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Theorien der Organisation: Die Rückkehr der Gesellschaft PDF

662 Pages·2000·113.847 MB·German
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Gunther Ortmann' Jorg Sydow· Klaus Turk (Hrsg.) Theorien der Organisation Organisation und Gesellschaft Herausgegeben von Gunther Ortmann Wie wiinscht man sich Organisationsforschung? Theoretisch reflektiert, weder in Empirie noch in Organisationslehre oder -beratung sich erschopfend. An avancierte Sozial- und Gesellschaftstheorie anschlieBend, denn Organisationen sind in der Gesellschaft. Interessiert an Organisation als Phanomen der Modeme und an ihrer Genese im Zuge der Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus. Organisationen als Aktionszentren der modernen Gesellschaft ernst nehmend, in denen sich die gesellschaftliche Produktion, Interaktion, Kommunikation - gelinde gesagt - tiberwiegend abspielt. Mit der erforderlichen Aufmerksamkeit ftir das Verhaltnis von Orga nisation und Okonomie, lebenswichtig nicht nur, aber besonders fUr Unternehmungen, die seit je als das Paradigma der Organisations theorie gelten. Gleichwohl Fragen der Wahrnehmung, Interpretation und Kommu nikation und also der Sinnkonstitution und solche der Legitimation nicht ausblendend, wie sie in der interpretativen resp. der Organisa tionskulturforschung und innerhalb des Ethik-Diskurses erortert werden. Organisation auch als Herrschaftszusammenhang thematisierend - als moderne, von Personen abgeloste Form der Herrschaft tiber Men schen und tiber Natur und materielle Ressourcen. Kritisch gegentiber den Verletzungen der Welt, die in der Form der Organisation tatsachlich oder der Moglichkeit nach impliziert sind. Verbindung haltend zu Wirtschafts-, Arbeits- und Industriesoziolo gie, Technik- und Wirtschaftsgeschichte, Volks- und Betriebswirt schaftslehre und womoglich die Abtrennung dieser Departments voneinander und von der Organisationsforschung revidierend. Realitatsmachtig im Sinne von: empfindlich und aufschluBreich ftir die gesellschaftliche Realitat und mit Neugier und Sinn ftir das Gewicht von Fragen, gemessen an der sozialen Praxis der Menschen. So wUnscht man sich Organisationsforschung. Die Reihe "Organisa tion und Gesellschaft" ist ftir Arbeiten gedacht, die dazu beitragen. Gunther Ortmann· Jorg Sydow Klaus Turk (Hrsg.) Theorien der Organisation Die Riickkehr der Gesellschaft 2., durchgesehene Auflage Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fur diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich 1. Auflage 1997 2., durchgesehene Auflage 2000 Alle Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden, 2000 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.westdeutschervlg.de Hiichste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Zie!' Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bucher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf sau refreiem lind chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyathylen lind damit aus organischen Grllndstoffen, die weder bei der Herstellllng noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Umschlagbild: Anselm Kiefer: Zweistromland 1985, mit freundlicher Genehmigung der Anthony d'Offay Gallery, London, und des Ateliers Anselm Kiefer, Barjac. Satz: Klaus Turk ISBN-13: 978-3-531-32945-1 e-ISBN-13: 978-3-322-80840-0 DOl: 10.1007/978-3-322-80840-0 Inhalt Zu DEN BEITRAGEN Einladung zux Lektiire und kleine Orientierungshilfe 9 EINFOHRUNG Gunther Ortmann/} org Sydow/ Klaus Turk Organisation, Strukturation, Gesel1schaft. Die Riickkehr der Gesellschaft in die Organisationstheorie 15 1. INSTITUTIONENOKONOMISCHE UNO EVOLUTIONSTHEORETISCHE ANSATZE J osefWieland Die Neue Organisationsokonomik. Entwicklung und Probleme der Theoriebildung 35 Reinhard Pirker Die Unteroehmung als soziale Institution. Effie Kritik der Transaktionskostenerkliirung der Finna 67 Richard R Nelson Recent Evolutionary Theorizing About Economic Change 81 2. SOZIOLOGISCHER INSTITUTIONALISMUS UNO POLIT-OKONOMISCHE ANsATZE Klaus Turk Organisation als Institution der kapitalistischen Gesel1schaftsformation 124 Christof Wehrs~ Kommentar: Organisation als Institution? 