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Thunau am Kamp - Eine befestigte Höhensiedlung (Grabung 1965-1990): Die latènezeitlichen Siedlungsfunde PDF

172 Pages·2006·8.238 MB·German
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(Grabung 1965 - 1990) Maciej Karwowski Thunau am Kamp – Eine befestigte Höhensiedlung (Grabung 1965 - 1990) Die latènezeitlichen Siedlungsfunde Österreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch-historische Klasse M P K ITTEILUNGEN DER RÄHISTORISCHEN OMMISSION Herausgegeben von Herwig Friesinger BAND 61 Redaktion: Michaela Lochner Maciej Karwowski THUNAU AM KAMP – EINE BEFESTIGTE HÖHENSIEDLUNG (GRABUNG 1965 - 1990) Die latènezeitlichen Siedlungsfunde V ERLAG DER Ö A W STERREICHISCHEN KADEMIE DER ISSENSCHAFTEN Wien 2006 Vorgelegt von w. M. Herwig Friesinger in der Sitzung am 14. Oktober 2005 Gedruckt mit Unterstützung durch die Abteilung Kultur und Wissenschaft des Amtes der NÖ Landesregierung und die Alexander von Humboldt-Stiftung Umschlagbild: Thunau am Kamp, Gefaß aus der Siedlung [0097] Aufnahme: Maciej Karwowski Ausschnitt aus dem geographischen Informationssystem mit 3D-Modell der befestigten Höhensiedlung von Thunau am Kamp mit eingetragenen Grabungsschnitten der Jahre 1965-1990 Herstellung: Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, M. Doneus Lektorat: Eleonore Melichar Layoutkonzept: Thomas Melichar Die verwendete Papiersorte ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig. Alle Rechte vorbehalten ISSN 3-7001-3603-X ISSN 0065-5376 Copyright © 2006 by Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien Gesamtherstellung: Crossdesign Weitzer, A-8042 Graz http://hw.oeaw.ac.at/3603-X http://verlag.oeaw.ac.at 5 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung – 7 2. Fundstelle – 9 3. Keramikfunde – 20 3.1 Tontypen – 20 3.2 Beschreibung und Typologie der Keramikerzeugnisse – 23 3.2.1 Gefäßkeramik – Mündungen von hohen Gefäßen – 23 3.2.2 Gefäßkeramik – Mündungen breiter Gefäße – 29 3.2.3 Gefäßkeramik – schwer bestimmbare Mündungsfragmente – 32 3.2.4 Gefäßkeramik – Böden – 32 3.2.5 Gefäßkeramik – Wandungsreste – 34 3.2.6 Scheiben aus Wandungsscherben – 34 3.2.7 Spinnwirtel – 35 3.2.8 Tonfragment – 35 3.3 Zusätzliche Elemente an den Oberflächen von Gefäßkeramik – 36 3.3.1 Kammstrich – Feinkammstrich – Besenstrich – 36 3.3.2 Glättlinien – Ritzlinien – Rillen – Kehlen – 42 3.3.3 Horizontale plastische Leisten – 43 3.3.4 Bemalung – 45 3.3.5 Beidseitige Polierung der Oberfläche – 46 3.3.6 Pech- und Rußspuren – 46 3.3.7 Durchbohrungen – 46 3.3.8 Ein- und Abdrücke – 47 4. Nichtkeramische Funde – 48 4.1 Metallfunde – 48 4.1.1 Fibeln – 48 4.1.2 Sonstige Metallfunde – 49 4.2 Glasfunde – 51 4.2.1 Armringe – 51 4.2.2 Noppen-Perle – 53 5. Auswertung und Chronologie – 54 5.1. Die Keramik der frühen Latènezeit – 54 5.2. Die Keramik der mittleren und späten Latènezeit – 56 5.3. Metallschmuck und Trachtzubehör – 63 5.4. Glasschmuck – 64 5.5. Bronzene Attasche – 66 5.6. Eisengeräte – 67 6 Inhaltsverzeichnis 6. Schlussbemerkungen – 69 7. Katalog – 71 8. Literatur – 108 9. Tafeln – 115 7 1. Einleitung Thunau am Kamp gehört zu den wichtigsten archäologi- Großteil der Schweiz und Österreichs sowie Böhmen, Mäh- schen Fundstellen Ostösterreichs. Im Laufe der langjährigen ren, die Slowakei, Ungarn, Siebenbürgen wie auch einen Ausgrabungen konnten dort reiche, sowohl vor- als auch Teil Serbiens, Sloweniens, Kroatiens und der Transkarpaten- frühgeschichtliche Besiedlungsspuren entdeckt werden. Die Ukraine umfasst. Deutliche Elemente der Latènekultur sind späteisenzeitlichen, mit der Besiedlung der Latènekultur in auch in Südbritannien, Norditalien