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Trauer im humanistischen Dialog: Das Trostgespräch des Giannozzo Manetti und seine Quellen PDF

456 Pages·2002·11.148 MB·German
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Ulrike Schaeben Trauer im humanistischen Dialog Das Trostgespräch des Giannozzo Manetti und seine Quellen Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen Band 181 K G* Saur München · Leipzig Trauer im humanistischen Dialog Das Trostgespräch des Giannozzo Manetti und seine Quellen Von Ulrike Schaeben Κ · G · Saur München · Leipzig 2002 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Schaeben, Ulrike: Trauer im humanistischen Dialog : das Trostgespräch des Giannozzo Manetti und seine Quellen / von Ulrike Schaeben.- München ; Leipzig : Saur, 2002 (Beiträge zur Altertumskunde ; Bd. 181) ISBN 3-598-77733-7 © 2002 by Κ. G. Saur Verlag GmbH, München und Leipzig Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. All Rights Stricdy Reserved. Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig. Satz: Firma typocepta, Köln Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza Vorwort Ist Trauer ein Ergebnis sozialer Konventionen, entspringt sie gar der Einbildung des Betroffenen, oder liegt sie vielmehr in der Natur des Menschen? Dieser existenziell bedeutsamen Frage geht der Renaissance-Autor Giannozzo Manetti in seiner Trostschrift Dialogus consolatorius nach, welcher er unter dem Eindruck der Trauer um seinen Sohn An- tonino 1438 verfaßt hat. Mit der Kommunikationsform des Dialogs wird die Gattung der Trostschriften um eine neue Form der Annähe- rung an das Thema Trauer bereichert, die Argumentation trägt hoch- gradig authentischen Charakter, da der Verfasser selbst Betroffener ist und in der gemeinsamen Reflexion über die Trauer Linderung für den eigenen Seelenschmerz sucht. Daneben bietet Manetti einen her- vorragenden Überblick über die konsolatorische Tradition, indem er die Zeugnisse der antiken Philosophenschulen ebenso zur Argumen- tation heranzieht wie die christliche Trostliteratur. Es gelingt ihm in bemerkenswerter Weise, den Bogen hinüber in seine eigene Zeit zu spannen, in der ein Paradigmenwechsel stattfindet: Im Menschenbild der Renaissance wird dem Affekt eine neue Bedeutung als integraler Bestandteil der menschlichen Verfassung beigemessen. Der Dialogus consolatorius ist ein eindrucksvolles und mutiges Plädoyer für die emotionale Emanzipation des Menschen, welcher seinen individuellen Wert im Diesseits zu entdecken beginnt und sein Denken, Fühlen und Handeln neu definiert. Kern der vorliegenden Untersuchung des Dialogus consolatorius ist eine eng an den zugrundeliegenden Quellen orientierte Kommen- tierung des Textes. Am Ende der textbasierten Untersuchung wurde der Versuch un- ternommen, dem Renaissance-Text mit Blick auf die Trauertheorien der modernen Psychologie einen aktuellen Bezug zu verleihen. Das Typologische an der existentiellen Grunderfahrung der Trauer soll dem modernen Rezipienten nahebringen, daß sich die dahinterste- hende Mentalität des Europäers im Lauf der Zeit nur geringfügig ge- ändert hat. II Vorwort Im Anhang der Arbeit wurde der Dialog erstmals nach der durch Manetti selbst angefertigten Version in italinischer Volkssprache in eine moderne Sprache übertragen. Wichtige Sinnabschnitte wurden mit Randhinweisen versehen, welche den Inhalt stichwortartig zusammenfassen. Diese Marginalien sollen dem Leser eine Orientierungshilfe bieten und ihm die wichtig- sten Passagen des umfangreichen Primärtextes auf einen Blick zu- gänglich machen. Die vorgelegte Untersuchung ist die überarbeitete Fassung meiner Dis- sertation, welche im Sommersemester 2001 von der philosophischen Fakultät der Universität zu Köln angenommen wurde. Die Disputati- on fand am 13.06.2001 statt. Herrn