DBER DEN KODEX 507 DER OSTER REICHISCHEN NATIONALBIBLIOTHEK (REUNER MUSTERBUCH) Uber den Kodex 507 der Osterreichischen Nationalbibliothek (Reuner Musterbuch) von DR.P.J.H. VERMEEREN LeiteI' del' Handsclwiftenabteilung del' Koniglichen Bibliothek im Haag SPRINGER-SCIENCE+BUSINESS MEDIA, B.Y. ISBN 978-94-011-8740-4 ISBN 978-94-011-9595-9 (eBook) DOI 10.1007/978-94-011-9595-9 Copyright 1956 by Springer Science+Business Media Dordrecht Originally published by Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands in 1956 All rights reserved, including the right to translate or to reproduce this book or parts thereof in any form EINLEITUNG Zu den zahlreichen Schatzen der Handschrif tensammlung der Osterreichischen N ationalbi bliothek gehort das bertihmte Reuner M usterbuch, das einen Teil der Handschrift 507 bildet. Es handelt sich hier urn einen Kodex aus dem An fang des 13. Jahrhunderts, der hochstwahr scheinlich in der Zisterzienserabtei Reun bei Graz angefertigt wurde. In den letzten hundert J ahren nun hat dieser Kodex, besonders wegen des darin enthaltenen Musterbuches, wiederholt die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Ais erster hat sich Wilhelm Wattenbach 1) da mit befasst; als zweiter Julius von Schlosser 2). Naturgemass wurde der Kodex auch in den Handschriftenkatalog der Osterreichischen Na tionalbibliothek aufgenommen 3). Auf der durch die damalige Hofbibliothek 1901 gehaltenen Miniaturenausstellung war er ebenfalls zu sehen und war in dem Katalog dieser Ausstellung verzeichnet 4). Dies alles hat dann seinen Nie derschlag in Hermann Julius Hermanns VerOf fentlichung tiber die deutschen romanischen Handschriften in osterreichischem Besitz ge funden 5), wobei die starkste Betonung auf dem kunsthistorischen Element liegt. 1 EINLEITUNG Fast alle diese Publikationen befassen sich nun besonders mit dem Reuner M usterbuch, mit dem der Sammelkodex 507 beginnt. Bei den Be schreibungen und Untersuchungen, die ihr Au genmerk auf das Musterbuch richten, haben die Forscher aber meist ausser Acht gelassen, dem Aufbau und der Zusammensetzung des Kodex 507 die notige Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist aber gerade dieser Aufbau, der sich nur nach kodikologischer Untersuchung des gesamten Ko dex erkennen Hisst, und der, wie sich zeigen wird, fUr den gesamten Kodex, wie auch fur das Mu sterbuch und fUr die darauf folgenden Texte, von entscheidender Bedeutung ist. In vorliegender Studie nun wird der Versuch einer Beschreibung auf Grund gewissenhafter kodikologischer Untersuchung des Kodex ge macht. Der Nachdruck liegt dabei auf dem Auf bau des Ganzen; ubersichtshalber ist diese Ab handlung in eine Anzahl Abschnitte verteilt. 1. BESCHREIBUNG 1) Titel, Bibliothek, Signaturen Sammelkodex. Osterreichische N ationalbiblio thek, Wien. Kodex 507. Olim: Hist. prof. 665; Hist. Ms. 152. (Gewohnlich Reuner Musterbuch genannt.) 2 BESCHREIBUNG 2) Materie, Au/bau, Abschreibung und Liniierung Das vorliegende Buch hat sichtlich als "Lehr buch" gedient. Daher ist das dafiir verwendete Pergament von gediegener Qualitat, wahrend die sorgfaltige Schrift nur wenige Radierungen auf weist. Zu beachten ist, dass von fo1. 114v ab die Lombarden nicht ausgefiihrt sind, ausser bei fo1. 147r, wo dies wohl der Fall ist, dann aber in Schwarz. Der Kodex zahlt der Tintenfoliierung des 19. Jahrhunderts gemass (von der hier aus gegangen wurde) 149 Blatter. Der Lagenbau ist folgender: 1) eine Lage ~on drei Doppelblattem " fol. 1- 6; 2) eine Lage von vier DoppelbIattem minus ein Blatt • ., fol. 7- 13; 3) drei Lagen von vier Doppelblattem . " fol. 14- 37; 4) eine Lage von vier Doppelblattem minus ein Blatt " fol. 38- 44; 5) eine Lage von drei Doppelblattem plus ein Blatt . " , fol. 45- 51; 6) drei Lagen von vier Doppelblattem . ., fol. 52- 75; 7) eine Lage von drei Doppelblattem minus ein Blatt • ..., fol. 76- 80; 8) acht Lagen von vier Doppelblattem fol. 81-144; 9) eine Lage von einem Doppelblatt •• . , fol. 145-146; 10) eine Lage von zwei DoppelbIattem minus ein Blatt. . •• .