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Über die Reduktion von Wüstit, Magnetit und Eisen-Mangan-Mischoxyden PDF

60 Pages·1967·1.856 MB·German
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Preview Über die Reduktion von Wüstit, Magnetit und Eisen-Mangan-Mischoxyden

FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 1909 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Heinz Kühn von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Prof Dr. rer. nato Hans-Jürgen Engeil Dr. rer. nato Konrad Bohnenkamp Dr. mont. Herbert Karl Kohl Dr.-Ing. Ernst Rücke Dr.-Ing. Klaus-Herbert Ulrich Max-Planck-Institut für Eisenforschung, Düsseldorf Über die Reduktion von Wüstit, Magnetit und Eisen-Mangan-Mischoxyden Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-06439-8 ISBN 978-3-663-07352-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07352-9 Verlags-Nr.011909 © 196 7 b y Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Köln und Opladen 1967 Inhalt Einleitung ............................................................. 5 1. Über die Reduktion von Wüstit und Magnetit ........................... 5 1. Grundlagen...................................................... 5 2. Herstellung der Oxydproben und Versuchsdurchführung .............. 6 2.1 Oxydproben ..................................................... 6 2.2 Gasvolumetrische Versuchsführung ................................. 7 2.3 Gravimetrische Versuchsführung ................................... 7 3. Reduktion von Wüstit ............................................ 8 3.1 Reduktionskinetik des Wüstits bei deckender Eisenschicht ............. 8 3.2 Gaswechselversuche .............................................. 10 3.3 Reduktionskinetik des Wüstits bei poröser Eisenschicht ............... 11 3.4 Reduktion von Wüstit höherer Fehlordnung ......................... 13 4. Reduktion von Magnetit .......................................... 15 4.1 Reduktionsversuche unterhalb 5700 C ............................... 15 4.2 Reduktion von Magnetit zu Eisen oberhalb 5700 C .................... 17 4.3 Reduktion von Magnetit zu Wüstit ................................. 18 H. Über die Reduktion von Mischoxyden .................................. 22 1. Grundlagen...................................................... 22 2. Herstellung der Oxydproben und Versuchsdurchführung .............. 23 2.1 Oxydproben ..................................................... 23 2.2 Bestimmung der Gleichgewichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23 2.3 Versuchsführung zur Reduktion .................................... 24 3. Untersuchungen an Wüstit-Mangan(H)oxyd und Wüstit-Magnesiumoxyd 25 3.1 Gleichgewichte................................................... 25 3.2 Reduktion der Mischoxyde ........................................ 26 4. Untersuchungen an Magnetit-Hausmannit-Mischoxyden ............... 27 4.1 Gleichgewichte................................................... 27 4.2 Reduktion von Magnetit-Hausmannit-Mischoxyden ..... . ............. 28 Zusammenfassung ...................................................... 