FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1562 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt DK 547.539.14 678.743 678-944 Prof. Dr.-Ing. habil. Friedrich Asinger Dipl.-Chem. Dr. rer. nato Bernhard Fell Dipl.-Chem. Johannes M. J. Tetteroo Institut für Technische Chemie der Rhein.-Westf Techn. Hochschule Aachen Über die Einführung von Fluor in organische Verbindungen und zur Kenntnis der Fluorierung des Chloracetaldehyds mit Schwefeltetrafluorid WESTDEUTSCHER VERLAG KÖLN UND OPLADEN 1966 ISBN 978-3-663-00828-6 ISBN 978-3-663-02741-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02741-6 Verlags-Nr. 011562 © 1966 by Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen Gesamtherstellung : Westdeutscher Verlag Inhalt 1. Allgemeine Methoden zur Einführung von Fluor in organische Verbin- dungen........................................................ 7 1.1 Einleitung .............................................. . 7 1.2 Substitution von Wasserstoff durch Fluor ................... . 8 1.2.11 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit elementarem Fluor 9 1.2.12 Katalytische Fluorierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 11 1.2.13 Elektrolytische Fluorierung ................................ 12 1.2.2 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit Metallfluoriden ... 14 1.2.21 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit Kobalttrifluorid .. 15 1.2.22 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit Silberdifluorid ... 17 1.2.23 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit anderen Metall- fluoriden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 1.2.3 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit Interhalogenver bindungen von Fluor und fluorierenden organischen Verbindungen 18 1.3 Substitution von Halogenen durch Fluor .................... 19 1.3.1 Substitution von Halogenen durch Fluor mit elementarem Fluor 20 1.3.2 Substitution von Halogenen durch Fluor mit Metallfluoriden ... 21 1.3.21 Substitution von Halogenen durch Fluor mit Antimonfluoriden 21 1.3.22 Substitution von Halogenen durch Fluor mit Silberfluoriden ... 25 1.3.23 Substitution von Halogenen durch Fluor mit Quecksilberfluoriden 26 1.3.24 Substitution von Halogenen durch Fluor mit Alkalifluoriden ... 28 1.3.25 Substitution von Halogenen durch Fluor mit anderen Metall- fluoriden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 30 1.3.3 Substitution von Halogenen durch Fluor mit Interhalogenver- bindungen des Fluors ..................................... 31 1.3.4 Substitution von Halogenen durch Fluor mit organischen Fluor- verbindungen ............................................ 32 1.3.5 Substitutionen von Halogenen durch Fluor mit Fluorwasserstoff 32 1.4 Addition von Fluor an ungesättigte Verbindungen ............ 35 1.4.1 Addition von Fluor an Olefine ............................. 36 1.4.2 Addition von Fluor an aromatische Systeme. . . . . . . . . . . . . . . . .. 37 1.4.3 Addition von Fluor an andere ungesättigte Verbindungen ...... 38 1.5 Addition von Fluorwasserstoff an ungesättigte Verbindungen ... 39 1.5.1 Addition von Fluorwasserstoff an Olefine .................... 40 1.5.2 Addition von Fluorwasserstoff an Acetylene .................. 41 1.5.3 Addition von Fluorwasserstoff an andere ungesättigte Verbin- dungen.................................................. 42 5 1.6 Ersatz von stickstoffhaltigen Gruppen durch Fluor ............ 42 1. 7 Ersatz von sauerstoffhaltigen Gruppen durch Fluor. . . . . . . . . . .. 