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Trikolore unterm Hakenkreuz: Deutsch-französische Collaboration 1940–1944 in den diplomatischen Akten des Dritten Reiches PDF

277 Pages·1996·6.897 MB·German
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Birgit Kletzin Trikolore unterm Hakenkreuz Birgit Kletzin Trikolore unterm Hakenkreuz Deutsch-franzosische Collaboration 1940-1944 in den diplomatischen Akten des Dritten Reiches Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Fur meine Eltern Gedruckt auf saurefreiem und altersbestandigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kletzin, Birgit: Trikolore unterm Hakenkreuz: Deutsch-franzosische Collaboration 1940-1944 in den di- plomatischen Akten des Dritten Reiches / Birgit Kletzin. - Opladen : Leske und Budrich, 1996 ISBN 978-3-663-11660-8 ISBN 978-3-663-11659-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11659-2 © Springer Fachmedien Wiesbaden 1996 Ursprilnglich erschienen bei Leske & Buderich 1996 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auGerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mi- kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Einleitung: Zwischen Konfrontation und Arrangement: Deutschland und Frankreich in den dreilliger Jahren ....................................... 8 1. "Lieber Hitler als die Volksfront ........................................................ 15 1.1. Waffenstillstand und Besatzungsregime ............................................. 15 Frankreich bittet urn den Waffenstillstand .......................................... 15 Die Verhandlungen von Compiegne .................................................. 20 Deutsche Besatzungsorgane und franzosische Regierungsinstitutionen ...................................................................... 24 1.2. Der Traum vom Wiedererstarken Frankreichs in Hiders Europa ....... 28 Die Nationale Revolution ................................................................... 28 Diktatur, Elite, Hierarchie - Das Ende der parlamentarischen Demokratie ........................................................................................ .31 Korporative Wirtschaftsorganisation als Voraussetzung fUr die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland ............................. 33 Arbeit, Familie, Vaterland - Das Credo des neuen Frankreich .......... 37 Europaische "Neuordnung" als Konsequenz des Krieges ................. .39 5 2. "Zwischen unseren beiden Uindern ist eine Zusammenarbeit in Aussicht genommen worden" ............................................................ .43 2.1. Der Handedruck von Montoire und die Idee der Collaboration ........ .43 Der deutsche Mittelmeerblockplan und die strategische Rolle Frankreichs ......................................................................................... 44 Vichy-Frankreich zwischen Deutschland, England und Spanien ...... .45 Die Gesprache von Montoire ............................................................. .48 2.2. Deutsche Uberlegungen zur "Neuordnung" Europas und die Grenzen der Collaboration .................................................... 52 Die nationalsozialistischen Vorstellungen vom "GroBraum" Europa ................................................................................................. 53 Besatzungspolitik und Collaboration als Vorbereitung der "Neuordnung" .................................................................................... 56 Frankreich als "vergroBerte Schweiz" im neuen Europa .................... 59 Die deutsche Industrie und die Ausschaltung der franzosischen Konkurrenz ......................................................................................... 61 Die "verschleierte Annexion" ElsaB-Lothringens .............................. 66 2.3. Die franzosischen Traume von einer Collaboration auf Regierungsebene ................................................................................. 70 Die franzosischen Exponenten der Collaboration .............................. 