Theorie und Berechnung der statisch unbestimmten Tragwerke Elementares Lehrbuch von H. Buchholz Berlin Verlag von Julius Springer 1921 ISBN 978-3-642-98764-9 ISBN 978-3-642-99579-8 (eBook) DOl 10.1007/978-3-642-99579-8 Aile Rechte, insbesondere das der tibersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1921 by Julius Springer in Berlin. Softcover reprint of the hardcover I st edition 1921 Geleitwort. Auf Schritt und Tritt begegnen dem jungen Konstrukteur und Statiker Tragwerke aus jener Gruppe von Karpersystemen, die man als die statisch unbestimmten bezeichnet, und die sich dem entziickten Auge des Gliicklichen, den seine Berufstatigkeit noch mit Idealen erfiillt, oft in iiberaus elegant en Gebilden darbieten. Del' eigenartige Reiz diesel' Konstruktionen lOst den Wunsch aus, so ~twas selbst verantwortlich bauen zu kannen, seinen Namen unter die dazu geharigen statischen Berechnungen setzen zu diirfen. Auch del' Aufstieg in eine hahere Leistungsklasse lockt. Mit Bedauern hat del' Verfasser abel' beobachtet, wie es den meisten unmaglich wurde, diesen ihren Wunsch zur Erfiillung zu bringen. Die zaheste Beharrlichkeit reichte selten aus, die dieses Gebiet mi t ent haltenden dickleibigen odeI' mehrbandigen Werke, die noch dazu meist umfangreiche Vorkenntnisse verlangen, in den wenigen geeigneten MuBe stunden, die die anstrengende Berufsarbeit yom Tage iibrig laBt, durch zuarbeiten. Diese Werke geben das im vorliegenden Buche ausschlieB lich Behandelte nul' als Teilgebiet, mit dem iibrigen in scheinbar unentwirrbarer Verstrickung, del' nul' durch Gesamtstudium des Werkes nach Vorstudium gewisser haherer Disziplinen beizukommen ware. So kommt es dann wohl zur Anschaffung diesel' Bande, abel' nicht zu ihrer Durchdringung. MiBmutige Resignation oft wertvoller Krafte und ihre Umwandlung aus Idealisten ihres Berufes in Nurgehaltverdiener ist die Folge. Del' Verfasser wiirde sich gliicklich schatzen, wenn ihm die Durch fiihrung seiner Absicht gelungen ware, ein Buch zu schaffen, das nicht nur gekauft, sondern auch yom Vielbeschaftigten in jedem einzelnen FaIle restlos bewaltigt wiirde. Dber diesen letzten Punkt hat del' Ver fasser allerdings eine strenge Auffassung: Es ware ihm nicht erwiinscht, wenn sein Buch, ohne vorher verstanden zu sein, als Formelbuch odeI' Schemasammlung Verwendung finden kannte. Es wiirde sich dazu ohne vorhergegangene vollstandige Durcharbeitung auch wohl nicht eignen, denn alles - auch die gewahlten Konstruktionen und Rechnungs verfahren - ist riicksichtslos in erster Linie auf den Zweck zugeschnitten, VOl' all em voIles Verstandnis zu sichern. Es kann ja auch beziiglich del' Konstruktionserfahrungen, del' Linienfiihrung, del' jeweils einfachsten Rechnungsmethoden und dergleichen mehr auf vorziigliche Taschenbiicher verwiesen werden, die sich del' Leser nach erfolgreicher Absolvierung des ihm hier gebotenen Kursus miihelos dienstbar machen wird. - Eine schematisch ausgefiihrte Rechnung von del' Bedeutung, die einer sta- IV Geleitwort. tischen Untersuchung fiir Leben und Eigentum der Mitmenschen fast stets innewohnt, sollte den gewissenhaften Konstrukteur beunruhigen, wie eben eine BewuBtseinsliicke in der Kette des Handelns beunruhigen muBte. Das Buch entstand 1912/13 als Grundlage fiir yom Verfasser erteilten Privatunterricht. JunijJuli 1914 wurde Veroffentlichung beschlossen und Reinschrift hergestellt. Es blieb dann liegen bis 1919. Verfasser erganzte es durch das Einzige, das auf dem vorliegenden