29 Literaturverzeichnis 30 Abbildungsanhang ...................................................... 32 3 Einleitung Die Bedeutung der rationellen Reduktion der Eisenerze führte zu zahlreichen Unter suchungen auf diesem Gebiete. Dabei wurden die physikalischen und chemischen Eigen schaften der Eisenoxyde und deren thermodynamisches Verhalten weitgehend geklärt. Die Zustandsdiagramme der Systeme Eisen-Sauerstoff, Eisen-Sauerstoff-Wasserstoff und Eisen-Sauerstoff-Kohlenstoff sind hinreichend bekannt. Dagegen sind die erst später einsetzenden Untersuchungen über die Kinetik der Eisenoxydreduktion bis heute nicht abgeschlossen. Die in der Literatur erschienenen Arbeiten zeigen, daß die Reduktionsvorgänge vielseitig beeinflußbar sind. Neben der Geschwindigkeit der chemischen Reaktion an der Phasen grenze Gas/Oxyd, die von der Temperatur, den Partialdrücken der Gaskomponenten und von der Größe der Reaktionsfläche abhängt, spielen die Transportvorgänge in der Gasphase und im Festkörper eine wesentliche Rolle. Die Struktur des sich auf dem Oxyd ausbildenden Reduktionsproduktes hat somit entscheidenden Einfluß auf die Abbau geschwindigkeit des Sauerstoffes. Bildet sich an der Oxydoberfläche eine poröse Schicht des Abbauproduktes aus, so kann die Phasengrenzreaktion bis zu hohen Reduktions graden die Abbaugeschwindigkeit bestimmen. Der Einfluß der Gasdiffusion durch die Poren macht sich erst bei hinreichend dicken Schichten bemerkbar. Bildet sich dagegen eine dichte, das gesamte Oxyd abdeckende Schicht aus, so kann die Festkörperdiffusion geschwindigkeitsbestimmend werden. Die technisch verhütteten Eisenerze sind keine reinen Eisenoxyde, sondern Misch kristalle, Verbindungen oder Gemische mehrerer Oxyde. Während die Gleichgewichte für viele Oxyd-Mischkristalle und binäre Oxydverbindungen bereits untersucht wurden, ist über den Ablauf der Reduktion dieser Stoffe noch wenig bekannt. Bei den eigenen Messungen wurde vor allem der Zusammenhang zwischen der Reduk tionsgeschwindigkeit und der Struktur des sich bildenden Reduktionsproduktes unter sucht. Neben der Reduktion von Wüstit zu Eisen, Magnetit zu Eisen und Magnetit zu Wüstit wurden auch Versuche zur Reduktion von Eisen-Mangan-Mischoxyden durch geführt. In der vorliegenden Darstellung sind die Meßverfahren und Ergebnisse einer Reihe von Arbeiten zusammengefaßt worden [1-9]. 1. Über die Reduktion von Wüstit und Magnetit 1. Grundlagen Die Existenzgebiete der Eisenoxyde zeigt Abb. 1 [10,11]. Danach ist der Wüstit über einen verhältnismäßig großen Konzentrations- und Temperaturbereich stabil. Er schmilzt je nach Zusammensetzung zwischen 1370 und 1425°C. Unterhalb 570°C zer fällt der Wüstit in IX-Eisen und Magnetit (vgl. [12]). Die stöchiometrische Zusammen setzung FeO fällt nicht in den Stabilitäts bereich, sondern der Wüstit weist stets einen Fehlbetrag an Eisen auf. Sein Kristallgitter entspricht dem NaCl-Typ [13]. Eisen- und Sauerstoffionen bilden je ein kubisch-flächenzentriertes Teilgitter. Das Eisenteilgitter 5 enthält entsprechend der Abweichung von der Stöchiometrie eine bestimmte Anzahl von Leerstellen. Diese Fehlordnung des Wüstits