FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h.c. Dr. E.h. Leo Brandt Nr.993 Prof. Dr.-Ing. habil. August Götte Dipl.-Ing. Manfred Schäfer Institut für Aufbereitung, Kokerei und Brikettierung der Technischen Hochschule Aachen Untersuchungen über die Entwässerung durch Heizöl umbenetzter Steinkohlenschlämme, insbesondere über das "Convertol"-Verfahren 082 Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG I KOLN UND OPLADEN 1961 ISBN 978-3-663-03835-1 ISBN 978-3-663-05024-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05024-7 Die vorliegende Arbeit wurde im Institut für Aufbereitung, Kokerei und Brikettierung der Technischen Hochschule Aachen durchgeführt. Dem Lei ter des Instituts, Herrn Professor Dr.-Ing. habil. A. GÖTTE, danke ich herzlich für die Anregung zu dieser Untersuchung und für die wohlwollen de Förderung und Beratung bei ihrer Durchführung. Ebenso möchte ich Herrn Professor Dr. habil. W. PETERSEN für seine Hinweise danken. Mein Dank gilt weiterhin dem Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, das die Ausführung dieser Arbeit er möglichte. Seite 3 G 1 i e der u n g Einleitung • . . . • . • . . S. 1 A. Untersuchung verschiedener Einflüsse auf den Endwasser gehalt des Convertol-Konzentrats .••••. S. 10 I. Beziehung zwischen der Höhe des Ölzusatzes und dem Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats •••. S. 10 1. Arbeitsweise und Versuchsbedingungen S. 10 2. Ergebnis der Untersuchung ......• S. 13 3. Untersuchung möglicher Einflüsse auf den Endwasser gehalt des Convertol-Konzentrats bei steigendem Ölzusatz ...••. . . • . • . S. 18 3.1 Zusammenhang zwischen der Größe der ölbenetzten Kohleoberfläche und dem Endwassergehalt des Konzentrats .. S. 18 3.2 Untersuchung des möglichen Kapillareinflusses bei unterschiedlich hohem Öl zusatz auf den End- wassergehalt des Convertol-Konzentrats S. 24 11. Beziehung zwischen Kornaufbau des Schlamms und End wassergehalt des Convertol-Konzentrats sowie Ölbedarf S. 31 111. Beziehung zwischen Kohleart und Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats sowie Ölbedarf • S. 35 IV. Einfluß verschiedenartiger Öle auf den Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats und den Ölbedarf • . • . s. 40 B. Untersuchungen über die Ursachen für das Zurückhalten von Wasser im Convertol-Konzentrat S. 53 I. Einfluß von im Konzentrat enthaltenen Bergen auf den Endwassergehalt •.....•...••. s. 53 1. Arbeitsweise und Versuchsbedingungen S. 53 2. Ergebnis der Untersuchungen .•••. S. 55 11. Untersuchung des Grades der Ölbenetzung umbenetzter Kohlekörner S. 60 1. Schrifttum S. 60 2. Theoretische Überlegungen . S. 61 Sei te 5 3. Eigene Untersuchungen . . • . • . • . • . . . . .. s. 62 3.1 Randwinkel-Messungen im System Kohle + Wasser + Heizöl S. 62 3.11 Arbeitsweise und Versuchsbedingungen . s. 62 3.12 Ergebnisse der Randwinkel-Messungen s. 63 3.2 Reagenzglas-Versuche zur Umbenetzung wasserbe- netzter Kohle . . • • • • . • . . • . • . • . . s. 67 3.3 Mikroskopische Untersuchungen an umbenetzten Steinkohlenschlämmen s. 68 3.31 Vergleich verschiedener mikroskopischer Arbeitsweisen ......•.