Originalveröffentlichung erschienen in: Science journal of Volgograd State University. Linguistics vol. 17 (2018), no. 2, pp. 151-169 ‘THINKING ALOUD’ AS A TOOL FOR DATA COLLECTION AND BASIS FOR ANALYSIS Reinhold Schmitt Institute for the German Language, Mannheim, Germany Reinhard Fiehler Pedagogic University of Heidelberg, Heidelberg, Germany Serap Öndüc University of Koblenz-Landau, Koblenz, Germany Abstract. On the basis of video records of church attendance, in which ‘thinking aloud’ was used as a method of collecting data, this paper analyses the similarities and differences in the church attendance of Aurelia, Saskia and Anton. They viewed the same church and – this was the explicitly stated task – accompanied their visual perception by verbal comments and descriptions of the church interior. The ultimate goal of the analysis of ‘thinking aloud’ was the reconstruction of the underlying concepts of the attendance, which are largely based on relevancies that the viewers bring along. After outlining the focus of this paper and placing our approach within the context of relevant research, we identify the similarities of the forms of ‘thinking aloud’ and their functions exhibited in the three church attendances. We then focus on the differences and particularities of the three attendances and identify three independent, inherently conclusive concepts of attendance. These concepts are each characterized by their independent constitution of the church interior during its attendance. We’ve shown that the church interior is constituted as a religious functional space (Aurelia), as a place of representations of Christ (Saskia) and as an architectural historical context (Anton). The model-like independency of the concepts became clear exclusively through the use of ‘thinking aloud’. This method of verbally addressing topics alongside one’s visual perception is therefore an important tool for data collection and a technique to access situated cognition within the context of multimodal cultural practices. Key words: multimodality, multimodal analysis of interaction, church attendance, cultural practice, interactionist analysis of space, thinking aloud, language, cognition. Citation. Schmitt R., Fiehler R., Öndüc S. ‘Thinking Aloud’ as a Tool for Data Collection and Basis for Analysis. Vestnik Volgogradskogo gosudarstvennogo universiteta. Seriya 2, Yazykoznanie [Science Journal of Volgograd State University. Linguistics], 2018, vol. 17, no. 2, pp. 157-169. DOI: https://doi.org/10.15688 /jvolsu2.2018.2.17 УДК 81-25:366.63 Дата поступления статьи: 05.03.2018 ББК 81.006 Дата принятия статьи: 04.05.2018 «РАЗМЫШЛЕНИЯ ВСЛУХ» КАК МЕТОД СБОРА ДАННЫХ И ОСНОВА КОГНИТИВНОГО АНАЛИЗА Райнхольд Шмитт Институт немецкого языка, г. Мангейм, Германия Райнхард Филер Педагогический университет Хайдельберга, г. Хайдельберг, Германия Серап Ендич Университет Кобленц-Ландау, г. Кобленц, Германия 151 Аннотация. В статье на основе видеодокументов анализируется посещение церкви, в процессе которо- го участники эксперимента визуально воспринимают пространство церкви и вербально его обозначают и описывают объекты, находящиеся в поле их индивидуального внимания. Процесс вербальной идентифика- ции объектов, или экзотетическое говорение (озвучивание мыслей, говорящая рефлексия), выражается в понятии экзотезы, которая лежит в основе метода сбора данных и одновременно представляет собой базу для проведения эмпирического когнитивного анализа. Целью анализа экзотетического говорения является реконструкция концептов, раскрывающих общие и индивидуальные когниции, формируемые у посетителей церкви и связанные с воспринимаемым миром и с волей человека. В результате исследования общих экзотетических форм, функций и их различий у трех посетителей церкви авторы выделили три концепта, отличающие индивидуальное восприятие пространства церкви: цер- ковь как функциональное религиозное пространство, церковь как место, в котором изображаются фрагмен- ты жизни Иисуса Христа, и церковь как архитектурно-исторический объект. Метод экзотезы дал возмож- ность авторам не только смоделировать концепты и выявить их своеобразие, но и изучить формирование ситуативно обусловленных когниций, связанных с комплексом осуществления культурных практик. Ключевые слова: мультимодальность, мультимодальный анализ интеракции, посещение церкви, куль- турная практика, интеракционный анализ пространства, экзотетическое говорение, язык и когниция. Цитирование. Schmitt R., Fiehler R., Öndüc S. Exothese als Erhebungsmethode und Analysegrundlage // Вестник Волгоградского государственного университета. Серия 2, Языкознание. – 2018. – Т.17, № 2. – С.151–169. – DOI: https://doi.org/10.15688/jvolsu2.2018.2.17 EXOTHESE ALS ERHEBUNGSMETHODE UND ANALYSEGRUNDLAGE Reinhold Schmitt Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, Deutschland Reinhard Fiehler Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg, Deutschland