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Über Yoga PDF

123 Pages·2016·0.43 MB·German
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Aleister Crowley: Über Yoga Acht Vorlesungen Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ralph Tegtmeier Knaur® Scanned by Frater Choyofaque 1 - - Deutsche Erstausgabe © 1989 by Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Titel der Originalausgabe »Eight Lectures On Yoga« © by Aleister Crowley Umschlaggestaltung Manfred Waller Umschlagfoto Georg Meyer Satz Ludwig Auer, Donauwörth Druck und Bindung Ebner Ulm Printed in Germany 54321 ISBN 3-426-03969-9 Inhalt Einleitung...................................................................................3 Yoga für Yahoos........................................................................7 Erste Vorlesung Grundprinzipien..........................................7 Zweite Vorlesung.................................................................17 Dritte Vorlesung..................................................................28 Vierte Vorlesung..................................................................44 Yoga für Gelbbäuche...............................................................62 Erste Vorlesung...................................................................63 Zweite Vorlesung.................................................................79 Dritte Vorlesung..................................................................97 Vierte Vorlesung................................................................108 2 - - Einleitung Es ist inzwischen an die sechzig Jahre her, seit ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit Teil I von Buch 4 machte, Crowleys erstem kleinen Meisterwerk über den Yoga. Darin wurde das gesamte Thema gründlich entmystifiziert, und Crowley legte einige unumstößliche Grundsätze fest, ohne sich dabei jedoch zu dem üblichen Geschwafel jener zu versteigen, die es eigent- lich besser wissen müssten. Tatsächlich ist dieses kleine Buch zu einem Klassiker geworden. Und sollten einige seiner überkritischen Gegner es noch nicht so sehen, so wird sich das im Laufe der Zeit zweifellos noch ändern. Es wurde um das Jahr 1911 geschrieben und in der Equinox angekündigt. Das vorliegende Büchlein über den Yoga ist späteren Ursprungs und basiert auf einer Vortragsreihe, die Crowley wahrscheinlich im Jahre 1939 in London hielt. Auch hier haben wir es mit einem Meisterwerk des Understatements zu tun, der Klarheit und des philosophischen Scharfsinns. Hier führt Crowley sein erklärtes Anliegen weiter, das gesamte Gebiet zu entmystifizieren, während er zugleich dem inneren Kern des Themas stets treu bleibt. Das erste Kapitel ist ein Meisterwerk philosophischer und psychologischer Erkenntnis. »Alle Erscheinungen, derer wir gewahr werden, finden in unserem Geist statt, daher brauchen wir auch nur den Geist selbst zu betrachten.« Dies ist nicht nur die Denkgrundlage des subjektiven Idealismus, auch viele Naturwissenschaftler unserer Zeit vertreten diesen Standpunkt. Um nur einen von ihnen zu erwähnen, genüge der Hinweis auf Sherringtons Man, on his Nature, in dem ein ganzes Kapitel dieser Erkenntnis gewidmet ist. Ferner gibt es da auch eine seiner Grundeinsichten, die, wie ich bekennen muß, eines meiner Hauptmotive war, mich 3 - - Crowley im Jahre 1928 anzuschließen. »Es steht uns hier nicht an, der Frage nachzugehen, wie es geschehen kann, daß manche Menschen dieses Recht der intimen Kenntnis der höchsten Realität von Geburt an besitzen, doch Blavatsky war der gleichen Überzeugung, daß nämlich die natürliche Anlage ein Anzeichen für den eingenommenen hohen Rang darstellt, nach dem der Schüler der Magie und des Yoga strebt. Er ist gewissermaßen ein werdender Künstler; und vielleicht ist es auch nicht allzu wahrscheinlich, daß seine Fähigkeiten in seiner gegenwärtigen Inkarnation in hinreichendem Ausmaße zu Automatismen geworden sind, um ihm die Früchte seines Erfolgs zu bescheren. Und doch hat es zweifellos derlei Fälle gegeben, einige von ihnen sind mir persönlich bekannt.