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Untersuchungen zur kinetischen Theorie des Verkehrsflusses PDF

94 Pages·1977·3.148 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN -WESTF ALEN Nr. 2662/Fachgruppe UmweIt/Verkehr Herausgegeben im Auftrage des Ministerprasidenten Heinz Kuhn vom Minister fur Wissenschaft und Forschung Johannes Rau Wissenschaftl. Rat und. Prof. Dr. -Ing. Alfred E. B eylich StoBwellenlaboratorium der Rhein. -Westf. Techn. Hochschule Aachen U nter suchungen zur kinetischen Theorie des Verkehrsflusses WESTDEUTSCHER VERLAG 1977 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutachen Bibliothek Beylich, Alfred E. Untereuchungen zur kinetlechen Theorie dee Ver_ kehreflueeea. _ 1. Aufl. _ Opl.den, Veetdeut_ Bcher Verlag, 1977. (Forechungeberichte dee Landee NOrdrhein Weetfalen; Nr. 2662 Fachgruppe Umwelt/ Verkehrl ISBN 978-3-~31·1)2662·6 ISBN 978-3·322-88$9~-1 (eBook) DOl 10.1007/978_3_322_88595_1 © 1977 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag Im Zusammenhang mit dieser Arbeit ist es mir eine Freude, denen zu danken, die mich dabei unterstUtzt haben. Insbesondere geht mein Dank an die Studenten G. Weber, K. J. Hammerschmidt und B. Kazay, die bei der Literatur beschaffung behilflich waren und Obersetzungen durchgefUhrt haben. Herr Dipl.-Ing. H. J. Poethke hat sich gro~e MUhe gegeben bei der Entwicklung des Monte-Carlo Programms und einen Teil der Abbildungen gezeichnet. Den Mitgliedern des Sto~wellenlabors sei ebenfalls gedankt, vor allem Herrn W. Klose fUr die DurchfUhrung der photographischen Arbeiten sowie Frau G. Eckert fUr das Schreiben des Manuskriptes. Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 1 2. Zweispuriger Richtungsverkehr 6 2.1 Regeln fUr zweispurige Fahrbahnen 7 2.2 Zustande und Abstandverhalten 8 3. Verteilungsfunktionen 13 3.1 Eigenschaften im Phasenraum 14 3.2 110mente der Verteilungsfunktionen 16 4. Kinetische Fundamentalgleichungen 18 4.1 Elemente der Gleichungen 18 4.1.1 Bemerkungen zur Wunschverteilung 19 4.1.2 Dbertragung des Relaxationsterms auf Cluster 25 4.1.3 Relaxation aus dem gebundenen Zustand 26 4.1.4 Wechselwirkungen zwischen den Clustern 28 4.1.5 Kondensierter Zustand 36 4.1.6 Termschema 36 4.2 Allgemeines Gleichungssystem 38 4.3 Allgemeine Nebenbedingung 40 5. L5sungen der kinetischen Gleichungen 44 5.1 Sehr kleine Konzentrationen 44 5.2 Integraliteration 48 6. Monte-Carlo Methoden 60 6.1 Einzelheiten der Methode 60 6.2 Verteilungsfunktionen 63 6.3 Momente 70 6.4 Abstandsverhalten 73 6.5 Ein inhomogen stationarer Fall 76 6.6 Ein homogen instationarer Fall 81 7. Zusammenfassung 84 8. Literaturverzeichnis 87 1. Einleitung Die Untersuchung des Verkehrsflusses, wie man ihn beispielsweise in Form eines Stromes von Automobilen auf einem Stra~enabschnitt vorfindet, dient dem Ziel, die inneren Zusammenh&nge des Prozesses verstehen zu lernen, urn einerseits den gesamten Vorgang - falls das m8glich ist - optimieren zu k8nnen, andererseits dieses Problem in einen gr8~eren Zusammenhang mit anderen Ph&nomenen zu stellen. Auf den ersten Blick besteht ein Verkehrsstrom aus Elementen, die durch den Komplex Mensch-Fahrzeug-Stra~e charakterisiert sind. Ein Verkehrsstrom existiert aufgrund der Tatsache, da£ Menschen bestrebt sind, mit Hilfe von Fahrzeugen auf einer. vorgegebenen Stra~e in optimaler Weise von einem Anfangspunkt zu einem Endpunkt zu gelangen. Hier ist ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem 8konomischen Verhalten 1 in einer Gemeinschaft zu sehen, wo eben falls die beiden Grundelemente n&mlich das Streben nach einem pers8nlichen Optimum und das Behindertwerden durch die anderen Mitglieder und Gruppen aufgrund deren