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Untitled - Andrea Sick PDF

159 Pages·2006·2.69 MB·German
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labor:theorie Andrea Sick Orientierungen Zwischen Medien, Technik und Diskursen labor:theorie Schriftenreihe herausgegeben vom Frauen.Kultur.Labor thealit Band 2 thealit 2006 Impressum Inhalt I N H A L T labor:theorie 11 Orientierungen. Topografien der Textsammlung 13 Fiktionen 17 Kunstgriffe. 19 Theoretische Figurationen der Fiktion Topografische Fiktionen: 43 Kartografien in Jules Vernes Die Eissphinx und Edgar Allan Poes Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym Kunst erfinden. Kunst entdecken 67 Zwei Modelle eines Prozesses. Ein Statement Sichtbarkeiten und Muster 71 Andrea Sick: Orientierungen. Zwischen Medien, Technik und Diskursen Kartenmuster 73 Band 2, Schriftenreihe labor:theorie thealit Bremen 2006 Visualisierungen des Tabakmosaikvirus (TMV) 91 und anderer infektiöser Agenten http://www.thealit.de Paradoxien mustergültiger Darstellung 115 Design Ellen Nonnenmacher, Berlin Lektüren zu Kants Kritik der Urteilskraft Umsetzung Caroline Fischer, Husum Lektorat Sylvia Massow, Bremen Index. 129 Druck Geffken & Köllner, Bremen Zeichenstrukturen in Fotografie und Kartografie ISBN 3-930924-06-2 Inhalt Inhalt Geister und andere Phänomene 143 Bibliografie 298 Geisterleben. Menschenessen 145 Nachweise 314 Die kannibalische Ordnung und ihre magische Wirkung Experimenteller Energietransfer in Netzen, Spielen 167 und Ritualen Zu Helene von Oldenburgs „Netz Kunst“ Geistige Verknotungen 175 Von der Wirkkraft der Geister Maschinen 191 Traummaschine Cyberfeminismus 193 C<>F-Virus 209 Event-Kultur 223 Techniken einer erlebnissteigernden Ereignismaschine Stille Post: Erkennen als Rechenprozess 241 Einige Überlegungen zu dem Konzert „Triggering Daily“ von Claudia Kapp Herzschlagsprünge 245 Vom Verschwinden des Unheimlichen in der Mensch-Maschinen-Interaktion Orientieren und Navigieren 263 Orientieren von Hand. 265 Philosophische Dimensionen eines kartografischen Problems Ereignis-Topografie 281 Schmetterlinge und unbemannte Raumflugkörper (UCAV) „vor Ort“ labor:theorie labor:theorie Schriftenreihe des Frauen.Kultur.Labors thealit Das Frauen.Kultur.Labor thealit gibt eine neue Schriftenreihe heraus. Diese Schriftenreihe praktiziert auf neue Weise, was die Politik thealits in Kunst- und Theorie-Szenen ausmacht. Der Grundsatz, dass sich der behandelte Gegenstand durch die Formen der Zusammenarbeit und die jeweiligen Darstellungsweisen auf vielfältige Weise konstituiert, charakterisiert thealits Ansatz als ex- perimentelle Form von wissenschaftlicher Arbeit – und auf diese Weise als Kunst. Wie die Bezugnahme zur ‚Frau‘ dabei eine Rolle spielt, zeigt sich je verschieden in den Herangehensweisen der teilnehmenden The- oretikerinnen und Künstlerinnen. Die Dokumentation und Diskussion dieser grundlegenden Entscheidung und ihrer Konsequenzen ist ein Ziel der Reihe labor:theorie. Es soll um Methodenkritiken gehen, die Wissens- und Repräsenta- tionsformen betreffen und in diese verändernd eingreifen. Denn es geht darum, eine Veränderung hineinzutragen, in das, was sich heute Theorie nennt. Die Schriftenreihe versammelt Arbeiten, die sich erst im Kontext des Frauen.Kultur.Labors als vernetzte Elemente eines gemeinsamen Fragens und probierenden Denkens lesen lassen. Sie ist neu auch in dem Sinn, als sie zusätzlich zu den jährlichen Veröffentlichungen erscheint, die thealits Veranstaltungen in Buchform inszenieren. Statt in themen- bezogenen Momentaufnahmen alle Autorinnen zu versammeln, die zu einem Laboratorium beigetragen haben, gibt die Schriftenreihe jeweils der Arbeit einer Autorin aus einem längeren Zeitraum eine Darstellungs- möglichkeit, in spannungsgeladener Korrespondenz zu anderen Ansätzen aus dem Frauen.Kultur.Labor. Was Schriftenreihe heißt, wird insofern zu einem Netzwerk an Bezugnahmen und kursierenden Ideen. Ulrike Bergermann, Claudia Reiche, Andrea