Seite 53 12 13 Konventionen Terminologie Gender Mobilität In dieser Arbeit wird versucht auf geschlechter- Mobilität ist heute als Begriff omnipräsent. Das Terminologie neutrale Beschreibungen von Personen oder Lexikon der Geographie 1 definiert Mobilität als Personengruppen auszuweichen. Wo dies nicht „jegliche Bewegungsart von Personen, Grup- möglich oder nicht gewollt ist, findet das Gen- pen oder Gütern innerhalb räumlicher oder ge- dersternchen Verwendung. An Stellen, an de- sellschaftlicher Systeme“. Der Begriff der Mobi- und Ein- nen dies den Sprachfluss stören kann, beispiels- lität findet dabei enorm breite Verwendung und weise bei der Verwendung des Dativs, wird auf ist somit für sich genommen recht unpräzise. So die Nennung der männlichen und weiblichen wird dadurch tatsächlich eher ein ganzes Be- Form zurückgegriffen. Insbesondere bei Eigen- griffsfeld benannt, als eine klar umschriebene namen oder feststehenden Begriffen sind auch Handlung abzugrenzen. grenzung T andere Schreibweisen möglich. Selbstverständ- Wie breit und damit unscharf der Begriff ist, E R M lich sind in jedem Fall alle Geschlechter ge- wird insbesondere durch die verschiedenen IN meint. Attribute deutlich, die sich dem Begriff hinzu- O L fügen lassen. So finden sich beispielsweise im O G Fachsprache, Abkürzungen und „Lexikon der Soziologie“ 2 16 verschiedene Spe- IE Anglizismen zialisierungen von Mobilität. Doch auch andere U N D Wissenschaftsdisziplinen entleihen sich den E Grundsätzlich soll diese Arbeit ohne fachspezi- Begriff der Mobilität und verändern die Bedeu- IN G fische Vorkenntnisse verständlich sein. Fach- tung des Begriffs teilweise deutlich. R E ausdrücke und Abkürzungen werden daher Als Beispiele seien die Faktormobilität (Bewe- N Z mindestens bei der ersten Nennung ausge- gung von Produktionsfaktoren, räumlich und U N schrieben und gegebenenfalls erklärt. Darauf- sektoral), die Standortmobilität (Beweglich- G folgend ist die Schreibweise mit Abkürzungen keit von Einrichtungen und Unternehmen), die möglich. Soziale Mobilität („Fähigkeit zum Wechsel des Im Folgenden sollen die Grundlagen dieser Arbeit erörtert werden. Hierzu zählt Deckt sich dies mit der üblichen Verwendung sozialen Status“ 3) und die Räumliche Mobilität neben sprachlichen Konventionen auch die Klärung der verwendeten Termino- im jeweiligen Fachgebiet, ist eine Benutzung genannt. logie. So ist die Verwendung des Begriffs „Mobilität“ keineswegs so eindeutig von einzelnen englischen Wörtern, ins deut- wie sie zuerst erscheinen mag. sche übernommenen Fremdwörtern und Ang- Als Begründerin des Begriffs „Mobilität“ gilt die Des Weiteren sollen erste, grobe Eingrenzungen den Rahmen für diese Arbeit lizismen möglich. Soziologie. Hier wird einordnend die vertikale stellen. Ein Glossar soll Auskunft über einige häufig und horizontale Mobilität differenziert. So be- verwendete Abkürzungen und Fachausdrücke zieht sich vertikale Mobilität auf den sozialen geben. „Auf- bzw. Abstieg zwischen verschiedenen [1] Spektrum, 2001 [2] Kraemer & Schneider, 1994 [3] Forschungsinformationssystem, 2017 02 14 15 Gesellschaftsschichten“, während horizontale Hierin deutet sich bereits die enge wahrgenom- Unter die Pendelmobilität fällt ein Großteil Substitutionseffekte zu erzeugen, also räum- *Entgegen vieler Mobilität eine „Bewegung innerhalb einer Ge- mene Verknüpfung zwischen Entwicklungs- räumlicher Mobilitätsbewegungen im Alltag. liche Mobilität durch virtuelle Mobilität zu er- Erwartungen wird in der Lite- sellschaftsschicht“ beschreibt. 