44 1.8 Spezielle Verfahren zur Darstellung organischer Fluorverbin- dungen .................................................. 45 1.9 Eigenschaften der organischen Fluorverbindungen ............ 48 1.10 Praktische Anwendung der organischen Fluorverbindungen .... 50 2. Fluorierung organischer Sauerstoffverbindungen mit Schwefeltetrafluorid 52 2.1 Schwefeltetrafluorid als Fluorierungsmittel ................... 52 3. Umsetzung von Chloracetaldehyd mit Schwefeltetrafluorid als Beispiel einer Fluorierung mit SF4 . . . • . . • . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . .• 63 3.1 Reaktion von Schwefeltetrafluorid mit Monochloracetaldehyd zur Darstellung von 1,1-Difluor-2-chloräthan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 63 3.2 Andere Methoden zur Darstellung von 1,1-Difluor-2-chloräthan 77 4. Beschreibung der Versuche ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 82 4.1.1 Darstellung von Monochloracetaldehyd aus trimerem Chloracet- aldehyd .. ... ... ... ... . .. ... .. . ... .. . . .. . . . . .. . .. . .. . .. . .. 82 4.1.2 Darstellung der Bisulfitverbindung des Chloracetaldehyds ...... 82 4.1.3 Darstellung des Chloracetaldehyd-dimethylacetals ............. 83 4.1.4 Darstellung des Monochloracetaldehydhydrats ................ 84 4.1.5 Darstellung von Titantetrafluorid ........................... 84 4.1.6 Darstellung des Zirkontetrafluorids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 4.1.7 Reinheitsprüfung von Schwefeltetrafluorid ................... 85 4.2.1 Darstellung von 1,1-Difluor-2-chloräthan aus 1,1,2-Trichloräthan 86 4.2.2 Darstellung und Wiedergewinnung des roten Quecksilberoxids 89 4.2.3 Darstellung des I-Fluor-l,2-dichloräthans aus 1,1,2-Trichloräthan und Fluorwasserstoff in Gegenwart von Zinntetrafluorid als Fluorierungskatalysator .................................... 90 4.3 Reaktion von Schwefeltetrafluorid mit Chloracetaldehyd und dessen Derivaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 5. Zusammenfassung .............................................. 94 6. Literaturverzeichnis ............................................. 95 6 1. Allgemeine Methoden zur Einführung von Fluor in organische Verbindungen 1.1 Einleitung Als H. MOISSAN 1886 erstmalig das elementare Fluor darstellte [1, 2, 3] und elf Jahre später den Versuch unternahm, Fluor mit organischen Substanzen reagie ren zu lassen [4], war damit ein neuer Zweig der Organischen Chemie entstanden. Es war aber erst der belgische Chemiker R. SWARTS, der um die Jahrhundert wende das systematische Studium der organischen Fluorchemie aufnahm. Die von ihm entdeckten Methoden zur Einführung von Fluor in organische Verbin dungen spielen auch heute sowohl präparativ als technisch noch eine außer ordentliche Rolle. Technische Bedeutung erhielten die organischen Fluorverbindungen erst, als T. MIDGLEY und A. L. HENNE um 1930 [5] die Vorzüge der fluorierten Methan und Äthanderivate als Kältemittel entdeckten. Seit dieser Zeit wurde die Er forschung der organischen Fluorverbindungen immer intensiver vorangetrieben. Besonders die Lösung der Aufgabe der Trennung der Uranisotope hat viel zur Entwicklung der organischen Fluorchemie beigetragen [6]. Da Uranhexafluorid, Fluor und Fluorwasserstoff stark aggressiv sind, sind dabei besonders korrosions feste Materialien erforderlich. Es handelt sich dabei nicht nur um chemisch beständige Metalle, sondern auch um chemisch beständige organische Verbin dungen als Schmiermittel, Dichtungen und Kälteträger. Da die Anwendung von wasserstoffhaltigen organischen Verbindungen infolge der starken fluorierenden Wirkung des Uranhexafluorids