Serap Öndüc Universität Koblenz-Landau, Koblenz, Deutschland Abstract. Auf der Grundlage videodokumentierter Kirchenbesichtigungen, bei denen exothetisches Sprechen als Erhebungsmethode eingesetzt wurde, analysiert der Aufsatz Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Kirchenbesichtigungen von Aurelia, Saskia und Anton. Alle haben dieselbe Kirche besichtigt und ihre visuelle Wahrnehmung des Kirchenraums – das war die explizit formulierte Aufgabe – durch verbale Kommentare und Beschreibungen begleitet. Übergeordnetes Ziel der Analyse des exothetischen Sprechens war die Rekonstruktion der den Besichtigungen zugrundeliegenden Konzepte, die zum Großteil in mitgebrachten Relevanzen begründet sind. Nach der Skizzierung unseres zentralen Erkenntnisinteresses und der Verortung unseres Ansatzes im relevanten Forschungskontext arbeiten wir zunächst die Gemeinsamkeiten der exothetischen Formen und ihre Funktionen in den drei Kirchenbesichtigungen heraus. Dann konzentrieren wir uns auf die Unterschiede und jeweiligen Besonderheiten der drei Besichtigungen und arbeiten dabei drei eigenständige, in sich schlüssige Besichtigungskonzepte heraus. Diese drei Konzepte zeichnen sich durch die jeweils eigenständige Konstitution des Kirchenraums bei dessen Besichtigung aus. Wir konnten zeigen, dass der Kirchenraum als religiöser Funktionsraum konstituiert wird (Aurelia), als Ort von Christusdarstellungen (Saskia) und als architekturgeschichtlicher Zusammenhang (Anton). Die modellhafte Eigenständigkeit der Konzepte wurde ausschließlich durch das exothetische Sprechen deutlich. Dies weist die wahrnehmungsbegleitende Thematisierung als wichtiges Erhebungs- und Analyseverfahren für den Zugang zur situierten Kognition im Zusammenhang mit dem Vollzug komplexer kultureller Praktiken aus. Schlüsselwörter: Multimodalität, multimodale Interaktionsanalyse, Kirchenbesichtigung, kulturelle Praktik, interaktionistische Raumanalyse, exothetisches Sprechen, Sprache und Kognition. 152 Einleitung und erkenntnistheoretische Phase 1 bestand in der Dokumentation des Kontextualisierung. Unter exothetischem Kirchenraums bei der Begehung mit einer Action Sprechen versteht man in der Regel Fälle von Cam, bei der die Aufnahme in etwa den selbstbezogenem hörbarem Reden oder von Wahrnehmungsraum der besichtigenden Person lautem Nachdenken im Kontext von wiedergibt. Die systematische Auswertung der Problemlösungssituationen. Im ersten Fall handelt Aufnahmen führte zu einem unbefriedigenden es sich zumeist um situativ-eruptive Äußerungen, Ergebnis, denn sie waren in keiner Weise als die faktisch aufgrund ihrer fehlenden empirische Grundlage für die Beschäftigung mit Vorhersagbarkeit nicht systematisch dokumentiert Kirchenbesichtigungen geeignet. Der zentrale und analysiert werden können. Beim lauten Grund hierfür war der im Vergleich mit dem Denken hingegen handelt es sich um Äußerungen, menschlichen Sehen gänzlich unfokussierte Blick, die – zumeist unter Laborbedingungen – explizit als den die Kamera aufgrund ihres Weitwinkelobjektivs Problemlösungsverfahren eingesetzt, dokumentiert produzierte. Man konnte schlicht und einfach nicht und analysiert werden. In der empirischen hinreichend erkennen, worauf genau sich der Blick Interaktionsanalyse spielt exothetisches Sprechen in bestimmten Situationen richtete, da alles jedoch bisher so gut wie keine Rolle (siehe jedoch: undifferenziert scharf war. [Schmitt, 2017]). In Phase 2 wurde versucht, diese unscharfe Um zu verstehen, wie es zu unserem Fokussierung mit dem Einsatz einer zusätzlichen spezifischen Erkenntnisinteresse an Kontextkamera zu korrigieren. Diese exothetischem Sprechen kommt und in welcher dokumentierte die besichtigende Person nun bei Weise wir dokumentierte Fälle von Exothesen ihrem Gang durch den Kirchenraum. Die als empirische Grundlage für eine multimodal- Hoffnung, die wir mit dem Einsatz dieser zweiten interaktionsanalytische1 Untersuchung nutzen, Kamera und einer neuen Perspektive verbanden, müssen wir etwas ausholen. Die Anfänge realisierte sich jedoch nicht. Es blieb weiterhin unseres Interesses an exothetischem Sprechen relativ unklar, was zu welchem Zeitpunkt der gehen auf die Phase der Konstitution des Aufnahme(n) konkret im Fokus (und in der Kirchenbesichtigungskorpus im Jahr Peripherie) der besichtigenden Personen lag. 2015 zurück. In Reaktion auf dieses unbefriedigende Dieses Erhebungsdesign hat – gemessen am Auswertungsergebnis haben wir uns dann in konversationsanalytischen Authentizitätspostulat – Phase 3 entschieden, die kameratechnisch nicht einen semiexperimentellen Charakter, für den in zu realisierende Wahrnehmungsfokussierung, die erster Linie das wahrnehmungsbegleitende wir für unsere Analysen der Kirchenbesichtigung Sprechen bei den Kirchenbesichtigungen dringend brauchten, im Medium der Verbalität verantwortlich ist, das als von den