FORSCH U N GSB ER ICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Herausgegeben durch das Kultusministerium Nr.686 Dr.-Ing. Dietrich Wartenberg Bergakademie Clausthal-Zellerfeld Untersuchungen Gber die StromzufGhrung und den elektrischen Antrieb beim Vermessungskreisel Als Manuskript gedruckt Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-03840-5 ISBN 978-3-663-05029-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05029-2 G 1 i e d e run g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. 1. Einfiihrung • .. 5 2. Unte.csuchung des Kreisels in Luft-, Helium- und . . . Wasserstoffatmosphare · s. 6 2. 1 Zweck der Untersuchungen · s. 6 2.2 Versuchsanordnung s. 7 2.3 Gas- und Lagerreibung S. 8 2.4 Betriebsschlupf S. ~o . . . . . . 2.5 Leis tung und Stromstarke · S . 1 ': 2.6 Aufteilung der Leis tung S. 11 2·7 Erwarmungsmessungen S. 15 2.8 Folgerungen . . . . . s . 17 3. Vergleichende Betrachtungen zum einphasigen und drei s. 7 phasigen Betrieb des Vermessungskreisels . -~ 4. Die Stromzufuhr zur Kreiselkugel . S. 22 4.1 Allgemeines S. 22 4.2 Bisherige Ausfiihrungsformen S. " ,- LL. 4.3 Zufiihrung von Einphasenstrom . s. 23 4.4 Stromzufuhr iiber Metallbandspiralen s. 24 4.41 Beschreibung s. 24 4.42 Wirkungsweise bei nicht laufendem Kreisel . s. 26 4.43 Die Bewegungen des Kreisels unter zusatzlicher Einwirkung des Bandrichtmomentes s. 26 . 4.44 Auswahl der Bander zur Stromzufiihrung . c' 20 ,) ./ 5. Weisungsmessungen S. 3D 6. Gerate-Zubehor •. " 32 0 0 7. Das Verhalten des schweregefesselten Kreisels bei veranderlichem Drehimpuls S. 34 . . . . 7. 1 Ergebnis 0C ' • 36 B. Zusammenfassung S. 37 Literaturverzeichnis Qu . 39 Seite 3 1. Einfiihrung Seit dem Jahre 1947 werden im Institut fiir Markscheidewesen der Berg akademie Clausthal unter Leitung von Prof. O. RELLENSrIANN kreisel technische Forschungs- und Entwicklungsarbeiten betrieben. Diese haben bis zum Beginn der in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Untersu chungen zu drei Typen von Vermessungskreiselkompassen gefiihrt. Die beiden zuerst entwickelten Typen wurden von der KreiselmeBstelle der Abteilung Markscheidewesen del' Westfalischen Berggewerkschafts kasse Bochum durchkonstruiert und unter der Bezeichnung Meridianweiser (MW) laufend im Ruhrkohlenbergbau fiir untertagige Richtungswinkelbe stimmungen eingesetzt. Der z.Z. verwendete zweite Typ hat seiner Auf gabe entsprechend folgende charakteristische Merkmale: Das Kernstiick, die Einkreiselkugel, wird wie beim Anschiitzschen Schiffs kreiselkompaB durch Fliissigkeitsauftrieb getragen und horizontiert und durch eine Spule elektromagnetisch innerhalb der geratefesten Hiill kugel zentriert. Die Stromiibertragung erfolgt elektrolytisch von drei Graphitelektroden der Hiillkugel iiber die schwach angesauerte Tragefliissigkeit auf drei gegeniiberliegende Graphitelektroden der Kreiselkugel. Die Richtung wird optisch durch Autokollimatio~ abgenommen. Das Gerat ist robust gebaut, transportsicher und schlagwettergeschiit~t. Mit einer luftgefiillten Kreiselkugel hat das Gerat eine Leistungsauf nahme von ca. 240 W. Als Energiequelle dient ein schlagwettersicherer Druckluft-Turbo Generator von 2 kW. Der dritte Typ ist das Clausthaler Laborgerat Wie es der Laborbetrieb naturgemaB mit sich bringt,· sind an diesem Gerat wiederholt Anderungen und Experimente vorgenommen worden, so daB es in seinem auBeren Aufbau einen labormaBigen Charakter aufweist. Seine Hauptmerkmale nach dem Stande von 1955 sind: Die Einkreiselkugel wird durch Fliissigkeitsauftrieb getragen und durch eine Bandhangung zentriert. Hiillkugel