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Tolstoi: Nach Seinen Tagebüchern PDF

28 Pages·1922·1.765 MB·German
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DAS OSTEUROPA-INSTITUT (BEGRONDET 1918) ist eine selbstandige, in Anlehnung an die Schlesische Friedrich Wilhelms-Universitat und die Technische Hochschule in Breslau ge schaffene Forschungsanstalt. Es hat den Zweck, die Grundlagen und die Entwicklungsbedingungen des geistigen und wirtschaftlichen Lebens in Osteuropa und den angrenzenden Gebieten zu studieren und die dabei gewonnenen Ergebnisse fUr den akademischen Unter richt, die Verwaltung und die wirtschaftliche Praxis nutzbar zu machen. Jede wirtschaftliche, politische und religiose Parteibestrebung bleibt ausgeschlossen. (§ I der Satzungen) Ais periodische Veroffentlichungen sind einstweilen in Aussicht genommen 1. Eine in zwangloser Folge auszugebende Reihe groBerer wissen sch. . ftlicher Arbeiten unter dem Titel QUELLEN UND STUDIEN. Sie gliedem sich in folgende Abteilungen, innerhalb deren sie auch fiir sich zahlen: I. Recht und WirtschaCt 4. Geographie und Landeskunde 2. Land- und Forstwirtschaft 5. Religionswissenschaft 3. Bergbau und Hiittenkunde 6. Sprachwissenschaft 7. lndustrie und Handel. II. Eine gleichfalls zwanglos erscheir ~nde Reihe kleinerer wissen schafthcher Schriften unter dem Titel VORTRAGE UND AUFSATZE. III. Eine jahrlich erscheinende Zusammenstellung der Literatur iiber Osteuropa unter dem Titel OSTEUROpAISCHE BIBLIOGRAPHIE ~ ft cur 11 1:1 a,: ~ n ft i t uti 11 ~ t C ~ I a II VORTRAGE UND AUFSATZE VI. ABT.: SPRACHWISSENSCHAFT • HEFT I TOLSTOI NACH SEINEN TAGEBÜCHERN VON PROF. DR. K. HOLL Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 192.2 ISBN 978-3-663-15229-3 ISBN 978-3-663-15792-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-15792-2 ALLE RECHTE, KJNSCIILmSSLICH DES UHRRSETZUNGSRECHTS, VORHEHALTEN. Seit elf Jahren ist Toistoi nun tot. Vor kurzem am 20. November hat sich del' Tag wieder gejahrt, an dem er auf seiner "Flucht" in Astapowo verse hied. Aber seine Gedanken sind nicht tot. Sic fangen jetzt erst an, eine wirksame. Macht zu werden; denn j etzt erst beginnen sie, die Gewissen der Menschen ernsthaft zu be· schaftigen. Ais Nietzsche seinen Antichrist schrieb, meinte er das Christen tum zu vernichten, indem er Toistois Auffassung des Christentums als die allein der Absicht des Stifters entsprechende bekraftigte. Denn Nietzsches Darstellung des Christentums bringt nichts Selbstgefundenes. Ihr Grllndgedanke - das Nichtwider streben gegen das Ohel ali; der Kern der christlichen Lehre - ist in wortlicher Anlehnung aus Toistoi iibernommen 1) und von Nietzsche nur iibertrieben worden. Aber was Nietzsche als cine Widerlegung crschien, gcrade das wirkt heute iiberzeugend. Vnter dem Eindruck des Weltkriegs ist die Stimmung linter uns machtig geworden, die mit Toistoi nicht nur das Toten, sondem aIle Gewalt iiberhaupt grundsatzlich verabscheut und in der, selbst mit dem Opfer des eigenen volkischen Daseins zu erkaufenden friedsamen Einigung der Volker das hochste Menschheitsziel cr blickt. Sic wird vertreten, sogar am lautesten vertreten, da, wo man die religiose Begriindung, die Toistoi seiner Lehre gegeben hat, ablehnt. Dagegen straubt Stich jedoch wieder das tief sitt lich