Optimierungsbestrebungen existieren. Bei dem Versuch einer Beschreibung des Verkehrsflusses ist man gegenUber den Problemen der ~konomie insofern im Vorteil, als es sich hier urn relativ einfache Motive und Strategien handelt. Zweifel los spielen auch hier Elemente der Spieltheorie 2 eine Rolle: Der Einzelne beherrscht und Uberschaut nur wenige Variablen, der Gesamtflu~ ist aber von allen Variablen abh&ngig. W&hrend diese Zusammenh~nge von allgemeiner Bedeutung sind, so ist doch fUr eine mathematische Theorie zun~chst noch nicht viel gewonnen. Hierzu bedarf es einer drastischen Beschrankung auf einige wesentliche Merkmale. Diese mogen fUr eine zweispurige Richtungsfahrbahn folgende sein: Von den Fahrern wird verlangt, da~ sie sich "rational" verhalten, indem sie ihre Strategie so w~hlen, da~ die Fahrzeit ein Minimum wird, wobei bei ungehindertem freiem Fahren eine experimentell zu ermittelnde Wunschgeschwindig keit zugrunde gelegt wird. Hinsichtlich der Strategie kann man sich auf das beschr~nken, was man einem automatischen Piloten zumuten wUrde: Er wird das Fahrzeug auf eine Wunschgeschwindigkeit, ermittelt als ein Optimum aus Kosten, Zeitersparnis, Fahrzeug eigenschaften und anderen Parametern, regeln, mit einer 2 - Zeitkonstante T, die hauptsachlich aus Fahrzeug- und StraBen eigenschaften resultiert. Falls der Abstand zu einem voraus-' fahrenden Fahrzeug kleiner als ein Sicherheitsabstand ist, wird er abfragen, ob auf der linken Spur eine LUcke frei ist, in die das Fahrzeug mitsamt seinem Sicherheitsabstand paBt. Ist'dies nicht der Fall, so regelt er die Geschwindigkeit herab auf die des vorausfahrenden Fahrzeugs (die Abfrage "ist links frei?" lauft dabei permanent weiter). Ein auf der linken Spur fahrendes Fahrzeug muB dabei, insofern es nicht ein behindertes Fahrzeug ist, nach einer gewissen VerzOgerung nach dem Obergang, permanent die Abfrage stellen, ob es wieder mitsamt seinem Sicherheits abstand auf die rechte Spur paBt. Damit ist der Weg eines einzelnen Fahrzeugs - vorausgesetzt die lokale Wunschgeschwindigkeit vw(x,t) ist bekannt - vOllig determiniert, so wie die Bahnkurve eines MolekUls in einem Gas unter Zugrundelegung einer klassischen Mechanik exakt fUr alle Zeiten bekannt ist. Hier wie dort aber interessiert man sich weniger fUr Einzelschicksale als vielmehr fUr die Eigenschaften der Gesamtheit der Elemente. Aus der Erfahrung mit der statistischen Mechanik 3,~ muB man dabei von vorneherein erkennen, daB wegen der kleinen Zahlen der Fahrzeuge mit groBen Streuungen urn den Mittel wert gerechnet werden muB; dies ist vor allem auch ein besonderes Problem bei der experimentellen Untersuchung von VerkehrsflUssen. Neben der zu erwartenden erheblichen Unscharfe aller Aussagen muB noch auf ein wei teres Phanomen hingewiesen werden: Wahrend bei kleinen Verkehrsdichten praktisch jedes Fahrzeug ungehindert sich bewegen kann, findet man bei zunehmender Verdichtung eine zunehmende Behinderung,die schlieBlich darin endet, daB samtliche Fahrzeuge, nur durch einen Sicherheitsabstand voneinander getrennt, in einer einzigen endlosen Kolonne sich fortbewegen. Man wird unmittelbar an ein MolekUl-System erinnert: Bei kleinen Dichten, im gasf6rmigen Zustand, findet man eine freie geradlinige Bewegung der MolekUle, unterbrochen durch kurzzeitige St6Be; Eigenvolumen und Wechselwirkungszeit sind vernachlassigbar. Bei Zunahme der Dichte werden die MolekUle kondensiert; dieser Zustand ist charakterisiert durch eine Nahorientierung und geringe Bewegungs- 3 - m8glichkeit gegenUber der direkten Umgebung. Gro~e Bewegungen k8nnen nur kollektiv durchgefUhrt werden. Die Komplexit~t des Verkehrsflusses hat es mit sich gebracht, da~ im Laufe