wird durch die Schreibweise Fel_YO berücksichtigt. y bedeutet darin den Molenbruch der Leerstellen im Kationengitter. Die Elektroneutralität des Gitters wird durch das Auftreten von zwei dreiwertigen Eisen ionen je Leerstelle gewahrt. Dabei kann die dritte positive Ladung zwischen den Eisen ionen ausgetauscht und als Defektelektron beschrieben werden. Die Leerstellenkonzen tration steigt bei einer Temperatur von 1000°C von ungefähr 5% an der Phasengrenze Eisen/Wüstit auf über 12% an der Phasengrenze WüstitfMagnetit. Auf den Abb. 2 und 3 [1, 14] sind die Zustandsdiagramme der Systeme Eisen-Sauerstoff-Wasserstoff und Eisen-Sauerstoff-Kohlenstoff wiedergegeben. Sie enthalten die nach H.-J. ENGELL [11] berechneten Kurven gleicher Leerstellenkonzentration. Der Magnetit Fe304 tritt in stöchiometrischer Zusammensetzung auf. Er ist nur ober halb von 1000° C auch mit einem meßbaren Sauerstoffüberschuß beständig und schmilzt zwischen 1580 und 1600°C. Sein Kristallgitter ist vom Typ eines Spinells [15]. Die Sauerstoffionen bilden wie beim Wüstit eine kubisch flächenzentrierte dichteste Packung und enthalten die Eisenionen auf Oktaeder- und Tetraederplätzen verteilt. Im Unter schied zum normalen Spinell, bei dem die Oktaederplätze mit Ionen gleicher Wertigkeit besetzt sind, befinden sich beim Magnetit die zweiwertigen und die Hälfte der drei wertigen Eisenionen auf Oktaederplätzen. Die restlichen dreiwertigen Eisenionen be setzen Tetraederplätze. Die Struktur für den stöchiometrischen Magnetit läßt sich in der üblichen Schreibweise durch Fe3+ [Fe2+ Fe3+] Or darstellen. Hierbei werden die Ionen auf Oktaederplätzen in eckige Klammern gesetzt, die Ionen auf Tetraederplätzen stehen vor der Klammer. Die auffallend gute elektrische Leitfähigkeit des Magnetits wird durch die Anwesenheit von Fe2+- und Fe3+-Ionen auf kristallographisch gleichrangigen Plätzen gedeutet, wodurch der Elektronenaustausch zwischen diesen beiden Ionenarten energetisch begünstigt ist [16, 17]. 2. Herstellung der Oxydproben und Versuchsdurchführung 2.1 Oxydproben Wüstit- und Magnetitproben wurden durch Oxydation von vakuumgeschmolzenem Reineisen an Luft oder in definierter CO/C0 -Atmosphäre gewonnen. Das Reineisen 2 enthielt folgende Beimengungen (in Gew.-%): 0,003% C; 0,007% 0; 0,004% S; 0,003% Si; 0,002% N; 0,003% As; 0,005% Ni; 0,009% Cu; 0,001% Mn; 0,002% Co; 0,001 % Al; 0,008% Cr; < 0,001 % Ti. Teilweise wurde auch zonengeschmolzenes Reinsteisen verwendet. Zur Herstellung von Wüstitproben, deren Zusammensetzung dem Gleichgewicht mit Eisen entsprach, wurden Eisenbleche mit den Abmessungen 100 mm X 15 mm X 1 mm 2 bis 3 h bei 850 bis 900°C im Luftstrom oxydiert. Die Oxydschichten hatten danach eine Dicke von 0,4 bis 0,6 mm. Sie befanden sich in Kontakt mit dem Eisenkern und wurden durch eine Glühbehandlung unter Vakuum (10-4 Torr) bei 1000 bis 1050°C in die Gleichgewichtszusammensetzung mit Eisen überführt. Nach schnellem Abkühlen ließen sich die Oxydschichten leicht vom Eisen lösen. Sie wurden zu Proben mit einer Oberfläche von 1 bis 2 cm2 geschnitten und poliert. Bei einer Reihe von Versuchen wurden die Eisenbleche bereits vor ihrer Oxydation auf die gewünschte Probengröße von ungefähr 10 mm X 10 mm X 1 mm gebracht. Sie wur den dann, an einer Waage hängend, in gleicher Weise im Luftstrom oxydiert und unter Vakuum getempert. Diese Proben waren zu Reduktionsversuchen sofort einsatzbereit und brauchten nicht erst auf Raumtemperatur abgekühlt zu werden. 