Sick 11 Orientierungen Orientierungen. Topografien der Textsammlung Im Versuch, Risse und Räume zwischen vorhandenen Disziplinen zu eröffnen, tun sich Möglichkeiten und Potenziale neuer Überschneidun- gen auf – auch in den Konfigurationen der Wissenselemente, die sich in diskursiver Praxis herausbilden. In den topologischen Darstellungs- weisen solcher Gebilde, die Bezüge zwischen verschiedenen Denk- und Wissenskulturen herstellen – auch dort, wo sie gewesen sein könnten – , erweist sich das mustergültige Wissen in und als Fiktion, deren Verortung zu entdecken und zu erfinden ist. Denn nur dann sind Orientierungen möglich. Für die Orientierung wird eine doppelte Funktion vorausgesetzt: die der Distanzierung, die einen Überblick ermöglicht, und gleichzeitig die der Einordnung von Fragmenten in den Kontext bzw. Verortung in einem Klassifizierungssystem. So verschafft die Orientierung als Ver- fahren beides: Überblick und Verortung. Sie richtet sich an etwas aus – dem Standort, sei es nun der eigene oder ein fremder, ließe sich diese Unterscheidung treffen. Hierzu bedarf es auf alle Fälle der Vergleiche, die allererst eine Topologie ermöglichen. In dieser Textsammlung gilt es, sowohl Orientierungen zwischen den Diskursen, Technik und Medien zu schaffen, wie auch, sich in der Orientierung selbst zu orientieren. Insofern wird hier eine kartografische Anordnung verfolgt, anhand der sich eine Orientierung immer wieder ebenso verliert wie einzustellen verlangt. Die Sammlung der Texte bildet Orientierungen zwischen den Feldern der Diskurse, den Techniken und den Medien sowie jeder Text für sich selbst auch. Die Texte zielen darauf, in Wissens- und Repräsentationsfor- men verändernd einzugreifen, vorübergehende Muster zu schaffen, die Orientierungen in einem Netzwerk an Bezügen – wenn auch kurzfristig – zu ermöglichen. Immer das Exemplarische vor Augen wird die Frage nach der Konstitution und Struktur von Wissen durch die Medien und Technik zum Motor für den Entwurf vielfältiger Kartografien. Die Funktion von Fiktionen in den Wissenskulturen wird sowohl vor- geführt also auch eingesetzt in so unterschiedlichen Feldern wie der 13 Orientierungen Rechtswissenschaft, Mathematik, Philosophie und Literatur. Hierdurch können Techniken des Fingierens in der Konstitution von Wissen dar- stellbar gemacht und Experimente ermöglicht werden. Die Paradoxien, die Sichtbarkeiten und Muster mit sich bringen, sollen sie erkannt und dargestellt werden, werden anhand von analogen sowie digitalen kartografischen und fotografischen Verfahren erörtert. Das Muster wird in der Textsammlung sowohl als theoretische Figur wie auch als Bildlichkeit aufgesucht und konstituiert. Eine solche Konstruk- tion kann Fragen nach Vorgängigkeiten auf dem Feld von „Sehen“ und „Wissen“ formulierbar sowie das Scheitern der Darstellbarkeit wissen- schaftlicher Evidenz rekonstruierbar machen. Entworfene Relationen zwischen technischen Beschreibungen und philosophischen Texten können die notwendige Orientierung für eine Theoriebildung, die sich mit dem Paradox des Musters entwickelt, ermöglichen. Die Demonstration eines „Nichtwissens“ bildet den Motor für medial erzeugte Geister. Mit einem solch potenziellen Nichtwissen lassen sich Funktionen von phänomenalen Bildungen herausbringen, mit einem Nichtwissen um ihre „Existenz“, was den Drang nach Erkenntnis nicht leugnet, aber nicht alle Forschung und Fragestellung darin erschöpft sieht, sich in ein Wissen zu transformieren, mehr sich mit ihm verknotet, verschiedene Stränge ineinander verwickelt und so Geister und andere Phänomene zum Antrieb für Erfahrungen macht, die in der Erfahrung selbst die Grenzen der Erfahrung darstellen. Inwiefern Maschinen und automatisierte Prozesse, unabhängig von einer Selbststeuerung, in einem topografierten Feld wirksam sind und sowohl Ereignisse wie auch eingreifende Effekte seriell hervorbringen und verorten, kann die Analyse von so verschiedenen Maschinen wie der Event Kultur