ebook img

Thomas von Aquin Eine Einführung in sein Denken Mit ausgewählten lateinisch-deutschen Texten PDF

279 Pages·1994·18.465 MB·German ; Latin
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Thomas von Aquin Eine Einführung in sein Denken Mit ausgewählten lateinisch-deutschen Texten

Richard Heinzmann Thomas von Aquin Eine Einführung in sein Denken Mit ausgewählten lateinisch-deutschen Texten Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Heinzmann, Richard: Thomas von Aquin : eine Einführung in sein Denken ; mit ausgewählten lateinisch-deutschen Texten / Richard Heinzmann. - Stuttgart; Berlin ; Köln : Kohlhammer, 1994 (Urban-Taschenbücher ; Bd. 447) ISBN 3-17-011776-9 NE: GT Universitäts- Bibliothek München Umschlagbild: Sandro Botticelli (1444 - 1510 Florenz) Hl. Thomas von Aquin Öl auf Leinwand über Holz 50 x 36 cm Abegg-Stiftung Bern in Riggisberg Alle Rechte vorbehalten © 1994 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln Verlagsort: Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. Stuttgart Printed in Germany Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 Einleitung 9 Erster Teil: Einführung in das Denken des Thomas von Aquin 13 A. Die geistesgeschichtliche Lage: Die Scholastik des Mittelalters 13 I. Griechisches und christliches Denken 13 II. Scholastik des Mittelalters 18 B. Leben und Werk 22 I. Leben 22 II. Werk 23 C. Der philosophische Grundgedanke 26 I. Zum Verhältnis von Philosophie und Theologie 26 1. Thomas als Theologe 26 2. Thomas als Philosoph 27 II. Die Frage nach der Welt: Analyse des ens 31 1. Der Seinsbegriff 31 ^ I 2. Seins- und Denkgesetze 32 1 \ 3. Nichtdefinierbarkeit des Seinsbegriffs 34 J 4. Die Kategorien 35 £ X 5. Analogie des Seins 36 ^ I 6. Die Transzendentalien 37 j$ I 7. Akt und Potenz 39 ^ J 8. Materie und Form 41 > x 9. Wesen und Dasein 42 5 Einleitung Die Zielsetzung dieser Einführung ist es, in enger Rückbindung an die Quellen einen Zugang zum Denken des Thomas von Aquin zu eröff nen; darüber hinaus soll anhand größerer Textabschnitte ein Durch blick durch sein Werk geboten werden. Ein so umfangreiches Werk wie das des Thomas von Aquin - laut EDV-Information besteht es aus 8 767 654 Wörtern - wirft naturgemäß besondere Probleme auf, und zwar sowohl hinsichtlich der Auswahl der Themen wie auch der Texte, mit denen diese belegt werden sollen. Erschwerend kommt hinzu, daß es unmöglich ist, einzelne Fragen iso liert zu behandeln, ausgewählte Texte für sich zu kommentieren, da als Zugang für ein angemessenes Verständnis Grundkenntnisse mittelalter licher und insbesondere thomasischer Philosophie unverzichtbare Voraussetzung sind. So mußte beides geleistet werden: die Vermittlung des philosophischen Horizontes und die Erschließung einzelner Problemkreise. Die Einführung verfolgt deshalb die Absicht, den philosophischen Grundgedanken des Aquinaten so zu entfalten, daß er aus sich selbst ohne Rückgriff auf die ausgewählten Texte Verstanden und nachvoll zogen werden kann. Die einzelnen Schritte dieser zusammenhängen den Explikation thomasischer Philosophie werden durch die ausge wählten Texte begleitend dokumentiert, während umgekehrt vom Gan zen dieser Einführung her die Texte erläutert und aufgeschlossen wer den. Diese Absicht, das Ganze methodisch in einer gewissen Geschlos senheit und inneren Einheit zu entfalten, ist zugleich ein vorentschei dendes Kriterium über die Inhalte der aufzunehmenden Texte. Damit ist der Gesamtaufriß vorgegeben. Nach einer Skizze des gei stesgeschichtlichen Horizontes, in dem Thomas steht, kommen Leben und Werk des Aquinaten kurz zur Darstellung. Das Hauptgewicht liegt bei der Entwicklung des philosophischen Grundgedankens, der sich als Philosophie des Aufstiegs von der Welt zu Gott, vom ens zum ipsum esse subsistens darstellt. Auf die fachwissenschaftliche Diskussion ab weichender Richtungen der Thomas-Interpretation konnte in einer sol chen ersten Hinführung verständlicherweise nicht eingegangen wer den. Einige Gedanken zur Bedeutung des Thomas für den Gang des