6 Wüstitproben höherer Fehlordnung wurden durch Tempern durchoxydierter Eisen bleche bei 1250°C in CO/C0 -Gemischen bestimmter Zusammensetzung hergestellt. 2 Der Fehlordnungsgrad J ergab sich nach den Abb. 2 und 3 und wurde mittels einer elektro-chemischen Meßmethode [18] überprüft. Wurde von Oxydproben ausgegangen, deren Zusammensetzung der Phasengrenze Eisen/Wüstit entsprach, so konnte die Leer stellenkonzentration nach der Gleichgewichtseinstellung mit dem umgebenden Gas gemisch aus der Anfangskonzentration [19] und der Gewichtszunahme der Proben berechnet werden. Einige Messungen wurden auch an gesinterten Wüstitproben durch geführt. Magnetitproben schließlich wurden durch Oxydation von Eisen bei 1200° C im CO/ C02- Gemisch mit 10 Vol.-% CO erhalten. Die anschließende Homogenisierungsglühung unter gleichen Bedingungen erstreckte sich über rd. 100 h. Infolge der Auswärts diffusion des Eisens bilden sich stets zwei Oxydstreifen, die mit einer Diamantscheibe getrennt und zu Proben mit einer Oberfläche von etwa 1 cm2 geschnitten wurden. Nach Planschleifen und Polieren hatten die Proben eine Dicke von 0,6 bis 0,9 mm. Schliff bilder zeigten, daß alle Proben, die durch Oxydation von Reineisen hergestellt wurden, porenfrei waren. Nur die gesinterten Wüstitproben zeigten eine merkliche Porösität. Die Magnetitproben wurden röntgenographisch untersucht. 2.2 Gasvolumetrische Versuchsführung Die Reduktion des Wüstits mit Wasserstoff-Wasserdampf-Gemischen wurde in ersten Versuchen gasvolumetrisch untersucht. Die hierbei verwendete Apparatur ist auf Abb. 4 schematisch wiedergegeben. In einem Kreislaufsystem liegen das Arbeitsrohr (10) und ein thermostatiertes Wasserbad (7). Ihm angeschlossen sind ein Vorratsvolumen (8) und ein Vergleichsvolumen (5) sowie ein Hochvakuumpumpstand. Der Wasserstoffdruck wird mit Quecksilbermanometern (12) gemessen. Er liegt im Vorratsvolumen um etwa 50 Torr höher als im Vergleichsvolumen und in der übrigen Apparatur. Zu Versuchs beginn befindet sich die Oxydprobe im. evakuierten Arbeitsrohr auf der vorgegebenen Temperatur. Die gewünschte Gaszusammensetzung wird im Kreislaufsystem noch bei geschlossenem Ofenraum eingestellt. Der der Temperatur des Wasserbades entsprechende Wasserdampfdruck und der eingestellte Gesamtdruck bestimmen das H /H 0-Verhält 2 2 nis. Nach dem Öffnen des Ofenraumes bewirkt der thermische Auftrieb die Zirkulation des Gases. Das Kreislaufsystem bleibt dann mit dem Vergleichsvolumen nur noch über ein Ölmanometer verbunden. Im Verlaufe der Reduktion des Wüstits wird Wasserstoff verbraucht und Wasserdampf gebildet. Der überschüssige Wasserdampf wird beim Durchgang durch das Wasserbad kondensiert. Die Druckänderung wird am Ölmano meter verfolgt. Die Ablesegenauigkeit beträgt 1/10 Torr. Hat der Gesamtdruck um