FORSCH U NGS BERICHTE DES WI RTSCHAFTS- UND VE RKEH RSMI NISTE RI UMS NORD RH EIN-WESTFALE N Herausgegeben von Ministerialdirektor Dipl.-Ing. L. Brandt Nr.6 Prof. Dr. phil. Walter Fuchs Untersuchungen über die Zusammensetzung und Verwendbarkeit von Schwelteerfraktionen Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG / KOLN UND OPLADEN 1952 ISBN 978-3-663-03223-6 ISBN 978-3-663-04412-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04412-3 Forsohungsberiohte des Wirtsohafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen G 1 i e der u n g Untersuchungen über die Zusammensetzung und Verwend barkeit von Schwelteerfraktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. s. Vorbemerkung 5 Abschnitt I Allgemeines über Schwelung und Schwelin dustrie: 1. Allgemeines über Schwelung ••••••••••• S. 7 2. Geschichte der Steinkohlenschwelung •• S. 8 3. Gegenwärtig arbeitende Betriebe •••••• S. 13 Abschnitt II Allgemeine Chemie des Steinkohlenschwel teers: 1. Abhängigkeit der Teerausbeute von Variablen •........................... S. 14 2. Charakteristik des Schwelteers ••••••• S. 15 3. Entstehung, Pyrolyse und Thermodynamik des Schwelteers •••••••••••••••••••••• S. 18 Abschnitt III Spezielle Chemie des Steinkohlenschwel teers: 1. Chemie des Kohlenwasserstoff-Anteils a) Die Gewinnung des Kohlenwasserstoff Anteils aus dem Rohteer ••••••••••• S. 20 b) Konventionelle Charakterisierung •• S. 21 o ) Analytische Bestimmung der Kohlen wasserstoff-Klassen ••••••••••••••• S. 21 d) Präparative Isolierung der Kohlen- wasserstoff-Klassen ••••••••••••••• S. 24 e) Lösungsmittelextraktion ••••••••••• S. 25 2. Chemie der restlichen Verbindungs- gruppen •••••••••••••••••••••••••••••• S. 25 Abschnitt IV für den Schwel Umwandlungsm~glichkeiten teer und seinen Kohlenwasserstoff-Anteil: 1. Veredelung des Rohteers durch veränder- te Teerabführung, thermische Nachbe handlung oder Hydrierung ••••••••••••• S. 25 2. Umwandlung des Kohlenwasserstoff-An- teils durch Behandlung mit Schwefel, Katalysatoren oder Luft •••••••••••••• S. 26 Abschni tt V ten für den Kohlen Verwendungsm~glichkei wasserstoff-Anteil des Schwelteers •••••• S. 28 Abschnitt IV Darstellung der Resultate vor der Öffentlichkeit •••••••••••••••••••••••••• S. 30 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Vorbemerkung Die im Ruhrgebiet anfallenden schwelwUrdigen Kohlen können - im Gegensatz zu den im Saarrevier vorkommenden Schwelkohlen - zum großen Teil den Kokskohlen zugeschlagen werden, da deren ausge zeichnete Verkokungseigenschaften einen solchen Zusatz erlaubeno Es bestehen aber viele Gründe, eine Schwelung auch im Ruhrgebiet wieder aufzunehmen. Erstens liefert die Schwelung Produkte, die die Verkokung nicht zu liefern vermag, deren Erzeugnisse aber gut ergänzen können (z.Bo Phenole). Zweitens wäre die Schwelung (ev. mit Nachentgasung) ein Weg, die vielbesprochene Verwendung der Kohle als chemischen Rohstoff anstatt als Brennstoff zu er weiterno Drittens ist die Schwelung geeignet, minderwertige Koh len sowie Abfallprodukte der Kohlenaufbereitung sehr nutzbrin gend zu verwerten. Durch erweiterte Verwendung des Schwelkoks als Hausbrand könnte auch der (den Vorräten nicht entsprechende) Ab bau hochwertiger Kokskohlen verringert werdeno Es ist nicht daran gedaCht, die Verkokung durch die Schwelung zu ersetzen; vielmehr hat man eine Ergänzung der Verkokung durch die Schwelung im Sinn. Zu dieser