Das Betriebs- und Alterungsverhalten biologisch schnell abbaubarer Hydrauliköle Von der Fakultät für Maschinenwesen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften genehmigte Dissertation vorgelegt von Dipl.-Ing. Marc Werner aus Orsoy, jetzt Rheinberg Berichter: Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Murrenhoff Univ.-Prof. Dr. rer. nat. M. Schneider Tag der mündlichen Prüfung: 28. November 2000 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar Meinen Eltern Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mit- arbeiter am Institut für fluidtechnische Antriebe und Steuerungen der RWTH Aachen. Mein Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Professor Murrenhoff für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit und die gewährten Freiräume. Herrn Professor Schneider danke ich für die Durchsicht der Arbeit, Herrn Professor Feldhusen für die Übernahme des Vorsitzes bei der mündlichen Doktorprüfung. Für die Unterstützung durch interessante Diskussionen und unzählige Öllieferungen gilt mein Dank der Firma Fuchs Petrolub und ihren Mitarbeitern, insbesondere Herrn Professor Mang und Herrn Luther. Die Durchführung dieser Arbeit wäre ohne die Unterstützung durch die Mitarbeiter des IFAS nicht möglich gewesen. Stellvertretend danke ich hierfür den Herren Win- gens, Dülken und Kochs sowie Frau Schütte und Herrn Klee. Meinen studentischen Mitarbeitern F. Förster, A. Bierwirth, M. Dittrich, M. Hopp und S. Wernekinck danke ich für die engagierte Erfüllung ihrer teilweise schmierigen Aufgaben. Herrn D. Bub- now danke für die Durchführung zahlloser Oxidationsversuche. Herrn M. Schmidt danke ich für die freundschaftliche Büroatmosphäre. Abschließen möchte ich das Vorwort mit einem herzlichen Dank an meine Eltern, die mich auf meinem Weg stets unterstützt haben. Aachen, im Dezember 2000 Marc Werner Kurzfassung Die Kenntnis des Betriebs- und Alterungsverhaltens biologisch schnell abbaubarer Hydraulikfluide ist eine Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz dieser Fluide in hydraulischen Systemen, insbesondere im Bereich der Mobilhydraulik mit seiner ho- hen Leistungsdichte. In dieser Arbeit werden deshalb umfangreiche Untersuchungen im Labor und Prüffeld am Beispiel von verschiedenen biologisch schnell abbaubaren Hydraulikfluiden durchgeführt. Die Untersuchungen in dieser Arbeit verdeutlichen, daß die Alterungsvorgänge in biologisch schnell abbaubaren Fluiden von vielen Faktoren beeinflußt werden. Einige Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung dieser Fluide werden ebenso besprochen, wie die Möglichkeiten zur optimierten Gestaltung von Hydrauliksystemen. Abstract The knowledge of the operation and ageing behaviour of ecologically acceptable hy- draulic fluids is a prerequisite for successful applications of these fluids in hydraulic systems, in particular in the area of mobile hydraulic with its high power density. This thesis presents extensive investigations which were performed in laboratory as well as in test field using different kinds of ecologically acceptable hydraulic fluids. The investigations indicate that the ageing processes of ecologically acceptable fluids are influenced by many parameters. Some starting points for the improvement of these fluids are discussed as well as the possibilities for an optimised design of hydraulic systems. Inhalt Inhalt 1 Einleitung......................................................................................................5 1.1 Aufgabenstellung......................................................................................6 2 Stand der Technik........................................................................................7 2.1 HE-Fluide..................................................................................................7 2.1.1 Native Ester.................................................................................................7 2.1.2 Synthetische Ester.......................................................................................8 2.1.3 Additive......................................................................................................11 2.2 Fluidprüfung............................................................................................15 2.2.1 Laborprüfung.............................................................................................15 2.2.2 Prüfstandstests..........................................................................................17 2.3 Alterungsvorgänge..................................................................................19 2.3.1 Katalysatoren.............................................................................................19 2.3.2 Oxidation....................................................................................................20 2.3.3 Hydrolyse...................................................................................................24 2.3.4 Reaktionskinetik ........................................................................................26 