und Blasspule sind nicht vorhan den. Sei te 5 Die Stromubertragung erfolgt elektrolytisch uber drei elektrisch von einander getrennte Schwefelsaure-Tauchkontakte. Die Richtung wird optisch durch Autokollimation abgenommen. Das Gerat ist transportierbar, wenn die Saure aus den drei Kontakt napfen herausgenommen ist. Mit einer luftgeftillten Kreiselkugel hat das Gerat eine Leistungs aufnahme von 80 W. Als Energiequelle dient eine transportable Akkumulatorenbatterie in Verbindung mit einem Gleichstrom-Drehstrom-Motorgenerator von 0,5 kVA. Von Seiten der KreiselmeBstelle wurde wiederholt die Verkleinerung des Meridianweisers und des Zubehors als dringendes Bedurfnis hinstellt, da der groBte Teil der gesamten Einsatzzeit fur die oft· umstandlichen Transporte unter Tage verlorengeht. Dem Verfasser war daher die Aufgabe gestellt, ausgehend von den beiden letzten Geratetypen Untersuchungen anzustellen, um besonders von der elektrotechnischen Seite her eine Verkleinerung des MeBgerates selbst und des Zubehors zu ermoglichen. Dabei durfte als wesentliche Forde rung die Beibehaltung oder Erhohung der bisherigen Weisungsgenauigkeit nicht auBer acht gelassen werden. Dartiber hinaus war zu untersuchen, welche Forderungen an den elektri schen Antrieb in bezug auf Drehzahlkonstanz gestellt werden mussen, wenn hohere Weisungsgenauigkeit als die bisher erreichte angestrebt wird. 2. Untersuchung des Kreisels in Luft-, Helium- und Wasserstoff Atmosphare 2.1 Zweck der Untersuchungen Gewicht und Volumen des Druckluft-Turbo-Generators bzw. des Umformers zusammen mit dem Akkumulator werden in erster Linie durch die Hohe der zum Betrieb des Kreiselgerates erforderlichen elektrischen Leistung bestimmt. Es ist bekannt, daB ein schnell rotierender Kreisel einen groBen Teil der zugeftihrten Leistung zur tlberwindung der Gasreibung benotigt. Da Seite 6 die Gasreibung etwa proportional dem Molekulargewicht des Gases ist, laBt sie sich also durch Verwendung eines leichteren Gases herabsetzen. Das leichteste Gas - Wasserstoff - wird deshalb in Schiffskreisel geraten verwendet. Beim Meridianweiser soll jedoch wegen der in Kohlen gruben geforderten Schlagwettersicherheit kein brennbares Gas zur An wendung kommen. Als Ersatz bietet sich Helium an, welches auch sehr leicht ist und als Edelgas keine Verbindungen mit anderen Elementen eingeht, also auch nicht brennt. Welche Verbesserungen beztiglich der Gasreibung und der Warmeabfuhr zu erwarten sind, laBt sich ungefahr abschatzen: Die Dichten von Luft, Helium und Wasserstoff verhalten sich wie 1 : 0,14 : O,07 und die Warmeleitfahigkeiten wie 1 : 6 : 7. Um die tatsachlichen Leistungs- und Ktihlungsverhaltnisse zahlenmaBig zu er mitteln, wurden im Labor der KreiselmeBstelle in Dortmund die nachfol gend beschriebenen Versuche durchgeflihrt. 2.2 Versuchsanordnung Der Kreiselmotor war in eine vakuumdichte, druckfeste Hohlkugel einge baut. Bei Ftillung der Kugel mit Luft, Helium und Wasserstoff verschie dener Drucke zwischen 0,05 und 1,5 ata wurde der Kreisel im Hochlauf, Dauerbetrieb und im Auslauf untersucht. Bei Hochlauf und Dauerbetrieb wurden gemessen: Spannung, Strom- und Leistungsaufnahme des Kreiselmotors, Erwarmung der Wicklung (durch Widerstandsmessung), Temperatur der Kugelwandung, Druck und Temperatur der Gasftillung in der Kugel, Drehzahl bzw. Schlupf des Kreisels (stroboskopisch). Dazu wurde eine mit dem Kreisel rotierende Strichmarke mit Lichtblitzen von Umformerfrequenz beleuchtet. Die scheinbare Vervielfachung der Marke bei den entsprechenden Bruchteilen der Synchrondrehzahl gestattete die Messung einer