sowie nördlich der Kar- diesem Gebiet, damit also mit der Anwesenheit der kelti- paten und Sudeten fassbar. Zahlreiche keltische Völkerschaf- schen Stämme in dieser Region zusammenhängenden Fun- ten West- (ein beträchtlicher Teil der Britischen Inseln), de, die den Gegenstand der vorliegenden Bearbeitung bilden, Süd- (Spanien) und Südosteuropas sowie Kleinasiens gerie- stellen einen wichtigen Bestandteil des aus Ausgrabungen ten in den Bereich der starken Einwirkungen der eigentli- gewonnenen Fundmaterials dar. Sie stammen größtenteils chen Latènekultur. aus den 1965–1990 von H. Friesinger geleiteten Ausgrabun- Die Kelten hatten eine Reihe von neuartigen technischen gen; spärliche Fundstücke stammen allerdings aus den For- Lösungen übernommen und gleichzeitig auch selbst viele schungen von J. Höbarth im Jahre 1944. Es handelt sich Verbesserungen vorgenommen und zahlreiche Erfindungen dabei fast ausschließlich um bisher unpublizierte Funde. gemacht. Eine der wichtigen chronologischen Zäsuren war Die Genese des von den Griechen als Κελτοι, von den diesbezüglich der Vorstoß der Kelten nach Makedonien, Römern als Celtae oder Galii bezeichneten Volkes ist bis Thrakien und Griechenland bis Delphi im Jahre 279 v. Chr. heute unbekannt und ruft viele Kontroversen hervor. Die Im Rahmen der Rückzugswellen vom Balkan kam es zur ältesten Quellen erwähnen die Sitze der Kelten im oberen endgültigen Ausformung der keltischen Besiedlung im Ost- Donaugebiet (Herodot von Halikarnassos). Bekanntlich bereich der Latènekultur. In dieser Zeit setzt im Bereich der gehören die Kelten einer großen, die indoeuropäischen Besiedlungs-, Wirtschafts- und wohl auch Gesellschaftsver- Sprachen nutzenden Völkerfamilie an. Als diese Völker im hältnisse eine deutliche Wende ein, die für den Anbeginn ausgedehnten eurasischen Raum in Erscheinung getreten der mittleren Latènezeit bestimmend ist und bald zur Her- waren, besiedelten die Kelten den westlichen Teil dieses ausbildung der hoch stehenden Oppida-Kultur führt. Die Raumes, der dort an die älteren Stammesgebiete der Ligurer Oppida, große Burgen mit einer Fläche bis zu mehreren und Iberer angrenzte. Die allerfrühesten Sitze der Kelten hundert Hektar, waren die Zentren des politischen und lagen in der frühen Eisenzeit im Verbreitungsbereich der wirtschaftlichen Lebens. Sie geben Zeugnis davon, dass die Westhallstatt-Kultur. Es handelt sich dabei um die erste Kelten in der Zeit ihrer größten Machtentfaltung die archäologische Kultur, in der aller Wahrscheinlichkeit nach Grundlagen für die städtischen Zentren gesetzt hatten. keltische Stämme fassbar werden. Durch den relativ engen Die Vorherrschaft der Kelten im europäischen Raum fand Kontakt mit der griechischen Zivilisation des westlichen bald nach den Eroberungen Caesars ihr Ende. Zum Unter- Mittelmeerraumes und in späterer Zeit auch mit den Etrus- gang ihrer Kultur hatten außer dem Römischen Reich die kern erfährt die sozial-wirtschaftliche Entwicklung im Daker beigetragen, die die Kelten als eine im unteren Do- Verbreitungsbereich der Westhallstatt-Kultur einen abrup- naugebiet führende politische Macht eliminiert hatten, und ten Aufschwung. In den Hauptzentren dieser Kultur setzte die Germanen, die im mittleren und oberen Donaugebiet die Anwendung der Töpferscheibe und der Drechselbank sowie östlich vom Rhein Druck auf die Kelten ausübten. ein, auch die Buntmetall- und Eisenverarbeitungsverfahren Die Gebiete von Böhmen und Mähren wurden von dem entwickelten sich deutlich. germanischen Stamm der Markomannen besetzt, die dort Im Gebiet der Westhallstatt-Kultur entwickeln sich dann die keltischen Boier verdrängt hatten. der