Entwicklung hat man in der vergangen heit oft angesetzt, wurde aber durch wirtschaftliche und politi sche Ereignisse stets unterbrochen; im letzten Weltkrieg wurden ZoBo sämtliche Schwelanlagen des Ruhrgebietes zerstört, und die umfangreichen Anlagen in Oberschlesien gingen verloreno Eine Schwelung wird wirtschaftlich sein, wenn der Schwelkoks zum gleichen Wärmepreis wie die eingesetzte Kohle verkäuflich ist, oder der Teer einen Preis erzielt, der die Differenz deckto Da beides in der Vergangenheit nicht möglich war, ist man bestrebt, eine billige Kohle, z.Bo Kohlenschlamm wie beim amerikanischen "Disco" - Prozess, zum Einsatz zu bringeno Wir haben versucht, dieses Kostenproblem von der Teer-Seite her anzupacken und durch die Erschliessung neuer Verwendungsmöglichkeiten den Wert des Teers zu steigern, auch durch Veredelung versuchten wir dieses Ziel zu erreicheno Dabei muss man von der herkömmlichen Verwen dung des Teers als HeiZÖl, Dieselöl etco abgehen und chemische 5 Seite Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen verwendungsmöglichkeiten sucheno Dass das möglich ist, zeigt die erfolgreiche Arbeit englischer Industrieller, die den in Bolsover, Enßland, hergestellten Schwelteer einer weitgehend chemischen Ver wendung zuführen Ebenso ist man im Saargebiet und in Lothringen 0 mit einschlägigen Untersuchungen beschäftigto Der Schwelteer ist infolge seiner Labilität für Veredelung und Umwandlung sehr geeig net, wie übrigens auch das Schwelgas. In unserer Arbeit wurden im Wesentlichen die folgenden Resultate erzielt: Die Zusammensetzung des Neutraloels sowie seiner technischen Frak tionen "Leichtoel" und "Schwelbenzin" wurde durch eine Analyse auf Kohlenwasserstoff-Klassen geklärt. Der Ausbau der angew~~dten analytischen Methode zu einem präparativen Verfahren wurde auf ge zeigto Auf der Suche nach Veredelungsmöglichkeiten für das Neutralöl wurden Untersuchungen über die Thermodynamik der Neutraloelkompo nenten angestellto Die darauf basierenden Experimente ergaben, dass die Umwandlung von Kohlenwasserstoff-Klassen ineinander, besonders die Dehydrierung von Hydroaromaten, bereits bei sehr viel tieferen Temperaturen möglich ist, als man bisher angenom men hatteo Die Aromatisierung des Neutraloels, die im Hinblick auf die Weltmarktlage und die forcierte Herstellung von Aromaten aus Erdoel besonders wichtig erschien, wurde durch katalytische Prozesse und durch Behandlung mit Luft erreichto Entsprechende Pa tente wurden angemeldeto Im Hinblick auf die schwindenden Vorräte an Kokskohlen im Ruhrge biet, die allgemein gewünschte Erweiterung der Kohle-Veredlung, die Konkurrenz der Erdölindustrie auf dem Markt für aliphatische und aromatische Grundstoffe, die Notwendigkeit der Verwertung von Abfallprodukten des Bergbaus sowie in Anbetracht der Notwendig keit, die Kohleförderung durch chemische Verwertung der Kohle in den Anlagen des Bergbaus von Subventionen unabhängig zu machen, erscheint es als dringend angebracht, dieser Seite der Kohlever edelung die ihr gebührende Aufmerksamkeit und Förderung entgegen zubringen. Seite 6 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Abschnitt I Allgemeines über Schwelung und Schwelindustrie 10 Allgemeines über Schwelung Unter der Schwelung eines Brennstoffes versteht man seine thermische Zersetzung unter Luftabschluss bei Temperatu ren von 300 bis 600°0. Der Vorgang wird auch als Tief-Temperatur - Entgasung oder - speziell bei der Steinkohle - als Tief-Tempera tur-Verkokung bezeichneto Den gleichen vorgang bei 600 bis 800°0 durchgeführt nennt man Mittel-Temperatur-Verkokung; werden Tempe raturen von 800 bis 110000 angewandt, so spricht man von Hoch-Tem peratur-Verkokung und hat es mit den Arbeitsverfahren der Koke reien und Gasanstalten zu tun. Die primären Produkte der Entgasung, Koks, Teer, Gas und Wasser, tragen entsprechende Namen. Der Schwel koks der Steinkohle wird auch als Halbkoks (da er nicht vollständig entgast ist, sondern noch etwa 10 ~ flüchtige Bestandteile enthält), ihr Schwelteer auch als Tieftemperaturteer, Urteer oder Primärteer bezeichneto Während bei der Entgasung von Braunkohle, Oelschiefer und anderen (wirtschaftlich nicht sehr bedeutenden) Naturprodukten der anfallende Teer das Ziel des Prozesses ist, war das Hauptpro dukt der Steinkohlenentgasung bei Tief- und Hochtemperaturverkokung stets der Kokso Allerdings hat sich der Hochtemperatur-Teer von einem lästigen Nebenprodukt zur Basis der organischen Grossindustrie aufgeschwungen, welche erst in den letzten Jahrzehnten durch andere auf Kohle basierende Prozesse und durch Erdoel die notwendige Ver breiterung fando Bei der Steinkohlenschwelung wurde der anfallende Teer des öfteren als Hauptprodukt gewonnen, um erdoelarmen Ländern als Treibstoff- und Brennstoffquelle zu dienen. Die Hochtemperatur verkokung liefert infolge der hohen Temperaturen und der damit ver 0 bundenen Orackung des bei etwa 550 0 vollständig abgegebenen Bitu mens eine geringe Teerausbeute von 3-4 und eine hohe Gasausbeute ~ von 350 cbm pro Tonne Kohle mit einem Verbrennungswert von etwa 4000 kcal/cbmo Dagegen erhält man bei der Schwelung eine Teeraus beute von 8-10 ~ und eine Gasausbeute von etwa 100 cbm pro Tonne Kohle mit einem infolge des Reichtums an Kohlenwasserstoffen sehr hohem Verbrennungswert von 8000 kcal/cbmo Die folgende Zahlenta fel 1 gibt einen Uberblick über die Ausbeute bei Tief-, Mitte1- und Seite 7 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Hochtemperaturverkokung. Zahlentafel 1 Ausbeuten bei Tief-, Mittel- und Hochtemperaturverkokung einer Steinkohle mit 32 flüchtigen Bestandteilen. ~ Werkstoff Tieftemp. Mitteltemp. Hochtemp. Koks 80 75 72 ~ Teer ~ 10 7 4 Benzol/Benzin ~ 1 1 1 ,3 Ammoniak Spuren Spuren 0,3 ~ Gas Nm3/t 120 200 330 (Entnommen aus: Winnacker Weingärtner, Chemische Technologie Uo I, S048, München 1952) Das Schwelgas zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Methan, Äthan und Olefinen auso Es erscheint für ei.ne chemische Auswer tung sehr geeignet. Das Schwelwasser enthält grössere Mengen sau rer Oele, die auf wirtschaftlich erfolgreiche Weise gewonnen wer deno 2. Geschichte der Steinkohle~schwelung Entwicklung in England Die Schwelung von Steinkohlen lässt sich bereits im 17. Jahrhun dert nachweisen. handelt es sich bei diesen Verffilchen Nati~lich um einzelne und bedeutungslose Massnahmen, so dass von einer so weit zurückliegenden Geburtsstunde der Schwelindustrie nicht die Rede sein kanno Es ist wohl berechtigt und sinnvoll, den Beginn der Steinkohlenschwelung in den Anfang des Jahrhunderts zu legen, obwohl die erste Leuchtgasfabrikation in eisernen Retorten bei Schwel temperaturen vor sich ging, und in den 60 er Jahren des vo rigen Jahrhunderts die Schwelung auch als solche vorgeschlagen und entsprechende Patente erteilt wurden. Die letzteren