groBen Anzahl von Drehzahl- bzw. Schlupfwerten. n Beim Auslauf des Kreisels wurde die Kurve - = f (t), (wobei n die n 's mechanische Drehzahl und n = 339,5 U/s = const. die vom Umformer vor- s gegebene Synchrondrehzahl bedeuten), durch Messung von Drehzahl und Zeit aufgenommen. Von den Auslaufkurven ist ein Beispiel in Abbildung 1 dargestellt. Sei te 7 Ausloulkurvr.ll = f(t) bri 1060to Hrlium n 1,0 ns ' nSQ9 t ;'8 0.7 0,6 0,5 0,4 a] a2 aT 0 10 20 ]0 40 50 60 70 8Q..... t (min) A b b i I dun g 1 n Auslaufkurve -= f (t) bei 1 ,06 ata Helium n s Aus diesen Kurven wurde durch Anlegen der Tangenten punktweise der t7 Differenzenquotient und somit angenahert die Winkelbeschleunigung :~ bestimmt (Winkelgeschwindigkei t w = 2rr.n ). 2.3 Gas- und Lagerreibung Nach der Beziehung M = e· ~~ , Drehmoment = Tragheitsmoment x Winkelbeschleunigung, laBt sich bei bekanntem Tragheitsmoment des Krei sellaufers das Drehmoment, in diesem FaIle das bremsende Moment von Gas- und Lagerreibung, berechnen. Das Tragheitsmoment des Kreisels wurde durch Drehschwingungen an einem Torsionsdraht bestimmt. Das Reibungsmoment von Gas- und Lagerreibung zusammen ist ftir Luft, Helium und Wasserstoff verschiedener Drucke in den Abbildungen 2 und 3 tiber dem Verhaltnis ~ aufgetragen. Man erkennt, daB das Moment mit n s der Drehzahl etwa parabolisch ansteigt. Um das Lagerreibungsmoment allein zu ermitteln, wurden die Kurven scharen M = f (p) mit der Drehzahl als Parameter gezeichnet und nach p = 0 hin extrapoliert. Wegen der Nichtlinearitat der Kurven M = f (p) in der Nahe des Vakuums ergeben sich dabei etwas zu hohe Betrage. Diese Tatsache soll jedoch im folgenden unberticksichtigt bleiben, da die Lagerreibung relativ klein ist. Sei te 8 I MomMtmoDstob: , Skt'1.I2·'O~Ws. '6,6cmp 1250'" 1,00'0 14 13 12 0,501'''' " 10 ,9 ., Q250'0 6 5 4 0,050'0 3 2 ql 0.2 0.3 0.4 Q5 0.6 0." 0.' 0.9 1.0 _..4. n. A b b i I dun g 2 Momentenkurven von Luft- plus Lagerreibung M = f (~s ) fur verschiedene Werte des Luftdruckes f : I Nomrntmanstab: ''',f , SkI! '."2· 'O·JWs = cmp p= 1,5'010 -1.17'1'0 ~5G'G H. J J o u u u ~ ~ • ~ ~ ~ ~ o 0.' 0.2 o.J D.' D.5 0,' 0.7 0.' 0.' -..JLn, _.JLn. A b b i I dun g 3 a) Momentenkurven M f (~s ) bei Heliumfullung fur verschiedene Werte Druckes d~s b) Momentenkurven M = f (~s )bei Wasserstofftillung ftir verschiedene Werte des Druckes Se.ite 9 2.4 Betriebsschlupf Der Schlupf im stationaren Betriebszustand kann im allgemeinen nicht durch Auszahlen der Schlupffrequenz (scheinbare Drehzahl der Strich marke) ermittelt werden, da diese schon bei einem Schlupf von nur 0,02 und einer Synchrondrehzahl von 340 U/s mit 6,8 s-1 zum Auszahlen zu schnell ist. Sie wurde daher durch rtickwartige Extrapolation der Aus laufkurven bis zum Ausschaltzeitpunkt t = 0 gefunden. Hierzu wurden die in Abbildung 4 in groBerem MaBstab dargestellten Anfange der Aus laufkurven benutzt. 2 3 " _,{minI o~~~~~~~~~~ __~ __~ __~ 2~0~~4~0 __~ __~ ~~2-__~ __~ /sI * Schlup! d :r 1- in Abhangigbit 3 von d.r Z.it • " 5 6 7 ~ 9 70 11 l 12 13 Schlupf rio} 1-1t 14 6= 15 16 A b b i 1 dun g 4 Beginn des Auslaufes in Helium bei verschiedenen Drucken, Schlupf ~ = 1 - ~ in Abhangigkeit von der Zeit n s Diese enthalten im Bereich bis 15 ~ Schlupf eine groBe Anzahl von MeB werten, die gut auf einer glatten Kurve liegen, und konnen daher sehr genau bis zur Ordinatenachse verlangert werden. Den Fehler bei der Be stimmung der relativen Betriebsdrehzahl kann man nach Abbildung 4 etwa % mit! 0,1 abschatzen. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 5 und 6 als Funktion des Gasdruckes aufgetragen. Seite 10