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Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich PDF

380 Pages·2001·15.798 MB·German
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Anne Kolb Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich KLIO Beiträge zur Alten Geschichte Beihefte Neue Folge Band 2 Unter Mitarbeit von Manfred Clauss und Hans-Joachim Gehrke herausgegeben von Hartwin Brandt und Martin Jehne Anne Kolb Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich Akademie Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich. ISBN 3-05-003584-6 ISSN 1438-7689 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2000 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706 Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Einbandgestaltung: Jochen Baltzer, Berlin Druck und Bindung: Hubert & Co, Göttingen Printed in the Federal Republic of Germany Inhalt Vorwort 7 Einleitung 8 I. Frühformen 15 1. Vorrömische Organisationen 15 2. Die Zeit der Republik 20 2.1 Nachrichtentransfer 20 2.2 Reisen staatlicher Amtsträger 28 2.3 Gütertransporte 40 II. Der Cursus Publicus 49 1. Entstehung der Institution 49 1.1 Terminologie 49 1.2 Einrichtung und Funktionsweise 53 1.3 Aufgaben 64 2. Nutzungsrecht 71 2.1 Reisende 71 2.2 Gütertransporte 96 2.3 Autorisierung 99 2.4 Berechtigungsscheine 109 2.5 Missbrauch 117 3. Finanzierung 123 3.1 Leistungen der Bevölkerung 123 3.2 Sonderstellung Italiens? 140 3.3 Beiträge des Staates 146 4. Organisation 152 4.1 Administration 152 4.2 Kontrolle 173 4.3 Betrieb der Stationen 183 4.4 Schiffsverkehr 198 5. Infrastrukturelle Basis 206 5.1 Transportwege 206 5.2 Stationen 210 5.3 Transportmittel 214 6. Spätere Entwicklung 221 III. Transporte ausserhalb des Cursus Publicus 227 1. Die Beförderung der Annona 228 1.1 Quellensituation 230 1.2 Ägypten 234 1.3 Andere Provinzen 238 6 2. Reisen und Transporte des Kaiserhofes 248 3. Dienstreisen und weitere Transportaufgaben 258 IV. Nachrichtentransfer des Staates 264 1. Umfang und Bedeutung 264 2. Kuriere des Staates 269 2.1 Terminologie 269 2.2 Iuvenes 271 2.3 Geruli, viatores, servipublici 273 2.4 Tabellarii Augusti 275 2.5 Cursores 278 2.6 Equités 280 2.7 έπιστολαφόροι 281 2.8 άλιαδίται ήτοι γραμματηφόροι 282 2.9 Agentes in rebus 282 2.10 Mittendarii und singularii 284 2.11 Zusätzliche Boten 285 2.12 Soldaten 286 2.13 Dispositi 289 2.14 Frumentarii 290 2.15 Folgerungen 294 3. Methoden der Nachrichtenübermittlung 295 4. Nachrichtentransfer als Teil der Verwaltung 300 V. Geschwindigkeiten 308 1. Reisen und Transporte 310 2. Nachrichtentransfer 321 VI. Schluss 333 Literaturverzeichnis 340 Register 361 Quellen 361 Allgemein 374 Vorwort Die vorliegende Untersuchung wurde im Wintersemester 1999/2000 von der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich als Habilitationsschrift angenommen. Für den Druck wurde das Manuskript nach den Anregungen der Gutachter geringfügig überarbeitet. Danken möchte ich für ihre konstruktive Kritik, Ratschläge und Hilfe zahlreichen Freunden und Kollegen im In- und Ausland, besonders Christian Marek als meinem Betreuer sowie den Gutachtern Beat Näf, Reinhold Kaiser und Christoph Riedweg (alle Zürich), ausserdem Colin Adams (Leicester), James Cowey (Heidelberg), Gian-Luca Gregori (Rom), Andreas Gutsfeld (Münster), Miltiades Hatzopoulos (Athen), Peter Herz (Regensburg), Heinz E. Herzig (Bern), Thomas Hidber (Bern), Christina Kokkinia (Heidelberg), Hans Lieb (Schaffhausen), Andrea Malits (Zürich), Stephen Mitchell (Swansea), Fritz Mitthof (Wien), Joachim Ott (Brüssel), Bernhard