Professor Dr. P. Frisch gebührt mein Dank für die wichtigen Impulse im Rahmen seines Korreferats, die den Feinschliff besonders gut gelingen ließen. Im anregenden fachlichen Austausch haben wir besonders zur Senecanischen Affektpsychologie wichtige Details her- ausgearbeitet, die in die vorliegende Fassung Eingang gefunden ha- ben. Besonders danken möchte ich an dieser Stelle meinem Doktorva- ter, Herrn Professor Dr. C. Zintzen, der mich in wissenschaftlicher wie persönlicher Hinsicht während des durch berufliche Belastungen zuweilen erschwerten Entstehungsprozesses stets gefördert und moti- viert hat. In seinen Vorlesungen und Seminaren wurde mir immer wieder deutlich, daß er die besondere Gabe besitzt, dem interessier- ten Publikum jeder Fachrichtung die Faszination des Renaissance- Humanismus lebendig und praxisnah zu nahezubringen. Die hierbei vermittelte Freude an der Wissenschaft und die Frage nach der An- wendung gewonnener Erkenntnisse auf die Situation des modernen Menschen waren für mich die Antriebsfedern, mit Hilfe derer mir die Fertigstellung der Dissertation nun gelungen ist. Köln, im April 2002 Ulrike Schaeben Inhalt Vorwort · I I. Einleitung · 1 1.1 Die Aktualität der Trauerthematik und die Entwicklung der consolatio als Gattung im Spiegel der Jahrhunderte · 5 1.2 Der italienische Humanismus des frühen 15. Jahrhunderts als Basis des Literaturschaffens Manettis · 30 1.3 Impulse aus der Biographie Manettis für Entstehung und Thematik des Werkes · 38 1.4 Umstände, Ort und Gesprächspartner des Dialogs · 40 II. Die argumentative Konfrontation der Dialogpartner und ihre Quellen · 45 II. 1 Heranführung an das Thema und Skizzierung der konso- latorischen Argumentation in der Einleitung des Dialogs · 45 II. 1.1 De opportuno consolandi tempore: Der rechte Zeitpunkt der Tröstung (§ 1-4) · 47 II. 1.2 Remedium temporis: Die Heilung durch Zeit (§ 5-6) · 50 II. 1.3 Praemeditatio malorum: Das Vorausbedenken künftiger Unglücksfälle (§ 7) · 51 II. 1.4 Semper idem: Der Gleichmut des Weisen (§ 8) · 52 II. 1.5 Te non decet luctus: Die Unziemlichkeit der Trauer (§ 8)· 52 II. 1.6 Manettis These: Natura adfert dolorem - Trauer als Ausdruck der Natur des Menschen (§ 9-10) · 55 II. 1.7 Angelos Gegenthese: Opinionis, non naturae malum - Trauer als Produkt der Einbildung (§ 11-12) · 60 II.1.8 Tröstungsabsicht und -methode (§ 12) · 61 IV Inhalt II.2 Die Hauptthese des Consolators und ihre argumentative Begründung · 64 11.2.1 Variae diversarum gentium de domesticorum morte opinio- nes: Kulturelle Unterschiede im Trauerverhalten (§ 1-5) · 66 11.2.1.1 De animae post mortem condicione: Die Existenzform der Seele nach dem Tode (§ 2) · 67 11.2.1.2 Mors immatura non malum: Ein frühzeitiger Tod bedeutet keinen Nachteil (§ 3-4) · 69 11.2.2 Das diskontinuierliche Trauerverhalten von Kindern (§ 6) · 79 11.2.3 Remedium temporis: Die Zeit heilt alle Wunden (§ 7) · 80 11.2.4 Praemeditatio futurorum malorum: Das Vorausbedenken zukünftigen Unglücks (§ 8) · 83 11.2.5 Nihil proficitur maerendo: Trauer ist unproduktiv (§ 9) · 86 11.2.6 Non usui, sed detrimento luctus: Trauer bringt keinen Nutzen, sondern schadet nur (§ 10) · 91 11.2.7 Utrum tuam an mortui vicem doles? - Trauerst Du um deiner selbst oder um des Verstorbenen willen? (§ 11) · 94 11.2.8 De avida spe: Trauer als Zeichen der Unersättlichkeit (S 11-13)-96 11.2.9 Communis hominum condicio: Sterblichkeit und Schwäche als gemeinsames Los der Menschheit (§ 14-19) · 102 11.2.10 Semper idem: Gleichmut als die dem Gebildeten zu- kommende Haltung im Unglück (§ 20) · 114 11.2.11 Ipse dolori renuntia: Die Aufforderung zur Beendigung nutzloser Trauer (§ 21) · 116 11.2.12 Die exemplarische Betrachtung vorbildlicher Verhaltens- weisen in der Trauer als Werbung für die stoische Affekt- losigkeit (§ 24-41) · 116 11.2.12.1 