FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN -WESTF ALEN Nr. 2538/Fachgruppe Chemie Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Heinz Kühn vom Minister für Wissenschaft und Forschung Johannes Rau Prof. Dr. Fritz Umland Dr. Eberhard Hohaus mit Beiträgen von Dr. Wolfgang Riepe. Dr. Klaus Brodte Dr. Cord Schleyerbach. Dr. Dietmar Szonn Anorganisch-Chemisches Institut der Universität Münster Untersuchungen über borhaltige Ringsysteme vom Chelattyp Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Dr. Wolfgang Riepe ist jetzt tätig im Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie, Dortmund. © 1976 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmpH, Opladen 1976 ISBN 978-3-531-02538-4 ISBN 978-3-663-06797-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-06797-9 Inhalt A. Vorwort 7 B. Einleitung und Problemstellung 8 C. Hauptteil 9 I. Uber Borchelate der 2-(2-Hydroxyphenyl)-benzazole 9 1.1. Ausgangspunkt der Untersuchungen 9 1.2. Darstellung und Eigenschaften der Chelate 9 1.2.1. Darstellung der Chelatbildner 9 1.2.2. Umsetzungen mit Diphenylborsöureanhydrid und Bortrifluorid-Diöthylötherat 10 1.2.3. Umsetzungen mit Bortrichlorid 11 1.2.4. Umsetzungen mit Triphenylboroxin und Orthobor söure 13 1.2.5. Diskussion der Ergebnisse 13 1.2.6. Relative Stabilitöten der Borchelate 15 1.3. UV-spektroskopische Untersuchungen 15 1.3.1. Spektren der Stammheterocyclen Pyrrol, Thiophen und Furan und der zu den Chelatbildnern hinfUhren den Derivate 15 1.3.2. Spektren der Hpb-Azole und des Hp-Indols 16 1.3.3. Spektren der Chelate 17 1.3.4. Zusammenhang zwischen relativer Stabilitöt der Chelate und UV-Spektren 17 11. Borchelate mit Chelatbildnern der Pyridin- und Chinolin-Reihe und ihren N-Oxiden 18 11.1. Heteroaromatische N-Oxide als Chelatbildner 18 11.2. Darstellung und Charakterisierung der Chelate 19 11.3. Spektroskopische Untersuchungen 23 11.3.1. IR-Spektren 11 23 11.3.2. Massenspektren und B-Kernresonanzspektren 24 111. Darstellung und Eigenschaften von Diphenylbor chelaten des N-Benzoyl-N-phenylhydroxylamins und verwandter Chelatbildner 27 IV. Phenylborchelate von Azomethinen des Salicyl aldehyds 28 IV.1. Untersuchungen uber Bildung und Stabilitöt der Azomethin-Chelate in Abhöngigkeit von der Aminkomponente 28 IV.2. Darstellungen und Umchelatisierungen 32 IV.3. Untersuchung des Substit~enteneinflusses auf die Massenspektren und B-NMR-Spektren der Diphenylborchelate 33 V. Untersuchung einiger Diphenylborchelate auf ihre Eignung zur analytischen Anwendung 38 3 V.1. Beschreibung der VerdrHn9ungsversuche 38 V.2. Diskussion der Ergebnisse 39 VI. Uper die Bildung von Fluoroborchelaten 40 VI.1. Vergleich der Bildung von Fluorobor- chelaten mit der von Aryl- und Alkyl- borchelaten 40 VI.2. PrUfung der'Bildung von Fluoroborchelaten mit Chelatbildnertypen, die unterschiedliche Koordinationsatome und RinggröBen haben 41 VI.2.1. o- B - O-Koord ination 41 VI.2.2. O-B-N-Koordination 43 VI.2.3. N-B-N-Koord ination 45 VI.3. Ausnahmen von der Regel 45 VI.4. Spektroskopische Untersuchungen 46 VI.4.1 • IR-Spektren 46 VI.4.2. UV-Spektren 46 VI.5. Experimentelles 47 D. Zusammenfassung 49 Literaturverzeichnis 52 Abbildungen 58 Tabellenverzeichnis und Tabellen 69 4 AbkUrzungsverzeichnis Abb. Abbildung Abbn. Abbildungen abs. absolut Ausb. Ausbeute bez. bezogen Dba DiphenylborsHureanhydrid ext. extern Fa. Firma h Stunde, Stunden Hpb-Azol 2-(2-Hydroxyphenyl)-benzazol Hpb-Imidazol 2-(2-Hydroxyphenyl)-benzimidazol Hpb-Thiazol 2-(2-Hydroxyphenyl)-benzthiazol Hpb-Oxazol 2-(2-Hydroxyphenyl)-benzoxazol Hp-Indol 2-(2-Hydroxyphenyl)-indol Hp-Indolenin 2-(2-Hydroxyphenyl)-indolenin Kap. Kapitel min. Minuten Mol.