begriindete Gefiihl, daB ein derartiges Opfer, einem ganzen Volk zugemutet, zu hoch sei, und es regt sich der Zweifel, ob dies wirklich der echte Sinn des Christentums sei. Zwischen beidem schwankt das Gewis&en nicht nur der europaisehen, sondem der ganzen ehristlichen Menschheit jetzt hin und her; unsicher, wohin es sich wenden solIe. Anm. L. N. Tolstoi, Offentlicher Vortrag, gehalten in der PreuB. Akademie d. Wiss. am 20. November 1921. I) Zuerst festgestellt von E. Hirsch, Jahrb. d. LuthergeseJlschaft 2./3. Jabrg. 1920/21, S. 98; vgl. auch dessen Darstellung Tolstois in seinem Buch "Deutsch lands Schicksal", S. 125 ff. 1 ~ 2 DIe Tagebiicher Tolstoi ist ein Schick5alsmensch flir uns geworden; fUr unser Yolk, fUr unsere Kultur, ja auch fiir unser Christentum. 1st das Christentum dazu bestimmt, in der Gestalt, in der Tolstoi es vor fiihrte, jetzt der Menschheit das wirkliche Heil zu bringen und damit zugleich sich selbst zu verjiingen? Oder ist das alles Utopie, und kampft das Christentum nur seinen Todeskampf, indem es der Menschheit ein in ihrer augenblicklichen Not verlockendes, in Wahrheit unmogliches Ziel vorhiilt? Droht ihm vielleicht das noch schlimmere Ende, daB seine groBen Mahnungen wie alle hohen Worte in der Gegenwart zur Liige, zum Deckmantel fUr ein genau entgegengesetztes Verhalten werden? Es trifft sich gut, daB gerade in jiingster Zeit uns neue Quellen fUr d1e Kenntnis Tolstois zuganglich geworden sind. Noch wah rend des Krieges und unmittelbar nach dem Krieg, 1917und 1919, sind zwei Tagebiicher von ihm veroffentlicht worden, das eine liber die Jahre 1847-1852 aus der Zeit seines ersten Werdens, das andere aus seinem Greisenalter von 1895-1899. Sie sind bisher bei uns kaum beachtet worden. Denn sie bringen aller dings nichts, was einen eilfertigen Les.er besticht. Kein Reichtum von glitzemden Schlagworten oder von iiberraschenden Beobach tungen. Aber dafUr etwas anderes Wertvolleres. Sie lassen uns tiefer in Tolstois Inneres blicken, als wir es bisher vermochten. Auch wer ihn zu kennen glaubte, wird, wenn er diese Tagebiicher gelesen hat, den Eindruck haben, daB er ihn jetzt erst wirklich kennen gelemt hat. Tolstoi hat ja selbst einmal, in der "Beichte", den Versuch ge macht, sich ganz so, wie er war, vor der bffentlichkeit zu zeigen. Aber es ist ihm dabei ergangen, wie jedem, der dies vor ihrn ver sucht hat. Er hat nur ein stilisiertes BiId von sich herausgebracht. Denn es kann in Wirklichkeit niemand beichten; auch dann nicht, oder vielmehr gerade dann nicht, wenn er dies ernsthaft will. Schon darum nicht, weiI das Innerste im Menschen, sein heim liches Ich, der absichtlichen Selbstzergliederung immer ent schliipft. Dazu: niemand beichtet vor der bffentlichkeit anders, als dann, wenn er glaubt, eine gewisse Stufe erreicht zu haben. UnwilIkiirlich zeichnet er dann seine ganze Entwicklung so, daB diese Stufe als das ihm vorausbestimmte Ziel erscheint. Er unter schlagt alles, was sonst an Moglichkeiten in seinem Innem lag und was von jener als Schicksal gedachten Linie abweicht. So ging es Augustin, so Henry Newmann und Soren Kierkegaard, und so ist es auch Tolstoi ergangen. Das Alterstagebuch: Naturgefiihl 3 ----------------------~ Toistois wahre Beiehte sind unsere Tagebiieher. Hier sieht man den nach vorwarts