Philip Würfel Unter Strom Die neuen Spielregeln der Stromwirtschaft Unter Strom Philip Würfel Unter Strom Die neuen Spielregeln der Stromwirtschaft 2., überarbeitete, aktualisierte und korrigierte Auflage Philip Würfel Heidelberg, Deutschland ISBN 978-3-658-15163-8 ISBN 978-3-658-15164-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15164-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2015, 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Ebenso wenig wäre vor zwei Jahren die Aussage richtig gewesen, die Energiewende hätte zwei Jahre zuvor, im Frühjahr 2011, mit den Beschlüssen des Kernkraftaus- stiegs begonnen. Genauso falsch wäre es heute zu behaup- ten die Herausforderungen der Energiewende seien in den VII VIII Break Time letzten beiden Jahren kleiner geworden. Das Gegenteil trifft zu. Viele der Problemstrukturen, die ich in der ersten Auflage beschrieben habe, bestehen weiterhin. Die meis- ten haben sich verschärft. Explodierende Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien oder der Streit um den erforderlichen Netzausbau sind aktuell die Schlagworte in der öffentlichen Diskussion der Energiewende. Nicht viel Entscheidendes hat sich in den letzten bei- den Jahren im Vergleich zu den Strukturen unseres Ener- gie- bzw. Stromversorgungssystems von vor zwei Jahren verändert. Weshalb dann eine zweite Auflage zum jetzigen Zeitpunkt? Tatsächlich bin ich der Überzeugung, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt für eine neue Auflage ist. Die letz- ten beiden Jahre waren für die Energiewende eine Art Übergangsphase. Übergangsphasen sind selten sonderlich spannend. Meistens verlaufen sie zäh. Mit der Übergangs- phase der letzten Jahre verhält es sich anders. Es scheint so, als ob die Energiewende Luft geholt hat und nun zum gro- ßen, vielleicht dem entscheidenden, Sprung ansetzt. Und das, obwohl es nicht wirklich zu größeren technologischen Durchbrüchen oder energiepolitischen Veränderungen gekommen ist. Weder gab es weitreichende Veränderun- gen am Strommarkt-Design noch gab es den energiepo- litisch großen Wurf, was die Förderung der Erneuerbaren Energien anbelangt. Auch der gordische Knoten des lah- menden Netzausbaus, seit Jahren das ungeliebte Problem- kind der Energiewende, wurde nicht wirklich zerschlagen. Es gab emotionale Diskussionen in Politik, Wirtschaft und der medialen Öffentlichkeit. Wie immer angeheizt durch Break Time IX das mehr oder weniger transparente Wirken der jeweiligen Interessengruppen. Wie langweilig wäre die Energiewelt ohne die Lobbyisten?! Doch diese Diskussionen, inklusive der Wucht ihrer Heftigkeit, gab es auch schon in früheren Jahren. Sie tragen nicht mehr wirklich zur Unterhaltung bei. Die Probleme köcheln weiter vor sich hin und stellen sich heute in nicht minder gravierender Dimension dar, wie sie es bereits vor zwei Jahren getan haben. Trotzdem gab es in den vergangenen 24 Monaten kein „Business as usual“ in der Energiepolitik. Das Spannende waren nämlich nicht die tatsächlichen Veränderungs- prozesse. Es waren vielmehr die sich andeutenden Verän- derungsprozesse. Und die haben es wahrlich in sich. Sie haben das Potenzial zu richtigen „Brechern“ der Ener- giewende zu werden. Hat die Bundesregierung mit ihrer Reform des EEG im Jahr 2014 die ersten Pilotausschrei- bungen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien durchge- führt, so soll nach dem Abschluss der ersten Pilotprojekte dieses Instrument für den flächendeckenden, gesteuer- ten Ausbau auch jenseits der Photovoltaik auf andere Technologien ausgeweitet werden. Eine fast 30-jährige Geschichte, eine Erfolgsgeschichte der garantierten Ein- speisevergütungen für Erneuerbare Energien, wird vermut- lich beendet. Ebenso zeichnet sich das Ende der großen Energiekonzerne wie wir sie kennen ab. E.ON und RWE wollen, als Getriebene der Energiewende, den Betrieb kon- ventioneller Kraftwerke aufgeben bzw. auslagern und sich vornehmlich nur noch auf das Geschäft mit Erneuerbaren Energien konzentrieren. Ein Stück deutscher Industrie- historie wird enden. Was könnte die Dynamik der Ener- X Break Time giewende mit ihrem Ziel, die Leitfunktion in unserem Energieversorgungssystem an die regenerativen Energien zu übertragen, deutlicher machen? Die Champions zit- tern. Mit der E-Mobilität zeichnet sich immer deutlicher ein potenzieller Weg ab, den Erneuerbaren Energien auch einen Weg in den bisher abgeschlossenen Mobilitätsmarkt zu bahnen. Es wäre der Beginn eines Quantensprungs für die Energiewende. Sie würde die Grenzen der klassi- schen Stromversorgung sprengen und in andere Sekto- ren hineinwirken. Mit den Beschlüssen von Paris hat die Weltgemeinschaft das ambitionierte Ziel einer „Quasi- dekarbonisierung“ der Weltwirtschaft bis zur Mitte des Jahrzehnts proklamiert. Ob dieses Ziel realistisch ist, geschweige denn jenseits der Gipfeleuphorie gegen alle wirtschaftlichen und technologischen Wiederstände durch- setzbar, muss sich in den kommenden Jahrzehnten erst erweisen. Die „Mühen der Ebene“ zeichnen sich bereits ab. Trotzdem ist das proklamierte Klimaziel in der Welt und wird nicht verschwinden. Allein die Tragweite seiner Exis- tenz wird Rückkopplungen auch auf die deutsche Energie- wende haben. All diese Entwicklungen zeichnen sich ab, ohne dass sie ihre vollen Auswirkungen auf die Energie- wende heute bereits entfalten. Das Ziel der zweiten Auf- lage ist es, die Hintergründe dieser Veränderungsprozesse soweit zu erläutern um ihre potenziellen Implikationen für die Strom- bzw. Energieversorgung und somit auch auf die Energiewende einschätzen zu können. Der Rückblick auf den bisherigen Weg der Energiewende ist spannend. Mehr noch ist es der Ausblick. Im Vorwort zur ersten Auflage habe ich von meinem Neffen berichtet. Zu einem gewis- sen Grad war er mein Antrieb „Unter Strom“ zu schrei- Break Time XI ben. Damals, vor zwei Jahren, krabbelte er noch durch den Garten. Heute rennt er. Dafür krabbelt heute seine kleine Schwester, meine Nichte, durch den Garten. Menschen entwickeln sich, ebenso die politischen und technischen Rahmenbedingungen der Energiewende, die durch Men- schen definiert werden. Die zweite Auflage von „Unter Strom“ soll ihnen die Veränderungen dieser Rahmenbe- dingungen der Energiewende erläutern und gleichzeitig auf der Grundstruktur der ersten Auflage aufbauen.