Theorie als Kampf? Uwe H. Bittlingmayer . Rolf Eickelpasch Jens Kastner · Claudia Rademacher (Hrsg.) Theorie als Kampf? Zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2002 GedrucktaufsäurefreiemundalterungsbeständigemPapier. DieDeutscheBibliothek- CIP-Einheitsaufnahme EinTiteldatensatzfürdiePublikationistbei DerDeutschenBibliothekerhältlich ISBN978-3-8100-3352-9 ISBN978-3-663-11635-6(eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11635-6 ©2002SpringerFachmedienWiesbaden UrsprünglicherschienenbeiLeske+Budrich,Opladen2002. DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtiichgeschützt.JedeVerwertung außerhalbderengenGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVerlages unzulässigundstrafbar.DasgiltinsbesonderefürVervielfältigungen,Übersetzungen,Mikro verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. Satz:VerlagLeske+Budrich,Opladen · . tn memorzam Pierre Bourdieu * t 1930 2002 Inhalt Vorwort 11 UweH. Bittlingmayer/RolfEickelpasch PierreBourdieu: DasPolitischeseinerSoziologie Zur Einführung 13 PolitischeSoziologieals Kritik der Macht SighardNeckel Die MechanismensymbolischerMacht. Kabylen undKapitalismus: EinführendeszurSoziologiePierre Bourdieus 29 SteffaniEngler/KarinZimmermann Das soziologische Denken Bourdieus - Reflexivitätin kritischer Absicht...................................................................................... 35 RalfEickelpasch ParteilicheUnparteilichkeit. Paradoxieninder Begründungeiner kritischen Soziologiebei Pierre Bourdieu......................................................................................... 49 Michael Vester Das relationaleParadigmaunddiepolitischeSoziologie sozialerKlassen 61 Klaus Kraemer CharismatischerHabitus. Zur sozialen KonstruktionsymbolischerMacht 123 8 Inhalt Politik der Geschlechterverhältnisse Claudia Rademacher Jenseits männlicherHerrschaft. Pierre BourdieusKonzepteiner Geschlechterpolitik................................ 145 Susanne Kröhnert-Othman/Ilse Lenz GeschlechtundEthnizitätbeiPierre Bourdieu. Kämpfe um Anerkennung undsymbolischeRegulation 159 ZeitdiagnoseNeoliberalismus Stephan Egger/AndreasPfeuffer Zur Ideologieder Krise. Eine Apologieihrer Kritik beiPierreBourdieu........................................ 181 OlafGroh NeoliberalismusalshegemonialesProjekt. Zur Erklärungskraftder politischenSoziologiePierreBourdieus 197 UweH.Bittlingmayer Transformationder Notwendigkeit. PrekarisierteHabitusformenalsKehrseiteder"Wissensgesellschaft"..... 225 Kritik der Staatsgewalt Pierre Bourdieu/OlivierChristln/Pierre-EtienneWill Über dieStaatswissenschaft..................... 255 Lote Wacquant TödlicheSymbiose. Wenn Ghettound Gefängnissich verbinden 269 Jens Kastner ,,FleischgewordeneHöllenmaschine". StaatlicherRassismus alsneoliberalePolitik............................................ 319 Herrschaftder Eliten Hans-PeterMüller Globale Eliten?Eine soziologischeProblemskizze 345 Michael Hartmann Leistungoder Habitus?DasLeistungsprinzipunddiesoziale OffenheitderdeutschenWirtschaftselite.................................................. 361 Inhalt 9 Bildung,Machtund Intellektuelle Carsten Keller/OlivierSchöller Autoritäre Bildung. BildungsreformimZeichen vonStandortwettbewerbundneuenEliten.. 381 Ullrich Bauer SozialisationunddieReproduktionsozialer Ungleichheit. Bourdieus politische SoziologieunddieSozialisationsforschung............ 415 DanielDravenau Herablassung,Rigorismus, Konformität. Klassenhabitus undautoritärerCharakter 447 Peter Wiechens DiskursiveGewalt. ZurBourdieu-Derrida-KontroverseüberHeidegger................................. 473 Autorinnenund Autoren........................................................................ 