ungefähr 1 Torr abgenommen, so wird aus dem Vorratsvolumen mit Hilfe einer Gas bürette solange Wasserstoff hinzugegeben, bis der Gasdruck um ungefähr 1 Torr tiber dem Anfangsdruck liegt. Die abgebaute Sauerstoffmenge in Abhängigkeit von der Zeit ergibt sich dann aus der zugegebenen Wasserstoffmenge und der Versuchszeit, nach der der Druckunterschied zwischen Vergleichsvolumen und Kreislauf gerade wieder Null ± geworden ist. Die Unsicherheit der Messungen lag bei 5 . 10-5 g/cm2• 2.3 Gravimetrische Versuchsführung Die Mehrzahl der Reduktionsversuche wurde mit Hilfe einer elektronischen Mikro waage durchgeführt. Die Versuchseinrichtung ist auf Abb. 5 skizziert. Die Oxydproben wurden mit Platindraht an einen Quarzfaden befestigt und am Waagebalken aufgehängt. Sie wurden unter Vakuum auf die gewünschte Temperatur gebracht. Hierzu diente ein vertikal aufgestellter Ofen, der zu Versuchsbeginn über die Probe geschoben wurde. Bei 7 Temperaturen in der Nähe und unterhalb des Curie-Punktes des Eisens wurde ein Ofen mit bifilarer Heizwicklung benutzt. Zur Herstellung definierter Wasserstoff-Wasser dampf-Gemische wurde gereinigter Wasserstoff über ein Wasserbad konstanter Tem peratur geleitet. Kohlenmonoxyd-Kohlendioxyd-Gemische bestimmter Zusammen setzung wurden mit Gasmischpumpen hergestellt. Das Reduktionsgas gelangte durch ein Dosierventil in den Ofenraum und wurde über eine auswechselbare Kapillare wieder abgepumpt. Mit dieser Einrichtung ließen sich sowohl bestimmte Gasdrücke, als auch verschiedene Strömungsgeschwindigkeiten einstellen. Die Strömungsgeschwindigkeit war stets so bemessen, daß sie keinen Einfluß mehr auf die Reduktionsgeschwindigkeit hatte. Das Leitungssystem ermöglichte ein schnelles Wechseln der Gasatmosphäre im Arbeitsraum. Die Gewichtsänderung der Oxydproben wurde mit der Mikrowaage kontinuierlich gemessen und mittels eines Schreibers aufgezeichnet. Die Unsicherheit dieser Messungen lag bei 10-5 g/cm2 Probenoberfläche. 3. Reduktion von Wüstit 3.1 Reduktionskinetik des Wüstits bei deckender Eisenschicht Reduktionsversuche an dichtem Wüstit wurden im Temperaturbereich von 700 bis 1100°C durchgeführt. Bei Verwendung von Wüstitproben, deren Zusammensetzung dem Gleichgewicht mit Eisen entsprach, bildete sich in H /H 0-Gasgemischen mit 0 2 2 bis 10 Vol.-% H 0 und bei Drücken bis zu 200 Torr stets eine deckende Eisenschicht 2 aus (Abb. 6). Licht- und elektronenoptische Untersuchungen ließen keine Poren in der Metallphase erkennen. In CO/C0 -Atmosphäre wurden nur dann porenfreie Eisen 2 schichten beobachtet, wenn die Kohlenstoffaktivität der Gasphase (1) KB = Boudouard-Konstante, unter einem bestimmten Wert lag (Abb.7). Oberhalb einer kritischen Kohlenstoffaktivität des Reduktionsgases bildete sich poröses Eisen. Mit dem Auftreten dichter Eisenschichten auf den Wüstitproben wurde stets ein para bolischer Verlauf der Abbaukurven gefunden. Abb. 8 zeigt für einige Temperaturen die entsprechende lineare Abhängigkeit der auf die geometrische Probenoberfläche F[cm2] bezogenen Gewichtsänderung Llm [g] von der Quadratwurzel aus der Versuchs zeit t [sec]: - Llm/F "" fl/2. (2) Dieses