Palme (Wien), Michael Peachin (New York), Francisco Pina Polo (Saragossa), Boudewijn Sirks (Frankfurt), Michael Alexander Speidel (Basel), Michael P. Speidel (Honolulu), Jürgen von Ungern-Sternberg (Basel). Gefördert wurde die Arbeit in der Anfangsphase durch ein grosszügiges Stipendium der Fritz Thyssen Stiftung am Seminar für Alte Geschichte in Freiburg. Dort gilt mein Dank für die freundliche Aufnahme und fruchtbare Zusammenarbeit Hans-Joachim Gehrke, Jochen Martin, Gerold Walser (t) und Eckhard Wirbelauer. Ferner danke ich den Herausgebern der Neuen Folge der Klio-Beihefte, Hartwin Brandt (Chemnitz) und Martin Jehne (Dresden), für die Aufnahme meiner Arbeit in diese Reihe sowie für ihre wertvollen Anregungen und Hinweise. Grössten Dank schulde ich meinen Eltern, Gerlinde und Hans Kolb, für ihre vielfältige Unterstützung, dabei vor allem meiner Mutter, die das mühevolle Korrekturlesen wie auch andere Aufgaben während der Drucklegung jederzeit übernahm. Ihr und meinem Vater ist dieses Buch gewidmet. Zürich, September 2000 Anne Kolb Einleitung Indem sich das Imperium Romanum aus einer Gemeinde am Tiber zum Weltreich entwickelte, entstanden in Wechselwirkung mit diesem Prozess Strukturen und Institutionen des staatlichen Handelns, die die Beherrschung dieses Raums erst möglich machten. Durch äussere Einflüsse und innere Veränderungen waren die Staatsform als Einheit wie auch die Einrichtungen zur Organisation des Römischen Reiches verschiedenen Wandlungen unterworfen. Die Verfassungsgeschichte zeigt eine Entwicklung vom republikanischen Staat zur Monarchie, die in ihrer ersten Phase während der frühen und hohen Kaiserzeit durch den Terminus Prinzipat als 'gemässigtes' Kaisertum bezeichnet werden kann und sich zumindest formal in einem republikanischen Rahmen bewegte. Nach den Wirren des 3. Jahrhunderts kennzeichnet die Spätantike seit Diokletian eine Monarchie mit offen absolutistischen Zügen. Jede Regierungsform, aber auch Art und Grösse des zu beherrschenden Reichsgebiets stellten andere spezifische Anforderungen an die organisatorischen Fähigkeiten des römischen Staates. Diese entwickelten sich dementsprechend von einer reinen Honoratiorenverwaltung ohne Bürokratie bis zum Ende der Spätantike in eine nach antiken Kriterien recht umfangreiche und differenzierte staatliche Administration. Entstehung, Aufbau und Arbeitsweise der römischen Verwaltung1 sowie ihre sukzessive Veränderung lassen sich an einem Aufgabengebiet, das für den Zusammen- halt des Reiches von fundamentaler Bedeutung war, besonders gut verfolgen: an Transport und Nachrichtentransfer des Staates. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel herauszuarbeiten, auf welche Weise der römische Staat unter der Monarchie diese Aufgaben erfüllte und welche Entwicklungen sich dabei bis zum Tode Justinians nachzeichnen lassen. Obgleich die Heereslogistik als eigener Themenkomplex ausgeklammert werden muss, wird ein Beitrag zur Erforschung der Problematik, wie die Herrschaft der Römer konkret ausgestaltet war, geleistet. Nach einem Rückblick auf vorrömische Organisationen von staatlichem Transport und Nachrichtentransfer wird untersucht, wie das römische Gemeinwesen unter der Republik begann, auf diese Bedürfnisse zu reagieren und sich die Instrumente zu 1 Der Begriff der Verwaltung wird hier verwendet, um Strukturen und Institutionen zu umschreiben, mit deren Hilfe Aufgaben fur den Staat erfüllt wurden. Damit umfasst der Terminus mehr als es seiner modernen Definition entspricht, die allein die Umsetzung der politischen Ziele