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Untersuchung von Optimierungsverfahren für rechenzeitaufwändige technische Anwendungen in ... PDF

80 Pages·2007·4.94 MB·German
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FAKULTÄT FÜR MATHEMATIK Untersuchung von Optimierungsverfahren für rechenzeitaufwändige technische Anwendungen in der Motorenentwicklung An der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität Chemnitz eingereichte Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Mathematiker (Dipl.-Math.) Vorgelegt von Martin Stöcker geboren am 5. Dezember 1981 in Schleiz Betreuer: Prof. Luderer Dipl.-Math.(FH) Ste(cid:27)en Kux Chemnitz, den 14. Mai 2007 Aufgabenstellung Untersuchung von Optimierungsverfahren f(cid:252)r rechenzeitaufw(cid:228)ndige technische An- wendungen in der Motorenentwicklung Das Ziel der Diplomarbeit besteht darin, nichtlineare Verfahren der ein- und multikriteriellen Optimierung zu untersuchen, die unter Einhaltung nichtlinearer Nebenbedingungen mit relativ wenigen Funktionswertberechnungen in der Lage sind, globale Extrema zu (cid:28)nden. Dabei ist zu beachten, dass keine Gradienteninformationen zur Verf(cid:252)gung stehen, sehr viele lokale Extrem- punkte existieren und eine Vielzahl an unzul(cid:228)ssigen Punkten die Optimierung erschweren. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, kommen im Besonderen Genetische Algorithmen sowie Ersatzmodell-gest(cid:252)tzte Suchverfahren zur Anwendungen. Die ausgew(cid:228)hlten Verfahren sollen implementiert und in die IAV-Optimierungssoftware (IAV- EngineeringToolbox)integriertwerden;ihreTauglichkeitsollantechnischenBeispielen(1D-Str(cid:246)- mungssimulation, Kettentriebsoptimierung) sowie an geeigneten Testfunktionen gepr(cid:252)ft werden. Weiterhin soll die M(cid:246)glichkeit der Parallelisierung der Verfahren untersucht und die Verfahren ggf. dahingehend erweitert bzw. angepasst werden. 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort 5 2 Einf(cid:252)hrung in die nichtlineare ein- und multikriterielle Optimierung 6 2.1 Grundlagen der nichtlinearen Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1.1 Einkriterielle Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.1.2 Multikriterielle Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.1.3 Eigenschaften von Paretomengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2 Umwandlung multikriterieller Optimierungsprobleme in einkriterielle Aufgaben . 10 2.2.1 Das Verfahren der gewichteten Summe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2.2 Die ε-Constraint-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3 (cid:220)berblick (cid:252)ber Optimierungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.4 Aufw(cid:228)ndige, restringierte Blackbox-Optimierungsprobleme . . . . . . . . . . . . . 16 3 Genetische Algorithmen 18 3.1 Einf(cid:252)hrung in die Optimierung mit Genetischen Algorithmen . . . . . . . . . . . 18 3.1.1 Das Populationskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.1.2 Schematischer Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.1.3 Dekomposition von Optimierungproblemen . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.1.4 Weitere Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.2 Multiobjective real-coded Bayesian Optimization Algorithm (MrBOA) . . . . . . 21 3.2.1 Ablauf der Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.2.2 Initialisierung und Zielfunktionswertbestimmung . . . . . . . . . . . . . . 22 3.2.3 Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.2.4 Modellbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.2.5 Erzeugen einer neuen Population . