Quellen und Studien zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin Julius Ruska Turba philosophorum. Ein Beitrag zur Geschichte der Alchemie QUELLEN UND STUDIEN ZUR GESCHI CHTE DER NATURWISSEN= SCHAFTEN UND DER MEDIZIN FORTSETZUNG DES ARCHIVS FOR GESCHICHTE DER MATHE~ MATIK, DER NATURWISSENSCHAFTEN UND DER TECHNIK HERAUSGEGEBEN VOM INSTITUT FOR GESCHICHTE DER MEDIZIN UND DER NATURWISSENSCHAFTEN REDIGIERT VON P. DIEPG EN J. RUSKA liND BAND 1 TURBA PHILOSOPHORUM EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER ALCHEMIE VON JULIUS RUSKA MIT 1 TAFEL Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1931 TURBA PHILOSOPHORUM EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER ALCHEMIE VON JULIUS RUSKA MIT 1 TAFEL Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1931 ISBN 978-3-662-22958-3 ISBN 978-3-662-24900-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-24900-0 C. H. BECKER DEM BEGRONDER DES FORSCHUNGSINSTITUTS FOR GESCHICHTE DER NATURWISSENSCHAFTEN VOM VERFASSER ZUGEEIGNET Vorwort. Wer die Geschichte der Alchemie des Mittelalters nach den Quellen studieren will, steht einer uferlosen Aufgabe gegenüber. Die griechischen Quellen sind zwar gedruckt, aber über ihre zeitliche Aufeinanderfolge und ihre Deutung gehen die Meinungen noch weit auseinander. Wie die Alchemie in den Orient gelangte und welche Schicksale sie vor ihrer Cbernahme durch die Araber hatte, ist in tiefes Dunkel gehüllt. Von der reichen arabischen Literatur, die handschriftlich in den Bibliotheken des Orients und Europas vorhanden ist, sind bis jetzt nur wenige Proben gedruckt und übersetzt, noch weniger kritisch untersucht worden. Ganz besonders aber fehlen Untersuchungen über die Quellen und Zusammen hänge der Alchemie des Abendlandes. Wohl ist ein Anfang mit der Katalogisierung der Handschriften gemacht, aber die alten Drucke durch kritische j\ euausgaben nach den Handschriften zu ersetzen und die Ge schichte der Texte aufzuklären, hat noch niemand ernstlich ins Auge gefaßt. Begreiflich genug, da man in der spätlateinischen Alchemie keinen Schritt tun kann, ohne auf die Araber zu stoßen, die wenigen durch Cbersetzung zugänglich gemachten Texte aber eine viel zu schmale und unsichere Grundlage für kritische Untersuchungen bilden. Daß ich für den ersten Versuch, die Zusammenhänge zwischen latei nischer und arabischer Alchemie zu verfolgen, die Turba Philosopho rum gewählt habe, bedarf keiner Rechtfertigung; sollte sie für nötig gehalten werden, so muß sie das Buch selbst geben. Auch dafür glaube ich keiner Rechtfertigung zu bedürfen, daß ich die Darstellung so ge halten habe, daß überall die Wege sichtbar sind, auf denen ich zu meinen Ergebnissen gelangt bin. Ich wollte versuchen, solchen Lesern, die besser mit chemischen als mit literarhistorischen Ontersuchungsmethoden ver traut sind, zu zeigen, daß es auch in der Literaturgeschichte und Philo logie etwas wie exakte und saubere Methode gibt, und daß die kritische Philologie in der Geschichtswissenschaft die gleiche Aufgabe hat, wie die Messung und \Vägung in der 1\ aturwissenschaft. Die gewonnenen Ergeb nisse, insbesondere auch die Cbersetzung der Turba, sind als eine YIII Vorwort erste Annäherung an das Ziel des historischen Verstündnisses zu be trachten. Neue Quellen und ü ntersuchungen werden uns weiterführen. Auf die Register habe ich besondere Sorgfalt verwendet. Das arabische Register enthält auch die aus dem Griechischen aufgenommenen Vo kabeln, das lateinische die aus den arabischen Quellen stammenden Um schriften. Aus dem lateinischen Turbatext wurden hauptsächlich die Decknamen berücksichtigt; eine Aufzählung aller Stellen, in denen die \\orte aqua, color, corpus, ignis, accipite, coagulate, terite usw. vor kommen, war um so weniger niitig, als das deutsche Saehregister darüber jede wünschenswerte Auskunft gibt. Der