Tnulitionelle Heilkundige - Ärztliche Persönlichkeiten im Vergleich der Kulturen und medizinischen Systeme Tmditional Healers - Iatric Personalities in Different Cultures and Medical Systems Beiträge und Nachträge zur 6. internationalen Fachkonferenz Etbnomedizin in Erlangen, 30.9. - 3.10.1982 Herausgegeben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Ethnomedizin von Wulf Schiefenhövel Judith Schuler und Rupert Pöschl Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Traditionelle Heilkundige-ărztliche Persiinlichkeiten im Vergleich der Kulturen und medizinischen Systeme: Beitr. u. Nachtr. zur 6. Internat. Fachkonferenz Ethnomedizin in Erlangen, 30.9.-3.10.1982 =Traditional healers-iatric personalities in different cultures and medical systems 1 hrsg. im Auftr. d. Arbeitsgemeinschaft Ethnomedizin von Wulf Schiefenhiivel ... (Curare: Sonderband; 1986,5) ISBN 978-3-528-07934-5 ISBN 978-3-663-13901-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-13901-0 NE: Schiefenhovel, Wulf [Hrsg]; Internationale Fachkonferenz Ethnomedizin (06, 1982, Erlangen>; Cu rare 1 Sonderband; PT Das Titelbild zeigt den Heilkundigen Koae Rabau aus dem Dorf Arabure, Sprach-und Kulturgruppe der Roro, Central Province, Papua Neuguinea, bei der Behandlung eines Patienten mittels Extension der Fingergelenke (Zeichnung von H. Kacher nach einem 1971 aufgenommenen Foto von W. Schiefen hovell. 1986 Alte Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 1986 UrsprOnglich erschienen bei Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1986 Das Werk einschlieBiich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfiiltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN 978-3-528-07934-5 Gewidmet den Heilkundigen aller Völker Die Heilkundige Kwasikner aus dem Dorf Dingerkon und ein heilkundiger Mann, Ethnie der Eipo, Bergland von I rian Jaya (West-Neuguinea). behandeln Tintiningde, der sich eine stark blutende Oberschenkelverletzung zugezogen hatte. Sie führen den .,Augenbrauenzauber" aus, der bei Ohnmachtszuständen angewendet wird. (Foto: W. Schiefenhövel1976) Die 6. internationale Fachkonferenz zum Thema "Traditionelle Heilkundige - Ärztliche Persönlichkeiten im Vergleich der Kulturen und medizinischen Systeme" fand mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk im Anatomischen Institut der Universität Erlangen-Nürnberg (Vorstand: Prof. Dr. Dr. J. W. Rohen) statt. Beiden Institutionen sei auch an dieser Stel le nochmals gedankt. Die organisatorische und wissenschaftliche Leitung der Tagung lag bei Rupert Pöschl und Wulf Schiefenhövel. Referenten aus Indien, lndonesien, Kamerun, Peru, den Philippinen, Süd korea, den USA, Dänemark, Finnland, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Ungarn und der Bundesrepublik Deutschland berichteten über Ergebnisse ihrer ethnomedizinischen Forschungen bzw. über ihre volksheilkundliche Tätigkeit. - Die für die Publikation verfügbaren Manuskripte wurden durch elf Beiträge ergänzt, die zur geographischen und inhaltlichen Abrundung des eigentlich unerschöpflichen Themas beitragen mögen. Die Herausgeber danken Sabine Eggebrecht, Julia Fischer-Ortman, Annette Heunemann und Clemens von Saldern für ihre sehr wertvolle Hilfe bei der Erstellung der Druckvorlagen, Walter Siegtried für einen großen Teil der französischen Zusammenfassungen und dem Vieweg Verlag für die be währte Kooperation. 