••.. s. 69 3.32 Ergebnisse der mikroskopischen Unter- suchungen s. 71 111. Im Convertol-Konzentrat durch Kapillarkräfte gebun- denes Wasser . . • • • . • • • S. 78 1. Grundsätzliche Überlegungen zur Untersuchung der Frage . . . . . . . . . . . . s. 78 2. Durchführung der Untersuchung. s. 79 3. Ergebnis der Untersuchung . s. 81 4. Ergänzende Untersuchungen • s. 82 4.1 Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats in Abhängigkeit vom Öl zusatz mit und ohne Zugabe von Terpineol . . • . • • • . . . • • • S. 82 4.2 Untersuchung der den Endwassergehalt bei Ter pineolzusatz möglicherweise beeinflussenden Größen s. 86 5. Zusammenfassende Betrachtung s. 91 IV. Im Convertol-Konzentrat mechanisch eingeschlossenes Wasser . . S. 92 Zusammenfassung s. 95 Schrifttumsverzeichnis • . s. 98 Sei te 6 Einleitung Im Zuge der Mechanisierung der Steinkohlengewinnung und im Bestreben, die Kokskohlengrundlage zu verbreitern, gewinnt das Problem der Feinst korn-Aufbereitung junger Kohlen eine immer größere Bedeutung. Diese stel len der Flotation und der Entwässerung, insbesondere in Gegenwart be trächtlicher Mengen allerfeinster Tone und Letten große Schwierigkeiten entgegen [16, S. 34J*) Das Convertol-Verfahren bietet vielleicht die Möglichkeit, diese Schwie rigkeiten zu überwinden. Es handelt sich hierbei um eine Arbeitsweise zur Sortierung und Entwässerung von Schlämmen, deren Verunreinigungen im wesentlichen aus tonigen oder lettigen Bestandteilen bestehen, wäh rend gröbere Berge weniger gut, oberhalb 0,2 bis 0,3 mm überhaupt nicht mehr abgeschieden werden können. Das Verfahren ist noch sehr jung und hat bisher in der Steinkohlenaufbereitung nur wenig Eingang finden kön nen. Ein besonderer Vorteil liegt darin, daß im Konzentrat ein sehr nied riger Wassergehalt erreicht wird, der nach einer unveröffentlichten Zu sammenstellung von MÜSCHENBORN und SCHIEDER zwischen 7 und 20 % W liegt, während die Flotations-Konzentrate nach der Filterung nicht unter 21 % W enthalten [13, S. 27J. Beim Convertol-Verfahren werden den Schlämmen geringwertige Öle, wie mineralisches Heizöl oder seltener auch Steinkohlenteeröl, in Mengen von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf den Feststoff, zugesetzt, die die Ober flächen der Kohlekörner unter Verdrängung des Wasserfilms benetzen und ihre natürliche Wasserabneigung verstärken. Gleichzeitig werden die Koh lekörner durch das Öl unter Bi~dung verhältnismäßig widerstandsfähiger Aggregate aneinandergeheftet, so daß bei der Entwässerung nur wenig Kohle-Feinstkorn ins Abwasser gelangt. Die Bergeteilchen dagegen blei ben wasserbenetzt und fein verteilt; sie gehen bei der Entwässerung mit dem Wasser, wenn sie fein genug sind, um durch die Öffnungen der Siebe o.ä. hindurchtreten zu können. Vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Entwässerung von Steinkohlen schlämmen, die durch H~izöl umbenetzt worden sind. Über diese Frage ist im Rahmen der Entwicklung und Erprobung des Convertol-Verfahrens von MÜSCHENBORN [SJ, der Gesellschaft für Kohlentechnik m.b.H., Dortmund Eving [9J, LEMKE [11J und HALL und MacPHERSON[1SJ berichtet worden. Eine * Die Zahlen in Klammern weisen auf das Schrifttumsverzeichnis am Ende der Arbeit hin Sei te 7 Klärung der wissenschaftlichen Grundlagen wurde von GÖTTE [16, S. 18 ff.] vorgenommen. MÜSCHENBORN [8] berichtet über Versuche, in denen umbenetzte Schlämme auf .einer Siebschleuder entwässert wurden. Bei einem Fettkohlenschlamm mit 10,4 Gew.-% an Korn <60 ~ wurde mit einem Zusatz von 3 Gew.