4 Es geht also und Entfaltungsmöglichkeiten von Menschen Es sind also jene Wege „die wir alle mindes- setzen.* ratur sogar eine um die metaphorische Bewegung innerhalb der mit der Möglichkeit zur räumlichen Mobilität tens einmal wöchentlich, meist aber jeden Tag durch die techno- Gesellschaft, die (zumindest für die vertikale an. Sie wird im Abschnitt „Stellenwert individu- zurücklegen“. 7 Genannt werden hier üblicher- Umschließt der Begriff der Alltagsmobilität logische Entwick- Mobilität) teilweise über Generationen hinweg eller Mobilität“ genauer beleuchtet. weise vier Bereiche: ausdrücklich alle vier genannten Bereiche, so lung bedingte Steigerung der betrachtet wird. Hier zeigt sich die enorme legt er in der allgemeinen Wahrnehmung ein — Wege von und zur Arbeit (bzw. räumlichen Mobi- Spannbreite der Begrifflichkeit. Für diese Arbeit wird der Begriff Mobilität ins- deutlicheres Augenmerk auf die so wichtigen lität diskutiert. Ausbildung), besondere als Bevölkerungsmobilität verstan- Partizipations- & Freizeitwege. Er erscheint da- Es wird aber auch eine Gemeinsamkeit der den – also als Mobilität von Personen im Kon- — Wege der Versorgung (beispielsweise mit besser geeignet, die Mobilitätsgewichtung verschiedenen Begriffsauslegungen deutlich: trast zur Mobilität von Gruppen oder Gütern. Einkauf), im Alltag abzubilden. Im Gegensatz zur Pendel- Mobilität beschreibt die Möglichkeit zur dy- Dieser Bereich macht den deutlich größeren mobilität schließt der Begriff allerdings auch — Wege der gesellschaftlichen Beteiligung namischen Veränderung eines Status, zur Aus- Anteil am weltweiten Mobilitätsaufkommen den Güterverkehr mit ein. 5 und wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten. aus. T Damit ähnelt der Begriff ohne ergänzendes Auch erscheint der Einfluss, der durch indivi- Beschäftigt sich diese Arbeit also mit dem Be- E — Freizeitwege. R M Attribut am ehesten dem der Flexibilität, bleibt duelle Entscheidungen jeder und jedes Einzel- griff Mobilität, so ist Alltagsmobilität als Teilge- IN aber ohne weitere Beschreibung merkwürdig nen ausgeübt werden kann, bei der Mobilität biet der Bevölkerungsmobilität gemeint. O L inhaltsarm. 5 von Personen größer zu sein als jener, der im Diese Bereiche sind es, die für die weitere Aus- O G G UN Bereich von Logistik und Warentransport mög- arbeitung dieser Arbeit von größter Relevanz Mobilität und Verkehr IE R U H Die räumliche Mobilität hat die wahrschein- lich ist. Letzterer ist vor allem durch marktwirt- sind. N Ü D F lich größte Schnittmenge mit der Verwendung schaftliche Entscheidungen geprägt. Die Bevöl- Als weitere Abgrenzung muss noch klar zwi- N E EI des Begriffs Mobilität im allgemeinen Sprach- kerungsmobilität ist demnach der Bereich, der Insbesondere in den letztgenannten Berei- schen Mobilität und Verkehr unterschieden IN G gebrauch. [3] Sie bezeichnet die physische Be- sich maßgeblich und direkt durch Verhaltens- chen der Partizipations- und Freizeitwege werden. Fehlt im allgemeinen Sprachgebrauch R E weglichkeit von Personen und Gütern. Auch als entscheidungen von Individuen bestimmen und fanden sich in den frühen 2000er Jahren deut- oft eine Differenzierung dieser beiden Begriffe, N Z territoriale oder räumlich-zeitliche Mobilität durch Verhaltensänderungen entwickeln lässt, liche Steigerungsraten. 