5 Inhalt Wulf Schiefenhövel I Judith Schuler: Der Heilkundige, Wahrzeichen menschlicher Gesellschaft. Vorwort 7 Hans Schadewaldt: Der Heilkundige. Einführende medizingeschichtliche Aspekte 13 Ekkehard Schröder: Einige Aspekte zur Frage der Typologie von Heilkundigen 19 Ebermut Rudo/ph: Volkstümliche "Sympathie"-Behandlungen- Ein schwieriges Gebiet zwischen "Gebet", "Placebo" und "Magie" mit einem Bericht des Heilkundigen G. "Müller": "Wie ich Kranke behandle". 33 Judith Schuler: "Ich bin der Abort der Wissenschaft."- Zu Besuch bei einem traditionellen Heilkundigen in Österreich 45 Bernhard Kirfel: Materialien zum Spruchheilen in der Eifel 55 Tamils Grynaeus: Heilkundige des Antoniusfeuers in Ungarn 61 Alfred Dieck: Feuerfunken als Heilmittel: Materialien 71 Ange/ina Po/lack-E/tz: Folk Medicine in Venezuela 75 Mark Münze/: Der Medizinmann bei den Kamayura in Zentralbrasilien 81 Maria Susana Cipolletti: EI rostrode las deidades. La ingesti6n de alucinogenos entre los Secoya de Ia Amazonia ecuatoriana. Das Gesicht der Gottheiten. Der Gebrauch von Halluzinogenen bei den Secova-Indianern Ekuadors 93 Reinhard Ablaßmeier: Vier peruanisehe Heiler 111 Garfes Roersch I Lisbeth van der Hoogte: Equipo coordinador. Die Integration der traditionellen Medizin in den Basisgesundheitsdienst Perus 125 Jacques Fleurentin I Cynthia Myntti I Jean Marie Pelt: Traditional Medicine and Traditional Healers in North Yemen 133 0. F. Raum: Die Heiler bei den südafrikanischen Xhosa 145 Hannelore Vögele I Daniel Fraiberg: Heilung, Heil und das Okkulte. Gespräche mit einem traditionellen Heiler in Nigeria 171 Werner Stöcklin: Die Pockenpriester West-Afrikas. Ein ethno- medizinischer Rückblick 199 Marguerite Biesele: Heilen bei den ! Kung. Tradition und Wandel 205 He/ga Fink I Marcel Schutgens: Die traditionelle Medizin, Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung in Ghana? Ein Projektbericht aus Dormaa-Ahenkro im südlichen Ghana 219 Duk Hee Kang: Mrs. Sang Hee Kim - A great Korean Shaman. With an I ntroduction by Dorothea Sich 239 Paul Hinderling: The Thai Viilage Doctor as a Mediator between Traditional and Modern Medicine 249 6 Beatrix Pfleiderer: Charismatische Zeichen - Ein Beispiel aus Nordindien zur Problematik der Wahl der Heilinstanz 267 Kaviraj Purushottam Dev Multani t: Materialia on Traditional Healers of Kerala (South lndia) and their Therapeutic Methods 279 Thomas Maretzki: The Role of lndonesian Healers in Health Care. What do we learn from their Client Contacts? 283 Kusumanto Setyonegoro I RudySa/an: lnvestigation into the Psycho socio-cultural Factars lnvolved in Traditional Healing Mechanisms in Three Geographical Areas in lndonesia: Palembang, Semarang and Bali 1982 299 Walter Landolt: Die philippinischen Geistheiler auf Luzon als Exponenten eines geistig-magischen Systems in Bezug zu anderen Heilformen der Philippinen 311 He/ga Velimirovic: Beschreibung traditioneller Heiler bei den Tagalog (Philippinen) sowie einige Bemerkungen zum Thema der "psychischen Chirurgen" 325 Nils Kaiser: Same Labaratory Findings on Psychic Surgery 339 Rebecca Hagey: Traditional and Entrepreneurial Healing Modes in Provincial Luzon 343 Wulf Schiefenhövel: Extraktionszauber. Domäne der Heilkundigen 