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2.6 Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4 Ersatzmodell-gest(cid:252)tzte Algorithmen 38 4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.2 Approximation nach Kriging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.3 Model-Assisted Evolutionary Strategy (MAES) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.3.1 Ablauf der Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.3.2 Initialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.3.3 Zielfunktions- und Fitnesswertbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.3.4 Training des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.3.5 Ermittlung eines neuen Punktes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.4 Enhanced Modelbased Multiobjective Optimization Algorithm (EMMA) . . . . . 48 4.4.1 Ablauf der Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.4.2 Training der Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.4.3 Ermittlung neuer Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.4.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 2 Inhaltsverzeichnis 5 Vergleiche von Optimierungsalgorithmen 53 5.1 Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 5.2 Analytische Testfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 5.3 Technische Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 5.4 Vergleichskriterien f(cid:252)r Optimierungsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.4.1 Einkriterielle Optimierungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.4.2 Multikriterielle Optimierungsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.5 Ergebnisse und Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 5.5.1 Einkriterielle Testprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 5.5.2 Multikriterielle Testprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.6 Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6 Zusammenfassung und Ausblick 75 3 Abbildungsverzeichnis 2.1 Zul(cid:228)ssige Menge, Paretomenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 Beschleunigung und Preis (cid:21) zwei konkurrierende Ziele . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 Anwendung der gewichteten Summenmethode bei konvexer und nichtkonvexer Paretomenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.4 Die ε-Constraint-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.5 (cid:220)bersicht (cid:252)ber Optimierungsverfahren der nichtlinearen Optimierung . . . . . . . 14 3.1 Einteilung der Individuen einer Population in R(cid:228)nge . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.2 Bewertung von Punkten hinsichtlich der Sharing Intensity . . . . . . . . . . . . . 25 3.3 Crowding Distance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.4 Fitnesswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.5 Behandlung von Nebenbedingungen im MrBOA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.6 Graphisches Modell zur Darstellung von Abh(cid:228)ngigkeiten zwischen mehreren Er- eignissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.7 Zerlegung eines Graphen in seine zwei Zusammenhangskomponenten . . . . . . . 33 4.1 Beispiel eines Kriging-Modells mit Bewertung der Sicherheit der Approximation . 47 4.2 Verlauf des Parameters w w(cid:228)hrend einer Optimierung mit 300 Zielfunktionsaus- wertungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 5.1 Testfunktion Rosenbrock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 5.2 Testfunktion Griewank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 5.3 Testfunktion Himmelblau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 5.4 Testfunktion Rastrigin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.5 Testfunktion Deb 2 mit zul(cid:228)ssigem Bereich (gr(cid:252)n) . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 5.6 Festlegen einer Optimierungsaufgabe in der EngineeringToolbox . . . . . . . . . . 60 5.7 Die EngineeringToolbox w(cid:228)hrend der Bearbeitung eines Optimierungsproblems . 