177 Michael Bruch Betriebliche Organisations form und gesellschaftliche Regulation. Zum Problem des Verhaltnisses von Organisation und Gesel1schaft in polit- okonomisch orientierten Ansatzen 181 Hans-Peter Krebs Kommmtar: Totalitat und Kontingenz 211 3. HANDLUNGS-, SYSTEM- UND STRUK'fURATIONSTHEORIE Peter Kappelhoff Rational Choice, Macht und die korporative Organisation der Gesellschaft 218 Hartmtlt Esser Kommentar: Wie oft noch? Wie lange noch? 259 WilMartens Organisation und gesellschaftliche Teilsysteme 263 Uwe Schimank Kommentar: Zur Verknupfung von Gesellschafts- und Organisationstheorie 312 Gunther Ortmann/J iirg Sydow/Arnold Windeler Organisation als reflexive Strukturation 315 Margit Osterloh/ Simon Grand Kommentar: Die Theorie der Strukturation als Metatheorie der Organisation? 355 4. SYMBOLISCHE UND KOGNITIVE ANSATZE Barbara Czarniawska-Joerges Symbolism and Organization Studies 360 Karin Knorr Cetina Kommentar: Living in a Post-Social Society 385 Antonio Strati/ Davide Nicolini Cognitivism in Organization Studies 388 Peter Dachler Kommentar: Kognitivismus in der Organisationsforschung 417 5. NACHBARSCHAFTSBEZIEHUNGEN: BETRlEBSWIRTSCHAFTS LEHRE, PSYCHOLOGIE UND INDUSTRIESOZIOLOGIE Frank Witt Organisation und Gesellschaft in der Theorie der Unternehmung 424 Dieter Sadowski Kommentar: Die Versprechen der Neuen Unternehmenstheorie 449 Dodo zu K,!)phausen-Atifsdf Auf dem Weg zu einem ressourcenorientierten Paradigma? Resource-Dependence-Theorie der Organisation und Resource-based View des Strategischen Managements im Vergleich 452 Georg 5 chrryijgg Kommentar: Theorien organisatorischer Ressourcen 481 Oswald Neuberger Individualisierung und Organisierung. Die wechselseitige Erzeugung von Individuum und Organisation durch Verfahren 487 Manfred Bornewasser Kommentar: Die Rolle der Macht in der Beziehung von Person und Organisation 523 Hans-Joachim BracrYk Organisation in industriesoziologischer Perspektive 530 Gert Schmidt Kommentar: Zwischen Betrieh und Organisation - neuere Aussichten fur die Industriesoziologie 576 ZUMSCHLUSS Institution und Evolution in der Organisationstheorie. Ein Interview mit Walter W Powell 579 VERZEICHNISSE Autorinnen und Autoren des Bandes 588 Literaturverzeichnis 592 Personenregister 636 Sachregister 644 Zu DEN BEITRAGEN Einladung zur Lektiire und kleine Orientierungshilfe So ein Buch, liebe Leserin, lieber Leser, haben wir uns immer gewiinscht - und wir hoffen, Sie auch: Ein Buch, das umfassend und instruktiv den neuesten Stand der Theorie prasentiert, das aber vor allem zeigt: Es ist Bewegung in der Organi sationstheorie. Es gibt avancierte Theorie, Kontroversen, Paradigmenkonkurrenz, und doch, im letzten Quartal dieses Jamhunderts, eine Entwicklung, die wir auf einen gemeinsamen Nenner gebracht haben: Ruckkehr der Gesellschaft - die Wiederentdeckung der Gesellschaft durch die Theorien der Organisation. Dieses Knistern soil sich Ihnen mitteilen. Deshalb haben wir Autorinnen und Autoren ausgewahlt, die - mit wenigen Ausnahmen, die aber die Spannung eher noch erhohen - selbst fur die vorgestellten Theorien stehen, und ihnen manch mal sem, sem kritische, manchmal auch sympathetische Kommentare als noch belebenderes Element beigestellt. Wir wollten keine blofien, getreulichen, neu tralen, faden Darstellungen aus zweiter Hand. Keine Dogmengeschichte. Sondern forcierende, weitertreibende Beitrage und einen Einblick, mit Kleist zu sprechen, in die "Fabrikation der Ideen auf der Werkstatte der Vernunft" - in die zeitge nossische Theoriearbeit in statu nascendi. 