lebenden, den einer ihm noch verhiillten Zukunft entgegengehenden Menschen, der miihsam erst nach Klarheit iiber sich selbst und nach einem bestimmten Lebensplan ringt. Beginnt man nun wie billig bei der Zergliederung mit dem End punkt, mit dem Tag'ebuch des Greises, so ist man zunachst er staunt, in welchem MaBe Tolstoi sich in sich selbst zuriickge zogen hat. Die AuBenweit fesselt ihn kaum mehr. BesaBe man nur dieses Tagebuch, so wiirde man vielleicht giauben, daB er zur Natur iiberhaupt nie ein Verhaltnis gehabt habe. Nie schildert er einen Natureindruck. Hochstens einmal eine Bemerkung wie die "Wun derbarer Tag und Nacht" oder daB es an Pfingsten kalt und feueht und noch kein Blatt auf den Baumen war. Nun ist Tolstois Verhiiltnis zur Natur freilich von jeher hesonderer Art gewesen. Ein Gefiihi wie das Goethesche "Du Iehrst mich meine Briider im 5tillen Busch, in Luft und Wasser kennen" ist ihm allzeit fremd geblieben. Dber Betrachtungen, wie sie die Aufklarung liebte, daB die Natur dem Menschen die GroBe Gottes und 5eine eigene Niehtigkeit offen bare oder die angeblich dichterischen Empfin dungen, daB die Berge dies und das gesprochen, die Blatter dies und das gerauscht hatten, schreibt er schon in sein Jugendtage bueh: Wie einem bloB de,rartiges in den Kopf kommen kann I Eher war er einem Rou5seauschen Naturgefiihl zuganglich: am Busen der Natur zu liegen und ihre seelenbeschwichtigende Schon heit und Kraft einzuatmen, dazu fiihlt er sich, wenigstens einer groBartigen Natur g'egeniiber, gedrangt. Aber, sagt er doch ein mal sehr richtig von sich: "Ich liebe die Natur, wenn sie mich allseitig umgibt und sich dann in unendliche Fernen hinbreitet, doch ich muB immer in ihr sein". Und dieses Ieh, das immer drin sein muBte, nahm die Natur dann am lebendigsten in sieh auf, wenn es in der Spannung war. Wie die Welt, wie eine Gegend aussieht in der Aufregung vor einer Schlacht, auf der Jagd oder auch wahrend einer Schlittenfahrt, hinter der ein Abenteuer winkt, das vermochte er mit uniibertroffener Kunst zu schildern. Nicht so wic der stumpfsinnige Realist, der nur Strich urn Strich nach zeichnet, sondern mit der Wirkung, daB der Leser wie mit Ge walt in die Spannung des Augenblieks hineingerissen wird. Bedeutsam war ihm die Natur tatsachlich immer nur als der Schauplatz, auf dem sich etwas ereignet. Die Menschen, die sich Vortrage u. Aufsatze VII: H 011, Tolstoi nach seinen Tagebiichern 2 4 CefuhI gegeniiber den Menschen ------------------- in ihr bewegen, und das, was sich in ihr begibt, war fiir ihn immer das eigentlich Wichtige. Jedoch auch den Menschen gegenuber ist er teilnahmloser ge worden. Ober die vielen Besucher, die in seinem Haus aus- und eingingen, zeichnet er nie etwas auf, als hochstens eine fluchtige Bemerkung damber, wie sie auf ihn gewirkt haben: Kennworthy - sehr angenehm, Lombroso - ein beschriinkter naiver Greis, zwei Deutsche - decadents' Er hat selbst bemerkt, daB hier eine Veranderung mit ihm vorgegangen ist. "Seitdem ich ait geworden bin, habe ich angefangen die Leute zu verwechseln, die in meinem Gehirn zu einem T y pus gehoren oder ais !>olche vermerkt sind. So daB ich also nicht N. N. kenne, !