der Zeit unterschiedliche und fUr die verschiedenen Zust~nde mehr oder weniger geeignete theoretische Ansatze ent wickelt wurden, die man etwa folgenderma~en ordnen kann 5,6,7 (A) Empirische oder intuitive Ansatze. Hierbei handelt es sich vorwiegend urn einfache Zusammenhange, die aus Experimenten gewonnen wurden und durch eine passende mathematische . Beziehung approximiert werden. Ein typisches Beispiel ist der Zusammenhang zwischen Durchsatz und Konzentration, der im "Fundamentaldiagramm" dargestellt wird. Haufig sind solche empirischen Formeln das einzige, was der Praktiker fUr seine Aufgaben heranziehen Kanno (B) Stochastische Modelle. Eine Vielzahl einzelner Elemente, wie beispielsweise das Einfadeln von Fahrzeugen an einer Ein mUndung, kann mit Hilfe der Verfahren 8,9, wie sie im Operations Research angewendet werden, behandelt werden; es ist jedoch offenbar nicht m8glich 10,11, die gesamte Dynamik des Verkehrsflusses auf diese Weise zu behandeln. (C) Fahrzeugfolge-Theorie 12-15. Hierbei wird die Dynamik der Fahrzeuge auf einer einzelnen Spur bei dichtem Verkehr ohne Oberholman8ver als deterministische Bewegung behandelt. Die Beschrankung liegt in der Beschreibung des inneren Zustandes einzelner Fahrzeugcluster, die selbst jedoch wiederum nur ein Bestandteil des gesamten Fahrzeugstromes sind. (D) Methode der Kontinuitatswellen 16. Diese Methode, die bei der Untersuchung eindimensionaler Zweiphasenstromungen eine bedeutende Rollen spielt, baut darauf auf, da~ fUr eine Fahrbahn ein Fundamentaldiagramm existiert. Mit Hilfe der in eine Wellengleichung umgewandelten Kontinuitatsgleichung wobei die Storgeschwindigkeit als Funktion der Dichte aus dem Fundamentaldiagramm gewonnen wird - la~t sich dann das raum-zeitliche Dichtefeld nach einem Charakteristikenver fahren ermitteln. Wahrend einige Phanomene, wie beispiels weise der "Stau aus dem Nichts" sich zumindest qualitativ 4 - mit dieser Methode deuten lassen, scheint seitens der Experimentatoren 17,6 keine eindeutige Best~tigung der Theorie m6glich zu sein. Sicherlich sind Vergleiche am ehest~n da m6glich, wo es sich um einen kondensierten Fahrzeugstrom handelt. In allen anderen F~llen ist jedoch der Zusammenhang zwischen Durchsatz und Konzentration, q(t), eine reine Wahrscheinlichkeitsaussage: ~nderungen brauchen keineswegs l~ngs einer einzigen Kurve im Fundamental diagramm zu verlaufen. (E) Ans~tze auf mikroskopischer Basis. Hierunter z~hlen vor allem 18-22 die von der statistischen Mechanik ausgehenden Modelle Meist handelt es sich um Modifikationen der Boltzmann Glichung, wobei mitunter (in der Gaskinetik durchaus zu recht fertigende) vereinfachte Ans~tze wie beispielsweise der BGK-Relaxationsterm 23,24 undiskriminiert auf das Verh~lten von Fahrzeugstr6men Ubertragen wird. Experimente 25 zeigen eindeutig, daB einfache Ans~tze zu sehr schlechter Oberein stimmung fUhren. (F) Simulationsmodelle. Numerische Experimente 26 sollte man vielleicht weniger unter die Theorien einordnen; vielmehr stellen sie eine billige Art des Experimentierens dar, die einerseits dazu dienen kann, spezielle theoretische Ergebnisse zu UberprUfen, was bei echten Experimenten teilweise heute noch unm6g1ich erscheint, andererseits kann man relativ schnell mit diesem Verfahren Antwort auf spezielle praktische Fragen erhalten. Diese Methode stellt daher ein sehr wichtiges Hilfsmittel bei der Untersuchung von VerkehrsflUssen dar. Die Verwandtschaft des Verkehrsflusses mit Ph~nomenen der Gaskinetik 27 sowie mit solchen des PhasenUbergangs in einem Einstoffsystem 28 gaben dazu AnlaB, in der vorliegenden Untersuchung eine Theorie zu entwickeln, die - mutatis mutandis - Elemente und Denkweisen aus den