drei „herzustellen“: Die besichtigenden Personen Besichtigern (Aurelia, Saskia und Anton) explizit sollten kontinuierlich, aber gänzlich selbstbestimmt, zu bearbeitende Aufgabe formuliert wurde. Diese ihre visuelle Wahrnehmung durch Kommentare, Anforderung zum wahrnehmungsbegleitenden Beschreibungen etc. begleiten. Erst nach Einsatz Sprechen als Teil der wissenschaftlichen dieses exothetischen Sprechens war es uns Erhebungsmethode entstand nicht aufgrund analytisch möglich zu verfolgen, worauf sich der theoretischer Vorüberlegungen, sondern ist das Blick und der Fokus bei der Besichtigung jeweils Ergebnis des Datenkonstitutionsprozesses selbst. konkret richteten. Die Entwicklung des Erhebungsdesigns vollzog Die wahrnehmungsbegleitende Verbalisierung sich in insgesamt drei Etappen, bei denen das erleichterte bzw. erhöhte in signifikanter Weise die Design systematisch auf der Basis intensiver Verstehbarkeit und den Nachvollzug der Auswertungen der bereits vorliegenden Wahrnehmung bzw. der Struktur und Sequenzialität Aufnahmen aufnahmetechnisch erweitert der dokumentierten Wahrnehmungsräume des wurde. Raumbetrachters. 153 Die Verbalisierung leistet im Grunde uns lautete also: Für welche Fragestellungen stellen genommen die Selektion, Fokussierung und die videodokumentierten Kirchenbesichtigungen mit Relevanzrückstufung bestimmter Aspekte und der zentralen Komponente des exothetischen Ausschnitte aus der Totalität des aktuell im Sprechens adäquate empirische Grundlagen dar? Wahrnehmungsraum des Betrachters Sichtbaren. Wir benutzen die Daten, die wir explizit als Sie ersetzt – in spezifischer Weise – im Medium der Bearbeitung einer fremdgestellten Aufgabe Sprache die Arbeit des menschlichen Auges und fokussieren, um in einem ersten Schritt zu stellte so die für die Wahrnehmung wichtige rekonstruieren, wie drei besichtigende Personen Grundstruktur von Vorder- und Hintergrund her. Sie (die wir Aurelia, Saskia und Anton nennen wollen) rückt einzelne Objekte in den Vordergrund und diese Aufgabe als Bestandteil ihrer Besichtigung defokussiert gleichzeitig alles im Moment nicht derselben Kirche jeweils individuell bearbeitet Relevante, rückt es – analog dem menschlichen haben. Auge – in den Unschärfebereich der Peripherie oder In einem zweiten Schritt fragen wir auf der des Hintergrunds. Ohne wahrnehmungsbegleitende Grundlage der rekonstruierten Bearbeitungsspezifik und wahrnehmungskommentierende Verbalisierung danach, wie die Besichtigungskonzepte der bleibt aufgrund der undifferenzierten Personen aussehen, das heißt welches De-facto- Relevanzstruktur sehr vieles im Vagen, Modell von Kirchenbesichtigung sie jeweils konkret Hypothetischen und Vieldeutigen. In vielen realisieren. Dieses spezifische Erkenntnisinteresse Situationen kann man die Vielzahl möglicher Seh- lässt sich nur auf der Grundlage des Arten, mit denen man als Analytiker versucht, aus wahrnehmungsbegleitenden Sprechens den sich kontinuierlich verändernden rekonstruieren. Würde man versuchen, alleine auf Wahrnehmungsräumen des Betrachters dessen der Basis der Videoaufnahmen ohne Relevanzen zu rekonstruieren, nicht in hinreichender wahrnehmungsbegleitendes Sprechen konzept- Weise einschränken. rekonstruktiv zu arbeiten, könnte man letztlich nur Erkenntnisinteresse und methodisches sagen, dass alle drei Personen mehr oder weniger Vorgehen. Was muss man nun beachten und mit das Gleiche tun: Sie betreten den Kirchenraum, welchen Implikationen theoretischer und bewegen sich durch den Raum, bleiben an methodologischer Art bekommt man es zu tun, wenn verschiedenen Stellen stehen, um sich etwas man multimodal-interaktionsanalytisch mit verbalen genauer umzusehen, und verlassen nach einer Daten arbeitet, die das Ergebnis der Bearbeitung gewissen Zeit – nachdem sie sozusagen einmal einer explizit formulierten Aufgabe sind? Ein aus durch sind – den Kirchenraum wieder. Letztlich konversationsanalytischer Sicht erwartbarer sind Dokumente ohne wahrnehmungsbegleitendes Hinweis zielt auf das Authentizitätspostulat, nach Sprechen nur adäquat, um sich mit dem körperlich- dem die empirische Grundlage ihrer Analyse räumlichen Positionierungsverhalten von Personen „naturally occurring“2 – das heißt nicht explizit im Kontext von Ausstellungen, Museumsbesuchen, für die Zwecke ihrer Dokumentation produziert Besichtigungen historischer Monumente etc. zu sein müssen. Das ist bei unseren Daten nicht der beschäftigen. Der Erkenntnisgewinn, der dabei Fall. Ein solcher Hinweis läuft jedoch Gefahr, die erzielt werden kann, liegt letztlich in der erkenntnistheoretischen Grundlagen desselben Beantwortung der Frage, was – bezogen auf die unreflektiert zu lassen und zu übersehen, dass das oben relevant gesetzten Verhaltensaspekte – Authentizitätsgebot die Antwort aus der Perspektive Konstituenten und Unterschiede im visuell eines spezifischen Erkenntnisinteresses ist. Sie ist wahrnehmbaren