von vornherein als aussichtslos anzusehen war, sich weiterhin perchlorierte organische Verbindungen dem Uranhexafluorid gegenüber als instabil erwiesen, war man gezwungen, Darstellungsmöglichkeiten für perfluorierte, also wasserstofffreie Verbindungen ausfindig zu machen, da nur diese den hohen Anforderungen genügen. Als wichtigste Ergebnisse dieser Entwicklung sollen die Entdeckung der fluor haltigen Polymeren, die katalytische und elektrolytische Fluorierung und die Anwendung von bestimmten organischen Fluorverbindungen als Aerosole hervorgehoben werden. Im folgenden Abschnitt soll versucht werden, eine möglichst vollständige Zusammenfassung des Standes des Wissens auf dem Gebiet der Darstellung von Fluorverbindungen zu geben. Dabei soll vermerkt werden, daß die angeführten Literaturzitate keineswegs vollständig sind, weil das zur Überbelastung des Textes mit Literaturangaben führen würde. Daher wurden Arbeiten, deren Bedeutung gering erschien und die sowieso in anderen Veröffentlichungen auf dem gleichen Gebiet bekanntgemacht werden, nicht angeführt. 7 1.2 Substitution von Wasserstoff durch Fluor Thermo4Jnamische Betrachtung Vergleicht man die Reaktionsenthalpie der Substitution von Wasserstoff durch Fluor, Chlor, Brom und Jod, dann fällt sofort auf, daß die Reaktionsenthalpie ßH der Fluorierung wesentlich größer ist als die der anderen Halogenierungs reaktionen [7]. Tab. 1 Reaktionsenthalpien bei der Halogenierung von Paraffinkohlenwasserstoffen -C-H + Hal2 -+ -C-Hal + H· HaI - a kcal (1) [ [a für Fluor: -102,2 kcal Chlor: 23,2 kcal Brom: 6,2 kcal Jod: + 13,7 kcal Die Bindungsenergie der Kohlenstoffeinfachbindung beträgt aber nur 58,6 kcal/ Mol, ist also wesentlich geringer als die Reaktionsenthalpie der Fluorierung. Die Folge davon ist, daß eine kontrollierte direkte Fluorierung, also die Substitution von Wasserstoff durch Fluor, außerordentlich schwierig ist. Durch die hohe Reaktionsenergie kommt es zum Ersatz von mehreren Wasserstoffatomen und zur Spaltung der Kohlenstoffkette. Da aber die Fluorierungsreaktion wie die anderen Halogenierungsreaktionen radikalisch verläuft [8, 9], kommt es gleich zeitig zur Bildung von höhermolekularen Produkten. Bei der Einwirkung von Fluor auf organische Verbindungen lassen sich folgende Reaktionstypen unterscheiden [10]: Substitutions- und/oder Additionsreaktionen F2 -+ 2 F' RH + po -+ R' + HF oder RX + F' -+ XF + R' R' + F -+ RF + F' (Radialkettenreaktion) (2) 2 R2C=CH2 + F' -+ R2CF-CRi R CF-CR2 + F -+ R CF-CFR + F. 2 2 2 2 Bruch der Kohlenstoffkette RCF CF R + F' -+ RCF + CF R' (3) 2 2 3 2 CF R' + F -+ CF R + F' 2 2 3 Dimerisation R' +R' -+R-R (4) 8 Po!Jmerisation + R2CF-CR2 R2C=CR2 ~ R2CF-CR2-CR2-CR2 (5) + R2CF-CR2CR2-CR2 R2C=CR2 ~ R2CF-CR2CR2CR2CR2CR2 Nach W. T. MILLER und Mitarbeitern soll jedoch bei tiefen Temperaturen « 100°C) die Substitution von Wasserstoff durch Fluor nach folgendem Schema verlaufen [11, 12]: I I I + + + -C-H F2 ~ [-C--H--F--F] ~ -C HF F' (6) I I I Die Substitution von Wasserstoff durch Fluor spielt daher bei weitem nicht eine so große Rolle zur Darstellung von Fluorverbindungen wie die Chlorierung und Bromierung zur Darstellung der entsprechenden Halogenderivate. Wegen dieser großen Diskrepanzen zwischen Fluor und den anderen Halogenen neigt man immer mehr dazu, Fluor aus der Reihe der Halogene auszuklammern und zu der Halogengruppe nur Chlor, Brom und Jod zu rechnen. Obwohl dies nicht absolut berechtigt ist, wird in dieser Arbeit die gleiche Ein teilung benutzt. 