1m einzelnen: Unsere Einleitung erlautert den Untertitel des Bandes - sein Programm. Teil 1 versammelt drei Beitrage zm neuen Institutionenokonornik und zm oko nomischen Evolutionstheorie. Josif Wieland ruckt die Darstellung der Organisati ons6konornik - Property-Rights-Theorie, Principal-Agent-Theorie und vor allem die Transaktionskostentheorie - unter die Frage, ob ihr die theoretische Integra tion normativer, kultureller, psychologischer und moralischer Parameter gelingt, ohne ihr spezifisches - spezifisch okonomisches - Erklarungspotential zu zersto reno So hoch dieser Anspruch ist - Wieland ist guten Mutes, nicht, was den vor liegenden Stand der Ausarbeitung besonders durch Williamson anlangt, wohl aber in der Frage der Ausbaufahigkeit der Theorie, zu der er eigene Vorschlage macht. Darin unterscheidet er sich von Reinhard Pirker, der eine kontrakttheoretische Auffassung von Organisationen entschieden ablehnt und insbesondere an der Fahigkeit der Transaktionskostentheorie zweifelt, Produktion, Wandel und orga nisationales Lernen angemessen zu thematisieren. Das verweist auf innovations und evolutionsokonomische Arbeiten und in diesem Band daher auf den an- 10 Zu den Beitragen schliefienden Beitrag von Nelson. Aufschlufireich sind aber auch die Parallelen oder doch Affinitaten zwischen Wieland und Pirker, die beide die fehlende Inte gration der normativen Grundlagen ailer Vertriige und Transaktionen und einen triftigeren Organisationsbegriff anmahnen - und auch in letzterem vielleicht so weit nicht auseinander liegen. Richard Nelson - wer ware besser geeignet? - gibt einen profunden Uberblick iiber das evolutioniire Denken in Biologie und Sozio biologie, iiber die Evolution von Recht, Wissenschaft und Technik bis zu Unter nehmungsorganisationen, Industriestrukturen und zu okonomischem Wachstum. Wandel - "Responding to the Winds of Change" - ist sein Thema, das er mit Blick auf Organisationen und besonders Unternehmungen zur Frage organisa tionalen Lernens im Sinne des Erwerbs von Routinen zuspitzt. Pfadabhangigkei ten und "dynamic increasing returns", damit auch die Idee der Verriegelung - Lock In - technischer, organisationaler und industrieller Evolution spielen in Nelsons Denken eine zunehmend wichtige Rolle. Anschliisse gibt es zur Technik forschung mit dem Konzept des technologischen Regimes oder Paradigmas und zur Institutionenokonomik (piore/Sabe~ Lazonick, North u.a.), zur Innovations okonomik (Dosi, Freeman u.a.) und zum soziologischen Neo-Institutionalismus - begleitet von Zweifeln an der Handlichkeit und Prazision des Institutionenbe griffs: Alles in allem ein Beispiel fur eine Integration von Theorieperspektiven, an der auch Wieland und Pirker gelegen ist. Die drei Beitrage dieses Teils sind als einzige bereits anderswo publiziert, in Wielands und Pirkers Falle fiir diesen Band noch einmal iiberarbeitet resp. erganzt. Wir haben uns daher entschlossen, sie im Gegensatz zu allen anderen Artikeln ohne Kommentar abzudrucken. Ted 2 unseres Bandes widmet sich dem soziologischen Neo-Institutionalismus und den mehr oder minder stark von Marx inspirierten Ansatzen der politis chen Okonomie der Organisation (Tiirk), der franzosischen Regulationsschule, der Radical Political Economists und der Labour Process Debate. Klaus Turk bietet zuniichst eine ausfiihrliche Darstellung und Kritik der neo-institutionalistischen Organisationssoziologie der Zucker, Meyer, Rowan, Jepperson, DiMaggio, Powell u.a. Einreden richten sich an so manche geradezu kontingenztheoretische Fas sung des Verhaltnisses von institutionellen Anforderungen an und Legitimations vorkehrungen von Organisationen und an eine mogliche Uberforderung des In stitutionenbegriffs. (In letzterem trifft Tiirk sich mit Nelson.) Er nutzt dann aber den Begriff fur eine Explikation seines eigenen Ansatzes, in dem Organisationen als Moment des Institutionengefuges der kapitalistischen Gesellschaftsformation bestimmt werden, das genau insofern widerspriichlich ist, als es eine "inkludie rende Exklusion" impliziert: Inklusion der Gesellschaftsmitglieder im Sinne sy stemischer Subsumtion bei gleichzeitiger Exklusion im Sinne von Arbeitslosig keit, Marginalisierung, Diskriminierung. Christof Wehrszg gibt in seinem Kommen tar erganzende - kontrastierende?