>ondem eine Kollektivperson, zu der N. N. gehoren". Der einzelne, be stimmte Mensch ist ihm nur noch ein SchattenriB. Und das be deutet, daB auch sein Mitgefuhl fur die Menschen am Erloschen ist. Verraterisch dafiir ist sein Eintrag uber den Vorfall bei der Zarenkronung im Jahre 1896, wo, wie wir uns noch erinnern, 3000 Menschen im Gedrange den Tod fanden. Er fangt an mit dem A usruf: "Schreckliches Ereignis in Moskau". Aber dann fiigt er aufrichtig hinzu: "Ich wei13 nicht warum; aber dieses Ereignis hat auf mich nicht so gewirkt, wie man denken sallte". Man sieht: pflichtgemaB 50zusagen war er erschiittert; ein Ilatiirliches un· mittelbare5 Gefuhl hat nicht in ihm gesprochen. Und erst recht ist er empfindungslos geworden innerhalb des allerengsten Verhaltnisses, innerhalb seiner Ehe. Hier ist seine Stimmung fast feindselig. Einmal ja erklingt noch ein wunder samer Ton, wie aus der Anna Karenina: "Ganz unerwartet dachte ich heute an die zarte Anmut, ja Anmut der aufkeimenden Liebe: wenn auf dem Grund heiterer, angenehmer, freundschaftlicher Beziehungen plotzlich dieses Sternchen auffunkelt. Es ist wie ein herbeigewehter Duft von Linden, wie der Dammerschein ciner Mondnacht. Es ist noch die Zeit der vollen Elute nicht, es ist kein deutlicher Schatten, kein voiles Licht, aber es ist eine Freude und Furcht vor etwas Neuem, Bezauberndem. Das ist etwas Scho nes, aber nur dann, wenn es zum ersten- und letztenmal ist". Aber sonst spricht er von der Ehe und von der Frau nur im Stil der Kreuzersonate. Die Geschlechtsliebe und die Ehe ist ein Herabsinken auf eine niedere Stufe. Seit 70 Jahren, behaupt,et er, siinken die Frauen stiindig in seiner Achtung. Er erkliirt sie nicht nur der Vernunft, sondern auch des moralischen Sinnes fiir bar. Die Frauen gebrauchen die W orte, nicht urn Gedanken Die religiosen Fragen 5 ------------------- .... _--_.-..._ --_.----_. ...- ------ auszudriieken, sondem urn ihre Zweeke zu erreiehen. Sie ver mogen, 50 wenig wie die Sklaven, Christen zu sein; kurz, das Weib ist ein Werkzeug des Teufels. Toistoi ist enger und einsamer geworden; aber darum niehts weniger als stumpf. Er riehtet nur jetzt seine ganze Kraft auf da5 Innenleben. Aber dort arbeitet es bei ihm noeh so mach tig wie ehedem. Und er lebt dabei immer noeh nach vorwarts. Es ist geradezu auffallend, welch' verschwindend kleine Rolle die Erinnerungen bei ihm spielen. Nur zweimal, in einer ganz kurzen Bemerkung, nimmt er auf ein Ereignis aus der Vergangen heit Bezug. Denn er fiihlt bei sieh selbst immer noeh Dinge, mit denen er noch nicht ganz fertig ist. Die: Fragen, die ihn besehaftigen, sind die alten, die ihn seit langen Jahren umgetrieben haben: der Tod und was er zu be deuten hat; Sinn, Ursprung und Ziel des Einzelwesens; Wirk lichkeit oder Nichtwirklichkeit der korperlichen Welt; Raum und Zeit in ihrem Verhaltnis zum IchbewuBtsein; Einzelleben und Alleben, Sittliehkeit und Kunst, Liebe und IchbewuBtsein. Aber er ringt immer noch darnach, dies alles so tief zu crgriin den, daB er die Sache ganz einfach und iiberzeugend ausdriicken kann. Er will das Christentum, wie es ihm aufgegangen ist, als das aHein Verniinftige, ja als das Selbstverstandliehe erweisen. Und er tut dies unter seharfster Kritik der einzelnen Versuche: "Unklar" oder gar "Unsinn" ist eine gar nieht seltene Bemer kung, dje er unter eine eben niedergeschriebene Darlegung setzt. Jedoeh es liegt ihm nicht nur