Preußischen Staatsbibliothek in B er li n bin ich für die Erlaubnis zur Herausgabe der Handschrift Qu 584 zu besonderem Dank verpflichtet. Die Bibliotheken von Erfurt, St. Gallen und Prag haben mir durch Übersendung von Handschriften, die Bibliotheque Nationale in Pari s, die Bibliotheken von Cambridge, Glasgow, '\lanchester und Ox ford sowie Frau D. W. SINGER durch Überlassung von Photographien wertvolle Dienste geleistet. Eine vor vielen Jahren von Frau 1L UIMER-.J ENSEN freundlichst zur Verfügung gestellte Wiirterliste zu BERTIIELOTS Collection des Alchimisles Grecs hat mir das Aufsuchen griechischer Parallelen wesentlich erleichtert. Herrn H. E. STAPLFTON in Kalkutta bin ich für die Erlaubnis, seine arabischen Turbafunde in meinem Buche zu verwerten, aufrichtigen Dank schuldig. Meinem alten Freunde Prof. Dr. F. BURG habe ich für seine fachmännischen Ratschläge bei der Gestaltung des lateinischen Turbatextes, Herrn Dr. P. KR.WS für die unermüdliche \fitarbeit an den arabischen Texten und Anmerkungen und die sorgfältige Durchsieht der Korrekturen zu danken. Berlin, im Juli 19.31. JULlCS RUSKA. Inhaltsverzeiclmis. Erster Teil. \. 0 ru II lc I' S 1I C h u Il g l' n. Erstes Kapitel. ],(,1' Stand der Turbafrage. Seite I. Gedruckte Tex le und Cb ersetzungell 3 11. Ältel'e Lntcrsuchungen und {'rteile. 7 11 I. Die neuen Aufgaben . . . . . . . . 15 Z\\'eites Kapitel. ])ie arabischp Vorlage der Turba. I. Methodische Yorfragen. . . 18 I I. 1J i e Formen der EigennaJlH'n . . . . . 23 LI I. Die fremden Stoffnamf'n . . . . . . . 2; IV. Weitere Zeugnisse für den arahischell Ursprung der Turba 30 V. Arabische J>arallcltexte. . . . . . . . . . . . . . . . 33 Drittes Kapitel. Oie gedruckt.en Fassungen der Turba. I. Die Milngel der Drucke. . II. IJer Aufbau der Urschrift . III. Die zweite Form der Turba IV. ]'ic dritte Form der Turba Viertes Kapitel. IJie handschriftliche Überlieferung. I. Allgemeines über die Handschriften 69 I I. Il andschriften der ersten Klasse . 71 III. Handschriften der zweiten Klasse 82 I V. Auszüge und Kommentare . . Fünftes Kapitel. Übersetzungen der Tnrba. I. Handschriftliche Cbersetzungen % II. Grdruckte Chcrsrtzungen 97 Z \\ e i te r T eil. T .. x t d p I' T 1I rh <l. Zur Textgpstaltung. . . . 10') Turha J>hilosol'hoT'lIl1l. 109 \ Inhalt Seite lJie Versammlung (\t'r Philosophen. übersicht der Rednernamen .. . . . . Viprler Teil. Das literarische Problem. Erstes Kapitel. Die griechischen Quellen. 1. Die l'berlieferung der griechischen .\Iehemif' 261 11. Wirkliche und angebliche .\utoren 264 II 1. Die literarischen Formen . . . . 274 I V. Kritik des Lehrinhalts . . . . . 279 Zweites Kapitel. Der literarische Charakter der Turha. 1. Der Versammlungsbericht als Darstellungsform 287 11. Die Theologie und Kosmologie der Turba . 291 II1. Die .\lchemie der Turba . . . 294 I \'. X eUl' arabische Turbastücke. . . . . . . 296 Drittes Kapitel. Turbaliteratur im weiteren Sinne. 1. Allgemeine Bemerkungen. 11. Der Tractatus Micreris . . . . . 11 I. JJil' Yision dl'S .\1 i.,lpus. . . . . 1\'. Hiltsel und. \llpgoril'Il zur Tllrha . Y. Allegoriap Sapif'lItlllll ..... . Viertes Kapitel. Lateinische Uriginalschriften. 1. Der Sermo Anonymi und die Exercitationes in Turbam 334 11. Das Werk des Petrus von Si lento ..... . :136 111. Albertus Magnus, Thomas Aquinas, Arnaldus . 338 IV. Die Margarita Pretiosa des Petrus Bonus. 3r.1 V. Rupescissa und die anonymen Rosarien 342 VI. Das Consilium Conjugii . . . . . . . 342 VII. Literatur des 16. und 17. ,Jahrhunderts. 344 Narhtrügl'. . . . . . . . . . . Wort- und Sachregister. I. Griechisches Hl'gister I I. Arabisches Register . . II I. Lateinisches Register . IV. )"lgemeines Sachregister T\ amenregister. I. Personen- und Ikrufskreisl' II. Antike und mittelalterliche .\utorPII I I I. ); euere Au toren. . . . . . . . . ERSTER TEIL. VORUNTERSUCHUNGE~