Verhalten der Personen sind. Wir die Reaktion auf die übergeordnete und für jegliche erfahren dabei jedoch nichts über die Form von wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse besichtigungsrelevanten konzeptionellen geltende Anforderung der „empirischen Adäquatheit Orientierungen der Personen. Genau diese stehen der Analysegrundlagen“. Bei anderen jedoch im Zentrum unseres hiesigen Erkenntnisinteressen als denen der Erkenntnisinteresses. Konversationsanalyse fallen Antworten auf die Wir werden – nachdem wir in einem zentrale Anforderung, für die Analyse spezifischer nächsten Schritt zunächst unsere eigene Arbeit im Fragestellungen adäquate empirische Daten zu relevanten Forschungskontext verortet haben – im generieren, gänzlich anders aus. Die Frage für empirischen Teil wie folgt vorgehen: 154 Zunächst geben wir (basierend auf der Auf der Grundlage dieses Resümees Grundlage mehrfacher intensiver werden wir dann in einem Ausblick Sichtungsdurchgänge durch die Gesamttranskripte) Erkenntnismöglichkeiten und -grenzen des einen Überblick über Gemeinsamkeiten des Einsatzes exothetischen Sprechens als exothetischen Sprechens. Diese Gemeinsamkeiten systematischer Erweiterung bisheriger haben wir in äußerungsstruktureller, wissenschaftlicher Erhebungsdesigns und äußerungstypologischer und pragmatischer Gegenstandskonstitutionen im Bereich der Hinsicht bei den wahrnehmungsbegleitenden empirischen Interaktionsforschung reflektieren. Aktivitäten von Aurelia, Saskia und Anton bei der Zunächst aber wollen wir unseren eigenen ausgewählten Kirchenbesichtigung identifiziert. Ansatz in dem für uns relevanten Forschungsfeld Danach fragen wir nach der grundlegenden skizzieren und verorten. Motivierung dieser Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Verortung unseres Ansatzes im zwei zentrale Aspekte, die die dokumentierte kulturelle Forschungskontext. Für die Datenkonstitution Praktik [Schmitt, 2015] „Kirchenbesichtigung“ wurde – wie bereits angedeutet – konstituieren: Kirche (im Verständnis eines wahrnehmungsbegleitendes Sprechen als spezifischen, kulturhistorisch geprägten methodisches Verfahren eingesetzt. Die gesellschaftlichen Funktionsraums) und Besichtigung kirchenbesichtigenden Personen wurden gebeten, (als einen spezifischen, sozial-kulturell geprägten während ihres Gangs durch den Kirchenraum Aktivitätszusammenhang). Bei diesem Arbeitsschritt ihnen wichtig erscheinende Aspekte ihrer visuellen steht die Frage im Mittelpunkt: Lassen sich die Wahrnehmungen, ihrer Gedanken und ihrer rekonstruierten Gemeinsamkeiten in systematischer Empfindungen zu verbalisieren. Die so Weise auf einen dieser beiden Aspekte beziehen? produzierten Äußerungen wurden aufgezeichnet Und wenn ja: Welche sind dies jeweils? und später transkribiert. Diese nicht unmittelbar In einem dritten Schritt analysieren wir für partnergerichteteten Äußerungen bezeichnen wir Aurelia, Saskia und Anton jeweils eine ausgewählte in der Tradition der Funktionalen Pragmatik als Sequenz, die hinsichtlich unseres konzeptbezogenen Exothesen: Erkenntnisinteresses exemplarische und „Eine ‚Exothese‘ ist das unmittelbare, direkte prototypische Qualität besitzt – und die nun die Nach-Außen-Setzen von Prozessen und/oder jeweiligen Besonderheiten und Unterschiede im Resultaten mentaler Vorgänge“ [Rehbein, 1977, wahrnehmungsbegleitenden Sprechen fokussiert. S. 346, Anm. 27]. Diese Sequenzen unterziehen wir einer detaillierten Von seiner Grundstruktur und seinem Zielbezug Analyse. Aufgrund unseres auf exothetisches hat das exothetische Sprechen gewisse Ähnlichkeiten Sprechen bezogenen Erkenntnisinteresses mit dem „lauten Denken“3. Lautes Denken wurde analysieren wir die exothetischen Aktivitäten als unter anderem in der Sozialpsychologie eingesetzt, um monomodal-verbalen Ausdruck, obwohl sie einen Zugang zu kognitiven Verarbeitungsstrukturen integraler Bestandteil des multimodal-räumlichen (vor allem im Zusammenhang mit Planungs- und Gesamtverhaltens der Personen sind. Die Exothese Problemlösungsprozessen) von Versuchspersonen zu besitzt – auch wenn sie im gewissen Sinne im bekommen (beispielsweise [Konrad, 2010] mit Rahmen unseres spezifischen, konzeptbezogenen Literaturüberblick): Erkenntnisinteresses im Mittelpunkt steht – keinen „Die Methode ‚Lautes Denken‘ ermöglicht interaktionstheoretisch autonomen oder gar es, Einblicke in die Gedanken, Gefühle und primären Status gegenüber der visuellen Absichten einer [...] denkenden Person zu erhalten“ Wahrnehmung oder den lokomotiven Aktivitäten [Konrad, 2010, S. 476]. der Personen im Kirchenraum. Die hier verwendete Form des lauten Anschließend formulieren wir in einem Denkens wird als Introspektion (augenblickliche fallbezogenen Resümee die den rekonstruierten Verbalisierung) bezeichnet: Gemeinsamkeiten und Unterschieden „die engste Verbindung zwischen Denken zugrundeliegenden besichtigungskonzeptionellen und verbalen Berichten [ist] dann nachweisbar, Orientierungen der Beteiligten im Sinne wenn das Individuum seine Gedanken unmittelbar typologisierter De-facto-Modelle möglicher im Zuge der Aufgabenbearbeitung in Worte fasst Kirchenbesichtigungen. (‚Introspektion‘)“ [Konrad, 2010, S. 476]. 