60 5.8 Simulation von Steuerketten durch V-CD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 5.9 Darstellung eines Modells mit GT-Power . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.10 Verlauf der Optimierung von Testproblemen in Abh(cid:228)ngigkeit der Anzahl berech- neter Zielfunktionswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4 1 Vorwort Optimierung spielt in Entwicklung und Technik eine immer gr(cid:246)(cid:255)ere Rolle. Um Rohsto(cid:27)e und Kapazit(cid:228)ten voll auszusch(cid:246)pfen, Bauteile zu optimieren und komplexe Abl(cid:228)ufe e(cid:30)zient zu ver- walten, werden verst(cid:228)rkt M(cid:246)glichkeiten mathematischer Optimierung genutzt. Dabei treten in der Technik Probleme auf, die mit klassischen Optimierungsverfahren nicht zufriedenstellend ge- l(cid:246)st werden k(cid:246)nnen. Herk(cid:246)mmliche Optimierer nutzen beispielsweise Gradienten oder vertrauen auf die Konvexit(cid:228)t des Zielraumes. Doch bei technischen Anwendungen sind Gradienteninformationen meist nicht verf(cid:252)gbar, die Zielfunktionen sind hochgradig nichtlinear. Nichtlineare Nebenbedingungen und (cid:18)L(cid:246)cher(cid:16) in der zul(cid:228)ssigen Menge erschweren die Optimierung. Dar(cid:252)ber hinaus wird in vielen F(cid:228)llen nicht nur ein Ziel verfolgt, sondern mehrere, sich teilweise widersprechende Kriterien sol- len verbessert werden. Um unter diesen schwierigen Bedingungen eine Verbesserung der Zielfunktionen m(cid:246)glich zu ma- chen, ist es n(cid:246)tig, alle verf(cid:252)gbaren Informationen aus bekannten Punkten zu verwerten um den Zielraum zu analysieren. Diese Diplomarbeit stellt Optimierungsmethoden zur L(cid:246)sung der oben beschriebenen Optimie- rungsaufgaben vor, die mit einem Minimum an Funktionsauswertungen auskommen. Die vorliegende Arbeit ist wie folgt gegliedert: Kapitel 2 stellt eine kurze Einf(cid:252)hrung in die ein- und multikriterielle Optimierung dar. Dabei wird zun(cid:228)chst auf grundlegende Begri(cid:27)e und die R(cid:252)ckf(cid:252)hrung von multikriteriellen Optimierungsproblemen auf einkriterielle eingegangen. Der zweite Teil enth(cid:228)lt einen (cid:220)berblick (cid:252)ber g(cid:228)ngige Optimierungsverfahren und stellt die Klasse der aufw(cid:228)ndigen Blackbox-Optimierungsprobleme vor. Die Kapitel 3 und 4 beschreiben jeweils ein Verfahren zur L(cid:246)sung von aufw(cid:228)ndigen Blackbox- Optimierungsproblemen: Kapitel 3 umrei(cid:255)t zuerst grundlegende Eigenschaften Genetischer Al- gorithmen und beschreibt dann einen modernen Genetischen Algorithmus am Beispiel des Ver- fahrens MrBOA. Der Algorithmus MAES, der in Kapitel 4 vorgestellt wird, z(cid:228)hlt zur Klasse der Ersatzmodell-gest(cid:252)tzten Optimierungsverfahren. Seine Funktionsweise wird im ersten Teil des Kapitels beschrieben. Zur Beseitigung von Schwachstellen des MAES wird im zweiten Teil das Verfahren EMMA eingef(cid:252)hrt. Die Bewertung der betrachteten Optimierungsalgorithmen erfolgt im Kapitel 5. Die Leistungsf(cid:228)- higkeit der einzelnen Methoden wird an analytischen Testproblemen und einigen Problemen aus der Technik bestimmt. Kapitel 6 fasst die gewonnen Erkenntnisse zusammen. 5 2 Einf(cid:252)hrung in die nichtlineare ein- und multikriterielle Optimierung DasfolgendeKapitelsolleinenEinblickindieein-undmultikriterielleOptimierungnichtlinearer Funktionen geben. Grundlegende De(cid:28)nitionen und Konventionen werden im ersten Teil bereit- gestellt; der zweite Abschnitt erl(cid:228)utert die Umwandlung multikriterieller Optimierungsprobleme in einkriterielle. Nach einem (cid:220)berblick (cid:252)ber bekannte Verfahren der nichtlinearen Optimierung wird im letzten Teil die besondere Klasse der aufw(cid:228)ndigen Blackbox-Optimierung vorgestellt, mit der sich diese Diplomarbeit haupts(cid:228)chlich befasst. WennnachstehendAufgabenderein-undmultikriteriellenOptimierungangegebenwerden,han- delt es sich stets um