THESAURUS IN SCRIPT ION UM AEGYPTIACARUM. SECHSTE ABTHEILUNG. BAUTEXTE vw INSCHRIFTEN VERSCHIEDENEN INHALTES ALTAEGYPTISCHER DENKMAELER IN HIEROGLYPHISCHER, HIERATISCHER UND DEMOTISCSER SCHRIFT GESAMMELT, BESPROCHEN UND AUTOGRAPHIERT VON HEINRICH BRUGSCH. LEIPZIG 1891. J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG. THESAURUS INSCRIPTIONÜM AEGYPTIACARUM. ALTAEGYPTISCHE INSCHRIFTEN GESAMMELT, VERGLICHEN, ÜBERTRAGEN, ERKLÄRT UND AUTOGRAPHIERT VON HEINRICH BRUGSOH. SECHSTE ABTHEILUNG. LEIPZIG 1891. J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG. BAUTEXTE und INSCHKIFTEN ■ VERSCHIEDENEN INHALTES ALTAEGYPTISCHER DENKMAELER IN HIEROGLYPHISCHER, HIERATISCHER UND DEMOTISCHER SCHRIFT GESAMMELT, BESPROCHEN UND AUTOGRAPHIERT VON HEINRICH BRUGSCH. LEIPZIG 1891. J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG. Vorwort. Die vorwärtsschreitende Erkenntniss der altägyptischen Sprache, im Zusammenhang mit ihrem äußerlich schriftlichen Ausdruck während eines fast viertausendjährigen Bestehens, stellt in der Gegenwart erhöhte Ansprüche an den Herausgeber altägyptischer Inschriften und von Papyrus-Texten, mögen diese in hieroglyphischen und hieratischen oder in demotischen Charakteren niedergeschrieben worden sein. Die Zeiten sind längst vorüber, in welchen es entschuldbar erscheinen durfte, daß der Forscher auf diesem Gebiete, wenn auch mit möglichster Treue und Gewissenhaftigkeit, den gänzlich unverstandenen oder halb verstandenen Zeichen der Inschriften die ihnen entsprechende Form in seinen Abschriften wiederzugeben versuchte. Das Werk der Description de FEgypte und AVilkinson's zahlreiche Publikationen liefern davon ausreichende Beispiele. Die unausbleiblichen Irrthümer, zu welchen die nach dieser Methode hergestellten Abschriften bei jedem Versuche ihrer Erklärung Veranlassung gaben, sind bekannt genug, um auf Einzelheiten als Beispiele hier näher einzugehen, wenn auch gelegentlich derartige ältere Kopien noch jetzt von Werth sind, sobald damals noch wohl erhaltene Texte heute zu Tage ganz oder theilweise zerstört worden und deshalb einer Ergänzung bedürftig sind, wie dies Hr. Griffith bei den Inschriften von Ossiut mit Glück auf Grund älterer Abschriften versucht hat (ein anderes Beispiel s. S. 1184 dieses Bandes). Es ist die unerläßliche Aufgabe unserer Zeit, in welcher die Hauptschwierigkeiten der Entzifferung fast vollständig überwunden sind, den publicirten Abschriften die gebührende korrekte Gestalt zu verleihen, sei es mit Hilfe gegossener, nur für den Buchdruck eingerichteter Typen, sei es auf dem Wege der Photographie, der Lithographie oder des Umdrucks. Darf ich an dieser Stelle von vornherein mein offenes Urtheil aussprechen, so würde ich den Umdruck allen übrigen Methoden vorziehen. Dem Gelehrten ist es auf diese Weise allein gestattet, den Schriftzügen ihre genaue Gestalt wiederzugeben, gewisse charakteristische Eigenthümlichkeiten einzelner Zeichen und Gruppen zu bewahren und seltnere oder zweifelhafte Formen mit aller Treue zu markiren. Die geschnittene und gegossene Type, so wohlgefällig und schön sie immerhin dem Auge erscheinen mag, bindet den Leser, denn sie hält eine und dieselbe Form fest, wenn man nicht zu dem allerdings kostspieligen Mittel greift, im gegebenen Falle eine bestimmte Variation von Neuem zu schneiden und zu giessen. Für die Texte aus ptolemäischer Zeit müßte geradezu ein vollständiger Satz hergestellt werden, um allen Anforderungen zu entsprechen. Die photographische Wiedergabe altägyptischer Inschriften und Texte hat sicherlich den großen Vorzug mit unbestreitbarer Treue die Originale vor Augen zu führen, aber die Vertheilung von Licht und Schatten und, besonders bei längeren, umfangreichen Inschriften, die Kleinheit der Charaktere und das Verschwimmen feinerer Züge (besonders bei Ecken) bereitet nicht selten Schwierigkeiten in dem Wiedererkennen einzelner Zeichen, hauptsächlich bei tiefen en relief geschnittenen Hieroglyphen, wie ich es aus eigener Erfahrung bezeugen kann, mag auch das photographische Hilfsmittel noch so praktisch, bequem und Zeit ersparend sein. Papier-Abklatsche, welche zuerst R. Lepsius in ausgedehntem Maßstabe zur Veröffentlichung von Inschriften in seinem großen Denkmälerwerk ausgenutzt hat, gewähren das beste Mittel, dem Abschreiber wie bei der photographischen Aufnahme Mühe und Zeit zu ersparen, da sie der gewöhnlichste Arbeiter auszuführen im Stande ist, aber sie bergen eine Gefahr in sich, die nicht zu unterschätzen sein dürfte. Bei klaren und deutlichen Texten, besonders bei