« Crowleys Schilderung nicht allein der mystischen Beußtseinszustände, sondern auch der verschiedenen Stufen oder »Glieder des Yoga« ist von überragender Qualität. Wenn er beispielsweise die erste Stufe des Yama behandelt, widerspricht er bereits einigen der besseren, sogenannten Autoritäten auf diesem Gebiet. Swami Vivekananda, dem sowohl Crowley als auch viele andere absoluten Respekt zollten, definiert Yama »als die innere Reinigung durch moralische Schulung als Vorbereitung auf den Yoga«. Crowley hingegen verwirft diese Definition. Wenn Pranayama beispiels- weise Atemkontrolle ist — Prana meint die Vitalenergien, die durch die Atmung in Bewegung gesetzt werden, während Yama Beherrschung meint —, dann muß Yama doch wohl ganz offensichtlich in jedem Kontext als »Beherrschung« definiert oder übersetzt werden. Und ebendies hat Crowley getan. »Es wird uns daher nicht überraschen festzustellen«, schreibt er, »daß der vollkommen einfache Begriff Yama (oder Beherrschung) durch die verirrte und bösartige Raffinesse des frommen Hindus jeglichen Sinnes beraubt wurde.« Die Art, wie er diese schlichte Feststellung weiter beleuchtet, offenbart die ganze Spannbreite seines intellektuellen Erfassens des 4 - - Yoga und auch seinen Sinn für Humor. Mit Sicherheit darf man ihn nicht ignorieren. Seine Weisheit ist viel zu groß und viel zu wichtig, um sie übersehen zu können. Jeder, der dies tut, tut es zu seinem eigenen Schaden! »Der Minderwertigkeitskomplex, der für die Frömmigkeit des frommen Menschen verantwortlich zeichnet, zwingt diesen auch dazu, diese Emanzipation als Vereinigung mit jenem gasförmigen Wirbeltier zu interpretieren, das er erfunden und Gott genannt hat.« Das ist sein Kommentar zur Definition des Yoga als Einswerdung. »Ach ja, und vergessen wir auch folgendes nicht. In einer untergeordneteren Bedeutung steht Venus für das Taktgefühl. Viele Probleme, mit denen der Yogi konfrontiert wird, lassen sich durch intellektuelle Manipulation nur mühsam handhaben. Sie unterwerfen sich nur der Anmut.« Ein typischer, aber gewohnt scharfsinniger Beitrag Crowleys! Wie auch der fol- gende: »Das Ergebnis des Ganzen wird sein, daß all jene unter Ihnen, die ihr Geld wert sind, mit größtem Entzücken vernehmen werden, daß ich Sie dazu auffordere, alle Regeln beiseite zu werfen und Ihre eigenen zu entdecken.« Die gleiche skeptische Annäherung finden wir auch beim Thema Niyama, wie natürlich auch bei allen anderen Untergliederungen des Yoga. In Vivekanandas Definition des Niyama finden wir ein weiteres Beispiel für jene Auffassung, wie sie Crowley entsetzte: »Die Tugenden der Reinlichkeit, der Zufriedenheit, der Strenge des Studiums und der Selbsthingabe an Gott.« Das mag zwar alles sehr gut klingen, doch handelt es sich dabei um eben jene Form von Moralisierung, die Crowley auszumerzen sucht. »Ich kann in dem Begriff Niyama allenfalls das Prinzip der >Tugend< wiederfinden! Gott steh' uns bei! Es bedeutet Tugend in ihrer ursprünglichen, etymologischen Wortbedeutung — die Eigenschaft der Gottheit. [...] Die Eigenschaften, die Niyama ausmachen, 5 - - werden bei den meisten Menschen gar nicht von ihrem Selbstbewußtsein verstanden. Zwar sind es positive Kräfte, doch sind sie latent; ihre Entwicklung läßt sich nicht einfach quantitativ und von ihrer Effizienz her messen. Je höher wir vom Grobkörnigen zum Feinen steigen, vom Groben zum Subtilen, um so tiefer dringen wir in ein neues (auf den ersten Blick scheinbar unendliches) Gebiet ein.