-% Öl ein Endwassergehalt von 7 % W, bei einem Gasflammkohlenschlamm mit 46,6 Gew. -% Korn < 60 j.L und 10 Gew. -% Öl wurden 11 % als Endfeuch tig keit erreicht. Die Gesellschaft für Kohlentechnik [9, S. 16 ff.] untersuchte u.a. die Frage, welches Verfahren zur Entwässerung umbenetzter Schlämme am zweck mäßigsten anzuwenden ist und kam zu dem Ergebnis, daß mit Siebschleudern der beste Entwässerungserfolg zu erzielen ist. Die Endwassergehalte la gen dabei zwischen 8 und 15 % W, während die bei Filterversuchen erhal tenen Werte sich auf 18 bis 25 % W beliefen. LEMKE [11] berichtet über die Verwendung der Pallmann-Mühle für das Um benetzen der Schlämme mit Öl, wobei mit sehr feinen Schlämmen mit 25 bis 66 Gew.-% an Korn <401l und 14,6 bis 17,1 % Asche in der geschleu derten Kohle 15 bis 26 % Wund 7,8 bis 11,3 % Asche erreicht wurden. LEMKE [11, S. 1293] und MÜSCHENBORN [14, S. 2] geben an, daß mit der Pallmann-Mühle eine vollständige Umbenetzung der Kohlekörner zu errei chen sei. HALL und MacPHERSON [18] untersuchten u.a. die Abhängigkeit des End wassergehalts des Convertol-Konzentrats von der Höhe des Ölzusatzes bei Verwendung von Heizöl, Paraffinöl, Gasöl und einem Gemisch aus Heizöl und Paraffinöl. Sie geben seltsamerweise an, daß sich der Zusatz von Öl auf den Endwassergehalt nicht wesentlich auswirkt und daß der Wasserge halt der geschleuderten Kohle von der Art des zugesetzten Öls verhält 6]. nismäßig unabhängig ist [18, S. Die genannten Verfasser arbeiteten mit einer Pallmann-Mühle und einer Siebschleuder bei einer Beschleuni gung von 1700 x g und bei Maschenweiten des Siebkorbs von 0,2 und 0,3 mm. Die Versuchsergebnisse, die in Anlage wiedergegeben sind, weisen er hebliche Schwankungen innerhalb einer Versuchsreihe auf, so daß aus den Werten keine Kurven gezeichnet werden konnten. Es verwundert daher, daß überhaupt Aussagen über den Einfluß der Ölmenge auf den Endwassergehalt gemacht wurden. Ebensowenig kann mit den Versuchsergebnissen ein Ver gleich der Auswirkung der verschiedenartigen Öle auf den Endwasserge- halt vorgenommen werden, da, wie aus Zahlentafel 28 der Anlage 1 zu ersehen Sei te 8 ist, schon ohne Öl, d.h. unter ganz gleichgehaltenen Versuchsbedingungen, Unterschiede im Endwassergehalt bis zu 10 % auftreten. Der Wert der an gegebenen Behauptungen ist daher sehr gering. Untersuchungen, bei denen die natürliche Wasserabweisung der Kohle durch verschiedene Chemikalien und durch Öle verstärkt werden sollte, wurden von SCHOLZ [17J und von CHAPMAN und ROGERS [19J durchgeführt. Obwohl die Zusatzmengen der Öle sehr gering waren und nur 0,6 Gew.-%, bezogen auf den Feststoff, betrugen, und obwohl keine Umbenetzungsmaschinen ange wandt wurden, konnte der Endwassergehalt der Schlämme gesenkt. werden. Die Öle waren emulgiert zugesetzt worden. Angesichts der von MÜSCHENBORN und LEMKE behaupteten vollständigen Um hüllung der Kohlekörner eines mit der Pallmann-Mühle umbenetzten Schlam mes tauchte die Frage auf, warum sich der Endwassergehalt im Convertol Konzentrat nicht bis auf 0 % W senken läßt. Wie bereits erwähnt, er reicht man tatsächlich nur Werte zwischen 7 und 20 % W. Dieser besonders reizvollen Frage sollte in eigenen Versuchen nachgegangen werden. Zu diesem Zweck mußten die möglichen Ursachen geprüft werden, die das Was ser im Konzentrat festhalten können. Es wurden folgende Möglichkeiten