abendländischen Denkens im ganzen beschließen den Ersten Teil. Im Zweiten Teil kommt der Erklärung wichtiger philosophischer Begriffe besondere Bedeutung zu, da die Kenntnis der Terminologie 9 naturgemäß unabdingbare Voraussetzung für ein angemessenes Ver ständnis eines Textes ist. Der philosophiegeschichtlichen Information und Orientierung soll das Verzeichnis der Autoren und geistigen Be wegungen aus Antike, Patristik und Mittelalter dienen. Die im Dritten Teil vorgelegten Texte sind so gewählt, daß die Ent faltung des philosophischen Grundgedankens im Werk des Thomas selbst nachvollzogen werden kann. Auf diese Weise wird die allge meine Einführung zum speziellen Textkommentar. Der Vorteil liegt da bei darin, daß die einzelnen Passagen im Kontext des Ganzen aus gelegt werden können, wobei das Gewicht auf dem großen Zusammen hang liegt und die Einzelanalysen zurücktreten. Durch entsprechende Verweise zwischen Teil I und III kann der Textteil von kommentieren den Bemerkungen völlig freigehalten werden. Alle Texte werden in der Einführung angesprochen, aber nicht alle angesprochenen Probleme werden durch Texte mit gleicher Ausführlichkeit dokumentiert. Bei der Textauswahl wurde nicht nur auf inhaltliche Gesichtspunkte geachtet. Es war auch das Bemühen, aus allen wichtigen Werkgattun gen des Thomas Partien aufzunehmen. Jede Übersetzung bedeutet Ver lust an inhaltlicher Präzision. Das damit verbundene Unbehagen wird sowohl hinsichtlich der übernommenen als auch der eigens angefer tigten Übersetzungen dadurch gemindert, daß das Original mit abge druckt ist. Die deutsche Version kann somit als Hinführung zum latei nischen Text gelesen werden. Auf den kritischen Apparat und die Quellennachweise wurde verzichtet. Um die Quellen noch umfangreicher heranzuziehen, wurden in der Einleitung selbst Thomastexte miteinbezogen, die nicht im Textteil ste hen, so daß das Ganze dadurch noch einmal eine breitere Basis erhält. Die einzelnen Texte wurden in dem Wissen aufgenommen, daß nahezu alle Passagen durch andere aus dem Werk des Aquinaten er setzt werden könnten. Um möglichst viele Themen in den Texten an sprechen zu können, wurden angesichts des begrenzten Raumes nur Summa theologiae I, q.2, a.l-a.3 als Beispiel eines vollständigen Artikelaufbaus, also mit allen Einwänden und deren Auflösungen, auf genommen, in allen anderen Fällen wurde nur das sogenannte corpus articuli abgedruckt. Durch einen sprachlichen Schlüssel soll der Zugang zum Werk des Aquinaten über die ausgewählten und übersetzten Texte hinaus erleich tert und einem größeren Kreis von Interessenten ermöglicht werden. Daß breite Verwendbarkeit und wissenschaftlicher Anspruch nur schwer vereinbar sind, soll damit nicht bestritten werden. Vielleicht ist es gelungen, beiden Forderungen gerecht zu werden. Noch eine letzte Einschränkung ist zu machen. Dieser Band behan delt mit Absicht im wesentlichen nur die Philosophie des Aquinaten. 10 Philosophie und Theologie zu berücksichtigen, wäre bei dem zur Ver fügung stehenden Umfang ein aussichtsloses Unterfangen gewesen. Ohne die Kenntnis seiner Philosophie kann aber die Theologie des Thomas nicht verstanden werden. Damit war die Frage der Priorität schon entschieden. Hinzu kommt, daß auch der, der sich, gleich aus welchen Gründen, mit der Theologie des Thomas nicht befassen möch te, an den zentralen Fragen seiner Philosophie nicht vorbeigehen kann. 11 Erster Teil Einführung in das Denken des Thomas von Aquin A. Die geistesgeschichtliche Lage: Die Scholastik des Mittelalters Wenn es vornehmlich um klassische Latinität, um Stil, Schönheit und 1 Glanz des Sprachkunstwerks ginge, dann müßte man im Ernst fragen, ob sich eine intensivere Beschäftigung mit Thomas von Aquin lohnte. Er verfügt weder über die formale Eleganz eines Cicero noch über die um die Wahrheit ringende Sprachgewalt Augustins. Rhetorik und gro ße Worte sind nicht seine Sache. Dichterische Bilder und Metaphern, ausschmückende Adjektive und eindrucksvolle Redewendungen, auf brechende Emotionen und laute Töne, solches