353 Armin Prinz: Initialerlebnis und Heilberufung 373 Horst H. Figge: Heilerpersönlichkeit und Heilungsbereitschaft der Hilfesuchenden 387 Christian Scharfetter: He who dreams- Holy men don't dream. Über das Bewußtsein des Schamanen und die Entwicklung vom Heiler zum Heiligen 399 Judith Schuler: Teilannotierte Bibliographie zum Thema "Traditionelle Heilkundige- Ärztliche Persönlichkeiten im Vergleich der Kulturen und medizinischen Systeme" 413 Die Autoren dieses Bandes 454 Traditionelle Heilkundige Sonderband 5/86, 7-12 Der Heilkundige, Wahrzeichen menschlicher Gesellschaft. Vonvort WuH Schiefenhövel, Judith Schuler Wenn wir Menschen Schmerz fühlen, Verletzungen erhalten und von Krankheit betroffen sind, bedienen wir uns einer Reihe von Mechanismen zur Abwehr der Bedrohung unseres Selbst. Manche dieser Verhaltensweisen sind ganz offensichtlich angeboren. Da zu zählen primär unwillkürlich genutzte Schutzreflexe, z.B. die Schonung verletzter oder schmerzender Extremitäten, Schonhal tungen des Rumpfes ("Embryonalhaltung") und das Einnehmen ver tikaler Oberkörperhaltungen bei behinderter Lungenfunktion, ty pi scherweise bei Asthmazuständen unterschi edl i eher Genese. Das Weinen gehört, wie andere aus dem kindlichen Verhal tensreper toire erhalten gebliebene Appelle, etwa solche, die "parenta les" Betreuungsverhalten Kranken gegenüber auslösen, ebenso zu derartigen universalen Reaktionen auf körperliche und seelische Bedrohung (EIBL-EIBESFELDT 1984). Darüber hinaus zeigen kranke oder belastete Menschen be stimmte Formen gerichteten Suchverhaltens, etwa die Geophagie oder andere Ausprägungen der Pica, deren bekannteste die Schwangerschaftsgelüste sind. Man kann annehmen, daß der Mensch, unabhängig von jeder Instruktion durch Vorbilder, weitergehende Fähigkeiten hat, bei bestimmten Erkrankungen spe zifische lindernde und heilende Medizinen aufzufinden. Das dürfte besonders für naturnah lebende Ethni en zutreffen und eine Basis zum Verständnis dafür sein, daß eine so große Viel falt an Arzneipflanzen und -stoffen genutzt wird. Weitere therapeutische, den religiösen Zugriff auf außer menschlich gedachte Instanzen einbeziehende Maßnahmen er schließen sich dem Kranken sowie seinen Verwandten und Freunden aufgrundder medizinischen Tradition ihrer jeweiligen Kultur. So verfügt also das Indi vi du um in menschlichen Gemeinschaften über ein reiches Repertoire krankheitsbekämpfender Handlungen. - Da ist eigentlich erstaunlich, daß die Kulturen ganz offenbar nicht mit diesem Arsenal auskommen, daß sie die Institution der Heilkundigen schaffen, daß es überall Frauen und Männer gibt, denen besondere Aufgaben in der Abwehr und Linderung von Krank heit zufallen. Als Homo sapiens in seinem ersten Habitat entstanden war, dürfte er bezüglich seiner Wahrnehmungs- und Motivationsstruk tur bereits die typi sehen, unverwechselbar menschlichen Züge gehabt haben - einschließlich des Empfindens unbestimmter Angst und des Bedürfnisses, sie mittels der Religion zu bekämpfen. In frühen Zeiten) haben unsere Vorfahren offensichtlich sakrale Höhlenbilder angefertigt, ihre Toten zum Teil aufwendig be stattet und andere Stätten der religiösen Weihe geschaffen. Die innere Idee dieser Tätigkeiten stützt die Aussage, daß etwa zwischen dem Cromagnon und uns Heutigen kaum ein wesentlicher 