-Masse MolekUlmasse Mol/l Mol pro Liter Nr. Nummer (der Substanz) %d .Th. Prozent der Theorie Schmp. Schmelzpunkt S Schulter (in UV-Spektren) S. Seite s. siehe Tab. Tabelle Tabn. Tabellen THF Tetrahydrofuran Tpb Triphenylboroxin Zers. Zersetzung 5 A. Vorwort Im Jahre 1815 berichtete Vogel [lJ uber einen Borstluremethylester Nachweis mit Curcumapapier, bei dem eine braunrote Verbindung ent steht. Diese Verbindung muß heute als Curcuminato-Bor-Chelat ange sehen werden. Die Darstellung weiterer Borchelate erfolgte aber erst in den letzten Jahrzehnten. Der Name "Borchelate" ruhrt daher, weil derartige Verbindungen sich in der Regel Metallchelaten tlhnlich vei halten. Aus diesem Grunde bezeichneten Toporcer et al. [2J die BZ2 - Gruppe als "Pseudometall-Kation". Das besondere Interesse an der Untersuchung von Borchelaten ergab sich fUr uns daraus, daß das Bor in dem hypothetischen BZ2+-Kation als einwertig-koordinativ zweibindiges "Zentralatom" fungiert und somit die einfachste Modellsubstanz fUr chelatbildende Kationen dar stellt. Andererseits besteht in gewissen borhaltigen heterocyclischen Ringen auch eine enge Verwandtschaft zu anderen organischen Hetero cyclen. Bisher wurden Borchelate fUr analytische Zwecke benutzt, wie Nach weis von Flavonolen und ähnlichen Verbindungen, Bestimmung der Or ganoborsäuren oder Borsäure, Empfindlichkeitssteigerung bei photo metrischen Bestimmungen, Konstitutionsaufklärung von organischen MolekUlen. In neuerer Zeit gewinnt die Anwendung derartiger Chelate auf pharmakologischem und medizinischem Gebiet an Interesse. Bestimm te Chelate lassen sich auch als Fungicide, Herbicide und Insecticide verwenden. 7 B. Einleitung und Problemst~llung Aus verschiedenen Untersuchungen [3-5] geht hervor, daß die Chelat bildung leicht erfolgt, wenn das Bor das Proton einer intramoleku laren WasserstoffbrUckenbindung von 0,24 - 0,26·nm ersetzen kann. Im Rahmen dieser Arbeit sollten die Bedingungen fUr die Bildung von Borchelaten mit noch nicht untersuchten Klassen von Chelatbildnern ermittelt werden. Weitere Untersuchungen waren notwendig zur Klärung noch offener Strukturfragen bei einzelnen Borchelaten. Untersucht wurde auch das unterschiedliche Reaktionsverhalten ver schiedener BZ2-Gruppen bei der Chelatbildung gegenUber den gleichen Chelatbildnern sowie das unterschiedliche Reaktionsverhalten relativ ähnlich aufgebauter Chelatbildner gegenUber den gleichen BZ2-Gruppen. Hierzu war es notwendig, bestimmte Chelatbildner und Chelatbildner klassen systematisch in ihrer Struktur zu verändern. Aus dem unter schiedlichen Verhalten der Verbindungen konnte in vielen Fällen auf die zur Chelatbildung notwendigen Voraussetzungen und Bedingungen rUckgeschlossen werden. 8 C. Hauptteil I. Uber Borchelate der 2(2-Hydroxyphenyl)-benzazole 1.1. Ausgangspunkt der Untersuchungen Uber einige Eigenschaften der Chelate mit der allgemeinen Formell ((Y~C-C) ~ ~ {e;;O =1=a-· Y = NH, Z = C6H5 !~P y = CH2, Z = C6H5 !~: y = NH, Z = F !~: y = CH2, Z = F !g= y = S, Z = C6H5 !