Xenophon, Anaxagoras (§ 24) · 117 11.2.12.2 Xenophanes, Telamon, Theseus (§ 25) · 118 11.2.12.3 Caesar, Horatius Pulvillus, Aemilius Paullus (§ 26-28) · 119 11.2.12.4 Perikles (§ 30) · 120 11.2.12.5 Beispiele römischer Vaterstrenge: Brutus, Cassius, Torquatus, Verginius (§ 37-41) -121 Inhalt V II.3 Die Widerlegung der konsolatorischen Argumentation durch den trauernden Manetti · 129 11.3.1 Der Stellenwert des Diskussionsthemas innerhalb der antiken Philosophenschulen (§ 1-2) · 130 11.3.2 Die Legitimation kultureller Unterschiede im menschlichen Trauerverhalten (§ 3-13) · 132 11.3.2.1 Freude über den Tod als Ausnahme von der natürlichen Trauerreaktion (§ 3-4) · 132 11.3.2.2 Ausnahmen von den Regeln menschlichen Sozialverhaltens (§ 5-13) · 133 11.3.2.3 Die Einschränkung des Prinzips der identischen Aus- prägung von Naturphänomenen (§ 11) · 138 11.3.2.4 Trauer als Zeichen der Menschlichkeit (§ 12) · 139 11.3.2.5 Trauer als Regelfall menschlichen Verhaltens (§ 13) · 140 11.3.3 Besonderheiten des Trauerverhaltens von Kindern (§ 14-15) · 141 11.3.4 Die Reaktion von Tieren auf den Verlust ihrer Jungen (S 16) · 144 11.3.5 Die Heilung durch die Zeit als hilfreiche Einrichtung der Natur (§ 17-19) · 145 11.3.6 Die Vorsehung als Auslöser der praemeditatio malorum (§ 20-21) · 148 11.3.7 Die Hoffnung auf Wiedervereinigung mit dem Verstorbenen im Jenseits (§ 22) · 151 11.3.8 Die natürliche Eltern-Kind-Bindung als Motiv der Trauer (§ 22, 25) · 152 11.3.9 Die Gefühlsregungen sind nicht in der Gewalt des Trauernden (§ 23) • 153 11.3.10 Trauer als Zeichen der Menschlichkeit: Die Ablehnung der stoischen Apathieforderung (§ 24) · 154 11.3.11 Die besondere Schwere des Verlusts von Kindern (S 25) · 155 11.3.12 Unterschiede in der Verlustreaktion von Mensch und Tier (§ 28-29) · 156 11.3.13 Biologische und ethisch-religiöse Motive der Trauer (S 30)·159 11.3.14 Belege für die Intensität der natürlichen Eltern-Kind-Bindung (§ 31-35) · 161 VI Inhalt 11.3.15 Resümee: Die begrenzte Wirksamkeit der stoischen consolatio (§ 36) · 163 11.3.16 Die Widerlegung der Beispiele gefaßter Trauerreaktionen ($ 37-64) · 163 11.3.16.1 Anaxagoras, Xenophon: Fehlende Trauer als Zeichen der Unmenschlichkeit (§ 37-38, 41) · 164 11.3.16.2 Xenophanes: Die Bestattung des Sohnes durch eigene Hand als Verdrängung der Unausweichlichkeit des Todes ($ 39-40) · 164 11.3.16.3 Caesar: Tapferkeit als Fassade (§ 42-43) · 165 11.3.16.4 Sulla, Bibulus, Horatius Pulvillus: Die Unterordnung privater Gefühle unter Karrierestreben und politischen Ehrgeiz ($ 44-49) · 166 11.3.16.5 Aemilius Paullus: Die Unterdrückung der Trauer aus Respekt vor der Siegesstimmung des Volkes (§ 50) · 169 11.3.16.6 Quintus Marcius, Lucius Paulus, Cato: Die Beherzigung des Ideals der Mäßigung im Schmerz (§ 51-54) · 170 11.3.16.7 Perikles: Die Diskrepanz zwischen gezeigter und empfundener Trauer (§ 55) · 171 11.3.16.8 Angelo: Unerschütterlichkeit als Ausdruck der Heuchelei und Unmenschlichkeit (§ 56) · 172 11.3.16.9 Tapfere Frauen: Unerschütterlichkeit als Fassade (S 60-64) · 173 11.3.17 Die Bewertung der Beispiele für die Tötung der eigenen Kinder ($ 65-71) · 173 11.3.17.1 Brutus, Torquatus: Liebe zum Vaterland und persönliche Ruhmsucht als Motive für die Tötung der eigenen Söhne (S 65-67) · 174 11.3.17.2 Herodes von Askalon als Analogbeispiel zu Torquatus (S 67-68) · 176 11.3.17.3 Eine von Milde und Verzeihung geprägte Vater-Sohn- Beziehung als Gegenbeispiel zu Torquatus (§ 69) · 177 11.3.18 Resümee: Unerschütterlichkeit ist nicht naturgemäß (S 71-73) · 180 11.3.19 Die Präsentation von Gegenbeispielen zur Untermauerung der Hauptthese von der Natürlichkeit des Trauerschmerzes (S 74-126) · 181 11.3.19.1 Beispiele aus der Mythologie · 182 11.3.19.2 Beispiele aus der Geschichtsschreibung · 200

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