8 SCHIEFENHÖVEL/SCHULER Unterschied bezügl i eh der geistigen Fähigkeiten und der psy chisch-motivationalen Ausstattung festzustellen ist. Aus dieser Sicht erscheint es weniger wahrscheinlich, daß das medizinhi storische Modell (vgl. H.SCHADEWALDT) einer quasi evolutiv sich entwickelnden Medizinkultur, also einer Entwicklung von "ein fachen, empirischen" zu "magischen" Behandlungsformen vom Laienhelfer zum Heilkundigen zutrifft; chiropraktische, pflan zentherapeutische und religiöse Medizin - und damit den Heiler mit pri esterl i eher Funktion - hat es wohl stets gl ei chzei ti g parallel zueinander gegeben. Der "Medizinmann", der mit Wissen um körperliche Gebrechen, mit Vision und Intuition für das Phy siologi sehe und das Psychi sehe Begabte, hat demnach im Kreis der anderen am ersten von Menschen entzündeten Feuer gesessen. Ohne den Hei 1 kundigen 1 äßt sich die frühe Geschichte unserer Art nicht denken. Daß aus ihm der "Heilige" werden konnte, be ruht auf Bedingungen, die erst in den Hochkulturen entstanden, wie Ch. SCHARFETTER in seinem Beitrag zu diesem Band zeigt. In einigen der oft nur wenige hundert Menschen zähl enden, eine eigene Sprache sprechenden Völker des Berglands von Neu guinea kennt man herkömmlicherweise keine institutionalisierten Führer (wohl wechselnde "Initiativpersonen", "Big Men", die in bestimmten Fällen Aufgaben und Verantwortung für die Gemein schaft übernehmen); als Spezialisten für die Abwehr von Krank heit nehmen die Heiler dort eine wichtige Position ein, bilden, wie in anderen Kulturen auch, sozusagen den ersten Berufsstand. OHNE ARZT IST GEORDNETES MENSCHLICHES GEMEINWESEN NICHT DENKBAR - neben der Fähigkeit des Laien, sich wie oben skizziert intui tiv vor Krankheit zu schützen, ist das ein weiteres, unserer Meinung nach biopsychologisch begründbares Universale. Zur Zeit existentieller Bedrohung durch oft personifiziert gedachte schadende Mächte bedürfen wir alle, Papua, Indianer und Zen traleuropäer, der Institution des Heilkundigen, dessen Tätig werden per se, d. h. ganz unabhängig von der Art der wie immer gearteten therapeutischen Handlung, Linderung für das Leid des Patienten zu bewirken scheint. Diesen Schluß legen auch die Beiträge dieses Bandes nahe, die von einer großen therapeutischen Vielfalt zeugen: Es kommt offenbar nicht so sehr darauf an, was der Heilkundige tut, son dern darauf, daß der Patient "umgestimmt" wird, so daß er die "innate powers of healing" (K. SETYONEGORO in seiner Eröffnung der ethnomedizinischen ASEAN Konferenz Ende 1979 in Jakarta) aktivieren kann. H. FIGGE spricht in seinem Beitrag für diesen Band von der "Heilungsbereitschaft der Hilfesuchenden" und ver weist damit ebenfalls auf den vermutlich außerordentlich wich tigen Vorgang der Stimulation regenerativer Prozesse. Der be- 1 i ebte österrei chisehe Hei 1 kundige *, über den J. SCHULER in diesem Band berichtet, gibt dasselbe therapeutische Postulat zu Protokoll, wenn er sagt, daß die aktive Veränderung des Verhal tens und der Einstellungen entscheidend für die Heilung sind. Daß es sich vor allem um eher subakute, beeinträchtigende, z.T. auch um im weitesten Sinne psychosomatisch entstandene und psychiatrische Beschwerdebilder, handelt als um akute, lebens bedrohliche Zustände, die auf derartige volksmedizinische Therapien