1.2.11 Substitution von Wasserstoff durch Fluor mit elementarem Fluor Die direkte Einwirkung von Fluor auf organische Verbindungen zum Zweck, Wasserstoff durch Fluor zu substituieren, wurde erstmalig von H. MorssAN ausgeführt [4, 13, 14]. Hierbei zeigte sich, daß diese Reaktionen meistens unter Feuererscheinungen, oft sogar explosionsartig heftig verliefen. Da infolge der hohen Reaktionsenergie öfters eine vollständige Zersetzung der organischen Moleküle durch das Fluor stattfand, war es ein naheliegender Ge danke, die Umsetzung durch Zusatz eines indifferenten Gases, wie B. HUMISTON als erster zeigte [15], oder durch Arbeiten in Lösungsmitteln, die gegen Fluor inert sind, unter Kontrolle zu bringen [16, 17]. Als Lösungsmittel kommen Tetrachlorkohlenstoff [18, 19, 20], Difluordichlormethan und 1,1,2,2-Tetrafluor- 1,2-dichloräthan [19], flüssiger Fluorwasserstoff [21,22], vor allem aber Pyridin und 2-Fluorpyridin [23] in Betracht. Auch durch besondere Konstruktionen der Reaktionsgefäße ließ sich die Reaktion öfters mäßigen [24, 25]. Aber selbst in den günstigsten Fällen trat als Hauptprodukt immer Kohlenstoff tetrafluorid auf, das durch Kettenbruch und Absättigung der Bruchstücke mit Fluor gebildet wurde [26, 27, 20, 28]. So wurde bei - 80° C Cyclohexan in Difluordichlormethanlösung in ein Gemisch verschiedener Fluorcyclohexane übergeführt [19]. n-Hexadecan lieferte bei der + Fluorierung in Tetrachlorkohlenstofflösung bei 15°C ein Gemisch ver schiedener Fluorhexadecane [19]. Ähnlich reagierten auch Decahydronaphthalin [20], Paraffinöl [29] und Paraffin [19]. Das Arbeiten in Tetrachlorkohlenstofflösung ist nicht sehr zweckmäßig, weil dieses gegen Fluor nicht absolut inert ist, was sich besonders beim Fluorieren von 9 jodhaltigen Verbindungen bemerkbar macht. Das Fluor spaltet Jod ab, welches dann mit Fluor unter Bildung von Jodpentafluorid reagiert. Dieses ist aber ein wirksames Substitutionsmittel von Halogenen durch Fluor, so daß der als Lösungsmittel eingesetzte Tetrachlorkohlenstoff seinerseits fluoriert wird, und zwar hauptsächlich zum Difluordichlormethan [30]. Fluorierungsreaktionen in Lösungsmitteln und auch die Fluorierung von flüs sigen Produkten werden am besten so durchgeführt, daß die Reaktion in der Grenzschicht von Gas- und Flüssigphase abläuft [16, 19,29]. Flüssige, nur wasserstoffhaltige Verbindungen lassen sich auch bei tiefer Tem peratur (-70°C) leicht fluorieren, wenn man das eingeleitete Gasgemisch aus Fluor und Stickstoff vorkühlt und die Fluorierung unter Einwirkung von sicht barem oder UV-Licht vornimmt. Auf diese Weise läßt sich sogar weitgehend Monosubstitution erreichen [31]. Die vorteilhafteste Arbeitsweise ist jedoch die Reaktion zwischen Fluor und organischer Verbindung in der Gasphase, wobei das Fluor durch inerte Gase, wie Stickstoff oder Kohlendioxyd, verdünnt wird [15, 26]. Wie K. FREDEN HAGEN und Mitarbeiter betonen, ist die Anwendung von Metallen, wie Kupfer oder Eisen, ein wesentlicher Fortschritt; denn das Kupfer, das meistens als Netz ausgebildet wird, wirkt als Kontakt, an welchem es zur Reaktion von Fluor und organischer Substanz kommt; gleichzeitig aber ist das Kupfer infolge seiner großen Wärmeleitfähigkeit imstande, einen wesentlichen Teil der Reaktions wärme abzuführen, so daß eine Überhitzung des Reaktionsgemisches verhindert wird [8, 24, 26, 29, 32-37]. Ähnlich wie das Kupfer, jedoch schwächer, ist auch Eisen wirksam. Der große Vorteil dieser Arbeitsweise liegt darin, daß die Reaktion in diesem Fall verhältnismäßig gleichmäßig abläuft, was zur Folge hat, daß die Ausbeuten entschieden besser sind als bei der Fluorierung in der flüssigen Phase. Im Prinzip