70 Erste Versuche einer Konkretisierung der Zusammenarbeit und der Sturz Lavals (NovemberlDezember 1940) ........................... 75 Darlan als "Platzhalter" fUr Laval (Januar 1941-AprilI942) ............. 80 Die Synarchie und der Versuch einer Neubestimmung der Collaboration im Rahmen der "Neuordnung" Europas ................ 85 Das Ende der Ara Darlan ..................................................................... 93 Laval und der letzte Anschein franzosischer Souveranitat (April-November 1942) .......................... 98 Collaboration mit einer Schattenregierung nach der Totalbesetzung (November 1942-Sommer 1944) ............................ 105 Die europaische Karte Lavals ........................................................... 113 Die Collabo-Parteien in Paris als Alternative zur Vichy-Regierung? ...................................................................... 117 3. "Gib mir Deine Uhr, ich sage Dir dann, wie spat es ist" .................................................................................. 125 3.1. Frankreich als "nichtkriegfUhrende Macht" ..................................... 125 Idee und Grenzen der militarischen Collaboration ........................... 125 6 GroBbritannien und General de Gaulles "Freies Frankreich" als gemeinsame F einde ..................................................................... 128 Bemuhungen zur Verteidigung der franzosischen Kolonien ............ 132 Die Pariser Protokolle und die Unterstiitzung fUr Rommel... ........... 142 Franzosen in deutscher Uniform ....................................................... 148 Der endgiiltige Verlust des franzosischen Kolonialreichs ................ 151 Die Totalbesetzung Frankreichs und das Ende der militiirischen Collaboration .................................................................................... 155 3.2. Die franzosische Industrie als "Juniorpartner" der deutschen Wirtschaft .................................................................. 162 Deutsche und franzosische Ziele der wirtschaftlichen Collaboration .................................................................................... 162 Die organisatorische Absicherung der Zusammenarbeit .................. 168 Die Ubemahme franzosischer Beteiligungen ................................... 171 Kapitalverflechtung, Arisierung und Treuhandschaft zur Ausschaltung der franzosischen Konkurrenz ................................... 175 Die fmanzielle AbschOpfung Frankreichs ........................................ 179 Die Einbindung der franzosischen Wirtschaft in die deutsche Kriegsproduktion .............................................................................. 189 Arbeitskrafte fUr Deutschland .......................................................... 199 3.3. Der gemeinsame Kampf gegen innenpolitische Gegner ................... 209 Die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung als Grundlage der Collaboration ....................................................... 209 Richtlinien und Instrumente der deutschen Besatzungspolitik ........ .211 Der ProzeB von Riom und die Abrechnung mit der Dritten Republik .................................................................. 214 Die Verfolgung der judischen Bevolkerung ..................................... 220 Die Bekiimpfung der inneren Resistance .......................................... 229 4. "Da ich nicht mehr Euer Schwert sein konnte, wollte ich Euer Schild sein" .............................................................................. 249 4.1. Das Ende der Regierung Petain ........................................................ 249 4.2. Die Ergebnisse der Collaboration ..................................................... 252 4.3. Collaboration zwischen Schadensbegrenzung und nationalem Verrat ...................................................................... 261 Quellen-und Literaturverzeichnis ........................................................... 