« Und so weiter und so fort. Vieles von dem, was Crowley zu sagen hat, mag auf den ersten Blick sehr prosaisch klingen, doch sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Andere seiner Kommentare sind un- glaublich tiefgehend, sie verlangen nach sorgfältigem Studium, nach langer, intensiver Meditation und nach der tatsächlichen Anwendung der von ihm beschriebenen Methode, will man vollen Nutzen daraus ziehen. Dies ist bestimmt keine leichte Nachtlektüre. Das Werk markiert einen der Gipfelpunkte in Crowleys literarischer und mystischer Entwicklung, und es integriert alles, was wir von einem Menschen erwarten können, der mit den allermeisten technischen Formen spiritueller Übungen und Entwicklung experimentiert und sie gemeistert hat. Es liegt Humor darin, große Weisheit und sehr viel Praktisches, wie wir es nicht einmal in den Schriften der engagiertesten Praktiker dieser Kunst allzu häufig wiederfinden. All dies mag genügen, um darauf hinzuweisen, daß dieses Buch es nicht verdient hat, nach Art der modernen Kritiker und Rezensenten verächtlich gemacht zu werden. Man sollte es vielmehr respektieren, es wegen seiner Tiefgründigkeit genießen und nach ihm üben, und sei es auch nur um seines uneingeschränkten Rationalismus willen. Noch einmal muß ich wiederholen, daß mir kein Autor der Neuzeit bekannt ist, der sich dieses Themas auf solch außergewöhnliche Weise angenommen hätte. Man sollte sich nicht von Untertiteln wie »Yoga für Yahoos« oder »Yoga für Gelbbäuche« abschrecken lassen! Crowleys Humor ist von Sarkasmus gefärbt, er ist bissig. Selbst wenn seine Rede 6 - - mit solch respektlosen Nebenbemerkungen wie »Nieder mit dem Papst!« oder »Zur Hölle mit den Erzbischöfen« gepfeffert ist, so wird doch deutlich, daß damit vor allem die wankelmütige Aufmerksamkeit seiner Zuhörer und seines gegenwärtigen Lesepublikums gefesselt werden soll. Arizona, im März 1985 Israel Regardie Yoga für Yahoos Erste Vorlesung Grundprinzipien Tue, was du willst, sei das ganze Gesetz. Es ist mein Wille, das Gebiet des Yoga in klarverständlicher Sprache zu erklären, ohne dabei auf irgendwelche Fachausdrücke zurückzugreifen oder phantastische Hypothesen aufzustellen, damit diese große Wissenschaft in ihrer universalen Bedeutung gründlich verstanden werden möge, Denn wie alle großen Dinge ist auch sie sehr einfach; doch wie alle großen Dinge wird auch sie durch verwirrtes Denken verschleiert; und nur zu oft wird sie durch schurkische Machenschaften in Verruf gebracht. 1Über Yoga ist mehr Unsinn geredet und geschrieben worden, als über irgend etwas anderes auf der Welt. Der größte Teil dieses von Scharlatanen geförderten Unsinns beruht auf der Vorstellung, daß der Yoga etwas Geheimnisvolles und Orientalisches an sich hätte. Das ist nicht der Fall. Erwarten Sie von mir nicht, daß ich Ihnen von Obelisken und Odalisken 7 - - erzähle, von Rahat Loucoum, von Bulbuls oder irgendeinem anderen Hokuspokus der Yogakrämer. Ich bin zwar ordentlich, aber nicht geschmacklos. Es gibt überhaupt nichts, an dem etwas Geheimnisvolles oder Orientalisches wäre, wie jeder weiß, der einmal auf intelligente Weise etwas Zeit in den Erdteilen Asien oder Afrika verbracht hat. Ich beabsichtige, den am weitesten entfernten und am schwersten zu fassenden aller Götter anzurufen, damit er ein klares Licht auf dieses Thema werfe — das Licht des gesunden Menschenverstandes. 2 Alle Erscheinungen, derer wir gewahr werden, finden in unserem Geist statt, daher brauchen wir auch nur den Geist selbst zu betrachten; dieser ist eine unveränderlichere Größe im Menschen, als allgemein angenommen wird. Was man für diametrale Gegensätze hält, die durch kein Argument miteinander zu versöhnen zu sein scheinen, stellt sich in der Regel als Produkt sturer Angewohnheiten heraus, wie sie durch generationenlanges, systematisches und sektiererisches Training hervorgebracht wurden. 3 Daher müssen wir das Studium des Yoga damit beginnen, daß wir die Bedeutung des Wortes selbst betrachten. Es bedeutet »Vereinigung«, von derselben Sanskritwurzel abstammend wie das griechische Wort zeugma, das lateinische Wort jugum und das englische Wort yoke beziehungsweise das deutsche Joch (yeug = vereinen). Wenn eine Tänzerin dem Dienst in einem Tempel geweiht wird, haben ihre Angehörigen einen Yoga zu feiern. Yoga kann also kurz mit »Teeschlacht« übersetzt werden, was zweifellos die Tatsache erklärt, daß alle, die in England Yoga studieren, nichts anderes tun, als über endlose Trankopfer von Lyons' zu ls. 2d. zu schwatzen. 