155 Die Analyse von Exothesen und Protokollen körperlich-räumlichen Voraussetzungen der lauten Denkens wird in einer Vielzahl von Disziplinen Besichtigung darstellen, sind jedoch die genutzt. Dem hier verwendeten Untersuchungsdesign Vergleichbarkeiten des exothetischen Sprechens. am nächsten kommen Arbeiten, die mit Hilfe von Wir fokussieren daher die Realisierung von Action Cam, Kontextkamera und transkribierten Äußerungen, die wir als Teilbearbeitungsverfahren Protokollen lauten Denkens Museums- bzw. hinsichtlich der formulierten Anforderung verstehen Ausstellungsbesuche analysieren [Buttkereit et al., und die wir nachfolgend primär im Hinblick auf 2014; Wise, 2011]. ihre pragmatischen Implikationen differenzieren Auch wenn das genaue Verhältnis wollen. zwischen exothetischen Äußerungen und den Gemeinsamkeiten des zugrunde liegenden Wahrnehmungen, wahrnehmungsbegleitenden Sprechens. Die Gedanken und Empfindungen nach wie vor Äußerungen, die wir in den Exothesen von weitgehend ungeklärt ist, lässt die Aurelia, Saskia und Anton gefunden haben, lassen Versprachlichung visueller Wahrnehmung doch sich (auf einem mittleren Abstraktionsniveau) in erkennen, womit die Sprecher/innen der mehr oder weniger drei große Gruppen Exothese jeweils befasst sind: unterscheiden, die jeweils spezifische Funktionen „Wenn die Verbalisation von Kognitionen im erfüllen: objektbezogene und unmittelbar Kontext von Handlungen uns auch nicht notwendig wahrnehmungsbegleitende Äußerungen, die ‚wirklichen‘, objektiven Handlungsursachen Äußerungen mit selbstkoordinativem Charakter erschließt, so doch die subjektive Sicht des und Äußerungen, die auf vorgängige Erfahrungen Handlungszusammenhangs – und damit die und mitgebrachte Erwartungen bezogen sind. Orientierung der Person auch in vergleichbaren Objektbezogene, wahrnehmungsbegleitende Situationen.“ [Huber, Mandl, 1994, S. 16]. Äußerungen. Es gibt eine Gruppe von Die methodische Eigenständigkeit des Äußerungen, die sich hinsichtlich ihrer exothetischen Sprechens besteht vor allem in der pragmatischen Charakteristik im engeren Sinne Kombination der folgenden Aspekte: auf das in der Situation visuell Wahrgenommene – Es kommt bei unserer Untersuchung nicht beziehen (nicht notwendig gleichzeitig!) und sich in einer Laborsituation, sondern im freien damit ganz unmittelbar aus der Bearbeitung der Feld zum Einsatz, gestellten Aufgabe (die visuelle Wahrnehmung – es gibt keine externen Stimuli, um die nach eigenen Relevanzen und Auswahlkriterien Exothese am Laufen zu halten, zu beschreiben) ergeben. Solche Äußerungen – das Verfahren wird nicht in selbstreflexiver sind aufgrund der unmittelbaren Implikativität der Weise eingesetzt, sondern Produzent und Aufgabe nicht sonderlich überraschend und im Analytiker werden bewusst getrennt. gewissen Sinne prognostizierbar. Zu diesen Fallanalysen. Bei wiederholten Durchgängen Äußerungen gehören: durch die Videoaufzeichnungen und Transkripte Konstative Äußerungen (und Objektlisten): haben wir viele Gemeinsamkeiten, aber auch – der altarraum (Anton Zeile 79), deutliche Unterschiede im exothetischen Sprechen – da ist der altar (Aurelia Zeile 65), von Aurelia, Saskia und Anton entdeckt. Die – die orgel (Sakia Zeile 74). Gemeinsamkeiten bestehen zum einen – was nicht Objektbeschreibungen: überrascht – in ihrem sehr weitgehend – und (-) ein bild (.) mit einem blauen vergleichbaren visuell wahrnehmbaren rahmen (Aurelia Zeile 99-100), körperlichen Verhalten im Kirchenraum: Sie – die orgel die nimmt das (.) den (–) den betreten den Raum, bewegen sich entlang der ganzen zwischenraum da ein (Saskia begehbaren Flächen durch den Raum, bleiben an Zeile 74-77). bestimmten Stellen stehen, positionieren sich vor Nutzungsmöglichkeiten von Objekten: ausgewählten Objekten, verweilen manchmal auch – und dann ist da an der wand ein etwas länger in einer Position – und treten dann kleiner schrank (–) aus marmor den wieder aus der Kirche ins Freie. kann man öffnen (1.5) und da könnte Interessanter als diese visuell wahrnehmbaren man vermuten dass da die hostien drin Gemeinsamkeiten, die gewissermaßen die sind (Aurelia Zeile 282-287). 