3 Laborprüfung der Oxidationsstabilität.........................................................29 3.1 Versuchsaufbau......................................................................................29 3.2 Katalysatoreinfluß auf Grundöle.............................................................31 3.2.1 Oxidation eines gesättigten Esters............................................................32 3.2.2 Oxidation von Rapsöl................................................................................33 3.2.3 Oxidation von TMPO.................................................................................35 3.2.4 Zusammenfassung des Katalysatoreinflusses auf Grundöle....................38 3.3 Katalysatoreinfluß auf Formulierungen...................................................40 3.3.1 Oxidation eines HETG...............................................................................40 3.3.2 Oxidation eines teilgesättigten HEES........................................................41 1 3.3.3 Oxidation eines gesättigten HEES............................................................42 3.3.4 Zusammenfassung des Katalysatoreinflusses auf HE-Fluide...................44 4 Laborprüfung der Hydrolysestabilität..........................................................47 4.1 Einfluß des Wassergehaltes...................................................................47 4.1.1 Versuchsaufbau.........................................................................................47 4.1.2 Hydrolyse eines HETG..............................................................................47 4.1.3 Hydrolyse eines teilgesättigten HEES.......................................................49 4.1.4 Zusammenfassung der Wassereinflusses.................................................50 4.2 Einfluß von Katalysatoren.......................................................................51 4.2.1 Versuchsaufbau.........................................................................................51 4.2.2 Hydrolyse ohne Katalysator.......................................................................51 4.2.3 Hydrolyse eines Rapsöls unter Katalysatoreinfluß....................................52 4.2.4 Hydrolyse von TMPO unter Katalysatoreinfluß.........................................53 4.2.5 Hydrolyse eines gesättigten Esters unter Katalysatoreinfluß....................55 4.2.6 Zusammenfassung des Katalysatoreinflusses..........................................55 5 Reaktionskinetik der Oxidation...................................................................57 5.1 Analyse der Oxidationsversuche............................................................57 5.2 Bestimmung der Aktivierungsenergie.....................................................62 5.2.1 Aktivierungsenergie der reinen Grundöle..................................................62 5.2.2 Katalysatoreinfluß auf die Aktivierungsenergie.........................................63 6 Prüfstandsversuche....................................................................................67 6.1 Prüfstandsaufbau....................................................................................67 6.1.1 Aufbau eines konventionellen Prüfstands.................................................67 6.1.2 Aufbau eines Kurzzeitprüfstandes.............................................................69 6.2 Einfluß des Systemdruckes....................................................................72 6.3 Einfluß der Temperatur...........................................................................78 6.4 Einfluß des Volumenstroms....................................................................81 6.5 Einfluß des Systemvolumens .................................................................83 2 Inhalt 6.6 Einfluß von Sauerstoff............................................................................85 6.7 Einfluß von Wasser.................................................................................87 6.8 Modell der Fluidalterung im Hydrauliksystem.........................................91 7 HE-Fluide in Labor und Prüfstand..............................................................95 7.1 Native und synthetische Ester................................................................95 7.1.1 Oxidationsstabilität....................................................................................95 7.1.2 Hydrolysestabilität.....................................................................................96 7.1.3 Prüfstandstest............................................................................................97 7.1.4 Zusammenfassung....................................................................................99 7.2 High-Oleic-Fluide..................................................................................100 7.2.1 Oxidationsstabilität..................................................................................100 7.2.2 