4 Rehabilitation und Prävention Susanne Klein-Vogelbach Therapeutische Übungen zur funktionellen Bewegungslehre Analysen und Rezepte w. Mit einem Geleitwort von M. Zinn Mit 172 Abbildungen und einer Ausklapptafel Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1978 Susanne Klein-Vogelbach Institut rur Physiotherapie Malzgasse 14, CH-4052 Basel ISBN 978-3-540-08422-8 ISBN 978-3-662-10457-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-10457-6 Library ofCongress Cataloging in Publication Data. Klein-Vogelbach, Susanne, 1909. Therapeutische Übungen zur funktionellen Bewegungslehre. (Rehabilitation und Prävention; 4) Bibliography: p. Inc1udes index. I. Exer eise therapy. I. Title. RM725.K55 615'.824 77-11142 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei Vervielfliltigungen fiir gewerbliche Zwecke ist gemäß § 54 UrhG eine Ver gütung an den Verlag zu zahlen, deren Höhe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1978. Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New Y ork 1978 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Marken schutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Herstellung: Triltsch, Würzburg 212113140-543210 Geleitwort Mit den Analysen und Rezepten fur eine ökonomische Übungstherapie legt Frau Klein-Vogelbach, die langjährige Leiterin der Schule fur Physiotherapie des Kantonsspitals Ba sel, den zweiten Teil ihres Werkes über die von ihr kreierte funktionelle Bewegungslehre vor. Es handelt sich dabei um einen von der Autorin in schöpferischer Beobachtung und selbständiger konsequenter Entwicklungsarbeit geschaffenen Beitrag, den wir bereits seit langem als elementares, Beobach tung und Interpretation menschlicher Bewegung beinhalten des Kapitel der Physio- und Ergotherapie betrachten. Ohne ausdrückliche Bezugnahme folgt die Arbeit in allen Be reichen den Erkenntnissen moderner Neurophysiologie und Biomechanik. Es sei hier nur auf den prophylaktischen und therapeutischen Wert ökonomischer Haltung und Bewegung, die Auffassung des Menschen als eines ständig gegen die Schwerkraft und andere von außen einwirkende Stimuli re agierenden Wesens, den therapeutischen Gebrauch der Hal tungsreaktionen und mannigfaltiger anderer Fazilitations techniken hingewiesen. Die Wiederholung einer Übung oder einer anderen Leistung des Zentralnervensystems fuhrt nicht nur zu einer Herabsetzung des Widerstandes an den Synapsen der von den entsprechenden Erregungspotentialen durchlau fenen Regelkreise - hier liegt die physiologische Basis allen Lernens, ohne die es keine Entwicklung gäbe -, sondern ne ben dem anvisierten speziellen Leistungs- und Kraftgewinn auch noch zu einer unspezifischen Globalfazilitation. Perzep tionstraining, Selbsterfahrung und anderweitige Schulung des Körperbildschemas sind eminent wichtige Kapitel jeder Nor malisierung und Schmerzlinderung anstrebenden Behandlung von Störungen im Bereich des Stütz-und Bewegungsappara tes. Mit der funktionellen Bewegungslehre und den daraus abgeleiteten Übungen wird daher eine Methode vorgelegt, welche mit größter Wahrscheinlichkeit auch die in Zukunft zu ihrer vollen Anerkennung noch notwendigen Tests verglei chender Therapiestudien mit Kontrollgruppen anders oder gar nicht behandelter Patienten bestehen wird. Der vorliegende Band