Gebiete der Zeitfortschritt erheischte: d~ch einschlagige Bemerkungen uber den Flugzeugbau, zu denen ihn glucklicherweise eine mehrjahrige Ver wendung als Werftingenieur bei einer Fliegerstation, als Lehrer fiir Motorkunde und Flugzeugbau an einer Fliegerschule und schlieBlich als Chefstatiker . einer groBen Flugzeugbauanstalt befahigten. Seinem Wunsche, aus seinen speziellen Manuskripten uber den Flugzeugbau Ausfiihrlicheres zu geben, .glaubte der Verfasser zur Wahrung des vor bestimmten Charakters des hier vorliegenden Werkes nicht nachgeben zu dUrfen, zumal das Angegebene bei verstandnisvollem Gesamtstudium des Buches genugt, um selbstandig in die Flugzeugstatik einzudringen und darin in besseren Stellungen verwendungsfahig zu werden. Die Korrekturen und Beispieluberpriifungen standen unter dem Zeichen unumganglicher anderweitiger intensiver Inanspruchnahme des Verfassers; er bittet daher notigenfalls um Nachsicht: Berichtigungen und auch Wunsche und Ratschlage fiir eine etwaige Neuauflage werden stets gern entgegengenommen und gewissenhaft gepriift bzw. erwogen werden. Der Verfasser ist geneigt, das Buch im FaIle einer giinstigen Aufnahme noch leichter und damit noch mehr Statikfreunden der technischen Praxis zugangig zu machen durch Veroffentlichung eines unabhangigen Buches: "Theorie und Berechnung der statisch bestimmten Tragwerke. " Ich benutze zum Schlusse die Gelegenheit, dem Verlage meinen Dank fur sein verstandnisvolles Entgegenkommen in allen Dingen auszu sprechen, besonders dafiir, daB er es ubernahm, das Figurenmaterial auf seine KOllten in vorzuglicher Ausfiihrung neu zeichnen zu lassen. Leipzig, im Januar 1921. Der Verfasser. Inhaltsverzeichnis. Seita Vorbemerkungen ... 1 I. Die Theorie del' statisch unbestimmten Systeme 2 1. Die Bestimmung des' Begriffes .......... . 2 2. Die iiberzahligen GraBen und das statisch bestimmte Hauptsystem. Del' Grad del' Un bestimmtheit ........ . . . . . . . . 7 3. Verfahren 7ur Erkennung statisch unbestimmter t>bener Tragwerke 11 II. Die BereCJhnung del' statisch unbestimmten Systeme ... 13 1. Die Aufstcllung del' Formanderungsgleichungen . . . . . . . . . 14 2. Die Berechnung del' Elemente del' Formanderungsgleichungen (Punkt verschiebungen) . . . . . . . . . . . . . . 23 a) Die elastische Linie . . . . . . . 24 0 • • • • • b) Die Darstellung von Fachwerkbiegungslinien. . 37 <X) mittels des Verfahrens del' fingierten Lasten 38 fJ) mittels Verschiebungsplanen . . . . . 58 c) Die Mohrschen Arbeitsgleichungen . . . . . . 67 3. Die Vereinfachung del' Berechnung mehrerer Punktverschiebungen einer Formanderungsgleichung durch Anwendung des Satzes von del' Gegenseitigkeit del' Verl!chiebungen ....... . 75 a) Del' Satz von del' Gegenseitigkeit del' Verschiebungen . 75 b) Nutzanwendum!: Die EinfluLllinien . . . . . . . . . 79 Vorbcmerkungen zu Kapitel III und TV: Allgemeine Grdnung del' Untersuchung alIer statisch unbestimmten Systeme ................. . 87 III. Die statisch unbestimmten VolIwandtrager 88 1. Dio statisch unbestimmt gestiitzten gerarlen Balken 88 a) Del' gerado Balken auf droi Stiitzen ..... 88 b) Dor gerade Balkon auf mehr als drei Stiitzen . 104 0) Del' einseitig eingespannte gerade Balken auf zwei Stiitzen 112 d) Das Verhalten del' statisch unbestimmt gestiitzten Balken bei Stiitzensonkungen . . . 117 <X) Bleibende Senkungen . . 118 fJ) EIastisohe Senkungen . . 126 2. Die armierten geraden BaIken . . . . . 