• fol. 147-149. 3 BESCHREIBUNG Dabei muss folgendes bemetkt werden: I) fol. 6Y Lageasign.atur ji.; 2) fol. ar Lagenslgnatur .iij .. zwischen foL 10 und 11 fehlt das rechte folium des MitmldiplomBS; 3) foI. I¥ Lagensignatur. vj., fol. 3()1" idem .viij.; 4) foI. 3ar Lagensignatut.ix., zwischen fo1. 42 und 43 fehlt das rechte foliiun des Diplomas, dessen linke folium fol. 40 bildet; 5) ...................... , fo1. 51 ist gegen fol. soy gek1ebt; 6) fo1. 52l Lagensignatur .xii., fo1. 60r idem .xiii., foL 6ar idem .xiiii.; 7) fol. 76l Lagensignatur .XV., ZWischen fol. 78 und 79 fehlt das rechte folium des Mitteldiplomas; 8) fol. 81r Lagensignatur .xvj., fol. 89r idem .xvij., fol. 9]r idem .xviii., fol. 1051" idem .xix., fol. 113r idem .xx., fo1. 121r idem .xxj., fol. t~ idem .xxii., fol. 1371' idem .xxiij.; 9) fol. 1451" Lagensigoatur .xxiiij.; 10) . . . . . . . . . . • . . ., zwischen fo1. 141 und 148 fehlt das linke folium des Mitteldiplomas. + In Formeln ausgedriickt: 111(6) IV-I (13) + + + + + 3IV(37) IV-I.(44) III 1(51) 3IV(7s) + + + + III - 1( SO) 8IV(I44) 1(146) II- 1 (149). 4 BESCHREIBUNG Das Ganze kann folgendermassen schematisch dargestellt werden: I I I Lagen Foliierung Signaturen Bemerkungen III 1-6 6v.ij. IV-I 7-13 8r .iij. Zwischen fol. 10 und 11 fehlt das rechte folium des Mitteldiplomas. IV 14-21 14r .vj. IV 22-29 IV 30-37 30r .viij. IV-I 38-44 38r .ix. Zwischen fo1. 42 und 43 fehlt das rechte folium des Diplomas, dessen linke fo- lium fo1. 40 bildet. 111+1 45-51 Fol. 51 ist geldebt gegen fo1. 50v. IV 52-59 52r .xij. IV 60-67 60r .xiij. IV 68-75 68r .xiiij. III-I 76-80 76r .xv. Zwischen fol. 78 und 79 fehlt das rechte folium des Mitteldiplomas. IV 81-88 Sir .xvj. IV 89-96 89r .xvij. IV 97-104 97T .xviij. IV 105-112 IOsr .xix. IV 113-120 113r .xx. IV 121-128 121r .xxj. IV 129-136 129r .xxij. IV 137-144 137T .xxiij. I 145-146 14Sr .x:xiiij. II-I 147-149 Zwischen fol. 147 und 148 fehlt das linke folium des Mitteldiplomas. 5 DAS MUSTERBUCH Aus dem oben Zusammengefassten ergibt sieh, vor allem, wenn man die Lagensignaturen auf merksam prtift, dass der Aufbau des Kodex 507 keineswegs regelmassig ist und schon deshalb in jeder Hinsieht eine nahere Untersuchung ver dient. Dabei muss im Voraus bemerkt werden, dass sich schon aus den Lagensignaturen ergibt, dass Musterbuch und Texte von Anfang an zu sammen eine Einheit gebildet haben 6). Das M usterbuch An erster Stelle also das Musterbuch, tiber das einleitend unter nachdriicklichem Hinweis auf die Darlegung Hermanns 7) folgendes zusammen gefasst werden kann: Das Musterbuch ist eines der altesten erhalten gebliebenen Exemplare eines Genres, wovon nur einige Spezimina auf uns gekommen sind. Es ist als Musterbuch fUr einen Illuminator gedacht, enthalt dreizehn Blatter, bringt zwanzigin Braun und Rot ausgestattete Federzeichungen, zahl reiehe verzierte Initialen und Ornamente und verschiedene geometrische Zeichnungen 8). Hintereinander findet man auf den Blattern folgendes abgebildet: fol. lr: ein vollstii.ndiges Alphabet; die Bernfe des Biirgerstandes (die artes mechanicae) EJ und dem beigefiigt: die Kiinste, die Liebe und der Priesterstand; Jr} fol. Physiologus-Illustrationen; 3Y 6 I DAS MUSTERBUCH 24 grosse, die ganze Lange des Blattes einnehmende und verzierte Initialen; 19 kleine, an den unteren Randern angebrachte 'Jr fol. lOV} Blattwerk; 7V .. 11r 8r 8v llr} Kreise und Rechtecke; Tiere; llV 9r .. .. 9V 12r } Ornamente; lor 12v .. .. lOy 13r } Kreise und Rechtecke. 13v Das Mass der BUitter des Musterbuches be tragt 237 X 157 mm. Das Mass der rot um randerten Blattspiegel wechseIt, wie sich aus folgender Ubersicht ergibt: fol. 1r: kein umrandeter Blattspiegel; 1v-2V: 188 bis 190 x 143 bis 145 m.m. ; 31: 188 x 141 .. , 3v: 159 x 117 , 4r-6v: keine umrandeten Blattspiegel; 'Jr: 193 x 133 m.m. ; 7V: 195 x 135 , 8l: 186 x 137 " , 8v: 191 x 136 .". , 9r: 193 x 139 .. , 9v: 193 x 137 .. , lor: 193 x 134 .. , IOV: 194 x 134 ., 11r: 191 x 143 ." .. 11v: 190 x 141 ... 121: 175 x 126 7