Zeitgesetz läßt darauf schließen, daß die Abbaugeschwindigkeit diffusions bestimmt ist. Da die Diffusion von H 0- und CO -Molekülen durch eine dichte 2 2 Eisenschicht ausgeschlossen werden kann, muß angenommen werden, daß Sauerstoff durch das Eisen diffundiert. Der Reduktionsvorgang kann dann durch folgende Teilvorgänge beschrieben werden: 1. Übergang des Sauerstoffes vom Wüstit in die Metallphase, 2. Diffusion des gelösten Sauerstoffes durch die deckende Eisenschicht, 3. Reaktion des Sauerstoffes an der Phasengrenze Metall/Gas mit der Gasphase. Teilschritt 3 enthält die Vorgänge der Adsorption und Desorption der gasförmigen Reaktionsteilnehmer. Nach dem experimentellen Befund (2) laufen die Teilvorgänge 1 und 3 schnell gegenüber 2 ab. Der Sauerstoffstrom im Eisen Jo = - Do(dco/dx) [g/cm2 sec] 8 wird durch den Diffusionskoeffizienten Do [cm2jsec] und den Konzentrationsgradienten des Sauerstoffes im Eisen bestimmt. Für den Gradienten gilt wegen der außerordentlich geringen Sauerstofflöslichkeit im Eisen in guter Näherung dcojdx = - (c~ - co)j~, so daß (1 . _ cbDo co) Jo - -- - --;- . (3) ~ Co Die Sauerstoffkonzentrationen cb und Co [gjcm3] an der Innen- und Außenseite der Eisenschicht sind durch die Sauerstoffpartialdrücke des Wüstits und des Gasgemisches bestimmt, solange die Teilvorgänge 1 und 3 hinreichend schnell gegenüber Teilschritt 2 ablaufen. ~ bedeutet die Dicke der Eisenschicht. Die Gewichtsabnahme der Oxydprobe ist mit ~ durch die Beziehung (4) verknüpft. Hierin bedeuten (!Fe die Dichte des Eisens, Mo und MFe das Molgewicht des Sauerstoffes bzw. des Eisens und y ~ 0,05 den Molenbruch der Leerstellen im Wüstit i bei Gleichgewicht mit Eisen. Mit jod! = - Llm und den Gleichungen (3) und (4) er- o F gibt sich dann cbDo = ((1 -Y) MFe) ((LlmjF)2) ( . cb ) (5) (!Fe Mo 2! co-co sowie Cio D 0 = ((!FeMO) -~2 ( cb ) . (6) (l-y)MFe 2! cb-co Bei Reduktionsversuchen mit reinem Wasserstoff ist Co ~ 0. Bei Verwendung von H2jH20- bzw. COjC02-Gemischen, deren Sauerstoffp artialdruck gegenüber dem des pg; Wüstits nicht vernachlässigt werden kann, läßt sich cölc~ unter der Annahme Co '" durch die Sauerstoffp artialdrücke der Gasgemische und des Wüstits im Gleichgewicht mit Eisen berechnen. Das Produkt aus dem Sauerstoffgehalt des Eisens im Gleichgewicht mit Wüstit und dem Diffusionskoeffizienten des Sauerstoffes im Eisen cbDo [gjcm sec] wird im folgenden Transportkoeffizient genannt. Bei Bildung einer deckenden Eisenschicht bestimmt der Transportkoeffizient die Geschwindigkeit des Sauerstoffabbaues. Er kann auf zwei von einander unabhängigen Wegen ermittelt werden. Gleichung (5) stützt sich auf die Be stimmung der Gewichtsänderung, der Reaktionsfläche und der Versuchszeit. In Glei chung (6) gehen die mikroskopisch gemessene Eisenschichtdicke und die Versuchszeit ein. Die logarithmische Darstellung der nach beiden Beziehungen ermittelten Transport koeffizienten in Abhängigkeit vom Kehrwert der absoluten Temperatur ist auf Abb. 9 wiedergegeben. Die Darstellung enthält Werte aus Reduktionsversuchen mit H2jH20- und COjC02-Gemischen. Sie zeigt eine sprunghafte Abnahme der Reduktionsge schwindigkeit bei der Umwandlungs temperatur des IX-Eisens in y-Eisen. Die Aufkohlung des reduzierten Eisens in COjC0 -Gasen hat zur Folge, daß der IX-y-Umwandlungs 2 punkt zU tieferen Temperaturen hin verschoben wird. Die dem y-Gebiet zugehörige Funktion (cbDo)y = f(ljT) kann daher auch unterhalb 910°C bestimmt werden. 