Minimierungsaufgaben. Da die Maximierung einer Funktion f (cid:228)quivalent zur Minimierung von f ist, stellt dies keine Einschr(cid:228)nkung dar. − 2.1 Grundlagen der nichtlinearen Optimierung Ein allgemeines nichtlineares Mehrziel-Optimierungsproblem besteht aus einer Anzahl von Ziel- funktionendieunterBeachtungvonNebenbedingungenminimiertbzw.maximiertwerdensollen. Die Argumente x = (x ,x ,...,x )τ der Zielfunktionen werden als Variablen, in der Technik 1 2 N h(cid:228)u(cid:28)g auch als Parameter, Parameterwerte oder Entscheidungsvariablen bezeichnet. Gegeben sind M Zielfunktionen f ,f ,...,f mit f : RN R, m = 1,2,... M. Eine nichtli- 1 2 M m → neare Minimierungsaufgabe kann wie folgt beschrieben werden: Minimiere fm(x) m = 1,2,...,M u.d.N. gj(x) 0 j = 1,2,...,J (2.1) ≥ hk(x) = 0 k = 1,2,...,K x(L) x x(U) i = 1,2,...,N i ≤ i ≤ i x RN. ∈ Die Minimierung der Zielfunktion(en) erfolgt unter Einhaltung von Nebenbedingungen. Die Funktionen g : RN R, j = 1,2,...,J, stehen dabei f(cid:252)r Ungleichheitsnebenbedingungen; j → die Gleichheitsnebenbedingungen werden durch die Funktionen h : RN R, k = 1,2,...,K, k → beschrieben.Zus(cid:228)tzlichwerdenf(cid:252)rdieParameterwertexmeistIntervallgrenzenvorgegeben:x(L) i (U) gibt die untere Grenze, x die obere Grenze der Variablen x an. i i Die Menge aller x RN, die in den gegebenen Intervallgrenzen liegen und sowohl die Ungleich- ∈ heits- als auch die Gleichheitsnebenbedingungen erf(cid:252)llen, bezeichnet man als zul(cid:228)ssige Menge: S = x RN g (x) 0, j = 1,2,...,J h (x) = 0, k = 1,2,...,K j k { ∈ | ≥ ∧ ∧ (2.2) (L) (U) x x x ,i = 1,2,...,N i ≤ i ≤ i } 6 Kapitel 2. Einf(cid:252)hrung in die nichtlineare ein- und multikriterielle Optimierung Fasst man die Zielfunktionen zur Funktion F : RN RM, F = (f ,f ,...,f )τ zusammen, 1 2 M → lassen sich nichtlineare Optimierungsaufgaben kurz als Minimiere F(x) (2.3) u.d.N. x S RN ∈ ⊆ darstellen. Das Bild F(S) der zul(cid:228)ssigen Menge S wird als Zielraum von F bezeichnet. Abbildung 2.1: Zul(cid:228)ssige Menge, Paretomenge Abbildung 2.1 visualisiert eine spezielle Optimierungsaufgabe mit zwei Parametern und zwei Zielfunktionen: Die linke Gra(cid:28)k zeigt die zul(cid:228)ssige Menge; auf der rechten Darstellung ist die Bildmenge der berechneten Variablen und die Paretomenge bei Minimierung der Zielfunktionen f und f zu sehen. 1 2 2.1.1 Einkriterielle Optimierung Falls in (2.1) nur eine Zielfunktion vorhanden ist (M=1), spricht man von einer einkriteriellen Optimierungsaufgabe. Ist die zul(cid:228)ssige Menge S nichtleer und kompakt und f eine stetige Funktion, dann existiert ein 1 x∗ S RN, das die Zielfunktion f minimiert. 1 ∈ ⊆ Ein Punkt x∗ S wird als lokales Minimum der Funktion f : RN R bezeichnet, wenn es eine 1 ∈ → solche Umgebung U von x∗ gibt, dass f (x∗) f (x) x U S. 1 1 ≤ ∀ ∈ ⊆ Die Funktion f : RN R besitzt an der Stelle x∗ ein globales Minimum, falls gilt 1 → f (x∗) f (x) x S. 1 1 ≤ ∀ ∈ 7 Kapitel 2. Einf(cid:252)hrung in die nichtlineare ein- und multikriterielle Optimierung 2.1.2 Multikriterielle Optimierung DieseArtvonOptimierungsaufgabenwirdauchalsMehrziel-oderVektoroptimierung bezeichnet. Im Gegensatz zur einkriteriellen Optimierung wird nicht nur eine Funktion minimiert, sondern mehrereZieleverfolgt.DieseKriterienk(cid:246)nnensichgegenseitigbedingen,sichwidersprechenoder auch v(cid:246)llig unabh(cid:228)ngig sein. Die L(cid:246)sungsmenge einer multikriteriellen Optimierungsaufgabe ist dementsprechend kein ein- zelner Punkt, sondern eine Menge an Kompromissl(cid:246)sungen, die Paretomenge oder Paretofront genannt wird. Alle Elemente dieser Menge sind optimal (cid:21) ein Vergleich ist nicht ohne Weiteres m(cid:246)glich(sieheAbschnitt2.1.3).DasZieleinermultikriteriellenOptimierungistsomitdieBestim- mung einer Approximation der Paretomenge, aus der der Anwender dann geeignete L(cid:246)sungen ausw(cid:228)hlenkann.EingeeigneterAlgorithmuszurMehrzieloptimierungmussalsoeinerseitsschnell zur Paretomenge konvergieren und andererseits die Menge m(cid:246)glichst gleichm(cid:228)(cid:255)ig approximieren. 