durch die sogenannten Exekutivorgane beschreibt. In den Staaten des Altertums lagen die Kompetenzen des politischen Handelns (die Gesetzgebung, Rechtsprechung, Ausführung) in der Regel gebündelt in denselben Händen, sei es beim römischen Senat, dem Kaiser oder dem Provinzgouverneur. Da es somit keine Gewaltenteilung gab, trifft der Begriff Verwaltung grundsätzlich nur sehr bedingt auf die antiken Verhältnisse zu. Seine Verwendung scheint aber mit der gegebenen Einschränkung ein sinnvolles Hilfsmittel zu sein, Strukturen des Imperium Romanum zu erklären. Einleitung 9 schaffen, die Aufgaben umzusetzen (Kap. I). Dabei lassen sich die Voraussetzungen und Grundlagen erkennen, auf denen in der Folgezeit aufgebaut, angepasst, ergänzt und verändert wurde. Für die Epoche der Kaiserzeit und Spätantike bildet die Institution des cursus publicus das bedeutendste Instrument, um den politisch und militärisch relevanten Nachrichtentransfer sowie bestimmte weitere Transportaufgaben im Interesse des Staates zu erfüllen (Kap. II). Bis heute wird die Einrichtung üblicherweise als Staats- post bzw. Kurier- und Transportdienst der Regierung verstanden. Die Untersuchung von Funktionsweise und Aufgaben des cursus publicus fuhrt zu einem neuen Verständnis von Rolle und Bedeutung dieser Einrichtung. Im Ergebnis lässt sie sich als Infrastruktur charakterisieren, die bei weitem nicht die Ganzheit des staatlichen Transports und Kurierverkehrs trug, sondern sehr begrenzt und nur zu einzelnen, genau definierten staatlichen Zwecken genutzt werden durfte. In Abgrenzung dazu müssen weitere Methoden, mit deren Hilfe der Staat Transportbedürfnissen gerecht wurde, betrachtet werden (Kap. III). Die Beförderungs- massnahmen an sich - wozu vor allem die Verbringung der Naturalsteuern (annona), Reisen des Kaisers und seiner Angehörigen mit ihrem Gefolge sowie andere primär regional notwendige Beförderungen für die staatliche Administration zählten - unterschieden sich in ihrem Umfang und Zweck von Transportaufgaben, die im Rahmen des cursus publicus erfüllt wurden. Deshalb war eine eigene organisatorische Struktur erforderlich, deren Prinzipien veranschaulicht werden. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit bildet die Frage, auf welche Weise die Regierungszentrale in Rom die Verbindung mit ihren Beauftragten und Exekutiv- organen in Italien und den Provinzen aufrecht erhielt und welchen Stellenwert der offizielle Nachrichtentransfer im Rahmen staatlichen Handelns einnahm (Kap. IV). Dazu werden die verschiedenen Typen staatlicher Kuriere vorgestellt und ihre Aufgaben, Rang und Stellung in der Administration geklärt. Die Arbeitsweise der römischen Verwaltung insbesondere die Methoden der Nachrichtenübermittlung lassen sich daran erkennen, auf welche Weise sich die Boten - entsprechend ihrer administrativen Zugehörigkeit sowie dem Zweck ihrer Mission - fortbewegten und eingesetzt wurden. Zur Vervollständigung des Bildes von Beförderungen im Auftrag des Staates wird anschliessend betrachtet, mit welcher Geschwindigkeit Funktionsträger reisten, Nachrichten übermittelt oder Güter transportiert wurden (Kap. V). Den Schluss bildet ein Überblick über Bedarf und Bedeutung des römischen Staates an Nachrichten- übermittlung und Transport sowie eine Zusammenfassung der Ergebnisse (Kap. VI). Dabei wird herausgestellt, wie sich die Mechanismen zur Abwicklung von Nachrichtentransfer und Transport von der Republik bis zum Ende der Spätantike veränderten und in welchem Verhältnis dieser Prozess zur Entwicklung der Struktur und Funktionsweise der römischen Verwaltung insgesamt stand. 