findet sich bei ihm nicht. Alles Persönliche, Subjektive tritt zurück hinter die Sache, der sein Denken gilt. Nüchternheit, Funktionalität und Objektivität prägen seinen Stil. Sprache ist für ihn nie Selbstzweck, kein Satz läßt im Leser den Verdacht aufkommen, er sei um der schönen Formulierung willen geschrieben. Ausufernde Redseligkeit gar ist Thomas völlig fremd. Seine Sprache wird vielmehr von der Strenge des Denkens in den 2 Dienst seines wissenschaftlichen Vorhabens genommen. Präzision und Knappheit, bis hin zur stereotypen äußeren Form, sind deshalb ihre be sonderen Kennzeichen, und darin liegt ihre einzigartige Kraft. Ginge es um Sprache als Kunstwerk sui generis, dann müßte man anderen Autoren des 12. und 13. Jahrhunderts, insbesondere Bonaventura, den Vorzug geben. Wenn aber die Einheit von Form und Inhalt, der Rang des Gedankens und dessen Gewicht und Stellung in der abendländi schen Geistesgeschichte maßgebend sind, dann kommt Thomas her ausragende Bedeutung zu. I. Griechisches und christliches Denken Um Leistung und Werk des Aquinaten, wenn auch nur in groben Zü- 3 gen, würdigen zu können, muß man den geistesgeschichtlichen Wandel 13 in Erinnerung rufen, der sich im 12. und 13. Jahrhundert vollzog und den Thomas selbst prägend und entscheidend mitgetragen hat. Dieser epochale Umbruch muß jedoch seinerseits noch einmal in jenen größe ren und übergeifenden Zusammenhang gestellt werden, der sich aus der Begegnung von griechischer Philosophie und jüdisch-christlichem Glaubenswissen ergibt. Durch diese Synthese werden Probleme aufge worfen, die für Jahrhunderte Impuls und Dynamik auch des philoso phischen Denkens ausmachen. Die Gemeinsamkeit gleicher Grund worte wie Gott, Welt, Seele, Mensch verdeckt leicht die vom Ansatz her radikale Verschiedenheit dessen, was mit diesen Worten in den bei den heterogenen Traditionen eines je anderen menschlichen Selbst- und Weltverständnisses gemeint ist. 4 Für griechisches Denken ist die Welt ein großes Ordnungsgefüge. Die Frage nach dem Sein, als dem Bleibenden im Gegenüber zum Werden, steht am Anfang und bleibt bei allen Modifikationen durch gehend bestimmend. Das Allgemeine als das Beständige hat immer den Vorrang vor dem Einzelnen, das nur als zu überwindende Durch gangsphase gesehen werden kann. Dem Einzelnen, Faktischen und Vergänglichen ist das sinnliche, ästhetische Vernehmen zugeordnet, während sich der Geist, das noetische Vernehmen, auf das übereinzel ne, Gültige und Normative, aller Veränderung Entzogene richtet. Diese Dualität steht am Anfang der griechischen Metaphysik und bestimmt sie durchgehend. Die Scheidung von Sein und Werden, von Idee und uneigentlichem Abbild, von allgemeiner Form und konkreter Verwirk lichung schließt aber zugleich eine wesentliche gegenseitige Verwie- senheit ein. Das Unbedingte der Idee, des Wesens und des Seins gehört zu dieser Welt des Werdens und Vergehens, es ist ihr immanent, eben als das Bleibende, das Tragende und in aller Vergänglichkeit sich Durchhaltende. Als die Ermöglichung aller Ideen und Wesen ist auch Gott, von dem Plato ausdrücklich sagt, er sei jenseits allen Wesens und in dem Aristoteles das in sich ruhende, unbewegt Bewegende sieht, in sofern alles Werden auf es hinstrebt, doch nur in einer relativen Transzendenz und Jenseitigkeit. Als der immanente Weltgrund ist die ser Gott, oder besser gesagt dieses Göttliche, obwohl der Veränder lichkeit entzogen und insofern transzendent, zutiefst der Welt zugehö rig. Nicht nur das Einzelne, sondern vor allem auch der einzelne Mensch, ist in diesem großen Ordnungsgefüge nur ein defizienter Modus des Allgemeinen, der seinen Sinn nicht in sich selbst trägt. Alles ist in eine alles umgreifende Kreisbewegung mit hineingenom men, in der nichts Einzelnes Bestand hat. 5 Gleichgültig, ob in der platonischen Ausprägung mit dem Prinzip der Idee oder der aristotelischen mit dem Prinzip der Bewegung: In beiden Fällen liegt ein in sich geschlossenes System vor. Thomas von 14

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.