9 Abb. 10 gibt das Ergebnis eines Gaswechselversuches wieder, während dessen durch Erhöhung der Kohlenstoffaktivität der Gasphase die IX-y-Umwandlung in der dicht aufgewachsenen Eisenschicht erzwungen wurde. Der Transportkoeffizient fiel ent sprechend Abb. 9 um etwa den Faktor 10 ab. Aus den Steigungen der Geraden auf Abb. 9 läßt sich mit (ebDo) '" exp (-AjRT) die Summe der Aktivierungsenergie der Sauerstoffd iffusion und der Lösungswärme des Sauerstoffes im Eisen berechnen. Für das Gebiet des IX-Eisens ergibt sich A" = 57 kcal , Mol kcal . für das des y-Eisens A = 62 Mol' Beide Werte stehen in guter Übereinstimmung mit y Ergebnissen aus Untersuchungen über die innere Oxydation von Eisen-Silizium Legierungen [20]. eh Über die Größen und Da im einzelnen kann hier nichts ausgesagt werden. In neueren Arbeiten wird für zonengeschmolzenes IX-Eisen zwischen 700 und 800°C eine maximale Sauerstofflöslichkeit von 7· 10--4 Gew.-% [21] und für y-Eisen zwischen 1320 und 1420°C eine von höchstens 3.10-3 Gew.-% [22] angegeben. Nimmt man an, daß der Sauerstoff mit etwa der gleichen Geschwindigkeit diffundiert wie Kohlenstoff und Stickstoff, so genügen zur Erklärung der gemessenen Reduktionsgeschwindigkeiten Sauerstoffkonzentrationen von 3 bis 5· 10-5 Gew.-% im IX-Eisen und 1 bis 2.10-3 Gew.-% im y-Eisen. Diese Sauerstoffgehalte im Eisen sind nach den genannten Arbeiten durchaus möglich. 3.2 Gaswechselversuche Wird bei der Reduktion von Wüstit der Gleichgewichtszusammensetzung mit Eisen die Kohlenstoffaktivität der Gasphase über einen bestimmten Wert hinaus erhöht, so bildet sich eine poröse Eisenschicht. Die Kohlenstoffaktivität, bei der das Eisen erstmals Schwammbildung zeigt, wird im folgenden kritische Kohlenstoffaktivität genannt. Unterhalb der kritischen Kohlenstoffaktivität wächst das Eisen dicht auf, und der Reduktionsverlauf folgt einem parabolischen Zeitgesetz. Wird die Kohlenstoffaktivität des Reduktionsgases im Verlaufe der Reduktion von anfänglich niedrigen Werten über den kritischen Wert hinaus erhöht, so bricht die zunächst dichte Eisenschicht auf, und der weitere Sauerstoffabbau erfolgt unter Bildung von Eisenschwamm (Abb. 11). Der Reduktionsverlauf entspricht dann einem linearen Zeitgesetz (Abb. 12). In Umkehrung kann durch Erniedrigen der Kohlenstoffaktivität der Gasphase unter den kritischen Wert erreicht werden, daß das Eisen nach anfänglicher Schwammbildung im weiteren Verlauf dicht aufwächst. Dieser Effekt wird besonders deutlich, wenn abwechselnd mit Wasserstoff und K6hlenmonoxyd reduziert wird. Auf den Abb. 13 und 14 wird das Ergebnis eines solchen Gaswechselversuches gezeigt. Die Ursache der Eisenschwammbildung in kohlenmonoxydhaltiger Gasatmosphäre liegt in der Aufkohlung des reduzierten Eisens. Der gelöste Kohlenstoff diffundiert durch die Metallschicht