270 7 Einleitung Zwischen Konfrontation und Arrangement: Deutschland und Frankreich in den dreifiiger Jahren 1m Oktober 1940 ging ein aufsehenerregendes Foto urn die Welt: Auf dem kleinen franzosischen Bahnhof Montoire reichte Adolf Hitler, der siegreiche FUhrer des nationalsozialistischen Deutschland, dem neuen Staatschef des besiegten Frankreich, Marschall Philippe Petain, die Hand. Auf den Trlim mem der franzosischen Niederlage schien die alte "Erbfeindschaft" beendet zu sein. Brach eine neue Etappe der deutsch-franzosischen Beziehungen an? Der demonstrative Handedruck zwischen Sieger und Besiegtem war weit mehr als eine hOfliche Geste. Milltrauisch und entsetzt von der WeltOffent lichkeit beobachtet, symbolisierte er den Beginn eines Arrangements zwi schen dem besetzten Frankreich und der deutschen Besatzungsmacht, der zumindest von franzosischer Seite aus mit weitreichenden politischen und materiellen Hoffnungen verknUpft wurde. Die proklamierte Collaboration, die angebliche "Zusammenarbeit" zwischen den ehemaligen Kriegsgegnem, pragte die deutsch-franzosischen Beziehungen zwischen 1940 und 1944 nachhaltig. Die Auseinandersetzung mit der nun beginnenden Politik wurde von sehr gegensatzlichen Einschatzungen bestimmt, die von einer Wertung der Collaboration als "ZweckbUndnis" unter den Bedingungen der Besetzung bis zu einer bedingungslosen Verurteilung als Auslieferung des besetzten Landes an den Feind reichten. Die moglichen Argumente dafur sind ebenso vielgestaltig wie fur die beiden Seiten differenziert. Franzosische "Ausnah mepolitik in einer Ausnahmesituation" oder eindeutiger Zwang durch die deutsche Besatzungsmacht beschreiben das historische Spannungsfeld der Collaboration in seiner Polarisierung nur unzureichend. Wahrend die Aufarbeitung der "annees sombres", der "dunklen Jahre" der deutschen Besetzung Frankreichs, immer noch stark emotional gepragt ist, sprechen die Quellen und Dokumente, die Zeitzeugen und Politiker der 8 damaligen Zeit, eine sehr deutliche Sprache, die die Frage der Schuld und der Schuldzuweisung in einer neuen, von beiderseitiger Verantwortung und Ver antwortlichkeit gepragten Weise beantworten. Ursprlinglich von der franzosi schen Seite als Idee einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit unter Besat zungsbedingungen in die politischen Gesprache mit Deutschland eingeflihrt, erfordert der Begriff der Cullaboration flir die Darstellung der deutsch franzosischen Beziehungen 1940-1944 aber eine genauere Untersuchung: Anhand der historischen Situation und der daraus erwachsenden Handlungs moglichkeiten mussen die unterschiedlichen Ziele und Motive der beiden Parteien genauso berlicksichtigt werden wie die objektiv gegebenen Grenzen und die realen Ergebnisse dieses Abschnitts des beiderseitigen Verhaltnisses. Collaboration erhalt in dies em Verstandnis einen weiteren Rahmen, der es gestattet, neben den historischen Tatsachen auch die Dimensionen der bei derseitigen Wunsche und Hoffnungen, der Zukunftserwartungen und -chan cen genauso flir eine Beurteilung heranzuziehen wie die Realitat der Zusam menarbeit im politis chen, wirtschaftlichen und militarischen Bereich. Da durch wird die Collaboration vom Aspekt ihrer Einmaligkeit befreit. Es ist moglich, ihre Wurzeln aufzuzeigen, die das Bild einer "Ausnahmepolitik in einer Ausnahmesituation" zuungunsten der franzosischen Nation verschie ben. Der historische Handedruck zwischen Hitler und Petain erhalt damit eine Vorgeschichte, die bereits in den dreiBiger lahren durch das Spannungs verhaltnis von Faschismus und Demokratie, deutschem Nationalsozialismus und franzosischer Republik gekennzeichnet wurde. Fur weite Teile der konservativen und extrem rechten politischen Krafte sowie der Industrie in Frankreich schien eine m6gliche Verstlindigung mit Hitler leichter zu bejahen, als die demokratische Alternative im eigenen Land. Europaideen, Pazifismus und der verbreitete Glaube an die Vorztige einer totalitaren Diktatur ergaben eine ideologische Ausrichtung, die die spatere "Zusammenarbeit" bereits vorbereitete. Die Collaboration stellte in dieser Linie weder eine vollige Umkehrung der beiderseitigen Beziehungen dar, noch war sie ausschlie13lich eine "Ausnahmepolitik". Sie reagierte ledig lich auf die besondere