2.1.3 Eigenschaften von Paretomengen Abbildung 2.2: Beschleunigung und Preis (cid:21) zwei konkurrierende Ziele DieL(cid:246)sungsmengeeinerMehrzieloptimierung,dieApproximationderParetomenge,kannalseine Menge von Kompromissen beschrieben werden. Diese Eigenschaft soll am Beispiel eines Auto- kaufs beschrieben werden: Kunde M w(cid:228)gt bei seiner Kaufentscheidung ausschlie(cid:255)lich die Gr(cid:246)(cid:255)en Preis und Beschleunigung von 0 auf 100 in Sekunden gegeneinander ab. Verwendet er ein Opti- mierungsverfahren, das ihm bei der Entscheidungs(cid:28)ndung behil(cid:29)ich ist, zeigt Abbildung 2.2 eine m(cid:246)gliche L(cid:246)sung. Die L(cid:246)sungsmenge besteht nicht nur aus einem einzelnen Punkt (ein bestimmtes Fahrzeug), sondern aus den Autos, die in ihrem Preis-Beschleunigungs-Verh(cid:228)ltnis von keinem anderen ge- schlagen werden. Fahrzeug B geh(cid:246)rt nicht zur Paretomenge, da Automobil A zum gleichen Preis mit einer besseren Beschleunigungszeit angeboten wird. Diese Relation bezeichnet man als Do- minanz. Auto A dominiert Wagen B, da es in einem Kriterium zumindest nicht schlechter und im zweiten besser ist. 8 Kapitel 2. Einf(cid:252)hrung in die nichtlineare ein- und multikriterielle Optimierung Mathematisch wird die Relation Dominanz wie folgt beschrieben: De(cid:28)nition 1: GegebenseieinmultikriteriellesOptimierungsproblemwiein(2.1)beschrieben.EinPunktx S ∈ dominiert y S, kurz: x y, falls gilt: ∈ ≺ m 1,2,...,M : f (x) f (y) und m m ∀ ∈ { } ≤ j 1,2,...,M : f (x) < f (y). j j ∃ ∈ { } Betrachtet man nun zwei L(cid:246)sungen x und y, so gibt es drei m(cid:246)gliche Beziehungen zwischen ihnen: 1. x dominiert y 2. x wird durch y dominiert 3. x und y dominieren sich nicht. Es ergeben sich weitere Eigenschaften der Dominanzrelation aus obiger De(cid:28)nition: Re(cid:29)exivit(cid:228)t Die Dominanzrelation ist nicht re(cid:29)exiv, da sich ein Element x nach De(cid:28)nition 1 nicht selbst dominiert. Symmetrie Die Relation ist nicht symmetrisch, da aus x y nicht y x folgt (gerade das ≺ ≺ Gegenteil ist der Fall: y wird durch x dominiert). Transitivit(cid:228)t Die Dominanzrelation ist transitiv: Gilt x y und y z, dann folgt x z. ≺ ≺ ≺ Mit Hilfe der Dominanzrelation k(cid:246)nnen nun die Begri(cid:27)e nichtdominiert, paretooptimal und Pa- retomenge erkl(cid:228)rt werden. De(cid:28)nition 2: 1. Ein Punkt x S hei(cid:255)t nichtdominiert bez(cid:252)glich einer Menge T S genau dann, wenn kein ∈ ⊆ Element in T existiert, das x dominiert: ∄ x T : x x. ∈ ≺ 2. Ein Punkt x ist paretooptimal genau danbn, wennbx nichtdominiert bez(cid:252)glich S ist. 3.Eine Menge X S hei(cid:255)t Paretomenge oder Paretofront genau dann, wenn sie nur aus nicht- ⊆ dominierten Punkten besteht. DasL(cid:246)seneinermultikriteriellenOptimierungsaufgabeentsprichtderSuchenachderParetomen- ge. Ein Optimierungsverfahren kann stets nur eine diskrete Approximation dieser Menge liefern. Zu jeder nichtleeren Paretomenge einer Vektoroptimierungsaufgabe werden der Idealpunkt und der Nadirpunkt wie folgt de(cid:28)niert: BeieinerOptimierungsaufgabemitM Zielfunktionenexistiertf(cid:252)rjedeZielfunktioneinOptimal- wert, der unabh(cid:228)ngig von den anderen Zielfunktionen ist. Der Vektor, der aus diesen optimalen Zielfunktionswerten gebildet wird, hei(cid:255)t Idealpunkt. Der Nadirpunkt ist der Vektor, dessen m-te Komponente dem schlechtesten Wert der m-ten Zielfunktion in der Paretomenge entspricht. 9

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An der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität Chemnitz eingereichte . 3.1 Einteilung der Individuen einer Population in Ränge .
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