Ueber Immanuel Kant 3weyter Band. - I m in a nuel Kant geſchildert B ri e f e n an einen Freund von Reinhold Bernhard Jachmann. Seinigsbergi B Bei Friedrich Nicolovius. U L I 80.4 U H Log. I be 1 4 o 2 o 8V = • 2 , ડે : : : Seiner Ercellenz Sem Königlich Preußiſchenwirklichen Geheimen Staats: Srieges und dirigirenden Miniſter und Ritter des rothen Adler:Drdens, Herrn Reichs-Freiherrn von Schedtter, und Seiner Ercellenz dem Königlich Preußiſchen Neichs:Eanzlet und Wert: preußiſchen Regierungs. Chef:Präſidenten, Herrn Reichs-Freiherrn von Schrötter, den 31362 Freunden der Weltweisheit und e $ verſtorbenen Weltweiſen aus reiner Ehrfurcht z 11geeignet vom Berfarier. Borreo e. Wenn das Publikum fidyer renn foll, daß die Lebensbeſchreibung eines Mannesnicht leere Erdichtungen, ſondern wahre Charak? terzüge und wirkliche Chatſachen enthalte; ſo muß der Biograph fich vor der Welt rechtfertigen, daß er Gelegenheit gehabt habe den Mann fennen zu lernen, daß er Beobachtungsgeiſt bcfiße, um dieſe Gele: genheit gehörig zu benutzen,und daß er den Willen babe, die Wahrheit zu reden. Ueber den erſten Punct dürfte ich inRůck: ficht der von mir geſchilderten Charakterjú VI ge aus dem Leben Einmanuel Kants keis nen Beweis führen , wenn ich blos für dasTonigsbergſchePublikun fchriebe, denn meine Vaterſtadt weiß es, daß ich viele Jahrehindurch mit dem großen Weltweis Ten in einem nahen freundſchaftlichen Ver håltniſſe gelebt habe. Das auswärtige Publikum aber kann ich auf die Einleitung zu meiner Prüfung der Kantiſchen Reli gionsphiloſophie-zc.hinweiſen, in welcher er felbſt mich unter die Zahl reiner Freunde jählt und inwelcher er ein Denkmal ſeiner Freundſchaft gegen mid mit eigener Hand errichtet hat. Ich befaßauchin der That diiee erwünſchteſte Gelegenheit den merkwürdigen Mann, in den mannichfaltig ſten Verhåltniſſen feines Lebens zu beobad). ten. Ich hatte zu jeder Stunde des. Tas ges Zutritt in rein Haus, wo ſich Kant mir in ſeiner ganz natürlichen Geſtalt zeig te. Er ließ mich nicht bloß an einen ges po lehrten, ſondern auch an ſeinen häuslichen Angelegenheiten Theil nehmen und eben VII dadurch bekam ich Gelegenheit tiefer in ſein leben zu blicken. Ich wurde ſehr håu. fig zu den Geſellſchaften eingeladen, die Kantbefuchte, wo ich ihn von der merf, würdigen Seite feines gefeuigen v. beobachten konnte. leberhaupt gab mir fein freundſchaftliches Zutrauen viele Vera anlafſung; reine wahre Denkungsart keni nen zu lernen. Die großen. hervorſtechenden Eigen ſchaften reines Geiſtesund feines Charak: ters, zogen auch von dem erſten Augenblick meiner Bekanntſchaft mit ihm , meine ganze Aufmerkſamkeit auf fidy; aber bald wurde mir ſelbſt die geringſte Kleinigkeit aus reis nem Lebenmerkwürdig, weil gerade diere Kleinigkeiten mir über die Denkungsart des großen Mannes Licht verbreiteten und mit point dem ganzen Syftem und Sandlungen in einem genaumenaiZusſammens hange erſchienen. Auf dieſe Art habe ich viele Jahre hindurch den merkwürdigen Mann ſtuðirt und ich glaube auch, ihn VIII ridtig aufgefaßt zu haben. Vielleicht glaubte dies Kant felbft. Er forderte mich wenigſtens vor vier Jahren felbſt auf, ſeine Biographie zu ſchreiben,und verſprach mir auch die nothigen Materialien dazu zu liex fern. Um ihm dieſes Geſchäft zu erleich tern, überſchichte ich ihm , unſerer Abrede gemäß auf einigen gebrochenen Bogca eine kurze Skizze von den wiſſenswürdigs ften Umſtänden feines Lebens, in Fragen eingekleidet, wozu er aufder Seitencolonne die Antwort hinzufügen wollte. Aber die bald;darauferfolgte Geiſtesſchwäche fete ibu gånzlid) außer Stand, rein oft erneus eürctkelsicBheernfpErrecicghneinſſzeus weergfüelnlenw.irdDiedſieesWeulnte wohl imunier eine vollſtändige Biographie dieſes einzigen Mannes entbehren müſſen , und ich ſelbſt habe mich genothigt geſehen , mich blos auf das einzuſchränken , was ich felbft an ihm beobachtet und gelegentlich von ihm erfahren habe. Den Beweis für die demBiographen unentbehrliche Beobachtungsfähigteit und Wahrhaftigkeit habe ich dem ginhalt der Schrift ſelbſt aufzudrücken geſucht, daher ich auch nicht bloß fagte: ro dachte und handelte Kant, fondern ihn felbft handeln ließ, und die Züge feines Charakters, ſo oft es mir möglich war, mit Thatfachen belegte, damit d?er Leſer fein eigenes ur. theit auf gründen kann. In einer ſolchen Darſtellung ſcheint mir eine Biographie auch nur eigentlich charakteriſtiſch und lehrreidy zu fenn. Der Leſer wird jest Ribſt urtheilen , ob er aus meinen Briefen den großen Mann hat ken . nen gelernt. Von Stants Schriften habe ich nur einige gelegentlich berührt. Ein trockenes Regiſter von ſeinen ſämmtlichen Werken aufzuſtellen, ſchien mir eben ſo unzweckma. ßig zu fenn, als einekurze Inhaltsanzeige derſelben zu liefern; denn werKants were ke kennt, bedarf derſelben nicht, und wer fie nicht kennt, wird dadurch gewiß nicht ihs rer tief verborgenen Geift kennen ler. neni sbn ke Daß ich ſtets in den Ausdrückender gubßten Verehrung von Kant geſprochen habe, das werdenMänner von Humanitat, wenn ſie auch Gegner des Weltweiſen find, mir hoffentlich nicht übel deuten. Ichbin von Der Große bes unſterblichen Mannes an gang durchbrungen, mir war er udes; arumforfichdanno warum ſoll ich dann dem legten Opfer, welches ich meinem großen Lehrer und Freunde mit. reinem Herzen darbringe, nicht das Gepräge der tiefſten Ehrfurcht aufdrucken ? Verehrung großer Tugenden vertrågt fich ja mit aufrichtiger Wanahrheits tiebe. Geſchriebenim Conradinoauf Jenkau Gunius bei Danzig d. Sten . 1804.