daran, Gedanken hervorzubrin gen und zu klaren. Er will, wenn man das zu Tod gehetzte Wort noeh gebrauchen darf, jenes Hochste, das ihm vorsehwebt, "er leben". Er will der Wirklichkeit, die ihm gedankenmaBig als die wahrc erseheint, personlich inne werden und den eige nen Willen in Einklang mit ihr fiihlen. Und hier ist nun der Punkt, wo uns das Tagebuch die iiber raschendsten Blicke eroffnet. Zuweilen ist es ihm gelungen, sein Ziel zu erreiehen. Unter dem 14. Oktober 1897 schreibt er ein: "Es ist noeh nicht lange her, im Sommer war es, da habe ieh z u mer s ten m a I Got t de utI i c h g e f ii hIt; daB Er is t, daB i chi nIh m bin, in Ihm als ein Begrenztes in ejnem U nbegrenz ten, in Ihm und umgeben von Wesen, in denen Er ist." Er fiigt gleieh hinzu: "Sehrecklieh schlecht ausgedriiekt, un- 2'" 6 Mystische Hohepunkte klar." "Aber ich habe es sehr lebbaft gefiihlt", Wld er wiederholt: "Zum erstenmal in meinem Leben." Das Ereignis selbst, auf das er damit anspielt, hat Tolstoi in seinem Tagebuch nicht beschrieben. Es findet sich zwa'r im vor hergehenden ] ahr zweimal Ahnliches verzeichnet: am 3 I. ] uli 1896, wie ihn auf einem Ritt nach Tula das Gefiihl iibermannt, daB er "ein Teil von Ihm, Er aber Ein und Alles ist. Und ich fiiblteLiebe, wahrhaftige Liebe zu ihm". Und am 25. Februar 1897: "Gestem im Freien gebetet und dabei ein wundersames Gefiihl gehabt. Wohl ein ahnliches, wie es die Mystiker im Zustand der Versenkung empfanden; ich fiihlte mich frei, aber gebunden durch die Illusion des Korpers." Aber jenes Erlebnis vom Sommer 1897 muB sich ibm doch so machtig herausgehoben haben, daB alles Friihere ibm dagegen verschwand. Er bezeugt dessen Einzigartigkeit noch einmal eine Woche spater nach jener Anspielung am 21. Oktober 1897: "Eben jetzt, wo ich nach getaner Arbeit allein geblieben bin, habe ich mich gefragt, was ich tun soIl .... wer bin ich? wozu bin ich hier? Und ganz klar hat sich von selbst die Antwort ergeben: wer und was ich auch sein mag, so bin ich doch von Jemand gesandt, urn etwas zu vollbringen. So sei es. Und so innig und gut habe ich den Einklang meines Willens mit Gott empfun· den. Das ist das zweite Mal, daB ich von Gott ein leben diges Gefiihl hatte. Es war das wirkliche Liebe zu Gott." Aus den Andeutungen an diesen verschiedenen Stellen laBt sich nun doch ein Bild gewinnen, welcher Art das Gefiihl war, das ibm als der Hohepunkt der Religion erschien. Die Augenblicke, die er als die hochsten preist, sind die, in denen die Empfindung der Liebe zu Gott bei ihm durchschlagt. Der Drang und die Frei heit dazu kommt iiber ihn in der Stille, in der Einsamkeit, nach getaner Arbeit; wenn kein bestimmter Wunsch und kein deut licher Plan sich regt, also ein Zustand der inneren Sattigung er reicht ist. Dann geht die wohlige Empfindung, die ihn durch rieselt, unvermutet tiber in ein warmes Dankesgefiihl gegen Gott, in das BewuBtsein seines Zusammenhanges mit Gott. Zweierlei folgt fiir ihn aus diesem Gefiihle: einmal eine Erhebung im eigent lichen Sinne des Worts, ein Schwinden der Illusion des Korpers, das Gefiihl, daB das Geistige die alleinige Wirklichkeit ist; dann aber das BewuBtsein einer personlichen Sendung, die Sicherheit dariiber, daB sein Dasein nicht umsonst ist.

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