enthält eine Serie von Übungsanlei tungen fur den Physiotherapeuten, deren Lektüre auch dem die Bewegungstherapie verordnenden Arzt dringend empfoh- v len sei. Wieder ist aus jahrzehntelanger Praxis und Auseinan dersetzung mit dem Stoff ein sehr knapper, jedoch äußerst dichter und gehaltvoller Text entstanden, der ein konzentrier tes Studium verlangt. Die gründliche Verarbeitung gibt jedem Therapeuten den sofortigen Zugang zu sinnvoller praktischer Arbeit und später zur selbständigen Entwicklung eines unbe schränkten, eminent individuell gestaltbaren Übungsrepertoi res. Besonders hervorgehoben seien die Möglichkeiten der Physiotherapie der Wirbelsäulen-, Schultergürtel-und Bek kengürtel-Affektionen, sowie der erste logisch aufgebaute Versuch der Behandlung der Aerophagie, alles Methoden, de ren Wert wir bereits in jahrelanger Erfahrung an unserem großen eigenen Krankengut von Bad Ragaz und Valens bes tätigen konnten. Auch wir Rheumatologen haben dringend auf dieses Buch ge wartet, und wir möchten der Verfasserin nicht nur für ihren entscheidenden Beitrag zur Physio-und Ergotherapie, son dern auch für die große zusätzliche Arbeit danken, die sie mit der Publikation ihres Lebenswerkes im Dienste unserer Pa tienten aufsich genommen hat. Die Beherrschung der funk tionellen Bewegungslehre ermöglicht es dem Therapeuten, die Bedürfnisse seiner Kranken und Behinderten zu erfassen und sich auf das Wesentliche zu beschränken. Von dieser Grundlage aus kann er sich in die verschiedenen Spezialg e biete - wie propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation, die Behandlung des entzündlichen Rheumatismus, psychosomati scher Störungen oder zentraler und peripherer neurologischer Krankheitsbilder, um nur einige wenige zu nennen - vertie fen. Er wird damit in die Lage versetzt, der recht großen Ver suchung der Einseitigkeit bei der Anwendung verschiedener therapeutischer Methoden zu widerstehen und den Anspruch an hohe Qualität seiner unentbehrlichen Arbeit zu erfüllen. Bad Ragaz, im Februar 1978 W.M.ZINN VI Vorwort Ein gesundes Kind lernt im Laufe seiner ersten Lebensjahre gehen, sprechen und seine Hände gebrauchen. Dazu benötigt es keinen anderen Lehrer, als eine Umwelt, die ihm erlaubt, sich entsprechend seiner Anlagen und der bestehenden Sti muli zu entwickeln und in unendlichen Wiederholungsvor gängen Ordnung in die empfangenen Botschaften zu bringen. Will es sich aber besondere Geschicklichkeiten aneignen, wie z. B. die Beherrschung eines Musikinstrumentes, so braucht es dazu Fleiß, Ausdauer und wenn möglich einen fähigen Leh rer. Das allein genügt aber nicht, um etwas Außerordentliches zu erreichen. Das Potential seiner Begabungen definiert zu sätzlich seine Grenzen und Möglichkeiten. Es gibt zwar viele Wege, Talente zu fördern, aber keine, sie zu erzeugen. Ein Patient, der aus gesundheitlichen Gründen therapeutische Übungen machen muß, erlebt die Situation, daß er eine kör perliche Fertigkeit erwerben sollte, zu der er kein Talent be sitzt. Mit anderen Worten: Auch ein idealer, kooperativer, be stens motivierter Patient wird, trotz Fleiß und Ausdauer, mit seinen therapeutischen Übungen höchstens einen "guten Durchschnitt" erreichen können. Durch die Therapie muß er eine schmerzliche Erfahrung hinnehmen, die er vielleicht zum