~: y = S, Z = Cl 19: y = S, Z = F !,i: y = 0, Z = Cl l~: y = 0, Z = C6H5 l~: y = CH2, Z = Cl H: y = 0, Z = F H: y = NH, Z = C6H5,OH wurde bereits berichtet [6J. Von Schleyerbach [7J war zwar das Di phenylborchelat des Hpb-Thiazols (siehe AbkUrzungsverzeichnis) mit y = S, Z = C6H; (l~) dargestellt worden, jedoch war Uber Bildungs bedingungen, relative StabilitHten sowie noch offene Struktur fragen anderer Borchelate der Hpb-Azol-Reihe nichts bekannt. Neben dem Sub stituenteneinfluß am Bor wurde auch der Einfluß der Heteroatome (Y = NH, S, 0) in l-Stellung des Benzazolsystems auf die Chelatbil dungs tendenz untersucht. Es war auch zu klHren, ob Bor bei Chelat bildung mit Hpb-Azol-Chelatbildnern an das -N= in 3-Stellung koordi niert wird - wie in Formel 1 gezeigt - , oder aber an die Heteroatome Y in l-Stellung, da Holzbecner [8J fUr Metallchelate annimmt, daß im Hpb-Thiazol auch das Heteroatom Y=S des Thiazolringes als Komplexli gand fungiert. Koordination des Bors an die Heteroatome Y in l-Stel lung war jedoch schon deshalb ~nwahrscheinlich, weil der Azol-Stick stoff der unsubsti tuierten 7C -Uberschuß-Heteroaromaten die größte Elektronendichte im Ring aufweist. Durch die Substitution dUrfte sich daran nichts Wesentliches Hndern. Zum Vergleich dafür, daß Bor an das N-Atom 3 solcher Hpb-Azole koordiniert werden kann, wurde H~-Indol, das in der den Azolen entsprechenden Indoleninform (Y = CH2) reagie ren könnte, herangezogen. 1.2. Darstellung und Eigenschaften der Chelate 1.2.1.Darstellung der Chelatbildner Die Hpb-Azole und das Hp-Indolenin der allgemeinen Formel mit Y = NH, S, 0 und CH2 9 wurden nach bereits bekannten Synthesen hergestellt: Das Hpb-Imid azol (Y = NH) nach Walter und Freiser [9], das Heb-Thiazol (Y = S) ~nach Poddar [10J aus Hquimolaren Mengen 2-Am1nothiophenol und Salicylaldehyd in siedendem Äthanol unter gleichzeitigem Einleiten von Sauerstoff, das Hpb-Oxazol (Y = 0) nach Skraup und Moser [11] und das Hp-Indol nach einer von Fischer [12] angegebenen Synthese für Indole. Dazu wurde das Phenylhydrazon des 2-Hydroxyacetophenons [13] mit der fünffachen Gewichtsmenge wasserfreiem ZnCl2 vermischt und fünf Minuten im Ölbad auf 1800C erhitzt. Das dunkelbraune bis schwarze teerige Produkt wurde durch Auskochen mit 0.5 n HCI von ZnCl2 befreit. Die SHure wurde ausgewaschen und das Produkt mehrfach aus Äthanol umkristallisiert. Schmp. 179-1800C, nahezu farblos, Fluoreszenz blauviolett, Ausb. 28.3 % d.Th. C H N o (209.2) Ber. 80.36 5.30 6.69 7.65 Gef. 80.23 5.26 6.56 7.88 1.2.2. Umsetzungen "mit DiphenylborsHureanhydrid und Bortrifluorid DiHthylHtherat l Die Chelate der allgemeinen Formel wurden aus den Chelatbildnern und Dba (Z = C6H5) bzw. BF3-Ätherat (Z = F) dargestellt. In der Regel wurde eine Stunde am Rückflußkühler zum Sieden erhitzt. Die Lösungsmittelmengen wurden so gewHhlt, daß sie gerade zum Lösen der Verbindungen ausreichend waren. Erfolgen keine weiteren Angaben zur Reinigung der Chelate, wurden sie dreimal aus dem gleichen Lö sungsmittel umkristallisiert. Die Ausbeuten liegen - je nach Umkri stallisation - zwischen 50 und 80 % d.Th. Das zwei B(C6H5)2-Gruppen enthaltende Dba wurde zu 50 % der öquimolaren Menge, das BF3-DiHthyl ~therat i~ 10 %igem.Überschuß eingesetzt. Die Bildung der BF2-Chelate 1st gegenüber der B1ldung der B(C6H5)2-Chelate erschwert. Man benö- tigt in der Regel höhersiedende Lösungsmittel. Aus niedrigsiedenden Lösungsmitteln wird vielfach nur ein BF3-Addukt isoliert. Die Schmelz- und Zersetzungspunkte, die Farben, die Fluoreszenz in festem Zustand und die Analysenwerte der Chelate sind der experimen tellen Beschreibung tabellarisch nachgestellt. Y = NH 19 (Z.