dienten vor allem einer hohen Oelausbeute und hatten die Entwicklung von Seite 8 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Schwelwerken in Südwales zur Folgeo Diese Industrie fand jedoch in den 70 er Jahren einen frühen Tod, als die Einfuhr von ameri kanischem Petroleum nach England einsetzte. Um die Jahrhundert wende jedoch hoben einige Engländer ein Schwelverfahren aus der Taufe, das sich bis heute bewährt hat, und als Geburtsjahr der Steinkohlenschwelung lässt sich das Jahr 1906 angeben, in welchem die englische 0 0 a 1 i t e - Gesellschaft gegründet wurde. Al lerdings liesse sich für Deutschland wieder ein anderes Geburts jahr angeben, da hier die Entwicklung vollkommen unabhängig von der englischen stattfand. Die Ooalite-Gesellschaft hatte die Produktion eines leicht ent zündlichen und rauchlosen Brennstoffes für die in England fast ausschliesslich verwandten offenen Kamine zum Ziel. Die Anregung für die Produktion eines solchen Brennstoffes gab die berüchtigte Rauchplage der englischen Großstädte, die auf die vollkommen über holte Bauart der Kamine zurückzuführen waro Hochtemperatur-Koks ist in diesen ausserordentlich unpraktischen, aber sehr beliebten Feuerstätten nicht zu verwenden, da seine Zündtemperatur (Schwel koke-Zündtemp. 350-400°0, Hüttenkoks-Zündtemp. 550-750°0) zu hoch liegto Die Zugwirkung der Kamine ist zu schlecht. Im Scbwelkoks der Ooalite-Gesellschaft, "Ooalite" genannt, waren die für Russ und Rauch verantwortlichen Bestandteile der Kohle weitgehend ent fernt, aber doch so vielleichtflüchtige Bestandteile noch vorhan den, dass eine leichte Entzündbarkeit noch gegeben war. Die Initia toren der neuen Industrie waren Thomas PARKER, die Professoren VoBoLEWES und Ho ARMSTRONG und der Finanzier SALISBURY-JONESo Die Gesellschaft hatte viele Schwierigkeiten zu überwindeno Auch in technischer Hinsicht wurden viele Umwandlungen vorgenommen, doch ist man heute zu dem ursprünglichen von PARKER angegebenen Verfah ren zurückgekehrto Die wissenschaftliche Entwicklung wurde beson ders von LEWES und ARMSTRONG betrieben, die dann von dem 1917 ge gründeten staatlichen Fuel Research Board abgelöst wurdeno Obwohl die wissenschaftlichen UnterSUChungen in zahlreichen Arbeiten wei terbetrieben wurden, lässt sich eine grössere industrielle Ent wicklung bis zum zweiten Weltkrieg nicht erkennen. In den Nach kriegsjahren wurden jedoch in Bolsover moderne Betriebe errich- Seite 9 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen tet, die den Schwelteer weitgehend aufarbeiten und einen wirt schaftlich zufriedenstellenden Absatz zu verzeichnen habeno Entwicklung in den Vereinigten staaten von Amerika Unsere eingangs gemachte Bemerkung, dass sich die Schwelindustrie oft auf solche Brennstoffe beschränken muss, die nicht in die Ko kerei gehen können, war auch der Grund für die Anlage der seiner zeit grö5sten Steinkohlenschwelanlagen der Welt. In der Nähe von South Chinchfield im Staate Virginia fand man eine schlecht backen de Kohle mit etwa 35 flüchtigen Bestandteilen, die zur Errichtung ~ einer Großschwelerei mit 600 t Tagesdurchsatz veranlassteo Das an gewandte Verfahren wurde "Carbocoal-Verfahren" genannt und war auf einer Versuchsanlage im staate New Jersey ausprobiert worden. Das Bemerkenswerte des Verfahrens war, dass man den anfallenden Schwel koks zu Presslingen verarbeitete, die man hernach der Hochtempera tur-Verkokung unterwarfo