erstenmal bewußt erlebt. Dinge, die einem schwerfallen, weil man dafür nicht begabt ist, und um die man sich, aus welchen Gründen auch immer, strebend bemüht, verdienen im Lichte der vergleichenden Kritik niemals ein besonderes Lob. Das was einem leicht fällt, das wozu man Talent besitzt, wird be wundert und erntet oft auch dann noch Lob, wenn dafür kein besonderer Einsatz geleistet worden ist. Die Konfrontation mit den eigenen Bewegungsschwierig keiten im Rahmen der Therapie verlangt vom Patienten, daß er durch Selbsterfahrung lernt, das Optimum im Bereich sei ner eigenen Möglichkeiten zu erkennen und zu erlangen. Den Vergleich mit "den Anderen", die er vielleicht bewundert und beneidet, muß er ertragen und akzeptieren. Der Therapeut aber sollte die Leistung des Patienten beur teilen können. Er kennt das Ausmaß an Anstrengung und Ge duld, das der Patient permanent aufbringen muß, um die Dif ferenz zwischen seinem Bewegungsverhalten und dem "guten Durchschnitt" zu vermindern. Dafür verdient der Patient Lob VII und Anerkennung. Der Therapeut ist die Bezugsperson, die beides spenden soll. Sowohl durch die Freude über die ver diente Anerkennung als auch durch die unbestechliche Beur teilung seines Bewegungsverhaltens wird der Patient schneller vom Wahrnehmen und Lernen angesprochen. Das Wahrneh men und Verstehen seines Bewegungsverhaltens macht es ihm leichter, seine Behinderung mit mehr Gelassenheit anzuneh men. Gelingt diese Selbstmotivation, an seinem Bewegungs verhalten kontinuierlich weiterzuarbeiten, dann findet der Pa tient auch den Weg, seine eigene Wirklichkeit ökonomisch zu planen und zu gestalten und diese mit der ihm eigenen Vitali tät zu leben. Das vorliegende Buch "Therapeutische Übungen - Analysen und Rezepte" ist der Versuch, jahrelang im Umgang mit Pa tienten erprobte therapeutische Überlegungen in einer Form "aufzubereiten", die es dem interessierten Therapeuten er möglicht, damit wie mit einem guten Kochbuch umzugehen. Durch die Darstellung der Vielfalt von Aspekten rur eine the rapeutische Übung wird es rur den Therapeuten möglich, eine solche Übung mit seinem Patienten nachzuvollziehen, sie an ihn anzupassen und ihm die notwendigen korrigierenden Be wegungsinstruktionen zu geben. Nur durch eine weitgehende Differenzierung kann es gelingen, einerseits ein spezielles funktionelles Problem zu lösen und zugleich den Patienten nicht nur zum Konsumenten der Therapie, sondern zum krea tiven Produzenten der therapeutischen Übung zu machen. Das 1977 in 2. Auflage im Springer-Verlag Berlin-Heidelberg New York erschienene Buch "Funktionelle Bewegungslehre", von S. KLEIN-VOGELBACH ist die theoretische Grundlage der in diesem Buch durchgeruhrten Funktionsanalysen. Es wird Das vorliegende Werk ist als grundlegendes Lehrbuch zur Ein fohrung der funktionellen Bewegungslehre in der Physiothera pie gedacht. Aus diesem Grunde glaubte man, aufa usjUhrliche Literaturzitate verzichten zu können. Für Beratung und Mitarbeit danke ich Georg Klein-Vogel bach, meinem Mann. Allen meinen Schülern der Schule rur Physiotherapie am Kantonsspital Basel. Gisela Rolf, Verena Jung, Irmgard Flückiger, Fränzi Hertner. Ortrud Bronner, Katrin Eicke-Wieser, Lektorinnen. Vreny Gutzwiller-Lüscher, Beatrix Lütolf-Keller, Margrit Meier-Waldstein, Darstellerinnen