130 a) Del' mit Zugband und zwei Vertikalen armierte Vollwandtrager 130 b) Del' mit Zugband und oi ner Vertikalen ai'mierte Vollwandtrager 139 c) DcI' mit parabolischem Zugbande und vielen Vertikalen armierte Vollwandtrager ............. . 140 d) Del' Vollwandfreitrii.ger, mit Zugband armiert.. ..... . 141 3. Die statisch unbestimmten Vollwandbogentrager ..... . 143 Die Ermittlung von Punktverschiebungen bei gebogenen Balken 143 a) Del' ZweigeIenkhogen . 149 b) Del' eingespanntc Bogen 162 4. Das Portal . . . . . . . 172 VI Inhaltsverzeichnis. Seite IV. Die statisch unbestimmten Fachwerktrager ....... . 175 1. Die statisch unbestimmt gestiitzten Fachwerktrager. . . ; . . . 175 a) Der Fachwerkbalken auf drei Stut,zen ......... 175 > •• " b) Der Fachwerkbalken auf mehr als drei Stiitzen und solche mit elastiechen oder blcibenden Stiitzensenkungen . . 186 c) Der Zweigelenkbogen . . . . . . . . . . . . . . 190 2. Die innerlich statisch unbestimmten Fachwerktrager 190 a) Der deutsche Bogen (Fachwerkbogen mit Zugband) 190 b) Der aIs Hangewerk armierte Facbwerkbalken ... 190 c) Die zweistielige Flugzeugzelle. . . . . . . . . . . 191 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 1. Dicgedruckte Stiitze von veranderlichem Tragheitsmoment und uber die Stablange veranderlicher Beanspruchung . . . . . . . . . . 194 2. Die Schutzbriicke . . . . . . . . . . ..' . . . . . . . . . . 198 3. Tabelle der Formeln fur die Punktverschiebungen von einfachen, typischen Vollwandtragern 202 4. Griechisehes Alphabet ........ . . . . . . . . . . . . 212 Vorbemerknngen. Es wird die Kenntnis der Elementarmathematik, der elementaren Festigkeitslehre und der Elemente der Mechanik, insbesondere der Statik der statisch bestimmten Systeme vorausgesetzt. An Bezeich nungen sind demgemaB ohne jedesmalige besondere Erlauterung aus dem technischen Sprachgebrauche iibernommen· worden: P Einzellast, Q verteilte Last, M Moment, J Tragheitsmoment, E Elastizitatsziffer :2 Summe und andere. Zur Erinnerung an weniger gebrauchliche griechische Zeichen dient das am Schlusse des Buches befindliche griechische Alphabet. . Die Anwendung der Ergebnisse der nachfolgenden Darlegungen auf die Berechnung von Tragwerken aus Eisenbeton erfordert nur, an Stelle der wirklichen Querschnittsflachen und Tragheitsmo'mente ideelle einzusetzen, deren Bestimmung nebst zugehoriger Elastizitatsziffer in den jeweils giiltigen Bauvorschriften angegeben wird. Wir wollen einen irgendwie zusammengesetzten Korper als "un verschieblich" bezeichnen, wenn er durch jede beliebige Belastung, so lange'sie nicht zerstorend wirkt, nur elastische Form- und Lage vel:anderung~n erfahren kann. "In sich unverschieblich" nennen wir ihn dann, wenn wir die Stiitzung nicht mit in den Begriff einbeziehen; dariiber hinaus wollen wir ihn als "starr" bezeichnen, wenn seine Formanderung im betrachteten FaIle vergleichsweise verschwindend klein ist. Buchholz, Tragwerke. 1 2 Die Theorie der statisch unbestillllllten Systeme. I .. Die Theorie der statisch unbestimmten Systeme. 1. Bestimmung des Begriffes. Enthalt ein Tragwerk mehr wirksame Systemelemente, als zur Er zielung der Unverschieblichkeit des Systems erforderlich sind, so ist das Tragwerk statischunbestimmt, d.h. die Gleichgewichtsbedingungen allein geniigen nicht, um die der Belastung das Gleichgewicht haltenden Tntgwerks krafte zu bestimmen. Fig. 1 zeigt ein solches Tragwerk in Gestalt einer gegliederten ebenen Scheibe: Ein gleiches System, das die Fig. l. beiden Diagonalstabe nicht enthalt, Fig. 2, ist verschieblich; die System elemente wiirden sich in der angedeuteten Weise gegeneinander ver schieben. Zur" Herstellung der Unverschieblichkeit des Systems ist jedoch nur die Einfiigung einer Diagonalen erforderlich, Fig. 3. Fig. 3 laBt eine allgemeine Eigen schaft aller s£atisch bestimmten Sy steme erkennen: Eine aus beliebigen ':1\ Ursachen erfolgende Langenanderung ~.