Frühlatènestil und die den historisch belegten Kelten Die Latènekultur spielte bei der Herausbildung der Kul- entsprechende Latènekultur. Diese bildet einen Kulturkom- turen der im Norden und Osten an die Kelten angrenzenden plex, der Ost- und Mittelfrankreich, Süddeutschland, einen Stämme eine wesentliche Rolle. Diese Einwirkungen haben 8 Thunau am Kamp – Eine befestigte Höhensiedlung (Grabung 1965–1990). Die latènezeitlichen Siedlungsfunde im Bereich der Wirtschaft und der materiellen Kultur wie Die vorliegende Bearbeitung entstand in Zusammenarbeit auch auf dem Gebiet der sozialen Verhältnisse und wohl mit einer Reihe von Personen, denen an dieser Stelle mein auch der geistigen Kultur ihren Niederschlag gefunden. Die bester Dank gebührt. Zu danken habe ich in erster Linie stärkste keltische Ausstrahlung auf diese Stämme fällt in die Prof. Dr. Herwig Friesinger, für den mir erwiesenen Bei- Blütezeit der Oppida (ab dem 2. Jh. v. Chr.). In dieser Zeit stand und das freundlicherweise zur Verfügung gestellte erfolgt der Prozess der Latènisierung des nördlichen Mittel- Material aus seinen langjährigen Forschungen. Für wertvol- europas und in gewissem Maße sogar auch der dakischen le Informationen über den Grabungsverlauf und die Hilfe und getischen Kultur. bei der Erschließung der Grabungsdokumentation möchte Die ersten Besiedlungsspuren der Latènekultur im ostös- ich mich auch bei Prof. Dr. Erik Szameit sowie Mag. Beate terreichischen Gebiet erscheinen bereits in der frühen Lethmayer sehr herzlich bedanken. Mein bester Dank gilt Latènezeit, wahrscheinlich als das Ergebnis der frühesten auch Herrn Werner Murtinger vom Höbarthmuseum in Migrationsbewegungen der keltischen Stämme nach dem Horn für die Zur-Verfügung-Stellung des in diesem Muse- Osten. Zu Beginn der mittleren Latènezeit ist die Latène- um aufbewahrten Materials. Besonderen Dank für den kultur im behandelten Gebiet den tief greifenden Umwand- Beitrag zur Entstehung der vorliegenden Bearbeitung schul- lungen im Bestattungsritus ausgesetzt, was letzten Endes zu de ich nicht zuletzt auch Dr. Alois Stuppner. einem völligen Schwund der Gräberfelder führt, wie dies Die Zeichnungen der behandelten Fundstücke wurden, auch in ihren zahlreichen anderen Verbreitungsbereichen soweit nicht anders vermerkt, von Mag. Beate Lethmayer der Fall ist. Andererseits zeichnet sich eine deutliche Ver- angefertigt. Die Fotos wurden, falls nicht anders angegeben, dichtung der Besiedlung ab. In diesem Zeitraum setzt in den im Fotolabor des Instituts für Ur- und Frühgeschichte in Besiedlungsverhältnissen eine Wende ein, in deren Folge in Wien durch Olivia Chrstos, Andreas Jurkowitsch und Ni- der mittleren und späten Latènezeit sich eine voll ausgepräg- cola Sautner aufgenommen. te Latènekultur entwickelt. Die endgültige Fassung der vorliegenden Arbeit entstand Die Frage des Ausklingens der Latènekultur im behandel- während meines Aufenthalts am Vorgeschichtlichen Semi- ten Gebiet sowie der begleitenden historischen Ereignisse ist nar der Philipps-Universität zu Marburg im Rahmen eines nicht vollends geklärt. Dieser Abbruch wird offensichtlich von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung finanzierten mit dem Untergang der keltischen Besiedlung in Mähren, Stipendiums. Meinem wissenschaftlichen Gastgeber in Mar- d.h. in der Phase LT D1, erfolgt sein. Nicht ausgeschlossen burg, Prof. Dr. Andreas Müller-Karpe, möchte ich auch an ist allerdings eine lokale Fortsetzung mancher Elemente der dieser Stelle meinen herzlichen Dank zum Ausdruck brin- Latènekultur, möglicherweise in etwas veränderter Form. gen.

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