-Hinweise auf schrittweise erweiterte Inklusio nen (Sozialstaat) - und, hauchzart ironisch, auf eine traurige Dialektik der Orga nisation: "Der Speer nur schliefit die Wunde, die er schlug". Michael Bruch prasen- Einladung if/r Lektike und kleine Orientierungshi!fe 11 tiert eine nahezu komplette Ubersicht uber die Labour Process Debate (Braver man, Edwards, Burawoy, Littler u.a.), den Social Structure of Accurnulation Ansatz und die Theorie der Firma (dazu s. auch Pirker) der Radical Political Eco nomists und die franzosische Regulationstheorie in der Version von Aglietta und vor allem Lipietz. Bruch pladiert fur eine Erganzung letzterer, an der er als Schwache einen luckenhaft ausgearbeiteten Begriff von Organisation konstatiert, durch Tfuks politische Okonomie der Organisation. In Hans-Peter Krebs' Kom mentar zeigen sich Differenzen in der Lipietz-Rezeption, besonders betreffend den Begriff der (produktions-) Norm, der ja schon bei Wieland und Pirker eine kritische Rolle spielte. Ffu Krebs sind diese Normen nicht Gegenstand von Kommunikation und Aushandlung, sondern werden erst im Nachhinein aner kannt oder auch abgelehnt. Tei! 3 enthalt drei Beitrage, die deutlicher als die anderen auf je einem spezifi schen Typus von allgemeiner Sozialtheorie basieren: Peter Kappe!hoff rekurriert auf die Rational-Choke-Theorie, die er allerdings fur erganzungsbedfuftig halt - urn eine Komplexitatstheorie, die der Makroebene sozialer Organisation Eigenstan digkeit zubilligt und so die Engfuhrungen des methodologischen Individualismus vermeiden hilft, und urn die Berucksichtigung normgeleiteten Handelns durch geeignete verhaltenstheoretische Erweiterungen. Dagegen richtet Hartmut Esser schweres Geschutz, mit dem Tenor, alle Bedenken Kappelhoffs seien durch die zeitgenossischen Arbeiten der Rational-Choice-Theorie langst ausgeraurnt - of fene Tfuen? Wi! Martens prasentiert - nach einer kritischen Erorterung system theoretischer, besonders der St. Gallener Konzeptionen des Managements im Sinne von Selbstorganisation - in diesem Band nach vielfaltigen Vorarbeiten zu einer Kommunikationstheorie der Unternehmung und zur Systemtheorie Luh mann scher Provenienz so etwas wie Grundzuge seiner eigenen Organisations theorie. Sie enthalt genau uberlegte Abweichungen von Luhmann, besonders in ihrem Rekurs auf Handlung (einschlieBlich Kommunikation als dessen Sonder fall) als Element des Systems "Organisation" und in ihrer Entscheidung fur eine andere Losung in der Frage des Verhaltnisses verschiedener Systeme zueinander, namlich dafur, die These der volligen Trennung von Systemen mit der ihrer Uber schneidung zu verbinden. Die "Selbigkeit des Differenten" ist die Formel, die er Luhmann entgegenstellt. In Uwe Schimank hat er einen Kommentator, der beiden Sympathien entgegenbringt und der weiterfuhrende Fragen zurn Verhaltnis for maIer Organisationen und gesellschaftlicher Teilsysteme formuliert. Gunther Ort mann, Jiirg Sydow und Arno!d Winde!er geben ebenfalls eine summa, namlich ihrer bisherigen BemUhungen urn eine Organisationstheorie, die durch die Strukturati onstheorie Anthony Giddens' inspiriert ist. Die Rolle von Institutionen, organi sationaler Wandel und das Verhaltnis von Organisation und Psyche werden eben so behandelt wie ausgewahlte "Anwendungsfelder" der Theorie: Mikropolitik, Organisation der Produktion, (Informations-) Technikeinsatz, strategisches Ma nagement, Accounting als soziale Konstruktion von Realitat und interorganisa-

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