4 Yoga bedeutet Vereinigung. Wie sollen wir das auffassen? Wie soll das Wort »Yoga« ein System der religiösen Schulung 8 - - oder eine Beschreibung religiöser Erfahrung beinhalten? Nebenbei mag Ihnen auffallen, daß das Wort »Religion« tatsächlich mit Yoga gleichzusetzen ist. Es bedeutet ein »Zusammenbinden«. 5 Yoga bedeutet Vereinigung. Welche Elemente werden da vereint oder sollen vereint werden, wenn dieses Wort doch in seinem gewöhnlichen Sinne für ein in Hindustan weitverbreitetes Training gebraucht wird, dessen Ziel die Befreiung des einzelnen von den weniger angenehmen Seiten seines Lebens auf diesem Planeten ist? Ich sage Hindustan, aber in Wirklichkeit meine ich jeden beliebigen Ort auf der Erde; denn die Forschung hat gezeigt, daß sich in jedem Land ähnliche Methoden finden lassen, die ähnliche Ergebnisse her- vorrufen. Die Einzelheiten unterscheiden sich, aber die Grundstruktur ist die gleiche. Denn alle Körper und daher auch alle Gemüter und Geister besitzen identische Formen. 6 Yoga bedeutet Vereinigung. Der Minderwertigkeitskomplex, der für die Frömmigkeit des frommen Menschen verantwortlich zeichnet, zwingt diesen auch dazu, diese Emanzipation als Vereinigung mit jenem gasförmigen Wirbeltier zu interpretieren, das er erfunden und Gott genannt hat. Seine Einbildungskraft hat auf den wolkigen Dunst seiner Ängste einen riesigen, verzerrten Schatten seiner selbst geworfen, und dementsprechend ist er auch verängstigt; und je mehr er vor ihm kriecht, desto mehr scheint sich die Erscheinung vorzubeugen, um ihn zu zermalmen. Leute mit solchen Ideen werden niemals anderswo enden als in Irrenhäusern und Kirchen. Durch dieses überwältigende Miasma der Furcht ist der gesamte Bereich des Yoga verschleiert worden. Man hat ein vollkommen einfaches Problem durch den abartigsten ethischen und abergläubischen Unsinn verkompliziert. Und 9 - - doch offenbart sich die Wahrheit die ganze Zeit im Wort selbst. 7 Yoga bedeutet Vereinigung. Jetzt können wir der Frage nachgehen, was Yoga wirklich ist. Betrachten wir für einen Augenblick das Wesen des Bewußtseins, und streifen wir dabei flüchtig Wissenschaften wie die Mathematik, die Biologie und die Chemie. In der Mathematik ist die Formel a + b + c eine Trivialität. Schreibt man aber a + b + c = 0, so erhält man eine Gleichung, aus der die großartigsten Wahrheiten entwickelt werden können. In der Biologie teilt sich die Zelle endlos, wird aber niemals zu etwas anderem; vereinen wir aber Zellen mit entgegengesetzten Eigenschaften, männliche und weibliche, so ist dies der Grundstein für ein Gebäude, dessen höchste Spitze sich unerreichbar in den Himmel der Vorstellungskraft erhebt. Ähnlich in der Chemie. Das Atom an sich hat nur wenig beständige Eigenschaften, und keine davon ist sonderlich bedeutsam; doch sobald sich ein Element mit dem Objekt verbindet, nach dem es hungert, erhalten wir nicht nur das ekstatische Phänomen von Licht, Hitze und so weiter, sondern ein noch komplizierteres Gefüge, das zwar nur wenige oder gar keine Eigenschaften seiner Elemente aufweist, wohl aber dazu imstande ist, weitere Kombinationen bis zu Zu- sammensetzungen von erstaunlicher Erhabenheit einzugehen. Alle diese Kombinationen, diese Vereinigungen sind Yoga. 8 Yoga bedeutet Vereinigung. Wie sollen wir dieses Wort auf die Phänomene des Geistes anwenden? Was ist das erste Charakteristikum allen Denkens? Wie kam es überhaupt zur Geburt eines Gedankens? Nur dadurch, daß man zwischen ihm und dem Rest der Welt einen Unterschied machte. Der erste Lehrsatz, der Grundtyp aller Lehrsätze lautet: S = P. Es muß zwei Dinge — zwei verschiedene Dinge - geben, deren Beziehung zueinander Wissen entwickelt. 10 - -

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