8 Diese gingen zwar von so können diese in der Wissenschaft keines- U N bezeichnet, hat sich der Begriff insbesondere so die These dieser Arbeit. 2008 bis 2017 leicht zurück, während der An- wegs synonym verwendet werden. Viel mehr G zur Abgrenzung von metaphorischen Bezeich- Weiter findet eine Eingrenzung von Mobilität teil der Arbeitswege wieder wuchs, insgesamt ist Verkehr als echte Teilmenge von Mobilität nungen (wie z.B. der sozialen Mobilität) durch- in der Literatur üblicherweise zusätzlich über macht die freizeitbezogene räumliche Mobilität zu verstehen. Enthält der Begriff Mobilität so- gesetzt. ihre zeitliche Komponente statt. Der Fokus aber nach wie vor den deutlichen Löwenanteil wohl das Potenzial zur Bewegung ls auch die der vorliegenden Arbeit liegt hierbei auf der an den zurückgelegten Personenkilometern Bewegung selbst, so entsteht Verkehr erst, In einer solchen Lesart ist der Begriff Mobilität sich periodisch wiederholenden (zirkulären) pro Tag aus. 9 wenn sich Menschen aus ihrem Möglichkeits- überwiegend positiv assoziiert. Das Verständ- Pendelmobilität anstatt auf der touristischen Hierin drückt sich vor allem die immense Be- raum für eine konkrete Handlungsvariante ent- nis einer Beweglichkeit von Menschen und Din- oder dauerhaften (resisdenziellen) räumlichen deutung der freizeitlichen Mobilität in der scheiden. Der Begriff Verkehr drückt also die gen, als Potenzial oder tatsächliche Bewegung, Bevölkerungsmobilität (z.B. Wohnorts- oder Lebensgestaltung Vieler aus. Selbst der Fort- tatsächliche Ausgestaltung, das Instrument der genießt eine hohe Wertschätzung in der Gesell- Arbeitsortswechsel, aber auch Migration). 6 schritt in der Informations- und Kommunika- Mobilität, aus. 5 schaft. tionstechnik (IKT) vermag es bisher nicht, hier Sind vorher verschiedene Formen der Mobilität [6] Kaufmann, 2002 [7] Tully & Baier, 2006 [4] Hautzinger & Pfeiffer, 1996 [8] Wielert, 2011, S. 22f. [5] Zierer & Zierer, 2010, S. 19 [9] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, 2017 [5] Zierer & Zierer, 2010, S. 24 16 17 lediglich kurz angerissen worden, so soll es z.B. schritt, gerade im Bereich der Mobilität, histo- Glossar spielsweise Taxi-Dienstleistungen. unter der Überschrift „Alternativen“ im Kapitel risch oft zuerst in den Städten vollzogen hat. „Wünschenswerter Verkehr“ genauer um die Hier werden demzufolge nicht nur die Proble- Car Sharing – Benutzung eines Fahrzeugs ÖPNV – Öffentlicher Personennahverkehr verschiedenen Ausprägungen des Verkehrs, me unseres heutigen Mobilitätsverhaltens am durch mehrere Personen. Beispielsweise als mit ihren Vor- und Nachteilen, gehen. deutlichsten, sondern im Idealfall auch deren Auto-Verleih-Service. Pooling – Gemeinsame, gleichzeitige Nutzung Lösungen. Die Hoffnung besteht, dass diese eines Ride-Hailing-artigen Services durch ver- Eingrenzung dann auch für andere Bereiche adaptiert wer- Free-floating – System ohne feste Stationen. schiedene Personen. Synonym mit Ride Sha- den oder zumindest eine Ausstrahlwirkung ent- Beispielsweise Car-Sharing-Angebot, bei dem ring. Personenverkehr falten können. Fahrzeuge (ggf. innerhalb eines definierten Ge- biets) überall abgeholt und abgestellt werden Ride Hailing – Beauftragung des individuellen Wie im Abschnitt zur hier verwendeten Ter- Regionale Unterschiede können. Transports auf einer Strecke. Beispielsweise minologie der