487 Vorwort Pierre Bourdieu gehört seit den 90er Jahren zu den wenigen Soziologen, die versucht haben, unmittelbaren Einfluss auf politische Prozesse und Debatten zu nehmen. Sein zorniges Engagement für die französischen Arbeiter, sein aggressiver Kampf gegen die Staatsaristokratie im eigenen Land und gegen die globale "Geißel" des Neoliberalismus haben ihn zu einem der bekannte sten Intellektuellen Europas gemacht. Mit dem Forschungswerk Raisons d'agir und der europäischen Zeitschrift Liber verfolgte er das Ziel, die Intel lektuellen zumGruppenhandeln zubewegen, ihnendieRolle von"Militanten der Vernunft" zugeben. Den Anstoß zur vorliegenden Sammlung von Aufsätzen gab die Tagung "Theorie als Kampf? Zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus", die im Oktober 2000 vom Forschungskolloquium Gesellschaftstheorie und Zeitdia gnose am Institut für Soziologie der Universität Münster veranstaltet wurde. Zentrale Fragestellungen waren u.a.: In welchem Verhältnis steht das politi sche Engagement Bourdieus zu seinen theoretischen Schriften, seinen empi rischen Analysen undseinerSkepsisgegenüberIntellektuellen? Die vorliegende Aufsatzsammlung schließt an diese Diskussion an. Vor allem geht es darum, das Verhältnis zwischen soziologischer Theorie und politischem Kampf kritisch zuerörtern. Unser Dank gilt demLeske +Budrich Verlagfürdie produktive und ge duldige verlegerische Betreuung, Herrn Professor Franz Schultheis und An dreasPfeuffer fürUnterstützung undKooperationsowie demSage Verlagfür die freundliche Überlassung der Rechte zum Wiederabdruck des Wacquant Textes. Dank schulden wir auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Forschungskolloquiums, die keineneigenen Beitrag verfasst, durch ihre kon .struktiven Diskussionsbeiträge aber zum Gelingen des vorliegenden Bandes beigetragen haben. Münster,imApril2002 Das Herausgeberteam Uwe H. Bittlingmayer/RolfEickelpasch Pierre Bourdieu: Das Politische seiner Soziologie Zur Einführung PhilippeFritsch: WelcheFormenkanndenndasEngagementderSoziologenannehmen? Pierre Bourdieu:Man muß schreiben, manmuß schreiben und vonZeit zuZeit das Wort ergreifen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk Pierre Bourdieus ist im deutschsprachigen Raum inder letztenZeit merklich zurückgegangen. Darüber kann auch die Vielzahl von Nachrufen und Würdigungen nach dem Tod Bourdieus nicht hinwegtäuschen. Zwar war schon Mitte der achtziger Jahre aus dem "Geheimtipp Bourdieu" ein "soziologischerKlassiker" gewor den (vgl. u.a,Honneth 1984;Bourdieu et al. 1986),doch führt die bourdieu sche Perspektive auf die soziale Welt auch in den soziologischen Teildiszi plinen, fürdie sie unmittelbar anschlussfähig ist(Bildungssoziologie, Kultur soziologie,Soziologiesozialer Ungleichheit, politische Soziologie), nach wie vor ein randständiges Dasein jenseits des eigentlichen Mainstream. Zu hart näckig waren - und sind inder Regel bis heute - die Missverständnisse, mit denen Bourdieus theoretischen Konzepten undempirischenBefunden begeg netwird. Dass Bourdieu seit den neunziger Jahren in der wissenschaftlichen (und außerwissenschaftlichen) Öffentlichkeit einen enormen internationalen Be kanntheitsgraderlangt hat wiekaumein zweiter Intellektueller,verdankt sich daher vor allem seiner Entscheidung, die politische "Weltflucht im Namen der Wertfreiheit" (Bourdieu 1998a:7) aufzugeben unddas "Gegenfeuer" auf die neoliberale Invasion zu eröffnen. Mit Projekten wie Raisons d'agir oder Liber - Internationales Jahrbuch für Literatur und Kultur sowie zahllosen Vorträgen, Reden und Interviews in ganzEuropa hat Bourdieu versucht, sei ne Vision einer "Internationalen der Intellektuellen" voranzutreiben und die Wissenschaft im Dienste gegen die gesellschaftliche Regression unter neoli beralen VorzeicheninStellung zubringen. Der Soziologie im Besonderen spricht Bourdieu die Funktion eines Stö renfrieds zu, die von denjenigen gefürchtet wird, die von der gegenwärtigen Einrichtung der Gesellschaft profitieren: "Natürlich stört die Soziologie. Sie stört, weil sie enthüllt." (Bourdieu 1996a:33) Das Störpotenzial und die po litische Sprengkraftder Soziologie siehtBourdieu inder Aufklärung über die gesellschaftlichen Widersprüche und die verdeckten, symbolisch verschlei erten Ungleichheits- undHerrschaftsverhältnisse. Indem die Soziologiedurch ihre kritisch-aufklärerische Entmystifizierungsarbeit den eingelebten Herr-
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