Situation von franzosischer Niederlage und weiterer deutscher Kriegflihrung, die einerseits die Entscheidung zwischen Faschis mus und Demokratie flir Frankreich auf eine neue Ebene hob und anderer seits flir Deutschland spezifische Interessen und Zielvorstellungen hinsicht lich der Beziehungen zu Frankreich mit sich brachte. Die nationalsozialistische Machrubernahme im lanuar 1933 bedeutete auch flir die deutsch-franzosischen Beziehungen eine entscheidende Zasur, ohne daB Frankreich langfristig bereit bzw. in der Lage war, auf die Verande rung en des zwischenstaatlichen Verhaltnisses zu reagieren. Das nationalso zialistische Frankreichbild unterschied sich extrem von den Ausgleichsbe muhungen der Weimarer Republik, obwohl es in der innenpolitischen Kon solidierungsphase des nationalsozialistischen Systems zunachst nicht zu einer 9 praktischen Anwendung gelangte. FUr Hitler stellte Frankreich zwar weiter hin den "Erbfeind" dar, der Hauptgegner in den auBenpolitischen und milita rischen Planungen war allerdings die Sowjetunion, die zur "Gewinnung neu en Lebensraumes" vemichtet werden sollte. In dieser.Programmatik erhielten die deutsch-franzosischen Beziehungen einen tiber die Revanche hinausge henden-militarstrategischen Aspekt: Die Ausschaltung Frankreichs bedeutete nicht mehr das Kriegsziel an sich, sondem lediglich einen notwendigen Schritt zur Vorbereitung der Ostexpansion.1 Frankreich war yom "Erbfeind" zu einem Gegner zweiter Klasse geworden. ' Diese Planungen bargen den Ursprung einer moglichen deutsch-fran zosischen Verstandigung auf dem Weg nach Osten bereits in sich. Wahrend die franzosische extreme Rechte2 auf dieser Basis mit dem Nationalsozialis mus sympathisierte, zeigte sich die Mehrheit der franzosischen Bevoikerung - einschlieBlich der Politiker - erstaunlich schlecht tiber den neuen deutschen Nachbam informiert. Eine Neuorientierung der franzosischen Deutschland politik unterblieb, da Frankreich innenpolitisch zunehmend selbst in die Auseinandersetzung zwischen Faschismus und Demokratie geriet. Zwischen dem gescheiterten Putschversuch rechtsextremer Gruppierungen yom Febru ar 1934 und den Volksfrontregierungen der Jahre 1936-1938 polarisierten sich die innenpolitischen Krafte. Wahrend der Wahlsieg der Volksfront aus Sozialisten, Kommunisten und Republikanem zwar einerseits das parlamen tarische System sicherte, bedeutete er aber andererseits fur weite Teile der Wirtschaft eine zu weitgehende Linksorientierung. Die Industrie fUrchtete nach der Durchsetzung der 40-Stunden-Woche und der EinfUhrung des be zahIten Urlaubs durch die Matignon-Verhandlungen weitere Einschnitte in ihre Herrschaft und verweigerte den Voiksfrontregierungen zunehmend ihre UnterstUtzung. Belastet von diesen weitreichenden innenpolitischen Proble men war die Dritte Franzosische Republik auBenpolitisch kaum noch hand lungsfahig. Der Faschismus und seine nationalsozialistische Variante gewan nen auch fur Frankreich eine nicht zu leugnende Attraktivitat. Die ideo logische Basis einer moglichen Verstandigung mit dem Nationalsozialismus reichte dabei von dem offen vertretenen deutschen Antikommunismus tiber eine pazifistische Grundeinstellung weiter Teile der franzosischen Bevolke- Vgl. F. Knipping, Frankreich in Hitlers AuBenpolitik 1933-1939, in: M. Funke (Hg.), Hitler, Deutschland und die Machte, Diisseldorf 1976, S. 612-627, S. 613ff. 2 Bereits 1898 entstand in Frankreich im Veri auf der Dreyfusaffilre die antisemitische Action francaise. Wiihrend der zwanziger und dreiBiger Jahre entwickelten sich weitere kleinere Gruppierungen, wie die Croix-de-Feu, der Francisme, der Faisceau, die Solidarite francaise und der Parti Populaire Francais, die im Unterschied zur NSDAP nicht den Ubergang zur Massenpartei erreichten. Vgl. dazu u.a. Histoire de l'extreme droire en Fran ce, Paris 1993; R.I. Soucy, Das Wesen des Faschismus in Frankreich, in: Intemationaler Faschismus im Vergleich, Miinchen 1966, S. 46-85 und K.-J. Miiller, Protest Modemisierung-Integration, in: FRANCIA Bd. 8 (1980), S. 465-524. 10

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