Mobilität bereits erwähnt, be- Taxi-Dienstleistung. schäftigt sich diese Arbeit insbesondere mit der Grundsätzlich versteht sich diese Arbeit nicht IKT – Informations- und Kommunikations- Bevölkerungsmobilität. Auch wenn durchaus als Fallbeispiel für eine einzelne gewählte technik. Z.B. Computer, Smartphones, Netz- Ride Sharing – Teilen eines Fahrzeugs mit an- T Wechselwirkungen mit anderen Mobilitätsfor- Stadt. Dies geschieht aus der Hoffnung größt- werke aber auch damit verbundene Software deren Personen auf einer Strecke. Synonym mit E R M men entstehen können, so scheint der Bereich möglicher Übertragbarkeit heraus. Insbeson- und Dienstleistungen. Pooling IN der Bevölkerungsmobilität am direktesten dere im geschichtlichen Teil wird allerdings O L durch Entscheidungen von Konsumenten be- durchaus ein klarer Bezug zu deutschen bzw. Interface – hier meist als Kurzform für User Station-based – Stationsbasierte Systeme. O G G N U einflusst zu werden. Damit bietet er das größ- europäischen oder generell westlichen Groß- Interface, Nutzerschnittstelle einer Hardware Beispielsweise Car-Sharing-Angebote bei dem IE R U H te Potential für eine Weiterentwicklung oder städten hergestellt. oder Software, verwendet. Fahrzeuge an festen Stationen abgeholt und N Ü D F Neuerfindung durch kluge Designlösungen. An dieser Stelle sei zumindest kurz benannt, abgegeben werden. N E EI dass eine solche Übertragbarkeit in den sel- Intermodales Verkehrsverhalten – Kombina- IN G Urbane Mobilität tensten Fällen eins-zu-eins möglich ist. Jede tion verschiedener Verkehrsmittel auf einer UX – User Experience, die Nutzererfahrung. R E Stadt ist durch Faktoren wie Topographie, Ge- Strecke. Der Begriff stammt ursprünglich aus N Z Des Weiteren findet eine Eingrenzung des The- schichte, Lage etc. einzigartig. Trotzdem be- der Logistik. U N mas auf die Mobilität im städtischen Raum statt. steht die Hoffnung, dass in den meisten Fällen G Hier zeigt sich momentan das größte Bevölke- ein Bezug zu anderen Städten hergestellt wer- MaaS - Mobility as a Service. Nutzung einer- rungswachstum und damit verbunden auch die den kann. Verkehrsdienstleistung, beispielsweise eines größten Herausforderungen für Verkehr, Nach- Ride-Hailing-Anbieters anstelle eines eigenes haltigkeit und Raummanagement. Auch wenn Fahrzeugs. für die Anbindung des ruralen Raums sowie für den Pendelverkehr zwischen Stadt und Voror- MiV – Motorisierter Individualverkehr. ten clevere Lösungen nötig sind, ist die Eingren- Z.B. Autoverkehr zung auf die urbane Mobilität in dieser Arbeit wegen des Umfangs der Thematik notwendig. On-Demand Mobilität – Verkehrslösungen Hinzu kommt, dass sich technologischer Fort- die erst durch Anfrage ausgelöst werden. Bei- [5] Zierer & Zierer, 2010, S. 25 18 19 Ausgangslage der Neuzeit Erste Motorisierung Noch bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts Die Erfindung neuer Antriebstechniken und war die räumliche Mobilität von Menschen in die wachsende Stadtbevölkerung führten im Städten geprägt von kurzen Wegen, die über- nächsten Schritt sukzessive zu neuen Verkehrs- Geschichte wiegend zu Fuß oder (für die Wohlhabende- formen in den Städten. So waren maschinell ren) mit Pferdekutschen zurückgelegt wurden. angetriebene Verkehrsmittel den von Pferden Dementsprechend gab es zwar neben dem zer- gezogenen Kutschen und Wägen insbesondere furchten Boden teilweise bereits gepflasterte in