und reduziert an der Phasengrenze EisenjWüstit das Oxyd nach der Reaktion + + FeO C ~ Fe CO. (7) Das Kohlenmonoxyd reduziert seinerseits das Oxyd gemäß FeO + CO ~ Fe + CO2• (8) 10 Das Kohlendioxyd wiederum setzt sich mit dem Kohlenstoff des Eisens in Kohlen monoxyd um: + CO2 C ---+ 2 CO. (9) Das Eisen diffundiert zur Metallphase und scheidet sich dort ab. Bei einer dichten Eisen schicht entsteht auf diese Weise zwischen dem Eisen und dem Oxyd ein CO/C02-Ge misch, das sich mit dem Wüstit, dem Eisen und dem Kohlenstoff im Eisen ins Gleich gewicht zu setzen sucht. Dabei können so hohe Gasdrücke entstehen, daß die deckende Eisenschicht aufgebrochen wird und das äußere Reduktionsgas wieder direkten Zugang zum Oxyd hat (vgl. [23-25]). Die Reduktionsgeschwindigkeit steigt dann um ein Mehr faches an. Die kritische Kohlenstoffaktivität der äußeren Gasphase ist somit gleich der jenigen, bei der der innere Gasdruck gerade ausreicht, die Eisendecke zu durchbrechen. Zur Bestimmung der kritischen Kohlenstoffaktivität wurde die der Gasphase in kleinen Schritten so lange erhöht, bis die zunächst dichte Eisendecke aufbrach. Die deutliche Zunahme der Abbaugeschwindigkeit konnte mit Hilfe der Mikrowaage registriert wer den. Setzt man Gleichgewichtsverhältnisse voraus, so kann die kritische Kohlenstoff aktivität a~r nach der Beziehung (1) aus der vorgegebenen Zusammensetzung des Reduktionsgases berechnet werden. Der kritische Druck an der Phasengrenze Eisen/ Wüstit folgt dann daraus gemäß + ag pkr = (1 Ks) . Ks' KB • [atm], wobei KR die Gleichgewichtskonstante der Reaktion (8) bedeutet. Sie kann wie die Boudouardkonstante KB der Literatur [14] entnommen werden. Tabelle 1 enthält die er mittelten kritischen Werte sowie die jeweils gemessene Eisenschichtdicke. Tab. 1 T[°C] ~ [[-tm] akr pkr [atm] C 800 1 0,9 -1 7- 8 850 2 0,6 -0,65 11-12 890 2 0,35-0,4 10-12 930 3 0,3 -0,35 12-14 950 3 0,2 -0,25 11-13 1000 4 0,15-0,17 12-14 1000 6 0,18--0,2 15-16 Die Ergebnisse bei 1000°C lassen vermuten, daß eine Abhängigkeit des kritischen Druckes von der Dicke der aufzubrechenden Eisenschicht besteht. 3.3 Reduktionskinetik des Wüstits bei poröser Eisenschicht Mikroskopischen Untersuchungen zufolge wird eine zunächst dichte Eisenschicht nach Überschreiten der kritischen Kohlenstoffaktivität in der Gasphase nur an verhältnismäßig wenigen Punkten aufgebrochen. Die Flächendichte der Durchbrüche ist um so größer, je weiter der kritische Wert überschritten wird. Dementsprechend ist die freigelegte Oxydfläche und damit die Reduktionsgeschwindigkeit um so größer, je größer die Kohlenstoffaktivität des Reduktionsgases ist. Bei einer hinreichend hohen Kohlenstoff aktivität des äußeren Gases ist die Häufigkeit der Aufbrüche jedoch so groß, daß die Reduktionsgeschwindigkeit nicht mehr weiter mit der Kohlenstoffaktivität des Gas gemisches ansteigt, sondern durch die Phasengrenzreaktion Gas/Oxyd bestimmt wird. Auf Abb. 15 wird ein Versuch beschrieben, in dem umgekehrt eine Wüstitprobe bei 890°C nacheinander mit CO/C0 -Gemischen abnehmender Kohlenstoffaktivität redu- 2 11

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