156 Positiv- und Negativevaluationen: – da is ne (-) büste (2.0) die gucken wir – riesige bilder (Anton Zeile 36), uns mal an (Aurelia Zeile 75-77). – dieses fenster das ist scheu:ßlich (1.0) Äußerungen, die sich auf die Organisation mag ich gar nicht (Anton Zeile 117-119), der eigenen Laufwege beziehen und die – und da ist ein (-) schönes fenster Bewegung im Kirchenraum organisieren: (Aurelia Zeile 60), – da geh ich jetzt nicht rauf (Aurelia Zeile – das hat was fürstliches irgendwie 234), (Saskia Zeile 228). – gut dann gehen wir mal nach vorne Solche unmittelbar objektbezogenen (Aurelia Zeile 157), Äußerungen können – je nach Relevanz, welche – hauptsächlich soll man wohl hier lang die visuell wahrgenommenen Objekte für die (Saskia Zeile 71/72), besichtigende Person besitzen – in ihrem – ich glaub da geh ich mal lieber nicht konstativen Status verbleiben, oder aber sie dienen hin ne (Saskia Zeile 192). als Startpunkt für eine expandierte verbale Erfahrungsexplizierende und Beschäftigung. Beispiele hierfür sind: erwartungsthematisierende Äußerungen. Fragen und Selbstbeantwortungen, Zu dieser Gruppe exothetischen Sprechens Erkenntnisse, Nichtwissen, Vermutungen und gehören Äußerungen, bei denen Aspekte der Problematisierungen: aktuellen visuellen Wahrnehmung vor dem – ja (-) wie bedient man jetzt diese orgel Hintergrund vorgängiger Erfahrungen und (–) wahrscheinlich wenn man diesen mitgebrachter Erwartungen thematisiert werden. glaskasten öffnet (Aurelia Zeile 37-39), Formulierungen von Erwartungen und – aha ehrenlegion (Saskia Zeile 265), Erwartungsbrüchen: – was mach man denn mit den kerzen – hätt ich mir von außen größer (Aurelia Zeile 131), vorgestellt (Anton Zeile 08), – was man damit macht weiß ich nicht – ungewöhnlicher platz für ne orgel (Aurelia Zeile 200), (Anton Zeile 21), – was das denn da hinten (Saskia Zeile 300). – keine kanzel (Anton Zeile 93), Vergleiche, raumintern und – viele bänke ich hätte (.) echt gedacht raumtranszendierend: hier sind weniger bänke in so ner – und (-) hier gibt’s auch weihwasser kleinen kirche (Aurelia Zeile 324-326), (1.5) und das (.) gabs am eingang nicht – die bänke hier haben gar keine fußteile (Aurelia Zeile 56-58), (Saskia Zeile 315). – diese fliesen sind hier auch wieder (1.5) Zwei Aspekte müssen zum adäquaten hier sind die ganz anders (1.0) das (in Verständnis dieser – letztlich die eigentliche der andern) kirche auch (.) nicht so konzeptanalytische Rekonstruktion vorbereitende– (Saskia Zeile 115-120). typologisierenden Ordnung beachtet werden. Die Selbstkoordinative Äußerungen. Daneben skizzierten Typen sind – wie bei den meisten gibt es jedoch eine Gruppe von Äußerungen, die im Versuchen, eine erkenntnisbasierte Ordnung in gewissen Sinne nicht mehr unmittelbar mit der eine Fülle von Einzelfällen zu bringen – nicht Aufgabenbearbeitung, sondern eher mit deren wirklich trennscharf. So sind beispielsweise Strukturierung und der Sicherung von konstatierende Objektthematisierungen – unter Bearbeitungsvoraussetzungen zusammenhängen. einer gewissen Perspektive – Bestandteil von Diese Äußerungen kann man unter dem Stichwort Erfahrungsthematisierungen oder der Formulierung „Selbstkoordination“ zusammenfassen. Sie besitzen von Erwartungsbrüchen. Es gibt also klare unterschiedliche Formen, Explizitheitsgrade und Inklusionsverhältnisse, die für unser Ausbaustufen. Solche Äußerungen sind Erkenntnisinteresse jedoch nicht zentral relevant sind. beispielsweise: Motivierung der Gemeinsamkeiten. Mit Äußerungen, die sich auf die kontinuierliche den beschriebenen Äußerungstypen haben wir Konstitution der ständig wechselnden und sich eine relativ große Schnittmenge von verändernden visuellen Wahrnehmungsräume Gemeinsamkeiten identifiziert, die man als beziehen: besichtigungskonstitutive Aspekte charakterisieren 157 kann. Bezogen auf die formulierte Aufgabe herausgearbeiteten Aspekte durch weitere handelt es sich um Teilverfahren der Bearbeitung. Verweise und Belege absichern. Faktisch handelt Ohne deren Realisierung kann die gestellte es sich bei den nachfolgenden kurzen Aufgabe nicht bearbeitet werden. Wenn man so Präsentationen also um ein stärker will, haben wir mit der typologischen Skizze die ergebnispräsentierendes Format. Die explizite, in sprachlichen Ressourcen rekonstruiert, die der detaillierten Rekonstruktion gegründete Aurelia, Saskia und Anton in übereinstimmender schrittweise Entwicklung und Sättigung finaler Weise nutzen, um ihre visuelle Wahrnehmung und Lesarten bis hin zum hier präsentierten Ergebnis ihre körperlich-räumlichen Aktivitäten verbal zu kann leider nicht geleistet werden. Wir beginnen begleiten. die Analyse mit Aurelia, wenden uns dann Saskia Die Konstitutivität dieser Teilverfahren ist – zu und beschließen diesen Teil mit Anton. Diese und das ist an dieser Stelle wichtig – dabei Auswahl ist nicht ganz zufällig, sondern in weitgehend unabhängig davon, welche spezifische folgender Weise motiviert: Die drei Konzeption von Kirchenbesichtigung sie jeweils Kirchenbesichtigungskonzepte lassen sich entlang verfolgen. Anders formuliert: Die rekonstruierten eines Kontinuums zwischen den Polen situativ- Gemeinsamkeiten des exothetischen deskriptiv und strukturell-kategorial Sprechens sind nur der erste Teil unseres unterscheiden. Aurelias Kirchenraumkonzept ist Erkenntnisinteresses. Sie geben noch keine deutlich in