ihrer Belastbarkeit und durch den geringeren der Mobilität Straßen, ein Merkmal der Städte war aber, dass Personalaufwand überlegen. verschiedene Verkehrsmittel sich den Großteil Zur Versorgung einer nur 11 km langen Strecke des urbanen öffentlichen Raums teilten. Öf- des Linienverkehrs in Aachen brauchte es vor- fentlicher Raum war ein Raum der Begegnung her beispielsweise 159 Pferde, da diese aus Be- G für Menschen mit den verschiedensten Zielen lastungsgründen alle zwei Stunden getauscht in Städten E S und Absichten, aus den verschiedensten Mi- werden mussten. Allein 60% des Personals C H lieus und Altersklassen. 11 musste zusätzlich für die Versorgung der Pfer- IC H de eingebunden werden und konnten damit T E Im Zuge der Industriellen Revolution erlebten nicht für die Mobilitätsdienstleistung an sich D E die europäischen Städte in der ersten und zwei- eingesetzt werden. 10 Mit den 1825 in England R M ten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen vorher und um 1850 auch in Deutschland aufkommen- O B nie dagewesenen Zuzug von Menschen. Gab es den Dampf-Bussen und anderen motorisierten IL Urbanisierungsbewegungen in Europa bereits Vehikeln konnte dieses Personal eingespart IT Ä T seit dem Mittelalter, so potenzierte sich das Be- werden. IN völkerungswachstum in Städten in dieser Zeit. S T Städte und Mobilität sind in der Menschheitsgeschichte schon immer eng Diese Entwicklung war maßgeblich angetrie- Ein wiederkehrendes Motiv in der Weiterent- Ä D verbunden. Als Zentren des Handels waren die meisten Städte seit jeher auf ben durch die Agrarreform, Pulling-Faktoren wicklung von Verkehrsmitteln ist jedoch, dass TE N gute Anbindung an Handelsrouten und die damit einhergehende Mobilität von wie der Verheißung von Gewerbefreiheit, bes- es bei jeder größeren Innovation der Antriebs- Menschen und Gütern angewiesen. Aber erst das enorme Wachstum der Städte seren Aufstiegschancen und weniger sozialer technik Kräfte gab, die die Etablierung zu ver- im Zuge der Industriellen Revolution sowie die Autozentrische Stadtplanung Kontrolle in der Stadt. hindern suchten. der Nachkriegszeit in Deutschland, förderten die mögliche Wirkungsmacht von Möglich wurde das Wachstum aber erst durch Zur Einführung motorgetriebener Wägen fan- innerstädtischer Mobilität vollends zutage. 8 10 eine neue Mobilität der Arbeitskräfte aus dem den sich diese Kräfte zum einen in der damals Im Folgenden soll ein kurzer geschichtlicher Überblick dabei helfen, die Bedeu- Umland in die Städte, wo sie aufgrund der In- mächtigen Lobby der Pferdebesitzer. Durch de- tung der Mobilität für die Stadtentwicklung zu verdeutlichen, die Veränderun- dustriellen Revolution gebraucht wurden. 10 ren Einfluss ist beispielsweise die damals um ein gen in diesem Feld aufzuzeigen und die vielen Verstrickungen der Mobilität mit So entstanden in dieser Zeit viele Landstraßen, Vielfaches höhere Abgabe auf Motorfahrzeuge anderen gesellschaftlichen Entwicklungen zu belegen. die den Austausch zwischen verschiedenen Re- als auf Kutschen zu erklären. Aus England ist gionen vereinfachten und den potenziellen Ab- bekannt, dass zwischenzeitlich sogar jedes Mo- satzmarkt für Produkte vergrößerten. 12 torfahrzeug von einer Person begleitet werden [11] Kraft, 2019 [10] Reinhard, 2015, S. 254 03 [8] Wielert, 2011, S. 31ff. [12] Bubenhofer, 2017 [10] Reinhardt, 2015

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