bedeutet dieses Fluorierungsverfahren den Übergang zu der katalyti schen Fluorierung (s. S. 11). Über die Einwirkung von Fluor auf organische Verbindungen liegen, nachdem es gelungen war, die Reaktion so weit zu zügeln, daß sie unter Kontrolle zu halten war, eine Reihe von Ergebnissen vor. So lassen sich fluorierte Derivate des Methans [32], Äthans [37,38], Cyclohexans [19], Benzols [8, 29] und dessen Homologen [29, 39] darstellen. Sogar sauerstoffhaltige Pro dukte, wie Aceton [24, 40, 41], Methyläthylketon [31, 42], Acetophenon [22] und Carbonsäuren, lassen sich so fluorieren. Dabei zeigt sich, daß die Essigsäure gegen die Einwirkung von Fluor sehr beständig ist [43]. Mit steigender Ketten länge nimmt aber die Beständigkeit bei den höheren Carbonsäuren ab; es bilden sich neben Abbauprodukten ß- und y-fluorierte Fettsäuren [19, 29]. Eine rJ. Substitution wurde bis jetzt nicht beobachtet. Dieses steht im Gegensatz zu der HELL-VOLHARD-ZELINSKY-Synthese der rJ.-Bromfettsäurebromide, wo eine rJ. Substitution stattfindet. Auch Stickstoffderivate, wie Mono-, Di-und Trimethylamin, lassen sich auf diese Weise fluorieren [44, 45], wobei aus Dimethylamin Perfluordimethylfluoramin erhalten wurde: 10 + 150'C + CH3-NH-CH3 7 F2(N2) ---+ CF3-NF-CF3 7 HF (7) Auch cyclische Perfluoramine lassen sich so darstellen [46, 47, 48]. So läßt sich aus Pyridin mit 40%iger Ausbeute Perfluorpiperidin erhalten: F 2 (/"1 + --+ F2 F2 5 HF (8) F2 "'N/ F2 I F Die GI. (8) zeigt, daß gleichzeitig Fluoraddition eingetreten ist. Auf diese Tat sache wird auf S. 37 näher eingegangen. Bei den Versuchen, Thiophene mit durch Stickstoff verdünntem Fluor reagieren zu lassen, wurden von J. NEUDORFFER nur Abbauprodukte beobachtet [49], vor allem Schwefelhexafluorid und perfluorierte Alkane (Cl bis C4). Die Umsetzung von festen Stoffen mit elementarem Fluor [50, 51] ist bisher nur in einigen Spezialfällen zur Anwendung gekommen, und zwar hauptsächlich zur Beseitigung eines geringen Wasserstoffgehaltes in Polymeren [52]. Wie bereits auf S. 8 erwähnt, ist die Fluorierung mit elementarem Fluor eine Radikalkettenreaktion. Es wird dabei nie eine besonders hohe Ausbeute erhalten; denn infolge der sehr stark durchgreifenden, ebenfalls über Radikale verlaufenden Dimerisations- und Polymerisationsreaktionen fallen immer höher molekulare Produkte an. Weiterhin läßt sich, wie schon erwähnt, auch die Spaltung der Kohlenstoffkette nie ganz vermeiden, so daß auch immer niedrigmolekulare Verbindungen anfallen. Deswegen findet die direkte Fluorierung nur beschränkte Anwendung. Zur Darstellung von organischen Fluorverbindungen ist es meistens vorteilhafter, durch Halogenaustausch gegen Fluor, durch katalytische oder elektrolytische Fluorierung oder durch Additionsreaktionen zum Ziel zu gelan gen. Es gibt jedoch eine Körperklasse, bei der die direkte Fluorierung ein sehr wichtiges Verfahren darstellt, und zwar die sogenannte Perfluorierung und Polyfluorierung, wobei in bereits weitgehend fluorierten Verbindungen alle bzw. die meisten noch vorhandenen Wasserstoffatome gegen Fluor ausgetauscht werden. 1.2.12 Katalytische Fluorierung Die oben erwähnten Fluorierungsbeispiele stellen alle nichtkatalytische Reak tionen dar. Durch Anwendung von Katalysatoren konnte die direkte Fluorierung wesentlich verbessert werden. Es sind heute eine Reihe von wirksamen Kataly satoren bekannt; in abnehmender Aktivität geordnet: Au > Co> Ag 2> Ni > Cu> Hg, Cr, Rh, Fe [53, 54]. Praktische Anwendung finden nur Gold und vor allem Silber. Zur besseren Wärmeabfuhr werden diese Metalle auf Kupfer aufgetragen. 11