=.C6H5): Hpb-Im~dazo~ wird. in einem ~enzol-THF-G7misch (1 :1) und e1n1gen Tropfen E1sess1g gelöst. Dem s1edenden Gem1sch fügt man Dba (gelöst in Benzol) zu. Die ausgefallene farblose Substanz löst sich in THF sehr gut, in Methanol weniger leicht und in Toluol sehr schwer. Zur Reinigung wird das in Methanol-THF gelöste 1a mit Toluol versetzt und zum Abdampfen der niedrigsiedenden Lösungsffi!ttel erhitzt. Das Chelat kann auch aus Äthanol oder einem Äthanol-THF-Gemisch um kristallisiert werden. !g (Z = F): Der Chelatbildner wird in Dioxan gelöst und mit BF3- DiHthylötherat umgesetzt. Das ausgefallene Produkt wird abfiltriert, mit heißem Dioxan gewaschen, in einem Methanol-THF-Gemisch (1:4) ge löst und mit Petrolöther ausgeföllt. Die Umföllung erfolgt dreimal. 10 y = S 19 (z = C6H5): Hpb-Thiazol und Dba werden in Benzol umgesetzt [7J. l~ (Z = F): Hpb-Thiazol, in Eisessig gelöst, wird mit BF3-Ätherat umgesetzt und das entstandene 1d aus Xylol und Dioxan um- kristallisiert. == Y = 0 !~ (Z =C H5): Hpb-Oxazol und Dba werden in wenig Benzol unter Zusatz einiger fropfen Eisessig umgesetzt. Umkristallisation aus Benzol und Toluol. !f (Z ~ F): Der Chelatbildner, in Aceton gelöst, wird mit BF3-Äthe rät umgesetzt. Y = CH2 li (z = C6H5): Hp-Indol und Dba werden in Benzol umgesetzt. Umkri stallisation des Chelates je zweimal aus Toluol und n-Butanol. l~ (Z = F): Hp-Indol und BF3-Ätherat werden in Chlorbenzol umgesetzt. 1.2.3. Umsetzungen mit Bortrichlorid Da über die Reaktionsweise von Bortrichlorid mit Chelatbildnern bis her nur wenig [14J bekannt war, wurde versucht, BCi2-Chelate der Hpb-Azole und des Hp-Indols darzustellen. Es zeigte sich, daß sie schon bei sehr viel tieferer Temperatur entstehen als die BF2-Chelate. Die Produkte sind aber außerordentlich hydrolyseempfindlich. Obwohl die Umsetzungen mit den BC1 -Äther-Lösungen unter getrocknetem Stick 3 stoff in einer Trockenbox vörgenommen wurden, kann eine spurenweise Hydrolyse nicht ausgeschlossen werden. Sie sind in den üblichen Lö sungsmitteln schwerlöslich und konnten nur durch Auswaschen mit abs. Lösungsmitteln gereinigt werden. Die BC12-Chelate zeigen keine Schmelzpunkte, sondern zersetzen sich un~er Gasentwicklung. Die Zer setzungspunkte wurden daher in offenen Schmelzpunktröhrchen sofort nach dem Abfüllen unter N2 bestimmt. Y = NH: 2.1 9 (0.01 Mol) Hpb-Imidazol werden in 50 ml heißem abs. Dioxan gelöst und nach dem Abkühlen tropfenweise unter Rühren mit 0.1 m BC13-Äther-Lösung versetzt (2Q%iger Überschuß). Nach einstündi gem Erhitzen des Gemenges und Abkühlenlassen setzt sich das pulveri ~e Produkt als Niederschlag ab, von dem die gelb gefHrbte Dioxan Ather-Lösung unter N2 dekantiert wird. Es wird nochmals mit 50 ml abs. Dioxan zum Sieden erhitzt, unter N2 ab filtriert, mit abs. Dioxan gewaschen und bei 800C getrocknet. Ausb.: 2.00 9 (43.0 % d.Th.). Y = S: 2.27 g (0.01 Mol) Hpb-Thiazol werden in der nötigen Menge warmen abs. Dioxans gelöst und erhitzt. WHhrend des Siedens wird eine BC13-Dioxan-Lösung in 10%igem Uberschuß zugetropft. Die Reinigung des ausgefallenen 11 erfolgte durch intensives Waschen mit heißem abs. Dioxan. Ausb.:--2.84 g (92.2 % d.Th.). Y = 0: 2.11 9 (0.01 Mol) Hpb-Oxazol werden in 75 ml abs. Äther gelöst und mit einer 0.1 m BC13-Äther-Lösung (50 % Uberschuß) tropfenweise unter 11