10 Einleitung Quellen Neben den vereinzelten Zeugnissen epigraphischer, papyrologischer und historiographischer Natur, die auf eine Existenz von vorrömischen Organisationen für staatlichen Transport und Nachrichtentransfer hinweisen, gestaltet sich auch die Quellenbasis für die Epoche der Republik erwartungsgemäss nicht ausserordentlich umfangreich. Heranzuziehen sind Historiographie, Biographie sowie die rhetorische und epistolographische Literatur und einige wenige Belege der Epigraphik, die Beschlüsse des Senats oder Entscheidungen von römischen Magistraten aus den Provinzen tradieren. Informationen über die Institution des cursus publicus liefern für die Kaiserzeit primär epigraphische Zeugnisse, die durch Hinweise der literarischen Quellen ergänzt werden. So bezeugen die griechischen und lateinischen Ehren- und Grabinschriften staatliche Amtsträger, ihre Kompetenzen, Aufgaben und Status und bieten damit Einblick in Organisationsstruktur und Abwicklung von Transport und Nachrichten- transfer des Staates. Ausserdem lassen epigraphisch tradierte Entscheidungen von Herrschern und Statthaltern, Beschwerden und Bittschriften von Gemeinden aus den Provinzen erkennen, wie das System funktionierte. Von zentraler Bedeutung für das Verständnis des cursus publicus in der Kaiserzeit ist dabei eine zweisprachige Inschrift mit dem Edikt des galatischen Statthalters Sextus Sotidius Strabo Libuscidianus1. Dieser Text bietet als einziges Zeugnis Details von Organisation und Aufgaben und bestätigt damit den Bericht des Sueton über die Einrichtung des staatlichen Transportwesens durch Augustus. Ergänzt werden diese Angaben durch einige Texte aus den Schriften des klassischen Juristenrechts sowie auch durch Papyri aus Ägypten. Diese Zeugnisse unterrichten vor allem über das Dienstleistungswesen des römischen Staates durch Liturgien bzw. muñera, auf denen sowohl der cursus publicus basierte als auch die Mehrheit der staatlichen Transporte, die ausserhalb dieses Systems abzuwickeln waren. Am umfangreichsten und detailliertesten erweist sich das Quellenmaterial aus der Epoche der Spätantike. Hierbei sind für die Institution des cursus publicus in erster Linie die im Codex Theodosianus unter den Titeln "De cursu publico, angariis et parangariis" und "De curiosis" zusammengefassten kaiserlichen Edikte (CTh 8,5; 6,29) einschliesslich der Zusätze im Codex Iustinianus (CI 12,50) relevant. Zusammen mit weiteren Kaisergesetzen, die sich an anderen Stellen der theodosianischen und der justinianischen Quellenkompilationen sowie in den Novellen von Valentinian, Maiorian und Justinian finden, liegen insgesamt rund 160 juristische Texte vor, die relativ genaue Rückschlüsse auf Transportaufgaben, Modalitäten und Finanzierung des cursus publicus sowie auch weiterer Transportmassnahmen im Auftrag des Staates zulassen. Ergänzt wird dieser Quellentyp von einigen wenigen epigraphischen Dokumenten, die vor allem Baumassnahmen überliefern. Die literarischen Quellen bieten zahlreiche Hinweise beispielsweise in der historiographischen und epistolographischen Literatur, aber auch in der Fachschriftstellerei, der Verwaltungsdokumentation sowie in patristischen Schriften. Überdies kommt für die Epoche der Spätantike dem papyrologischen Material besondere Bedeutung zu. Neben den Zeugnissen für Funktionsträger aus der Bevölkerung, die mit ihrem angeordneten Dienst Aufgaben des 1 MITCHELL 1976; der Text ferner in SEG XXVI 1392 und AE 1976, 653.

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