-.-- ,/. "eines Systemelementes (etwa durch /' ./ Formanderung oder durch Einfiigung .-/ .'/ eines kiirzeren Stabes an die Stelle eines vorhandenen) hat niemals Zwangs spannungen zur Folge. An Fig. 1 kann Fig. 2. mansich leicht das gegenteilige Ver halten der statisch unbestimmten Systeme anschaulich erlautern. Jede Stablangenanderung im Wirkungsbereiche eines iiberzahligen Stabes hat Zwallgsspannungen zur Folge: Das statisch bestimmte, elastische p Stabwerk Fig. 3 wird unter der ein p gezeichneten Belastung infolge der ein .!!.~~ __- -/m tretenden elastischen Stablangenande rungen die Entfernung a7m um ein bestimmtes MaB vergroBern: SolI nun der Stab D vgl. Fig. 1, eingesetzt 2, werden, so muB das zwangsweise ge schehen - unter Verringerung der Entfernung a7m und gleichzeitiger Ver Fig. 3. lallgerung des Stabes D2• Die GroBe der Zwangsspannungen wird - natiirlich unter Einhaltung der Gleich gewichtsbedingungen - offenbar von dem Verhaltnis der elastischen Nachgiebigkeit der Tragwerkselemente zueinander bestimmt. Die Ein fiigung einer "schwachen" Diagonale D2 wird erheblich andere System- Bestimmung des Begriffes. 3 spannungen zur Folge haben, als die Einfugung einer "kraftigen". Es fo1gt hieraus, daB die allein zur Stabkraftermittlung nicht genugenden Gleichgewichtsbedingungen durch· Formanderungsgleich ungen erganzt werden mussen, die das Verhaltnis der elastischen Nachgiebig keit der Tragwerkselemente zueinander zum Ausdruck bringen. Die elastische Nachgiebigkeit eines Tragwerkselementes wird zweckmaBig gemessen durch die Verschiebungen der AnschluBpunkte des Elementes zueinander bei Einwirkung der Einheit der AnschluBspannkrafte in der durch die Art der Einordnung in das System gegebenen Richtung. Sie ist aisCi von der Bemessung und dem Material abhangig: es ergibt sich hieraus, daB die statisch unbestimmte Rechnung im allgemeinen die vorherige Wahl der Querschnitte· oder ihres Verhaltnisses zuein ander verlangt. Da die Gleichgewichtsbedingungen auch fur die Unter suchung statisch unbestimmter Tragwerke von grundlegender Bedeutung sind, so wird es gut sein, dem Leser das Wesentliche daruber in Er innetung zu bringen, um ein luckenfreies Verstandnis zu sichern: Ein fester Korper befindet sich nur da:im im Gleichgewicht, wenn die resultierende Kraft und das resultierende statische Moment der auf den Korper wirkenden auBeren Krafte und Momente gleich Null sind. Ein Tragsystem befindet sich nur dann im Gleichgewicht, wenn seine Elemente sich im Gleichgewicht befinden, d. h. wenn diese Elemente feste Korper sind, fur die die resultierende Kraft und das resultierende Moment gleich Null sind. Jedes Tragsystem kann selbst wieder als ein fester Korper behandelt werden, wenn es j eder Be lastung - wenn auch naturlich von begrenzter Rohe, so doch be liebiger Richtung - widersteht. Ein solches Tragwerk muB aus Ele menten von genugender Festigkeit so aufgebaut worden sein, daB eine Verschiebung der Elemen,te gegeneinander nicht moglich ist, denn nur bei einer solchen Anordnung der Systemelemente ist deren Gleichgewicht fur aIle Belastungsfalle gesichert, wenn nur