ansprechen, ist selbstverständlich auch dem Ethno mediziner bewußt. Es erscheint fast als Ironie: Die schlimmste Vorwort 9 Geißel in den weniger entwickelten tropischen Ländern sind die (im weitesten Sinne) infektiösen Erkrankungen, und gerade gegen sie vermag die Val ksmedi zi n zumeist weniger auszurichten als unsere hochentwickelte Pharmazie (vgl. H. VELIMIROVIC in diesem Band). Es mag einen "unspezifischen Heiler-Effekt" geben, etwa das, was man hierzulande z. T. etwas abschätzig als die "Droge Arzt" bezeichnet. Wenn man einige Hei 1 er aus einer gegebenen Ethni e quasi als Consi 1 i ari i zu einem Patienten rufen würde, kämen sie, das ist jedenfalls die Erfahrung aus Melanesien, wahrscheinlich selten zu einer einheitlichen Diagnose. Daß sie desungeachtet ihre Rolle als Ärzte, wenn auch selbstverständ lich mit unterschiedlichem Erfolg, ausfüllen, ist vermutlich gerade in dem 'Heiler-Effekt' begründet, zu dessen Wirksamwer den ohne Zweifel eine gehörige Portion Wissen und (im besten Sinne) Intuition, also Heilkunst nötig ist. Die Antwort des menschlichen Organismus auf materielle und immaterielle Stressoren ist trotz der unleugbaren Verschieden heit der Kulturen prinzipiell ähnlich. Wenn aber die unendlich bunt erscheinende Palette der therapeutischen Ansätze nichts destoweniger dazu führt, daß Patienten überall auf der Erde immer wieder von den Heilern ihrer Heimat Behandlung erbitten, müssen Vorgänge eine Rolle spielen, die im Heilungssuchenden selbst, nicht in der Weise der Therapie begründet sind. Seit Stichwörter wie "Psychoimmunologie" von Ordinarien verwendet werden, die kaum der Koketterie oder gar der Kumpanei mit "alternativen" Heilweisen bezichtigt werden können (DEMLING 1985), mögen auch unspezifische Therapieversuche, wie sie für ethnomedizinische 'settings' typisch sind, für den "Schul"medi ziner neue Aspekte enthalten. Im besten Sinne vielversprechend sind Forschungsansätze, die seit einem Jahrzehnt klare Zusam menhänge zwischen Erleben/Emotion und Immunsystem belegen kön nen. In einer lesenswerten Synopse faßt W.P. KASCHKA (1985, dort auch Literatur) die bisher bekannten bzw. vermuteten neu roimmunologischen Pfade zusammen: "Während die Enkephaline das Immunsystem offenbar direkt durch Bindung an spezifische Rezep toren auf der Zelloberfläche der T-Lymphozyten beeinflussen, besitzen Thymosine wahrscheinlich die Fähigkeit, durch Modula tion neuroendokriner Parameter verschiedenartige indirekte Ef fekte auf das Immunsystem auszuüben" (KASCHKA 1985: 1099). Die verschlungenen Verbindungen zwischen der Seele und dem Körper lassen sich, wie W.P. KASCHKA zeigt, mit dem Instrument der klinischen Forschung offensichtlich viel einfacher für die Entstehung von Krankheiten als für solche Vorgänge offenlegen, wo traditionelle Therapie zum Verschwinden der Störung führt. Es ist sehr zu wünschen, daß auch in dieser Richtung verstärkte interdisziplinäre Anstrengungen unternommen werden, an denen sich die Ethnomedizin in sinnvoller Weise beteiligen könnte. Im Licht dies er Zusammenhänge verdient eine seit einiger Zeit erscheinende Anzeigenserie einer bekannten pharmazeuti schen Firma kritische Reflexion. "Rituelle, versus rationale Schmerzbekämpfung", so lautet der Text der mit Fotos angerei cherten Annonce für ein Schmerzmittel. Das Bild eines Heilkun-