der Übungen. Dietmar Hund (Kantonsspital Basel), Fetzer (Bad Ragaz), Fotografien. Holger Hammerich, Grafiken. Direktion des Kantonsspital Basel, Fortbildungszentrum Her mitage Bad Ragaz. Basel, im Februar 1978 SUSANNE KLEIN -VOGELBACH VIII Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Abkürzungen XIII Allgemeine Einführung 1 1. Die Frösche, funktionelles Bauchmuskeltraining 5 1.1. Das Modell "Der klassische Frosch" 7 1.2. Anpassung des Modells "Der klassische Frosch" an Kondition und Konstitution 15 l.2.1. Beispiel: "Der U rfrosch" 15 1.2.2. Beispiel: "Anpassung durch Veränderung der Lage der Körperlängsachse im Raum" 22 2. Die Vierfüßler, funktionelles Rückenmuskeltrai ning 29 2.1. Das Modell "Der klassische Vierfiißler" 31 2.2. Anpassung des Modells "Der klassische Vierfußler" an Kondition und Konstitution 38 2.2.1. Beispiel: "Vierfiißler zur Mobilisation der WS in FLEX/EXT" 39 2.2.2. Beispiel: "Vierfiißler zur Mobilisation der WS in LATFLEX 42 2.2.3. Beispiel: "Vierfußler zur Stabilisation der proximalen Extremitätengelenke" 49 2.2.4. Beispiel: "Anpassung durch Veränderung der Lage der KLA im Raum" 54 3. Funktionelles Rotationstraining um die KLA und um die Oberschenkellängsachsen 61 3.1. Das Modell "Wer dreht, gewinnt" 61 3.2. Anpassung der Übung "Wer dreht, gewinnt" an Kondition und Konstitution 69 3.2.1. Beispiel: "T.V.P."= "Der träumende Verkehrspolizist" 69 3.2.2. Beispiel: "Der Yogi" 74 4. Funktionelles Atemtraining 78 4.1. Das Modell "Die Löwenübung" 81 IX 4.2. Anpassung der "Löwenübung" an Kondition und Konstitution 86 4.2.1. Beispiel: "Der Schläfer" 86 4.2.2. Beispiel: "Der Pascha" 89 4.3. Das Modell "Die Zeitlupenatmung" 89 4.4. Anpassung der "Zeitlupenatmung" an Kondition und Konstitution 93 4.4.1. Beispiel: "Rhythmische Atmung" 93 4.4.2. Beispiel: "Doppelhecheln" 94 4.5. Das Modell "Der Luftschlucker" 96 4.5.1. ETAPPEI="DerDarmwind" 96 4.5.2. ETAPPE 11= "Das Rülpsen" 99 4.5.3. ETAPPE III = "Das Verhindern des Luftschluckens" 101 5. FunktioneUes Training statisch bedingter lumbaler/ thorakaler/zervikaler Syndrome 104 5:1. Das Modell "Hubfreie Mobilisation der Wirbelsäule" 1 07 5.2. Anpassung des Modells "Hubfreie Mobilisation der WS" an Kondition und Konstitution 122 5.2.1. Beispiel: "Hubarme Mobilisation der Wirbelsäule" 122 5.2.2. Beispiel: "Mobilisierende Massage" 128 5.3. Anpassung des Modells an besondere Probleme der Lendenwirbelsäule 130 5.3.1. Beispiel: "Entlastungsstellungen rur die LWS" 131 5.3.2. Beispiel: "Die Bewegungssegmente rur eine mobilisierende Massage des L WS-Bereiches" 134 5.3.3. Beispiel: "Hüftgelenk streck' Dich" 135 5.3.4. Beispiel: "Die Zange" 139 5.3.5. Beispiel: "Auf und Zu" 141 5.4. Anpassung des Modells an besondere Probleme der Brustwirbelsäule 145 5.4.1. Beispiel: "Entlastungsstellungen rur die BWS" 145 5.4.2. Beispiel: "Die Bewegungssegmente rur eine mobilisierende Massage des BWS-Bereiches" 147 5.4.3. Beispiel: "Im Gleichgewicht" 149 5.4.4. Beispiel: "Der Korkenzieher" 151 5.5. Anpassung des Modells an besondere Probleme der Halswirbelsäule 154 5.5.1. Beispiel: "Entlastungsstellungen rur die HWS" 155 5.5.2. Beispiel: "Die Bewegungssegmente rur eine mobilisierende Massage des HWS-Bereiches" 158 5.5.3. Beispiel: "Der Schwindler" 161 5.5.4. Beispiel: "Die Kiefersperre" 164 x