vorgenannten Gebieten Ubernimmt. Dabei wurde die Aufmerksamkeit besonders auf das schwierige Gebiet des Obergangs zwischen freiem und gebundenem (kondensiertem) VerkehrsfluB gerichtet: FUr die Clustergeschwindigkeitsverteilungen der Spuren einer zweispurigen Richtungsfahrbahn wurden kinetische Gleichungen, ahnlich den 5 - Boltzmann-Gleichungen eines Gasgemisches, formuliert, in denen Wechselwirkungen zwischen den Clusterverteilungen derselben und der anderen Spur sowie Relaxationseffekte berUcksichtigt sind. Es steht dabei die Auffassung im Hintergrund, da~ eine mathema tische Theorie nach gewissen vernUnftigen Vereinfachungen eine m5glichst vollst~ndige Beschreibung liefern sollte, zun~chst ungeachtet solcher Oberlegungen, die die L5sbarkeit des Gleichungs systems betreffen. Als ernUchterndes Beispiel mag hier die Boltz mann-Gleichung selbst dienen, die ebenfalls das Ergebnis ver nUnftiger Vereinfachungen ist 27 und die man bis heute nicht hat l6sen k6nnen. 1m Hinblick auf den PhasenUbergang bleibt dabei erg~nzend anzumerken, da~ die Thermodynamik bis heute keine einzige Fundamentalgleichung 29 eines Stoffes kenn~, die fUr mehrere Phasen gUltig ware. Den Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung bildet die Formulierung der kinetischen Gleichungen fUr die zweispurige Richtungsfahrbahn. Als Test der verschiedenen Elemente wurden einige einfache exempla rische Rechnungen durchgefUhrt. Die im Kap. 6 beschriebenen Monte Carlo-Rechnungen dienten dabei ebenfalls dem Zweck, Teile der theoretischen Formulierungen zu prUfen. 6 - 2. Zweispuriger Richtungsverkehr Es sollen hier zweispurige Fahrbahnen mit Verkehrsstr8men in eine Richtung behandelt werden, wie man sie beispielsweise bei Autobahn fahrbahnen antrifft. Eine Erweiterung der Behandlung auf mehrere Spuren sowie auf Bahnen mit Gegenverkehr ist ohne wei teres m8glich, da keine zus&tzlichen Elemente hinzukommen; diese F&lle sollen jedoch hier nicht behandelt werden. Es werde angenommen, daB sich die einzelnen Fahrzeuge auf vorge schriebenen Fahrspuren bewegen mit dem Ziel, von einem Ort A nach einem Ort B in optimaler Weise zu kommen. Sie haben die M8glichkeit, zum Zwecke der Verringerung der Fahrzeit, die Spur zu wechseln. Bei zunehmender Fahrzeugdichte nimmt die Chance, die Spur zu wechseln, immer mehr ab, und man findet Verh~ltnisse vor, wie sie auch bei einzelnen einspurigen Fahrbahnen existieren. Die Eigenarten einer einzelnen einspurigen Bahn soll kurz angedeutet werden: Be trachtet sei eine zu einem Ring geschlossene Spur der L~nge L mit k Fahrzeugen, die eine stochastische Abstandsverteilung tk={x1,x2, ••• ,xk} sowie Geschwindigkeitsverteilung +k={v1,v2, ••• ,vk} zum Zeitpunkt t=O besitzen sollen. Dann ist der mittlere Abstand a=L/k und die mittlere Konzentration C=l/o. Ebenso l&Bt sich die mittlere Geschwindigkeit v=rvi/k und der Fahrzeugstrom q=C'v angeben. Dabei ist aber zu beachten, daB letztere Gr8Ben zeitabh~ngig sind, da man sich in einem instation~ren Obergangsbereich befindet, in dem sich einzelne Fahrzeuggruppen (Cluster) bilden, bis schlieBlich alle Fahrzeuge eine einzige Schlange hinter dem langsamsten Fahrzeug gebildet haben. Die charakteristische Zeit fUr den Obergangsbereich, mit Av als der Dispersion von +k ist von der Gr8Benordnung 1 T inst"" CAy Danach liegt die stationare Bewegung einer Fahrzeugkolonne vor. Selbst wenn man eine allgemeine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Geschwindigkeiten angeben kann, so ist diese doch fUr den Fall der gebundenen Bewegung irrelevant: Der Bewegungsablauf "ergibt" sich keineswegs aus einer solchen Verteilung, vielmehr muB die kleinste

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