Der Bau der Grossanlage wurde staatlicher seits unterstützt, 1916 begonnen und 1920 so vollendet, dass der angestrebte Tagesdurchsatz erreicht wurde. Es stellten sich jedoch in kürzester Zeit zahlreiche Fehler der Anlage heraus und bereits 1922 wurden die Anlagen stillgelegt. Heute sind diese Anlagen ab gerisseno Trotz dieses Fehlschlages wurde die Steinkohlenschwelung in kleineren Anlagen weiter betriebeno 1949 wurde ein neuer Gross betrieb vollendet, dessen Errichtung 3 Millionen Dollar kostete. Dieser Betrieb war in kleiner Form schon seit etwa 15 Jahren in Tätigkeito Es handelt sich dabei um die" D i Schwelanla 8 C 0 - ge " der Pittsburgh Oonsolidation Ooal 000 of Pittsburgh, Pennsyl vania. "Disco" ist eine Wortbildung aus "distilled coa1"0 Die kon tinuierlich arbeitende Anlage verarbeitet Feinkohle aus einer zen tralen Waschanlage und setzt täglich 1050 t getrockneter Feinkohle durch. Der Koks fällt in charakteristischen Stückformen an, der Teer wird an die KOPPERS-Gesellschaft abgegeben. Die Anlage bezweckt bezeichnenderweise die Aufarbeitung eines Abfallproduktes, nämlich der Feinkohle unter 3/8" Grösseo Sie wird weiter unten noch näher beschrieben werden. Seite 10 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Geschichtliche Entwicklung in Deutschland In Deutschland beschäftigte man sich zunächst rein wissenschaft lich mit der Steinkohlenechwelungo Die erste, erwähnenswerte Ar beit stammt von BÖRNSTEIN aus dem Jahre 19060 Sie beschäftigt sich mit der Zersetzung fester Brennstoffe bei verschiedenen Tem_ peraturen und dürfte wohl als die erste ernsthafte Arbeit über Schwelung der Steinkohle zu bezeichnen seino Zu dieser Zeit fehl te es an einem Bedarf für die Schwelprodukte gänzlicho Erst als mit dem ersten Weltkrieg und der Blockade ein lebensbedrohender Mineraloelmangel einsetzte, wurde die Steinkohlenschwelung tech nisch interessanto Das im Jahre 1914 gegründete Kaiser-Wilhelm Institut für Kohleforschung arbeitete intensiv auf diesem Gebieto In den letzten Kriegsjahren wurden in kürzester Zeit fünf Schwel anlagen errichtet, vier im Ruhrgebiet und eine in Hamburgo Die Anlagen lehnten sich in keiner Weise an englische Vorbilder an; das Ziel war ja auch nicht, wie in England, der Schwelkoks, sondern der Urteer, der als Marineheizoel verwendet wurde. Man arbeitete mit Drehöfen, weil man mit diesen aus anderen Gebieten der Technik her vertraut war und Eile notwendig waro Der in diesen Betrieben ge wonnene Schwelkoks war von sehr minderwertiger Beschaffenheit. Der Versuch, ihn zur Schiffsfeuerung zu verwenden, hatte den katastropha len Erfolg, dass sich der Schwelkoks in mehreren Fällen auf hoher See entzündete und die schiffe in Brand setzteo Die Naohkriegszeit erlebte den Abbruch dieser unwirtschaftlichen BetriebeX), gab jedoch infolge der weiterhin anormalen wirtschaft lichen Lage (Inflation) Impulse zu neuen Anlagen. Die wissenschaft liche Forschung wurde weitgehend verbreitert, besonders bezüglich des Schwelteerso Sie ist mit den Namen BROCHE, FISCHER, GLUUD, GOLLMER, HOFMANN, JAEGER, KLEIN, KRUBER, SCHRADER, THAU, WEISS GERBER sowie besonders Alfred POTT und Fritz MOLLER verknüpfto Die technische Entwicklung kam jedoch nach den Inflationsjahren nicht wesentlich über einige Versuchsanlagen hinauso Im Ruhrgebiet x)Eine Doppeldrehtrammel der Kohlescheidungsgesellachaft war von 1924 bis 1929 auf einer Stinnes-Zeche in Betrieb. Seite 11