der Nähe des situativ-deskriptiven Pols substanzielle Auskunft darüber, welches Konzept verortet, das von Anton tendiert vergleichbar von Kirchenraum Aurelia, Saskia und Anton bei eindeutig zum strukturell-kategorialen Pol, ihrer Besichtigung ad hoc und situativ, aber – das wohingegen Saskias Konzept mittig positioniert ist unsere Annahme – in systematischer Weise ist und somit an den Eigenschaften beider Pole realisieren. Die rekonstruierten Gemeinsamkeiten partizipiert. Je deutlicher sich das Konzept und ihre weitgehend unspezifische konzeptionelle strukturell-kategorial positioniert, desto Relevanz lassen die situative Realisierung sehr offensichtlicher und benennbarer ist es als unterschiedlicher Kirchenbesichtigungskonzepte mitgebrachte Strukturierungs- und zu. Diese Konzepte kommen erst dann in den Thematisierungsrelevanz. Umgekehrt gilt für Blick, wenn man die Selektion und Rekurrenz anders gepolte Konzepte eine gewisse Implizitheit raumbezogener Aspekte in den Fokus rückt, mit und Widerständigkeit dem Versuch gegenüber, die denen – basierend auf der Grundlage der oben mitgebrachte strukturierende Kraft zu erfassen beschriebenen sprachlichen Ressourcen – von den und adäquat zu benennen. dreien beim wahrnehmungsbegleitenden Sprechen Aurelia: Der Kirchenraum als jeweils eigene Räume geschaffen werden. Diesen religiöser Funktionsraum. Ein rekurrenter Aspekten und den zugrundeliegenden Konzepten, Aspekt, den Aurelia in unterschiedlichen die für ihre Selektion und rekurrente Formulierungen und an verschiedenen Stellen bei Thematisierung verantwortlich sind und bei der ihrer Besichtigung des Kirchenraums zur Besichtigung derselben Kirche jeweils eigene Sprache bringt, sind die Kirchenbänke. Damit Räume konstituieren, wollen wir uns jetzt ist sie – das sei an dieser Stelle vorweg gesagt – zuwenden. die einzige, die Bänke als einen wesentlichen Teil Unterschiede in der Realisierung der der innenarchitektonischen Ausstattung des Kirchenraumkonzepte. Aus Platzgründen können Raums wiederholt thematisiert. Es gibt – neben wir die nachfolgenden Konzeptrekonstruktionen kurzen konstativen exothetischen Formen – vor empirisch nur auf wenige ausgesuchte kurze allem zwei Stellen, an denen sie sich etwas Stellen mit prototypisch-exemplarischer Qualität ausführlicher und reflektierend mit den Bänken gründen. Faktisch-methodisch sind die beschäftigt. Diese Stellen sind für unser Konzeptrekonstruktionen aber durch die detaillierte konzeptbezogenes Erkenntnisinteresse von Analyse der vollständigen Besichtigung breit besonderer Bedeutung, weil in ihnen in abgesichert. Wir werden in diesem Abschnitt für exemplarischer Weise ein zentrales Element von Aurelia, Saskia und Anton jeweils eine zentrale Aurelias Kirchenraumkonzept zum Ausdruck Stelle analysieren. In einem zweiten Schritt kommt. Daher wollen wir uns eine der beiden werden wir dann die konzeptionelle Relevanz der Stellen etwas genauer ansehen. 158 137 AU: und dann4 Bank zum Draufknien und klappt es herunter und 138 (1.5) gleich wieder hinauf (Bild 1). 139 sind hier noch weitere 140 bänke (-) Aurelia bindet die aktuelle Thematisierung der Bänke durch den Anschluss und dann sind hier noch an ihre vorgängigen Thematisierungen an. Aurelia thematisiert die Kirchenbänke bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt unmittelbar nach ihrem Eintritt in die Kirche in einem konstativ- deskriptiven Formulierungsmodus (Zeile 11-13: da sind bänke (2.5) und hier sind bänke und Zeile 109: und dann ist da ne bank). Im Unterschied zu diesen vorherigen Thematisierungen setzt sie sich nun aber in einer Art szenischem Entwurf mit den Bänken im Rahmen einer Wenn-dann- Struktur bezogen auf ihre konkrete Funktion im Gottesdienst auseinander. Die Szene, die sie dabei imaginiert, ist die eines Gottesdienstes, in dem alle Bänke besetzt und nur noch – hinter der letzten Bankreihe – Stehplätze frei sind: 141 AU: und hier wenn man in der 142 letzten 143 reihe steht und alle plätze 144 schon 145 voll sind dann (-) Im folgenden Dann-Teil ihrer Äußerung verdeutlicht sie, welche Situation in dem vollbesetzten Gottesdienst sie konkret vor Augen hat: Das Hinknien zu bestimmten Gelegenheiten als Teil der gottesdienstlichen Liturgie. Der Wechsel des Präsenzmodus vom „sitzen/stehen“ zum „knien“ ist für sie ein fragloser und wichtiger Bestandteil der Beteiligungsweise der anwesenden Gemeinde 151 AU: wahrscheinlich (–) so wie da5 im Gottesdienst. Mit dem abschließenden Formulierungsteil 146 AU: kann man sich das teil da markiert sie, dass sie sich zwar hinsichtlich 147 hier runterklappen der spezifischen Funktionalität des gerade 148 (2.0) bewegten Bankteils nicht ganz sicher ist 149 und dann kann man sich da (wahrscheinlich), verweist dann aber sogleich 150 draufknien auf das heruntergeklappte Teil (zum Draufknien) Interessant ist an ihrer Formulierung, dass in der Bank rechts neben ihr (so wie