der Nachweis erbracht wird, daB sich die auBeren Krafte mId Momente des ganzen Systems das Gleichgewicht halten .. Zur Sicherung des Gleichgewichtes des ganzen Systems muB das Tragwerk als Systemelement hoherer Ordnung mit der Erde zu einem neuen unverschieblichen Verbande vereinigt werden. Es geschieht dieses nach den gleichen Gesetzen, nach denen der Aufbau des Tragwerkes selbst und seiner Elemente zu erfolgen hat, wenn auch praktisch eine Sonderbezeichnung - Stutzung - fur die Verbindung eines Tragsystems mit der Erde ublich ist. Wir werden bei Gelegenheit auf die Gesetze des Tragwerkaufbaues ausfuhrlich zuruckkommen. Zum Zwecke der Berechnung pflegen wir die weitaus meisten Trag werke in einzeln zu behandelnde ebene Scheiben aufzulOsen. Auch fUr diese Scheiben haben naturlich die obenstehenden allgemeinen Aus fuhrungen Gultigkeit, wenn nur die in der Scheibenebene wirksamen Krafte und Momente betrachtet werden. Nicht in dieser Ebene wirkende Krafte und Momente sind dUTCh Anordnung von anderen Tragscheiben in Komponenten fur die einzelnen Tragscheibenebenen zu zerlegen. 1* 4 Die Theorie der statisch unbestimmten Systeme. Der Nachweis, daB die Gleichgewichtsbedingungen erfullt sind, kann zeichnerisch und rechnerisch gefuhrt werden. Der zeichnerische Nach weis ist bekanntlich dann erbracht, wenn das aus den geometrisch durch gerade Strecken ausgedruckten Kraften gezeichnete Krafteck und das zugehorige Seileck geschlossen sind, d. h. eine Resultierende gleich Null ergeben. Der rechnerische Nachweis erfordert die Zer legung der verschieden gerichteten Krafte in zwei bestimmt zu wahlende, an sich beliebige nicht parallele Richtungen sowie die Beziehung der Momente auf einen bestimmt zu wahlenden, beliebigen Punkt. AIge braisch ausgedruckt und auf eine ebene Scheibe bezogen treten die Gleichgewichtsbedingungen in Form von drei GleichlJ.Ilgen auf, die, wenn man als Kraftrichtungen die lotrechte und die wagerechte wahlt, lauten: Eine ebene feste Scheibe befindet sich Bur dann im Gleichge""i.chte, wenn: I. die algebraische Summe der lotrechten Krafte, II. die algebraische Summe der wagerechten Krafte und III. die algebraische Summe der Momente, bezogen auf einen be liebigen Punkt der Tragerebene, gleich Null ist. Lassen sich bei gegebener Belastung samtliche auBeren und inneren Krafte eines ebenen Tragwerkes n ur mit Rilfe dieser drei Gleichungen errechnen - seien diese nun algebraisch ausgedruckt (Rittersches Verfahren) oder geometrisch (Krafteplan und Seileck) -, so handelt es sich also urn ein "statisch bestimmtes" System. Konnen bei einer sich im Gleichgewichte befindenden Scheibe die auBeren Krafte nicht allein durch Anwendung der genanuten drei Gleichungen ermittelt werden, so liegt ein auBerlich statisch unbestimmtes System vor. Analog unterscheidet man ferner innerlich statisch un bestimmte Systeme sowie innerlich und auBerlich statisch nnbestimmte Systeme. Diese Unterscheidung hat naturlich nur praktische Bedeutung: ein Wesens ~-----l------~ unterschied zwischen auBeren und inneren Kraften in ihrer Wirkung auf das Tragwerk liegt nicht vor. Ii Ein Beispiel eines statisch bestimmten Tragers bietet der in Fig. 4 dargestellte typische Fach Fig. 4. werktrager auf zwei Stutzen. Z u nachst ist ohne weiteres ersichtlich, daB dieser Trager auBerlich statisch bestimmt ist; die drei Gleichgewichtsbedingungen werden zur Bestimmung der auBeren Krafte ausreichcn: Auflagerdruck A aus + III. - P . a A . l = 0 , dann B aus 1. +P-A-B=O