ins Auge gefaßt und den Untersuchungen als Versuchsprogramm zugrunde gelegt: 1. Das Restwasser kann an die Ascheträger des Convertol-Konzentrats gebunden sein 2. Es ist möglich, daß die Kohlekörner umbenetzter Schlämme nicht vollständig von Öl umschlossen sind, so daß an den wasserbenetzten Stellen Adsorptions- und Adhäsionswasser zurückbleiben könnten 3. Durch Kapillarkräfte kann Wasser auch dann festgehalten werden, wenn die Kohlekörner voll von Öl umhüllt sind; die wasserbindenden Kräfte könnten durch einen dünnen Ölfilm hindurchgreifen 4. Wasser könnte mechanisch im Konzentrat eingeschlossen bleiben, beispielsweise dadurch, daß bei der Entwässerung die Kapillaren zwischen den Kohlekörnern durch Öl verstopft sind. Vor der Untersuchung dieser Fragen sollten die verschiedenen Einfluß größen auf den Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats, wie Kornauf bau, Kohleart, Ölsorte untersucht werden; insbesondere sollte auch die Beziehung zwischen der Höhe des Ölzusatzes und des im Konzentrat er reichbaren Endwassergehalts ermittelt werden; dabei konnten in Seite 9 verschiedener Hinsicht wichtige Aufschlüsse erhalten werden. Vor allem sollte festgestellt werden, bei welcher zugesetzten Ölmenge der End wassergehalt einen Niedrigstwert erreicht und wie groß dieser ist. Außer dem war diesen Untersuchungen vielleicht zu entnehmen, unterhalb welcher zugesetzten Ölmenge noch keine vollständige Umhüllung der Kohlekörner mit Öl vorliegen kann, welche Zusatzmenge demnach mindestens erforder lich ist. Schließlich sollten dabei auch die Angaben von HALL und Mac PHERSON nachgeprüft werden. A. Untersuchung verschiedener Einflüsse auf den Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats I. Beziehung zwischen der Höhe des Ölzusatzes und dem Endwassergehalt des Convertol-Konzentrats 1. Arbeitsweise und Versuchsbedingungen ZUlll Umbenetzen des Schlamms wurde ein handelsübliches Rührgerät verwen det, dessen Rührflügel eine Umdrehungszahl von 10 000 U/min und eine Beschleunigung von 6 100 x g erreichte. Die Entwässerung des umbenetz ten Schlamms wurde in einer satzweise arbeitenden Siebschleuder bei einer Beschleunigung von 1 300 x g vorgenommen. Der Durchmesser des Schleuderkorbs betrug 200 mm, die Schleuderdrehzahl belief sich auf 3 500 U/min. Der Schleuderkorb war mit einem Tuch aus Nessel ausgeklei det, das verhindern sollte, daß zu viel Feinstkorn in das Schleuder wasser ging. Dadurch konnte der Einfluß des Kornaufbaus der geschleuder ten Kohle auf den Endwassergehalt weitgehend ausgeschaltet werden. Der Endwassergehalt des Schleuderrückhalts wurde nach dem Xylol-Verfah ren bestimmt, da beim Trocknen der Proben im Trockenschrank ein Teil des in der geschleuderten Kohle enthaltenen Öls mitverdampfte und die Ergebnisse verfälscht wurden. Eine Trocknung der Proben im Exsikkator erwies sich als durchführbar, war jedoch gegenüber dem Xylol-Verfahren langwieriger und umständlicher. Für die Untersuchungen wurde ein Eßkohlenschlamm des Aachener Reviers % mit 17 flüchtigen Bestandteilen benutzt, da dieser in ausreichender Menge für die Versuche zur Verfügung stand. Es sei vermerkt, daß die Eßkohle des Aachener Reviers für die Verkokung geeignet ist. Der Ein fluß des Inkohlungsgrades auf den Endwassergehalt des Konzentrats wurde in einer späteren Untersuchung ermittelt. Seite 10