und des Cyberfeminismus reflektieren. Wird nach Orientierungen zwischen Medien, Technik und Diskursen gesucht, müssen Relationen hergestellt werden, die Standortbestimmungen zum wesentlichen Faktor machen und unumwunden dahin gelangen zu fragen: Wie orientiere ich mich selbst? Eine Frage, die im Zuge der neuen Raumpolitiken, die sich auf die Unterscheidung von virtuellen und realen Räumen berufen, an Brisanz gewinnen wird. Andrea Sick 14 Fiktionen Kunstgriffe: Theoretische Figurationen der Fiktion Kunstgriffe: Theoretische Figurationen der Fiktion Der „Akt des Fingierens“ konstituiert Wissen und seine Formationen. Diese Behauptung, die die Fiktion als Technik und auch als Produkt von Wissen und Wissenschaft wirksam werden lässt, rückt den Akt des Fingierens ins Zentrum der Funktionsweisen von Wissen.1 Dies kann aus unterschiedlicher Perspektive – philosophischer, mathematischer und rechtswissenschaftlicher – kenntlich gemacht werden. Indem die transferierende und konstituierende Wirkung des Fiktiven untersucht wird, lassen sich Bezüge herstellen zwischen einer „Philosophie des Als ob“, die der Philosoph Hans Vaihinger Anfang des 20. Jahrhun- derts entwickelte, Freuds „Illusion“2 und Derridas dekonstruktivistischer Erweiterung, die versucht, mit dem Einsatz des „Als ob“ die „Form des Denkens als Befragung kritischen Fragen auszusetzen“3. Der „Akt des Fingierens“, der Fiktionen zum Kunstgriff macht, stellt eine Grenze her, deren Übertretung angestrebt wird. Fiktion kommt von fingere, was vortäuschen, bilden, erdichten, vorgeben, einbilden heißen kann.4 Insofern fingieren Fiktionen: Sie 1 Michel Foucault: Was ist Kritik, aus dem Französischen von Walter Seitter, Berlin (Merve) 1992, 32/33, [frz. 1. Veröff. 1990] und ders.: Archäologie des Wissens, aus dem Französischen von Ulrich Köppen, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1997, (8. Aufl.) [frz. 1. Veröff. 1981]. 2 Sigmund Freud: Die Zukunft einer Illusion [1927]. In: ders.: Fragen der Gesellschaft, Ursprünge der Religion, Studienausgabe Band IX, Frankfurt am Main (Fischer) 1993, 135–191. 3 Jacques Derrida: Die unbedingte Universität, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2001. 4 Die ersten Belege für den Gebrauch des Terminus „Fiktion“ kommen aus dem 16. Jahrhundert. Vgl. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet v. Elmar Seebold, Berlin u. a. (de Gruyter) 1999 (23. erweiterte Aufl.). 19 Fiktionen Kunstgriffe: Theoretische Figurationen der Fiktion erdichten, geben fälschlich vor, machen eine Annahme und sind künstlich, „Man kann nur sagen, daß sich die objektiven Erscheinungen so betrachten sofern künstlich mit gebildet und vorgegeben übersetzt wird. Dabei kann lassen, als ob sie sich so verhielten; aber nimmermehr besteht ein Recht, hier die Fiktion als „Vehikel“5, welches das künstliche Wissen transportiert, dogmatisch aufzutreten und das ‚als ob‘ in ein ‚daß‘ zu verwandeln.“8 bezeichnet werden. Die Fiktion ermöglicht einen Transfer des Wissens, Auch die psychoanalytische Wissenschaft interessiert das Problem des indem sie Annahmen macht, Tatsachen vortäuscht und Gesetze bildet. „Als ob“, insbesondere für die Begründung einer Kulturtheorie und Sie kann so für einen Übergang stehen, der den in der abendländischen Religion. Sigmund Freud beschäftigt sich im Rahmen seiner kulturthe- Kulturtradition stehenden Dualismus von Innen und Außen (oder auch oretischen Schriften zu den Ursprüngen der Religion, vor allem in der von Real und Nichtreal) hervorbringt, der erst Anlass für Konzepte von Schrift Die Zukunft einer Illusion, mit dem Verhältnis von „Als ob“ und Abbild und Repräsentation gibt. „Daß“ bei Vaihinger. Er geht in seiner Untersuchung von der Frage aus: Dennoch wurde in der Theorie der Fiktion oftmals eine Realität Welches ist die psychologische Bedeutung der religiösen Vorstellungen, dem Fiktiven gegenübergestellt. Auch diese Konfiguration soll hier als was können sie klassifiziert werden?9 Den Anstoß für die