Prüfstandstest..........................................................................................101 7.3 Selektivhydrierung teilgesättigter Ester ................................................104 7.3.1 Oxidationsstabilität..................................................................................105 7.3.2 Hydrolysestabilität...................................................................................106 7.3.3 Prüfstandstest..........................................................................................107 7.4 Gentechnisch verändertes Rapsöl........................................................110 7.5 Additiveinfluß bei TMP-Estern..............................................................113 7.5.1 Oxidationsstabilität..................................................................................113 7.5.2 Prüfstandstest..........................................................................................114 7.6 Entwicklung eines Multifunktionsfluides................................................117 7.6.1 Hydrolysestabilität...................................................................................118 7.6.2 Oxidationsstabilität..................................................................................119 8 Zusammenfassung und Ausblick .............................................................121 9 Anhang.....................................................................................................125 9.1 Literaturverzeichnis...............................................................................125 9.2 Abkürzungen und Formelzeichen.........................................................131 3 4 Einleitung 1 Einleitung Hydraulische Antriebe finden in vielen technischen Systemen Anwendung. Sie be- stehen je nach den technischen Anforderungen aus verschiedenen Komponenten, die Zusammenstellung variiert von System zu System. Das Fluid stellt dabei jedoch immer ein unverzichtbares Maschinenelement für den Betrieb eines hydraulischen Systems dar. Das Fluid ermöglicht erst den Volumenschluß zwischen dem hydraulischen Energie- erzeuger und – verbraucher und erlaubt es so Leistung zu übertragen. Neben dieser primären Funktionsanforderung muß das Druckmedium weitere Aufgaben überneh- men /K4/. Es wirkt als Schmierstoff und vermindert so die Reibung und den Ver- schleiß sich gegeneinander bewegender Teile, beispielsweise in Lagerstellen. Die Komponenten des Hydrauliksystems sollen vor Korrosion und anderen chemischen Veränderungen geschützt werden. Die durch Reibung und Abdrosselung entstehen- den Verluste werden durch das Druckmedium in Form von Wärmeenergie abgeführt /W3/. Auf den ordnungsgemäßen Betrieb einer hydraulischen Anlage hat das Fluid somit einen entscheidenden Einfluß, welcher jedoch nicht immer hinreichend berücksichtigt wird. Meist wird das Hydrauliksystem mit Blick auf die Realisierung einer technischen Funktion zusammengestellt und erst zum Schluß ein „geeignetes“ Hydraulikmedium ausgewählt, wobei oft nur auf eine auf die Komponenten abgestimmte Viskositäts- klasse geachtet wird. Welches Fluid dann eingesetzt wird, bleibt häufig „dem Zufall“ überlassen. Daß die Unterschiede im Betriebs- und Alterungsverhalten zwischen verschiedenen Fluiden (selbst gleicher Viskositätsklasse) ähnlich deutlich sind, wie beispielsweise die Unterschiede im Verschleiß- oder Wirkungsgradverhalten unter- schiedlicher Hydraulikpumpen (mit gleichem Schluckvolumen), bleibt vollkommen unberücksichtigt. Insbesondere bei der Auswahl biologisch schnell abbaubarer Druckmedien /K3/ kön- nen jedoch im Betrieb Probleme auftreten /N13/, welche sich vermeiden ließen, wenn 5 der Auswahl des Fluids die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt würde, wie der Aus- wahl aller anderen hydraulischen Komponenten. 1.1 Aufgabenstellung Ziel dieser Arbeit soll es sein, das Verständnis für die Eigenschaften und Bedürfnisse eines biologisch schnell abbaubaren Hydraulikfluides zu stärken. Dabei soll zum ei- nen geklärt werden, welche Vorgänge bei der Alterung eines biologisch schnell ab- baubaren Hydraulikfluides vonstatten gehen. Es ist insbesondere zu prüfen, ob diese Vorgänge für alle diese biologisch schnell abbaubaren Fluide ähnlich sind, oder ob es Unterschiede zwischen einzelnen Fluidfamilien gibt. Zum anderen soll analysiert werden, welchen Einfluß der Betrieb des Fluids in einem hydraulischen System auf die Alterungsvorgänge hat. Hierbei soll insbesondere auf- gezeigt werden, wie die hydraulisch-technischen Anlagen- und Betriebskenngrößen die Alterungsvorgänge beeinflussen. Es wird somit eine Wissensbasis aufgebaut, die es erlaubt, bei der Auswahl des Fluids für ein Hydrauliksystem ebenso gewissenhaft vorzugehen, wie bei der Aus- wahl aller anderen Komponenten des Systems. Die Umsetzung dieses Wissens soll es in Zukunft ermöglichen, die Betriebssicherheit und Leistungsfähigkeit hydraulischer Systeme sicherzustellen bzw. noch weiter zu erhöhen. /L2/ 6
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