da) (Bild2)6. sie selbst nicht von „hinknien“, sondern von Bei dem Herunterklappen der Knieleiste handelt draufknien spricht. Die Veränderung des es sich im gewissen Sinne um eine taktil Präsenzmodus wird also nicht an sich, sondern durchgeführte praktische Funktionsprüfung, mit mit konkretem Bezug auf die Bank bzw. das Teil, der Aurelia die Richtigkeit ihrer formulierten das zum Draufknien vorgesehen ist, beschrieben. Wahrnehmungsbeschreibung testet. Bei dem Das Knien (in der Variante von Draufknien) wird beschriebenen taktilen Kontakt mit dem dadurch neben der Besetzbarkeit zum zentralen thematisierten Objekt handelt es sich nicht um Benutzbarkeitshinweis [Hausendorf, Kesselheim, einen situativen Einzelfall. Vielmehr „prüft” und 2013] der Kirchenbank. Während dieser berührt Aurelia – auch dies ist ein Thematisierung greift sie das bewegliche Teil der Alleinstellungsmerkmal – regelmäßig exothetisch 159 hervorgehobene Objekte: ausliegende und Objekte der innenarchitektonischen Ausgestaltung Informationsblätter, Plastikblumen, Verputz, des Kirchenraums. Dies gilt beispielsweise für die Banklehnen mit farbigem Lichtspiel etc. Thematisierung des Ambo (Zeile 227: kann man da In vergleichbar expliziter Weise thematisiert stehen und (.) aus der bibel lesen wenn man Aurelia die Kirchenbänke nochmals zu einem möchte), der Orgel (Zeile 37-38: wie bedient man späteren Zeitpunkt, wobei auch hier wieder die jetzt diese orgel), der Marienstatue (Zeile 255-259: Funktionalität der Bänke für die Durchführung des dann kann man sie dann hier abseits vom altar Gottesdienstes im Mittelpunkt steht. Neuer Aspekt anbeten (–) wenn man mal ein anliegen hat oder ist hier die große Anzahl der Bänke relativ zur Größe so) und des Taufbeckens etc. der Kirche bzw. des Kircheninnenraums: Ihre funktionalistische Perspektive auf den 152 AU: viele bänke ich hätte (.) Kirchenraum ist dabei nicht nur auf die 153 echt Primärfunktion, den Gottesdienst, beschränkt. Sie 154 gedacht hier sind weniger gilt vielmehr auch für religiöse Sekundärnutzungen 155 bänke in außerhalb des Gottesdienstes. Dies wird 156 so ner kleinen kirche beispielsweise deutlich, wenn sich Aurelia intensiv 157 sondern hier mit der Frage beschäftigt, wo man gekaufte 158 sind bänke (–) und da hinten Kerzen entzünden und platzieren kann. Es zeigt 159 sind sich weiterhin darin, dass sie im Kontext der 160 ja (-) eins zwei drei vier Betrachtung der Marienstatue sofort darauf 161 fünf hinweist, was deren „Funktion“ ist: dann kann man 162 sechs (–) ja (.) sechs (-) sie dann hier abseits vom altar anbeten (–) wenn 163 bankreihen (-) pro reihe man mal ein anliegen hat. 164 (-) Konstitutiv für Aurelias Dann folgt wieder eine Art szenischer Kirchenbesichtigungskonzept ist eine Entwurf, bei dem sie erneut eine Situation im funktionalistisch strukturierte Exothese, die – vor Gottesdienst gestaltet, die sich abermals mit dem allem zentrale Objekte – auf ihre Funktionalität für Hinknien beschäftigt: a) den Vollzug des Gottesdienstes und b) für private 165 AU: und die die hier sitzen religiöse Sekundärnutzungen wie etwa das Anrufen 166 die haben der Jungfrau Maria, das nur außerhalb des 167 (–) echt die schlechtesten Gottesdienstes erfolgen kann, beschreibt. Der 168 karten Kirchenraum wird unter einer solchen 169 (1.0) funktionalistischen Perspektive primär als religiöser 170 die können sich ja (-) Funktionsraum konstituiert, für den Aspekte, die 171 müssen sich generell auf die Raumarchitektur bezogen sind, 172 aufn boden hinknien schlichtweg nicht relevant sind. Und nicht 173 (1.0) funktionsrelevante Objekte werden zumeist in 174 und das (.) wo man sich lakonisch realisierten, listenförmig strukturierten 175 hinknien Deskriptionen benannt. 176 können könnte Aurelia bringt die Funktionalität konsequent aus 177 (2.0) Perspektive der Gottesdienstbesucher zur Sprache, 178 kann man hier auch nicht wobei die Nutzung thematisierter Objekte und 179 runterklappen Gegenstände szenisch entworfen und dabei jeweils Die exothetische Relevanz der Kirchenbänke als konkreter situativer Handlungszusammenhang unter dem Aspekt ihrer Funktionalität für den gestaltet wird. Im Relevanzrahmen einer Gottesdienst ist Ausdruck einer generellen solchermaßen funktionalistischen Konstitution des Orientierung, mit der sich Aurelia durch den Kirchenraums, die konsequent aus der Perspektive Kirchenraum bewegt und dabei ihre visuelle der Gottesdienstbesucher oder von Privatpersonen Wahrnehmung sprachlich begleitet. Die gleiche in individueller religiöser Nutzung erfolgt, macht die Funktionsperspektive, mit der sie den Kirchenraum zunächst auffällige thematische Abwesenheit des sprachlich als Funktionsraum konstituiert, findet sich Altars, der im gewissen Sinne exothetisch auch bei der Thematisierung anderer Gegenstände übergangen wird, durchaus Sinn: Denn der Altar ist 160
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