Bearbeitung gelesen werden.6 dieser Frage bildet die Annahme, dass in dem Religionssystem Glauben geschenkt wird. Freud führt vor, wie der Glauben die Religion erst eta- bliert, wie er aber auch in der Wissenschaft wirksam ist. Fiktion und Illusion Folgt man Freuds Analyse, ist der Glauben in religiösen Lehrsätzen formuliert, die das Leben im Glauben bestimmen sollen. Er kommt zu Vaihinger schreibt in seiner nicht nur in der Rechtsphilosophie viel dem Schluss, dass die religiösen Lehrsätze nicht anzuzweifeln sind, da zitierten Arbeit zur Theorie der Fiktion um 1920, in der Philosophie das gesamte Kultursystem darauf aufbaut. Würden sie entzogen, würde des Als ob: die Kulturfeindschaft des Menschen offen zum Tragen kommen. Der „Fiktionen nennt man jede bewußte, zweckmäßige, aber falsche Annah- Mensch würde aller Kulturvorschriften ledig.10 me […] Die Gleichsetzung eines Wirklichen mit einem Unwirklichen ist Freud kann insofern betonen, dass die Religion durchaus für viele das Wesen der Fiktion. […] [E]in weiteres Merkmal der Fiktion, d. h. der Menschen Halt und Trost zu bieten vermag, den die Wissenschaft – so wissenschaftlichen [zu der auch die mathematischen und juristischen ähnlich sie der Religion zu sein scheint – niemals bieten könnte. Und zählen, A. S.], ist, daß sie Mittel zu bestimmten Zwecken sind, also ihre dennoch behauptet er geradezu pragmatisch, dass es eine größere Gefahr Zweckmäßigkeit.“7 für die Kultur wäre, an dem System festzuhalten, als es zu lösen. Diese Behauptung kann als Motor für die Freud’sche Schrift Die Zukunft Er stellt in seiner Theorie des „Als ob“ den Erkenntnisprozess – alle einer Illusion gelesen werden, die versucht dieses „gefahrvolle“ System theoretischen Methoden, Operationen, Denkformen und Denkresultate zu rekonstruieren. Auch dieser Text ist getrieben von dem Anliegen, die – unter den Blickwinkel der Fiktion und des Fiktiven. Insofern ist nicht Übergänge von einem religiösen System, wie es Freud kennzeichnet, und erstaunlich, wenn er schreibt: dem, was gemeinhin Wissenschaft heißt, offenzulegen. Die Systeme Religion und Wissenschaft bauen in der Freud’schen 5 Manfred Fuhrmann: Die Fiktion im römischen Recht. In: Dietrich Henrich, Wolf- Analyse auf ähnliche Mechanismen. Freud verleiht der Religionskritik gang Iser (Hg.): Funktionen des Fiktiven, Kolloquium der Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik“, München (Fink) 1983, 413–417. 6 Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe, Josef Speck (Hg.), Band 1, Göttingen 8 Vaihinger: Als ob, 44. (Vandenhoeck & Ruprecht) 1980, 230: „Fiktionen sind unwirkliche Gegenstände, leere 9 Freud: Illusion. In: ders.: Studienausgabe Band IX, 157. Begriffe oder falsche Urteile, welche unter gewissen mehr oder weniger scharf umgrenzten 10 Freud: Illusion. In: ders.: Studienausgabe Band IX, 169: „Jeder wird ungehemmt, angstfrei Bedingungen so gebraucht werden, als ob sie wirklich anwendbar oder wahr wären. Man seinen sozialen, egoistischen Trieben folgen, seine Macht zu betätigen suchen, das Chaos unterscheidet dabei die mathematischen, die physikalischen, die juristischen Fiktionen wird wieder beginnen, das wir in vieltausendjähriger Kulturarbeit gebannt haben. Selbst und die der Literatur.“ wenn man es wüßte und beweisen könnte, daß die Religion nicht im Besitz der Wahrheit 7 Hans Vaihinger: Die Philosophie des Als ob. Das System der theoretischen, praktischen und ist, müßte man es verschweigen und sich so benehmen, wie es die Philosophie des ‚Als ob‘ religiösen Fiktionen der Menschheit, Leipzig 1918, 15, 174 (3. Aufl.) [Erstveröff. 1911]. verlangt. Im Interesse der Erhaltung aller.“ 20 21

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Es stellt sich die Frage, was zur Akzeptanz der Legitimation eines 16 Vgl. zu dem Problem des Urteilens und seiner Legitimation die Lektüre von Kants 1 Aus: Voyages et Aventures du Captaine Hatteras, Hetzel, Paris 1867, 1;
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